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Der Kreisauer Kreis und das Ausland | APuZ 50/1986 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 50/1986 Die Geschichte des deutschen Widerstands im Lichte der neueren Forschung Überarbeitete und erweiterte Fassung eines Vortrages, gehalten auf der britisch-deutschen Historikertagung in Leeds vom 5. bis 9. Mai 1986. Die deutsche Fassung wurde zugleich mit Literaturhinweisen versehen. Die nationalkonservative Opposition 1933-1939. Von der Kooperation zum Widerstand Der Kreisauer Kreis und das Ausland Kommentar und Replik

Der Kreisauer Kreis und das Ausland

Ger van Roon

/ 45 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Der Beitrag befaßt sich mit den ausländischen Erfahrungen und Kontakten des Kreisauer Kreises. Im Gegensatz zu anderen Gruppen des bürgerlichen Widerstandes gehörten die Kreisauer überwiegend der jüngeren Generation an. Sie waren nicht mehr vom Kaiserreich, sondern vom Ersten Weltkrieg, vom Internationalismus der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre und von den Folgen der Weltwirtschaftkrise geprägt. Viele von ihnen hatten durch die Minderheitenproblematik die Über-steigerung des Nationalismus kennengelernt und sich auch deswegen für die Arbeit des Völkerbundes interessiert. Dazu kamen die vielen Eindrücke von Reisen innerhalb wie außerhalb Europas, die das Auslandsbild der Kreisauer beeinflußt haben. Wenn auch ihr Internationalismus sich nicht allein auf Europa beschränkte, so war für sie die Neukonstruktion eines europäischen Ordnungssystems nach dem Kriege eine der wichtigsten Leitlinien. Bemerkenswert und nach wie vor aktuell an ihren Vorstellungen ist der gesamteuropäische Gedanke sowie die Akzentuierung wirtschaftlicher und regionaler Aspekte. Seit 1941 haben die Kreisauer mit ihren Ansichten einen breiteren Kreis im deutschen Widerstand beeinflussen können. Ganz anders verliefen jedoch die unter äußerst schwierigen Bedingungen aufgebauten Beziehungen zu den Alliierten. An der Erfolglosigkeit dieser Kontakte waren allerdings nicht die politischen Konzeptionen der Kreisauer Schuld, sondern die Kriegsverhältnisse. Zum einen waren die Kreisauer selber nicht in der Lage, Hitler und sein Regime zu stürzen; sodann wurden auch sie im Ausland zunächst als Deutsche und Gegner betrachtet. Dennoch haben gerade die Mitglieder des Kreisauer Kreises durch ihre internationale und europäische Einstellung eine — auch für die Nachkriegsentwicklung wichtige — Verbindung zwischen den Alliierten und dem deutschen Widerstand herbeiführen können.

I. Einführung

In der Geschichte gibt es Zeiten, in denen die Entwicklungen langsam verlaufen, und Übergangsperioden, in denen fast alles in einer unaufhaltsamen Bewegung ist. Die Jahre des Zweiten Weltkrieges waren wohl ein Beispiel des letzteren. Diejenigen, die damals auf dem Festland Europas in einem der besetzten Länder lebten — wie der Verfasser diese Beitrages —, hegten Bewunderung für Großbritannien, aber hatten wenig Ahnung von dem Umfang des alliierten Kriegseinsatzes; und diejenigen, die damals in Großbritannien lebten, sympathisierten mit dem Widerstand im besetzten Europa, schätzten jedoch seine Möglichkeiten oft falsch ein. Diese gewiß nicht neue Sicht ist mutatis mutandis auch anwendbar auf das Verhältnis zwischen Großbritannien und dem deutschen Widerstand Sie wirkte nach bis in die Diskussionen der Nachkriegszeit.

Noch im Jahre 1945 veröffentlichte Lionel Curtis, der während der dreißiger Jahre Helmuth James Graf von Moltke kennen-und schätzengelernt hatte, dessen „Letzte Briefe“ aus dem Gefängnis Obwohl die Universität Köln ihm dafür mit einem Ehrendoktorat dankte, erregte die von Curtis verfaßte Einführung Aufsehen. Seine Deutung Moltkes als eines zweiten Gandhi und des Kreisauer Kreises als Opposition, jedoch ohne Widerstand, wurde sowohl inner-wie außerhalb Großbritanniens heftig kritisiert. Die meisten Engländer waren damals noch nicht von der Ernsthaftigkeit des deutschen Widerstandes überzeugt. Aber auch Moltkes Witwe schrieb an Hans Schönfeld: „Es wäre vielleicht gut, ... einen kleinen Kommentar zu schreiben, der Helmuths positive Seite schildert und feststellt, daß er all die Sachen, die Überarbeitete und erweiterte Fassung eines Beitrages zu der britisch-deutschen Konferenz in Leeds vom 6. bis 9. Mai 1986. er laut Prozeßgang nicht getan hat, ja doch getan hat, vielleicht auch seine Stellung zu Goerdeler und dem 20. Juli klärt. Dies alles lehrte mich der Sturm in England.“

Mehr als zwanzig Jahre später erschien von Christopher Sykes eine Biographie über Adam von Trott zu Solz Sykes’ gut geschriebener Versuch, die Bemühungen Trotts vor und während des Krieges miteinander in Einklang zu bringen, konnte die divergierenden Ansichten über Trott in Großbritannien nicht versöhnen. Das Buch führte zu einer lebhaften Debatte in der Zeitschrift „Encounter“. Eröffnet wurde sie von David Astor, der die Anregung zu der Biographie gegeben hatte. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, ob dem deutschen Widerstand ohne Mitwirkung von außen ein Umsturz hätte gelingen können.

Aus Genf schrieb der Generalsekretär des Welt-kirchenrates, Visser ’t Hooft, der Trott seit dessen Studentenzeit gekannt hatte und während des Krieges mehrfach mit ihm zusammengetroffen war: „Wie sollen wir Adam von Trotts Benehmen verstehen? ... Ohne Zweifel war er ein Patriot, der sein Vaterland liebte, aber er wollte nichts zu tun haben mit einem engen und reaktionären deutschen Nationalismus ... Vielmehr war er von einer weltmännischen Art. Für ihn war der Krieg ein Bürgerkrieg innerhalb der westlichen Welt. Tief war er darüber enttäuscht, daß diejenigen in Großbritannien und den Vereinigten Staaten, die er als seine Bundesgenossen in diesem Krieg betrachtete, ihn als solchen nicht akzeptieren wollten.“

Im Verhältnis Großbritanniens zum deutschen Widerstand bahnte sich eine Wende an, als Michael Balfour und Julian Frisby 1972 ein Buch über Helmuth von Moltke, den sie persönlich gekannt hatten, veröffentlichten

II. Der Kreisauer Kreis

Der Kreisauer Kreis der zum deutschen Widerstand gehörte, könnte fast auch die Gruppe der „Jungdemokraten" genannt werden. Von den zwanzig Personen des inneren Kerns waren im Sommer 1940 neun noch keine 35 Jahre und acht noch keine 50 Jahre alt. Drei von ihnen — die Sozialdemokraten Mierendorff, Leber und Haubach (Mierendorff und Leber waren Reichstags-abgeordnete gewesen) — hatten mehrere Jahre in Gefängnissen und Konzentrationslagern verbracht. Weitere Mitglieder wie Reichwein, von Einsiedel, Lukaschek, Steltzer und später von der Gablentz und van Husen waren entlassen worden. Die meisten Kreisauer hatten die demokratische Weimarer Republik unterstützt, mehrere in staatlichen Funktionen, wie Lukaschek, Steltzer, von van Husen und der Gablentz, Peters, Reichwein. Moltke hatte anläßlich des zehnten Jahrestages der Gründung der Weimarer Republik ebenso wie der damalige Reichskanzler Müller, der Reichsaußenminister Stresemann, Willy Hellpach, Carl Heinrich Becker u. a. einen Beitrag für die amerikanische Zeitschrift „The Survey“ geschrieben Hans Peters vertrat nach dem Staatsstreich Papens im Juli 1932 in Preußen vor dem Staatsgerichtshof in Leipzig die Sache Preußens als Bevollmächtigter der Zentrumsfraktion des preußischen Landtages.

Neben zwei evangelischen Theologen gehörten auch vier Jesuiten zum Kreisauer Kreis. Die zahlreichen Übergriffe des Staates im kirchlichen Bereich sowie die Attacken auf Priester und Ordens-leute hatten sie zu Widerständlern gemacht. Einer von ihnen, Rösch, Provinzial der süddeutschen Ordensprovinz, schrieb in einem Bericht nach Rom: „Ebenso eindeutig klar ist, daß der eigentliche und in allem entscheidende Urheber die allerhöchste Spitze selber ist. Er inspiriert alles... ”

Vor und während des Krieges haben die einzelnen Mitglieder des Kreisauer Kreises sich dem Schicksal der Verfolgten angenommen, wie z. B. van Husen, Lukaschek, Delp, Trott und Poelchau. Als dienstverpflichteter Kriegsverwaltungsrat hat Moltke Tausende von deutschen und ausländischen Opfern des Nazi-Regimes — Juden, Seeleute, Kriegsgefangene, — zu retten versucht Ihm lag auch daran, einen Weg zu finden, um die Bevölkerung in den besetzten Gebieten rechtzeitig vor geplanten Rache-Aktionen zu warnen. Mehrere Personen wie Steltzer, Christiansen-Weniger und von Görschen sind von ihm gebeten worden, den Warndienst für ein bestimmtes Gebiet zu übernehmen

Die Kreisauer waren sowohl von politisch-gesellschaftlichen Strömungen wie der Jugendbewegung, dem Religiösen Sozialismus und den jung-sozialistischen, jungkatholischen und jungevangelischen Bewegungen beeinflußt wie auch von gemeinsamen Erfahrungen wie den Folgen des Ersten Weltkrieges, den Jahren der Weltwirtschaftskrise, der massenhaften Arbeitslosigkeit und dem Aufstieg und der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus geprägt. Es war ihr Ziel, Vertreter jener Gruppen, die ihrer Meinung nach einen entscheidenden Beitrag zu der Aufbauarbeit nach dem Kriege leisten konnten — vor allem die Kirchen und die Arbeiterbewegung —, zueinander zu bringen und auf ein gemeinsames politisches Programm zu verpflichten. Über den Inhalt dieses Programms wurde auch mit Personen und Gruppen in anderen Ländern diskutiert. Die Kreisauer dachten und planten in einem europäischen Rahmen

III. Ausländische Erfahrungen und Interessen

Wer sich mit der europäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts befaßt, stößt auf einen Wir-kungszusammenhang zwischen dem Auf und Ab der Wirtschaftskonjunkturen und der Dauer von internationalen und nationalen Pendelbewegungen. Der Nationalismus dominierte besonders während Depressionsperioden 12) wie den dreißiger Jahren. Die internationale Einstellung der meisten Kreisauer wird vor allem auf zwei besondere Umstände zurückzuführen sein: Viele von ihnen nutzten die Gelegenheit, während der zwanziger Jahre ins Ausland zu fahren. Dort lernten sie neue Länder und Denkweisen kennen und freundeten sich mit Einwohnern dieser Länder an, die die Welt und Deutschland manchmal aus einer anderen Sicht betrachteten. Solche Erlebnisse hatten einen formenden Einfluß auf ihre Gedankenwelt. Etwa die Hälfte des inneren Kerns stammte aus oder lebte in Grenzgebieten, die meistens eine national gemischte Bevölkerung hatten. Aus eigener Erfahrung wußten sie daher, wie der Nationalismus zu einer Unterdrückung fremden Volkstums und zu einer Gefährdung der europäischen Sicherheit geführt hatte. Nach ihrer festen Überzeugung war nur im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit eine befriedigende Lösung der Minderheitenproblematik zu erreichen. Lukaschek und van Husen hatten als deutsche Mitglieder der Gemischten Kommission des Völkerbundes für Oberschlesien — eine deutsch-polnische zwischenstaatliche Einrichtung unter einem neutralen, vom Völkerbund ernannten Vorsitzenden — in dieser Hinsicht bereits gewisse positive Erfahrungen hinter sich

Die Ausländserfahrungen und -interessen der Kreisauer, aus denen sich das Auslandsbild des Kreisauer Kreises zusammensetzte, bezogen sich vor allem auf die folgenden Staaten und Gebiete:

Skandinavien: Eine starke Verbundenheit mit Skandinavien empfand vor allem Theodor Steltzer. Geboren in Holstein, hatte er auch skandinavische Vorfahren. Als Landrat in Rendsburg von 1920 bis 1933 hat er das gegenseitige Verständnis von Dänen und Deutschen zu fördern und besonders gemeinsame kulturelle Beziehungen zu entwickeln versucht Weiter haben sich auch Reichwein und Einsiedel für Skandinavien interessiert; Reichwein im Zusammenhang mit der dortigen Volkshochschulbewegung und Einsiedel wegen der Wirtschaftspolitik.

Frankreich: Vor allem diejenigen Kreisauer, die den Ersten Weltkrieg an der Westfront erlebt hatten, setzten sich seitdem für eine Annäherungspolitik gegenüber dem „Erzfeind“ Frankreich ein.

Julius Leber, im Oberelsaß geboren, schrieb während des Ruhrkampfes: „Die Nationalisten beiderseits hetzen die Völker immer tiefer in diesen Sumpf... Wir müssen uns wieder mit Frankreich verständigen — wir müssen.“ Und Carlo Mierendorff bekannte: „Wir hatten vier Jahre lang in den Schützengräben gelegen. Da bildete das Nationale für uns infolgedessen kein Problem mehr. Unser Verhältnis zur Nation war durch die Tatsachen gelöst und besiegelt mit unserem Blut ... Wenn wir 1919 so stark und spontan uns für eine deutsch-französische Verständigung einsetzten ..., so zeigte sich auch schließlich nur, daß wir die Weltbedeutung des Zusammengehens dieser beiden Länder für sich selbst wie für Europa begriffen hatten.“ Mierendorff und Haubach unterzeichneten 1919 einen Aufruf zu Solidarität mit der französischen Jugend Haubach hat die Verständigung mit Frankreich zu den „Grundelementen der europäischen Ordnung“ gerechnet Auch Reichwein hat besonders aus wirtschaftlichen Gründen eine französisch-deutsche Wieder-annäherung befürwortet Er und Moltke standen in Verbindung mit dem französischen Leiter des Berliner Büros des „Deutsch-Französischen Studienkomitees“, Pierre Vienot

Osteuropa: In der Zwischenkriegszeit war der Balkan zu einem Brennpunkt der europäischen Politik geworden. Der Grund dafür lag nicht nur in der besonders starken Einflußnahme der Groß-mächte, sondern auch im Gegeneinander der verschiedenen Nationalitäten. Auch die deutschen Minderheiten in diesem Gebiet bekannten sich als Folge der Begegnung mit deutschen Truppen im Ersten Weltkrieg wieder stärker zu ihrem Deutschtum. Ferner stellten die innen-und wirtschaftspolitischen Fragen der neuen Staaten manche Probleme Mitteleuropas neu zur Debatte.

Aus Schlesien — durch seine geographische Lage in einer Art von Mittlerstellung zwischen Westund Osteuropa — waren bereits in den Nachkriegsjahren Fahrten in die Balkanländer unternommen worden. Mehrere Kreisauer hatten entweder als Soldat — wie Leber und Reichwein — oder auf Fahrten und Reisen diesen Teil Europas kennengelernt. Dabei war ihnen auch die Minderheitenproblematik deutlich geworden. Von den jüngeren Kreisauern hat besonders Moltke sich für das Minderheitenrecht interessiert. Zeitweise hatte er sogar vor, darüber eine Doktorarbeit zu schreiben. Ende der zwanziger Jahre war er zu van Husen in Kattowitz gefahren, um ihn um Material zu bitten Er kritisierte, daß die deutschen Volksgruppen in Polen sich von Berlin aus regieren ließen, und vertrat die Meinung, daß die deutschen Minderheiten in anderen Staaten sich — bei aller Verbundenheit mit Deutschland — den Verhältnissen in ihren Gaststaaten anpassen sollten Doch interessierte ihn auch die wirtschaftliche Entwicklung der neuen osteuropäischen Staaten. Daher hatte er Verbindung gesucht zu dem kroatischen Bauernführer Radic und schrieb: „Ich glaube, Schlesien und Wien sind die beiden Zentren, von denen aus Deutschland und Europa ein echtes Interesse für den Osten und den Balkan wirklich zeigen können ..,“ Als Europäer plädierte Moltke für Förderungsmaßnahmen für dieses Gebiet in einem europäischen Rahmen

Eine deutsch-polnische Annäherung wurde von mehreren Kreisauern befürwortet. Trotz existierender Gegensätze sollte Deutschland die Verständigung suchen. „Gewiß“, schrieb Leber, „soll und darf der Korridor nicht als versteckte Kriegs-gefahr Deutschland und Polen fortwährend beunruhigen. Es soll kein neues Elsaß-Lothringen im Osten wachsen. Es bleibt deshalb nur die dämmernde Hoffnung auf einen dereinstigen friedlichen Ausgleich.“ Und für Haubach war die Frage der deutsch-polnischen Beziehungen der „Schlüssel“ zu der gesamteuropäischen Lage: „... wenn die Politik der Arbeiterklasse den Frieden will, so muß ihre ganze Kraft und Aufmerksamkeit der deutsch-polnischen Frage gehören“

Sowjetunion: Keiner der Kreisauer war in der Sowjetunion gewesen. Den Sozialisten Reichwein, immer offen für neue Sichtweisen, faszinierte die Verbindung zwischen Staat und Arbeiterschaft, die durch die Revolution entstanden war. Er sah Möglichkeiten für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Europa und der Sowjetunion mit ihren reichen Bodenschätzen und ihrem großen Bedarf an Wissen und Technik Einige Monate nachdem er Ende 1922 „eine innere Umstellung vom radikalen Bolschewismus weg“ zu sehen meinte traf er sich in Berlin mit dem Sowjetkommissar für Arbeiterhochschulen, um etwas über russische Erfahrungen auf diesem Gebiet zu hören Drei Jahre später hoffte er, an einer Ruß-land-Delegation teilnehmen zu können aber aus mehreren Gründen ist es dann dazu nicht gekommen. In späteren Jahren scheint er der Sowjetunion gegenüber skeptischer geworden zu sein. Andere Kreisauer wie Steltzer, Haubach, Leber, von Haeften und Trott waren in dieser Hinsicht von vornherein kritischer gewesen. Während Steltzer das Sowjetsystem „als schlimmstes aller Gewaltsysteme“ grundsätzlich ablehnte, bedeutete für den Sozialdemokraten Haubach die Sowjetunion die asiatische Form der Revolution und ein Feind der neuen demokratischen europäischen Ordnung Auch Leber war, obwohl seiner Meinung nach Deutschland und Rußland „natürliche Verbündete“ sein könnten, der Rapallo-Politik gegenüber skeptisch und ein Befürworter der Westorientierung Deutschlands Moltke dagegen sah in dem Vertrag von Rapallo eine Möglichkeit für Deutschland, gegenüber der Sowjetunion als Sprecher Europas aufzutreten. Für ihn war die Sowjetunion vor allem ein Bauernstaat. Daher erwartete er dort einen Machtzuwachs der Bauern, was sich auch außenpolitisch auswirken müßte. Sollte Moskau infolgedessen das Zentrum einer „Grünen Internationale“ werden, dann würde eine solche Entwicklung durchaus problematisch sein. Man muß das Rußland-Bild Moltkes im Zusammenhang sehen mit seinen Ansichten zur Balkan-Frage. Weil er die Eigenentwicklung der dortigen neuen Staaten als vordringlich betrachtete, lehnte er sowohl eine deutsche wie eine sowjet-russische Hegemonie über dieses Gebiet ab

Vereinigte Staaten: Die amerikanische Beteiligung am Ersten Weltkrieg hatte diesen Staat als neue weltpolitische Macht hervortreten lassen und näher an Europa gebracht. Während der zwanziger Jahre trafen sich trotz der Enttäuschung über den amerikanischen Rückzug aus Europa die amerikanischen und die deutschen Interessen in der Ablehnung der französischen Politik gegenüber Deutschland. Auch kam es zu einem wirtschaftspolitischen Engagement der USA in Deutschland und einem entsprechenden Interesse an der parlamentarisch-demokratischen Republik von Weimar.

Vier Kreisauer hatten die Vereinigten Staaten frühzeitig besucht: Furtwängler und Reichwein während der zwanziger, Einsiedel und Trott während der dreißiger Jahre. Franz Josef Furtwängler, in den Jahren 1923 bis 1925 internationaler Sekretär des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, war 1925 vom Vorstand des ADGB mit Vertretern der angeschlossenen Gewerkschaften zum Studium der „Rationalisierung“ in die Vereinigten Staaten entsandt worden. Monatelang reiste er durch die Industriebezirke der USA, die ihn sehr beeindruckten Trotz einiger Bedenken bewunderte er den ökonomischen Fortschritt und den hohen Lebensstandard. Ein Jahr später durchquerte Reichwein für ein halbes Jahr den amerikanischen Kontinent. Ihn interessierte vor allem die weltwirtschaftliche Bedeutung der Vereinigten Staaten. Am Ende seines Aufenthalts schrieb er: „Ich fange an, Amerika recht zu sehen, oder glaube es doch wenigstens. In vielem umgelernt. Bewunderung und viel Kritik. Europa soll Europa bleiben.“

Auch Moltke, der mehrere amerikanische Bekannte und Freunde besaß und Berichte schrieb für amerikanische Zeitungen, interessierte sich für die Vereinigten Staaten. In einem Aufsatz schrieb er 1929: „Was erwarten wir von den Vereinigten Staaten? Öfters hört man von den Vereinigten Staaten sprechen als von der am meisten imperialistischen Macht; bereit um Mittelamerika zu annektieren, gibt große Summen aus für Kriegsschiffe und Rüstung ... Amerikanische Friedens-resolutionen, der Gedanke der Vereinten Nationen — ein amerikanischer Gedanke, wenn auch nicht gebilligt vom amerikanischen Volk —, der Verzicht auf den Krieg ... Ich glaube ernsthaft an die Friedfertigkeit des amerikanischen Volkes, aus menschlichen Gründen und weil es ein demokratischer Staat ist. Aus praktischen Gründen, weil sie Raum haben für ihre Leute und keine Annexionen brauchen; weil sie allen Grund haben, normale Verhältnisse zu unterstützen, die Erfolg versprechen.“

Die New-Deal-Politik Roosevelts zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise war ein weiterer Grund, sich für die Vereinigten Staaten zu interessieren.

Als Austauschstudent kam Horst von Einsiedel 1930 dorthin und studierte zwei Jahre die Auswirkungen der neuen Wirtschaftspolitik. Über dieses Thema schrieb er auch seine Doktorarbeit und stellte fest, „daß öffentliche Arbeiten unter gewissen Voraussetzungen zur Verminderung der Arbeitslosigkeit in der Depression beitragen können“ Ein Jahr später erschien eine Arbeit des Finanzwissenschaftlers und späteren wirtschaftspolitischen Beraters des Kreisauer Kreises, Günter Schmölders, über die Erfahrungen der amerikanischen Konjunkturpolitik unter Roosevelt. In der Einführung schrieb der Verfasser: „Mit gespannter Erwartung blickt die Welt gegenwärtig auf die Vereinigten Staaten, deren Wirtschaftspolitik auf immer neuen Wegen und unter Einsatz immer gewaltigerer Geld-und Kreditmittel die Wiederkehr der geschwundenen Prosperität zu erzwingen versucht. Angesichts dieses atemlosen und atemberaubenden Schauspiels erscheint es geboten, die Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Lenkung der Konjunkturschwankungen grundsätzlich zu untersuchen und aus den konjunkturpolitischen Erfahrungen der Vereinigten Staaten die Lehren abzuleiten, die allein Anhaltspunkte für die Beurteilung der gegenwärtigen groß angelegten Experimente der Rooseveltschen Wirtschaftspolitik bieten können.“

Auch Reichwein beobachtete die Entwicklung in den Vereinigten Staaten unter Roosevelt, wo der Staat die Neuordnung des gesamten Wirtschaftslebens übernommen hatte, mit großem Interesse Schließlich soll hier Eduard Waetjen genannt werden. Er hat an mehreren Kreisauer Beratungen in den ersten Jahren des Kreises teilgenommen. Weil seine Mutter Amerikanerin war und er selber die USA mehrfach besucht hatte, wurde er von Moltke öfters um Rat gebeten, wenn es um die Vereinigten Staaten ging.

Großbritannien: Als erster der Kreisauer besuchte Carl Dietrich von Trotha dieses Land. Dort hat er sich vertraut gemacht mit der Settlement-Bewegung und mit Einrichtungen der Arbeiterbildung in Yorkshire, Lancashire und London Nachdem er 1923 einen englischen Jugendführer kennengelernt hatte und seitdem den Wunsch hegte, nach Großbritannien zu reisen, war Reichwein der zweite Kreisauer gewesen, der in den zwanziger Jahren dieses Land kennengelernt hatte

Für eine Vortragsreise fuhr er 1938 zum zweiten Mal dorthin.

Eine ganz besondere Verbindung zu Großbritannien hatte Adam von Trott zu Solz. Genfer öku-menische Kontakte seiner Mutter hatten ihm dazu verhülfen, im Januar 1929 einer Konferenz in Liverpool beizuwohnen. Anschließend war er einige Monate Gaststudent in Oxford, was für ihn zu einer besonderen Erfahrung wurde, die eine enge Verbindung zu Großbritannien schuf. In einem Bericht über seine Erlebnisse betonte Trott den großen Unterschied zwischen den englischen und den deutschen Ansichten über Politik und Gesellschaft Ende 1931 kam Trott als Rhodes-Stipendiat dann für zwei Jahre nach Oxford. Neben Altersgenossen lernte Trott auch ältere und bedeutende Persönlichkeiten kennen, die sich für die englisch-deutschen Beziehungen interessierten. Viel diskutierte er über politische Themen und über die Zukunft Europas. In einer Debatte im Deutschen Club nahm er Stellung gegen den Nationalsozialismus Trott war noch in Oxford, als Hitler Reichskanzler und damit die Zukunft in Deutschland unsicher wurde. Die zwei Jahre in Oxford waren ein „Wendepunkt“ in Trotts Leben. Seine Rückkehr nach Deutschland nannte er deshalb einmal „das vielleicht größte Wagnis meines ganzen Lebens“ Während der späteren dreißiger Jahre war Trott noch mehrfach in Großbritannien, wo er auch Hans-Bernd von Haeften und Helmuth von Moltke kennen-lernte

Asien: Drei der Kreisauer waren in Asien gewesen. Furtwängler, Reichwein und Trott. Auf Bitten der Internationale der Textilarbeiter war Furtwängler in den Jahren 1926 und 1927 durch ganz Indien gereist und auch nach Afghanistan und Persien gekommen. Auf dieser Reise wurde er mit Gandhi, dem Vater Nehrus, und einer Anzahl indischer Politiker bekannt. Auch wohnte er Sitzungen des Zentralparlaments und mehrerer Provinzialparlamente bei Seit dieser Zeit verfolgte Furtwängler die Aktionen der indischen Nationalisten mit großem Interesse.

Reichwein hatte sich seit Anfang der zwanziger Jahre mit Ostasien befaßt. Seine Doktorarbeit verfaßte er über Chinas Einfluß auf das Europa des 18. Jahrhunderts. Damals hegte besonders die junge Generation ein Interesse für dieses Land. Über dieses Interesse hatte Reichwein in der Einleitung seiner Doktorarbeit geschrieben: „Ob dieser Asientaumel nur geeignet ist, um dem Westen seine eigene Entartung aufzuzeigen und ihn zu seinen eigenen Ursprüngen zurückzuführen, oder ob es sich hier tatsächlich um den Beginn einer großstiligen Umwandlung im gesamten Denkgefüge der westlichen Welt handelt, darüber wird das Jahrhundert entscheiden.“ Vor allem hatte ihn jedoch die aktuelle Entwicklung interessiert. „Seit dem Krieg“, so führte er aus, „ist der ganze asiatische Kontinent in eine ungeheure Bewegung geraten, im weitesten Sinn eine nationale Bewegung; seine Halbinsel Europa als das nervöseste Glied seines Körpers, gibt diese Zuckungen am intensivsten wieder... Asien, bis jetzt zum großen Teil in fremde Interessensphären aufgeteilt, ist im Begriffe, diese Verhältnisse aufzulösen.“ Reichwein hatte Anfang 1927 Ostasien auf einer Weltreise besucht. Eingehend hatte er die dortige Lebenswelt und das Leben der Menschen beobachtet. Seine Eindrücke vom japanisch-chinesischen Wirtschaftsraum, den natürlichen Gegebenheiten, der patriarchalischen Tradition, dem Bevölkerungsdruck, der Not der Bauern und der Probleme der Arbeiter hat Reichwein in einigen Aufsätzen wiedergegeben und seine Analysen der wirtschaftlichen Verhältnisse in einem wirtschaftsgeographischen Werk verarbeitet An seine Familie schrieb er auf der Rückreise: „Die Ostasienreise ... war von größter Bedeutung für meine wissenschaftlichen Studien.“ Mit seinen Arbeiten hat Reichwein zu einem besseren Verständnis der ostasiatischen Welt in Deutschland beigetragen.

Zehn Jahre nach Reichwein hatte auchTrott während einer Weltreise Ostasien besucht. Er erhielt die Möglichkeit, als Rhodes-Stipendiat für ein Jahr in China über ein Thema der chinesischen Staatsstruktur und ihre Auswirkung auf Chinas Verhältnis zum Internationalen Recht zu arbeiten. Auch hatte er während dieser Reise Teile Japans und der Mandschurei kennengelernt. Sein Interesse galt ferner dem japanisch-chinesischen Krieg. In einem Aufsatz, den er nach seiner Rückkehr schrieb, erklärte er: „Der Ausgang dieses Krieges um den Herrschaftscharakter im Fernen Osten aber wird für die politisch-wirtschaftliche ebenso wie für die geistige Neuordnung unserer Welt von tiefgreifender Bedeutung sein.“

IV. Die außenpolitischen Kontakte und Zielvorstellungen des Kreisauer Kreises

Die deutsche Außenpolitik nach dem Ersten Weltkrieg hatte zu wählen zwischen einer Verständigungspolitik und einer Politik der Isolierung. Das Ausland maß dabei der schwierigen Lage der neuen Republik zu wenig Bedeutung bei und erkannte zu spät, daß außenpolitische Erfolge eines demokratischen Deutschlands im Interesse Europas und der Demokratie gewesen wären.

Die nationalsozialistische Außenpolitik mit ihren nationalistischen und imperialistischen Tendenzen führte dann zu einem Bruch in der Kontinuität außenpolitischer Beziehungen Das Ausscheiden aus dem Völkerbund war eine Zäsur in diesem Prozeß. Durch Verträge mit den Niederlanden Polen und Großbritannien sowie durch die Zusammenarbeit mit Italien und Japan versuchte das Dritte Reich, eine völlige Isolierung zu verhindern. Die Kreisauer gingen davon aus, daß das Kriegsende zugleich die Niederlage des Dritten Reiches bedeutete. Ein deutscher Sieg werde keinen Frieden, sondern nur einen „Waffenstillstand“ bringen, schrieb Moltke im April 1941, und damit die Kreisauer Arbeit „jedes aktuellen Interesses berauben“ Auf welche Weise die Niederlage Deutschlands sich ereignen würde, war nicht vorauszusehen: „Dieser Zustand kann eintreten als Folge einer physischen Erschöpfung der Bevölkerung, als Folge einer industriellen Erschöpfung, als Folge innenpolitischer Umwälzungen in Deutschland und als Folge von Empörungen und Revolten in den besetzten Gebieten, die wegen der Ausdehnung der besetzten Gebiete und der Art ihrer Behandlung nicht eingedämmt werden können und schließlich zu bewaffneten Invasionen der Angelsachsen führen.“ Überdies sah er voraus, wie er George Kennan sagte daß große Teile Deutschlands, einschließlich seiner Heimat Schlesien, für Deutschland verloren gehen würden. Moltke war bereit, das hinzunehmen als Teil des von Deutschland herbeigeführten Krieges.

Auf eine Kurzformel gebracht, waren die wichtigsten außenpolitischen Zielrichtungen des Kreisauer Kreises: 1. Friedenspolitik Für die Kreisauer war eine künftige deutsche Friedenspolitik von wesentlicher Bedeutung. Es ging ihnen dabei um die Frage der Ersetzung eines auf Gewalt gestützten deutschen Zwangsherrschaftssystems durch eine europäische Friedensordnung. Angesichts der Schuld, die ihr Land durch das NS-Regime auf sich geladen hatte, stand Deutschland nach der Ansicht der Kreisauer dabei in einer besonderen Verantwortung. Nach ihrer Über-zeugung sollte ein gemeinsames Ethos die Voraussetzung sein für die künftige Friedensordnung, auf die die deutsche Außenpolitik sich auszurichten hätte Der Kreisauer Haupttext, in dem die „Grundlagen einer Außenpolitik für die Nachkriegszeit“ formuliert wurden, beginnt dementsprechend mit den Worten: „Ein gerechter und dauerhafter Friede kann nicht auf Gewalt gestellt werden. Er kann nur durch die verpflichtende Besinnung des Menschen auf die göttliche Ordnung gefunden werden, die sein inneres und äußeres Dasein trägt. Erst wenn es gelingt, diese Ordnung zum Maßstab der Beziehungen zwischen Menschen und Völkern zu machen, kann die sittliche und materielle Zerrüttung unserer Zeit überwunden und ein echter Friedenszustand geschaffen werden“.

Des weiteren wollte Moltke besonders das Über-gewicht der großen Staaten durchbrechen und nicht den einzelnen europäischen Staaten, sondern nur dem „europäischen Bund“ die Streitkräfte überlassen 2. Wiedergutmachung In den Beratungen des Kreisauer Kreises über die Nachkriegspolitik hat die Frage der Wiedergutmachung eine wichtige Rolle gespielt. So schrieb Moltke Mitte Juli 1942 an seine Frau: „Heute Mittag kommt Poelchau Er soll sich mit der Frage der Wiedergutmachung vertraut machen und dazu will ich ihn sehen.“ In dem Entwurf des Kreisauer Haupttextes „Bestrafung von Rechtsschändern“ vom 23. Juli 1943 ist ein ganzer Absatz dieser Frage gewidmet Und nach einem Gespräch mit Mierendorff schrieb Moltke: „Wir haben die Frage der Wiedergutmachung an Arbeitern, Juden, Polen, etc. lange angesprochen.“ Auf Grund der Informationen, die seine Abteilung erreichten, besaß Moltke einen genauen Überblick über die von deutscher Seite befohlenen Grausamkeiten. Zusammen mit anderen hat er sich, wo er konnte, große Mühe gemacht, diese zu verhindern und zu helfen

Das tat auch Steltzer, der in einem Memorandum vom November 1942 hinwies auf „diejenigen Handlungen, die von den neuen Kräften auf deutscher Seite, sei es in den leitenden Kreisen, sei es in der Bevölkerung, selbsttätig, also ohne fremden Druck vorgenommen werden, um die Lasten und Leiden der unterdrückten Völker Europas zu erleichtern, also alle Versuche, jetzt schon etwas von dem Unrecht und dem Unglück wieder gut zu machen, das der Hitlerismus anderen Völkern zufügt.“ 3. Menschenrechtspolitik Das Wort „Menschenrechte“ wurde mehrfach von den Kreisauern verwendet; man kann es in mehreren Dokumenten und Briefen finden Nach der Ansicht der Kreisauer hatten die Menschenrechte nicht nur einen innerstaatlichen, sondern auch einen internationalen Geltungsbereich. So heißt es in den „Grundlagen einer Außenpolitik für die Nachkriegszeit“: „Die besondere Verantwortung und Treue, die jeder Einzelne seinem nationalen Ursprung, seiner Sprache, der geistigen und geschichtlichen Überlieferung seines Volkes schuldet, muß geachtet und geschützt werden. Sie darfjedoch nicht zur politischen Machtzusammenballung, zur Herabwürdigung, Verfolgung oder Unterdrückung fremden Volkstums mißbraucht werden.“

Besonders der Kreisauer Kreis war in dieser Hinsicht an einer befriedigenden Lösung der Minderheitenfrage interessiert. Etwa die Hälfte des inneren Kreises war mit diesem Problembereich in Berührung gekommen und mehrere Mitglieder hatten in der Praxis damit zu tun gehabt. Infolgedessen ist auch in der Stellungnahme des Kreisauer Kreises zu den Friedensvorschlägen des Amerikanischen Kirchenbundes dieser Frage ein bedeutender Platz eingeräumt worden Dabei wurde nicht nur eine territoriale, sondern auch eine Gruppen-und personale Autonomie der Minderheiten gefordert. Nach Meinung der Kreisauer handelte es sich bei dieser Frage um ein Problem, das am besten im Rahmen einer gesamteuropäischen Zusammenarbeit gelöst werden könnte. Daher heißt es auch in einem Memorandum Moltkes vom Juni 1941: „Ist ein Minderheitenschutz als Angelegenheit des Gesamtgebiets grundsätzlich erwünscht oder nicht?“ 4. Europapolitik Die Kreisauer dachten in einem europäischen Rahmen. Eine Vorarbeit aus der zweiten Hälfte des Jahres 1942 beginnt mit den Worten: „Nach der Auflösung der bisherigen Formen zwischenstaatlicher Ordnung in Europa und nachdem klar zutage liegt, daß Europa für sich absolut setzende Souveränitäten der Einzelstaaten zu klein geworden ist, kann nur eine neue europäische Gesamtordnung die Voraussetzung schaffen, daß sich das Abendland inmitten einer Welt von Großmächten und kontinentalen Zusammenballungen seine Kraft und Eigenart erhält.“ Infolgedessen sollte nach dem Kriege eine europäische Bundesregierung gebildet werden, die eine „wirkliche Führung“ und eine „handlungsfähige Regierung“ sein sollte. Um dies alles vorzubereiten, würde zunächst allerdings ein „Zwischenzustand“ erforderlich sein Aus wirtschaftlichen Gründen sollten möglichst auch Großbritannien und die Sowjetunion dem Bund angehören

Aus dieser europäischen Perspektive müssen die außenpolitischen Vorschläge des Kreisauer Kreises verstanden werden. Die Mitglieder dieses Kreises bemühten sich daher, mit Gruppen in anderen europäischen Ländern in Verbindung zu kommen Dem Chefredakteur von „Svenska Dagbladet“, Ivar Anderson, erklärte Trott im September 1942, daß der Kreis eine europäische Zusammenarbeit bezwecke, in dem nicht eine Macht die Führung hätte und die übrigen Vasallen wären, sondern sie eine Zusammenarbeit auf gleicher Ebene und mit gemeinsamen Aufgaben anstrebten Die wichtigsten Motive des Kreisauer Kreises zur europäischen Zusammenarbeit waren:

— der gemeinsame Wiederaufbau der zerstörten Gebiete; — die Überwindung des übersteigerten Nationalismus durch ein europäisches Ethos;

— die Überwindung der nationalen Gegensätze durch eine europäische Entspannungspolitik;

— die Notwendigkeit einer europäischen Wirtschaftsgemeinschaft; — die Lösung des Minderheitenproblems;

— die Stellung Europas in der Welt. 5. Vereinte Nationen Seiner internationalen Einstellung nach hat der Kreisauer Kreis den Gedanken einer neuen internationalen Organisation nach dem Kriege bejaht; auch hat man die Diskussionen darüber in den alliierten Ländern verfolgt und sich bemüht, zu dem Gedankenaustausch beizutragen. Als in den Friedensvorschlägen des Amerikanischen Kirchenbundes auch eine neue internationale Organisation befürwortet wurde, hat der Kreisauer Kreis zu diesen Vorschlägen Stellung genommen und seine Antwort über die Schweiz und Schweden verbreiten lassen. In seiner Stellungnahme hat der Kreisauer Kreis dann gewarnt, nicht — wie nach dem Ersten Weltkrieg — das Statut der neuen Organisation mit den Friedensverträgen zu verbinden und auch nicht den Siegerstaaten in der künftigen Organisation eine „beherrschende“ Stellung zu geben. In dem Statut sollte der Macht-gedanke dem des Rechts untergeordnet werden; es sollte eine „gleichberechtigte Zusammenarbeit der Nationen und Föderationen“ gewährleistet werden

V. Stellungnahmen zu Themen der internationalen Politik

1. Der Kreisauer Kreis und Großbritannien Die Weltwirtschaftskrise hatte den Abstand zwischen Großbritannien und dem Kontinent vergrößert. Das Zurücktreten des britischen General-sekretärs des Völkerbundes wurde als die Folge eines Kurswechsels empfunden wie auch die Verträge von Ottawa, die zeigten, daß die wirtschaftlichen Beziehungen Großbritanniens mit dem Empire wieder an Bedeutung gewonnen hatten

Als 1936 wieder eine wirtschaftliche Aufschwung-periode eingesetzt hatte, die einen beträchtlichen Anstieg des britischen Exports brachte, wurden von britischer Seite unter dem Stichwort „Appeasement“ mehrere Initiativen entwickelt für eine politische und wirtschaftliche Annäherung an das Dritte Reich. Obwohl sicher nicht unumstritten, war diese Politik 1936 unter Eden Teil der offiziellen britischen Außenpolitik geworden was sie bis 1939 blieb. Zudem wurde das Dritte Reich als ein wichtiges Bollwerk gegen den Bolschewismus betrachtet. Wenn auch nach 1939, wie z. B. im Sommer 1940, der Appeasement-Gedanke gelegentlich noch Auftrieb erhielt, so hatte sich die britische Haltung gegenüber Hitler-Deutschland doch besonders nach der Regierungsübernahme Churchills verhärtet. Das Trauma der Appeasement-Politik führte nun zu der Entscheidung, Deutschland machtpolitisch auszuschalten.

Die beiden Kreisauer, die ein besonders enges Verhältnis zu Großbritannien hatten, Trott und Moltke, waren in ihrem Verhalten gegenüber der Appeasement-Politik unterschiedlicher Meinung gewesen. Während Trott bis zum letzten eine britisch-deutsche Verständigung befürwortete, weil er auf diese Weise erreichen wollte, daß die Gefahr eines Krieges abgewendet werde hatte Moltke dagegen eine solche Politik irreführend und verhängnisvoll genannt: „England ist in diesem Kampf nicht Schiedsrichter, sondern Partei; aber Englands nachgiebige Politik führt dazu, daß die Deutschen glauben, es sei Schiedsrichter . . .“ Es gab noch einen zweiten Meinungsunterschied: Weil Trott eine britisch-deutsche Zusammenarbeit für notwendig hielt, um die Probleme in der Welt zu lösen, bejahte er eine britische Beteiligung an einem künftigen europäischen Bund während Moltke durch seine Bekanntschaft mit Lionel Curtis Großbritannien vor allem als das Zentrum des Empire betrachtete

Während des Krieges versuchten Trott und Moltke mit ihren englischen Bekannten und Freunden in Verbindung zu bleiben. Ausländern wurden Berichte mitgegeben und Dienstreisen ins Ausland dazu genutzt, Briefe oder Memoranden zu übermitteln. So traf sich Trott Ende April 1942 in Genf mit Visser’t Hooft, der daraufhin ein von Trott auf Bitten des Kreisauer Kreises in der Schweiz geschriebenes Memorandum nach London brachte. In dem Memorandum wurde u. a. plädiert für eine politische Zusammenarbeit. Visser’t Hooft übergab das Schriftstück dem mit Trott bekannten Sir Stafford Cripps, Präsident des Geheimen Staatsrates, der es auch Churchill zeigte, der darauf positiv reagierte In einer mündlichen Botschaft an Visser’t Hooft bat Cripps um weitere Mitteilungen, erklärte jedoch auch, daß von Verhandlungen keine Rede sein könne, außer nach der Niederlage Deutschlands Visser’t Hooft hat dann Trott bei dessen nächster Reise in die Schweiz über die britische Antwort informiert. .. Trott, dieser gerade aus der Schweiz zurück und mit den ersten englischen Reaktionen auf unsere Bemühungen. Nicht uninteressant und ganz leidlich hoffnungsvoll“, seine Frau ). schrieb Moltke an Moltke war besonders daran interessiert, die Engländer wissen zu lassen, daß ihre Propaganda zwecklos sei, ja, daß sie ungewollt die nationalsozialistischen Ziele unterstütze. Daher lud er den ihm bekannten Michael Balfour nach Stockholm ein, wo er selber mehrfach dienstlich zu tun hatte. Die Reise Balfours wurde jedoch nicht genehmigt Daraufhin verfaßte Moltke, als er wieder in Schweden war, einen ausführlichen Brief an Lionel Curtis und bat die Kontaktperson des Kreisauer Kreises in Schweden, Johansson, dafür Sorge zu tragen, daß der Brief sein Ziel erreichen würde. In diesem Brief plädierte Moltke u. a. dafür, daß ein vertrauter Engländer dem Stab der britischen Botschaft beigegeben werde, und zwar mit dem besonderen Auftrag, Verbindung mit dem deutschen Widerstand aufzunehmen Aus Sicherheitsgründen hat Johansson daraufhin einen Bekannten gebeten, den Inhalt auswendig zu lernen und so zu übermitteln Auch dieser Versuch des Kreisauer Kreises, mit der britischen Regierung in Verbindung zu treten, blieb ohne das erhoffte Ergebnis. 2. Der Kreisauer Kreis und die Vereinigten Staaten Nach den wechselhaften deutsch-amerikanischen Beziehungen der zwanziger Jahre hatten seitdem Wirtschaftskrise und Nationalsozialismus den Abstand zwischen beiden Ländern vergrößert. Nur wer sich für Konjunktur-und Arbeitsbeschaffungspolitik interessierte, wie Einsiedel und Schmölders sah die Vereinigten Staaten Roosevelts noch als das Objekt seines Interesses.

Ais er 1937 auf seiner Reise nach China in den Vereinigten Staaten einen Zwischenaufenthalt einlegte, fand Trott dort eine starke antideutsche Einstellung. „Ich spüre hier drüben mir gegenüber ein entsetzliches Mißtrauen, welches, wie ich annehme, in der gegenwärtigen internationalen Lage nur natürlich ist“, schrieb er einer Bekannten in Großbritannien Er fühlte, daß die Amerikaner dem neuen Deutschland im Grunde kritisch gegenüberstanden. Auch war er der Ansicht, daß die öffentliche Meinung zu einem stärkeren Isolationismus tendierte. Er ging sogar soweit, die Vereinigten Staaten zu vergleichen mit einem Schiff im Trockendock, weit vom Schauplatz entfernt, gleichgültig und alles in allem ahnungslos über die Spannungen in Europa Tatsächlich waren die Jahre 1935— 1937 ein Höhepunkt der isolationistischen Politik der USA gewesen

Daß sich allerdings mit dem Beginn des japanisch-chinesischen Krieges und dem Anschluß Österreichs in dieser Hinsicht 1938 eine Wende angebahnt hatte, entdeckte Trott, als er zwei Jahre später — diesmal unter dem Schutz des Auswärtigen Amtes — im September 1939 wieder in die Vereinigten Staaten kam. Als Fernost-Spezialist war er von einem amerikanischen Institut eingeladen worden. Er hoffte, die Vereinigten Staaten in ihrer Neutralitätshaltung zu bestärken, so daß sie „zu einem für uns nach innen und außen tragbaren Frieden“ beitragen könnten. Nebenbei wollte er um Verständnis und Unterstützung für den deutschen Widerstand werben. Zuvor hatte Trott über diese Reise auch mit Moltke gesprochen und berief sich auf ihn in einem Brief an den in Amerika lebenden Brüning Obwohl er mit vielen Personen, auch in höchster Stelle, zusammentraf, hatte Trotts Mission keinen Erfolg. Er überbewertete die amerikanische Neutralität und wurde ständig überwacht. Besonders nach der Torpedierung der „Athenia“ Anfang September 1939 war es wenig realistisch, noch an eine amerikanische Friedensvermittlung zu glauben.

Als die Spannung in Europa im Laufe des Jahres 1939 wuchs, war Moltke mit dem amerikanischen Geschäftsträger in Berlin, Alexander Kirk, in Verbindung getreten. Während der Jahre 1939 und 1940 haben Moltke und Kirk sich öfters getroffen. . Dabei wurden stets die Lage und die Aussichten erörtert So schrieb Moltke Ende 1940 an seine Frau: „Die Lage in den USA scheint unverändert zu sein: es ist kaum noch eine Frage des , ob‘, vielmehr eine des , wann'.“ Vor Kirks Abreise wurde Moltke von ihm an George Kennan empfohlen, der dem Stab der amerikanischen Botschaft in Berlin angehörte. Er betonte bei dieser Gelegenheit die Bedeutung dieses Kontakts, dessen Fortsetzung der amerikanischen Regierung wichtig sei Auch mit Kennan traf Moltke sich regelmäßig und schrieb an seine Frau, als auch Kennan zurückkehren mußte: „Er hat einen Vorschlag von mir, etwas Bestimmtes zu tun, angenommen, will Weihnachten den Dienst quittieren, nach Hause fahren und sich dieser Aufgabe widmen. Er ist ein guter und netter Mann und ich hoffe, daß er sich wirklich als ein Aktivum für uns erweisen wird.“ Worum es sich dabei handelte, ist nicht bekannt. Vermutlich ging Moltkes Absicht dahin, daß Kennan seinen Einfluß dazu benutzen sollte, das Verständnis für den Widerstand in Deutschland zu fördern Weil jedoch der japanische Überfall auf Pearl Harbor dazwischen kam, kehrte Kennan erst im Mai 1942 in die Vereinigten Staaten zurück. Nach langem Zögern entschloß er sich, aus Sicherheitsgründen die amerikanische Regierung nicht zu informieren, weil Moltke und seine Gruppe — wie er wußte — bereits mit England in Verbindung standen. Nach der Abreise Kennans waren die Kreisauer von allen direkten Verbindungen mit den Vereinigten Staaten abgeschnitten und jetzt nur auf indirekte Kontakte angewiesen, die es bis 1944 gegeben hat 3. Der Kreisauer Kreis und die Sowjetunion Obwohl die Kreisauer, wie aus mehreren Äußerungen hervorgeht das russische Volk und die russische Kultur schätzten, war allen der stalinistische Kollektivismus verhaßt. Weil es aber nicht richtig erschien, die Völker mit ihren jeweiligen politischen Systemen zu identifizieren, war der Kreisauer Kreis dennoch um eine friedliche Zusammenarbeit mit der Sowjetunion bestrebt. Zeitweise wurde sogar die Beteiligung der Sowjetunion an einem künftigen europäischen Staatenbund erwogen Auch bestand die Hoffnung, daß in der Sowjetunion während des Krieges eine Wandlung eintreten würde und die Beziehungen in positivem Sinne beeinflussen könne

Für Peter Graf Yorck von Wartenburg war die Tradition des Tauroggener Vertrages von 1812, mit dem der preußische Feldmarschall Yorck von Wartenburg in Zusammenarbeit mit dem russischen General von Diebitsch den Auftakt zum Befreiungskrieg gegen Napoleon I. gegeben hatte, in seiner Widerstandsarbeit immer lebendig Sodann hatten Kreisauer wie Mierendorff, Leber und Haubach in den Konzentrationslagern zuverlässige Kommunisten kennengelernt, wiederum andere wie Peters, Einsiedel und Trotha besaßen Kontakte zu den Mitgliedern der Roten Kapelle

Die Diskussionen im Kreis über das Thema „Sowjetunion“ wurden immer mehr überschattet vom Rußlandfeldzug und der brutalen Gewalt der deutschen Besatzungspolitik. Am Anfang hatte Moltke noch geglaubt, daß als Ergebnis dieses Feldzuges das russische zentralistische System zerbrechen würde Bald jedoch sah er ein, daß er sich geirrt hatte. Durch seine Stellung war Moltke auch informiert über das Massenmorden der Einsatzgruppen, die der Wehrmacht folgten. Andere Kreisauer waren „entsetzt über Eröffnungen, die ich hinsichtlich der Aussichten unseres Verhaltens in Rußland machte“, so eine Aufzeichnung Moltkes wenige Tage nach dem Beginn des Rußland-Feldzuges Sehr beschäftigten Moltke die unmenschlichen Verhältnisse in den Lagern für sowjetrussische Kriegsgefangene. In mehreren Memoranden hat er „im Kampf für Juden und Russen“ dagegen protestiert In einer dienstlichen Notiz vom Oktober 1942 über die Vor-und Nachteile der Besetzung Rußlands schrieb er: „Zusammenfassend bin ich daher der Meinung, daß kriegswirtschaftlich gesehen die Besetzung der russischen Gebiete ein ausgesprochener Fehlschlag ... ist.“

Obwohl aus vermutlich außenpolitischen Gründen mehrfach in von Kreisauern verfaßten Memoranden — so Trott im April 1942 und Steltzer in November 1942 — auf die Gefahr einer Bolschewisierung Deutschlands hingewiesen wurde, fragte Moltke in einer Unterredung in Norwegen im März 1943, ob die Sowjetunion „gegebenenfalls mit in eine Europaföderation aufzunehmen“ wäre. Bischof Berggrav zeigte sich skeptisch und meinte: „Das Ziel muß sein, Rußland nach Europa hineinzuziehen, aber dafür wird man 200 Jahre gebrauchen. Bis auf weiteres müssen wir uns damit begnügen, nachbarschaftliche Kontakte mit ihnen aufzunehmen, z. B. in wissenschaftlichen Angelegenheiten, gewissen Handels-verhältnissen, usw. ... Unsere Verbindungen sollten das Gepräge von Kontakten, nicht von Kontrakten tragen. Die Frage ist auch, ob Ruß-land selbst will“ Bei Gesprächen in der Türkei im Dezember 1943 hat Moltke daher die Notwendigkeit einer „loyalen außenpolitischen Zusammenarbeit unter Vermeidung jedes außenpolitischen Konfliktes mit Rußland“ betont 4. Der Kreisauer Kreis und die alliierte Kriegführung Die drei alliierten Mächte brauchten Zeit, bevor sie den Kampf gegen Hitler aufnehmen konnten. Großbritannien hatten strukturelle und wirtschaftliche Probleme während der dreißiger Jahre zu einer isolationistischen und nach dem Eintreten des Beginns einer wirtschaftlichen Wende zu einer fast leidenschaftlich verfochtenen Appeasement-Politik geführt, von der es sich nur schwer lösen konnte Die Vereinigten Staaten, wo nach dem Zusammenbruch des Wirtschaftssystems die Wirtschaftskrise und die „Revolution“ der New-Deal-Politik Roosevelts erhebliche soziale Unruhen verursachten hatten sich seitdem fast aus der Weltpolitik zurückgezogen und diesen Kurs mit einer Neutralitätsgesetzgebung bekräftigt, die der 1939/40 um seine Wiederwahl kämpfende Roosevelt nur allmählich abändern konnte

Die Sowjetunion schließlich, infolge des deutsch-japanischen Bündnisses von der Gefahr eines Zweifrontenkrieges bedroht hatte dem Dritten Reich gegenüber zunächst Deutschlands Sonderstellung in der sowjetrussischen Außenpolitik betont. Weiter neigte sie zu einer neutralen Haltung gegenüber Konflikten zwischen „kapitalistischen“ Staaten. Erschrocken über den Anschluß Österreichs, mit dem Hitler auch sein Interesse für den Balkan angemeldet hatte, entschied Stalin sich dann mit dem Molotow-Ribbentrop-Nichtangriffspakt zu einer taktischen Verständigungslösung, die auch außenpolitische Bewegungsfreiheit brachte nachdem er kurz zuvor im Rahmen der „Großen Säuberungen“ zahlreiche politische Gegner und die militärische Spitze umgebracht hatte, um innenpolitisch freie Hand zu haben. Von der Seite des Kreisauer Kreises hatte insbesondere Trott 1939 in Unterredungen in Großbritannien und den Vereinigten Staaten noch den Appeasement-Gedanken vertreten und vor einem Krieg und einer Kriegsbeteiligung gewarnt Moltke, der Ende 1938 in London das Abschlußexamen für den britischen „Barrister“ gemacht hatte und auch dort ein Anwaltsbüro einrichten wollte, war dagegen immer ein Gegner der Appeasement-Politik gewesen Deswegen hatte er zu Brüning, mit dem er sich jährlich in London traf, gesagt, „daß Chamberlain und seine Leute das, was sie über die Defensivbündnisse sagen, nicht ernst meinen“

Als am Anfang des Polenfeldzuges die deutschen Truppen mit Unterstützung der Luftwaffe schneller vorrückten, als allgemein erwartet worden war, während Frankreich und Großbritannien noch zögerten, den Kampf auf dem Kontinent aufzunehmen, schrieb Moltke bitter an seine Frau: „Immerhin ist richtig, daß heute, fast eine Woche nach Kriegsausbruch, die Franzosen und Engländer noch nichts unternommen haben, um ihren Bundesgenossen zur Hilfe zu kommen. Noch erkläre ich es mir mit Aufmarschvorbereitungen und ähnlichen Erwägungen. Sehr lange läßt es sich damit aber nicht mehr erklären, und dann ist es nur noch eine unvorstellbar schlechte Politik der Anderen, indem sie ihren Feinden er-lauben, jeden Gegner selbständig und sukzessive zu erledigen.“

Moltke hatte seine besondere Hoffnung auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten gesetzt. Über die Wiederwahl Roosevelts Ende 1940 war er sehr erfreut. Er schrieb: „Wenn Roosevelt die Chance nutzen sollte, so könnte er als einer der größten Männer aller Zeiten in die Geschichte eingehen, als der Mann, dem es gelungen ist, die Befreiungskriege wieder rückgängig zu machen, die Fusion von Empire 4-USA durchzuführen und damit die unbestrittene und unbestreitbare Vorherrschaft wieder aufzurichten, die die Voraussetzung für einen stabilen Frieden ist.“

Ab 1941 standen die Diskussionen im Kreisauer Kreis im Schatten des Rußland-Feldzuges. Als Moltke im Oktober 1941 den Jesuitenprovinzial Augustin Rösch kennenlernte, soll er etwa folgendes gesagt haben: „Der Krieg ist bereits für uns verloren. Wenn es nicht gelingt, mit England in absehbarer Zeit ins Reine zu kommen, dann werden wir wohl bis an die Wolga, an den Kaukasus kommen, aber nicht Petersburg und nicht Moskau erobern. Frühsommer 1942 wird der Russe mobilisiert haben, und dann kommen die Rückschläge, und wenn nicht rechtzeitig Friede mit England ist und gar Amerika dazukommt, dann wird Deutschland alles verlieren, besetzt werden und die Russen in Berlin einmarschieren.“

Die erste wichtige britisch-amerikanische Erklärung zur Nachkriegsentwicklung war die Atlantik-Charta vom 14. August 1941. Nach ihr sollte die künftige Friedensordnung auf dem Selbstbestimmungsrecht der Völker, dem Verzicht auf Annexion und dem freien und gleichen Zugang zu den Rohstoffen der Erde beruhen. In diesem Dokument war Deutschland nicht besonders erwähnt werden. Dennoch traf der Vorschlag Roosevelts über die Entwaffnung von Nationen, „die mit Aggression außerhalb ihrer Grenzen drohen oder drohen könnten“, sicher auf Deutschland zu Die nationalsozialistische Propaganda malte dementsprechend die Kriegsziele der Alliierten in schwarzen Farben. Als Trott im September 1942 mit Ivar Anderson in Stockholm zusammentraf, sagte er, er wolle gerne glauben, „daß man auf Seiten Englands nicht auf Deutschlands Untergang hinarbeite und daß die Atlantik-Charta nicht ein Ausdruck der wirklichen Pläne der Westmächte seien“ Zwei Monate später wies Steltzer in einem Memorandum darauf hin, „daß die Atlantik-Charta ausdrücklich die Freiheit eines jeden Volkes, seine innere Staatsform selbst zu bestimmen, feststellt“

Ein schwerer Schlag für den deutschen Widerstand, der von Goebbels genutzt wurde, war die von Roosevelt auf der Casablanca-Konferenz im Januar 1943 durchgesetzte Formel einer „Bedingungslosen Kapitulation“ Diese Forderung erschwerte die Arbeit des deutschen Widerstandes und insbesondere die Bemühungen, einen Staatsstreich herbeizuführen. Bei einer Unterredung in Oslo im März 1943 zeigte sich Moltke „darüber verzweifelt, daß die Alliierten anscheinend weder zugestehen noch damit rechnen wollten, daß es einen deutschen Widerstand gibt, den sie stützen und stärken sollten“ In vielen Gesprächen im Ausland hat auch Trott sich bemüht, herauszufinden, wie man erreichen könnte, daß die Alliierten von dieser Forderung abrücken würden

Als Moltke in der ersten Juli-Woche 1943 — wenige Tage vor der alliierten Landung auf Sizilien — in der Türkei war, versuchte er, in direkte Verbindung zu Amerikanern zu gelangen, insbesondere mit dem ihm bekannten amerikanischen Botschafter in Kairo, Kirk um eine politische und militärische Zusammenarbeit mit dem deutschen Widerstand anzuregen Drei Wochen später fand der Staatsstreich Badoglios in Italien statt, der Mussolinis Sturz herbeiführte, und auch in Deutschland wurde damals ein neuer Staatsstreichsversuch vorbereitet Bei einem zweiten — vereinbarten — Besuch Moltkes im Dezember 1943 machte dieser den Vorschlag, daß im Gegensatz zu dem Verlauf des Feldzuges in Italien alliierte Luftlandetruppen in Zusammenarbeit mit deutschen Einheiten die wichtigsten deutschen Städte besetzen sollten: „Ein solcher durchschlagender Erfolg, eine alliierte Besetzung ganz Deutschlands innerhalb eines kurzen Zeitraums, würde in Deutschland schlagartig eine völlig neue politische Situation schaffen, und im Rahmen die-ser Situation würde sich jene Kooperation, die sie herbeigeführt hat, vor dem deutschen Nationalbewußtsein als kühne patriotische Tat rechtfertigen, vergleichbar der Tauroggener Konvention des Generals Yorck.“ Andernfalls würde die Ostfront immer näher rücken und die Gefahr einer „Ostorientierung“ Deutschlands zunehmen. In diesem Sinne hatte sich auch Trott in der Schweiz und in Schweden geäußert 5. Besetzte und neutrale Staaten als Brückenbauer Weil der Kreisauer Kreis für ein gesamteuropäisches Ordnungssystem nach dem Kriege war, lag es nahe, bereits während des Krieges mit Personen und Gruppen in anderen europäischen Staaten in Verbindung zu treten. Dabei hofften die Kreisauer, daß diese Personen die Alliierten über die Existenz des deutschen Widerstandes unterrichten würden. Voraussetzung war allerdings, daß zuverlässige Mittelsmänner zur Verfügung standen, um diese Kontakte anzuknüpfen und zu unterhalten. In diesem Sinne war den Kreisauern die Vermittlung des Generalsekretärs des Weltkirchenrats im Aufbau, des Niederländers W. H. Visser ’t Hooft, sehr wichtig. Ende April 1942 brachte Visser ’t Hooft persönlich ein Memorandum nach London, das Trott auf Bitten des Kreisauer Kreises in der Schweiz verfaßt hatte

Als Moltke im dienstlichen Auftrag Mitte April 1942 in Oslo war, traf er sich durch Steltzers Vermittlung mit einigen Norwegern. Mit ihnen besprach er, ob die norwegische Widerstandsbewegung über Bischof Berggrav einen Appell an den König und an den Kronprinzen richten und sie bitten sollte, bei den Alliierten zugunsten des deutschen Widerstandes zu intervenieren. Nach eingehenden Erörterungen wurde diese Möglichkeit für den damaligen Augenblick verworfen. Man meinte, die Zeit dafür sei noch nicht reif

Durch Vermittlung eines Mitarbeiters Visser’t Hoofts lernte Trott im September 1942 den Chefredakteur von „Svenska Dagbladet“, Ivar Anderson, in Stockholm kennen. Über diese Begegnung notierte Anderson: „Er war jetzt hauptsächlich daran interessiert, zu besprechen, wie man Anknüpfungspunkte an die Interessen und Bestrebungen in England bekommen könnte, die mit dem korrespondieren, was er vertrete ... Er war besonders daran interessiert zu hören, ob ich etwas von Englands Plänen für die Wiederaufbau-arbeit nach dem Krieg wüßte.“

Trott, der diese Reisen im Einvernehmen mit der Ostasien-Abteilung des Auswärtigen Amtes machen konnte, besuchte im Dezember 1942 — eingeführt von Visser ’t Hooft — die Niederlande, wo er in Den Haag mit einigen Personen zusammentraf, und zwar mit F. M. Baron van Asbeck, C. L. Patyn, J. H. van Royen und G. J. Scholten. Seine Absicht sei, erklärte Trott, mit zuverlässigen Niederländern aus Widerstandskreisen die Verbindung aufzunehmen, um „goodwill" zu erwekken für den deutschen Widerstand, und bestimmte Deutsche bei den Alliierten als zuverlässig zu empfehlen. Einer der Anwesenden kannte Trott bereits aus seiner Studentenzeit. Die Niederländer faßten nach einigem Zögern Vertrauen zu Trott und sagten zu

Im Januar 1943 fuhr Trott wieder nach Genf, wo er Visser ’t Hooft besuchte und eine Unterredung führte mit einem Mittelsmann des dortigen Vertreters des amerikanischen Nachrichtendienstes, Allen Welsh Dulles In einer Niederschrift aus dieser Zeit klagt Trott über die Haltung der westlichen Alliierten und warnt vor einer „Ostorientierung“ Deutschlands

Im März 1943 hatte Moltke wieder in Norwegen zu tun, wo er zusammen mit Steltzer und einem norwegischen Kontaktmann ein Gespräch mit Bischof Berggrav und zwei weiteren Norwegern führte. Moltke hatte einen Bericht verfaßt über die Aktion der Studenten der „Weißen Rose“ in München. Berggrav zeichnete nachher auf: „Wir waren uns einig darüber, daß es unser Recht, ja unsere Pflicht war, den Bericht zu veröffentlichen. Er sollte dazu beitragen, daß man einsah, daß es auch noch ein anderes Deutschland gibt. Dagegen hatten wir keine große Hoffnungen, daß er dazu beitragen würde, eine Wende in der Beurteilung durch die Alliierten herbeizuführen.“ Anschließend besuchte Moltke Stockholm, wo er zunächst mit Anderson zusammentraf. Anderson notierte: „... hatte ich Besuch von einem der Führer des deutschen Widerstandes, einem Mann in hoher Stellung“. Auch ihm gab Moltke einen Bericht von den Ereignissen in München Danach traf er auch mit anderen Schweden zusammen und erkundigte sich nach der Möglichkeit, mit einem schwedischen Flugzeug nach London zu fliegen. Im Juni 1943 reiste Moltke in die Niederlande und sprach dort mit einer der Kontakt-personen.

Anfang Oktober 1943 war Moltke wieder in Skandinavien. Er hatte den schwedischen Kontaktmann des Kreisauer Kreises, Johansson, gebeten, einen ausführlichen Brief für Lionel Curtis zu übermitteln. Weil Johansson zunächst vorhatte den Brief selbst nach London zu bringen, besprach er diese Möglichkeit mit dem Gesandten Söderblom im schwedischen Außenministerium. Über das Ergebnis des Gesprächs war Johansson allerdings nicht erfreut und schrieb an Anderson: „Er riet mir mit aller Bestimmtheit davon ab, zu versuchen, jetzt nach England zu fahren. Einfühlsam schilderte Söderblom die krassen Ansichten der britischen Regierung über die ökumenischen Bestrebungen als hilflose Versuche, irgendeine Art von Versöhnung mit Deutschland zustande zu bringen. Die britische Regierung wolle jetzt Krieg mit Deutschland führen bis zum Ende und wünsche keine Personen in England, von denen man annehmen könnte, sie verträten die deutschen Hoffnungen, der , Bedingungslosen Kapitulation zu entgehen.“ Johansson hatte jedoch aus diesem Gespräch gelernt und schrieb: „Wenn jedoch noch mehr in dieser Angelegenheit zu tun ist, wäre es immerhin sehr fraglich, ob wir uns an die amtliche Diplomatie wenden sollten. Es scheint, daß die kirchlichen Verbindungen genauso wirksam sind.“

Ende Oktober 1943 reiste Trott wieder nach Stockholm, wo er u. a. Anderson besuchte. Er erzählte, daß sich die Lage in Deutschland erheblich verschlechtert hatte und fragte, was nach Meinung Andersons die Wirkung einer Regimeänderung in Deutschland sein würde. Anderson hatte ihm darauf gesagt, daß eine politische Veränderung in Deutschland sehr schnell auf die Stimmung in England und Amerika in friedensfördernder Richtung einwirken würde. Die überwiegende Mehrheit in den angelsächsischen Ländern betrachte es nicht als Kriegsziel, Deutschland auszulöschen, sondern Schluß mit dem Nationalsozialismus zu machen. Doch gab Anderson ihm auch eine Warnung: „Churchill will kein schnelles Ende des Krieges, und die offizielle Politik ist, daß Deutschland eine militärische Niederlage zugefügt werden soll“. Darauf erwiderte Trott: „Worauf wir jetzt vor allem hinzielen müssen, ist, Kontakte zu bekommen, in erster Linie mit neutralen Ländern, besonders mit Schweden, wo durch wir dann nach Westen Verbindungen bekommen können.“ Daraufhin vermittelte Anderson für Trott eine Unterredung mit dem schwedischen Außenminister, der „einen sehr guten Eindruck“ von ihm erhielt. Als Trott gegenüber Anderson die Notwendigkeit betonte, Hilfe von außen zu bekommen, wies Anderson auf die Möglichkeit von alliierten Luftlandetruppen hin Im März 1944 war Trott mehrere Tage in Stockholm. Er war als Ostasien-Spezialist von einem schwedischen Institut eingeladen worden. Damals war Moltke bereits verhaftet worden Trott stand bereits in Verbindung zu Stauffenberg. Ihn beschäftigte vor allem die Frage: „Wie sollte man den Engländern klarmachen, daß das schlimmste, was geschehen könnte, wäre, wenn sie ihre Luftangriffe auf Deutschland fortsetzten, selbst wenn eine Änderung des Regimes eingetreten wäre. Das würde das deutsche Volk so auslegen, daß England nicht gegen Hitler kämpfe, sondern gegen Deutschland als solches, und das die Absicht bestünde, Deutschland vollständig zu vernichten.“ Anderson meinte, daß die Engländer und Amerikaner eine Regimeänderung begrüßen und die Bombardements einstellen würden. Anderson versprach Trott, diesen Gesichtspunkt zur Kenntnis der Engländer und Amerikaner zu bringen.

Darauf entgegnete Trott: „Ein Bescheid oder zumindest eine mehr positive Äußerung von England oder Amerika in dieser Angelegenheit würde unerhört viel für diejenigen bedeuten, die jetzt den Nationalsozialismus in Deutschland bekämpfen.“ Auch diesmal konnte Anderson ein Gespräch mit dem schwedischen Außenminister vermitteln. Außerdem wurde von Anderson ein Treffen vermittelt mit dem in Stockholm weilenden Unterstaatssekretär im britischen Informationsministerium, Walter Monckton. Des weiteren konnte Trott zwei Personen der britischen Botschaft sprechen

Einige Wochen vor dem Attentatsversuch Stauffenbergs war Trott noch einmal in den Niederlanden. Er teilte mit, daß ein Attentat in drei Wochen stattfinden würde, und fragte, wie man in den Niederlanden reagieren würde; er drängte darauf, die niederländische Exil-Regierung in London zu benachrichtigen. Auf die Frage, wie groß die Aussicht auf Erfolg sei, antwortete Trott: „ 25 Prozent“

Auch ein Mitarbeiter Goerdelers, mit dem Trott in Verbindung stand, Wilhelm Staehle, unterhielt Beziehungen zu mehreren Personen in den Nie-160) derlanden. Ende 1943 hatte er dort wegen Staatsstreichvorbereitungen verhandelt. Als einer seiner Gesprächspartner darauf im Auftrag des niederländischen Widerstandes über Frankreich und Spanien nach London reiste, fand dieser dort für den deutschen Widerstand kein Interesse. Erst die Nachricht vom Mißlingen des Attentats vom 20. Juli 1944 erweckte plötzlich Aufmerksamkeit

Als im Oktober 1944 auch einer der Gesprächspartner Trotts, Van Royen, auf Bitten des Widerstandes nach London reiste und dort von seinen Kontakten mit Trott berichtete, bat ihn der niederländische Außenminister, nach Washington zu gehen, um über den dortigen niederländischen Gesandten die amerikanische Regierung zu informieren 166).

VI. Zwischen den Fronten

In zweifacher Hinsicht befanden sich die Kreisauer mit ihrer Widerstandsarbeit zwischen den Fronten: Erstens waren sie Patrioten und ihr Land führte Krieg. Aber das nationalsozialistische Dritte Reich war nicht ihr Vaterland; deswegen betrachteten sie sich als Bundesgenossen der Alliierten. „Wir hoffen“, schrieb Moltke an Lionel Curtis, „daß Ihr Euch klar darüber seid, daß wir bereit sind, Euch zu helfen, den Krieg und den Frieden zu gewinnen“ 167). Zweitens befanden sich die Kreisauer in einer Zwischenlage zwischen Ost und West: Ihr Land lag zwischen der Sowjetunion und der immer näher rückenden Ostfront einerseits und Großbritannien und den Vereinigten Staaten andererseits. Damit fühlten sie sich hin und hergerissen zwischen den Fronten des alliierten Kriegsbündnisses. Die Kreisauer besaßen Freunde und Bekannte im Westen, aber die Regierungen dieser Länder verweigerten ihnen jede Hilfe und Anerkennung. Nur der Moskauer Sender machte einen Unterschied zwischen dem deutschen Volk und dem Nazi-Regime. Als man in Widerstandskreisen daher — nach Stalingrad und enttäuscht von dem langsamen Verlauf des alliierten Aufmarsches in Italien —, um Menschenleben zu retten, zeitweise eine Annäherung an die Sowjetunion erwog, wobei der frühere Botschafter in Moskau, Graf von der Schulenburg, als Parlamentär dienen sollte, hatten mehrere Generäle, deren Mitarbeit erwünscht war — wie z. B. Kluge —, diese Lösung abgelehnt. Daraufhin wandte man sich wieder nach Westen 168), dem sich der Kreisauer Kreis auch stärker verbunden fühlte. In einer gemeinsam mit Furtwängler formulierten Denkschrift unter dem Titel „Zwischen Ost und West“ hat Trott diese prekäre Situation des deutschen Widerstandes zum Ausdruck gebracht 169).

Überwiegend zur jüngeren Generation gehörend, hatten das Erlebnis des Ersten Weltkrieges und die Eindrücke der Auslandsreisen die Kreisauer bereits früh zu Befürwortern eines gesamteuropäischen Ordnungssystems gemacht. Das Elend und die Folgen der Weltwirtschaftkrise hatten das nur verstärkt. Als Jungeuropäer sahen sie sich während des Zweiten Weltkrieges der transnationalen Struktur des alliierten Kriegsbündnisses und den nationalen Kriegszielen gegenüber. Auch spielten in ihren Kontakten zu den Partnern dieses Bündnisses Legitimations-und Perzeptionsprobleme eine beträchtliche Rolle: Die Kreisauer hatten zwar wichtige Gruppen hinter sich, aber nicht die „Honoratioren“; sie wollten Bundesgenossen und Europäer sein, blieben aber Deutsche. Dennoch gab es, langfristig gesehen, zwischen dem Kreisauer Kreis und den Alliierten mehr gemeinsame Interessen, als es die Spannungen und Barrieren während des Zweiten Weltkrieges vermuten ließen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. dazu Ger van Roon, Widerstand im Dritten Reich. Ein Überblick, München 19864), Kap. 12.

  2. A German of the Resistance. The last letters of Count Helmuth James von Moltke, in: Round Table, Vol. XXXVI (1945/46), S. 213— 231. Vgl. auch Anm. 167.

  3. Brief vom 30. 1. 1946 (Schönfeld-Nachlaß).

  4. Troubled Loyalty, London 1968; dt.: Adam von Trott, Düsseldorf—Köln 1969.

  5. Encounter, September 1969.

  6. Helmuth von Moltke, A leader against Hitler, London 1972.

  7. Vgl. Ger van Roon, Neuordnung im Widerstand. Der Kreisauer Kreis innerhalb der deutschen Widerstandsbewegung, München 1967; ders., Der Kreisauer Kreis zwischen Widerstand und Umbruch (= Beiträge zum Widerstand 1933— 1945, Heft 26), Berlin 1985.

  8. Abgedruckt in: Ger van Roon (Hrsg.), Helmuth James Graf von Moltke. Völkerrecht im Dienste der Menschen, Berlin 1986, S. 69— 74.

  9. Augustin Rösch, Kampf gegen den Nationalsozialismus, hrsg. von Roman Bleistein, Frankfurt 1985, S. 161.

  10. Ger van Roon (Anm. 8), S. 213 ff.

  11. Neuordnung im Widerstand, (Anm. 7), S. 325 f., 331, 333, 340.

  12. Vgl. Ger van Roon, Kleine landen in Crisistijd, Amsterdam 1985, S. 373.

  13. Dazu: Paulus van Husen, Das Minderheitenrecht in Oberschlesien. Die Stellungnahmen des Präsidenten der Gemischten Kommission in der Zeit von Juni 1922 bis Juni 1929, Berlin 1930 (unter dem Pseudonym J. P. Warderholt).

  14. Vgl. Theodor Steltzer, Sechzig Jahre Zeitgenosse, München 1966, S. 79 ff.

  15. Ein Mann geht seinen Weg. Schriften, Reden und Briefe von Julius Leber, Berlin 1952, S. 29 (27. 1. 1923).

  16. Nach 14 Jahren. Heidelberg 1918 und 1932. Wie wir es uns damals dachten und was daraus geworden ist, in: Richard Albrecht (Hrsg.), Carlo Mierendorff. Demokratie — Abwehrkampf— Widerstand, S. 8, 12 (im Druck).

  17. Das Tribunal, 1 (1919), S. 95— 97.

  18. Revision der Friedensverträge? Grundlagen einer sozialistischen Europapolitik, in: Neue Blätter für den Sozialismus, 2 (1931), S. 550.

  19. Vivos Voco, 3 (1922/23), S. 332— 336; Dresdner Neueste Nachrichten v. 24. u. 25. 10. 1924.

  20. Vgl. Reinhard Frommelt, Paneuropa oder Mitteleuropa, Stuttgart 1977, S. 101 f.; PierreVienot, Ungewisses Deutschland, Frankfurt 1931.

  21. Mitteilungen Dr. P. van Husen.

  22. Ger van Roon (Anm. 8), S. 16.

  23. Gründer einer föderalistischen kroatischen Bauernpartei.

  24. Brief an die Großeltern, 6. 9. 1928.

  25. Ger van Roon (Anm. 8), S. 17.

  26. Julius Leber (Anm. 15), S. 42.

  27. Revision der Friedensverträge? (Anm. 18), S. 550.

  28. Rußland, das Heute und wir, in: Vivos Voco, 3 (1923), S. 399— 402.

  29. Adolf Reichwein, Ein Lebensbild aus Briefen und Dokumenten. Ausgew. von Rosemarie Reichwein unter Mitw. von Hans Bohnenkamp, hrsgg. und kommentiert von Ursula Schulz, München 1974, S. 47 (15. 9. 1922).

  30. Ebenda, S. 52 (9. 1. 1923).

  31. Ebenda, S. 74 (3. 11. 1925).

  32. Die Überwindung der Gewaltpolitik, in: Sozialistische Monatshefte, 25 (1919), S. 619.

  33. Revision der Friedensverträge? (Anm. 18), S. 558.

  34. Ein Mann geht seinen Weg (Anm. 15), S. 40 f.

  35. Ebenda, S. 23, 40.

  36. Helmuth James Graf von Moltke (Anm. 8), S. 17.

  37. Vgl. Furtwängler/Heinig/Tarnow, Amerikareise deutscher Gewerkschaftsführer, Berlin 1926.

  38. Adolf Reichwein (Anm. 29), S. 89 (10. 12. 1926).

  39. Ger van Roon (Anm. 8), S. 73.

  40. Sind öffentliche Arbeiten ein Mittel der Konjunktur-politik? Dargestellt auf Grund der Erfahrungen in den Vereinigten Staaten, Frankfurt/M. 1933, S. 111.

  41. Günter Schmölders, Die Konjunkturpolitik der Vereinigten Staaten. Erfahrungen und Lehren der amerikanischen Kredit-und Währungspolitik, Leipzig 1934, S. V.

  42. Amerikanischer Horizont, in: Deutsche Rundschau, 64 (1938), S. 106— 113.

  43. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 95.

  44. Adolf Reichwein (Anm. 29), S. 77, 79.

  45. Henry O. Malone, Adam von Trott zu Solz. Werdegang eines Verschwörers 1909— 1938, Berlin 1986, S. 36.

  46. Ebenda, S. 61.

  47. Ebenda, S. 97.

  48. Ebenda, S. 97.

  49. Ebenda, S. 84, 180.

  50. Vgl. Furtwänglers „Männer, die ich sah und kannte“, Hamburg 1951.

  51. Adolf Reichwein, China und Europa, Berlin 1923, S. 9.

  52. Nationale Bewegung, in: Sozialistische Monats-hefte, 29 (1923), S. 489.

  53. Japans Arbeiter-und Bauernbewegung, in: Sozialistische Monatshefte, 33 (1927), S. 533— 540; China bei der Arbeit, in: Reclams Universum, 45 (1928/29), S. 141 — 142; Bevölkerungsdruck in Ostasien, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 68 (1933), S. 1— 37; Warum kämpft Japan? in: Deutsche Rundschau, 64 (1937), S. 161— 165.

  54. Die Rohstoffwirtschaft der Erde, Jena 1928.

  55. Adolf Reichwein (Anm. 29), S. 93 (25. 3. 1927).

  56. Der Kampf um die Herrschaftsgestaltung im Fernen Osten, in: Zeitschrift für Ausländisches Öffentliches Recht und Völkerrecht (1939), S. 283. Vgl. auch A. v. Trott zu Solz, Südostasien—Amerikas Achillesferse, in: Monatshefte für Auswärtige Politik, 8 (1941).

  57. Vgl. Günther Wollstein, in: Wolfgang Michalka (Hrsg.), Die nationalsozialistische Machtergreifung, Paderborn 1984, S. 232.

  58. Vgl. Ger van Roon (Anm. 12), S. 162 ff.

  59. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 512.

  60. Ebenda, S. 511.

  61. George Kennan, Memoiren eines Diplomaten, Frankfurt 1970, S. 126.

  62. Das europäische Verfassungsproblem, S. 1 (Archiv Nordiska Ekumeniska Institutet, Sigtuna).

  63. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 550 f.

  64. Ebenda, S. 513, 519.

  65. Gefängnispfarrer und Mitglied des Kreises.

  66. Brief v. 14. 7. 1942.

  67. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 558.

  68. Brief v. 1. 7. 1942.

  69. Vgl. dazu Ger van Roon (Anm. 8), S. 214 ff.

  70. Momente zu einer Denkschrift, November 1942, S. 3 (Archiv Nordiska Ekumeniska Institutet, Sigtuna).

  71. Vgl. z. B. Alfred Delp, Gesammelte Schriften, hrsgg. v. R. Bleistein, Bd. 4, Frankfurt 1984, S. 380, 384.

  72. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 551.

  73. Stellungnahme zu den Vorschlägen des Amerikanischen Kirchenbundes für einen gerechten und dauerhaften Frieden, S. 5f. (Archiv Nordiska Ekumeniska Institutet, Sigtuna).

  74. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 518.

  75. Siehe Anm. 62.

  76. Ebenda, S. 1.

  77. Steltzer in der Denkschrift vom 15. Juli 1944 (Von Deutscher Politik, Frankfurt/M. 1949, S. 94).

  78. Siehe Anm. 62, S. 1.

  79. Darüber war der Kreis sich allerdings nicht einig: vgl. z. B. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 512 und 518. Dazu auch der Brief Moltkes an seine Frau vom 14. 4. 1943.

  80. Vgl. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 323 ff.

  81. Tagebuch Anderson (Stockholm).

  82. Siehe Anm. 73, S. 2.

  83. Bericht der schwedischen Botschaft Bern v. 4. 7. 1933 (UDS, HP 24B/92).

  84. „Great Britain the workshop of the Empire“ (A. J. P. Taylor, English History 1914— 1945, London 1977, S. 333).

  85. Vgl. Parliamentary Debates, Fifth Series, House of Commons, Official Report, Vol. 310, Column 1446.

  86. Dazu Anm. 4, S. 170, 223.

  87. Ger van Roon (Anm. 8), S. 91 (Übers.).

  88. Das europäische Verfassungsproblem (Anm. 62), S. 3; Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 574.

  89. Vgl. S. 31 dieses Beitrages.

  90. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 512; Moltkes Brief an seine Frau v. 14. 4. 1943.

  91. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 301 f.

  92. Troubled Loyalty (Anm. 4), S. 316.

  93. Ebenda, S. 317.

  94. Brief v. 30. 6. 1942.

  95. Mitteilung von Prof. Michael Balfour, 18. 2. 1962.

  96. Original im Archiv Nordiska Ekumeniska Institutet, Sigtuna.

  97. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 303 f.

  98. Vgl. S. 36 dieses Beitrages.

  99. Henry O. Malone (Anm. 45), S. 182.

  100. Ebenda, S. 186.

  101. Dazu u. a. Robert Dallek, Franklin D. Roosevelt and American Foreign Policy, 1923— 1945, New York 1969, S. 103ff, 138 f.

  102. Walter Hewel an Trott, 18. August 1939, in: AA., Handakten Hewel, 6.

  103. Trott an Brüning, 4. Oktober 1939, s. Anm. 8.

  104. Der Brief ist abgedruckt in Ger van Roon (Anm. 8), S. 152 f.

  105. „Hitler, alarmed at its effect on American opinion, directed ...“ (Michael Anthony Butler, The Neutrais, 1933— 1940: The United States, the Oslo nations and the response to Hitler, Ph. D„ Univ. Virginia 1980, S. 365). Vgl. auch Ger van Roon (Anm. 58), S. 331 ff.

  106. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 305 f.

  107. Brief v. 10. 10. 1940.

  108. Information von G. Kennan.

  109. Brief v. 13. 9. 1941.

  110. Kennans Reaktion auf den Vorschlag: „I hope by that way to be able to repay my debt of gratitude to Europe for the most important 15years of my existence.“ (Moltke an seine Frau, 13. 9. 1941).

  111. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 306 ff.

  112. Ebenda S. 461.

  113. Vgl. S. 44 dieses Beitrages.

  114. Das europäische Verfassungsproblem (Anm. 62), S. 3.

  115. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 76.

  116. Ebenda, S. 91, 97, 114.

  117. Brief an seine Frau v. 16. 7. 1941.

  118. Brief v. 25. 6. 1941.

  119. Brief v. 12. II. 1941.

  120. VgGer van Roon (Anm. 8), S. 258ff, 264 f.

  121. Ebenda, S. 209.

  122. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 572 ff.

  123. Momente zu einer Denkschrift (Anm. 70), S. 1.

  124. Aufgezeichnet in meinem Tagebuch am 10. März 1943, Berggrav Nachlaß, Riksarkivet Oslo; dieses und weitere Zitate wurden freundlicherweise von Herm H. Müller, Bonn, übersetzt.

  125. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 585.

  126. Vgl. Bernd Jürgen Wendt, Economic Appeasement. Handel und Finanz in der britischen Deutschland-Politik 1933— 1939, Düsseldorf 1971, S. 617 ff.

  127. Dazu Heinrich August Winkler (Hrsg.), Die große Krise in Amerika, Göttingen 1973, S. 42 ff., 82, 88, 124 ff., 220 ff.

  128. Robert Dallek (Anm. 101), S. 199 ff.

  129. Vgl. Sven Allard, Stalin und Hitler, Bern—München 1974, S. 23.

  130. Philipp W. Fabry, Die Sowjetunion und das Dritte Reich, Stuttgart 1971, S. 95ff.

  131. Troubled Loyalty (Anm. 4), S. 223, 238; Henry O. Malone (Anm. 45), S. 216 ff.

  132. Ger van Roon (Anm. 8), S. 89 f.

  133. Ebenda, S. 102.

  134. Brief v. 11. 9. 1939.

  135. Brief an seine Frau v. 6. 11. 1940.

  136. Augustin Rösch (Anm. 9), S. 263.

  137. Michael Balfour, Vier-Mächte-Kontrolle in Deutschland, Düsseldorf 1959, S. 28.

  138. fehlt

  139. Alfred Delp (Anm. 70), S. 2. Erst 1944 sollte sich herausstellen, daß Deutschland in eine Ausnahmesituation geraten würde.

  140. Vgl. Anne Armstrong, Unconditional Surrender. The impact of the Casablanca Policy upon World War II, New Brunswick 1961.

  141. Tagebuch Bischof Berggrav.

  142. Troubled Loyalty (Anm. 4), S. 343. Vgl. auch Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 319.

  143. Vgl. S. 42 dieses Beitrages.

  144. „A certain Herr v. Moltke, a close friend of SUB-SOURCE, was at Istanbul in the first week of July“ (Bericht vom 14. 9. 1943).

  145. Vgl. Peter Hoffmann, Widerstand — Staatsstreich — Attentat, München 1979, 3. überarb. u. erw. Auflage, S. 36 lf.

  146. Vgl. S. 43 dieses Beitrages.

  147. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 584; vgl. auch S. 321 f. Der Gedanke eines Einsatzes von alliierten Luftlandetruppen kam von Ivar Anderson in Stockholm.

  148. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 311; Tagebuch Anderson.

  149. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 327.

  150. Vgl. S. 40 dieses Beitrages.

  151. Tagebuch Anderson (Anm. 81).

  152. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 330.

  153. VgWelsh Dulles, Germany’s Underground, New York 1947.

  154. Troubled Loyalty (Anm. 4), S. 327 f.

  155. Tagebuch Berggrav.

  156. Tagebuch Anderson.

  157. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 331 f.

  158. Vgl. S. 31 dieses Beitrages.

  159. Abschrift, 23. 10. 1943 (Archiv Nordiska Ekumeniska Institutet, Sigtuna).

  160. Tagebuch Anderson (Anm. 81). Vgl. auch Anm. 147.

  161. Die Verhaftung hatte nichts mit dem Kreisauer Kreis zu tun. Vgl. Ger van Roon (Anm. 8), S. 28.

  162. Tagebuch Anderson.

  163. Troubled Loyalty (Anm. 4), S. 341 f., 353.

  164. Neuordnung im Widerstand (Anm. 7), S. 332.

  165. Vgl. Ger van Roon, Wilhelm Staehle. Ein Leben auf der Grenze 1877— 1945, München 1969, Neuauflage Neuenhaus 1986.

Weitere Inhalte

Ger van Roon, Dr. phil., geb. 1933; Studium der Geschichte; Alt-Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung; Fellow der Royal Historical Society; Professor für Neueste Geschichte an der Freien Universität Amsterdam. Veröffentlichungen u. a.: Neuordnung im Widerstand. Der Kreisauer Kreis innerhalb der deutschen Widerstandsbewegung, 1967; Wilhelm Staehle. Ein Leben auf der Grenze, 1877— 1945, 1969, Neuausg. 1986; German Resistance to Hitler: Count von Moltke and The Kreisau Circle, 1971; Protestants Nederland en Duitsland, 1933— 1941, 1973; Widerstand im Dritten Reich. Ein Überblick, 1979, 4. überarb. Aufl. im Druck; Zwischen Neutralismus und Solidarität. Die evangelischen Niederlande und der deutsche Kirchenkampf 1933— 1942, 1983; Der Kreisauer Kreis zwischen Widerstand und Umbruch (Beiträge zum Widerstand 1933— 1945, H. 26), 1985; Helmuth James Graf von Moltke. Völkerrecht im Dienste der Menschen, 1986.