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Möglichkeiten und Schwierigkeiten hochqualifizierter Frauen auf dem Arbeitsmarkt Informatikerinnen in der Bundesrepublik | APuZ 22-23/1998 | bpb.de

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APuZ 22-23/1998 Politikerin als Beruf Ergebnisse einer Untersuchung zur politischen Bildung und Professionalisierung von Frauen für die Politik Frauen und Macht -die andere Stimme in der Wissenschaft Was hat sie, was er nicht hat? Forschungsergebnisse zu den Erfolgen von Frauen in Führungspositionen Möglichkeiten und Schwierigkeiten hochqualifizierter Frauen auf dem Arbeitsmarkt Informatikerinnen in der Bundesrepublik Artikel 1

Möglichkeiten und Schwierigkeiten hochqualifizierter Frauen auf dem Arbeitsmarkt Informatikerinnen in der Bundesrepublik

Kathrin Mengel-Belabbes

/ 18 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Anfänglich galt die junge Disziplin Informatik als aussichtsreiche Möglichkeit für Frauen, in hochqualifizierten, gut bezahlten technischen Berufen zu arbeiten. Verbunden damit war die Hoffnung, das anhaltende Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt -das insbesondere in technischen Disziplinen herrscht -zu durchbrechen. Inzwischen mehren sich allerdings die Zeichen einer erneuten Zurückdrängung von Frauen aus der Informatik. Neben arbeitsmarkttheoretischen Überlegungen lassen sich insbesondere anhand von Professionalisierungsprozessen diese Mechanismen deutlich machen. Neben den altbekannten Mustern einer weitgehenden Unvereinbarkeit von Familie und Karriere existieren auch berufsspezifische Ausgrenzungsmechanismen. Diese lassen sich anhand organisatorischer und inhaltlicher Aspekte der sich entwickelnden Disziplin Informatik verdeutlichen. Insbesondere auf der symbolischen Ebene zeichnet sich erneut eine geschlechtstypisierende Zuordnung von Tätigkeitsfeldern und Aufgabenbereichen nach altbekanntem Muster ab. Dies gereicht den Frauen (bisher) nicht zum Nachteil, gelten doch gerade die ihnen zugeschriebenen kooperativen und kommunikativen Eigenschaften als wichtig. Obwohl dies Frauen zunächst neue Chancen eröffnet, bleibt diese Entwicklung (langfristig) mit der Gefahr einer erneuten Abwertung verbunden. Dies ist insbesondere dann zu befürchten, wenn sich ein zunehmend technisches Verständnis von Informatik durchsetzt und anwendungsbezogene sowie interdisziplinäre Aspekte in den Hintergrund der Professionalisierung gedrängt werden.

I. Einleitung

Obwohl Frauen in der Bundesrepublik in den letzten Jahr(zehnt) en im Qualifikationsniveau mit den Männern annähernd gleichgezogen haben, kann von einer Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt nicht die Rede sein. Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als ihre männlichen Kollegen, sind überproportional auf den unteren Hierarchiestufen angesiedelt und arbeiten häufig in Bereichen mit schlechteren Arbeitsbedingungen und Aufstiegschancen. Diese Schlechterstellung von Frauen besteht unabhängig vom Bildungsniveau: Auch hochqualifizierte, also akademisch gebildete Frauen haben auf dem Arbeitsmarkt nicht die gleichen Chancen wie ihre männlichen Kollegen bzw. Konkurrenten mit gleichem Bildungsniveau.

Zur Erklärung dieses Ungleichgewichts werden unterschiedliche arbeitsmarkttheoretische Ansätze herangezogen, die je nach Herkunft und Sichtweise andere Aspekte in den Vordergrund stellen. Dabei lassen sich den „klassischen“ angebots-und nachfrageorientierten Erklärungsansätzen „feministische“ Theorien gegenüberstellen, die sich durch eine konsequente „weibliche Sichtweise“ auszeichnen. Ergänzend dazu stellt sich gerade für die Problematik hochqualifizierter Frauen die Berücksichtigung von Professionalisierungsprozessen als besonders ergiebig dar. Durch die Betrachtung des (historischen) Prozesses der Entstehung und Anerkennung eines Berufes als akademischer Expertenberuf kann insbesondere der Zusammenhang von Profession und Geschlecht verdeutlicht werden.

In diesem Zusammenhang ist die noch junge Profession Informatik von besonderem Interesse: Als neues Berufsfeld mit guten Zukunfts-und Entwicklungschancen bot sie Frauen die Möglichkeit, in hochqualifizierten, gut bezahlten und zukunftsträchtigen Berufen zu arbeiten, sowie die Entwicklung der Profession selbst von Anfang an mitzuge-stalten. Verbunden damit war die Hoffnung, die vorherrschenden Muster der geschlechtsspezifischen Ungleichverteilung auf dem Arbeitsmarkt -die Frauen bislang von technischen Berufen fern-hielt -aufzubrechen und ihre fortgesetzte Benachteiligung zu beenden. Inzwischen mehren sich allerdings Anzeichen einer erneuten Zurückdrängung von Frauen aus der Informatik, die diese Hoffnung -zumindest teilweise -als trügerisch entlarvt.

II. Theoretische Erklärungsansätze zur Diskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt

Die Analyse von Diskriminierungen auf dem Arbeitsmarkt stützt sich in angebotsorientierten Ansätzen auf die „Anbieter von Arbeitskraft“: (Potentielle) Beschäftigte zeichnen sich durch unterschiedliche Qualifikationen, Leistungsbereitschaft, Arbeitszeitpräferenzen etc. aus. In diesen Ansätzen ist das unterschiedliche Arbeitsmarkt-verhalten von Männern und Frauen ausschlaggebend für die unterschiedlichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt. In der angebotstheoretischen Argumentation kumulieren mehrere Aspekte „typisch weiblichen“ Arbeitsmarktverhaltens (wie zum Beispiel diskontinuierliche Erwerbstätigkeit und die Präferenz der Teilzeitbeschäftigung) zu einer Benachteiligung der Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Im Gegensatz dazu gehen nachfragetheoretische Ansätze nicht von der Arbeitskraft, sondern von der Arbeitgeberseite aus: Einstellungsverhalten von Arbeitgebern, personalpolitische Strategien und spezifische Aushandlungsbedingungen bei Entlohnung und Leistung stehen im Vordergrund. Da Frauen durch ihr faktisches oder zugeschriebenes Arbeitsmarktverhalten gemeinhin als leicht und billig beschaffbare Arbeitskräfte gelten, arbeiten sie überwiegend in relativ schlecht abgesicherten Positionen, mit geringen Aufstiegschancen undeiner niedrigeren Bezahlung. Ihre dauerhafte Benachteiligung wird durch diese Verortung im unteren Hierarchiesegment des Arbeitsmarktes begründet.

Kritisch anzumerken ist, daß das gesamtgesellschaftliche Geschlechterverhältnis und die darin verankerte Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern nicht berücksichtigt wird. Außerdem versagt diese Argumentation, wenn in puncto Erwerbsbeteiligung, Arbeitszeitpräferenzen und Qualifikationsstruktur die geschlechtsspezifischen Unterschiede schwinden, die harten Fakten der Benachteiligung von Frauen im Erwerbssystem (wie Einkommensdifferenzen) jedoch weiterhin Bestand haben

Insbesondere die Orientierung an der männlichen Normalbiographie wurde in den feministischen Arbeitsmarkttheorien kritisiert und durch einen weiblichen Blickwinkel ersetzt. Zunächst erfolgte ein Paradigmawechsel vom Defizit (Frauen als Arbeitskräfte „zweiter Klasse“) zur Differenz: Die Verschiedenheit männlicher und weiblicher Realität, die Widersprüchlichkeiten und Ambivalenzen, denen Frauen in der Zweiteilung zwischen Berufs-tätigkeit und Familienpflichten ausgeliefert sind, standen im Mittelpunkt differenztheoretischer Analysen. Insbesondere mit dem Ende der siebziger Jahre entstandenen Konzept des weiblichen Arbeitsvermögens gelang erstmals ein folgenreicher Versuch, die Differenz der Geschlechter zu bestimmen. Ausgangspunkt und theoretischer Bezugsrahmen der Argumentation ist die Trennung und Strukturdifferenz von Berufs-und Hausarbeit. Durch die gesamtgesellschaftliche Arbeitsteilung werden unterschiedliche Arbeitsbereiche markiert, die durch verschiedene Erfordernisse gekennzeichnet sind. Während sich Berufsarbeit durch Rationalität, Konkurrenzfähigkeit und Leistungsorientierung auszeichnet, ist die reproduktive Arbeit auf die Befriedigung leiblicher und emotionaler Bedürfnisse von Familienangehörigen ausgerichtet. Durch Sozialisation und die traditionelle Form der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung -so die Argumentation -entwickeln Frauen ein spezifisch weibliches Arbeitsvermögen, welches sich in Präferenzen für bestimmte Berufs-inhalte ausdrückt (Tätigkeiten, die eine gewisse „Hausarbeitsnähe“ aufweisen wie etwa Sozial-und

Pflegeberufe) sowie in einer bestimmten beruflichen Praxis wie Diskontinuität in der Erwerbsbiographie und der Bevorzugung von Teilzeitarbeit, einer damit verbundenen, weniger ausgeprägten Aufstiegsorientierung und einem geringeren gewerkschaftlichen Organisationsgrad.

Zwar wurde hier erstmals der strukturelle Zusammenhang zwischen Erwerbs-und Hausarbeit thematisiert, aber der weit gefaßte Erklärungsanspruch und der hohe Generalisierungsgrad machte diesen Ansatz für Kritik anfällig. So können zwar durchaus strukturelle Gemeinsamkeiten von Frauenarbeit ausgemacht werden, wie die im Vergleich zu männlicher Lohnarbeit in der Regel geringere Qualifizierung, Entlohnung und Aufstiegsorientierung. Eine durchgängige arYteilsinhaltliche Gemeinsamkeit von Frauenarbeitsplätzen läßt sich jedoch weder historisch noch aktuell nachweisen Darüber hinaus wird der Berufswahlprozeß von Frauen nicht nur durch sozialisationsbedingte reproduktionsbezogene Interessen und Orientierungen bestimmt. Vielmehr spielen hier -neben der „Gelegenheitsstruktur“ des Arbeitsmarktes -auch geschlechtsspezifische Zuweisungen in der (schulischen) Sozialisation sowie Anpassungsprozesse an bereits geschlechtsspezifisch geprägte Ausbildungs-und Arbeitsmarktstrukturen eine wesentliche Rolle. So besteht die Gefahr, daß Zwänge unter der Hand in Wünsche und Motive uminterpretiert werden, der Zwang der Verhältnisse mit selbstbestimmtem Verhalten verwechselt wird.

Trotz aller Kritik an der differenztheoretischen Erklärungsweise zieht sich die hier formulierte qualitative Differenz zwischen männlicher und weiblicher Arbeitsweise erstaunlich hartnäckig bis heute durch viele Erklärungsmodelle. Beispiel hierfür ist die Entdeckung des „weiblichen Führungsstils“, welcher die besonderen kommunikativen und kooperativen Fähigkeiten von Frauen sowie ihr Einfühlungsvermögen und ihre Ausgleichsfähigkeit betont und daraus besondere Führungsqualitäten von Frauen ableitet Konsequenz davon war allerdings nicht eine wachsende Anzahl von Frauen in Führungspositionen, sondern neueManagerkurse, in denen die männlichen Führungskräfte ihre diesbezüglichen Defizite ausgleichen sollten.

Anders als die differenztheoretischen Erklärungen geht die Hierarchietheorie bei ihrer Analyse der Diskrepanzen auf dem Arbeitsmarkt nicht von qualitativen Unterschieden zwischen Frauen-und Männerarbeit aus, sondern stellt die Hierarchie zwischen den Geschlechtern in den Mittelpunkt der Argumentation. Die Analyse der „Vergeschlechtlichung" von Berufen, die Einteilung in eher männliche und eher weibliche Tätigkeiten, die damit einhergehende durchgängige Geringer-wertung von Frauenarbeit sowie die gesamtgesellschaftliche Verortung dieses Zusammenhangs stehen im Vordergrund. Empirische Grundlagen sind hierbei sowohl historische Untersuchungen über Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und die hierbei ausgemachten „Geschlechtswechsel“ von Berufen als auch die Betrachtung eher frauenuntypischer Beschäftigungsbereiche wie hochqualifizierte und technisch geprägte Berufsfelder.

Die konstruierte Doppelstruktur von Hierarchie und Differenz zwischen den Geschlechtern läßt sich auf dem Arbeitsmarkt besonders deutlich in Phasen der Entstehung und des neuen Zu-schnitts von Berufen während und nach der Einführung technischer Innovationen beobachten. In solchen Phasen der Entwicklung und Etablierung neuer Berufe unterliegen Tätigkeiten oftmals einem Geschlechtswechsel, da sich die Stellung eines Berufs bzw. einer neuen Tätigkeit in der Berufshierarchie auf dem Arbeitsmarkt erst entwickeln muß Die Kriterien für einen Geschlechtswechsel von Berufen werden in erster Linie von marktökonomischen Prinzipien und der Durchsetzung von Macht und Privilegien durch das männliche Geschlecht bestimmt. Das heißt, daß die Definitions-und Zuweisungsmuster von männlicher und weiblicher Arbeit nicht nach inhaltlichen Gesichtspunkten geformt werden, sondem sich aus der Hierarchie zwischen Männern und Frauen ableiten.

So weist die Tendenz aller Entwicklungen stets in die gleiche Richtung: Männern gelingt es in der Regel, sich zukunfts-und prestigeträchtige Bereiche neuer Berufe zu eigen zu machen, während Frauen eher in die unteren Hierarchieebenen bzw. in weniger einträgliche Bereiche abgedrängt werden; legitimiert wird dieser Prozeß durch die angeblich besondere Eignung der Frauen für diese Tätigkeit. Durch gesellschaftliche Zuweisungen und Konstruktionen von typisch männlichen bzw. typisch weiblichen Tätigkeitsfeldern verfestigen sich solche Strukturen und erscheinen im nachhinein als „naturgegeben“: Einmal etablierte Frauen-branchen ziehen dann auch Frauen besonders an bzw. schrecken Männer ab und werden gesellschaftliche Realität. Widersprüchliche, querliegende oder inzwischen veraltete Aspekte der „Vergeschlechtlichung“ von Berufen werden verdrängt. Anhaltspunkte dafür, daß der Zusammenhang zwischen Tätigkeitsinhalten und Eigenschaften der Geschlechter sozial konstruiert wurde und daß die Voraussetzungen der Vergeschlechtlichung von Berufen (die angeblichen geschlechtstypischen Neigungen und Interessen) möglicherweise eher deren Ergebnis sind, werden der sozialen Aufmerksamkeit entzogen. Nur so lassen sich geschlechtshierarchische Einteilungen -und seien sie noch so widersprüchlich -als „naturgegeben“ verstehen und somit auch dadurch entstandene Ungleichheiten legitimieren

Neben arbeitsmarkttheoretischen Erläuterungen gewinnt die Analyse der Professionalisierungsprozesse insbesondere in der Frauenforschung zur Erklärung der Marginalität hochqualifizierter Frauen mehr und mehr an Bedeutung. Hierbei wird davon ausgegangen, daß sich zwar die Bedingungen der Professionalisierung von Berufen inzwischen verändert haben, Frauen also -anders als zu Zeiten der Professionalisierung klassischer freier Berufe im 1. Jahrhundert 9 -Zugang zu allen akademischen Bildungswegen haben, aber dennoch traditionelle Strukturen eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen verhindern. Der tendenzielle AusSchluß von Frauen aus den Professionen bzw. ihre Verdrängung auf die unteren Hierarchieebenen setzt sich aktuell fort, auch unter den Bedingungen formal gleicher Bildungschancen, eines veränderten Bildungs-und Erwerbsverhaltens von Frauen sowie einer modifizierten gesellschaftlichen Frauenrolle.

Die These lautet also, daß Professionalisierung als ein Mechanismus zur Reproduktion der geschlechtsspezifischen Strukturierung und Segregation des Arbeitsmarktes auf der Ebene hochqualifizierter Berufe betrachtet werden kann. Sie kann dem Ausschluß von Frauen aus bestimmten Berufsfeldern oder innerhalb des Berufsfeldes zu ihrer Zurückdrängung auf untergeordnete Positionen und Tätigkeitsbereiche dienen. Andererseits bieten gerade neue Berufe Chancen für eine größere Offenheit und verbesserte Teilhabebedingungen für Frauen, da die Richtung von Professionalisierungsprozessen nicht von vornherein festgelegt ist. Dies kann vor allem dann angenommen werden, wenn gesellschaftliche sowie ökonomische Rahmenbedingungen für die Beteiligung von Frauen günstig sind und Frauen selbst aktiv und von Anfang an an den Professionalisierungsprozessen beteiligt sind und die Möglichkeit haben, diese im eigenen Interesse mitzugestalten. Dieser Fragestellung soll anhand der jungen Profession Informatik nachgegangen werden.

III. Informatikerinnen: Möglichkeiten und Schwierigkeiten

Informatik ist die Wissenschaft, Technik und Anwendung der maschinellen Verarbeitung und Übermittlung von Informationen. Als neue Wissenschaft entstand sie in der Bundesrepublik Mitte der siebziger Jahre; Vorbild war die Entwicklung der Computer Science in den USA, die schon einige Jahrzehnte zuvor begann (vor allem auch im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg).

Als Studienfach wird Informatik seit dem Ende der sechziger Jahre angeboten. An den Universitäten und Fachhochschulen verlief die Entwicklung von Anfang an „stürmisch“, die Studierendenzahlen stiegen von Semester zu Semester enorm an. Obwohl von den Hochschulen des öfteren ein Numerus clausus gefordert wurde, stand die politische und wirtschaftliche Aufbruchstimmung einer langsameren Entwicklung entgegen.

Der Frauenanteil im Studienfach Informatik stieg anfangs überproportional an bis zu seinem Höchststand von 17, 2 Prozent im Wintersemester 1982/83. Anders als in den klassischen Ingenieurwissenschaften (wie Maschinenbau und Elektrotechnik), in denen der Frauenanteil traditionell besonders niedrig liegt, stellte sich die junge Disziplin Informatik als attraktiv für Frauen dar und schien ihnen damit auch Zugangsmöglichkeiten zu hochqualifizierten technischen Berufsbereichen zu eröffnen. Seit 1983/84 sind die Frauenanteile in der Informatik jedoch rückläufig, bei gleichzeitigem weiteren Anstieg der absoluten Zahlen für beide Geschlechter. Es kann also nicht von einer massiven Abkehr der Frauen von der Informatik als Studienfach gesprochen werden, sondern vielmehr von der Tatsache, daß Frauen mit dem starken Zuwachs der Zahlen männlicher Studierender nicht mithalten können.

Trends der Professionalisierung Neben den konkreten Bedingungen im Studium gibt es ein allgemeines Bild von Informatik, welches die Entscheidung für oder gegen dieses Fach bzw.den Beruf beeinflußt. Im Rahmen der Analyse von Professionalisierungsprozessen gilt es zu fragen, ob ein solches Image der Realität des Faches entspricht und inwieweit möglicherweise geschlechtstypisierende Zuschreibungen in dieses Bild eingehen.

Organisatorische Aspekte Eine sich herausbildende Profession zeichnet sich durch eine gegliederte Organisationsstruktur aus. Da die Informatik noch im Prozeß der Professionalisierung steckt, sind die Bemühungen und Einflußnahmen unterschiedlicher Gjuppen und Verbände besonders wichtig, da sie die Entwicklung der Professionalisierung in eine bestimmte Richtung lenken (können). Wichtigste professionelle Vereinigung von Informatikerinnen und Informatikern ist die Gesellschaft für Informatik (Gl). Sie ist somit eine wesentliche Trägerin von Professionalisierungsprozessen.

Innerhalb der Gl sind Frauen mit knapp zwölf Prozent recht zahlreich vertreten. Darüber hinaus haben sie mit der Fachgruppe „Frauenarbeit und Informatik“ einen eigenen Ausschuß. Die Frauen der Fachgruppe wollen sich aktiv in die Professionalisierungsprozesse einmischen, inhaltliche und arbeitsorganisatorische Aspekte mitgestalten sowie auf frauenspezifische Themen und Probleme aufmerksam machen. Die Frauenfachgruppe ist in der Gl inzwischen weitgehend anerkannt, anfänglicheVorbehalte wurden durch erzielte Erfolge entkräftet. Außerdem erfüllt die Fachgruppe auch eine Entlastungsfunktion: Da eine bestimmte Gruppe für die Situation und Probleme von Frauen zuständig ist, können die übrigen GI-Mitglieder einerseits stolz auf eine entsprechende Einrichtung verweisen, brauchen sich andererseits nicht selbst mit frauenspezifischen Belangen auseinanderzusetzen. Auf der anderen Seite ist es den Frauen aber durchaus gelungen, Aufmerksamkeit und Akzeptanz für ihre Anliegen innerhalb des Verbandes zu erlangen.

Inhaltliche Aspekte Eine inhaltliche Ausdifferenzierung und Präzisierung der Informatik zeigt sich im wissenschaftlichen Selbstverständnis der Disziplin bzw. ihrer Vertreter und Vertreterinnen, in dem sich entwikkelnden Selbstverständnis der Informatik und ihrer Einordnung in das System der Wissenschaften. Dies erstreckt sich vor allem auf die universitäre Disziplin Informatik, was sich in veränderten Lehrinhalten und neuen speziellen Studiengängen ausdrückt. Hier steht vor allem die Frage im Vordergrund, wie weit sich die Informatik in Richtung Ingenieurwissenschaft orientiert und wieviel inhaltliche Offenheit bestehen bleibt, in denen interdisziplinäre Ansätze und anwendungsbezogene Schwerpunkte realisiert werden können.

Insbesondere in bezug auf die sinkende Frauenbeteiligung in der Informatik wird vielfach die Vermutung geäußert, daß sich diese Entwicklung an der zunehmenden Annäherung der Profession an die-Ingenieurwissenschaften festmachen ließe. Das Ingenieurwesen und das Berufsbild des Ingenieurs sind traditionell besonders stark „männlich besetzt“. Es besteht also die Vermutung, daß die männliche Typisierung des Ingenieurwesens auf die Informatik abfärbt und somit eine mögliche Barriere für Frauen bildet. Obwohl Technik in der Informatik einen anderen Stellenwert besitzt als im Ingenieurwesen, wird sie als „das gemeinsame Dritte“ eingeschätzt, das Informatik und Ingenieurwissenschaft verbindet und Frauen potentiell abschreckt bzw. ausgrenzt. Diese Verbindung hat weniger mit der beruflichen Realität zu tun als mit einem Image, das technische Aspekte in den Vordergrund stellt und andere Aspekte weitgehend ausblendet. Der Grundstein zu dieser Imagebildung wird bereits in der Schule im Informatikunterricht gelegt, der als überwiegend technik-und gerätezentriert charakterisiert wird. Dies leistet einer (um gesellschaftliche, anwendungsbezogene und interdisziplinäre Aspekte) verkürzten Sichtweise Vorschub.

Eine eindeutige Entwicklung hin zu einer eher technisch-ingenieurwissenschaftlichen oder aber anwendungsbezogenen und interdisziplinären Richtung ist (noch) nicht auszumachen. Die Meinungen der Professionsangehörigen gehen hier weit auseinander: Eine Gruppe orientiert sich am traditionellen Verständnis ingenieurwissenschaftlicher Arbeit. Ihre Vertreter möchten langfristig die sogenannte Kerninformatik als anerkannte Ingenieurwissenschaft etablieren, was mit einer deutlicheren Abgrenzung anwendungsbezogener Randbereiche samt der sogenannten „Mischqualifikationen“ (das sind Personen mit einer anderen Fachausbildung - wie z. B. Betriebswirtschaft -und einer Informatik-zusatzausbildung durch Aufbau-oder Nebenfach-studium) einherginge. Eine andere Gruppe vertritt die Meinung, daß sich die Praxis der Informatik nicht auf die Ingenieurtätigkeit reduzieren lasse. Sie bevorzugt ein Verständnis der Informatik als Gestaltungswissenschaft, da die System-und Softwareentwicklung einen Gestaltungsprozeß darstelle, bei dem sich -anders als in den Ingenieurwissenschaften -technische und soziale Aspekte nicht scharf trennen ließen. Gerade für Frauen würde sich eine Entwicklung der Aufspaltung in Keminformatik und Anwendungsinformatik aller Voraussicht nach nachteilig entwickeln, da sie in den dann eingeschränkten Bereichen der professionellen Keminformatik nur in geringen Anteilen vertreten wären, während die Bereiche mit den höheren Frauenanteilen -anwendungsorientierte und interdisziplinäre Tätigkeiten -marginalisiert würden.

Entwicklungen im Ausbildungswesen und aufdem Arbeitsmarkt Die Arbeitsmarktchancen für Informatiker und Informatikerinnen werden insgesamt als gut eingeschätzt. Obwohl es Ende der achtziger Jahre erstmals Anzeichen für ein Ende des Booms auf dem Arbeitsmarkt gab, kann eher von einer „Phase der Normalisierung“ auf dem Datenverarbeitungs-Arbeitsmarkt gesprochen werden bei gleichzeitiger Differenzierung der Berufschancen für verschiedene Gruppen von Beschäftigten. Zwar unterliegt der Datenverarbeitungsbereich gewissen konjunkturellen Schwankungen, dennoch treffen Informatiker und Informatikerinnen auf einen nach wie vor boomenden Teilarbeitsmarkt Allerdings lassen sich spätestens bei der Frage nach den Aufstiegschancen deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede ausmachen: Informatikerinnen können mit ihren männlichen Kollegen bzw. Konkurrenten bezüglich beruflicher Aufstiegschancen nicht mithalten. Dies liegt zum einen an der noch bestehenden Substituierbarkeit von Informatikern: Gehobene Positionen sind oftmals mit Absolventen anderer akademischer Ausbildungen besetzt, vor allem mit Ingenieuren, die traditionell einen sehr geringen Frauenanteil aufweisen. Zum anderen sind die Arbeitsbedingungen in diesem Berufsfeld in hohem Maße durch die Hochkonjunktur der Branche geprägt. Dadurch ergeben sich Arbeitsbedingungen, die mit hohen Belastungen verbunden sind. Die vorherrschenden „flexiblen“ Arbeitszeiten beinhalten also auch Überstunden und Wochenendarbeit, wenn es betriebliche Erfordernisse oder die Wünsche der Kunden erfordern. Hinzu kommt die verlangte Bereitschaft zur notwendigen ständigen Weiterbildung, auch außerhalb der Arbeitszeit. Insbesondere Frauen haben häufig Schwierigkeiten, diese hohen Arbeitsanforderungen zu erfüllen. Die Arbeitsbedingungen orientieren sich in hohem Maße an der sogenannten „männlichen Normalbiographie“; sie sind mit den Lebensbedingungen von Frauen, die ihre Zeit und Arbeitskraft zwischen beruflichen und familiären Verpflichtungen aufteilen müssen, nur schwer zu vereinbaren.

Frauen werden als qualifizierte Fachkräfte zwar einerseits gesucht, jedoch bedeuten gute Chancen für Frauen nicht Chancengleichheit mit den Männern; ihre guten Berufseinstiegschancen setzen sich im weiteren Berufsverlauf nur bedingt fort. Es bestehen (sowohl technisch als auch arbeitsorganisatorisch) gute Möglichkeiten, flexible Regelungen bezüglich einer Vereinbarkeit von Berufs-und Familienarbeit auszuhandeln. Dadurch wird Frauen eine Berufstätigkeit während Zeiten der Kindererziehung ermöglicht, die allerdings häufig mit einer Begrenzung beruflicher Aufstiegschancen bezahlt werden muß.

Obwohl diese Aspekte größtenteils nicht informatikspezifisch sind, sondern in allgemeinen Strukturen der geschlechtlichen Arbeitsteilung begründet liegen, besteht bei erneuter Reproduktion dieser Strukturen die Gefahr, Informatik zu einem „Männerberuf“ werden zu lassen, in dem die Frauen einmal mehr an den Rand bzw. auf die unteren Plätze gedrängt werden.

Strukturell ergänzt wird die sich abzeichnende Aus-und Abgrenzung von Frauen durch die Entwicklung des Ausbildungssektors unterhalb der Hochschulebene. Hier wurden informatikbezogene Ausbildungsgänge für Abiturienten und Abiturientinnen eingerichtet, die überproportional von Frauen wahrgenommen werden. Dies eröffnet ihnen einerseits die Möglichkeit einer qualifizierten schulischen Ausbildung im informationstechnischen Bereich, legt sie damit andererseits aber auf untere bis mittlere Hierarchieebenen fest. Ähnliches gilt für Aufbau-, Fortbildungs-und Umschulungsmaßnahmen für Hochschulabsolventen und -absolventinnen. Auch hier werden überproportional arbeitslose Akademikerinnen anderer Fachbereiche für datenverarbeitende Berufe umgeschult, und dies -zumindest teilweise -für untergeordnete Tätigkeiten in Assistenzberufen.

IV. Zusammenfassung und Fazit

Nachdem in ihrer anfänglichen Entwicklung die junge Disziplin Informatik als aussichtsreiche Möglichkeit galt, Frauen den Zugang zu hochqualifizierten technischen Berufsbereichen zu öffnen, kann dies nicht mehr umstandslos bestätigt werden: Der Frauenanteil am Studienfach Informatik ist rückläufig, und auch außerhalb der universitären Ausbildung (zum Beispiel Umschulungen für arbeitslose Akademiker und Akademikerinnen) zeichnet sich eine Abdrängung von Frauen auf die unteren Hierarchieebenen ab. Insgesamt sind die Chancen von Informatikerinnen auf dem Arbeitsmarkt als gut einzuschätzen, weil sie als qualifizierte Fachkräfte auf einen immer noch expandierenden Teilarbeitsmarkt treffen. Teilweise suchen Arbeitgeber gezielt nach weiblichen Fachkräften, da sie für sich Vorteile von den sozialen und kommunikativen Kompetenzen erwarten, die den Frauen zugeschrieben werden. Unabhängig vom tatsächlichen Vorhandensein solcher speziellen Fähigkeiten eröffnen sich für Frauen dadurch einerseits Chancen beim Berufseinstieg, andererseits besteht jedoch die Gefahr, daß sich eine erneute Geschlechtstypisierung von Tätigkeiten langfristig zu ihrem Nachteil entwickelt. Trotz der guten Berufschancen werden allerdings auch in der Informatik die aus anderen Berufsbereichen bekannten strukturellen Benachteiligungen für Frauen nicht überwunden, was sich etwa in der geringen Anzahl von Frauen in Führungspositionen ausdrückt. Ihre relativ guten Ausgangspositionen und die in der Informatik verbreitete Akzeptanz sowie bestehende Möglichkeit einer Berufstätigkeit neben familiären Pflichten hat esvielen Frauen ermöglicht. Formen der Berufstätig keit zu finden (zum Beispiel l'cle I leim oder Teil Zeitarbeit), die eine Koordinierung von Berufs-und Familienarbeit zulassen. Diese Möglichkeiten sind allerdings mit begrenzten Aufstiegschancen verknüpft: Karriere und Familie bleiben nach wie vor unvereinbar.

Die bisher beschriebenen Entwicklungen sind auf der strukturellen Ebene von Erwerbsarbeit und Bildungssystem verortet. So läßt sich zwar keine systematische Ausgrenzung der Frauen in der Informatik, dafür aber eine Begrenzung ihrer Beteiligung erkennen. Insgesamt kann resümiert werden, daß die Barrieren, auf die die Frauen in Informatik und Datenverarbeitungsberufen sto ßen, ihre Ursache zum großen Teil nicht in berufs Spezifischen, sondern in allgemeinen Strukturen der geschlechtlichen Arbeitsteilung und des Geschlechterverhältnisses haben. Ihre erneute Repro duktion trägt jedoch dazu bei, Informatik zu einem Männerberuf werden zu lassen; die Chance einer Veränderung zugunsten von Frauen würde ungenutzt bleiben.

Eine Verknüpfung von Professionalisier ungspro zessen mit den Beteiligungschancen von Frauen läßt sich insbesondere auf der Ebene stereotyper Zuordnungen zeigen, liier prägen kulturelle Erfahrungen und stereotype Vorstellungen von „männlich" und „weiblich“ eine geschlechtstypi sierende Zuordnung von Tätigkeitsfeldern und Aufgabenbereichen. Wie von der Frauenforschung aufgezeigt, sind diese Zuschreibungen mit den gesamtgesellschaftlichen Machtverhältnissen zwi sehen den Geschlechtern verknüpft und führen tendenziell zu einer Abwertung von „weiblicher“ Arbeit. In der Informatik haben sich (bisher) keine eindeutig geschlechtsspezifischen Arbeitsbe reiche herausgebildet, was auf die Heterogenität des Berufsfeldes zurückzuführen ist. Dennoch gibt cs Vorstellungen darüber, welche Tätigkeitsfelder innerhalb der Informatik besonders für Frauen bzw. Männer geeignet sind. Es zeichnet sich ab, daß Arbeitgeber die den I rauen zugeschriebenen Eigenschaften wie soziale und kommunikative Kompetenzen nutzen wollen und so einer erneu ten Geschlechtstypisierung im Bereich Informatik Vorschub leisten. Hierdurch besteht die Gefahr der erneuten Abwertung von weiblichen Tätig keitsfeldern.

Für die Beteiligungschancen von Frauen ist insbe sondere wichtig, ob die inhaltliche I ntwicklung der Informatik in Richtung Ingenieurwissenschaften geht oiicr ob die Offenheit gegenüber inter diszipli nären und anwendungsbezogenen Gebieten beibe halten wird. Bei einer Abspaltung interdisziplinä rer Berufsfelder würden gerade jene Bereiche an den Rand gedrängt, die als bevorzugtes Arbeits gebiet von Frauen gelten. In den anwendungsbezo genen Fachgebieten liegt dei I rauenanteil deutlich über dem Anteil der reinen Informatik. Es zeichnet sich ab, daß Frauen insbesondere in denjenigen (iebieten die besten (‘hancen haben, die am wenig sten mit „Technik" zu tun haben. Dies ist zunächst nicht mit einer Abwertung verbunden, werden doch die den I rauen (berechtigt oder unberechtigt)

zugeschriebenen kommunikativen und sozialen Kompetenzen in vielen Bereichen als wichtig, dai gestellt. Historische Erfahrungen zeigen jedoch, daß solche Zuschreibungen, nachdem sic Frauen zunächst neue Chancen eröffnen, langfristig mit Abwertung verbunden sind. Solche Tendenzen sind insbesondere dann zu befürchten, wenn diese „weiblichen“ Arbeitsfelder im weiteren Professio nalisierungsprozeß marginalisier I würden und sich ein technisch wissenschaftlich dominiertes Vcr ständnisvon Informatik durchsetzen würde.

Allerdings ist gegenwärtig eine eindeutige Gewichtung in eine bestimmte Richtung noch nicht auszumachen Bisher stellt sich die Informatik als eine junge, offene Disziplin dar, die flauen gegen über aufgeschlossen ist Es bleibt zu hoffen, daß sich die engagierten Frauen innerhalb der Infor matik aus ihrem bisher erkämpften Terrain nicht wieder zurückdrängen lassen, sondern ihre Mit spracherechte innerhalb der Profession und der (lesellschalt für Informatik nutzen, um die weitere Professionalisierung in ihrem Sinne mitzubestim men. Denn eine bloße Anwesenheit von Trauen reicht nicht aus, sic müssen sich für ihre Interessen aktiv einsetzen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Karin Gottschall, Geschlechterverhältnis und Arbeitsmarktsegregation, in: Regina Becker-Schmidt/Gudrun-Axeli Knapp (Hrsg.), Das Geschlechterverhältnis als Gegenstand der Sozialwissenschaften, Frankfurt am Main 1995.

  2. Vgl. Elisabeth Beck-Gernsheim/Ilona Ostner, Frauen verändern -Berufe nicht?, in: Soziale Welt, 29 (1978) 3, S. 257-287.

  3. Vgl. hierzu Angelika Willms, Segregation auf Dauer?, in: Walter Müller, Strukturwandel der Frauenarbeit 1880-1980, Frankfurt am Main 1983.

  4. Vgl. Sally Helgesen, Frauen führen anders. Vorteile eines neuen Führungsstils, Frankfurt am Main 1991, sowie kritisch Sonja Nerge, Weiblicher Führungsstil und die doppelte Vergesellschaftung von Frauen, in: Frauenforschung, 10 (1992) 3, S. 79-88. Anmerkung der Redaktion: Zum „weiblichen Führungsstil“ siehe auch den Beitrag von Hildegard Macha in diesem Heft.

  5. So wandelte sich zum Beispiel der Sekretär zur Sekretärin, was mit einer Abwertung des Berufes verbunden war; andersherum wird aus der Putzfrau ein Gebäudereiniger, der Beruf erhält durch die nun zugrunde liegende Ausbildung eine deutliche Aufwertung.

  6. So hat z. B. Ute Hoffmann Prozesse der Ausgrenzung und Zuschreibung für die frühe Tätigkeit des Programmierens untersucht. Durch den kriegsbedingten „Männermangel“ haben Frauen in den vierziger und frühen fünfziger Jahren in amerikanischen Computerlabors die ersten Programme entwickelt. Das Programmieren wurde allerdings nach dieser kurzen und in Vergessenheit geratenen Anfangsphase zu einer Männerdomäne und mit Attributen von Männlichkeit verknüpft. Vgl. Ute Hoffmann, Computerfrauen. Welchen Anteil haben Frauen an Computergeschichte und -arbeit?, München 1987.

  7. So wundert sich z. B. niemand über „hausarbeitsnahe“ Männerberufe wie Koch und Bäcker, während der Beruf der Zahntechnikerin oder Verkäuferin nur sehr schwer als „hausarbeitsnaher“ Frauenberuf definiert werden kann.

  8. Vgl. Angelika Weiterer, Theoretische Konzepte zur Analyse der Marginalität von Frauen in hochqualifizierten Berufen, in: dies. (Hrsg.), Profession und Geschlecht. Über die Marginalität von Frauen in hochqualifizierten Berufen, Frankfurt am Main 1992.

  9. Zu den klassischen freien Professionen zählen die Medizin, die Theologie und die Jurisprudenz.

  10. Vgl. hierzu Werner Dostal, Die Datenverarbeiter -Ende des Booms?, in: Materialien aus der Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (MatAB), (1989) 2; ders., Computerberufe im Aufwind, in: MatAB, (1991) 5; Volker Roth/Christian Boß, Wandel und Zukunft der Datenverarbeitung und ihres Berufsfeldes, in: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (MittAB), (1990) 2, S. 300-312.

  11. Diese Aufgeschlossenheit gegenüber Frauen wild III ul len I Jntersuchungen über die Informatik betont Sic zeigt sich insbesondere im Vergleich zu anderen, traditionell „miinn lichen" Disziplinen wie der Chemie und den Ingenieur wr.senschaften Vgl Christine Roloff, Von der Schmiegsamkeit /ui Einmischung Professionalisierung der Chemikerinnen und Informatiker innen, Pfaffenweiler 1989; Bettina Schmitt, Neue Wege alte Barrieren. Beteiligungschancen von Frauen in der Informatik, Berlin 1993.

Weitere Inhalte

Kathrin M enge 1-Be 1 abbes, Dipl. -Soz. -Wiss., geb. 1966; Studium der Sozialwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum; wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt-und Regionalentwicklung GmbH an der Ruhr-Universität Bochum (InWIS).