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Die Geschichte des deutschen Widerstands im Lichte der neueren Forschung <fussnote> Überarbeitete und erweiterte Fassung eines Vortrages, gehalten auf der britisch-deutschen Historikertagung in Leeds vom 5. bis 9. Mai 1986. Die deutsche Fassung wurde zugleich mit Literaturhinweisen versehen. </fussnote> | APuZ 50/1986 | bpb.de

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APuZ 50/1986 Die Geschichte des deutschen Widerstands im Lichte der neueren Forschung Überarbeitete und erweiterte Fassung eines Vortrages, gehalten auf der britisch-deutschen Historikertagung in Leeds vom 5. bis 9. Mai 1986. Die deutsche Fassung wurde zugleich mit Literaturhinweisen versehen. Die nationalkonservative Opposition 1933-1939. Von der Kooperation zum Widerstand Der Kreisauer Kreis und das Ausland Kommentar und Replik

Die Geschichte des deutschen Widerstands im Lichte der neueren Forschung <fussnote> Überarbeitete und erweiterte Fassung eines Vortrages, gehalten auf der britisch-deutschen Historikertagung in Leeds vom 5. bis 9. Mai 1986. Die deutsche Fassung wurde zugleich mit Literaturhinweisen versehen. </fussnote>

Hans Mommsen

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Zusammenfassung

Der Beitrag skizziert den mit wachsender zeitlicher Distanz und Ausweitung des Forschungsinteresses eintretenden Paradigmenwandel für die Beurteilung der deutschen Widerstandsbewegung gegen Hitler. Er konstatiert ein rückläufiges öffentliches Interesse an der Bewegung des 20. Juli 1944. Dies beruht teils auf der Preisgabe der ursprünglichen Legitimierungsfunktion des Widerstands für die westdeutsche demokratische Rekonstruktion, teils auf der in der frühen wissenschaftlichen Behandlung des Widerstands feststellbaren und in der didaktischen Umsetzung bis heute wirksamen Stilisierung der Verschwörer des 20. Juli als in sich geschlossener, zugleich die Gesamtheit der sozialen Schichten und oppositionellen Gruppierungen repräsentierender Bewegung. Die mangelnde Einbeziehung der politischen Motive einschließlich der insbesondere seit 1943 auftretenden richtungspolitischen Divergenzen, sowie eine dualistische Entgegensetzung von Widerstand und Trägern des Regimes erscheint nicht geeignet, ein langanhaltendes Interesse am Widerstand zu begründen. Der Verfasser plädiert demgegenüber für eine Interpretation des Widerstands als Reflex der politischen Bedingungen des Dritten Reiches und als Indikator für die in der nationalsozialistischen Eroberung endgültig sichtbar gewordenen Krise der deutschen Gesellschaft. Diese vermochte zwar gegenüber den Gewaltverbrechen moralische Gegenkräfte in begrenztem Umfang zu mobilisieren, entwickelte jedoch kein politisches Konzept, das beanspruchen konnte, eine langfristig tragfähige Lösung der sozio-ökonomischen Spannungen im Innern und der transnationalen Reorganisation Europas zu sein. Im Unterschied zu der bisherigen Forschung wird die Bedeutung des Kreisauer Kreises, aber auch der sozialistischen Verschwörergruppe für den 20. Juli 1944 stärker akzentuiert. Andererseits wird gegen eine Eirlebnung des Widerstandsbegriffs durch die Einbeziehung von Dissens und Verweigerung Stellung genommen. Jenseits der zeitgebundenen politischen Vorstellungen, die auf die nach 1945 entstandene Situation nicht mehr anwendbar waren, stand jedoch die grundsätzliche Entscheidung der Verschwörer, mit einem schier aussichtslosen Attentat das Vertrauen in die Möglichkeit humaner Politik neu zu begründen.

I.

Das historiographische Interesse an der Geschichte der deutschen Widerstandsbewegung gegen Hitler ist in der Bundesrepublik seit den frühen sechziger Jahren spürbar rückläufig geworden. Die offiziellen Gedenkfeiern zum 20. Juli 1944 in Plötzensee und in der Bendlerstraße sowie gelegentliche Ausstellungen zur Geschichte der Opposition, darunter jüngst die innovative Darstellung des Kreisauer Kreises können nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie im historisch-politischen Diskurs der Bundesrepublik an den Rand gedrängt ist und im wesentlichen nur in Form von respektvollen Gedächtnisreden das breite Publikum erreicht. Zwar fehlt es nicht an Bemühungen, das wissenschaftliche Interesse am Widerstand neu zu beleben aber die Resonanz in der zeitgeschichtlichen Forschung bleibt gering und setzt sich nicht in eine kritische Über-prüfung der vorherrschenden Interpretationen der Geschichte und Struktur des Dritten Reiches um. In manchen Überblicksdarstellungen findet der Widerstand entweder nur untergeordnete Erwähnung oder eine überwiegend kritische Bewertung Die Geschichte des Widerstands ist im Begriffe, in ein wohlmeinendes Randkapitel der Überblickdarstellungen zum Dritten Reich abge-drängt zu werden, während sich die Perspektive zunehmend der inneren Automatik des Systems zuwendet.

Eine der Hauptursachen für das schwindende Interesse an der Geschichte der deutschen Opposition, das sich bemerkbar machte, noch bevor der Einfluß der Kritischen Linken diese Thematik an den Rand drängte, liegt in dem Tatbestand, daß die Berufung auf das „andere Deutschland“ zur sekundären Legitimierung der demokratischen Rekonstruktion in der Bundesrepublik als nicht mehr erforderlich angesehen wurde. Das wachsende Selbstbewußtsein der westdeutschen politischen Eliten und di beachtlichen politischen und ökonomischen Erfolge seit dem Koreakrieg hatten zur Folge, daß nicht nur die traumatische Belastung durch die Verbrechen des Dritten Reiches verblaßte, sondern auch die Ableitung des antifaschistischen Grundkonsenses in der Bundesrepublik aus der Tradition des Widerstands an Gewicht verlor. Zwar behielt der Widerstand einen festen Platz in den Geschichtslehrplänen und in der Politischen Bildung, aber es ist nicht länger angemessen, ihn heute als wirksamen „Bestandteil einer neuen Selbstfindung des deutschen Volkes“ zu beschreiben Trotz aller Beschwörungen der Widerstandstradition überwiegt doch die Tendenz, die Trennungslinie zwischen den Gegnern des NS-Regimes und denjenigen, die ihm, wenngleich vielfach nicht aus freien Stücken, loyal dienten, zu verwischen.

Indessen betreffen diese Bemerkungen in erster Linie die Geschichte des 20. Juli 1944 und damit die einzige Gruppierung der Opposition, die die Chance besaß, das Regime von innen heraus zu stürzen. Die frühe Widerstandsforschung, insbesondere die bahnbrechenden Studien von Hans Rothfels und Gerhard Ritter zielten darauf ab, den 20. Juli als Werk einer weitgehend in sich geschlossenen, klassen-und parteiübergreifenden Bewegung zu deuten und deren ethische Motivation in den Vordergrund zu stellen. Dieses Interpretationsmuster, das in der weit verbreiteten Publikation „Der Aufstand des Gewissens“ einen augenfälligen Niederschlag fand, war mit der Tendenz verknüpft, die politischen Beweggründe und Interessenlagen der Verschwörer in den Hintergrund treten zu lassen. Es beruhte zugleich auf einer primär dualistischen Sicht der deutschen Verhältnisse unter der Herrschaft des Nationalsozialismus: Einem als vergleichsweise homogen interpretierten NS-Regime, das in wesentlichen Zügen dem am Stalinismus entwickelten Modell der „totalitären Diktatur“ entsprach, wurde das „andere Deutschland“ gegenübergestellt. Diese Stilisierung besaß eine relative Rechtfertigung solange, als die westlichen Besatzungsmächte im Nachkriegsdeutschland die Bedeutung des Widerstandes gegen Hitler in der lizenzierten Presse herunterspielten. Sie gewann eine handfeste politische Funktion in der Ära des „Kalten Krieges“; es verwundert deshalb nicht,'daß in den Neuauflagen von Rothfels’ Darstellung und Fabian von Schlabrendorffs Erinnerungsschrift die ursprünglich enthaltenen Bezugnahmen auf die kommunistische Widerstandsbewegung eliminiert wurden.

Mit dem Fortschreiten der Erforschung des Dritten Reiches, aber auch dem Abklingen der Kampftöne des „Kalten Krieges“ ist diese dualistische Sicht der Epoche des Dritten Reiches nicht mehr aufrechtzuerhalten. Wenn Martin Broszat mit guten Gründen für eine „Historisierung“ des Nationalsozialismus plädiert hat so gilt dies nicht minder für die verschiedenen Gruppierungen des deutschen Widerstandes. Die Bewegung des 20. Juli, ihre politischen Zielsetzungen und Motive, können nur im Kontext der Bedingungen des Dritten Reiches angemessen gewürdigt werden. Jeder Versuch, sie für eine dem Selbstverständnis der Bundesrepublik Deutschland entsprechende Demokratietheorie unmittelbar in Anspruch zu nehmen, wie das wiederholt geschehen ist und mitunter heute noch geschieht, läuft auf eine tendenziöse Fehlbeurteilung sowohl der Struktur wie der Handlungsmöglichkeiten der Verschwörung hinaus.

II.

Gegen die unangemessene Inanspruchnahme des Vermächtnisses der deutschen Opposition für das in der Phase der Kanzlerdemokratie herausgebildete Demokratieverständnis der Bundesrepublik hat sich frühzeitig entschiedene Opposition artikuliert. Zwar wurde die Polemik von Hannah Arendt gegen prominente Repräsentanten des 20. Juli von der deutschen Öffentlichkeit ebenso-wenig beachtet wie die gewiß teilweise über das Ziel hinausschießende Kritik von Henry Paechter und George Romoser Aber eine kritische Aufarbeitung des kam der Widerstands erst langsam in Gang, und sie fand in die von einer idealisierenden Tendenz geprägten Gesamt-darstellungen kaum Eingang Gleichwohl stellten die von diesen Autoren vorgelegten Interpretationen einen Ansatzpunkt für die systematische Analyse der politischen Seite der Verschwörung dar, die in den meisten Studien zum 20. Juli 1944, die überwiegend auf die Darstellung der Attentatspläne bezogen waren, nicht zur Diskussion gestellt wurden.

Während in den Rückerinnerungen an den Widerstand die Erhebung des 20. Juli 1944 im Vordergrund zu stehen pflegt, richtet sich das Interesse der jüngeren Generation in sehr viel stärkerem Maße auf den Widerstand im lokalen Bereich, damit überwiegend auf den kommunistischen und sozialistischen Widerstand einschließlich der oppositionellen Haltung von einzelnen, die sich dem Zwang zur Gleichschaltung widersetzten. Dies mag auch als Antwort auf die Verengung des Widerstandsbilds auf eine Gruppe herausgehobener Persönlichkeiten verstanden werden — ein Bild, das tendenziell diejenigen ausklammert, die auf sich gestellt gegen das Regime zu wirken versuchten, ohne damit spektakugegebene läre Wirkungen zu entfalten Die gelegentlich hervortretende Tendenz zur Heroisierung und die Hervorhebung des für den Widerstand des 20. Juli 1944 unbestreitbaren elitären Moments standen dem bei den Jüngeren lebendigen Bedürfnis nach persönlicher Identifikation und politischer Handlungsorientierung eher im Wege. Die spontane Widerstandsbereitschaft innerhalb des proletarischen Milieus, aber auch bei denjenigen, die sich für politisch oder rassisch Verfolgte aufopferten, gewann den Anschein größerer Glaubwürdigkeit als die von den Verschwörern des 20. Juli verfolgte Strategie, die solange widersprüchlich erscheinen mußte, als deren politische Motivation gegenüber dem Moment ethisch begründeter Empörung in den Hintergrund trat.

Bedauerlicherweise tendiert die westdeutsche Öffentlichkeit dazu, das sozialpsychologisch begreifliche Bedürfnis nach Identifikation mit dem Widerstand „vor Ort“ weitgehend kommunistisch oder neo-marxistisch orientierten Gruppierungen zu überlassenl Auf der kommunalpolitischen Ebene gibt es Tendenzen genug, die Reste von Konzentrationslagern, von Friedhöfen ihrer Insassen oder russischer Kriegsgefangener unterzupflügen oder jene Denkmäler, die den Zweiten Weltkrieg überlebt haben, in andere politische Kontexte zu stellen. Ein Beispiel dafür ist die Wevelsburg bei Paderborn, deren Museum — ginge es allein nach dem Willen der Gemeinderatsmehrheit — mehr der Erinnerung an die Oder-Neiße-Gebiete als des schuldigen Gedächtnisses an die örtlichen KZ-Opfer gewidmet wäre Der anhaltende Konflikt über die Gestaltung des Mahnmals für die Toten des Zweiten Weltkrieges in Bonn ist für die Bestrebungen, unbequeme Teile der nationalsozialistischen Vergangenheit in den Hintergrund treten zu lassen, kennzeichnend genug Eine Gesellschaft jedoch, die die Ehrfurcht vor den unschuldig hingemordeten Opfern des Regimes verliert, wird schwerlich dauernd derer gedenken, die der Gewaltherrschaft ein Ende zu setzen versuchten. Die Tendenz maßgebender Meinungsträger, sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in irgendeiner Form zu arrangieren, spiegelt sich nicht im Verlauf der westdeutschen Widerstands-forschung. Diese löste sich vielmehr von dem früheren, idealisierten Interpretationsmuster und wandte sich seit den sechziger Jahren vorwiegend dem bis dahin vernachlässigten Feld des sozialistischen und kommunistischen Widerstands sowie der Emigration zu. Zugleich befaßte sie sich zunehmend mit der Frage der politischen Verweigerung durch Teile der deutschen Bevölkerung Im Zusammenhang damit fand die Rolle von Gruppierungen, die, wie die „Rote Kapelle“, mit der Sowjetunion aktiv kollaborierten, ernsthafte Beachtung, während sie von der früheren Literatur überwiegend als bloße Spionage abgewertet und mit dem Argument aus der Betrachtung des Widerstands ausgeklammert wurden, daß sie nur der Unterstützung eines anderen totalitären Regimes gedient hätten

Im Unterschied zu der älteren Forschung wird der Anteil von Kommunisten und Sozialisten im Widerstand gegen das Dritte Reich heute nicht länger marginalisiert und findet die lokale Widerstandstradition größere Aufmerksamkeit; allerdings ist dies noch keineswegs Bestandteil des öffentlichen Bewußtseins. Es scheint bezeichnend, daß ein progressiv eingestellter Politiker wie der Hamburger Erste Bürgermeister Klaus von Dohnanyi in seiner Gedenkrede in der Bendlerstraße am 20. Juli 1984 die Kommunisten zwar als Opfer des Regimes erwähnte, jedoch nicht als Teil der deutschen Opposition Indessen brachte diese thematische Verlagerung des Forschungsinteresses keine grundlegende Veränderung des dualistischen Modells. Auch die Historiker, die sich mit dem kommunistischen und sozialistischen Widerstand beschäftigten, neigten dazu, ihren Gegenstand vom allgemeinen politischen Prozeß im Dritten Reich zu isolieren. In ähnlicher Weise wie die Historiker des bürgerlichen Widerstands schilderten sie die unablässigen, aber notwendigerweise erfolglosen Versuche, ein konspiratives Organisationsnetz aufrechtzuerhalten, das im Umsturzfalle die Grundlage für eine Massenbewegung gegen das NS-Regime bilden sollte, vorwiegend unter dem Ge-sichtspunkt des moralischen Impulses. Eine integrierte Darstellung der einzelnen Widerstandsinitiativen, welche die bei unterschiedlichen politischen Zielsetzungen unverkennbaren Parallelen der Motivation und der konspirativen Bedingungen nachzeichnet, ist bislang Desiderat geblieben.

III.

Die Widerstandsforschung, sofern sie sich nicht darauf beschränkt, die Konturen der Darstellungen aus den fünfziger und sechziger Jahren detaillierter nachzuzeichnen, befindet sich angesichts der rückläufigen Beachtung ihres Gegenstandes in einer doppelten Frontstellung: Einerseits sieht sie sich veranlaßt, der früheren unkritischen Darstellung der Bewegung des 20. Juli entgegenzutreten und ein abgewogeneres Bild ihrer politischen und gesellschaftlichen Zielsetzungen vorzulegen. Damit stößt sie allzu häufig auf Kritik bei Überlebenden und Nachfahren des Widerstands, die begreiflicherweise einer historischen Relativierung des Handelns der Verschwörer wenig Verständnis entgegenbringen, zumal sie in der Regel nur einen bestimmten Ausschnitt des Gesamtkomplexes vor Augen haben. Andererseits ist die Forschung bestrebt, dem Eindruck entgegenzuwirken, daß der Umsturzversuch letztlich ein unerhebliches Zwischenspiel innerhalb des unvermeidlichen Zusammenbruchs des nationalsozialistischen Herrschaftssystems dargestellt habe. Dieser Eindruck entsteht regelmäßig dann, wenn von der Opposition einerseits erwartet wird, daß sie ein geschlossenes und tragfähiges Gegenkonzept zur nationalsozialistischen Diktatur habe entwickeln und vertreten müssen — was manche popularisierende Darstellungen auch heute noch nahelegen —, andererseits sich das Eingeständnis aufdrängt, daß weder auf der Linken noch auf der Rechten Alternativen sichtbar waren, die aus heutiger Sicht politisch tragfähig erscheinen. Dieses Dilemma ist nur dann zu überwinden, wenn man sich dazu entschließt, die Krise der deutschen Gesellschaft und politischen Kultur am Beispiel jener Kräfte zu analysieren, die sich dem nationalsozialistischen Kult der Gewalt und nationalen Selbstüberhöhung zu entziehen vermochten und diesem unter Einsatz des eigenen Lebens entgegentraten, wenngleich aufgrund spezifischer persönlicher Voraussetzungen, die nicht die unseren sind.

Einer der Gründe für das Verblassen der Bewegung des 20. Juli 1944 im öffentlichen Bewußtsein ist sicherlich darin zu erblicken, daß die einseitige Akzentuierung seiner unbezweifelbaren ethischen und moralischen Grundlagen bei der nachlebenden Generation einen im Grunde unpolitischen moralischen Rigorismus bestärkt, der unter Umständen dazu führen kann, gerade dem nationalkonservativen Widerstand die innere Legitimation abzusprechen und ihm in der Frage des gewaltsamen Umsturzes mangelnde Entschlossenheit zum Vorwurf zu machen. Dabei spielt der Tatbestand mit, daß die Geschichte des Widerstands gegen Hitler bislang überwiegend für Angehörige der Generationen geschrieben worden ist, die noch unter dem nationalsozialistischen Regime aufwuchsen. Nahezu alle Darstellungen enthalten apologetische Züge, indem die Legitimität des Widerstands ausführlich erörtert und der Nebenfrage des Eidbruchs zentrale Bedeutung zugewiesen wird.

Auf der gleichen Ebene liegt die sorgsame Unterscheidung zwischen (erlaubtem) Hochverrat und (problematisiertem) Vaterlandsverrat. Durchweg werden die patriotischen Motive des nichtsozialistischen Widerstands in den Vordergrund gestellt und differenzierend in dem Sinne beantwortet, daß unter bestimmten Umständen der Entschluß zum Hochverrat vaterländische Pflicht gewesen sei. All dies antwortet auf die Bedenken der Zeitgenossen, nicht auf die Fragen der jüngeren Generation, die angesichts des verbrecherischen Charakters des NS-Regimes weder im Eidbruch noch im Landesverrat ein ernsthaftes moralisches Problem erblickt. Diese Kategorien sind ihr nur über eine Analyse der zeitgenössischen politischen Konstellation zugänglich. Denn die nach-geborene Generation betrachtet die Opposition gegen Hitler nicht länger aus der Perspektive der Kontinuität des deutschen Nationalstaats, sondern primär unter dem Gesichtspunkt, warum ein Umsturzversuch erst vergleichsweise spät unternommen wurde; warum es nicht gelang, eine breitere Abstützung in der Bevölkerung zu erreichen, und warum der Entschluß, Hitler auf dem Wege eines Attentats auszuschalten, bei prominenten Mitgliedern der Verschwörung auf Einwände und Bedenken stieß. Daß Widerstand als solcher legitim war, ist für die Jüngeren überhaupt nicht mehr strittig, wenn man von den im internationalen Vergleich ungewöhnlich schmalen neofaschistischen Bestrebungen absieht Um den fundamental verschiedenen Zugang der nachwachsenden Generationen zum Widerstand im Vergleich zur Einstellung der Gründergeneration der Bundesrepublik zu verstehen, wird man sich zunächst klarmachen müssen, daß traditionelle nationale Werthaltungen nicht länger verbindlich sind. Die im wesentlichen betont nationale Einstellung der großen Mehrheit der Verschwörer des 20. Juli 1944 trifft daher in einer Gesellschaft, die immer noch durch ein bemerkenswert hohes Maß an nationaler Indifferenz bestimmt ist, auf weitgehendes Unverständnis.

Jeder Versuch, die Zielsetzungen der Verschwörer des 20. Juli unmittelbar zu aktualisieren, ist nur bedingt glaubwürdig, weil er auf veränderte politische Werthorizonte trifft. Es gibt zu denken, daß die durch neuere Forschungen intensivierte Debatte über politischen Dissens und Verweigerung offensichtlich ein weit größeres Interesse auslöst als die Vorgänge, die mit dem Attentat des 20. Juli 1944 Zusammenhängen

Die Beschäftigung mit der nationalkonservativen Opposition wird gewiß an Intensität gewinnen, wenn diese unter dem Gesichtspunkt widerstreitender Loyalitäten und des Konflikts zwischen professioneller Interessenlage und gesinnungsethischer Einsicht erfolgt und diese nicht länger als gleichsam entrücktes Vorbild hingestellt wird. Die westdeutsche Widerstandsforschung war ursprünglich von der Grundannahme geprägt, daß den Trägern des Regimes und seinen Sympathisanten der Widerstand als relativ geschlossene Bewegung gegenübergestellt werden könne. Indessen ist das vielzitierte Wort vom „anderen Deutschland“, auch wenn es sich innerhalb des aktiven Widerstands, so bei Carl Goerdeler, mit der Wendung vom „besseren Deutschland“ findet, insofern irreführend, als der nationalkonservative Widerstand in der Phase seiner Formierung keineswegs davon ausging, eine grundlegende Veränderung des politischen Systems herbeizuführen, sondern einen Regierungswechsel und die Beseitigung bestimmter, als Auswüchse betrachteter Erscheinungen — darunter der Herrschaft der SS — anstrebte. Es bedurfte langjähriger bitterer Erfahrungen, um zu der Einsicht zu gelangen, daß es mit einem Staatsstreich zur Veränderung der Zusammensetzung der Regierung nicht getan war, sondern daß eine radikale Umwälzung des bestehenden politischen Systems notwendig war

Gedankengänge dieser Art waren zuerst innerhalb des Kreisauer Kreises entfaltet worden, und zwar im Kontext einer säkularen Wende, die mit der Selbstzerstörung des nationalsozialistischen Regimes eintreten würde und für die es gelte, die geistigen Vorbereitungen zu treffen. Indem die Kreisauer den Nationalsozialismus als End-punkt einer gesamteuropäischen Fehlentwicklung deuteten, die im Zeitalter der Reformation eingesetzt und im Nationalsozialismus ihren historischen Endpunkt erreicht habe, waren sie frühzeitig entschlossen, eine fundamentale Umgestaltung der deutschen und europäischen Gesellschaft anzustreben, bei deren Konzipierung sie freilich beträchtliche Anleihen beim Denken der neokonservativen Bewegung der Weimarer Jahre aufnahmen; ihre Überlegungen waren von utopischen Zügen keineswegs frei Für die üb rigen Gruppierungen des nationalkonservativer Widerstands bedurfte es eines mehrjähriger Lernprozesses, um sich von der Vorstellung zu lösen, daß eine Umsturzregierung auf den innen politischen Errungenschaften des Kabinetts dei nationalen Konzentration aufbauen und be trächtliche Teile der Hitlerschen Annexionspoli tik in die neue Ordnung Europas hinüberretter könnte.

IV.

Die politische Perspektive vieler konservativer Verschwörer bestand — bei Variationen im einzelnen — in der Überzeugung, den preußisch-deutschen Nationalstaat und insbesondere das preußische Erbe gegen den Mißbrauch durch Hitler und seine Satrapen in Schutz nehmen und den Traum des „nationalen Erwachens“ und der wiedergewonnenen „Volksgemeinschaft“ von 1933 gegenüber der nationalsozialistischen Pervertierung retten zu müssen. Kein geringerer als Fritz-Dietlof von der Schulenburg notierte 1941 nach dem Besuch des Grabes von Generaloberst Werner von Fritsch, der zu Beginn des Polenfeldzugs an der Spitze seines Regiments den Tod gesucht hatte, daß „die preußische Forderung an das Reich“ bestehen bleibe Äußerungen dieser Art zeigen, daß die Verschwörer jedenfalls zunächst nicht in Kategorien eines revolutionären Umbruchs dachten, ganz abgesehen von Männern wie Ludwig Beck, Carl Goerdeler und Johannes Popitz, die sich in der Kontinuität des Bismarck-Reiches fühlten und es in modernisierter Form zu restaurieren gedachten Allein der Sozialdemokrat Julius Leber rechnete mit einem totalen Zusammenbruch des überkommenen Reichs und mit einer Wiederbelebung der vor 1933 maßgebenden parteipolitischen Gruppierungen während Helmuth James von Moltke und Peter Graf Yorck bei allem Realismus über den Kriegsausgang die Hoffnung nicht preisgaben, daß trotz des erwarteten vollständigen Zusammenbruchs ihr Konzept eines regional-föderativ gegliederten Europas Wirklichkeit werden könnte. Manches an diesen Ideen gewinnt heute eine unerwartete Aktualität zurück.

Die von einer dualistischen Sicht ausgehenden Interpreten der deutschen Opposition unterschätzten das Maß von Übereinstimmung, das zwischen den Auffassungen der Mehrheit der nationalkonservativen Verschwörer und den Vertretern des gemäßigten Flügels der NSDAP und ihren konservativen Partnern bestand. Das galt zunächst für die Skepsis gegenüber dem demokratischen Prinzip. Selbst die Sozialisten im Goerdeler-Kreis betrachteten die Rückkehr zum parlamentarisch-demokratischen System weder als möglich noch als wünschenswert. Die christlichen und sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer, die mit Goerdeler zusammengingen, waren vielmehr bestrebt, die durch die Zerschlagung der organisierten Arbeiterbewegung und die Gründung der Deutschen Arbeitsfront veränderten sozialpolitischen Bedingungen zur Verwirklichung des lang angestrebten Ziels der Einheitsgewerkschaft zu nützen, und sie waren bereit, demgegenüber die Existenz der Sozialdemokratie zur Disposition zu stellen Die Alternative zu Hit-ler bestand daher primär im Wiederaufgreifen der Querfrontpolitik Kurt von Schleichers, wobei freilich auch das Vorbild des italienischen Faschismus einwirkte.

Kennzeichnend für die bis 1943 vorherrschende Tendenz der nationalkonservativen Verschwörer, die Ergebnisse der „nationalen Revolution“ vom Frühjahr 1933 in wichtigen Punkten beizubehalten, ist die selbst von Wilhelm Leuschner und den christlichen Gewerkschaftlern lange beibehaltene Illusion, daß die kommunistische Bewegung im Umsturzfalle eine allenfalls marginale Rolle spielen werde. Allgemein überwog die Vorstellung, auf einer gesellschafts-und verfassungspolitischen tabula rasa neu aufbauen zu können. Dies erklärt die technokratischen Elemente der vom Goerdeler-und vom Kreisauer Kreis vorgelegten Neuordnungspläne, die in der Regel nicht mit politischen Initiativen aus der Bevölkerung und dem Wiederaufleben früherer Interessengruppen und Parteien rechneten. Die Mehrheit der nationalkonservativen Verschwörer wurde sich erst seit Ende 1942 zunehmend darüber klar, daß sie in einem post-faschistischen Deutschland mit einer relativ starken kommunistischen Bewegung konfrontiert werden würden. Es ist bezeichnend, daß Helmuth James von Moltke zu den ersten gehörte, die diese Tatsache in Rechnung stellten und die Einbeziehung von „nicht-Moskau-hörigen“ Kommunisten in das Umsturzkabinett verlangten, um dem Druck der Roten Armee und der stalinistischen Politik angemessen begegnen zu können Denn man glaubte seit 1943 nicht mehr an eine Niederlage der Sowjetunion, fürchtete vielmehr das Vordringen der Bolschewiki in den mitteleuropäischen Raum. Aber die Hoffnung, die Rote Armee vor den deutschen Grenzen — möglicherweise mit der Unterstützung der Westmächte — zum Stehen bringen zu können, bestimmte selbst den außenpolitisch und militärisch zu einer realistischen Einschätzung neigenden engeren Kreis um Claus Schenk von Stauffenberg Folgerichtig müssen die politischen Planungen der Verschwörer des 20. Juli seit dem Frühjahr 1943, als klar wurde, daß der russische Feldzug nicht mehr gewonnen werden konnte, stärker als bisher von den vorausliegenden Erörterungen unterschieden werden, wenngleich viele der programmatischen Vorarbeiten, auch infolge mangelnder Kommunikation, nicht mehr neu formuliert werden konnten.

V.

Im Gegensatz zu der bisher vorherrschenden Bestrebung, die Geschichte der deutschen Opposition im Kontext des sich verstärkenden nationalsozialistischen Terror-Regimes und der wachsenden Schwierigkeiten, einen Umsturz herbeizuführen, zu deuten und demgegenüber die differierenden oder auch durchaus gegensätzlichen außen-politischen Erwartungen sowie die sich verändernden Bündnisüberlegungen in den Hintergrund zu rücken, bedarf es einer präziseren Herausarbeitung der qualitativ unterschiedlichen Entwicklungsstufen der Opposition. Diese sind geprägt von Versuchen, gegenüber dem Regime alternative Strategien einzuschlagen, während die Zielsetzungen nicht wesentlich differierten. Sie reichten über einen mit Hilfe des Militärs betriebenen Regierungswechsel unter Beibehaltung wesentlicher Elemente des bestehenden Systems bis hin zu einer grundlegenden politischen Neuordnung. Allerdings wird man an dem von Klaus-Jürgen Müller vorgeschlagenen Phasenmodell insofern einige Abstriche machen müssen, als wichtige Funktionsträger, die in der Phase der Kriegsverhinderung 1938/39 beteiligt waren, später ihre Mitwirkung ablehnten, während umgekehrt erst nach den militärischen Rückschlägen im Feldzug gegen die Sowjetunion eine größere Zahl von Kontaktpersonen, die sich zuvor zurückgezogen hatten, wieder an der Umsturzplanung teilnahm

In diesem Zusammenhang ist die Katalysator-funktion des Kreisauer Kreises bislang zu wenig beachtet worden. Obwohl dieser Kreis ursprünglich durchaus esoterische Züge trug — die daher rührten, daß Moltke sich dem Glauben hingab, eine Gesinnungsgemeinschaft zu begründen —, gewann er insofern entscheidendes Ge-wicht, als über Carlo Mierendorff, an dessen Stelle 1943 Julius Leber treten sollte, ohne daß er sich voll in den Kreis integrieren ließ das Mißtrauen der zuvor sich im Hintergrund haltenden Sozialisten gegenüber der Goerdeler-Leuschner-Allianz jedenfalls teilweise kompensiert werden konnte Die starke Zentrierung des von der frühen Forschung gezeichneten Widerstandsbildes auf die Militäropposition und den heterogenen Kreis um Goerdeler erklärt zugleich die in der zusammenfassenden Literatur noch immer nicht überwundene Tendenz, den Beitrag des Kreisauer Kreises für die konkrete Umsturzplanung zu gering einzuschätzen. Sie hatte zur Folge, daß die aktive Mitwirkung prominenter Persönlichkeiten des Kreisauer Kreises am Umsturzversuch des 20. Juli weitergehend in den Hintergrund trat. Dies ging teilweise auf die irreführende Interpretation der von Moltke geäußerten Schutzbehauptung zurück, man habe nur gedacht, sich jedoch nicht am konkreten Umsturz beteiligt — eine Sprachregelung, die primär der Verteidigung gegenüber den Vernehmungsbeamten der Gestapo diente, aber auch den Sinn hatte, die von ihm eingenommene prinzipielle Position von den Schlacken des in seiner Sicht nicht hinreichend konsequenten Umsturzversuches freizuhalten Tatsächlich gehörten führende Persönlichkeiten der Kreisauer dem inneren Kreis der Verschwörer um Claus Schenk von Stauffenberg an, und auch Moltke hatte sich konkret mit Umsturzplänen befaßt.

Es lag auf der gleichen Linie, daß die sozialistischen Teilnehmer der nationalkonservativen Verschwörung trotz der frühen Publikationen von Emil Henk nur untergeordnet Erwähnung fanden, obwohl sie in der Spätphase eine zentrale Rolle eingenommen hatten. Folglich wurden die grundlegenden politischen Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Gruppen des nationalkonservativen Widerstands über die Frage der Schaffung einer „demokratischen Volksbewegung“ weitgehend ignoriert, zumal die hier aufbrechenden Gegensätze nicht mit dem Bild der inneren Geschlossenheit der Verschwörung des 20. Juli 1944 übereinstimmten Diese Engführung in der Interpretation des deutschen Widerstands wirkt in den populären Darstellungen immer noch nach.

Die Darstellung des Widerstands als relativ geschlossener Gegenkraft gegen das als primär monolithisch interpretierte NS-Herrschaftssystem, die Überbewertung der ethischen Motivation und der inneren Geschlossenheit des nationalkonservativen Widerstands begünstigten dessen Heraus-lösung aus den funktionalen Zusammenhängen, die mit den Subsystemen des Regimes bestanden. Dies führte zu einer relativen Zurückdrängung der von ihm verfolgten politischen Interessen und somit auch der ab 1943 mit innerer Notwendigkeit aufbrechenden internen Auseinandersetzungen. Deren Existenz ist ja keineswegs als Negativum zu deuten, ganz abgesehen davon, daß sie ein folgerichtiges Ergebnis der unvermeidlich inhomogenen politischen und sozialen Zusammensetzung des nationalkonservativen Widerstandes waren. Die aufbrechenden richtungspolitischen Konflikte spiegelten vielmehr eine zunehmende Annäherung an die politische Realität. Ihr entsprach eine Intensivierung richtungspolitischer Spannungen innerhalb des nationalsozialistisch besetzten Europa und selbst innerhalb der NSDAP.

VI.

Die in den meisten Darstellungen anzutreffende Hervorhebung der Vorgeschichte des Attentats vom 20. Juli 1944, seines Verlaufs und seines Scheiterns enthält implizit eine Akzentsetzung, die niemand mehr fürchtete als Helmuth James von Moltke. Seitdem sich die Forschung von nachträglichem Wunschdenken weitgehend befreit hat und zu der Einsicht gelangt ist, daß das Attentat unter den gegebenen Bedingungen und angesichts der geringen Abstützung in der Bevölkerung schwerlich zu einer konsolidierten Umsturzregierung geführt hätte — selbst wenn es gelungen wäre, Hitler zu töten —, ist es nur begreiflich, daß sie den Widerstand aller Richtungen in stärkerem Umfange als bisher als Gradmesser der inneren Gleichschaltung und als Indikator für die politisch noch verbliebenen Alternativen betrachtet.

Diese veränderte Perspektive enthält eine mehr oder minder entschiedene Abkehr von der in den fünfziger und sechziger Jahren dominierenden Interpretation der deutschen Widerstandsbewegungen; sie impliziert sinnvollerweise die Verlagerung des Interesses auf die Frage von Dissens und Verweigerung innerhalb des NS-Regimes. Dies sollte jedoch nicht dazu führen, den aktiven konspirativen Widerstand, der auf den System-umsturz hinarbeitete — wenngleich auf der Linken wie der Rechten mit weitgehend unzureichenden Mitteln (die letztere Feststellung ändert nichts an dem persönlichen Mut und der moralischen Integrität der Verschwörer) —, darum schon auf die gleiche Ebene wie die „Resistenz“ in Teilbereichen des Systems zu stellen Die damit angezeigte Ausweitung des Untersuchungsfeldes eröffnet zugleich die Chance, die auch außerhalb des Widerstands auftretenden Fälle der Hitlergegnerschaft zu beachten, die nicht notwendig zur inneren Akzeptanz eines Bruchs mit der angemaßten Legalität des Regimes führen mußten und gerade angesichts der tradierten obrigkeitsstaatlichen Mentalität für den aktiven Widerstand nur begrenzt mobilisiert werden konnten

Der sich anbahnende Perspektivenwechsel entspricht zugleich einer veränderten Gesamtsicht der Geschichte des Dritten Reiches, so wenig gegenwärtig auch von einer einheitlichen Betrachtungsweise ausgegangen werden kann. Indem die zeitgeschichtliche Forschung seit den frühen sechziger Jahren das Totalitarismus-Paradigma in Frage zu stellen begann und die starken inneren Spannungen im NS-System aufdeckte, rückte gerade die Geschichte des nationalkonservativen Widerstands in eine neue Beleuchtung. Dies betraf zunächst den Tatbestand, daß den konservativen Funktionseliten, aus denen sich die Bewegung des 20. Juli in hohem Maße rekrutierte, ein größeres Gewicht für die innere Konsolidierung und die außenpolitischen Erfolge des Regimes beizumessen ist, als das aus einer überwiegend Hitler-zentrischen Betrachtung heraus der Fall war.

Zum einen warfen Studien zur Haltung der Generalität gegenüber dem Konzept des Rassenvernichtungskriegs ein mindestens ambivalentes Licht auf die Rolle maßgebener Repräsentanten der Militäropposition. Auf die problematische Einstellung von Generaloberst Fritz Halder hat zuletzt Gerhard Schulz aufmerksam gemacht während Christian Streit in seiner grundlegenden Untersuchung über das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in deutscher Hand die enge Mitarbeit führender Militärs — von denen einige in der späteren Opposition hervortraten — bei der Vorbereitung des Komplexes der „verbrecherischen Befehle“ nachgewiesen hat Des weiteren war der fanatische Antibolschewismus, der mit einem nicht weniger hypertrophen Antisemitismus gekoppelt war, keineswegs auf die engere nationalsozialistische Führungsgruppe beschränkt, sondern beeinflußte auch maßgebende Truppenführer In diesem Zusammenhang ist es ferner bemerkenswert, daß Generaloberst Freiherr von Fritsch, dessen erzwungenes Ausscheiden wesentlich zur Konsolidierung des frühen nationalkonservativen Widerstands beitrug, sich noch nach diesem Zeitpunkt unerwartet po-sitiv über die von Hitler ergriffenen antijüdischen Maßnahmen aussprach

Eine der sensitivsten Fragen, die sich in diesem Zusammenhang aufdrängen, ist die Haltung des nationalkonservativen Widerstands zur „Judenfrage“. Es besteht nicht der geringste Zweifel, daß Aktionen wie der Pogrom vom November 1938 und die im Anschluß daran ergriffenen Strafmaßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung im Reich bei den Mitgliedern der sich formierenden Opposition auf schärfste Ablehnung und moralische Empörung stießen. Das Problem erschöpft sich jedoch nicht darin. Einerseits waren zahlreiche Angehörige der nationalkonservativen Opposition davon überzeugt, daß es eine „Judenfrage“ im objektiven Sinne gäbe, allerdings nur in bezug auf das nichtassimilierte Judentum und den Einwanderungsdruck aus dem östlichen Mitteleuropa. Andererseits sind prominente Träger des 20. Juli zumindest indirekt in die frühen Stufen der nationalsozialistischen Judenverfolgung eingeschaltet gewesen. Zudem ist die Haltung der Angehörigen der Militäropposition hinsichtlich des Komplexes der „verbrecherischen Befehle“ nicht immer eindeutig. Schließlich enthalten manche Planungen eine gewisse Ambivalenz in dieser Frage, und das gilt nicht nur für den konservativ-autoritären Flügel der Bewegung des 20. Juli sondern auch für einige Persönlichkeiten im Umfeld des Kreisauer Kreises, in dem allerdings Moltke Yorck von eine und Anbeginn eindeutige Haltung einnahmen.

Es ist unstrittig, daß die Genozidpolitik durchweg bitterste Empörung hervorrief, wenngleich sie nur in Ausnahmefällen das maßgebende Motiv für den entscheidenden Schritt von bloß korrigierenden Maßnahmen zur Fundamentalopposition darstellte. Obwohl die Haltung der nationalkonservativen Verschwörer in der jüdischen Frage im einzelnen differierte, überwog doch eine für die deutschen Oberschichten signifikante Sympathie für eine weitreichende rassische Dissimilation, die jedoch die getauften, in der Regel auch die altansässigen Juden ausnahm

Nur die überkommene dualistische Entgegensetzung von Widerstand und dem als letztlich doch monolithisch interpretiertem Regime läßt die in mancher Hinsicht bestehenden Affinitäten im Denken vieler Verschwörer zur herrschenden Zeitströmung, die nationalsozialistisch überformt wurde, als Skandalon erscheinen. Während man bei der Beurteilung des kommunistischen Widerstands im allgemeinen nicht zögert, derartige Übereinstimmungen im Negativen zu akzentuieren, ist die relative Nähe der jedoch im einzelnen stark divergierenden Positionen des nationalkonservativen Widerstands zu Teilzielen des NS-Regimes noch immer tabuisiert, obwohl dessen Zielsetzungen nur in diesem Kontext voll begreiflich werden. Die tiefe Krise der deutschen Gesellschaft bekundet sich nicht zuletzt darin, daß sie zwar moralisch eindeutige Gegenpositionen zum verbrecherischen Charakter des Regimes hervorbrachte, in politischer Beziehung jedoch in aller Regel nicht über Varianten der Ideologie des „deutschen Weges“ hinausgelangte, was nun freilich auch Resultat der Isolationsglocke war, die gerade über dem Widerstand lastete, selbst wenn er die Möglichkeit besaß, Kontakte zum Ausland wahrzunehmen

Während die Haltung des nationalkonservativen Widerstands zum Problem des Judentums in hohem Maße kontrovers beurteilt wird und eine gründliche Erforschung dieser Frage, deren Gewicht jedoch nicht überschätzt werden sollte, noch aussteht, kann der Komplex der Außenpolitik der Verschwörer als weitgehend geklärt gelten. Neuere Studien zeigen, daß die Vorstellungen der sich unter der Führung von Generalmus oberst Beck formierenden Oppositionsgruppe und insbesondere der im Auswärtigen Amt entstehenden Opposition sich nicht grundlegend von den Auffassungen unterscheiden, die Baron von Neurath und Hermann Göring im Gegensatz zu der scharfmacherischen Position Joachim von Ribbentrops vertraten Die Untersuchung von Alfred Kube über die politische Karriere Görings läßt deutlich werden, daß dessen außenpolitische Vorstellungen durchaus gewisse Berührungspunkte mit den gleichzeitig von Goerdeler verfolgten außenpolitischen Zielsetzungen aufwiesen, insbesondere hinsichtlich der Bemühungen, das Verhältnis zu Großbritannien zu verbessern Darüber hinaus ergibt die genauere Analyse der Beziehungen zwischen Repräsentanten des Foreign Office und Mitgliedern der deutschen Opposition — darunter Hjalmar Schacht und Josef Müller —, daß die letzteren in der Einschätzung der britischen Reaktion auf ihre im wesentlichen noch revisionistisch geprägten Ausgleichsvorschläge von falschen Voraussetzungen ausgingen

Mangelnder außenpolitischer Realismus erklärt auch, warum die Widerstandsdiplomatie vielfach dem Irrtum anheimfiel, politische Kontakte mit britischen Diplomaten zu unterhalten, während diese überwiegend geheimdienstlichen Charakter besaßen Die damals zunehmend geringer werdenden Chancen der deutschen Opposition, befriedigende Zusicherungen von Seiten der Westmächte zu erlangen, sind Gegenstand einer Fülle von Untersuchungen. Sie zeigen, daß nach dem aktiven Eintreten Großbritanniens in den Krieg nahezu keinerlei Aussicht mehr bestand, mit London zu einer Verständigung zu gelangen.

Dies ist um so bedeutungsvoller, als die Europa-konzeptionen des Widerstands fast durchweg auf der Annahme basierten, daß Großbritannien die Deutschland zufallende hegemoniale Rolle auf dem Kontinent nicht antasten und einem kontinentaleuropäischen Zusammenschluß unter maßgeblicher Mitwirkung des Deutschen Reiches zustimmen würde Mit Ausnahme der Kreisauer Planung, die von einer weitgehenden europäischen Föderalisierung unter Ausschluß Rußlands und Großbritanniens ausging und der späten realistischen Einschätzung des schwindenden außenpolitischen Handlungsspielraums der geplanten Umsturzregierung durch Claus Schenk von Stauffenberg und seine engeren Mitarbeiter, hinderte der nachwirkende Großmachtgedanke den nationalkonservativen Widerstand daran, sich von der Illusion zu lösen, Deutschland in den Grenzen von 1938 bewahren zu können

VII.

Weniger bedeutsam, aber aufschlußreich für eine zutreffende Gesamtinterpretation des politischen Denkens des nationalkonservativen Widerstands ist das Gebiet der ökonomischen Rekonstruktion und der Struktur der anzustrebenden Nachkriegswirtschaft. Der Ordoliberalismus, der für die Einführung der „sozialen Marktwirtschaft“

Ludwig Erhardts nach 1948 Pate gestanden hat, ist auch für das wirtschaftspolitische Denken der Opposition von prägender Bedeutung gewesen. Allerdings gilt dies in kaum geringerem Umfang für die Wirtschaftsplanungen, die von Otto Ohlendorff in seiner Eigenschaft als Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium unter Umge-hung Hitlers seit 1942 betrieben wurden Zwischen den Ideen der Ohlendorffschen Planungsgruppe und den Vorstellungen der Freiburger Kreise die wiederum sowohl für die Gruppe um Goerdeler wie für den Kreisauer Kreis — wenngleich dort in geringerem Maß — bestimmend waren, bestanden sehr weitgehende Übereinstimmungen. Allerdings blieb der Gegensatz zwischen den marktwirtschaftlich eingestellten Ordoliberalen und deren Sprechern in Kreisau, die maßgeblich den Gedankengängen Walter Euckens verpflichtet waren zu den Auffassungen Moltkes und Yorcks, die eine ausgeprägt staatssozialistische Linie verfochten, unüberbrückt. Sicherlich divergierten die Motivationen der Gruppe um Ohlendorff von denjenigen des Widerstands, aber die für den europäischen Wiederaufbau vorgeschlagenen Strategien stimmten im wesentlichen überein, wobei der Anteil des marktwirtschaftlichen Prinzips jeweils variierte. Was die Bewegung des 20. Juli anging, so gelang es weder dem Kreisauer noch dem Goerdeler Kreis, zu einem konsistenten wirtschaftspolitischen Programm zu gelangen. Übereinstimmung bestand in dem Gedanken der Verstaatlichung der Grundstoffindustrien und in einer weitgehenden öffentlichen Steuerung des Arbeitsmarktes. In den nationalökonomischen Neuordnungsvorschlägen war die Rolle der organisierten Arbeiterbewegung als selbständiger Faktor weitgehend in den Hintergrund gedrängt; Leuschners Programm der „Deutschen Gewerkschaft“ lief in der Praxis auf die Fortsetzung des mit der Errichtung der „Deutschen Arbeitsfront“ und der Einsetzung der Treuhänder der Arbeit geschaffenen Systems staatlicher Lohnfestsetzung und Arbeitsmarktregulierung hinaus Die „Deutsche Gewerkschaft“ hätte faktisch öffentlich-rechtliche Funktionen wahrgenommen. Ähnliche Reformüberlegungen, die von Johannes Popitz vorbereitet wurden, atmeten ebenso den Geist der späten Präsidialkabinette und hatten implizit zur Voraussetzung, daß die durch die Zerschlagung der organisierten Arbeiterbewegung im Mai 1933 erzwungene äußere Neutralisierung des Klassen-konflikts für eine grundlegende soziale Neuordnung Bestand haben würden Bezeichnenderweise rief das Festhalten Carl Goerdelers an bestimmten liberalen Grundsätzen gerade im wirtschaftspolitischen Bereich sowohl die Kritik des konservativ-autoritären wie des prosozialistischen Flügels innerhalb der Opposition hervor. Unter dem Einfluß der Ideen Oswald Spenglers vom „preußischen Sozialismus“ strebte der Widerstand überwiegend eine staatsorientierte Lösung der sozialen und ökonomischen Fragen an. Vor diesem Hintergrund wurde Goerdeler wegen seines Eintretens für liberale Wirtschaftsprinzipien im Sinne des laissez faire von Peter Yorck ebenso wie von Ulrich von Hassell als „Reaktionär“ tituliert

Neben der Berücksichtigung der relativ homogenen wirtschafts-und sozialpolitischen Vorstellungen der unterschiedlichen Gruppierungen der Opposition bedarf es einer grundsätzlichen Neubewertung des Anteils der Sozialisten an den Neuordnungsplänen sowie an der unmittelbaren Attentats-und Umsturzplanung. Obwohl die Tätigkeit der Sozialisten durch zahlreiche Monographien aufgehellt worden ist, wird ihr Einfluß auf die seit 1943 vollzogenen programmatischen Festlegungen der Bewegung des 20. Juli im allgemeinen noch immer unterschätzt Der maßgebende Einfluß der sozialistischen Fraktion tritt am augenfälligsten in dem Tatbestand hervor, daß Wilhelm Leuschner die Zustimmung Moltkes durchsetzen konnte, die „Deutsche Gewerkschaft“ zumindest für eine Übergangszeit bestehen zu lassen, obwohl deren zentralistischer Aufbau dem von Kreisau propagierten Konzept der „kleinen Gemeinschaften“ direkt widersprach. Desgleichen ist die Zustimmung der national-konservativen Opposition zur Verstaatlichung der Grundstoffindustrie ein deutlicher Indikator für den Einfluß der Sozialisten, darunter Julius Leber und Hermann Maass sowie Emil Henk, der freilich selbst im Hintergrund blieb Die maßgebliche Beteiligung früherer Sozialdemokraten an der unmittelbaren Vorbereitung des Umsturzes läßt die in der bisherigen Literatur enthaltene schematische Unterscheidung zwischen sozialistisch/kommunistischem Widerstand einerseits und bürgerlich/aristokratischem Widerstand andererseits problematisch erscheinen. Tatsächlich gewannen die Sozialisten in der Endphase der Opposition einen in mancher Hinsicht bestimmenden Einfluß, was sich in der programmatischen und personellen Planung niederschlug, obwohl sowohl Wilhelm Leuschner als auch Julius Leber sich aus taktischen Gründen zurückhielten und die angebotene Reichskanzlerschaft ablehnten Es war keineswegs nur ein Ausdruck persönlicher Verbundenheit, sondern auch ein Reflex der Einschätzung der nach dem erstrebten Attentat erwarteten innenpolitischen Lage, daß Stauffenberg auf Julius Leber in keinem Falle verzichten zu können glaubte und daher den Entschluß faßte, das Attentat auch unter den relativ ungünstigen Bedingungen des 20. Juli 1944 auszulösen Andererseits überschätzten die Sozialisten den möglichen Einfluß, den sie im Umsturzfalle auf die Masse der Arbeiterschaft besaßen. Insoweit teilten sie die relative soziale Isolierung der bürgerlichen Oppositionspartner; sie war indessen auch Kennzeichen für den kommunistischen Widerstand, der im wesentlichen auf frühere Angehörige der Partei beschränkt blieb und auch nicht ansatzweise eine Massenbasis aufwies

VIII.

Die umfassenden Neuordnungspläne der am 20. Juli beteiligten Widerstandszirkel weisen erhebliche Übereinstimmungen auf, die teils gemeinsamen politischen Ausgangspunkten, teils einer gegenseitigen Beeinflussung entsprangen. Die seit 1943 auftretenden richtungspolitischen Divergenten, die insbesondere das Problem einer demokratischen Abstützung der Umsturzregierung betrafen, konnten ebenso wie gewichtige Gegensätze in der Außenpolitik vor dem Putsch nicht mehr überbrückt werden. In vieler Hinsicht handelte es sich bei den Neuordnungsplänen um nicht hinreichend ausgereifte Kompromisse. Sie zielten gleichwohl auf eine langfristige politische Lösung und waren insofern keineswegs auf die Phase der unvermeidlichen Übergangsdiktatur beschränkt Sie spiegeln die unter den bestehenden außen-und innenpolitischen Handlungsbedingungen allein möglich erscheinenden verfassungs-und gesellschaftspolitischen Alternativen zum bestehenden faschistischen System.

Bei der Beurteilung der politischen Zielsetzungen des nationalkonservativen Widerstands ist das hohe Maß an Kontinuitätsbewußtsein der Verschwörer, aber auch die Tatsache in Anschlag zu bringen, daß viele von ihnen eine Doppelstrategie verfolgten, die keineswegs nur mit Gesichtspunkten der Tarnung erklärt werden kann. Abgesehen von Persönlichkeiten wie Ewald von Kleist-Schmenzin, Hans Oster, Helmuth James von Moltke und Peter Yorck hatte die Mehrheit der nationalkonservativen Verschwörer ursprünglich Teilziele des NS-Systems mit vertreten. Zahlreiche Angehörige des Widerstands füll-, ten führende Positionen im militärischen und kriegswirtschaftlichen Apparat aus, und sie arbeiteten in diesem Bereich in der Regel im Sinne der politischen und militärischen Stabilisierung, nicht der unbedingten Destruktion des Regimes. Dabei ergaben sich zahlreiche Berührungspunkte mit führenden Exponenten des Dritten Reiches, die ebenfalls die Tendenz zu kumulativer Radikalisierung des Systems mit Skepsis betrachteten. Nicht zuletzt wegen der fließenden Übergänge zwischen Akzeptanz und Verwerfung des Regimes ist der Schritt von bloß alternativen Strategien, wie sie Beck und die Opponenten Ribbentrops im Auswärtigen Amt 1938 verfolgten, bis hin zu einer Totalablehnung des Systems vielfach erst vergleichsweise spät vollzogen worden.

Angesichts dieses Sachverhalts entzieht sich der Begriff des Widerstandes im engeren Sinne, also das Bestreben, einen grundlegenden Kurswechsel des Regimes zu erzwingen, einer stringenten Definition, sondern erschließt sich nur als politischer Prozeß, der einerseits mit einer zunehmen-15 den Veränderung der Rahmenbedingungen oppositionellen Handelns, andererseits mit der schrittweise errungenen Erkenntnis der Nichtreformierbarkeit des bestehenden politischen Systems zusammenhing. Der kommunistische und sozialistische Widerstand stand zwar von vornherein dem Regime unversöhnlich gegenüber. Indessen wurde er zunehmend in eine Strategie des defensiven Wartens auf eine innere Krise des Systems hineingezwungen. Dies erklärt, warum dessen Intensität auch unabhängig von der Zwischenphase der deutsch-sowjetischen Allianz stark variierte und sowohl in der Frühphase des Regimes wie in der Zeit nach Stalingrad die größte Bedeutung erlangte.

Jeder Versuch, den Unterschied zwischen aktivem Widerstand und Dissens bzw. Verweigerung oder zwischen Gesamtablehnung des Regimes oder der Verwerfung bestimmter Teilerscheinungen der nationalsozialistischen Politik aus ethischen Grundentscheidungen der beteiligten Individuen ableiten zu wollen, verkennt den Grund-tatbestand, daß aktiver Widerstand immer auch politisches Handeln darstellte und damit den Kriterien der Machbarkeit, des Interessenausgleichs und der Notwendigkeit der Machtsicherung unterworfen war — was für bloße Hitlergegnerschaft, die für sich genommen noch keinen Widerstand darstellt nicht gilt. Zudem bewirkte die extreme Segmentierung des nationalsozialistischen Herrschaftssystems, daß auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen Formen der Opposition und der Verweigerung auftraten, wobei eine eindeutige Linie zwischen Nationalsozialisten und deren Gegnern nicht immer gezogen werden kann. Letztlich lag die Definitionsmacht darüber, wer zum Widerstand zu rechnen war, bei der Gestapo, und umgekehrt hing die Rekrutierung der aktiven Opposition von einer Fülle von äußeren Faktoren und dem Bedarf an sachkundigem Personal und weit weniger von der individuellen Motivation ab, aktiven Widerstand zu leisten

Gewiß ist es unverzichtbar, die Bedeutung des ethisch motivierten Protestes für die Entscheidung der einzelnen, den Umsturz des Regimes aktiv zu betreiben, herauszuarbeiten. Indessen erschöpfte sich die Politik des Widerstandes nicht in einer gesinnungsethisch begründeten Ablehnung des Regimes. Sie zielte zugleich darauf ab, die sozialen und politischen Bedingungen zu beseitigen, die aus der Sicht der Verschwörer die nationalsozialistische Diktatur und deren Pervertierung durch Hitlers Alles-oder-Nichts-Politik erst ermöglicht hatten. In dieser Frage konnte jedoch nur ein labiler Kompromiß erreicht werden, der in gewisser Weise jene politischen Alternativen widerspiegelte, die nicht durch die traumatisch empfundene Niederlage von 1918 und den gescheiterten Versuch, ein demokratisch-parlamentarisches System nach westlichem Vorbild aufzurichten, historisch verbraucht schienen. Dies erklärt, warum liberal-demokratische Positionen im Widerstand nahezu vollständig fehlten. Die psychologische Unmöglichkeit, an die Bedingungen der Weimarer Republik anzuknüpfen, bestand für alle aktiven politischen Gruppierungen und schloß große Teile der Emigration mit ein.

Es erscheint daher notwendig, den Widerstand in engem Zusammenhang mit der inneren Entwicklung des nationalsozialistischen Regimes und der sich wandelnden außenpolitischen und militärischen Lage und damit auch als eine unvermeidlicherweise zeitgebundene Konfiguration zu interpretieren, die nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches — selbst wenn die Verschwörer überlebt hätten — keine Existenzgrundlage gehabt hätte. Jene Versuche, das Vermächtnis des Widerstands für politische Legitimationsbedürfnisse der Rekonstruktionsperiode zu instrumentalisieren, abstrahieren von dem einfachen Sachverhalt, daß die Akteure nicht von einem fundamentalen Strukturbruch ausgehen wollten und konnten, wie er dann 1945 eintrat, und daß sie daher begreiflicherweise nach Alternativen Ausschau hielten, die in ihrer persönlichen geschichtlichen Erfahrung vorgeformt waren.

Unter der Glocke der intellektuellen Isolation, die jegliche offene Kommunikation — zumal über die Landesgrenzen hinaus — unmöglich machte, war es nur zu begreiflich, daß man bei dem Bemühen, als vergleichsweise isolierte Minderheit gegenüber der Masse der nationalsozialistisch indoktrinierten Bevölkerung den Schritt zum Hochverrat zu rechtfertigen, auf ältere Legitimationsbestände zurückgriff. Insofern spiegelt die Geschichte des Widerstands, und zwar aller seiner Richtungen, die desolate Lage der deutschen Gesellschaft in der Zwischenkriegszeit wider. Er bedeutet, was die verschiedenen Gruppierungen der Bewegung des 20. Juli 1944 angeht, das Ende des Gedankens, die keineswegs auf Deutschland beschränkte Krise Europas durch den Rückgriff auf die Vorstellung eines eigenen „deutschen Weges“ zu lösen. Insofern sind die politischen Ideen und Zielsetzungen der deutschen Opposition nicht unvermittelt auf die grundlegend veränderte Konstellation der Nachkriegszeit zu übertragen, in denen sowohl die Emigration, die die Phobie gegen den Westen preisgab, wie die in den Konzentrationslagern zur Untätigkeit verdammten aktiven politischen Kräfte zum Zuge kamen, deren Vorstellungen sich charakteristisch von denjenigen des nationalkonservativen Widerstands unterschieden Analog dazu fiel die politische Führung in der SBZ nicht den Kadern des illegalen Widerstands in Deutschland, sondern den eng mit Moskau zusammenarbeitenden Emigrantengruppen zu, die das Reich bereits in der Konsolidierungsphase des NS-Regimes hatten verlassen müssen

IX.

Statt den notwendigerweise irreführenden Versuch zu machen, eine mehr oder minder fiktive Kontinuität der programmatischen Vorstellungen des aktiven Widerstands hin zum Demokratieverständnis der Bundesrepublik zu postulieren, scheint es angebracht, die „Grenzsituation“ aufzuzeigen, in der sich die Opposition in der Phase der Attentatsvorbereitungen befand. Denn der Entschluß Stauffenbergs, den Umsturz einzuleiten, obwohl kaum Aussicht bestand, die Kriegs-niederlage abzuwenden, beruhte letztlich auf der von Helmuth James von Moltke am klarsten formulierten Einsicht, daß es notwendig war, jenseits jeder politischen Mittelabwägung ein Zeichen zu setzen, dessen es bedurfte, um verantwortliches politisches Handeln überhaupt wieder denkbar zu machen und nicht dem bloßen Zynismus der Machttatsachen anheimzufallen. Die Überzeugung, daß die im NS-Herrschaftssystem und dessen verbrecherischer Zerstörungskraft zur Anschauung gelangende Inhumanität in seiner schlechthin extremsten Form nicht das Ende der Geschichte sein könne, bewog die engere Verschwörergruppe um Claus Schenk von Stauffenberg, das entscheidende, wenngleich bereits im Sommer 1944 nahezu aussichtslos erscheinende Wagnis des Umsturzes einzugehen. Wir wissen heute, daß ein erfolgreiches Attentat zwar das Ende des Krieges beschleunigt, den Zusammenbruch des Deutschen Reiches jedoch nicht abgewendet haben würde.

Der Widerstand gegen Hitler ist daher nicht eine Brücke, die über die nationalsozialistische Epoehe hinweg die Kontinuität der deutschen Geschichte sicherzustellen vermag. Er stellt vielmehr einen Reflex der inneren Verfassung der deutschen Gesellschaft unter den Bedingungen des Dritten Reiches dar, und er kann daher nicht schlechthin als der Inbegriff aller positiven Traditionen der deutschen Geschichte bewertet werden, wie das in der von Hans Rothfels geprägten Interpretation, die bis heute nachwirkt, der Fall ist. Diejenigen, die in die äußere oder in die innere Emigration gezwungen worden waren, darunter nicht zuletzt Vorkämpfer des republikanisch-demokratischen Gedankens, kamen in ihm nicht zu Wort. Gerade unter dieser Perspektive bedarf es einer sorgfältigen Zuordnung der verschiedenen Richtungen und Persönlichkeiten der Opposition in die politischen Strömungen seit dem Ausgang des Kaiserreiches. Dies ist noch nicht geleistet. Würde es in verstärktem Umfang getan, so bestünde die Chance, die relative Sterilität der westdeutschen Widerstandsforschung der fünfziger und frühen sechziger Jahre, die sich nicht zuletzt in einem gewissen Desinteresse an der Erschließung neuer Quellen spiegelte, zugunsten eines vielfältigeren und farbigeren Gesamtbildes zu überwinden.

Damals verzichtete Hans Rothfels darauf, den Moltke-Nachlaß, zu dem er Zugang besaß, zu verwerten oder der Forschung zu öffnen. Als schließlich der niederländische Historiker Ger van Roon aufgrund dieser Materialien sein grundlegendes Werk über den Kreisauer Kreis herausgab, bedurfte es der internen Intervention von Mitgliedern des Instituts für Zeitgeschichte, um Rothfels dazu zu bewegen, sich für dessen Veröffentlichung durch einen prominenten westdeutschen Verlag einzusetzen. Eine ähnliche Tendenz, wichtige Dokumente zurückzuhalten, führte im Falle der als Quelle unentbehrlichen Kaltenbrunner-Berichte dazu, daß deren Publikation schließlich vom eher konservativen See-wald-Verlag vorgenommen wurde, obwohl die entsprechenden Dokumente seit Jahren im Institut für Zeitgeschichte aufbewahrt und sorgfältig verzeichnet worden waren Die Sicherung und Erschließung der erhalten gebliebenen fragmentarischen Zeugnisse und die Publikation zuverlässiger Editionen der Grundtexte des deutschen Widerstands stellt noch immer eine Herausforderung für die Fachwissenschaft dar

Die Erforschung des deutschen Widerstands muß darauf abzielen, dessen unvermeidliche Einbindung in das zeitgenössische politische Denken und damit auch die Interaktion, die sich zwischen den Ideengängen des Widerstands und der nationalsozialistischen Politik ergab, zu berücksichtigen. Zugleich wird sie das Vermächtnis des Widerstands mit dem der zahllosen Opfer des Regimes in Beziehung setzen, die in den Konzentrations-und Vernichtungslagern, durch Unrechtsmaßnahmen der Justiz und die kaltblütigen Liquidierungen der Gestapo ums Leben kamen, die ihrer Freiheit beraubt oder außer Landes gezwungen wurden.

Dieses Vermächtnis besteht nicht zuletzt in der Erkenntnis, daß es jenseits der Wahrnehmung individueller Interessen und der Verfolgung richtungspolitischer Zielsetzungen der spontanen und unablässigen Verteidigung der humanen Grundlagen der modernen Gesellschaft bedarf, und dies nicht erst in der Grenzsituation der Etablierung autoritärer oder totalitärer Gewaltausübung. Helmuth James von Moltkes Forderung, daß es notwendig sei, „das Bild des Menschen in den Herzen unserer Mitbürger“ wiederherzustellen, gilt über die Epoche hinaus, in der dieses Ziel nachgerade als utopisch erscheinen mußte Dazu gehörte nach Moltkes Überzeugung die Vision einer gerechten gesellschaftlichen Ordnung, in die der einzelne sein Zutrauen zu setzen vermag und für die zu arbeiten sich lohnt.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Wilhelm Ernst Winterhager (Bearb.), Der Kreisauer Kreis. Portrait einer Widerstandsgruppe. Begleitband zu einer Ausstellung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1985.

  2. Dazu gehört die von Otmar Freiherr von Aretin, Ger van Roon und dem Verfasser beim Siedler-Verlag herausgegebene Schriftenreihe zum deutschen Widerstand und die Bereitschaft der Volkswagenstiftung, einen Schwerpunkt zur Widerstandsforschung einzurichten. Die wissenschaftliche Konferenz vom Juli 1984 (Jürgen Schmädeke/Peter Steinbach [Hrsg. ], Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler, München 19862) ging aus der gleichen Initiative hervor, sowohl die bisherige Dokumentation zu vervollkommnen wie eine zuverlässige Edition der Grundschriften zum Widerstand zu besorgen.

  3. S. z. B. Gordon A. Craig, Deutsche Geschichte 1866 bis 1945, München 19833.

  4. S. z. B. Sebastian Haffner, Anmerkungen zu Hitler, München 1978, S. 76f., 176f.

  5. So Bundeskanzler Helmut Kohl in seiner Berliner Rede zum 20. Juli 1984. Stiftung Hilfswerk 20. Juli 1944 (Hrsg.), Vermächtnis des Widerstandes. Der 40. Jahrestag des 20. Juli 1944 in Berlin, Berlin o. J. (1984), S. 39.

  6. Die deutsche Opposition gegen Hitler. Eine Würdigung. Neue, erweiterte Ausg., eingeleitet von Hermann Graml, München 1986, vgl. S. 10ff.

  7. Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung, Stuttgart 1954.

  8. Fabian von Schlabrendorff, Offiziere gegen Hitler, neu hrsg. von Walter Bußmann, Berlin 1984.

  9. Martin Broszat, Plädoyer für eine Historisierung des Nationalsozialismus, in: Merkur, Mai 1985, S. 373— 385.

  10. Vgl. Hannah Arendt, Eichmann in Jerusalem, Neuausg. München 1985, S. 134ff., 139; Henry Paechter, Germany Looks in the Mirror of History, in: World Politics, XIII (1961), S. 633 ff.; George Romoser, The Politics of Uncertainty, in: Social Research XXXI (1964).

  11. So die um eine solche kritische Sichtweise bemühte, von Hans Buchheim und Walter Schmitthenner heraus Aufsatzsammlung: Der deutsche Widerstand gegen Hitler, Köln 1966. Die darin enthaltenen Aufsätze von Hermann Graml und Hans Mommsen sind eigentlich erst nach dem Wiederabdruck in H. Graml (Hrsg.), Widerstand im Dritten Reich. Probleme, Ereignisse, Gestalten, Frankfurt 1984, in breiterem Umfange von der Forschung zur Kenntnis genommen worden.

  12. Ein Beispiel ist der Unternehmer Schulte, der als einer der ersten zuverlässige Informationen über den Holocaust an die amerikanische Regierung übermitteln und zuvor wiederholt über die deutschen Aggressionsabsichten Nachrichten an den US-Geschäftsträger in der Schweiz gelangen ließ. Seine Biographie ist erst unlängst von Walter Laqueur vorgelegt worden. Walter Laqueur/Richard Breitmann, Der Mann, der das Schweigen brach. Wie die Welt vom Holocaust erfuhr, dt. Ausgabe Frankfurt 1986.

  13. Vgl. Hans Mommsen, Der 20. Juli 1944 in der historiographischen Sicht des gespaltenen Deutschland, in: Politik und Kultur, 11 (1984) 4, S. 9— 20.

  14. Vgl.den vorzüglichen Ausstellungskatalog von Karl Hüser, Wevelsburg 1933 bis 1945. Kult-und Terror-stätte der SS, Paderborn 1982.

  15. S. die Kritik von Jürgen Habermas: Eine Art Schadensabwicklung. Die apologetischen Tendenzen in der deutschen Zeitgeschichtsschreibung, in: Die Zeit, Nr. 29 v. 11. 7. 1986.

  16. Vgl. Richard Löwenthal/Patrick von zur Mühlen (Hrsg.), Widerstand und Verweigerung in Deutschland 1933 bis 1945, Berlin 1982, S. 11 ff.; Martin Broszat, Resistenz und Widerstand, in: Martin Broszat/Elke Fröhlich/Anton Grossmann (Hrsg.), Bayern in der NS-Zeit, Bd. 4, München 1981, S. 691— 709.

  17. Bezeichnend die Behandlung des ehemaligen Nationalbolschewiken Ernst Niekisch, der trotz seiner Verbindungen zu Persönlichkeiten des 20. Juli 1944 keinerlei Entschädigung erhielt. S. Uwe Sauermann, Die Situation der nationalrevolutionären Gegner Hitlers nach der Konstituierung des NS-Regimes, in: Schmädeke/Steinbach (Anm. 3), S. 178 und die dort gegebenen Nachweise.

  18. S. Vermächtnis des Widerstandes. Der 40. Jahrestag (Anm. 6), S. 31 f.

  19. Vgl. Sozialwissenschaftliches Institut Nowak und Sörgel GmbH (Sinus), Rechtsextreme politische Einstellungen in der Bundesrepublik Deutschland. Abschlußbericht, Heidelberg 1980. Vgl. aber Peter Dudek, Jugendliche Rechtsextremisten. Zwischen Hakenkreuz und Odalsrune 1945 bis heute, Köln 1985, S. 232 f.; Anne Huhn/Alwin Meyer, „Einst kommt der Tag der Rache“. Die rechtsextreme Herausforderung 1945 bis heute, Freiburg 1986, S. 153. Die eigentliche politische Bedrohung liegt jedoch im neokonservativen Umfeld, das, möglicherweise ungewollt, rechtsextreme Einstellungen indirekt und direkt legitimiert.

  20. Für viele Angehörige der jüngeren Generation ist dieses Problem in Analogie zur Frage des „zivilen Un-gehorsams“ anschaulicher als der notwendigerweise aus den „Kommandohöhen“ geführte Umsturzversuch des 20. Juli. Immerhin steht zu erwägen, ob die in der Bundesrepublik übliche pauschale Entgegensetzung von „zivilem Ungehorsam“ unter demokratischen Bedingungen und Widerstand unter der totalitären Diktatur nicht den Zugang zu der zentralen Frage der Verschwörer verdeckt, wann Widerstand im Falle des Versagens einer als legal betrachteten Staatsgewalt einzusetzen hat.

  21. Die Einführung des Begriffs „nationalkonservativ“ zur Bezeichnung der in der Bewegung des 20. Juli 1944 verschmelzenden Gruppen einschließlich der Kreisauer Sozialisten zielt auf die Abgrenzung von sozialistischen Gruppen im spezifischen Sinne, die das Regierungsprogramm des 20. Juli nur marginal beeinflußten. Der gebräuchliche Begriff des „bürgerlichen Widerstands“ überträgt eine Kategorie, die nur für Teile der Bewegung des 20. Juli zutrifft, auf deren Gesamtheit und übersieht die Frontstellung insbesondere des Kreisauer Kreises und der Gruppe um Stauffenberg, die gerade nicht einen „bürgerlichen“ Umsturz anstrebten gegen eine Restauration des bürgerlich-kapitalistischen Systems. Mit Ausnahme Moltkes, Yorcks und Osters ist die Ideenwelt der Verschwörer bis in die Reihen der Sozialisten hinein durch ein ausgesprochen nationales Denken geprägt; durchweg handelt es sich um konservative Positionen, die in klarem Kontrast zu der Tradition des Liberalismus stehen und die für berufsständische oder korporatistische Verfassungsformen optierten; das gilt auch für Gewerkschaftler. Der von G. Schulz eingebrachte Begriff des „Nationalpatriotismus“ (Gerhard Schulz, Nationalpatriotismus im Widerstand, in: VfZ, 32 [1984], S. 331— 372) wählt den gemeinsamen Nenner in der nationalen Grundorientierung der Verschwörer, verdeckt aber die ideengeschichtliche Zwischenlage ihres Denkens, das an die antiparlamentarischen Strömungen der Weimarer Zeit in unterschiedlicher Ausprägung anknüpft. Ein pejorativer Unterton haftet dem von uns gewählten Begriff nicht an, der im übrigen das subjektive Bekenntnis zu sozialistischen Formen nicht ausschließt, welches etwa auch für den „Tat-Kreis“ kennzeichnend war.

  22. Vgl. die Kritik Helmuth von Moltkes in seinem Brief an Lionel Curtis vom 25. März 1943, in: Freya von Moltke/Michael Balfour/Julian Frisby, Helmuth James von Moltke 1907— 1945. Anwalt der Zukunft, Stuttgart 1975, S. 276: „Der wichtigste soziologische Grund (für das bisherige Scheitern der Aktion der Generäle) ist, daß wir eine Revolution brauchen, nicht einen Staatsstreich.“

  23. Vgl. die bei Ger van Roon, Neuordnung im Widerstand. Der Kreisauer Kreis innerhalb der deutschen Widerstandsbewegung, München 1967, im Anhang abgedruckten Kreisauer Dokumente sowie die Charakterisierung bei Hans Mommsen, Gesellschaftsbild und Verfassungspläne des deutschen Widerstandes, in: H. Graml (Hrsg.), Widerstand im Dritten Reich, S. 158 f. Eine systematische geistesgeschichtliche Einordnung ist bislang Desiderat geblieben.

  24. Vgl. Hans Mommsen, Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg und die preußische Tradition, in: VfZ, 32 (1984), S. 235. Vgl. ferner demnächst die Biographie Schulenburgs von Ulrich Heinemann im Siedler-Verlag.

  25. Vgl. Hans Mommsen, Gesellschaftsbild (Anm. 24), S. 59 ff., 63 ff. Im einzelnen gab es dabei deutliche Unterschiede, so zwischen der von Popitz angestrebten Errichtung eines Triumvirats und den semiparlamentarischen Vorschlägen der Goerdeler-Gruppierung.

  26. Vgl. Hans Mommsen, Der 20. Juli und die deutsche Arbeiterbewegung (Beiträge zum Widerstand 1933 bis 1945, Bd. 28), hrsg. von der Gedenkstätte deutscher Widerstand, Berlin 1985, S. 20.

  27. Vgl. Hans Mommsen, Wilhelm Leuschner und die Widerstandsbewegung des 20. Juli 1944, in: Ursula Büttner (Hrsg.), Das Unrechtsregime. Internationale Forschung über den Nationalsozialismus. Festschrift für Werner Jochmann, Bd. 1, Hamburg 1986, S. 353 ff.

  28. Vgl. das „Memorandum mit den Plänen Moltkes“ vom Dezember 1943, abgedruckt bei Ger van Roon (Anm. 24), S. 583, 585.

  29. Vgl. Winfried Heinemann, Außenpolitische Illusionen des nationalkonservativen Widerstands in den Monaten vor dem Attentat, in: Schmädeke/Steinbach (Anm. 3), S. 1061— 1070, sowie Bernd Martin, Das außenpolitische Versagen des Widerstands 1943/44, ebd., S. 1037— 1060, und die dort zitierte Literatur. Psychologisch wird man stärker, als es Martin tut, in Rechnung stellen müssen, daß ein Eingeständnis der totalen außenpolitischen Handlungsunfähigkeit lähmend wirken mußte.

  30. Vgl. Klaus-Jürgen Müller, Armee, Politik und Gesellschaft in Deutschland, Paderborn 1986, S. HOff., sowie ders., Der Nationalkonservative Widerstand 1933— 1940, in: ders. (Hrsg.), Der deutsche Widerstand 1933— 1945, Paderborn 1986, S. 46 ff.

  31. Vgl. Dorothea Beck, Julius Leber. Sozialdemokrat zwischen Reform und Widerstand, Berlin 1983, S. 175f.; F. v. Moltke/M. Balfour/J. Frisby (Anm. 23), S. 276.

  32. Vgl. meinen Beitrag: Der 20. Juli und die Arbeiterbewegung (Anm. 27), S. 16 ff.

  33. Vgl. Moltkes Brief an seine Frau vom 10. Januar 1945, in: F. v. Moltke/M. Balfour/J. Frisby (Anm. 23), S. 304 ff., insbesondere S. 307. Moltke kam es allerdings darauf an, den tieferen ideellen Gegensatz zum System durch die Zuspitzung, daß Denken bereits Hochverrat sei, herauszuheben, wobei freilich unverkennbar Kritik an der Umsturzplanung Goerdelers mitschwang, von der Moltke sich eben gerade nicht jenen fundamentalen Neuanfang erhoffte, der dem grauenhaften Geschehen noch einen Sinn hätte verleihen können. Eine genauere Analyse der Haltung Moltkes wird die von Beate Ruhm von Oppen bearbeitete und vermutlich in absehbarer Zeit im Druck vorliegende Korrespondenz Moltkes mit seiner Frau ermöglichen. S. jedoch die Edition wichtiger Dokumente zu Moltkes privater und dienstlicher Tätigkeit bei Ger van Roon, Helmuth James Graf von Moltke. Völkerrecht im Dienste des Menschen, Berlin 1986.

  34. Vgl. H. Mommsen, Gesellschaftsbild und Verfassungspläne (Anm. 24), S. 79ff.; Arnold Sywottek, Revolutionäre Perspektiven des kommunistischen Widerstands, in: Schmädeke/Steinbach (Anm. 3), S. 486ff., sowie Detlev Peukert, Volksfront und Volksbewegungskonzept im kommunistischen Widerstand, ebd., S. 875 ff. Zusammenfassend Christoph Kiessmann, Das Problem der „Volksbewegung“ im deutschen Widerstand, ebd., S. 822— 837.

  35. Der von Martin Broszat eingeführte Begriff der „Resistenz“ (s. oben Anm. 16) ist daher eher irreführend, und es scheint vielmehr zweckmäßig, der Begriffsbildung von Ian Kershaw zu folgen (s. Ian Kershaw, Populär Opinion and Political Dissent in the Third Reich: Bavaria 1933— 1945, Oxford 1983, S. 3 ff.). Auch der Begriff der „Verweigerung“ sollte nicht zu sehr hochstilisiert werden.

  36. Vgl. Gerhard Schulz, Nationalpatriotismus (Anm. 22), S. 333 f.

  37. Ebenda, S. 352 f.

  38. S. vor allem Christian Streit, Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941— 1945, Stuttgart 1978; Helmut Krausnick, Kommissarbefehl und „Gerichtsbarkeitserlaß Barbarossa“ in neuer Sicht, in: VfZ, 25 (1977), S. 628— 738, sowie die Arbeiten von Klaus-Jürgen Müller und Manfred Messerschmidt (zusammenfassend s. K. -J. Müller, Der deutsche Widerstand [Anm. 31]).

  39. Vgl. Hans-Heinrich Wilhelm, Wie geheim war die Endlösung?, in: Wolfgang Benz (Hrsg.), Miscellanea. Festschrift für Helmut Krausnick zum 75. Geburtstag, Stuttgart 1980, S. 131— 148.

  40. Vgl. Nicholas Reynolds, Der Fritsch-Brief vom 11. Dezember 1938, in: VfZ, 28 (1980), S. 370f.

  41. Vgl. In der Stunde Null. Die Denkschrift des Freiburger „Bonhoeffer-Kreises“, eingel. v. Helmut Thielicke, Tübingen 1979, S. 149 ff.

  42. Dieses lange tabuisiert gebliebene Thema ist zuerst von Christoph Dipper aufgegriffen worden. Vgl.seinen Aufsatz: Der deutsche Widerstand und die Juden, in: Geschichte und Gesellschaft, 9 (1983), S. 349— 380, in gekürzter Form auch in: Schmädeke/Steinbach (Anm. 3), S. 598— 616; vgl. jedoch die Bemerkungen bei H. Mommsen, Gesellschaftsbild und Verfassungspläne (Anm. 24), S. 61. Dipper arbeitet den Unterschied zwischen dem weit verbreiteten traditionellen Antisemitismus und dem rassischen „Vernichtungs“ -Antisemitis-der Nationalsozialisten zu wenig heraus. Ersterer war durchaus mit gesellschaftlichen Beziehungen zu jüdischen Persönlichkeiten vereinbar; er war in seiner sozialen Konkretisierung stets schizophren, wie schon das Beispiel des Alldeutschen Verbandes zeigt, der den Deutschvölkischen Schutz-und Trutzbund als unabhängige antisemitische Organisation aus Rücksicht auf die eigenen jüdischen Geldgeber ins Leben rief. Auch Dietrich Bonhoeffer sprach immerhin davon, daß „der Staat berechtigt“ sei, in der jüdischen Frage „neue Wege zu gehen“ (s. Heinz Eduard Tödt, Judendiskriminierung 1933 — der Ernstfall für Bonhoeffers Ethik, in: Wolfgang Huber/Ilse Tödt, Ethik im Ernstfall. Dietrich Bonhoeffers Stellung zu den Juden und ihre Aktualität, München 1982, S. 165. Dort auch Hinweise auf die kontroverse Literatur). Die Auseinandersetzung über diesen Aspekt des nationalkonservativen Widerstands würde sachlicher geführt, wenn die deutsche Öffentlichkeit (in mancher Hinsicht auch die Fachhistorie) nicht den Tatbestand verdrängt hätte, wie stark antisemitische Unterströmungen gerade in der deutschen Oberschicht seit dem Ausgang des Ersten Weltkrieges verbreitet gewesen sind.

  43. Vgl. zu diesem Problem meinen Aufsatz: Der Widerstand gegen Hitler und die deutsche Gesellschaft, in: Schmädeke/Steinbach (Anm. 3), insbes. S. 16ff.

  44. Vgl. Klaus-Jürgen Müller, Zur Struktur und Eigenart der nationalkonservativen Opposition bis 1938, in: Schmädeke/Steinbach (Anm. 3), S. 329— 344, sowie ders., Der nationalkonservative Widerstand 1933 bis 1940, in: ders., Der deutsche Widerstand 1933— 1945 (Anm. 31), S. 40— 59; Marion Thielenhaus, Zwischen Anpassung und Widerstand. Deutsche Diplomaten 1938— 1941, Paderborn 1985 2.

  45. Alexander Kube, Pour le merite und Hakenkreuz. Hermann Göring im Dritten Reich, München 1986, S. 212f., 317ff.; vgl. auch Michael Krüger-Charle, Revision without the Great War: Carl Goerdeler and Great Britain 1937— 1939, unveröffentl. MS seines in Leeds gehaltenen Vortrags.

  46. Vgl. Peter Ludlow, The Unwinding of Appeasement, in: Lothar Kettenacker (Hrsg.), Das „Andere Deutschland“ im Zweiten Weltkrieg, Stuttgart 1977, S. 9— 48; Hedva Ben-Israel, Im Widerstreit der Ziele: Die britische Reaktion auf den deutschen Widerstand, in: Schmädeke/Steinbach (Anm. 3), S. 732— 750; Bernd-Jürgen Wendt, Konservative Honoratioren — Eine Alternative zu Hitler? Englandkontakte des deutschen Widerstands im Jahre 1938, in: Dirk Stegemann/Bernd-Jürgen Wendt/Peter Christian Witt (Hrsg.), Deutscher Konservatismus im 19. und 20. Jahrhundert. Festschrift für Fritz Fischer, Bonn 1983, S. 347— 367.

  47. Vgl. Gerhard Schulz, Nationalpatriotismus (Anm. 22), S. 349 ff., sowie ders. (Hrsg.), Geheimdienste und Widerstandsbewegungen im Zweiten Weltkrieg, Göttingen 1982.

  48. Vgl. Hermann Graml, Die außenpolitischen Vorstellungen des deutschen Widerstandes, in: ders., Widerstand im Dritten Reich (Anm. 12), S. 1 lOff. Klaus Hildebrand, Die ostpolitischen Vorstellungen des deutschen Widerstands, in: GWU, 29 (1978), S. 213— 241.

  49. Vgl. Ger van Roon (Anm. 24), S. 460 f.

  50. Vgl. das vielleicht etwas überscharfe, aber unwiderlegliche Urteil Bernd Martins in dessen Beitrag: Deutsche Oppositions-und Widerstandskreise und die Frage eines separaten Friedensschlusses im Zweiten Weltkrieg, in: Klaus-Jürgen Müller, Der deutsche Widerstand (Anm. 31), S. 106f.; s. auch W. Heinemann, Außenpolitische Illusionen (Anm. 30), S. 1062 ff.

  51. Vgl. Ludolf Herbst, Der Totale Krieg und die Ordnung der Wirtschaft. Die Kriegswirtschaft im Spannungsfeld von Politik, Ideologie und Propaganda 1939— 1945, Stuttgart 1982.

  52. Vgl. Christiane Blumenberg-Lampe, Die wirtschaftlichen Programme der „Freiburger Kreise“. Entwurf einer freiheitlich-sozialen Nachkriegswirtschaft, Berlin 1973, sowie „In der Stunde Null“ (Anm. 42), S. 90 ff.

  53. Vgl. Günter Schmölders, Personalistischer Sozialismus. Die Wirtschaftsordnungskonzeption des Kreisauer Kreises der deutschen Widerstandsbewegung, in: Demokratische Existenz heute, Bd. 17, Köln 1969.

  54. Vgl. H. Mommsen, Wilhelm Leuschner und die deutsche Widerstandsbewegung (Anm. 28) S. 352 ff.

  55. Vgl. Johanna Bödeker, Johannes Popitz auf der Suche nach einer neuen Wirtschaftsordnung, in: Der Staat, 24 (1985), S. 513— 525, sowie Gerhard Schulz, Über Johannes Popitz (1884— 1945), ebd., S. 500ff.

  56. Vgl. H. Mommsen, Gesellschaftsbild und Verfassungspläne (Anm. 24), S. 44.

  57. S.den Überblick bei Hans Mommsen, Aktionsformen und Bedingungen des Widerstands in der Arbeiterschaft, in: Widerstandsbewegungen in Deutschland und Polen während des Zweiten Weltkrieges (Schriftenreihe des Georg-Eckert-Instituts für Internationale Schulbuchforschung, Bd. 22/1), Braunschweig 19832; ferner bei Detlev J. K. Peukert, Der deutsche Arbeiter-widerstand 1933— 1945, in: K. -J. Müller, Der deutsche Widerstand 1933— 1945 (Anm. 31), S. 255 ff.

  58. Vgl. H. Mommsen, Der 20. Juli und die deutsche Arbeiterbewegung (Anm. 27), S. 18f., sowie Emil Henk, Die Tragödie des 20. Juli 1944, Heidelberg 1946, S. 35 ff. Es steht zu erwarten, daß durch die Auswertung des bisher unerschlossenen Materials des OSS ein detailliertes Bild gezeichnet werden kann.

  59. Vgl. H. Mommsen, Wilhelm Leuschner und die Widerstandsbewegung (Anm. 28), S. 354; Beck, Julius Leber, S. 185 ff.

  60. Siehe die Darstellung bei Peter Hoffmann, Widerstand, Staatsstreich, Attentat. Der Kampf der Opposition gegen Hitler, München 1985, S. 444f.,

  61. Vgl. Detlev J. K. Peukert (Anm. 58), S. 258.

  62. Das gilt nicht zuletzt für das sogenannte „Programm“ Ulrich von Hassells (s. Ulrich von Hassell, Vom anderen Deutschland. Aus den nachgelassenen Tagebüchern 1938— 1944, Frankfurt 1964, S. 332 ff.) sowie für wesentliche Inhalte des „Gesetzes über die Wiederherstellung geordneter Verhältnisse im Staats-und Rechtsleben“ (ebd., S. 336 ff.), obwohl es den Untertitel „Vorläufiges Staatsgrundgesetz trägt“. Vgl. H. Mommsen (Anm. 24), S. 58 ff.

  63. Deshalb ist es völlig irreführend, einen klaren Gegner des Regimes wie Konrad Adenauer, der unter den gegebenen Bedingungen eine erfolgreiche Umsturzaktion nicht für möglich hielt, zum Widerstand zu rechnen. Die Aufweichung des Widerstandsbegriffs, wie er in dieser Hinsicht in der Gedenkausstellung „Deutscher Widerstand“ in der Stauffenbergstraße in Berlin vorgenommen wird, indem sie jeder noch so marginalen Gruppe eine Nische zuweist, bedeutet einen Rückfall hinter die Präzisierungsbemühungen der neueren Forschung.

  64. Vgl. H. Mommsen (Anm. 44), S. 11 f.

  65. Dies ist am Beispiel des „Buchenwälder“ Manifestes, das wesentlich stärker westlichen Politiktraditionen verpflichtet war, deutlich zu zeigen; vgl. Hermann Brill, Gegen den Strom, Offenbach 1946, sowie Manfred Overesch, Ernst Thapes Buchenwälder Tagebuch von 1945, in: VfZ, 29 (1981), S. 662.

  66. Vgl. u. a. Lutz Niethammer/Ulrich Borsdorf/Peter Brandt (Hrsg.), Arbeiterinitiative 1945. Antifaschistische Ausschüsse und Reorganisation der Arbeiterbewegung in Deutschland, Wuppertal 1976, S. 680ff.

  67. Spiegelbild einer Verschwörung. Die Kaltenbrunner-Berichte über das Attentat vom 20. Juli 1944, hrsg. vom Archiv Peter, Stuttgart 1961. Die Neuausgabe von H. -A. Jacobsen, Spiegelbild einer Verschwörung. Die Opposition gegen Hitler und der Staatsstreich vom 20. 7. 1944 in der SD-Berichterstattung, 2 Bde., Stuttgart 1984, verzichtet leider auf die notwendige kritische Edition und stellt offenbar noch immer keine vollständige Textwiedergabe dar.

  68. Dies wird beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Volkswagenstiftung durch die im Siedler-Verlag erscheinende Publikationsreihe zum deutschen Widerstand erfolgen, die demnächst Editionen über Fritz-Dietlof von der Schulenburg, Carl Goerdeler, Carlo Mierendorff und Dietrich Bonhoeffer enthalten wird.

  69. S. Moltkes Brief an Lionel Curtis vom 18. April 1942, in: F. v. Moltke/M. Balfour/J. Frisby (Anm. 23), S. 185.

Weitere Inhalte

Hans Mommsen, Dr. phil., geb. 1930; Professor für neuere Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Veröffentlichungen u. a.: Beamtentum im Dritten Reich, Stuttgart 1966; Nationale Frage und Arbeiterbewegung, Göttingen 1979; Der Widerstand gegen Hitler und die deutsche Gesellschaft, in: HZ, 241 (1985); Verfassungs-und Verwaltungsreformpläne der Widerstandsgruppen des 20. Juli 1944, in: Jürgen Schmädeke/Peter Steinbach (Hrsg.), Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die Deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler, München 1986; Die Opposition gegen Hitler und die deutsche Gesellschaft 1933— 1945, in: Klaus-Jürgen Müller (Hrsg.), Der Deutsche Widerstand 1933— 1945, Paderborn 1986.