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Systemaversionen bei linksorientierten Jugendlichen | APuZ 50/1984 | bpb.de

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APuZ 50/1984 Artikel 1 Politikvermittlung in der Demokratie Zwischen kommunikativer Sozialtechnik und Bildungsauftrag Systemeinverständnis und gesellschaftliche Leitbilder von Jugendlichen Systemaversionen bei linksorientierten Jugendlichen Die neuen sozialen Bewegungen als Herausforderung des politischen Unterrichts Wertwandel und politische Bildung

Systemaversionen bei linksorientierten Jugendlichen

Wolfgang Rudzio

/ 19 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die Breite der Demokratieaversionen unter linksorientierten Jüngeren zahlenmäßig exakt anzugeben, ist auch bei Einsatz unterschiedlicher empirischer Untersuchungsansätze bisher nicht möglich gewesen. Immerhin deuten die verfügbaren Untersuchungsergebnisse auf ein Potential von etwas unter 10 % der Jugendlichen der Bundesrepublik. Der hohe Bildungsgrad und die damit einhergehende hohe Partizipationsfähigkeit dieser Minorität verleihen ihr jedoch eine politische Bedeutung, die weit über ihre bloße Zahl hinausreicht Gesellschaftliche und politische Verhältnisse, die als Mißstände attackiert werden, geben nur Anlässe für die Entwicklung von Demokratieaversionen. Die eigentlichen Ursachen hingegen sind vor allem in der Lebenssituation der Postadoleszenz und in hochgeschraubten ethisch-normativen Erwartungsniveaus zu sehen. Folgerungen sollten daher bei den damit gegebenen Wahrnehmungs-und Verarbeitungsmustern ansetzen.

Sozialisationsschwächen der deutschen Demokratie

In der Öffentlichkeit der Bundesrepublik besteht teilweise eine Scheu, antidemokratische Einstellungen bei linksorientierten Jugendlichen festzustellen. Etwa auf sowjetkommunistische Einflüsse in bestimmten Hochschulen, Jugendorganisationen, Gewerkschaftsbereichen und politischen Bewegungen hinzuwei-sen, gilt großen Teilen der Linken als „Bruch eines Tabus“ auf den man mit heftiger Abwehr sowie „Mechanismen eines Unter-den-Teppich-Kehrens" reagiert So stellt sich zunächst die Frage: Gibt es überhaupt in nennenswertem Umfange antidemokratische Einstellungen bei linksorientierten Jugendlichen?

I. Die Breite der Demokratieaversion — Probleme des Zugriffs

Eine Antwort stößt tatsächlich auf Schwierigkeiten des Zugriffs. Diese beginnen bereits bei der unglücklicherweise eingebürgerten Begrifflichkeit, von „Linksextremisten“ oder „Linksradikalen" zu sprechen, wenn man linksorientierte Verächter westlicher Demokratie meint. Vermischt wird damit das Vertreten extremer gesellschaftspolitischer Auffassungen (etwa das Ziel einer sozialistischen Wirtschaftsordnung) mit der Ablehnung des politischen Systems; auch wenn beide Positionen zahlenmäßig deutlich miteinander korrelieren müssen sie doch nicht notwendigerweise zusammenfallen.

Größere Probleme noch bereitet der empirische Zugriff. Betrachtet man Bindungen zu antidemokratischen Organisationen als Indikator, so zeigt sich, daß über 30% der etwa 40 000 DKP-Mitglieder jünger als dreißig Jahre alt sein dürften, die Zahl der SDAJ-Aktiven bei rund 15 000, die der MSB-und SHB-Mitglieder bei rund 8 000 liegt; darüber hinaus zählen die Organisationen der Neuen Linken weitere 9 300 (nicht nur jüngere) Mitglieder, undogmatische Linksextreme und . Autonome“ mehrere tausend überwiegend jugendliche Aktive Damit ist aber nur ein Teil des Potentials erfaßt, denn man muß davon ausgehen, daß viele ihm zuzuzählende Jugendliche anderswo oder überhaupt nicht politisch organisiert sind.

Auch per Umfrage lassen sich antidemokratische Einstellungen nur schwer bestimmen. Da die direkte Frage nach der Einstellung zur Demokratie nach aller Erfahrung stark verfälscht im Sinne der sozial erwarteten positiven Einstellung beantwortet würde — besten Gewissens positiv (bei anderem Bedeutungsgehalt von „Demokratie"), übrigens auch von jedem DKP-Aktivisten —, bleibt nur die weniger verfängliche Frage nach der Einstellung zum politischen System der Bundesrepublik. In deren Beantwortung gehen jedoch Bewertungen der Verfassungswirklichkeit und der jeweiligen Regierung mit ein. Immerhin scheint auch unterschieden zu werden mit dem Ergebnis, daß 1980 zwar bei vorgegebener Fünfer-Skala 14% der 16— 35jährigen die Verfassungswirklichkeit extrem negativ einschätzten, zugleich aber nur 8% der „politischen Ordnung" recht negativ (vier negativste von elf möglichen Einstufungen) gegenüberstanden indem hier freilich nicht nach Links und Rechts ausgezählt worden ist, dürfte ein Teil dieser Einstellungen nicht mit linken Orientierungen einhergehen.

Ein dritter Zugriff besteht schließlich darin, in Übernahme der von Kaase entwickelten Skala „unkonventionellen politischen Verhaltens“ nach der Bejahung bzw. eigenen Praktizierung politischer Handlungsformen bis hin zu illegalen (wie wildem Streik, Besetzung von Fabriken, Ämtern und Gebäuden, Eigentumsbeschädigung sowie Gewalt gegen Personen) zu fragen. Diejenigen, die auch derartige illegale Vorgehensweisen bejahen, werden dann als „Protestpotential" bezeichnet. Dessen Bereitschaft zum Rechtsbruch deutet auf eine geringere Akzeptanz des politischen Systems. In diesem Sinne erwiesen sich 1976 nach einer Infratest-Untersuchung insgesamt 8, 3% der 16— 50jährigen Bürger als „Protestpotential“. Nach politischer Orientierung sind dabei 1, 7% als rechtes, 4, 4% als linkes Protest-potential einzuordnen — der Rest (man denke etwa an die 3% der 16— 50jährigen Bürger als „Protestpotential“. Nach politischer Orientierung sind dabei 1, 7% als rechtes, 4, 4% als linkes Protest-potential einzuordnen — der Rest (man denke etwa an die Bauern von Wyhl) zählt sich zur Mitte 6). Wie zu erwarten, ist dabei der Protestpotentialanteil unter Jüngeren größer — eine Bereitschaft zu illegalen Vorgehensweisen fand sich 1980 bei 13% der 16 bis 35jährigen —, bei Linksorientierten mit 18% noch höher 7). Kombiniert man schließlich die Merkmale „jugendlich“ und „links", dürfte dann der Anteil auf deutlich über 20% ansteigen. Da aber Bereitschaft zum Regelbruch nicht unbedingt mit Systemablehnung einhergehen, andererseits sich nicht jeder System-gegner zu illegalen Mitteln bekennen muß („legale Revolution"), hat man allerdings auch mit „Protestpotential" nur einen groben Indikator in der Hand.

Angesichts dieser Schwierigkeiten ist neuerdings das Institut für Demoskopie Allensbach in einer vierten Art des Zugriffs so verfahren, daß es von als links-bzw. rechtsextremistisch eingeschätzten Personen ausging und aus deren Einstellungsdifferenzen zu als links-bzw. rechtsdemokratisch betrachteten Personen diskriminierende Links-bzw. Rechtsextremismus-Skalen ableitete. Daß man aber auch bei deren Einsatz dann nur unscharf demokratisch und nicht-demokratisch Orientierte voneinander trennen konnte, wird eingestanden und liegt auch angesichts einiger Items der Linksextremismus-Skala (etwa Punkt Verstaatlichung von Schlüsselzweigen der Wirtschaft) nahe. Bei „fließenden Übergängen“ kommt man so für 1984 unter den 16— 25jährigen Deutschen der Bundesrepublik auf einen Anteil von 3% passiven und 9, 4% aktiven „Linksextremisten" 8).

Immerhin — in Umrissen zumindest wird mit Hilfe der vier skizzierten Vorgehensweisen ein demokratie-abgewandtes Potential unter linksorientierten Jüngeren sichtbar. Diese Feststellung und alle bisher vorgestellten Daten scheinen aber durch einige Umfrageergebnisse in Frage gestellt, die mit Hilfe eines weiteren, auf den ersten Blick elaborierteren Untersuchungsansatzes erzielt worden sind. Es handelt sich um Untersuchungen, bei denen die globale Frage nach der Demokratie-bejahung durch eine Fragenbatterie ersetzt worden ist, welche die inhaltlichen Dimensionen von „Demokratie“ abdecken soll.

Bei diesem Vorgehen registrierten Klinge-mann und Pappi bereits 1970/71, daß das DKP-Jungwählerpotential nach den Maßstäben der benutzten Demokratieskala „demokratischer eingestellt" schien als der Durchschnitt der Bevölkerung; lediglich bei Fragen nach der Notwendigkeit politischer Gewalt fiel das DKP-Potential negativ auf 9). Ungeachtet dieses paradoxen Befundes sind auch in der Folgezeit ganz ähnliche Demokratieskalen bei der Analyse von linkem Potential eingesetzt worden. Die Ergebnisse fielen entsprechend aus. So kommt Bürklin für 1979 zu dem — Untersuchungen beispielsweise von Does und Noelle-Neumann widersprechenden — Resultat, daß selbst mit extremen Linksorientierungen von Studenten keine beachtliche Ablehnung der „demokratischen Verfaßtheit unserer Gesellschaftsordnung“ . verbunden sei; die dabei auch von ihm festgestellten Gewaltbejahungen werden als eher defensiv (etwa als „Gegengewalt gegen ein ungerechtes Regime") gewertet Im Kern nicht anders die bereits erwähnte Infratest-Untersuchung, in der das „linke Protestpotential" bei allen Demokratieindikatoren — abgesehen wieder von der Einstellung zu politischer Gewaltanwendung — besser abschneidet als die übrigen Befragten Handelt es sich also in Wirklichkeit bei jugendlichem DKP-Wählerpotential, bei extrem links orientierten Studenten und bei linkem Protestpotential um bessere, lediglich ein wenig militante Demokraten? Des Rätsels Lösung ist einfach. Bei den benutzten lautete: „In jeder demokratischen Gesellschaft Demokratieskalen handelt es sich gibt es bestimmte Konflikte, die mit nämlich um nur leicht abgewandelte Nachfolgemodelle ausgetragen werden müssen";

von Demokratieskalen, wie sie noch bis in die sechziger Jahre geeignet 4.der „Einstellung zu individuellen Grundrechten“, mochten, obrigkeitlich gesinnte Bürger, die jedoch allein am Demonstrations-und Streikrecht (bis hin zur Gefährdung NS-Potential und naive Stalinisten zu orten. Für den vorliegenden Zusammenhang der öffentlichen Ordnung) gemessen wird — aber erweisen sie sich mehr oder weniger als mithin also in Wirklichkeit zum dritten Male Konfliktbereitschaft abgefragt wird, während stumpfe, nicht diskriminierende Untersuchungsinstrumente. Dies sei am Beispiel der liberale Schutzrechte des Individuums gegenüber kollektivem Zugriff bezeichnenderweise Infratest-Untersuchung verdeutlicht. Sie sucht demokratische Einstellungen anhand nicht gefragt sind

von vier Dimensionen zu fassen: Unverkennbar: Beim Einsatz derartiger Fragen der „Einstellung zu politischen Institutionen“ und Interpretationen müssen antidemokratische mit Hilfe des einen Statements, „jede demokratische Einstellungen von linken Oppositionellen Partei" sollte an die Regierung notwendigerweise unidentifizierbar kommen können — ein Statement, das allein bleiben, minoritär-oppositionelle Konfliktorientierungen als Indikator hinreicht und dem selbst bis hin zur Sprengung der politischen mit ihrem Verständnis Ordnung vielmehr als besonders demokratisch „demokratischer Partei" sehr wohl zustimmen erscheinen.

können; Die Eingangsfrage läßt sich also nun dahin gehend beantworten, daß sehr wohl ein Feld 2.der „Einstellung zur Legitimität von Konflikten", linksorientierten Jüngeren mit Aversionen welche nicht zuletzt auch antidemokratische gegen das politische System und/oder Linke in der Oppositionssituation Bereitschaft zu illegalen politischen Handlungsformen dem Stichwort „Klassenkampf" in besonders weitgehender Weise teilen werden; auszumachen ist. Nach den vorgestellten Daten ist diese Gruppe auf eher 3.der „Einstellung zur Gewalt als Mittel der unter 10 % der jüngeren Bürger zu schätzen.

politischen Auseinandersetzung", bei der die Berücksichtigt man, daß Demokratieaversionen Gewaltbejahung durch das linke Protestpotential (wenngleich wohl weniger mit „links“ bzw.

mit der Interpretation heruntergespielt gepaart) sich auch bei älteren Jahrgangsgruppen wird, es gehe ihm dabei wohl mehr finden scheint der Befund um Gewalt zum Schutz der demokratischen zunächst von nur begrenzter Relevanz. Demokratien — obwohl das bejahte Stateleben mit derartigen Minoritäten.

II. Die Relevanz einer strategischen Minorität

Eine solche Sicht wird jedoch fragwürdig, wenn man die Qualität dieser Minderheit berücksichtigt. Von großer Bedeutung ist hierbei vor allem deren hoher Bildungsgrad, der unabhängig vom empirischen Zugriff hervortritt:

— Bei Einsatz des Indikators „organisatorische Bindungen" zeigt sich, daß 1970/71 der Anteil des jugendlichen DKP-Wählerpotentials bei höherem Bildungsgrad massiv anstieg, und zwar von 6 % bei jugendlichen Volksschuläbsolventen bis auf 35 % bei Abiturienten ebenso wiesen Mitte der siebziger Jahre die in die DKP eintretenden Jugendlichen — selbst bei Ausklammerung der recht zahlreichen Studenten — einen überdurchschnittlichen Bildungsgrad (17 % Abitur, weitere 36 % mittlere Reife) auf

— Auch der Indikator Systemaversion schlägt bei steigendem Bildungsgrad deutlich stärker aus. Unzufriedenheit mit dem politischen System wurde beispielsweise 1976 von 37 % der 16— 35jährigen ohne Abitur, aber von 63 % derjenigen mit Abitur bekundet, 1979 (bei anderer Frageformulierung) in der Gruppe der 14— 21jährigen von 13% derjenigen mit Haupt-oder Sonderschulbildung, von 8 % bei Real-oder Fachschulbildung, aber 20 % bei Hoch-oder Fachhochschulbildung; dabei korreliert höherer Bildungsgrad zugleich mit stärkerer Linksorientierung Die relativ große Systemunzufriedenheit bei höherem Bildungsgrad ist um so beachtlicher, als mit ihm eher eine Unterscheidung zwischen aktueller Regierung und politischem System einhergehen dürfte.

— Nicht anders ist das Ergebnis, wenn man die Bereitschaft zu illegalen Handlungsformen als Indikator nimmt: Der Anteil „linken Protestpotentials'1, in der Gesamtbevölkerung nur 4, 4 %, steigt bei Lehrkräften auf 14 %, bei Arbeitslosen mit Hochschulreife auf 22 % (ohne Hochschulreife: 15 %) und bei Studierenden gar auf 30 % an (Stand 1976). Auch andere Untersuchungen wiesen bei Studierenden einen besonders hohen Anteil von linkem Protestpotential nach

— Ebenso zeichnen sich die jungen „Linksextremisten“ der Allensbacher Untersuchung von 1984 durch einen weit überdurchschnittlichen Bildungsgrad aus: Fast zwei Drittel von ihnen sind Besucher oder Absolventen höherer Schulen l Nach immer wieder bestätigten Erkenntnissen der politischen Soziologie aber verbinden sich mit höherem Bildungsgrad weit stärkeres politisches Interesse, höhere subjektive politische Kompetenz sowie stärkere politische Partizipation. In noch gesteigertem Maße dürfte dies im Falle von politiknaher Bildung zutreffen, d. h. bei sozialwissenschaftlichen und teilweise auch geisteswissenschaftlichen Studienrichtungen, wo systementfremdete Linke besonders häufig anzutreffen sind Tatsächlich halten sich 75— 80% der als linksextremistisch eingestuften 16— 25jährigen für politisch interessiert — weit mehr als im Durchschnitt ihrer Altersgruppe. Sie zeichnen sich auch durch große politische Diskussionsfreudigkeit aus, durch eine geradezu „missionarische Anlage“, andere überzeugen zu wollen; überdurchschnittlich häufig waren oder sind sie Klassensprecher in der Schule

Der Eindruck eines weit überdurchschnittlichen Aktivitätsniveaus dieser Gruppe dürfte daher nicht täuschen. Eine besonders große, freilich nicht zu verallgemeinernde Organisationsfreudigkeit und innerorganisatorische Aktivität in Gewerkschaften, Jugendverbänden, Betrieben und Bildungseinrichtungen findet sich bei DKP-Jugendlichen. Zum Zeitpunkt ihres DKP-Beitritts waren Mitte der siebziger Jahre nicht nur 73 % der arbeitenden Jugendlichen (und 48 % der studierenden) gewerkschaftlich organisiert, sondern zugleich auch 64 % in Gewerkschaften und 35 % in gewerkschaftlichen Jugendgruppen aktiv; weit über die Hälfte aller neu eintretenden jungen DKP-Mitglieder hatte bereits Vertreterfunktionen in der Schule innegehabt, 26 % der Arbeiter unter ihnen hatten bzw. haben noch Funktionen als betriebliche Jugend-oder allgemeine Arbeitnehmervertreter; von den eintretenden Studenten nahmen etwa 60 % Aufgaben in der Hochschulselbstverwaltung wahr Selbst wenn man einige Übertreibung in Rechnung stellt, erweisen sich somit die DKP-Jugendlichen gewissermaßen als eine jugendliche politische Elite. Auf dieser Grundlage vermag sich dann die Dialektik von Apathie (anderer Jugendlicher) und Kaderpolitik zu entfalten, die DKP-Orientierungen in der Gewerkschaftsjugend, in manchen Bildungsinstitutionen sowie in politischen Bewegungen unverhältnismäßigen Einfluß verschafft 22).

Das hohe Partizipationspotential der jungen linken Systemverächter, zusammen mit der Aussicht, daß sie aufgrund ihrer Ausbildung „in Zukunft überproportional in sogenannte Multiplikatorenfunktionen hineinwachsen“ verweist sie somit in die Rolle einer „strategischen Minderheit“ im Sinne Fogts, d. h. einer Gruppe, der eine weit über ihre bloße Zahl hinausreichende Bedeutung zukommt Gilt als Stabilitätsbedingung eines demokratischen Systems nicht allein mehrheitliche Akzeptanz, sondern daß auch „der Grad der Loyalität dem System gegenüber mit dem Grad der politischen Motivation steigen muß" so tut sich mit Demokratieversionen dieser linken jugendlichen Minorität eine bedenkliche Bruchstelle auf.

Deren Relevanz verstärkt sich noch insofern, als es sich nicht um eine isolierte Gruppe handelt, die Scheidelinie demokratisch/nichtdemokratisch offenbar bei vielen anderen linksorientierten Jugendlichen vielmehr an Bedeutung verloren hat und einer Links/Rechts-Scheidung nachgeordnet wird. Weiterhin werden daher auch erkennbar antidemokratische Gruppen als Kooperations-und Bündnispartner in politischen Organisationen, in Bewegungen sowie in Schüler-und Studentenvertretungen akzeptiert; nur so erklärt sich beispielsweise die Tatsache, daß linke antidemokratische Gruppen in 28 Astas der Bundesrepublik vertreten sein und im Kondominium mit Juso-Hochschulgruppen und Liberal Astas der Bundesrepublik vertreten sein und im Kondominium mit Juso-Hochschulgruppen und Liberalem Hochschulverband die Vereinigten Deutschen Studentenschaften beherrschen können 26). Mit politischen Vertretern totalitärer Systeme gemeinsam für „demokratische Rechte", mit Vertretern einer aggressiven Militärmacht oder der politischen Gewalttätigkeit (. Autonome“) für den „Frieden“ aufzutreten, erscheint vielen Jüngeren nicht mehr als diskreditierender Widerspruch.

Durch beides, eine wichtige gesellschaftliche Rolle ihrer Träger und deren fehlende Isolierung, unterscheidet sich somit die linke Herausforderung der Demokratie von der von rechts. Mehr als ihr quantitatives Gewicht begründet dies die größere gegenwärtige Bedeutung der ersteren im Jugendbereich. Allerdings bleibt die Frage, ob es sich hierbei nicht letztlich um ein alterssituatives Phänomen handelt, das sich auswächst, d. h. um jugendspezifischen Überschwang, der schwindet. Eine einfach-eindeutige Antwort fällt hier schwer. Einerseits läßt sich nämlich feststellen, daß derartige Systemaversionen bei Jugendlichen keineswegs stets die Geschichte der Bundesrepublik begleitet haben und auch nicht in gleichem Maße in den angelsächsischen Demokratien zu beobachten sind. Darüber hinaus ist für Japan und die USA nachgewiesen worden, daß einstiger extremer Linksaktivismus im allgemeinen noch im politischen Verhalten der inzwischen zehn Jahre älter Gewordenen nachwirkt.

Auf der anderen Seite gibt es aber offensichtlich auch Reintegrationseffekte. Diese scheinen nicht notwendig mit bloßem Älterwerden verbunden: „Die Hauptgefahren für ein andauerndes Engagement waren in den USA die Verpflichtungen aus Ehe und Kleinfamilie, in Japan der Loyalitätsdruck von Berufen in Wirtschaft und Verwaltung." 27) Ebenso spricht das auffällige Faktum, daß von 1970 bis 1979 postmaterialistische Einstellungen insgesamt nicht zugenommen haben (in dieser Hinsicht also kein „Wertwandel" feststellbar ist), obwohl Postmaterialismus bei Jugendlichen fortlaufend massiv überrepräsentiert war, für die Möglichkeit lebensgeschichtlich späteren Einstellungswandels 28).

Im Ergebnis besteht also Anlaß weder zu der dramatischen Erwartung einer permanenten Kumulation linker Demokratieaversionen infolge Generationenwechsel noch zu der beruhigenden von deren ständigem Auswachsen.

III. Ursachen und Bedingungen linker Systemkritik

Welches sind nun die Gründe für jene minoritären, aber doch beachtlichen linken Demokratieaversionen bei Jugendlichen? Eine in Öffentlichkeit und Literatur verbreitete These besagt, ursächlich seien gesellschaftliche Mißstände und sozio-ökonomische Deprivationen der Betroffenen. Die Proteste seien nur Spiegelbild gesellschaftlicher Fehlentwicklungen; Wohnungsnot provoziere eben Hausbesetzungen Zuweilen wird anklägerisch von „gewaltverursachenden Verhältnissen“ in der Gesellschaft gesprochen

Tatsächlich findet sich bei jungen Arbeitslosen überdurchschnittliche Protestbereitschaft, und mit der Dauer der Arbeitslosigkeit steigt die Unzufriedenheit mit dem politischen Sy-stem massiv an -Aufs Ganze gesehen aber scheinen ökonomische Deprivationen eher ein Randfaktor: Die Masse des linken Protest-potentials ist von ihnen nicht betroffen und empfindet selbst subjektiv die eigene Situation kaum weniger zufriedenstellend als der Bevölkerungsdurchschnitt; sie rechnet in fünf Jahren mit einer ebenso zufriedenstellenden persönlichen Lage wie die Gesamtbevölkerung. Auch sind die Arbeitslosen des linken Protestpotentials wirtschaftlich nicht schlechter gestellt als andere Arbeitslose; Studenten des linken Protestpotentials sind nicht schlechter gestellt als andere Studenten Ebensowenig wird ein schichtspezifischer Hintergrund der Systemaversionen sichtbar

Auf andere, im engeren Sinne politische Gründe weisen immer wieder genannte Stichworte wie „Ordinarienuniversität", Notstands-gesetzgebung, Große Koalition, Vietnamkrieg, . Abbau demokratischer Rechte“ u. a. m. Unbeantwortet bleibt aber dabei, weshalb dann vor 1967 mangelhafte Entnazifizierung, Spiegel-Affäre, Wiederbewaffnung und Ausschluß von Verfassungsfeinden aus dem öffentlichen Dienst (1950) keine derartige Wirkung gehabt haben. Unverständlich bleibt auch der rasante Wechsel der Mobilisierungsthemen, ohne daß diese durch Lösungen erledigt worden wären: Von den „Berufsverboten" zur Kernkraft und zur Ökologie, dann zu „Wohnungsnot" und „Überwachungsstaat" sowie zum „Frieden“. Empfanden 1981 nicht weniger als 45 % der Jugendlichen gewisse Sympathien für Hausbesetzer, so waren es 1982 nur noch 14 % Die Themen wechseln, das Protestpotential bleibt im Kern offenbar das gleiche.

Die zugrunde liegenden Ursachen des generalisierten Legitimitätsentzugs gegenüber dem politischen System scheinen daher — auch wenn strikte Kausalitäten hier nicht belegbar sind — anderswo zu suchen. Die, empirischen Daten, die linke Demokratieaversionen sehr viel stärker in zahlenmäßigem Zusammenhang mit höherem Bildungsgrad als mit allem anderen zeigen, deuten auf Sozialisationseffekte. Für die Gruppe mit höherer Bildung gilt nun, daß sich für sie die in Industriegesellschaften allgemein unnatürlich gedehnte „Postadoleszenz" besonders ausgeweitet hat, d. h. eine Lebensphase, „die durch ökonomische Abhängigkeit und Unselbständigkeit bei gleichzeitiger intellektueller, politischer und sexueller Reife junger Menschen“ definiert ist Sie reicht mit allen damit verbundenen Spannungen häufig bis zum Ende des dritten Lebens-jahrzehnts und hat u. a. zur Folge:

— einen Aufschub der vollen Integration in das normale Arbeits-und Familienleben der Erwachsenen" damit Fremdheit gegenüber der Arbeitswelt und ökonomisch-finanzieller Eigenverantwortung;

— eine Sozialisation, die infolge der geschwächten politischen Sozialisationsrolle der Eltern und angesichts der relativ anonymisierten Masseninstitutionen gerade des deutschen Bildungswesens relativ wenig persönliche Tradierung seitens der älteren Generation enthält. In dieses Bild fügt sich, daß linksextremistische Jugendliche nach der Allensbach-Untersuchung von 1984 in überdurchschnittlichem Maße aus zerrütteten Elternhäusern kommen und sich in Distanz zu elterlichen Einstellungen befinden

— schließlich eine dementsprechend verstärkte Wirkung der strukturellen Realitätsverzerrung in der Medienwelt, der weder hinreichend Kontrolle durch eigene Erfahrung noch durch Tradierung entgegengesetzt werden kann. In den Medien aber herrscht eine „negativistische Berichterstattung über Politik" vor zumal das „Kommunikationssystem selektiert: Nicht die Regel, sondern die Ausnahme hat Nachrichtenwert". Nicht die Normalität, sondern der Skandal, die Katastrophe, die Gewaltanwendung werden berichtet.

Deutlich wird, daß eine derartige Postadoleszenz einen fruchtbaren Nährboden für abstrakt-wertorientierte und zugleich düster-pessimistische Weltsichten abgibt. Die Verin-nerlichung allgemeiner Werte, forciert in Schulfächern wie Sozialkunde, Deutsch und Religion, läßt die in einer derartigen Sozialisationssituation Befindlichen leicht zu „geeignete(n) Trägern) von . idealistischen'Rebellionen“ werden Tatsächlich zeigen sich bei Oberschülern und Studierenden besonders ausgeprägt gesinnungsethische Orientierungen bei linksextremistisch eingestuften Jugendlichen düstere Einschätzungen der Wirklichkeit; die Vorstellung von einer drohenden allgemeinen Katastrophe ist bei ihnen — wie bei Rechtsextremisten — „so weit verbreitet, daß man sie daran fast erkennen könnte“

Sicherlich ist dies ein Problem auch anderer westlicher Industriegesellschaften. In der Bundesrepublik Deutschland kommen allerdings verschärfend nicht nur besonders lange Bildungswege und Anonymisierung fördernde Strukturen hinzu, sondern vor allem auch das Angebot einer Demokratiekritik von links, die, seit den Tagen der Studentenbewegung im Hochschulbereich verankert, hervorragend an idealistische Dispositionen und mangelnde Erfahrungskontrolle der Postadoleszenz anzuschließen vermag.

Im wesentlichen kann man folgende, häufig miteinander verbundene Argumentationsmuster unterscheiden:

— Die der Frankfurter Schule der Soziologie entstammende These vom umfassenden Verblendungszusammenhang (vereinfacht: Manipulationsthese), welcher die Menschen der westlichen Industriegesellschaften hindere, ihre Situation zu durchschauen; nahe liegt dann die Folgerung, subjektives Bewußtsein und Wahlentscheidungen könnten politische Führung nicht wahrhaft demokratisch legitimieren, Emanzipation gehe über Mehrheitsentscheid. — Die auf Rousseau zurückführbare radikal-demokratische Position (direkte Demokratie), die in Kombination mit utopischen Partizipationsvorstellungen alle repräsentativen Strukturen als wenig demokratisch erscheinen läßt. — Die marxistische „Staatstheorie“, welche in verschiedenen Varianten das politische System als kapitalismus-orientiert zu entlarven sucht und den Schluß nahelegt, wer Sozialismus wolle, müsse sich auch gegen die „bürgerliche Demokratie“ bzw.den „kapitalistischen Staat" wenden. — Schließlich die Konfrontierung einer für möglich gehaltenen Idealität mit der Realität, konkretisiert häufig als Gegenüberstellung von Verfassung und Verfassungswirklichkeit; bei verzerrter Wahrnehmung beider ergibt sich dann eine Delegitimierung der letzteren

Am weitesten verbreitet, offenbar weil idealistischen Dispositionen am unmittelbarsten entsprechend, ist das zuletzt vorgestellte Entlegitimierungsmuster. So bezeichnen sich 94 % des linken Protestpotentials als demokratisch, akzeptieren auch das Grundgesetz, während zugleich 93 % tiefe Diskrepanzen zwischen Verfassung und Verfassungswirklichkeit (nicht zuletzt durch Einschränkung von Grundrechten) festzustellen meinen Allgemein bleibt die Realität hinter dem, was man erstrebt und wohl für ein realisierbares Ideal hält, nach der Auffassung eines überdurchschnittlich großen Teils höher Gebildeter, extrem links Orientierter bzw.dem Protestpotential Zuzurechnender allzu weit zurück: „Die aus dieser Sicht mangelhafte Wert-realisierung wird nicht hingenommen; sie löst politischen Protest aus“ und führt zum Ruf nach Systemänderung

IV. Mögliche Folgerungen

Vor allem also scheint es das Zusammentreffen von postadoleszenten Lebenssituationen mit linken Delegitimierungstheoremen zu sein, das bei Jüngeren zur Herausbildung prinzipiell antidemokratischer Einstellungen oder — häufiger — zu Aversionen gegenüber allen realen Erscheinungsformen und Regeln westlicher Demokratie führt.

Wenn diese Diagnose zutrifft — welche Folgerungen lassen sich im Interesse der Demokratie aus ihr ableiten? Sie können offenbar nicht darin bestehen, hinter linksextremer Kritik herzulaufen und jeweils kritisierte gesellschaftliche oder politische Strukturen zu verändern. Wenn beispielsweise die Enquete-Kommission Jugendprotest des Bundestages für mehr soziale und demographische Repräsentativität der Mandatsträger, für klarere Parteienfinanzierungsregelungen und für die Abschaffung der Regelanfrage plädiert, andere Stimmen die Einführung von Volksentscheiden anregen so mögen dies im übrigen bejahenswerte Vorstellungen sein (oder auch nicht) — die Erwartung aber, damit ließe sich das Abdriften in linke Demokratieaversionen stoppen, dürfte verfehlt sein. Entgegenkommende Lösungen müßten nämlich nicht nur häufig einem utopischen Forderungsniveau gegenüber abfallen, wahrscheinlich wäre das mobilisierende Skandalthema inzwischen auch längst gewechselt; Hochschulreformen, die Aufgabe Südvietnams u. a. m. sind Beispiele hierfür. Mehr noch: Auf anbiedernde Weise „verständnisvoll" zu reagieren, bestätigt und verstärkt zudem die Legitimation linker Systemkritik in den Augen vieler. Dies impliziert gewiß kein Plädoyer für starre Reformablehnung, bedeutet aber, daß linker Demokratiekritik mit Reformen letztlich nicht das Wasser abgegraben werden kann.

Wirksame Folgerungen hätten — statt an Anlässen — vielmehr bei den Wahrnehmungsund Verarbeitungsmustern anzusetzen, die linker Demokratiekritik Resonanz verschaffen: — Idealistischen Erwartungsniveaus könnte ein realistisch-zynisches Politik-und Demokratieverständnis entgegenarbeiten, in welchem Demokratie nicht als Realisierung von Heilserwartungen erscheint. Der empirische Befund, daß Parteien von vielen Jugendlichen als egoistisch empfunden werden, müßte dann keineswegs mehr als problematisch, als „tiefgreifender Vertrauensschwund" gewertet werden Tatsächlich rechnet konstitutionelle Demokratie mit realen, auch durchschnittlichen und egoistischen Menschen. Gerade darin, auch diesen Menschen sowohl hinreichende demokratische Responsivität der Entscheidungsträger als auch persönliche Freiheiten zu gewährleisten, besteht ihre institutionelle Errungenschaft; sie lebt nicht vom edlen Politiker oder dem Idealismus einer Partei, sondern von antizipierender Reaktion auf die Wähler, von Checks and Balances etc.

— Ebenso sind einer Partizipationsromantik Partizipationsgrenzen entgegenzuhalten, wie sie sich empirisch beobachten und theoretisch erklären lassen. Der Befund, nur eine Minderheit der Jugendlichen sei zur Beteiligung bereit, müßte dann nicht als beunruhigendes Defizit gelten

— Eine Vermittlung demokratischer Werte sollte zudem historische (nicht utopische) Alternativen westlicher Demokratie in die Betrachtung einbeziehen.

— Die Effekte der Postadoleszenzphase ließen sich schließlich durch ihre Verkürzung abschwächen, durch Stärkung von persönlichen Beziehungen zwischen den Generationen im Bildungsbereich sowie durch eine medienkritische Aufklärung, die die erwähnten Verzerrungsmechanismen bewußtmacht.

Fussnoten

Fußnoten

  1. H. J. Horchern, Bruch eines Tabus, in: DIE ZEIT vom 6. 2. 1981.

  2. Vgl. F. Vilmar/W. Rudzio, Politische Apathie und Kaderpolitik, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 46/1981, S. 13 ff., hier S. 32 ff.

  3. Siehe z. B. E. Muller/Th. O. Jukam, On the Meaning of Political Support, in: American Political Science Review 1977, S. 1561 ff., hier S. 1573; G. Schmidtchen, Jugend und Staat, in: U. Matz/G. Schmidtchen, Gewalt und Legitimität, Opladen 1983, S. 105 ff., hier S. 144. Überarbeitete und ergänzte Fassung eines Vortrages für den 2. Bundeskongreßfürpolitische Bildung der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung in Berlin vom 23. bis 25. Februar 1984.

  4. Der Bundesminister des Innern (Hrsg.), betrifft: Verfassungsschutz 1982, Bonn 1983, S. 34, 88; ders. (Hrsg.), Verfassungsschutzbericht 1983, Bonn 1984, S. 20, 35, 41 f„ 52.

  5. G. Schmidtchen (Anm. 3), S. 278, 282.

  6. Institut für Demoskopie Allensbach, Das Extremismus-Potential unter jungen Leuten in der Bundesrepublik Deutschland, 1984 (Gutachten für den Bundesminister des Innern), S. 12ff., 32, 42f.

  7. H. D. Klingemann/F. U. Pappi, Politischer Radikalismus, München-Wien 1972, S. 69ff.

  8. W. P. Bürklin, Links und/oder Demokratisch? in: Politische Vierteljahresschrift 1980, S. 220 ff., hier S. 229ff., 240, 243.

  9. Infratest (Anm, 6), S. 83 ff.

  10. Ebd.

  11. G. Schmidtchen (Anm. 3), S. 307f„ 282.

  12. H. D. Klingemann/F. U. Pappi (Anm. 9), S. 50.

  13. Institut für Marxistische Studien und Forschungen, Jugendliche in der DKP, Frankfurt/M. 1982, S. 17.

  14. Infratest (Anm. 6), S. 53. Für 1980 ergab sich, daß nicht allein die Bereitschaft zu illegalem Vorgehen, sondern auch dessen bisherige Praktizierung bei 16— 35jährigen steil mit dem Bildungsgrad ansteigt: von 3— 5% bei Nichtabiturienten auf 12% bei Abiturienten/Hochschulabsolventen und auf 18% bei Studierenden. Vgl. G. Schmidtchen (Anm. 3),

  15. S. 304ff.; K. -J. Does, Abschied vom Protest oder Ruhe vor dem Sturm?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 12/1977, S. 25 ff., hier S. 31, 41; E. Muller/Th. O. Jukam (Anm. 3), S. 1580.

  16. Institut für Demoskopie Allensbach (Anm. 8), S. 48.

  17. Infratest (Anm. 6), S. 56; Institut für Marxist Studien (Anm. 15), S. 20; K. R. Allerbeck, Soziologie radikaler Studentenbewegungen, München-Wien 1973, S. 153f.

  18. Institut für Demoskopie Allensbach (Anm. 8), S. 56f„ 51.

  19. Institut für Marxist. Studien (Anm. 15), S. 57, 60. 22) F. Vilmar/W. Rudzio (Anm. 2), S. 14ff.; O. K. Flechtheim/W. Rudzio/F. Vilmar/M. Wilke, Der Marsch der DKP durch die Institutionen, Frankfurt/M. 1980, S. 87ff„ 109ff.

  20. St. Hansen/H. -J. Veen (Anm. 16).

  21. H. Fogt, Politische Generationen, Wiesbaden 1982, S. 165 f.

  22. F. U. Pappi, Wahlverhalten und politische Kultur, Meisenheim 1970, S. 50.

  23. R. Inglehart, Post-Materialism in an Environment of Insecurity, in: American Political Science Review 1981, S. 880ff., hier S. 888, 891; Infratest (Anm. 6), S. 79.

  24. K. Kuhn, Grüne und Alternative Listen: Protest-parteien der Jugend?, in: K. Wasmund (Hrsg.), Jugendliche — Neue Bewußtseinsformen und politische Verhaltensweisen, Stuttgart 1982, S. 81 ff., hier S. 81; R. Schmidt, Zur alternativen Kultur, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 11/1983, S. 41 ff., hier S. 41.

  25. H. -E. Bahr, Du hast keine Chance, aber nutze sie, in: Ders. (Hrsg.), Wissen, wofür man lebt, München 1982, S. 206ff., hier S. 208.

  26. SINUS-Institut, Die verunsicherte Generation, Opladen 1983, S. 147; Infratest (Anm. 6), S. 53.

  27. Infratest (Anm. 6), S. 56ff., 65f. Bemerkenswert ist zudem, daß sich auch 1984 — zumindest aufgrund ihrer Wahlpräferenzen — bei den Arbeitslosen keine beachtlichen Systemabwendungen ausmachen lassen. Siehe U. Feist/D. Fröhlich/H. Krieger, Die politischen Einstellungen von Arbeitslosen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 45/84, S. 3 ff.

  28. H. D. Klingemann/F. U. Pappi (Anm. 9), S. 48; Institut für Marxist. Studien (Anm. 15), S. 11; Infratest (Anm. 6), S. 56f.; Chr. Krause u. a., Zwischen Revolution und Resignation, Bonn 1980, S. 114.

  29. SINUS-Institut (Anm. 31), S. 60.

  30. Ebd., S. 96. Von hier aus erscheint es sinnvoll, entsprechend zahlreichen Untersuchungen unter . Jugendliche" Altersgruppen bis zum 30. oder 35. Lebensjahr zu fassen; es geht also um ein soziales Alter, nicht um das biologische.

  31. U. Matz, über gesellschaftliche und politische Bedingungen des deutschen Terrorismus, in: Ders. /G. Schmidtchen, Gewalt und Legitimität, Opladen 1983, S. 15 ff., hier S. 31.

  32. Institut für Demoskopie Allensbach (Anm. 8), S. 48f.

  33. M. Kaase, in: M. Wissmann/R. Hauck (Hrsg.), Jugendprotest im demokratischen Staat, o. O. 1982, S. 279.

  34. R. Eckert, Jugendprotest in der Parteiendemokratie, in: Der Bürger im Staat 1982, S. 250ff., hier S. 2501.

  35. U. Matz (Anm. 36), S. 31.

  36. Institut für Demoskopie Allensbach (Anm. 8), S. 53f.

  37. Hierzu ausführlicher W. Rudzio, Das politische System der Bundesrepublik Deutschland, Opladen 1983, S. 401 ff.

  38. Infratest (Anm. 6), S. 87 ff.

  39. G. Schmidtchen (Anm. 3), S. 277f.; Infratest (Anm. 6), S. 89, 102.

  40. M. Wissmann/R. Hauck (Anm. 35), S. 86f.; R. Eckert (Anm. 39), S. 253.

  41. So K. Wasmund, Das Verhältnis der Jugend zu Staat und Gesellschaft, in: Ders. (Hrsg.), Jugendliche — Neue Bewußtseinsformen und politische Verhaltensweisen, Stuttgart u. a. 1982, S. 53 ff., hier S. 66f. Die zynische Sicht, Politikern und Parteien primär egoistische Motive zu unterstellen, kann sich mit (wohl besonders stabiler) Demokratiebejahung durchaus verbinden: Tatsächlich teilen diese Sicht mehr als 60% der Bürger der Bundesrepublik, von denen wiederum über 60% Zufriedenheit mit der Demokratie bekunden. M. Küchler, Staats-, Parteien-oder Politikverdrossenheit?, in: J. Raschke (Hrsg.), Bürger und Parteien, Opladen 1982, S. 39ff., hier S. 52f.

  42. Ausführlicher zur Kritik eines idealistisch-normativen Politik-und Demokratieverständnisses W. Rudzio, Gefährdungen der Freiheit — Karl Jaspers als politischer Schriftsteller, in: R. Lengert (Hrsg.), Philosophie der Freiheit, Oldenburg 1983, S. 63 ff., hier S. 71 ff.

  43. K Wasmund (Anm. 46), S. 69.

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Wolfgang Rudzio, Dr. phil., geb. 1935; seit 1972 Professor für Politikwissenschaft, zunächst an der Universität Frankfurt, dann an der Universität Oldenburg. Veröffentlichungen u. a.: Die Neuordnung des Kommunalwesens in der Britischen Zone, Stuttgart 1968; Die organisierte Demokratie, Stuttgart 19822; (gemeinsam mit O. Flechtheim/F. Vilmar/M. Wilke) Der Marsch der DKP durch die Institutionen, Frankfurt 1980; Das politische System der Bundesrepublik Deutschland, Opladen 1983.