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Westliche UdSSR-Bilder nach 1945 | APuZ 32-33/1983 | bpb.de

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APuZ 32-33/1983 Die Einheit der Nation im Geschichtsbild der DDR Westliche UdSSR-Bilder nach 1945 Das Deutschlandbild in französischen Schulbüchern. Vom „Allemagne double" zum „juste milieu"? Englische und deutsche Schulgeschichtsbücher im Vergleich. Wahrnehmungsmuster und Urteilsstrukturen in den Darstellungen der Geschichte beider Länder

Westliche UdSSR-Bilder nach 1945

Gottfried Niedhart

/ 37 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Zu den Kernfragen im Ost-West-Verhältnis gehört die Frage nach der wechselseitigen Einschätzung der Partner bzw. Gegner. Die Urteilsbildung über den anderen, das Bild von ihm, beeinflußt wesentlich Entscheidungsprozesse und Handlungsstrategien. Im Umgang mit der Sowjetunion haben wir es seit der Gründung dieses Staates stets mit konkurrierenden UdSSR-Bildern zu tun. Der Umbruch vom Ende des Zweiten Weltkriegs zum Beginn des Kalten Kriegs ist ein Beispiel für diese Problematik, die mit großer Regelmäßigkeit immer wiederkehrt. Die Position George F. Kennans als Begründer der Containment-Politik in der Formierungsphase des Kalten Kriegs und sein späterer Einstellungswandel gegenüber der Sowjetunion sind Musterfälle für westliche Images von der UdSSR, zum einen im Rahmen offizieller Urteilsbildung, zum anderen als Minderheitenvotum. In beiden Fällen ist nicht präzise zu klären, ob die jeweilige Perzeption der Sowjetunion der Realität entspricht oder eine Fehlperzeption darstellt. Man reagiert stärker aufgrund der jeweiligen Wahrnehmung der Realität als aufgrund der Realität selbst, die man nur ausschnittsweise kennt. Im Sinne friedensgerichteter Politik ist es darum geboten, eine Sowjetunionanalyse von möglichst großer Verläßlichkeit und frei von Vorurteilsbildungen anzustreben. Westliche Einstellungen gegenüber der Sowjetunion waren zu verschiedenen Zeiten von unterschiedlichen Aspekten der sowjetischen Realität geprägt: Bald standen ideologische Fragen im Mittelpunkt, die auf die (welt) revolutionäre Qualität sowjetischer Politik zielten, bald interessierte die Sowjetunion primär im Hinblick auf ihr politisches System oder ihre sozial-ökonomische Verfassung, schließlich wiederum war es die Bewertung sowjetischer Außen-und Militärpolitik, die das Urteil über die Sowjetunion maßgeblich prägte. Mit Ausnahme des Zweiten Weltkriegs und der Entspannungsära war das Bild von der Sowjetunion ein Feindbild und entsprach somit dem sowjetischen Bild vom Westen sehr genau. Aber auch in den stärker durch Kooperation geprägten Abschnitten blieb der Antagonismus zwischen West und Ost bestehen. Geändert hatte sich lediglich die westliche Interessenlage, die Momente partieller west-östlicher Interessenidentität enthielt. Ausschlaggebend dafür war in den siebziger Jahren die Tatsache, daß die Sowjetunion als Militärmacht den Status einer Weltmacht und militärische Parität mit den USA erreicht hatte. In dieser Situation ist es unerläßlich, daß beide Seiten „bei der Reflexion der eigenen Sicherheitsbedürfnisse zugleich die Sicherheit des anderen mitdenken" (Wettig). Die sowjetische Seite darf nicht nur nach westlichen Vorstellungen beurteilt werden — und umgekehrt.

I. Meinungen über die Sowjetunion und das Gebot verläßlicher Sowjetunionanalyse

Seit der Entscheidung für Westintegration und Wiederbewaffnung hat es in der Bundesrepublik Deutschland keine außen-und sicherheitspolitische Entscheidung gegeben, die zu parteipolitischen Konflikten und ausgeprägtem Bürgerengagement geführt hat, wie wir es jetzt angesichts der Debatte um das Wettrüsten und den NATO-Doppelbe-Schluß erleben. In beiden deutschen Staaten wird das Problem des Krieges in einer Weise diskutiert, die die in den Zwängen der Blockbildung und der Eigendynamik des Wettrüstens verfangenen Regierungen vor eine neue Situation stellt. Der Protest gegen ein weiteres Anziehen der Rüstungsspirale trägt sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht neuartige Züge. Noch nie in der deutschen Geschichte hat der Friedensgedanke eine derart große Zahl der Bevölkerung erfaßt. Genaueres wissen wir nur über die Bundesrepublik, wo rund ein Drittel der Bevölkerung die Friedensbewegung ideell unterstützt

Der Rüstungswettlauf hat ein Stadium erreicht, in dem er außer Kontrolle geraten könnte. Historische Parallelen sind immer nur begrenzt aussagekräftig, doch ist mit einiger Berechtigung auf Ähnlichkeiten zwischen der heutigen Lage und der internationalen Situation vor dem Ersten Weltkrieg hingewiesen worden. Was damals die Kriegsflotten waren, sind heute die Raketen. Das damalige maritime Wettrüsten, dessen Hauptantagonisten Großbritannien und Deutschland waren, führte ebenso zur Beeinträchtigung des Sicherheitsgefühls auf allen Seiten, wie es heute im Wettrüsten der Supermächte und ihrer Klientelstaaten der Fall ist. Statt des erhofften Mehr an Sicherheit wurde das Gegenteil erreicht. . Weil man der Gegenseite mißtraute, versuchte man, einen militärischen Vorsprung zu erlangen. Ihn auszugleichen, war die Gegenseite prompt gezwungen. In einer solchen Teufelskreiskonstellation kommt es darauf an, die Rüstungsdynamik nicht zur Eigendynamik werden zu lassen. Zweifellos war der bekannte NATO-Doppelbeschluß als Beitrag zu diesem Ziel gemeint. Man hatte im Bereich der Mittelstreckenraketen einen sowjetischen Rüstungsvorsprung feststellen müssen. Auch die in der gegenwärtigen Debatte offenbar tief gespaltene SPD-Bundestagsfraktion läßt die sowjetische Führung wissen, „daß wir die SS-20-Raketen als militärische und politische Bedrohung ansehen, die nicht hingenommen werden kann"

Aus der Tatsache des Vorsprungs in einem bestimmten Rüstungsbereich, der von der Sowjetunion tatsächlich errungen worden war, schließt man auf die Wahrscheinlichkeit der Bedrohung. Man stellt in erster Linie auf Qualität und Quantität der Rüstung der Gegenseite ab und nicht, wie George F. Kennan, prominenter amerikanischer Kritiker der derzeitigen Politik, dies fordert, auf die Absichten der Gegenseite Oder waren es doch die vermuteten Absichten der Sowjetunion, von denen man ausging? Und wenn ja, welches sind die Absichten der sowjetischen Führung, die sie mit ihrer während der Phase der Entspannungspolitik vehement vorangetriebenen Rüstung verbindet? Hier handelt es sich um eine der Kernfragen im Ost-West-Verhältnis und in der gegenwärtigen Rüstungsdebatte. So einfach, wie Kennan es formuliert, liegt die Sache nicht. Wenn er sagt, es komme auf die Analyse der „Absichten des potentiellen Gegners“ an, so hat er zugleich eine klare Vorstellung von diesen Absichten. Er rechnet nämlich nicht damit, daß die UdSSR die umstrittenen Raketen auch wirklich einsetzen wolle, und glaubt, „daß niemand in Westeuropa sich von den neuen Waffen unter politischen Druck gesetzt fühlen muß, wenn er das nicht will“ Kennans Minderheitenposition wird von den Vätern des NATO-Doppelbeschlus-ses nicht geteilt. Einer von ihnen, Helmut Schmidt, gibt in aller wünschenswerten Klarheit den Grund dafür an: „Rußland war und ist eine expansionistische Macht — ob unter den Zaren oder unter den Kommunisten. Sie bedarf des entschlossenen Gegengewichts — in Zukunft ebenso wie bisher."

Kennan und Schmidt gehen offensichtlich von unterschiedlichen Einschätzungen der sowjetischen Außenpolitik aus. Sie haben voneinander abweichende Vorstellungen der außenpolitischen Ziele der sowjetischen Führung. Der eine unterstellt der sowjetischen Politik einen defensiven, der andere eher einen offensiven Grundzug. Daraus ergibt sich die Frage, von welchen Kentnissen und Vorstellungen westliche Entscheidungsträger bei der Formulierung ihrer Politik gegenüber der Sowjetunion bestimmt werden. Die Frage gewinnt ihr Gewicht aus der Annahme, daß politische Entscheidungen durch die jeweilige Perzeption der Umwelt stark beeinflußt werden, wenn sie auch dadurch allein nicht zu erklären sind. Da jeder Beobachter nur eine begrenzte Informationsmenge verarbeitet, ist die perzipierte Umwelt nicht identisch mit der realen Umwelt. Perzeption und Realität klaffen — von Fall zu Fall in unterschiedlichem Maß — auseinander. Wahrnehmungsfähigkeit und Urteilsbildung hängen von Faktoren wie Interessenlage, gesellschaftliches und kulturelles Umfeld, Wertvorstellungen, Nachrichtenselektion, Erwartungshaltung oder psychischer Disposition ab. Verhaltensweisen, Einstellungen und politische Entscheidungen basieren also nicht unwesentlich auf der Perzeption dessen, womit man es zu tun hat. Die Art der Wahrnehmung bedingt zu einem gut Teil die Art der Politik

Als erste Schlußfolgerung ergibt sich, daß die Urteilsbildung über die Sowjetunion notwendigerweise unsicher bleiben muß. Andererseits darf die Einstellung zur Sowjetunion nicht auf Vorurteilen beruhen. Jedenfalls dürfte darin eine wesentliche Voraussetzung dafür liegen, den Ost-West-Konflikt auch weiterhin unterhalb der Kriegsschwelle zu halten.

Freilich ist schon die Informationsbeschaffung über Vorgänge und Zustände in der Sowjetunion ein besonderes Problem. Infolge der restriktiven sowjetischen Informationspolitik, einer Formierung der publizistischen öffentlichkeit in der Sowjetunion auf die Partei-und Staatsführung hin und allgemein mangelnder Freizügigkeit ist der Kommunikationsfluß in den Westen stets dünn und unbefriedigend gewesen. Das Image vom anderen kommt aufgrund von Informationen zustande, spielt seinerseits aber wiederum eine große Rolle bei der Verarbeitung von Informationen und Signalen, die vom anderen eintreffen. Genau dieser Mechanismus dürfte bei westlichen UdSSR-Bildern immer wieder aufgetreten sein und hat seit Ende des Zweiten Weltkriegs, als sich die Sowjetunion als Großmacht etabliert hatte und infolgedessen ein weit stärkeres Interesse des Westens auf sich zog, verstärkt dazu geführt, Kenntnisse über die Sowjetunion zu vermehren und genauere Einschätzungen anzustreben. In den Worten Kennans vom Juni 1946: „Natürlich haben alle, die sich mit russischen Angelegenheiten befaßten, sich auf den Versuch konzentriert, die sowjetische Mentalität zu ergründen und unsere Kenntnisse über Rußland so weit zu bereichern, daß wir das mögliche Verhalten der Sowjets unter gegebenen Umständen ziemlich genau einschätzen können."

Kennan hatte zu diesem Zeitpunkt in der Tat eine entschieden formulierte Einschätzung vorgenommen. Er konnte auf seine Erfahrungen als Diplomat in Moskau zurückgreifen, bevor er 1947 Chef des außenpolitischen Planungsstabs im State Department in Washington wurde. Seine Analysen waren von ausschlaggebender Bedeutung für den Meinungsstreit, der bei Ende des Zweiten Weltkriegs innerhalb der amerikanischen Administration und Diplomatie ausgetragen wurde. Die einen sahen in der Sowjetunion eine in konventioneller Manier auf Sicherheit abzielende Macht, die sich in die zu schaffende weltweite Friedensordnung integrieren lassen würde. Die anderen hielten sie für eine revolutionären Ideen folgende Macht, deren Expansionswille unbegrenzt sei. Kennan selbst spielte als Vertreter der zweiten Position eine führende Rolle und trug wesentlich zu ihrer Durchsetzung bei Grundlegend für sein Bild von der Sowjetunion war, daß er von der prinzipiellen Feindschaft der Sowjetführung gegenüber der nichtsowjetischen Außenwelt überzeugt war. Kooperation mit der Sowjetunion hielt er infolgedessen im Kern nicht für möglich. Im Februar 1946 faßte er seine Schlußfolgerungen in einer ausführlichen Darstellung zusammen, die als Kennans „langes Telegramm" bekannt geworden ist und zu den Schlüsseldokumenten für die amerikanische Einstellung gegenüber der UdSSR in der Übergangsphase von der Weltkriegsallianz zum Kalten Krieg gehört. Einer der zentralen Sätze macht die neue Lagebeurteilung deutlich: . Alles in allem haben wir es mit einer politischen Kraft zu tun, die sich fanatisch zu dem Glauben bekennt, daß es mit Amerika keinen dauernden Modus vivendi geben kann, daß es wünschenswert und notwendig ist, die innere Harmonie unserer Gesellschaft, unsere traditionellen Lebensgewohnheiten und das internationale Ansehen unseres Staates zu zerstören, um der Sowjet-macht Sicherheit zu verschaffen.

Kennans Wahrnehmung der UdSSR bestimmte fortan deren offizielles Bild in den USA und stellte die Weichen für die Containment-Politik der folgenden Jahre. Damit hatte sich unter konkurrierenden Sehweisen und Einstellungen eine Richtung klar durchgesetzt. Bis heute haben sich seitdem immer wieder Situationen ergeben, in denen es galt, sowjetische Politik zu deuten, und in denen um angemessene Reaktionen auf sowjetische Politik gerungen wurde. Greift man zwei Beispiele heraus, die Berlin-Krise 1961 oder die sowjetische Besetzung Afghanistans 1979, so ergibt sich, daß keine prinzipiell neuen Denkschulen entstanden sind und die üblichen gegensätzlichen Einschätzungen zu verzeichnen waren. Die einen glaubten einen weiteren Schritt der sowjetischen Führung auf ihrem Weg der unbegrenzten Expansion, die anderen ein überstarkes Sicherheitsbedürfnis mit letztlich defensivem Grundzug erkennen zu können. Ein Beobachter wie Kennan, der wie kaum ein zweiter die sowjetische Entwicklung über eine lange Dauer seit der Zwischenkriegszeit bis heute verfolgt und kommentiert hat, vollzog in der Nach-Stalin-Ära einen Einstellungswandel gegenüber der Sowjetunion und sah in der Afghanistan-Besetzung wegen ihrer Auswirkungen auf die internationale Politik zwar einen Fehler der sowjetischen Regierung, nicht aber „Aggressionslüsternheit"

Die entscheidende Schlußfolgerung aus solchen Beispielen, die sich leicht vermehren ließen, lautet, daß westliche Entscheidungsträger ihre Aktionen — also z. B. die amerikanischen Wirtschaftssanktionen nach der Besetzung Afghanistans— aufgrund bestimmter Images von der Sowjetunion verkünden, daß es gleichzeitig aber nicht präzis zu klären ist, ob die jeweilige Einschätzung der Sowjetunion den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht oder eine Fehlperzeption darstellt. Man reagiert stärker aufgrund der jeweiligen Wahrnehmung der Realität als aufgrund der Realität selbst, die man nur ausschnittsweise kennt. Darum hat Stanley Hoffmann 1980 gefordert, die . Absichten unserer Gegner und die Ursachen ihres Handelns" genau zu bestimmen. Er bezweifelte, daß die Regierung Präsident Carters dies in angemessener Weise getan habe, und fragte — natürlich selbst ein eigenes Bild der Sowjetunion vor Augen —, ob Carters Politik „wirklich eine legitime und notwendige Erwiderung auf Afghanistan" sei. „Ist sie nicht vielmehr die Reaktion auf ein Bild der Sowjetunion, das uns mehr über unsere eigenen wiederkehrenden Ängste sagt als über die sowjetische Strategie? Jedesmal, wenn die Sowjetunion einen Bauern im Schachspiel gezogen hat, neigten wir dazu, in diesem Zug das Vorspiel eines verzweifelten Versuchs zu sehen, uns im Pokerspiel aufs Kreuz zu legen. Wir legten Sta-lins taktische Vorstöße in Europa schon 1945 bis 1948 als Schritte aus, die der Eroberung ganz Westeuropas dienen sollten; den Koreakrieg interpretierten wir als erste Etappe eines weltweiten Ausgreifens. Genauso sprechen wir nun von einem Plan der Sowjets, die für den Westen lebenswichtigen Ölquellen und Ölrouten ihrer Herrschaft zu unterwerfen."

Es ist wohl kaum zu leugnen, daß die Frage der wechselseitigen Wahrnehmung zu den Leitfragen jeder Analyse der Ost-West-Beziehungen gehört. Damit ist nicht gemeint, den komplexen Gegenstand Ost-West-Konflikt auf die Perzeptionsproblematik reduzieren zu wollen. Man kann aber nicht darauf verzichten, auch diese Frage zu berücksichtigen. Das Bild, das man im Westen von der Sowjetunion hatte, war zu unterschiedlichen Zeiten von verschiedenen Aspekten der sowjetischen Realität geprägt. Bald standen ideologische Fragen im Mittelpunkt, die auf die (welt) revolutionäre Qualität sowjetischer Politik zielten, bald interessierte die Sowjetunion primär im Hinblick auf ihr politisches System oder ihre sozial-ökonomische Verfassung, bald wiederum war es die Bewertung sowjetischer Außen-und Militärpolitik, die das Urteil über die Sowjetunion maßgeblich prägte

II. Die Sowjetunion als Ideologieträger

Die Sowjetunion ist nicht der erste Staat in der neueren Geschichte, der seine Politik und nicht zuletzt seine Außenpolitik auf ideologisch verbindliche Wertsetzungen bezieht. Wir kennen diese Erscheinung z. B. aus der Zeit der französischen Revolution und vor allem auch aus dem starken Sendungsbewußtsein, das der Politik der USA und ihrem Selbstverständnis als liberaler Vormacht zugrundelag und -liegt. Allerdings wird die ideologische Ausrichtung sowjetischer Politik als ungleich aggressiver empfunden. Dies hängt nicht zuletzt auch mit der Selbstdarstellung der kommunistischen Doktrin zusammen, die zur Erreichung ihres Ziels stets das Mittel revolutionärer Gewalt als legitimes Mittel der Politik ansah. Seit ihrer Gründung befand sich die Sowjetunion ihrem Selbstverständnis zufolge in einem unaufhebbaren ideologischen Gegensatz zur Außenwelt; sie sagte den bevorstehenden Zusammenbruch der westlichen Welt voraus. Wie beurteilte diese Außenwelt die Rolle Moskaus als Zentrum der kommunistischen Bewegung, die eine Weltbewegung werden wollte? Im Mittelpunkt standen die Fragen nach dem Verhältnis von Staat und Partei in der Sowjetunion, dem Verhältnis von staatlicher Außenpolitik, wie sie sich schon bald nach der Oktoberrevolution nach ganz traditionellen Gesichtspunkten entwickelte, und parallel dazu verlaufender revolutionärer Strategie, wie sie der internationale Kommunismus an den Tag legte. Wie waren sowjetische Politiker einzuschätzen, die einmal als gemäßigt wirkende Träger von Staatsämtern auftraten, dann aber wieder als Inhaber von Parteiämtern mit revolutionärer Attitüde?

Ganz allgemein kann gesagt werden, daß die Gefahr der Revolutionierung westlicher Gesellschaften so lange als von der Sowjetunion ausgehende Hauptgefahr eingestuft wurde, wie der UdSSR als Militärmacht keine Bedeutung zugemessen wurde. Bis zum Zweiten Weltkrieg empfand man den Gegensatz zur Sowjetunion vor allem als ideologischen, nicht als machtpolitischen Gegensatz. Aus offenkundigen Gründen verschwand das Problem der ideologischen Konfrontation im Zweiten Weltkrieg während der Zeit des Kriegsbündnisses. Es wurde zuerst wieder im Londoner Foreign Office aufgegriffen, als in der zweiten Hälfte des Jahres 1945 die ideologischen Wurzeln der sowjetischen Politik stärker als vorher gewichtet wurden. Anfang 1946 sprach der britische Außenminister Bevin von der Gefahr kommunistischer Subversion in Frankreich. In den USA fand, wie gesagt, Kennan im Laufe des Jahres 1946 eine stärker werdende Resonanz, und bald dominierte das „Bild des Revolutionsstaats", während die „Rolle der Realpolitik bei den Russen" weitgehend ausgeblendet wurde Die Abwehr des internationalen Kommunismus, der von Moskau zentral gesteuert und in die weltpolitische Offensive gegangen zu sein schien, wurde nicht nur in Europa, sondern auch im Nahen und Mittleren Osten, in Ost-asien und in Lateinamerika zu den vordringlichen Aufgaben gezählt.

Die Gefahr der kommunistischen Weltbewegung erschien um so größer, als man annahm, sie werde von Moskau aus planmäßig und effizient gelenkt und habe den Charakter einer monolithischen Bewegung. Die erst später offen zutage tretenden Differenzen im Weltkommunismus spielten für seine Einschätzung im Westen zunächst keine Rolle. So erschienen die kommunistische Machtübernahme in der Tschechoslowakei im Februar 1948, die innenpolitischen Konflikte in Italien im Sommer 1948, der Sieg der Kommunisten im chinesischen Bürgerkrieg 1949 oder der Ausbruch des Korea-Kriegs 1950 als Ausweis desselben aggressiven internationalen Kommunismus. Nach dem Prager Coup glaubte Bevin fürchten zu müssen, kommunistische Subversion werde in kürzester Zeit den ganzen europäischen Kontinent aufrollen Die Bedrohung des Westens erschien bis 1949 vor allem im Lichte der ideologischen Konfrontation zwischen Ost und West.

Auch in Westdeutschland und der jungen Bundesrepublik Deutschland herrschte diese Sicht der Dinge vor. Antikommunismus war eine nicht wegzudenkende Integrationsklammer und wesentlich für die Ausbildung der eigenen Identität. Namentlich der erste Bundeskanzler, Konrad Adenauer, personifizierte diese Einstellung, indem er die Sowjetunion als Inkarnation des „Bösen" und der „Finsternis“ hinstellte Mit dem Ende der Ära Adenauer begann eine Übergangszeit, an deren Ende die Berührungsangst größerer Selbstgewißheit gewichen war und auch aus der Sicht der Unionsparteien nicht mehr alle sozialdemokratischen Wege nach Moskau führten.

Seit den fünfziger Jahren ging der Stellenwert der Ideologie in westlichen UdSSR-Bildern langsam zurück. Aber nur im Extremfall, wie es bei der Einstellung General de Gaulles gegenüber der UdSSR anzutreffen war, wurden ideologische Elemente weitgehend ignoriert. Nach wie vor blieb die Frage aktuell, ob das ideologische Ziel der Weltrevolution unverändert weitergelte oder ob die Sowjetunion eher den Gesetzen einer westlich beeinflußten Industriegesellschaft folgen werde. Bei einer Umfrage unter Sicherheitsexperten der Bundesrepublik glaubten 1980 immerhin 68 Prozent, daß die sowjetische Führung auch im Kontext der Außenpolitik die marxistischleninistische Ideologie ernst nimmt

In enger Verbindung mit der Frage nach dem Stellenwert der Ideologie steht die Frage nach dem Charakter des sowjetischen Herrschaftssystems und seiner Bedeutung für westliche Urteilsbildungen über die Sowjetunion, weiterhin die Frage, wie beeinflußbar und wandlungsfähig das politische System in der Sowjetunion sei Von Fall zu Fall spielte die Einschätzung der Sowjetunion als totalitäres System, die sich im Westen seit dem Zweiten Weltkrieg allgemein durchsetzte eine stärkere oder schwächere Rolle in den Einstellungen zur Sowjetunion. Jeweils entsprechend der Bereitschaft, zwischen Innen-und Außenpolitik zu trennen, trat der Charakter des politischen Regimes in der Sowjetunion stärker in den Mittelpunkt, wie dies etwa bei Präsident Carters Handhabung der Menschenrechtsproblematik der Fall war, oder blieb für die westliche Urteilsbildung und Politik eher ein Randphänomen, wie dies während der Nixon-Kissinger-Ära zu beobachten war. Beachtlich ist die Ausdauer, mit der im Westen immer wieder die Erwartung geäußert wird, das Sowjetsystem sei wandelbar, gewissermaßen vom Westen aus pädagogisch lenkbar, ob nun durch Druck oder Kompromißbereitschaft. Mit der Entspannungspo-litik, um nur dieses Beispiel anzuführen, ging die weit verbreitete, wenn auch wohl nicht bei der Mehrheit der Entscheidungsträger anzutreffende Erwartung einher, es werde zu Liberalisierungstendenzen im sowjetischen Herrschaftsbereich kommen, sei es innerhalb, sei es außerhalb der sowjetischen Staatsgrenze. Diese Erwartungshaltung muß erstaunen, wenn man bedenkt, daß vergleichbare Erwartungen bisher stets unerfüllt geblieben sind.

III. Außenwirtschaft und Außenpolitik der Sowjetunion

Unabhängig von politischen und ideologischen Überlegungen waren es immer wieder die Wirtschaftsbeziehungen, die für Berührungspunkte zwischen Ost und West sorgten. Seit den zwanziger Jahren galt die Sowjetunion als Markt, Investitionsgebiet und Rohstofflieferant. Man muß zwar zwischen einzelnen wirtschaftlichen Branchen und verschiedenen Regierungen deutlich unterscheiden, aber wenn sich irgendwo ein günstigeres Bild von der Sowjetunion abzeichnete, dann auf wirtschaftlichem Gebiet. Selbstverständlich ist damit nicht der wirtschaftliche Entwicklungsstand der Sowjetunion gemeint, sondern die Möglichkeit der westlichen Wirtschaft, mit der Sowjetunion gute Geschäfte zu machen. Nachdem die Ost-West-Wirtschaftsbeziehungen in der Phase des Kalten Krieges auf ein Minimum zurückgegangen waren, ist das Interesse an der Sowjetunion auf ökonomischem Sektor ständig gestiegen, zunächst in den sechziger Jahren, als in der Sowjetunion eine steigende Industrialisierungstendenz und eine geringfügig stärkere Gewichtung des Konsumgütersektors zu beobachten war, und dann seit dem Beginn der Entspannung, als eine „geradezu explosionsartige Ausdehnung der Ost-West-Wirtschaftsbeziehungen vonstatten gegangen ist" Es zeigt sich über die Zeit, daß politische Annäherung keine unabdingbare Voraussetzung für Wirtschaftsaustausch ist, daß politisch günstige Rahmenbedingungen aber in der Regel auch die Aussichten für Wirtschaftsbeziehungen verbessern. Die politischen Beziehungen zwischen Ost und West sind zweifellos das Kernstück jeder Einstellung zur Sowjetunion. Im Mittelpunkt steht die Frage nach ihrem außenpolitischen Kurs, nach ihrer Stellung im internationalen System. Seit ihrer Gründung erschien die Sowjetunion zunächst geradezu als Antityp zu den übrigen Mitgliedern der internationalen Gesellschaft. Dies galt aus westlicher Sicht besonders in den Jahren von 1939 und 1941; damals galten Stalin und Hitler als Komplizen einer gegen den Westen gerichteten Krieg-führung. Erst nach dem Ende dieser Verbindung und nach dem Abschluß der Anti-Hitler-Koalition erschien die Sowjetunion in einem anderen Licht. Solange der Krieg gegen Deutschland andauerte, gab es eine klare Interessenidentität zwischen den westlichen Alliierten und der UdSSR. Auf außenpolitischer Ebene überwog das Element der Kooperation und drängte traditionelle Konfliktmomente in den Hintergrund. Der Krieg ließ ein Wunschbild von der UdSSR entstehen, das Bild einer kooperationsbereiten Macht, die sich im Unterschied zur Zeit davor in das bestehende, vom Westen geprägte internationale System integrieren lassen würde.

Die USA waren bereit, die sowjetischen Sicherheitsansprüche in Ostmitteleuropa anzuerkennen und in diesem Raum ein gemäßigtes Hegemonialsystem unter sowjetischer Führung zuzulassen. Dies bedeutete aber nicht, daß die kleineren Staaten in dieser Region, die nach westlicher Auffassung eine „sowjetfreundliche“ Politik verfolgen sollten, sowjetisiert werden sollten, oder daß der Sowjetunion gar eine gleichberechtigte Rolle in der Weltpolitik zugestanden wurde. Man betrachtete die Sowjetunion weder während der Zeit der Kriegsallianz, noch für die Zeit nach dem Weltkrieg als gleichrangige Großmacht Es handelte sich dabei nicht nur um eine Besonderheit amerikanisch-sowjetischer Beziehungen, denn auch gegenüber Großbritannien meldeten die USA einen klaren Führungsanspruch an.

Entscheidend war nach amerikanischer Vorstellung das Ziel der Pax Americana. Leitgedanken der Nachkriegsordnung waren Kooperation, Vermeidung von Blockbildung und Liberalisierung, vor allem im wirtschaftlichen Bereich. Nur eine liberale Weltwirtschaftsordnung mit einem offenen Weltmarkt würde die verheerenden Einbrüche der Zeit zwischen den Weltkriegen und die daraus folgenden politischen Katastrophen künftig verhindern können. In seinen Memoiren formulierte der amerikanische Außenminister Cordell Hull diese Grundannahme folgendermaßen: „Für mich hing ungehinderter Handel ebenso untrennbar mit Frieden zusammen wie hohe Zölle, Handelsbarrieren und Diskriminierungen im wirtschaftlichen Wettbewerb mit Krieg. Ich wußte wohl, daß da auch noch andere Faktoren eine Rolle spielten; dennoch war ich davon überzeugt, daß wir, wenn wir einen freieren Handelsverkehr durchsetzen würden — freier im Sinne von weniger Diskriminierungen und Behinderungen — so daß nicht ein Land das andere mit Eifersucht verfolgen würde und der Lebensstandard aller Länder steigen könnte, womit zugleich die wirtschaftliche Unzufriedenheit als Brutstätte des Krieges verschwinden würde, daß wir dann eine begründete Chance für einen dauerhaften Frieden hätten."

Was Präsident Roosevelts Außenminister nicht sagt, was aber außerhalb der USA und nicht zuletzt in der Sowjetunion deutlich gesehen wurde, war die Tatsache, daß Roosevelts liberale Konzeption der One World — der Einen, von einer liberalen Wirtschaftsordnung zusammengehaltenen Welt — dem wirtschaftlich überlegenen Amerika automatisch die Führungsrolle in der Welt beschert hätte.

Da Moskau aus naheliegenden Gründen nie zur Eingliederung in die amerikanische Konzeption einer Weltfriedensordnung bereit war, erschien die sowjetische Regierung immer als Störfaktor im Konzept der One World. Das global angelegte Mitspracheverlangen der USA in allen weltpolitischen Ordnungsfragen sparte auch die Sowjetunion nicht aus. „In dem jetzigen Krieg“, so Roosevelt im Oktober 1944 an Stalin, „gibt es buchstäblich kein einziges Problem, sei es militärischer oder politischer Natur, an dem die Vereinigten Staaten nicht interessiert sind.“ Diese Haltung entsprach im Grundsatz der Haltung Stalins vom April 1945: „Dieser Krieg ist nicht wie in der Vergangenheit; wer immer ein Gebiet besetzt, er legt ihm auch sein eigenes gesellschaftliches System auf. Jeder führt sein eigenes System ein, soweit seine Armee vordringen kann. Es kann ja nicht anders sein.“ Beide Seiten reklamierten für sich einen Führungsanspruch. In der wechselseitigen Perzeption prallte das beiderseitige Verlangen nach Führung aufeinander: global im Fall der USA, was von Seiten der Sowjetunion nicht anerkannt werden konnte; regional begrenzt, aber von der anderen Seite auch nicht tolerierbar, im Fall der Sowjetunion. Daß Roosevelt auf seinem Konzept der One World, auf dem liberalen Modell der Friedenssicherung als verbindlicher Richtschnur bestand und darüber hinaus glaubte, die Sowjetunion in dieses Konzept einbinden zu können, basierte weniger auf einer genauen Einschätzung der Sowjetunion als auf dem beharrlichen Festhalten an eigenen Zielvorstellungen. Die Ausdeutung der sowjetischen Interessenlage erfuhr wenig Aufmerksamkeit. Dies änderte sich erst 1946 — und dann in ganz bestimmter Weise — aufgrund der Verarbeitung von Kennans Analysen und der negativen Beurteilung sowjetischer Politik im Iran und gegenüber der Türkei 1946.

Eher als in den USA hatte man in Großbritannien Zweifel an der Realisierbarkeit einer Friedensordnung unter westlichen Vorzeichen. Im Foreign Office gab es hinsichtlich einer künftigen Zusammenarbeit mit der Sowjetunion schon während des Krieges Pessimisten und Optimisten. Auf Kabinettsebene dominierte eindeutig die optimistische Sicht weil die Nachkriegskooperation mit der Sowjetunion ein festes Axiom britischer Planung darstellte. In und noch kurz nach Jalta herrschte geradezu eine euphorische Einschätzung der Sowjetunion vor. Churchill war von der freundlichen Haltung Stalins und Molotows begeistert. Die Sowjetunion erschien ihm, dem ehemals unversöhnlichen Feind Sowjetrußlands, der auch später in den dreißiger Jahren und während des Krieges sein Mißtrauen gegenüber Stalin nie richtig abschütteln konnte, gegenüber früheren Zeiten gänzlich verändert Churchill zog — bewußt oder unbewußt — eine Parallele und zugleich Abgrenzung zu seinem Vorgänger im Amt des Premierministers, zu Neville Chamberlain. Die Parallele bestand darin, daß beide mit Diktatoren zu tun hatten; den Unterschied glaubte Churchill darin sehen zu können, daß er über Stalin ein zutreffendes Urteil hatte: „Der arme Neville glaubte, Hitler trauen zu können. Er irrte sich, aber ich glaube nicht, daß ich über Stalin im Irrtum bin.“ Churchill hatte sehr schnell Anlaß, seine Sicht der Dinge zu korrigieren. Fragt man nach dem Hintergrund der Einschätzung Stalins zur Zeit von Jalta, so dürfte nicht zuletzt Deutschland als Faktor westlicher Urteilsbildung über die Sowjetunion von erheblicher Bedeutung gewesen sein. Schon in früheren Phasen der Ost-West-Beziehungen hingen UdSSR-Bild und Deutschland-Bild oft eng zusammen. Je bedrohlicher die deutsche Außenpolitik erschien, um so eher nahm die sowjetische Außenpolitik aus westlicher Sicht Züge an, die Formen der Kooperation zwischen West und Ost denkbar erscheinen ließen. Eben diese Konstellation schien Anfang 1945 immer noch gegeben zu sein. Insbesondere die europäischen Kriegsgegner Deutschlands, aber auch die USA waren in starkem Maß von der Furcht beherrscht, Deutschland könnte sich rasch wieder erholen und als Gefahrenherd wiedererstehen bzw. könnte an separaten Abkommen interessiert sein und so die Kriegsalliierten gegeneinander ausspielen. Gefahrenpunkte solcher Art ließen die Frage in den Hintergrund treten, ob mit der Sowjetunion überhaupt eine kooperative Lösung zur Erreichung einer neuen Friedensordnung möglich sein würde, und änderten zunächst auch dann noch wenig an der Politik gegenüber der Sowjetunion, als Zweifel an der Kooperationsbereitschaft der UdSSR stärker wurden. Für die USA ist zusätzlich in Betracht zu ziehen, daß der Krieg in Europa Anfang 1945 zwar zu Ende ging, sein Ende im Fernen Osten aber noch nicht deutlich absehbar war. Die Beziehungen zur Sowjetunion und die Analyse ihrer außenpolitischen Ziele standen in der Rangfolge der Probleme nicht obenan.

Bei Ende des Zweiten Weltkriegs unterlegte man der sowjetischen Außenpolitik vor allem das Verlangen nach Sicherheit, keineswegs aber weitergehende Herrschaftsansprüche. Das sowjetische Sicherheitsverlangen erschien allerdings, wie man im britischen Foreign Office deutlich sah, als ein Verlangen nach „absoluter Sicherheit" mit der darin enthaltenen Implikation, daß mit einer Ausdehnung des sowjetischen Herrschaftsbereichs zu rechnen sei, wenn die Anti-Hitler-Koalition ihre Tragfähigkeit verlieren sollte und die Sowjetunion ihre Sicherheitsprobleme, wie die sowjetische Führung sie sah, dann im Alleingang lösen würde. Innerhalb weniger Wochen nach Jalta schien aus Londoner Sicht eben diese Möglichkeit Realität geworden zu sein. Im Mai 1945 beklagte Churchill den „eisernen Vorhang", den die Sowjetunion quer durch Europa von Lübeck bis Triest niedergehen lasse Daraus folgte auf britischer Seite allerdings nur ein Einstellungswandel gegenüber der Sowjetunion und noch kein Wandel in der Politik. Britische Perzeption der sowjetischen Außenpolitik und britische Politik gegenüber der Sowjetunion begannen auseinanderzuklaffen. Denn notgedrungen sah sich die britische Regierung angesichts ihrer am Ende des Krieges geschwächten Stellung auf das Kooperationskonzept festgelegt 26). Allenfalls zusammen mit den USA wäre eine frühe Kurskorrektur möglich gewesen. Dort allerdings hing man nach Meinung von Lord Halifax, des britischen Botschafters in Washington, immer noch alten Vorstellungen an: „There persists a stubborn determination to rationalise Soviet actions whenever possible and thereby to reduce the prevailing fear of the Russians in the hope of realising the American dream of one world."

Damit ergibt sich, daß in London die Neubewertung der sowjetischen Politik nach der Hochstimmung von Jalta wesentlich früher einsetzte als in Washington. Anders als sein amerikanischer Kollege Byrnes zweifelte Bevin nach der Londoner Außenministerkonferenz vom September 1945 an der Kooperationswilligkeit der Sowjetunion. Da die Neu-fassung des Sowjetunion-Bilds in der Entstehungsphase des Kalten Kriegs zunächst in London vorgenommen wurde, folgt daraus eine starke Relativierung der bisher weitgehend gängigen Supermacht-Perspektive, die die Entstehung des Kalten Kriegs nur aus Washingtoner bzw. Moskauer Sicht betrachtet Erst Ende 1946/Anfang 1947, als die USA im Nahen und Mittleren Osten und in Griechenland die Weltmachtrolle übernahmen, die vorher dort Großbritannien gespielt hatte, befanden sich die USA in der Position, in der sie in einem bipolar werdenden Staatensystem die Funktion einer westlichen Führungsmacht gegenüber der östlichen Füh-rungsmacht übernahmen Vorausgegangen war eine Anfang 1946 einsetzende Angleichung der Einschätzung der UdSSR in Großbritannien und den USA Ein neues Feindbild nahm seine Konturen an, das Feindbild Sowjetunion Es trat neben das alte Feindbild Deutschland und begann es zu ersetzen. Im Mai 1946 hieß es in einem Memorandum Bevins: „The danger of Russia has become certainly as great as, and possibly even greater than, that of a revived Germany."

In der Entfaltung des Kalten Kriegs verfestigte sich das Bild der Sowjetunion als einer Macht mit unbegrenztem Expansionswillen. Als Stereotype wurde diese Deutung auf alle internationalen Konflikte übertragen, insbesondere auch auf Vorgänge in der Dritten Welt. Ohnehin ist zu beachten, daß die westöstliche Konfrontation zwar in Europa ihre deutlichste Ausformung fand, daß sie aber nicht nur europazentrisch, sondern auch mit Blick auf Lateinamerika und Asien, später auch auf Afrika zu sehen ist.

Spätestens mit der Blockade Berlins 1948/1949 hielt man im Westen Konflikte mit der Sowjetunion für Vorstufen der nächst größeren Konflikte. Die Auseinandersetzung mit der sowjetischen Außenpolitik bewegte sich im Rahmen der Dominotheorie, derzufolge eine Position nach der anderen dem ruhelosen sowjetischen Expansionismus zum Opfer fallen könnte. Nach der Blockade Berlins befürchtete man, die UdSSR könnte versucht sein, auch Wien dieses Schicksal zu bereiten. Andererseits rechnete man im Westen 1948/49 nicht mit einem direkten militärischen Angriff der UdSSR. Dies galt auch 1950 nach Ausbruch des Korea-Kriegs, in dessen Verlauf das außenpolitische Image der Sowjetunion im Kalten Krieg seine abschließenden Züge erhielt. Die internationale Lage 1950 führte im Westen zu beträchtlichen Rüstungssteige-rungen und nicht zuletzt zur Einbeziehung der Bundesrepublik Deutschland in das westliche Militärsystem. Die Bedrohungsvorstellungen Adenauers fügten sich nahtlos in die in der westlichen Öffentlichkeit Verbindlichkeit erlangende Sicht der Bedrohung durch den Weltkommunismus ein Der Krieg in Korea war ein gewissermaßen willkommener Anlaß, die Aggressivität sowjetischer Politik herauszustellen, obwohl die Regierung in Washington nicht glaubte, daß eine akute Kriegsgefahr seitens der Sowjetunion bestand, und wußte, daß die sowjetische Regierung den Vormarsch nordkoreanischer Truppen im Juni 1950 nicht inszeniert hatte Aber bereits im April 1950 hatte sich in der Führung der USA ein Bild von der sowjetischen Politik durchgesetzt, in dem die Sowjetunion als globale Bedrohung erschien: Die Sowjetunion wolle die USA vernichten Diese nach Beginn des Korea-Kriegs in die Öffentlichkeit hineingetragene und mit dem Korea-Krieg belegte Perzeption mußte auf sowjetischer Seite, wo man die übersteigerte Reaktion auf Korea zu interpretieren gezwungen war, wiederum eigene Bedrohungsängste hervorrufen, so daß man von einer Kettenreaktion mehrerer Fehlperzeptionen sprechen kann.

Zu den westlichen Symbolfiguren, die für die Auffassung standen, den sowjetischen Führern sei nicht zu trauen, gehörte John Foster Dulles, Außenminister der USA von 1953 bis 1959. Etwaige sowjetische Konzilianz war in seinen Augen als Täuschungsmanöver anzusehen und auf jeden Fall als Zeichen sowjetischer Schwäche und nicht sowjetischer Friedfertigkeit zu deuten Daß die Sowjetunion auf Unterwerfung aus sei, prägte auch das Sowjetunion-Bild Adenauers. Doch auch die SPD begnügte sich mit der Formel vom sowjetischen Imperialismus. Angesichts der Unzugänglichkeit sowjetischer Archive sind wir nicht in der Lage, diese Images zu überprüfen. Entscheidend ist jedoch nicht, ob die Sowjetunion richtig oder falsch beurteilt wurde, sondern daß diese Images wirksam waren.

Ein Stilwandel in der Politik gegenüber dem Osten setzte in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre ein und beschleunigte sich in den sechziger Jahren, obwohl sich die Hauptelemente des Sowjetunion-Bildes kaum änderten, freilich mit einer wesentlichen Ausnahme: seit Ende der fünfziger Jahre gelang es der Sowjetunion, den Vorsprung der USA in der nuklearstrategischen Rüstung einzuholen. Es schien also sinnvoll, im Ost-West-Konflikt das Problem der Konfliktkontrolle stärker anzugehen als bisher. Die von John F. Kennedy betriebene Vertragspolitik gegenüber der Sowjetunion, die in den siebziger Jahren in die Politik der Entspannung mündete, basierte also weniger auf einem neuen UdSSR-Bild als auf beiderseits akzeptierten Interessenlagen und weltpolitischen Tendenzen. Zu nennen sind hier die Aussichtslosigkeit, einen Krieg zu gewinnen, die Kosten des Rüstungswettlaufs, der Wunsch nach verstärkten Wirtschaftsbeziehungen, die Rückkehr Chinas in die inzwischen wieder in mancherlei Hinsicht multipolare Züge annehmende Weltpolitik sowie die Herausbildung des Nord-Süd-Konflikts. Die partielle Interessenidentität zwischen West und Ost war zwar gegenüber dem Kalten Krieg ein neues Wahrnehmungsmuster in den Ost-West-Beziehungen und beherrschte die D 6tente-Politik Nixons und Kissingers doch blieben die wesentlichen Bestandteile der alten Deutungsmuster sehr wohl bestehen Die Entspannungspolitik änderte nichts am west-östlichen Antagonismus obwohl in der breiteren Öffentlichkeit dieser Eindruck entstanden sein mag und bisweilen wohl auch entsprechende Erwartungen geweckt worden sind. Es scheint daher wohl angemessener zu sein, mit Giscard d'Estaing von „Stabilisierung der West-Ost-Beziehungen" zu sprechen. Damit wird der Konflikt nicht vertuscht, aber der Austrag des Konflikts unterhalb der Kriegsschwelle gehalten. Unabdingbare Voraussetzung dafür ist, daß die Supermächte einander Gleichrangigkeit zubilligen. In diesem Punkt war de Gaulles Umgang mit der Sowjetunion wegweisend. Grundlegend war, daß er als französischer Staatspräsident nach 1958 der Sowjetunion Gleichrangigkeit zuerkannte und sie nicht im Streben nach Überlegenheit in die Zweitrangigkeit abdrängen wollte. Dadurch schaffte er einen wichtigen psychologischen Wandel im Ost-West-Verhältnis.

Es muß immer wieder betont werden, daß die Politik der Entspannung nicht mit einem zum Positiven gewandelten UdSSR-Bild korrespondierte Besonders nach der gewaltsamen Beendigung des „Prager Frühlings" verschlechterte sich das Image der Sowjetunion in der internationalen Politik, nachdem zuvor seit 1963, also nach der friedlichen Regelung der Kuba-Krise, eine leicht positive Einfärbung zu verzeichnen gewesen war. Auf die Frage: „Tut die Sowjetunion alles, was sie tun sollte, um den Frieden in der Welt zu fördern?" antworteten 1969 Briten, Franzosen, Italiener und Westdeutsche überwiegend negativ, am negativsten die Deutschen Die Unsicherheit über die wirklichen Ziele der sowjetischen Außenpolitik ließ in den siebziger Jahren das Gefühl der Bedrohung in der Bundesrepublik Deutschland ausgeprägt bleiben In amtlichen Verlautbarungen der so- zial-liberalen Bundesregierung erschien die Sowjetunion ab 1971/72 nicht mehr als Statusquo-Macht, wie dies 1969/70 noch der Fall gewesen war. Grund dafür waren die sowjetischen Rüstungsmaßnahmen, die mit angemessenen Verteidigungsanstrengungen nicht im Einklang zu stehen und über ein legitimes Sicherheitsinteresse hinauszugehen schienen Die Mehrheit der in der Bundesrepublik 1980 befragten Sicherheitsexperten nimmt an, daß die Sowjetunion weltweit Möglichkeiten der Machtausdehnung wahrnehmen wird, aber nur knapp 10 Prozent glauben, daß sich die UdSSR auf einen Krieg mit der NATO einrichtet, um Westeuropa ihrem Herrschaftsbereich einzuverleiben. An eine direkte Kriegsgefahr aufgrund sowjetischer Angriffsabsichten glauben also nur wenige Auch in den USA nahm eine steigende Zahl von Bürgern an, daß die Macht der Sowjetunion seit Ende der sechziger Jahre entscheidend zugenommen hat. Ebenso hat in Großbritannien das Gefühl des Bedrohtseins durch die sowjetische Rüstung seit dieser Zeit zugenommen Festzuhalten ist also noch einmal, daß die Politik der Entspannung keineswegs auf einer grundlegenden Neubewertung der sowjetischen Politik beruhte, sondern einen Ansatz darstellte, den Status quo zur beiderseits akzeptierten und verbindlichen Grundlage der Politik zu machen.

IV. Die Sowjetunion als Militärmacht

Das hervorstechende Charakteristikum der Sowjetunion besteht zweifellos in ihrem Status als Militärmacht. Bis zum Zweiten Weltkrieg galt die UdSSR auf militärischem Gebiet als quantit^ n^gligeable. Zu den größten Fehleinschätzungen nicht nur im nationalsozialistischen Deutschland, sondern im Westen allgemein gehörte 1941 die Erwartung, die Sowjetunion werde dem deutschen Angriff nicht lange standhalten können und rasch zusammenbrechen. Wie man — weitgehend auf Vermutungen angewiesen — die sowjetische Stärke vor dem Zweiten Weltkrieg gering-schätzte, so trat nach dem Krieg — auf ähnlich schlechter Informationsbasis — das Gegenteil ein. Wechselseitig haben wir es oft mit einer Überschätzung der Stärke und der Ambitionen der Gegenseite zu tun.

Abermals war der Korea-Krieg eine wichtige Weichenstellung, obwohl schon vorher durch die schneller als erwartet erfolgte Explosion einer sowjetischen Atombombe die sowjetische Militärmacht eine qualitativ neue Stufe errang. Der Einschätzung des CIA von 1949 zufolge wurde angenommen, die Sowjetunion könne 1954 im Besitz einerWasserstoffbombe sein. Diese Einschätzung veranlaßte den vorher zögernden Truman im Januar 1950, die Entwicklung einer eigenen Bombe anzuordnen Der Korea-Krieg aber brachte eine Neubewertung der sowjetischen Rüstung insofern, als in den USA die sowjetische Kriegs-bereitschaft von 1954, wovon man bisher ausgegangen war, auf 1952 vordatiert wurde Die nächste Etappe in den amerikanischen Bedrohungsängsten war 1954/55 erreicht, als in den damals zur Verfügung stehenden sowjetischen Langstreckenbombern erstmals eine direkte Bedrohung des amerikanischen Kontinents gesehen wurde, eine für die USA völlig neuartige Erfahrung Eine weitere Stufe war gegeben, als in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre der Wettlauf um Raketenwaffen begann.

Damit setzte eine an der Wende von den fünfziger zu den sechziger Jahren deutlich werdende Entwicklung ein, die den Übergang von der Kontinentalmacht Sowjetunion zur Welt-macht Sowjetunion brachte. Die UdSSR, die heute über entsprechende strategische und maritime Waffensysteme verfügt, erwarb die Fähigkeit, an jedem Ort der Erde jederzeit präsent sein zu können. Die militärische Stärke der Sowjetunion, die in bedenklichem Gegensatz zur wirtschaftlichen Schwäche des Landes steht, so daß sich eine gefährliche Schere zwischen weltpolitischem Status und Ressourcenbasis auftut, spielt heute in westlichen UdSSR-Bildern eine überragende Rolle. Welche Funktion, so fragt man sich, haben die sowjetische Militärorganisation und die finanziell und ökonomisch gesehen möglicherweise ruinösen Rüstungsanstrengungen? Wie groß ist die politische Macht der Militärs in der Sowjetunion? Welche Schlußfolgerungen können von der sowjetischen Hochrüstung auf das außenpolitische Konfliktverhalten der Sowjetunion gezogen werden? Dabei ist — durchaus im Sinne des eingangs zitierten Kennan — zu bedenken, daß sichere Anhaltspunkte über sowjetische Rüstung noch lange keine sichere Aussage über sowjetische Zielsetzungen insgesamt zulassen, über das Verhältnis von offensiven und defensiven Elementen im außenpolitischen Denken der sowjetischen Führung. In der Bundesrepublik Deutschland glaubt die überwiegende Mehrheit der Sicherheitsexperten, die Sowjetunion wolle mit Hilfe ihrer Rüstung den Westen gegebenenfalls politisch unter Druck setzen

Es steht außer Frage, daß Sicherheitspolitik und Perzeption der internationalen Umwelt, Rüstung und das Erscheinungsbild vom Gegenüber in einem unauflöslichen Zusammenhang stehen. Dies trifft auch auf den Ost-West-Konflikt und den damit verbundenen Rüstungswettlauf zu. Der amerikanische Ökonom Kenneth Boulding hat schon Mitte der fünfziger Jahre auf den circulus vitiosus von Image-Bildung und Wettrüsten hingewiesen. Er beschreibt den Verlust an Sicherheitsgefühl in den USA, der durch die Perzeption der Sowjetunion „als einer aggressiven und expansiven Macht" hervorgerufen wurde. Auf den dann entstehenden Wunsch der Amerikaner nach Sicherheit durch Überlegenheit erfolgten entsprechende sowjetische Reaktionen. Die Spirale des Wettrüstens vollzog sich vor dem Hintergrund der wechselseitigen Annahme, daß die Gegenseite, die ihre Rüstung als Defensivmaßnahme verstanden haben mag, als potentieller Aggressor erschien In bezug auf das Sicherheitsproblem ist kürzlich mit Recht gefordert worden, daß beide Seiten „bei der Reflexion der eigenen Sicherheitsbedürfnisse zugleich die Sicherheit des anderen mitzudenken" haben Die sowjetische Seite darf nicht nur nach westlichen Vorstellungen beurteilt werden und umgekehrt. Nur durch die konkrete Berücksichtigung der jeweils anderen Interessenlagen und Sicherheitsvorstellungen können Fehl-perzeptionen reduziert werden. Dies ist natürlich in erster Linie nur eine Forderung, ohne einen sicheren Weg zur Erreichung des Ziels angeben zu können. Wichtig erscheint aber auf jeden Fall eine umfassende Informationsgrundlage — was an die Adresse der Sowjetunion zugleich heißt, die strikte Geheimhaltungspraxis zu lockern — und eine vorsichtige Analyse, die Deutungsalternativen stets mitberücksichtigt.

V. Eigenbild und Fremdbild, Interessenlage und UdSSR-Bild

Versucht man ein kurzes Resümee zu ziehen, so wird deutlich, daß Vorstellungen von der Sowjetunion sowohl von Informationen abhängen, die über die Sowjetunion vorliegen, als auch von Interessenlagen, die die Entscheidungsträger als Ausgangspunkt ihres politischen Handelns oder Gesellschaften als Grundlage ihrer politischen Wünsche betrachten. Dabei sind die Ebenen der Informationsaufnahme und der Interessenbestimmung nicht voneinander isoliert, sondern aufeinander bezogen. Hierin liegt ein Grund, warum immer nur ausgewählte und zur eigenen Interessenlage gut passende Informationen wahrgenommen werden, die perzipierte Realität also eine in verschiedener Weise amputierte Realität ist. Eintreffende Informationen werden ganz wesentlich durch die Brille gefiltert, die Gesellschaften und Staatsführungen notwendigerweise tragen Informationen begründen Meinungen, Meinungen wiederum tragen zur Bewertung von Informationen bei. Es findet eine fortwährende wechselseitige Beeinflussung von Eigenbild und Fremdbild, von Ausbildung der eigenen Iden63) tität und Vorstellungen über den anderen statt.

So verwundert es nicht, daß die UdSSR meist als Störfaktor und Feind wahrgenommen wird, während sich positive Assoziationen seltener einstellen. Zum Beispiel äußerten seit den fünfziger Jahren durchschnittlich 75 Prozent der US-Bürger eine unfreundliche Haltung gegenüber der Sowjetunion. Nur im März 1975 waren es lediglich 49 Prozent Zu verschiedenen Zeitpunkten beherrschten verschiedene Faktoren das amerikanische UdSSR-Bild. In der Zwischenkriegszeit interessierte man sich vergleichsweise stark für die wirtschaftlichen Aspekte der sowjetischen Realität, seit dem Zweiten Weltkrieg wär es stärker der außenpolitische Kurs der Sowjetunion, der die amerikanische Urteilsbildung beeinflußte, und mit Erreichen der militärischen Parität rückte, ohne daß die anderen Komponenten aus dem UdSSR-Bild ganz verschwanden, die Sowjetunion als Militärmacht ins Zentrum der Betrachtung. Durchgängig aber trug die Einschätzung der Sowjetunion als ideologischer Gegner — zum Teil auch im Kontext innenpolitischer Frontenbildung — dazu bei, daß das UdSSR-Bild in den USA zu Ablehnung und Feindbild führte und damit dem USA-Bild in der Sowjetunion weitgehend entsprach. Nur in kürzeren Phasen kam es zu Annäherungen, die man als „antagonistische Kooperation“ bezeichnen könnte und die sowohl im Zweiten Weltkrieg als auch in der Entspannungsphase der siebziger Jahre vorherrschten Daß die Sowjetunion während dieser Kooperationsphasen weniger als Feind und stärker als Vertragspartner galt, daß man sich ein pragmatisches Bild von ihr machte, obwohl — wie z. B. in der Breshnew-Ära — der Systemkonflikt andauerte, das sowjetische Herrschaftssystem im Innern der UdSSR und innerhalb des Ostblocks sich unverändert als gigantisches Unterdrückungssystem darstellte und die sowjetische Rüstung weitaus höhere Anteile am Bruttosozialprodukt verschlang als die westliche Rüstung, lag zweifellos an den konkreten ökonomischen und militärischen Interessen, die die amerikanische Politik jeweils bestimmten. Ähnliches trifft auch auf die Bundesrepublik Deutschland zu, in deren UdSSR-Bild zunächst der ideologische Graben zwischen dem Westen und der Sowjetunion dominierte, während nach Abschluß der Konsolidierungsphase der Bundesrepublik zwar der Graben weiterhin existierte, aber wirtschaftliche und im Verbund mit der NATO militärische Aspekte der sowjetischen Wirklichkeit für das westdeutsche UdSSR-Bild von größerem Gewicht waren. Letzteres läßt sich auch vom Frankreich de Gaulles oder Giscard d'Estaings sagen. Insbesondere de Gaulle modellierte sein Bild von der Sowjetunion aufgrund der außenpolitischen Zielvorstellungen, die er für sein Land verfolgte. Dazu paßt, daß die Franzosen im Gegensatz zu Briten, Italienern oder Westdeutschen Ende der sechziger/Anfang der siebziger Jahre ein überwiegend positives, vergleichsweise ideologiefreies Bild von der Sowjetunion hatten in dem Kommunismus und Sowjetdiktatur vornehmlich als Probleme der sowjetischen Innenpolitik und ohne Konsequenz für die Außenpolitik eingestuft wurden. Einstellungen gegenüber der Sowjetunion erscheinen also einerseits langfristig verfestigt und von großer Dauerhaftigkeit, andererseits unterliegen sie gegebenenfalls raschem Wandel. Eine Schwenkung vom Feind-zum Wunschbild, wie sie in den USA und in Großbritannien im Zuge des Zweiten Weltkriegs erfolgte, war ohne weiteres mit dem gleichzeitig in einen Zustand der Latenz absinkenden Systemkonflikt zu vereinbaren. Andererseits kann der ideologische Gegensatz wieder stärker ins Bewußtsein treten, ohne daß sich, wie am Beispiel Großbritanniens 1945/46 deutlich wird, die Politik gegenüber der Sowjetunion sofort ändern muß.

Eine letzte Schlußfolgerung besteht darin, daß wir nicht genau wissen können, wie groß der Abstand zwischen unseren UdSSR-Bildern und der sowjetischen Politik ist. Mit dieser Schwierigkeit hat man es in der Politik immer zu tun, vor allem aber im Bereich der Ost-West-Beziehungen. Es könnte zu unerwünschten und gefährlichen Entwicklungen führen, wenn man sich auf feste Deutungsmuster fixiert. Die Sowjetunion ist weder das „Reich des Bösen“, wie der derzeitige Präsident der USA meint, noch das extreme Gegenteil davon. Sie ist vielmehr eine Welt-macht, deren Politik wie diejenige der USA bis zu einem gewissen Grad ideengeleitet erscheint, die aber vor allem wie die USA vor dem Problem des Sicherheitsdilemmas steht. Die sowjetischen Sicherheitsvorstellungen richtig auszudeuten, sowjetische Politik und Rüstungen weder zu über-, noch zu unterschätzen, also ein adäquates Bild von der UdSSR zu entwickeln, darin liegt eine Hauptaufgabe friedensgerichteter Politik.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Dieser Beitrag basiert zum Teil auf der Einleitung zu einem vom Verfasser herausgegebenen Sammelband, der unter dem Titel „Der Westen und die Sowjetunion seit 1917. Einstellungen und Politik gegenüber der UdSSR in Europa und den USA“ in Kürze erscheint. Laut Infas-Erhebung, in: Die Zeit vom 10. 6. 1983, 1.

  2. So ein Papier der SPD-Bundestagsfraktion nach einer Klausurtagung am 1. 6. 1983, in: Süddeutsche Zeitung vom 4. /5. 6. 1983, S. 5.

  3. G. F. Kennan, Wider die atomaren Alpträume, in: Die Zeit vom 10. 6. 1983, S. 5.

  4. Ebd.

  5. H. Schmidt, Der Westen ist nicht schwach, in: Die Zeit vom 6. 5. 1983, S. 5.

  6. Hier kann nicht auf Einzelfragen der Perzeptionsforschung eingegangen werden. Die umfassendste Analyse hat bisher vorgelegt R. Jervis, Perception and Misperception in International Politics, Princeton 1976. Vgl. auch W. Ruf, Bilder in der internationalen Politik, Saarbrücken 1973; Chr. Jönsson (Ed.), Cognitive Dynamics and International Politics, London 1982.

  7. Zitiert bei D. Yergin, Der zerbrochene Frieden. Der Ursprung des Kalten Krieges und die Teilung Europas, Frankfurt 1979, S. 161. Parallel zu politischen und staatlichen Stellen und mit ihnen oft eng verbunden entwickelte sich seit dem Zweiten Weltkrieg auch ein intensives wissenschaftliches Interesse an der Sowjetunion. Zu Ansätzen und Ergebnissen der Forschung vgl. etwa R. E. Kanet (Ed.), The Behavioral Revolution and Communist Studies, New York—London 1971; V. Gransow, Konzeptionelle Wandlungen der Kommunismusforschung, Frankfurt—New York 1980; A v. Borcke und G. Simon, Neue Wege der Sowjetunion-Forschung, Baden-Baden 1980; W. Welch, American Images of Soviet Foreign Policy. An Inquiry into Recent Appraisals from the Academic Community, New Haven—London 1970; M. Light, Approaches to the Study of Soviet Foreign Policy, in: Review of International Studies, 7 (1981), S. 127 ff.; D. Schössler, Militär und Politik. Das Sowjetunionbild in der sicherheitspolitischen Analyse, Koblenz 1983.

  8. Dieser Klärungsprozeß in der Entstehungsphase des Kalten Krieges ist oft dargestellt worden. Vgl. etwa J. L. Gaddis, The United States and the Origins of the Cold War 1941— 1947, New York—London 1972, S. 273 f.: D. Yergin, a. a. O. (Anm. 7), S. 25 fi H.de Santis, The Diplomacy of Silence. The American Foreign Service, the Soviet Union, and the Cold War 1933— 1947, Chicago—London 1980, S. 170 ff.; W. Loth, Die Teilung der Welt. Geschichte des Kalten Krieges 1941— 1955, München 1980, S. 120«. B

  9. In deutscher Fassung findet sich das „lange Telegramm“ in G. F. Kennan, Memoiren eines Diplomaten, Stuttgart 1968, S. 552 ff., hier S. 566.

  10. G. F. Kennan, Die Supermächte auf Kollisionskurs. Verselbständigen sich die Gruselbilder, die sie voneinander entwerfen?, in: Die Zeit vom 28. 8. 1981, S. 3. Zur amerikanischen Perzeption der UdSSR in der Berlin-Krise siehe A. L. George, The Causal Nexus between Cognitive Beliefs and Decision-Making Behavior: The „Operational Code" Belief System, in: L. S. Falkowski (Ed.), Psychological Models in International Politics, Boulder, Colorado 1979, S. 116 ff.

  11. S. Hoffmann, Drang zur Weltherrschaft? Motive, Ziele und Konsequenzen der sowjetischen Politik, in: Die Zeit vom 14. 3. 1980, S. 3.

  12. Einzelne Aspekte werden über einen längeren Zeitraum beleuchtet in: The Impact of the Russian Revolution 1917— 1967. The Influence of Bolshevism on the World Outside Russia, hrsg. v. Royal Institute of International Affairs, London 1967. Im folgenden beschränke ich mich auf die notwendigsten Nachweise. Für Einzelpunkte siehe die Beiträge des eingangs angezeigten Sammelbands.

  13. D. Yergin, a. a. O. (Anm. 7), S. 167.

  14. Vom Kabinett diskutiertes und gebilligtes Memorandum Bevins (The Threat to Western Civilisa-tion) vom 5. 3. 1948, zit. bei V. Rothwell, Britain and . 6 Coming of the Cold War. Hierbei handelt es sich um ein Papier für eine vom Deutschen Historischen Institut London vom 1. bis 4. 6. 1983 veranstaltete Tagung über das Thema „Deutschland in der Nachkriegspolitik der Alliierten 1945— 1952”. Eie Beiträge der Tagung werden demnächst von J. sosch epoth und W. J. Mommsen veröffentlicht.

  15. Rede Adenauers am 20. 10. 1950 auf dem ersten undesparteitag der CDU in Goslar, in: K. Adenauer, Reden 1917— 1967, hrsg. v. H. -P. Schwarz, Stuttgart 1975, S. 182 f.

  16. Ende 1980 erfolgte und von der Arbeitsgruppe Sicherheitspolitik am Lehrstuhl für Politische Wissenschaft I der Universität Mannheim durchgeführte Expertenbefragung zum Thema „Sicherheitspolitische Planungsprobleme der Bundesrepublik Deutschland (SIPLA)", an der rund 600 außen-und sicherheitspolitische Experten aus Parteien, Bundeswehr, Rüstungsindustrie, Gewerkschaften, Publizistik und Wissenschaft teilnahmen. Für eine erste Auswertung der Ergebnisse siehe D. Schössler, a. a. O. (Anm. 7). Hier Frage 24 der Umfrage, Schössler, S. 182.

  17. Neuerdings dazu auch G. Liska, Russia and the Road to Appeasement. Cycles of East-West Conflict in War and Peace, Baltimore 1982.

  18. Vgl. für die USA Th. E. Lifka, The Concept „Totalitarianism“ in American Foreign Policy 1933— 1949, Diss. Harvard 1973, zit. bei B. R. Kuniholm, The Origins of the Cold War in the Near East, Princeton 1980, S. 300 f.

  19. W. Link, Der Ost-West-Konflikt, Stuttgart 1980, S. 194. Vgl. auch den Überblick bei M. Görtemaker, Die unheilige Allianz. Die Geschichte der Entspannungspolitik 1943— 1979, München 1979, S. 130 ff.

  20. C. Hull, Memoirs, Bd. 1, New York 1948, S. 81. Deutsche Übersetzung des Zitats bei W. Loth, a-a 0. (Anm. 8), S. 32 f.

  21. Ebd., S. 29.

  22. Ebd., S.95

  23. Churchill zu Attlee am 17. 2. 1945: „It is a different Russian world to any I have seen hitherto". Zit. bei J. Foschepoth, Britische Deutschlandpolitik zwischen Jalta und Potsdam, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 30 (1982), S. 675.

  24. Churchill am 23. 2. 1945, zit. nach den Tagebüchern des Labour-Politikers Hugh Dalton bei D. C Watt, Churchill und der Kalte Krieg, in: Schweizer Monatshefte, 61 (1981) 11, Sonderbeilage, S. 13.

  25. Churchill an Truman am 12. 5. 1945, zit. bei W. S. Churchill, Der Zweite Weltkrieg, Bd. 6, Teil 2: Der Eiserne Vorhang, Stuttgart 1954, S. 261 ff.; Churchill zum sowjetischen Botschafter in London am 18. 5. 1945, zit. bei Foschepoth, a. a. O. (Anm. 23), S. 707.

  26. Halifax an Foreign Office am 24. 11. 1945, Zit bei P. G. Boyle, The British Foreign Office View of Soviet-American Relations 1945— 46, in: Diplomatie History, 3 (1979), S. 313.

  27. Dazu auch T. H. Anderson, The United States, Great Britain, and the Cold War 1944— 1947, Columbia/London 1981.

  28. Grundlegend Kuniholm a. a. O. (Anm. 18). Vgl. auch G. M. Alexander, The Prelude to the Truman Doctrine. British Policy in Greece 1944— 1947, Oxford 1982; L. S. Wittner, American Intervention in Greece 1943— 1949, New York 1982.

  29. V. Rothwell, Britain and the Cold War 1941— 1947, London 1982, S. 248 ff.; R. Steininger, Die britische Deutschlandpolitik in den Jahren 1945/46, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, (1982) 1— 2, S. 30; F. Pingel, „Die Russen am Rhein?“ Zur Wende der britischen Besatzungspolitik im Frühjahr 1946, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 30 (1982), S. 109; R. Ovendale, Britain, the USA and the European Cold War 1945— 48, in: History, 67 (1982), S.

  30. Memorandum vom 3. 5. 1946. Steininger a. a. O. (Anm. 30), S. 30.

  31. Dazu demnächst M. Bell, The Berlin Blockade in Anglo-American-Soviet Diplomacy in dem in Anm. 14 genannten Sammelband.

  32. Dazu N. Wiggershaus, Bedrohungsvorstellungen Bundeskanzler Adenauers nach Ausbruch des Korea-Krieges, in: Militärgeschichtliche Mitteilungen, 25(1979), S. 79ff.

  33. Zur zentralen Bedeutung des Korea-Kriegs W. Loth a. a. O. (Anm. 8), S. 256 ff., und ders., Der KoreaKrieg und die Staatswerdung der Bundesrepublik, demnächst in dem in Anm. 14 genannten Sammelband.

  34. G. Mai, Westliche Sicherheitspolitik im Kalten Krieg. Der Korea-Krieg und die deutsche Wieder-bewaffnung 1950, Boppard 1977, S. 28 f.

  35. Ebd., S. 16 ff.

  36. Eine Auswertung aller Äußerungen von Dulles über die Sowjetunion während seiner Amtszeit als Außenminister hat vorgenommen O. R. Holsti, The Belief System and National Images. A Case Study, in: Journal of Conflict Resolution, 6 (1962), S. 244 ff.

  37. Eine Analyse von 22 historischen und politologischen Studien in den USA die in den sechziger Jahren erschienen sind, ergab, daß neun Autoren die UdSSR für unbegrenzt aggressiv mit dem Ziel der Weltherrschaft hielten, sieben Autoren für hochgradig expansionistisch bei gleichzeitig auch vorhandenen Furchtkomplexen und sechs für gemäßigt offensiv mit starken Bedrohungsängsten und der Tendenz zu normalem Großmachtverhalten. Vgl. W. Welch (Anm. 7), S. 30 ff.

  38. Vgl. P. Weilemann, The Good and the Bad Ones: Amerikanische Detente-Politik in der Ära Kissinger, in: H. -P. Schwarz und B. Meissner (Hrsg.), Entspannungspolitik in Ost und West, Köln 1979, S. 197f.

  39. Dies gilt auch für die Sowjetunion. Vgl. W. D. Jackson, Soviet Images of the U. S. as Nuclear Adversary 1969— 1979, in: World Politics 33 (1980/81), S. 614ff.

  40. Ohne daß man die Ansicht teilen muß, die Entspannungspolitik habe eine „verhängnisvolle Entwicklung" zur „Selbstaufgabe" mit sich gebracht, wird man mit Willms den „Ost-West-Gegensatz von einer Dialektik von Kooperation und Abgrenzung bestimmt" sehen müssen. Vgl. B. Willms, Politische Koexistenz. Zur Theorie des Ost-West-Konflikts, Paderborn 1982, S. 11, 20.

  41. Dies demonstrieren am Beispiel der Wiener MBFR-Verhandlungen auch P. Schmidt und M. Jung, „Militärische Entspannung" in Mitteleuropa aus der Sicht sicherheitspolitischer Akteure und Experten in der Bundesrepublik Deutschland — das Beispiel MBFR, in: Schössler a. a. O. (Anm. 7), S. 37 ff.

  42. Umfrageergebnisse bei A. Richman, The U. S. Image under Stress. Trends and Structure of Foreign Attitudes toward the United States, in: Ch. W. Kegley und P. J. McGowan (Eds.), Challenges to America. United States Foreign Policy in the 198os, Beverley Hills/London 1979, S. 228.

  43. Stärker bei CDU/CSU, Wirtschaftsverbänden und Bundeswehr, weniger im kulturellen Bereich und bei der SPD. Vgl. R. Wildenmann, Unsere oberen Dreitausend, in: Die Zeit vom 5. 3. 1982, S. 10. Vgl. auch G. Schweigler, Spannung und Entspannung: Reaktionen der Öffentlichkeit im Westen, in: J. Füllenbach und E. Schulz (Hrsg.), Entspannung am Ende?, München/Wien 1980, S. 101 ff.

  44. D. Schössler, Weltpolitik oder Rüstungsdynamik. Rationale Sicherheitsplanung oder eigendynamische Entwicklung in der Periode organisierter Militärdtente 1963— 80? Habilitationsschrift Mannheim 1982 (Ms.), S. 238 f., 251 ff.

  45. SIPLA-Umfrage, Fragen 23 und 24. Vgl. Schössler a. a. O„ (Anm. 7), S. 180 ff.

  46. G. Schweigler a. a. O. (Anm. 44), S. 88, 98.

  47. L H. Addington, The Nuclear Arms Race and Arms Control: An American Dilemma in Historical Perspective, in: War and Society, 1 (1983), S. 96f. Für den größeren Zusammenhang vgl. G. Herken, The Winning Weapon. The Atomic Bomb in the Cold War 1945— 1950, New York 1980.

  48. In Großbritannien blieb man bei der alten Einschätzung. Dort ging man von 1955 als Stichjahr aus. Anfänge westdeutscher Sicherheitspolitik 1945— 1956, hrsg. v. Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Bd. 1, München/Wien 1982, S. 348.

  49. Addington a. a. O. (Anm. 48), S. 98. Vgl. insgesamt dazu J. Prados, The Soviet Estimate. US Intelligence Analysis and Russian Military Strength, New York 1982.

  50. Neuere westliche Analysen zu diesen Fragen: R. W. Clawson und L. S. Kaplan (Eds.), The Warsaw Pact, Political Purpose and Military Means, Wilmington, Delaware 1982; D. Holloway, The Soviet Union and the Arms Race, New Haven/London 1983; H. Adomeit, Soviet Risk-Taking and Crisis Behavior, London 1983; E. N. Luttwak, The Grand Strategy of the Soviet Union, London 1983; Schössler a. a. O., (Anm. 7 und 45).

  51. SIPLA-Umfrage, Fragen 23 und 27. Vgl. Schössler (Anm. 7), S. 1801., 186 ff.

  52. K. Boulding, Die neuen Leitbilder, Düsseldorf 1958, S. 103.

  53. G. Wettig, Die sowjetischen Sicherheitsvorstellungen und die Möglichkeiten eines Ost-West-Einvernehmens, Baden-Baden 1981, S. 116.

  54. D. Schössler a. a. O., (Anm. 45), S. 196 spricht von „interessierter Nutzung des Informationsaufkommens".

  55. G Schweigler a. a. O„ (Anm. 44), S. 93.

  56. W. Link a. a. O, (Anm. 19), S. 86, 216.

  57. A Richmann a. a. O„ (Anm. 43), S. 227.

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Gottfried Niedhart, Dr. phil., geb. 1940; Professor für Neuere Geschichte am Historischen Institut der Universität Mannheim. Veröffentlichungen u. a.: Großbritannien und die Sowjetunion 1934— 1939, München 1972; Jean Bodin, über den Staat. Mit einem Nachwort versehene Auswahl in deutscher Über-setzung, Stuttgart 1976; Kriegsbeginn 1939 (Hrsg.), Darmstadt 1976; Handel und Krieg in der britischen Weltpolitik 1738— 1763, München 1979; Die ungeliebte Republik. Dokumentation zur Innen-und Außenpolitik Weimars 1918— 1933 (zusammen mit W. Michalka), München 1980; Einführung in die englische Geschichte (Hrsg.), München 1982.