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Das deutsche Element in der Arbeiterbewegung de*r USA Zur Sozialgeschichte der Vereinigten Staaten | APuZ 9/1982 | bpb.de

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APuZ 9/1982 Artikel 1 Industriekultur in Deutschland Das Beispiel der Region Nürnberg Rußland und die staatliche Einheit Deutschlands im 19. und 20. Jahrhundert Das deutsche Element in der Arbeiterbewegung de*r USA Zur Sozialgeschichte der Vereinigten Staaten Gebaute Umwelt und soziales Verhalten Die Bedeutung der gebauten Umwelt für das Zusammenleben der Menschen Wohnungsbau und Wohnungsbaupolitik in der Bundesrepublik Deutschland Haben wir wieder eine Wohnungsnot? Die Situation am Wohnungsmarkt

Das deutsche Element in der Arbeiterbewegung de*r USA Zur Sozialgeschichte der Vereinigten Staaten

Horst Ueberhorst

/ 46 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die Anfänge einer organisierten Arbeiterbewegung in den USA gehen auf deutsche „Achtundvierziger" zurück. Wilhelm Weitling gründete 1850, unterstützt von Hermann Kriege, den „Bund der Arbeiter" und berief den ersten deutschen Arbeiterkongreß nach Philadelphia ein. Beide, Weitling und Kriege, hatten sich bereits vor ihrer Ankunft in den USA mit Karl Marx überworfen, der ihre sozialutopischen Ideen abgelehnt hatte. Verfechter marxistischer Ideen wurde Joseph Weidemeyer, der die sozialen Probleme wie seine Freunde Marx und Engels rational durchdringen und bei den Arbeitern ein Klassenbewußtsein wekken wollte. Nach dem Bürgerkrieg (1861— 1865) setzte Friedrich Adolph Sorge die marxistisch-kommunistische Agitation fort, stieß hierbei aber auf den entschlossenen Widerstand des Publizisten Karl Heinzen, der eine begriffliche und sozialpolitische Abgrenzung zwischen Sozialismus und Kommunismus vornahm. Sein Werk wurde von Carl Hermann Boppe fortgesetzt Als sich in den siebziger und achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts die sozialen Spannungen in den USA explosionsartig entluden — 1877 der große Aufstand der Arbeiter, 1886 das Chicagoer Bombenattentat —, schlossen sich die nordamerikanischen Arbeiter in vier großen Organisationen zusammen: Knights of Labor, Central Labor Union, Social Labor Party und United Labor Party. Jedoch konnte keine der vier Organisationen größeren Einfluß auf die amerikanische Innenpolitik gewinnen. Dies gelang erst mit der Gründung der Social Democratic Party of America durch den Gewerkschaftsführer Eugen Debs und den Sozialdemokraten Victor Berger. Die neue Partei orientierte sich ideologisch an der deutschen Sozialdemokratie. Dank der engen Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften konnte sie 1910 in Milwaukee einen großen Wahlsieg erringen und — getragen von zahlreichen Deutschamerikanern — fünf Jahrzehnte die Geschicke der Stadt bestimmen, obwohl sie in den Kriegs-und ersten Nachkriegsjahren schweren Richtungskämpfen, Spaltungstendenzen und kommunistischen Unterwanderungsversuchen ausgesetzt war. Darüber zerbrach auch das Bündnis mit den Gewerkschaften, die ab 1933 die New-Deal-Politik der Roosevelt-Administration unterstützten. Ihr Wegbereiter war der deutsch-amerikanische Gouverneur des Staates New York, Robert Wagner. Trotz dem New Deal kam es allerdings zu einem Bruch in der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung, die sich in die Industriegewerkschaft (CIO) und die Gewerkschaft der organisierten Handwerker (AFL) aufspaltete. Erst unter Walter Reuther, dem langjährigen Vorsitzenden der Automobilarbeiter-Gewerkschaft, konnte dieser Gegensatz überwunden werden. Dabei hat er sich, unterstützt von seinen Brüdern Victor und Roy, historische Verdienste erworben, indem er die amerikanischen Gewerkschaften dem kommunistischen Einfluß entzog, zukunftsweisende Tarifverträge durchsetzte, für eine amerikanische Hilfe beim Wiederaufbau Europas plädierte und eine enge vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der deutschen Gewerkschaftsbewegung und Sozialdemokratie begründete.

In memoriam Hermann Bremer )

Die Vereinigten Staaten von Nordamerika erlebten bereits in den dreißiger Jahren des 19. Jhs. einen stürmischen wirtschaftlichen Wachstumsprozeß, der das bis dahin weitgehend aristokratisch geprägte Herrschaftssystem grundlegend veränderte. Die von Präsident Jackson eingeleitete radikale Demokratisierung in Verbindung mit einer Sozialphilosophie der Auslese und des Durchsetzungsrechts der Lebenstüchtigen förderte die Herausbildung großkapitalistischer Wirtschaftsformen und ein hemmungsloses Konkurrenz-denken und führte zu einer sozialen Polarisierung in Wirtschaftsmagnaten und lohnabhängige Masse. Eine starke Fluktuation innerhalb der Bevölkerung verhinderte allerdings ebenso wie der Glaube an die Möglichkeit des Aufstiegs als Lohn fleißiger Arbeit in einer freien Gesellschaft die Bildung eines klassenbewußten Proletariats. Gleichwohl kam es schon früh zu genossenschaftlichen Vereinigungen unter den Handwerkern und Arbeitern. Obwohl also die Anfänge einer organi-'sierten Arbeiterbewegung in den USA in die Zeit vor 1848 zurückreichen, waren es doch im wesentlichen „Achtundvierziger", die den neuen sozialpolitischen Bestrebungen Stoßkraft und Richtung gaben. Zu den Wegbereitern dieser Bewegung gehörten Wilhelm Weitling und Hermann Kriege.

Das Wirken Weitlings, Weydemeyers und Sorges Weitling war 1846 auf Veranlassung Krieges in die Vereinigten Staaten gekommen. Kriege, ein ehemaliger Junghegelianer und Schüler Feuerbachs, hatte 1845 in New York eine „Sozialreformassoziation" gegründet und das erste deutsche Arbeiterblatt, den „Volkstribun", herausgegeben. Beide, Weitling und Kriege, überwarfen sich mit Karl Marx und Friedrich Engels, als im Mai 1846 die namhaftesten Vertreter des deutschen Kommunismus in Brüssel zusammenkamen. Die „phantastische Gefühls-Schwärmerei", so Marx, die Kriege unter dem Namen „Kommunismus" in New York betreibe, wurde von ihm und seinen Gesinnungsgenossen entschieden abgelehnt Weitling, der bald nach seiner Ankunft in New York einen „geheimen" sozialreformistischen „Befreiungsbund" gründete und seine Ideen weit im Lande propagierte, reiste bei Ausbruch der Revolution von 1848 über Frankreich nach Deutschland zurück, wo er an verschiedenen Arbeiter-kongressen teilnahm

Sozialrevolutionäre Ziele, die in der Forderung nach einer sozialen Republik gipfelten, waren während der Revolution besonders in Baden verfolgt worden, wo u. a. die Aufhebung aller Grundlasten, die Errichtung einer Nationalbank zum Schutze des Gewerbes, des Handels und des Ackerbaus gegen die Übergriffe des Kapitals, die Einführung einer progressiven Einkommenssteuer und die Schaffung eines großen Pensionsfonds für arbeitsunfähig gewordene Bürger zum Programm erhoben wurden. Nicht nur der Wahlspruch: Freiheit, Wohlstand und Bildung für alle, in dem sich der liberale und soziale Charakter der Revolution von 1848 manifestierte, wurde von deutschen Emigranten in die „Neue Welt" getragen, auch an wesentlichen Teilen des Sozial-programms wurde in den USA festgehalten.

Als Weitling nach dem Scheitern der Revolution in die Vereinigten Staaten zurückkehrte, gab er hier 1850 das monatlich erscheinende Blatt „Republik der Arbeiter" heraus. Darin forderte er nachdrücklich die Schaffung einer „Gewerbetauschbank", von der alle anderen sozialen-Maßnahmen — Schaffung von Arbeiterpapiergeld, kooperative Assoziationen, Gewerbeordnungen und selbst die Gründung von Arbeiterkolonien — abhängig gemacht werden sollten. Mit der Einrichtung einer Gewerbetauschbank sollte die Befreiung der Arbeiter beginnen Weitling wollte mit dieser Bank jeden Zwischenhandel ausschalten und den Gewinn, den sonst Kaufleute, Spekulan-’) Hermann Bremer war Sozialreferent an der Deutschen Botschaft in Washington und hatte enge Kontakte zu den amerikanischen Gewerkschaften. Mit den Gebrüdern Reuther war er befreundet. Bei der Vorbereitung eines Besuchs des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt in den USA kam er bei einem Flugzeugabsturz 1971 ums Leben. ten, Handelsagenten u. a. aus der Arbeit ande-'rer zogen, den Arbeitern unmittelbar zugute kommen lassen. Ohne den Begriff „Mehrwert" zu gebrauchen, von dessen Wesen und Entstehung er auch nichts wußte, wollte er mit der Gewerbetauschbank verhindern, daß der „Mehrwert" Nichtarbeitern in die Hände fiel. Des weiteren sollte die Gewerbetauschbank Gediegenheit und Sauberkeit handwerklicher Arbeit sichern, denn die Handwerker (Tischler, Schneider, Schuhmacher, Drechsler) sollten Material und Arbeitsgegenstand bestimmen und eine Kommission den Wert der Produkte festlegen. Die Gewerbekommission hatte also die wichtige Aufgabe, die Bedingungen des Warenaustauschs für die künftige soziale Republik der Arbeiter zu prüfen und die Höhe des Arbeitspapiergeldes, das die Gewerbetauschbank zu vermitteln hatte, festzulegen. Politisch stellte Weitling die Forderung, daß den Gewerbekommissionen die Durchführung der öffentlichen Aufträge übertragen werden sollten.

Noch im Herbst 1850 berief Weitling den ersten deutschen Arbeiterkongreß nach Philadelphia ein. Der Kongreß bekannte sich zu den von ihm propagierten Grundsätzen; doch obwohl auch am 1. Mai 1852 offiziell der „Arbeiterbund" gegründet wurde, fanden Weitlings autoritäre, antidemokratische Führungsprinzipien und seine messianisch verbrämten christlich-sozialen Anschauungen immer weniger Verständnis bei den deutschen Arbeitern in den USA.

Der Niedergang der Weitlingschen Bewegung wurde aber auch mitverursacht durch die erfolgreiche Agitation Josef Weydemeyers, eines Freundes von Marx und Engels, der mit dem deutschen Flüchtlingsstrom 1851 nach New York gekommen war. Jeglicher utopischen Schwärmerei abhold, stets bemüht, die sozialen Probleme rational zu durchdringen und deren Lösungen als zwingende Schlußfolgerungen aus den der gesellschaftlichen Realität entnommenen Denkansätzen zu ziehen, bildet er gleichsam den geistigen Gegenpol zu Weitling. Er nahm wesentlichen Anteil an der Entwicklung der amerikanischen Arbeiterbewegung. In der Einleitung zu seiner Biographie über Weydemeyer schreibt Karl Ober-mann: „Eine Geschichte der amerikanischen Arbeiterbewegung ist überhaupt -nicht denk bar ohne den Namen Weydemeyer" Seine entscheidende geistige Leistung bestand dar-in, daß er die amerikanischen Arbeiter — zunichst die deutschamerikanischen, später auch die englischsprechenden — vertraut machte mit Methode und Theorie des historischen Materialismus. Wunsch und Ziel Weydemeyers war es, durch Vermittlung dieses Wissens in der Arbeiterschaft ein starkes Solidaritäts-und Klassenbewußtsein zu wecken und sie von der Notwendigkeit zu überzeugen, zur Erreichung ihrer Ziele eine politische Partei, das heißt eine Arbeiterpartei, zu bilden. 1 Fünfzehn Jahre lang schuftete Weydemeyer, schrieb, redete, organisierte und kämpfte, um aus den amerikanischen Arbeitermassen eine Partei zu machen. Die Widerstände, die er zu brechen versuchte, kamen nicht nur von den kapitalistischen Klassenfeinden, sondern oft auch aus den eigenen Reihen, das heißt von den eingewanderten deutschen Revolutionären, die andere Wege gehen wollten, ja sogar von der arbeitenden Bevölkerung selbst.

Als Weydemeyer am 20. August 1866 in St. Louis an der Cholera starb, war sein Ziel, der Aufbau einer politischen Arbeiterpartei, nicht erreicht. Dennoch waren durch Weydemeyer Veränderungen in Gang gebracht worden, die aus den dumpfen Arbeitermassen organisierte Gruppen und Gewerkschaften entstehen ließen, Klassenorganisationen, welche eine Reihe von Rechten für die Arbeiter durchzusetzen vermochten. Einen Tag nach seinem Tod fand in Baltimore der 1. Nationale Arbeiterkongreß statt, auf dem sich die Arbeiter zur National Labor Union zusammenschlossen. Entschiedenster Verfechter eines marxistisch-kommunistischen Kurses wurde nach dem Bürgerkrieg (1861— 1865) Friedrich Adolph Sorge, wie Weydemeyer ein enger Vertrauter von Marx und Engels, mit denen er jahrzehntelang eine rege Korrespondenz führte. In einem bissigen Bericht wird er, der Vorsitzende des New Yorker Kommunistenclubs und spätere Sekretär der Internationalen Arbeiter-Assoziation, „amerikanischer Adjutant des großen Carl und Quintessenz des preußischen Gendarmen" genannt Mit den von ihm propagierten Klassenkampfparolen und politischen Strategien setzten sich, wie noch zu zeigen sein wird, Karl Heinzen und Carl Hermann Boppe eingehend auseinander.

Sozialismus und Kommunismus — Heinzens Die Position Karl

Die Bestimmung sozialistischer und kommunistischer Positionen und die Auseinandersetzung darüber nahmen nach dem amerikanischen Bürgerkrieg an Deutlichkeit und Schärfe zu. Die Begriffe Sozialismus und Kom-5 munismus waren in Deutschland bis zur Revolution von 1848 noch gemeinsam und synonym gebraucht worden, ließen aber am Vorabend und während der Revolution schon deutliche Unterschiede erkennen. So betonten die Sozialisten stärker die geistige Seite des Kampfes — Wohlstand und Bildung sahen sie als Einheit — und die Notwendigkeit einer organischen Umgestaltung der Gesellschaft „Revolution" war für sie primär Evolution, Wandel auf der Grundlage demokratischer Prinzipien, Verteilung der Komsumgüter nach erbrachter Leistung, während die Kommunisten auf vom Proletariat getragene, revolutionäre Aktionen mit dem Ziel der Abschaffung des Privateigentums drängten. Marx und Engels hatten nach der Revolution, aufbauend auf den daraus gewonnenen Erfahrungen, ihre Thesen schärfer formuliert und sich um eine wissenschaftliche Erforschung der ökonomischen Lage der Arbeiter bemüht. Dabei bekämpften sie die von ihren Zielen abweichenden Vorstellungen des „Handwerkerkommunismus" und des „philosophischen Kommunismus". In den Jahrzehnten nach dem amerikanischen Bürgerkrieg wuchs zwar, dank der Agitation von F. A. Sorge, ihr Einfluß auf die Arbeiterschaft in den USA, wurde aber nie zu einem bestimmenden Faktor in der sozialpolitischen Auseinandersetzung. Keiner hat so klar wie der Publizist Karl Heinzen, engagierter Kämpfer für die Negerbefreiung und Gründer des „sozialdemokratischen" Bundes der Radikalen, damals die grundlegenden Unterschiede zwischen Sozialismus und Kommunismus herausgestellt und vor einer Verwischung der Grenzen gewarnt. Hier in der geboten erscheinenden Ausführlichkeit die entscheidenden Sätze: „Der Kommunismus will jedem das persönliche Eigentum nehmen, weil er es für die Quelle aller Übel ansieht; der Sozialismus will jedem persönliches Eigentum verschaffen, weil er es als die Bedingung aller Wohlfahrt erkennt. Der Kommunismus macht die Allgemeinheit zum Zweck und opfert ihr die freie Existenz; dem Sozialismus ist die freie Einzelexistenz und die Allgemeinheit Mittelpunkt. Der Kommunismus lähmt durch Unterdrückung des individuellen Strebens den Haupthebel und Sporn der Entwicklung; der Sozialismus läßt die Entwicklung aus dem geregelten Wettkampf der individuellen Kräfte hervorgehen. Der Kommunismus bekämpft die .freie Konkurrenz’, weil er mit dem Zweck derselben, dem Eigentumserwerb, aller Konkurrenz ein Ende machen will; der Sozialismus sucht die Hindernisse der freien Konkurrenz, dieses Haupttriebrades allen Fortschritts, zu entfernen, indem er sie allen möglich machen will durch Hilfe für die Schwachen und Beschränkung der Stärkeren. Der Kommunismus hat anti-demokratisch die ganze gesellschaftliche Maschinerie von oben herab zu dirigieren; der Sozialismus läßt das gesellschaftliche Leben demokratisch von unten herauf gestalten. Schon die Erkenntnis dieser wesentlichen Unterschiede schließt jede Verwechslung aus, läßt eine feste Partei-grenze ziehen und tut den Widersinn der von Kommunisten angestellten Behauptung dar, daß , der Kommunismus die Konsequenz des Sozialismus', dieser also die Einleitung zu jenem sei."

Die vier Arbeiterorganisationen nach dem Bürgerkrieg

Der Sozialwissenschaftler Richard Ely, der an deutschen Universitäten studiert und promoviert hatte und dem wir einen ersten Abriß der Geschichte der amerikanischen Arbeiterbewegung verdanken, nennt für die Zeit nach dem Bürgerkrieg vier Arbeiterorganisationen:

1. Die Arbeiterritter (Knights of Labor)

2. Die Zentrale Arbeiter-Union (Central Labor Union)

3. Die Sozialistische Arbeiterpartei (Social Labor Party)

4. Die Vereinigte Arbeiterpartei (United Labor Party).

Die erste Organisation (Knights of Labor) wurde, entsprechend so vieler in den USA existierender „geheimer" Verbindungen, 1869 als „Geheimorden" in Philadelphia gegründet, trat seit 1878 öffentlich hervor und wurde zum Mittelpunkt der zerstreuten Arbeiterorganisationen verschiedener Städte. Unter den in 22 Programmpunkten festgelegten Grundsätzen verdient besonders Punkt 19 Erwähnung, in dem gefordert wird: „Die Errichtung produktionsgenossenschaftlicher Einrichtungen, die die Tendenz haben, das gegenwärtige Lohnsystem zu ersetzen durch ein industrielles genossenschaftliches System." Die „Knights of Labor" waren die erste spontane Manifestation des erwachenden Klassenbewußtseins in den USA, allerdings nicht einheitlich in ihrer Organisation, da sie Sozialisten und Nichtsozialisten umfaßten. An der Unentschlossenheit ihrer Führer lag es, daß sie nie größere sozialpolitische Bedeutung erlangten. * Die zweite Organisation war die „Central Labor Union", die sich aus einer größeren Anzahl entschieden sozialistischer und zum politischen Handeln entschlossener Körperschaften rekrutierte. Ihr Ziel war die Bildung einer eigenen politischen Partei, wie dem Programm der Kansas City Labor Union zu entnehmen ist. „Wir, die Unterzeichneten, in der Überzeugung, daß keine der alten Parteien durch die Gesetzgebung den Interessen des Volkes im weitesten Sinne gerecht geworden ist; daß jede von ihnen das Vertrauen getäuscht hat, das die Massen in sie setzten; daß ihre Maßregeln bloß dahin gingen, Bettler und Millionäre zu schaffen, verpflichten uns, alle Verbindungen mit allen alten Parteien zu lösen und schreiben uns in folgendes Mitgliederverzeichnis ein in der Absicht, eine Partei der industriellen Massen zu bilden." Von dieser Organisation, in der die deutschen Arbeiter stark vertreten waren, wurden die Ziele der . Arbeiterritter", die zumeist Amerikaner waren, übernommen.

Als dritte Organisation muß die Sozialistische Arbeiterpartei (Social Labor Party) genannt werden, die von eingewanderten Deutschen gegründet wurde und die sich besonders aufgrund der Agitation F. A. Sorges über die USA verbreitete. Diese Bewegung unterschied sich in einigen Zielvorstellungen wesentlich von den anderen Organisationen. Erstens ging es ihr darum, die Lage der Arbeiter in den USA genau zu analysieren, um die Arbeiterfrage in ihrer ganzen Komplexität zu erfassen. Zweitens bestand für sie die Gesellschaft nur aus zwei Klassen: Arbeitern und Kapitalisten. Drittens verlangte sie konsequent die Verstaatlichung der Produktionsmittel und eine nationale Organisation der Produktion. Viertens erklärte sie, daß sie zur Erringung ihrer Ziele die politische Macht in den USA anstrebe. Fünftens bekundete sie ihre Solidarität mit den Arbeiterparteien Europas.

Diese Partei konnte sich nicht zu einer Massenpartei entwickeln, da sie das Mißtrauen des durchschnittlichen amerikanischen Bürgers gegenüber dem Sozialismus nur noch verstärkte. Dazu trug auch die doktrinäre Haltung einiger deutscher Sozialisten — vor allem Sorges selbst — bei, die den Amerikanern deutsche Eigentümlichkeiten aufdrängen wollten .

Die vierte Organisation, die „Vereinigte Arbeiterpartei" (United Labor Party), erwuchs aus der sozialistischen Arbeiterorganisation und kam 1886, nachdem Streiks und Massenentlassungen das soziale Klima verschärft hatten, unter Henry Georges zu überraschenden Wahlerfolgen, bei denen sich erstmals das Klassenbewußtsein der Arbeiter politisch artikulierte. Die Erklärung der neuen Partei, „daß die endgültige Emanzipation der Arbeit nur erreicht werden kann durch Beseitigung des Privatbesitzes der Produktionskräfte der Natur” war eine Kampfansage an Demokraten und Republikaner im Kongreß und zielte auf die Beseitigung des bestehenden Lohnsystems.

Die soziale Lage zwischen 1870 und 1890

In ihrem Bericht „Die Lage der Arbeiterklasse in Amerika" zeichnen Edward und Eleonore Arding, die sich längere Zeit in den Vereinigten Staaten aufgehalten haben, ein erschrekkendes Bild der Lebens-und Arbeitsbedingungen in den USA im Jahre 1886. Sie stellen fest, daß die Werktätigen kaum genug haben, um ihr Leben zu fristen, daß die Arbeitszeit länger und die Sterblichkeit unter den Arbeitern größer ist als in England. Hinzu käme die Rechtlosigkeit der Arbeiter, die augenblicklich entlassen werden könnten. Es bestünden „Schwarze Listen" über die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter. Die Verweigerung eines guten Entlassungszeugnisses biete ein weiteres Druckmittel, den Arbeiter gefügig zu machen. Die Arbeitsintensität sei weit größer als in England oder Deutschland. „Das Eilen und Drängen, das in den letzten Jahren in den amerikanischen Fabriken eingeführt worden ist, das Anpeitschen und Schinden übersteigt das Menschenmögliche." Zu den elenden Arbeitsbedingungen kämen die elenden Lebensbedingungen. Die Wohnungszustände in den Städten seien unerträglich.

über das Wohnungselend in New York erfahren wir aus einem Bericht des Inspektors Wright, den dieser im Auftrag des Statistischen Arbeitsbüros von Massachusetts angefertigt hatte: „Ich sah Familien von sechs und acht Mitgliedern in den herkömmlichen Vorderzimmern mit Hinterraum wohnen: Die Hitze in diesen Räumen ist entsetzlich, und der Geruch von Kloakengasen, so ekelerregend er auch ist, dünkt einem erfrischend, verglichen mit den erstickenden Dünsten, die jeden Winkel und jede Ecke dieser verwahrlosten Tenements erfüllen. Die Leute kochen, essen, schlafen in denselben Räumen, Männer, Weiber und Kinder durcheinander, Abfälle jeder Art machen den Fußboden feucht und schlüpfrig, und die schwächlichen, halbnackten Kinder kriechen oder rutschen darauf herum ..."

Ähnlich katastrophal waren die Wohnbedingungen in Boston, Chicago, Pittsburgh und anderen Städten. Niedrige Löhne bzw. Lohnkürzungen, die in Krisenzeiten vorgenommen wurden, lange Arbeitstage — in der Regel zehn bis zwölf Stunden! —, Frauen-und Kinderarbeit, um Lohnkosten einzusparen und „ruhige“ Arbeiter im Betrieb zu haben, dazu stärkere Belastung durch häufige Nachtarbeit vervollständigen das düstere Bild der sozialen Lage in den USA zwischen 1870 und 1890. Johann Philipp Becker, Freiheitskämpfer der Revolution von 1848 und in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts einer der Führer der I. Internationale, überzeugter Marxist, berichtet in seinem Brief, betitelt „Aus Amerika" im September 1871 von zahlreichen Arbeiter-aufständen: „Eine ziemliche Anzahl dieser Streiks hatten infolge der den Geldprotzen von ihrem bösen Gewissen eingegebenen unvernünftigen und brutalen Maßregeln einen sehr ernsten Charakter und versetzten die Bourgeoisie des Landes in panischen Schrekken. So der Aufstand der pennsylvanischen Bergleute, etwa 30 000 Mann, der Baumwollarbeiter in Fall River in Massachusetts, der farbigen Arbeiter in Washington, der Minenarbeiter in Omador County, Californien. — Letztere führten, ohne Ahnung davon zu haben, den Beschluß des Internationalen Arbeiterkongresses in Brüssel gleich praktisch aus, bemächtigten sich der Minen und setzten die Herren Arbeitgeber samt ihren Werkzeugen, Aufsehern und dergleichen, prompt an die Luft. Nur durch Vermittlung des Staatsgouverneurs, unterstützt durch Waffengewalt, konnten sie zur momentanen Annahme eines Vergleichs, nicht aber zur Aufgabe ihrer Forderungen gebracht werden."

Becker hat den Aufstand der pennsylvanischen Kohlenminer durch einen Aufruf unterstützt und scharfe Anklagen gegen die brutale und menschenunwürdige Behandlung der Arbeiterfamilien gerichtet. Er ruft die Bergleute auf, sich mit den Bauern zu solidarisieren in einem Klassenkampf, der sie beide in den Besitz der Arbeitsmittel, das heißt in den Besitz von Grund und Boden, Fabriken und Maschinen bringen soll. Nur dadurch könne der Konkurrenzkapitalismus überwunden werden.

Aber so sehr auch Männer wie Becker und Sorge sith um ein zielbewußtes und geschlossenes Handeln der wirtschaftlich Unterdrückten bemühten, die Heterogenität der amerikanischen Arbeiterschaft mit ihren zahlreichen billigen Arbeitskräften, einer „industriellen Reservearmee", ließ ein ausgeprägtes Klassenbewußtsein nicht aufkommen.

Die nach dem Bürgerkrieg einsetzende Periode einer alle bisher bekannten Ausmaße bei weitem überschreitenden Industrialisierung, in der Spekulantentum, Macht-und Kapital-konzentration in den Händen weniger sowie Verarmung und Korruption erschreckende Formen annahmen, wird als das „vergoldete Zeitalter“ (gilded age) bezeichnet.

Der amerikanische Sozialhistoriker Richard Hofstadter gibt Wesenszüge dieser Periode in, der Geschichte der USA wo die Politik von den Interessen der Unternehmer bestimmt wurde, sehr anschaulich wieder: „Zum größten Teil waren sie Emporkömmlinge und benahmen sich mit geziemender Vulgarität, aber sie waren auch Männer von heldenhaftem Wagemut und großartigen ausbeuterischen Talenten — verschlagen, energisch, angriffslustig, gierig, herrisch, unersättlich ... In Geschäft und Politik taten die Industriekapitäne ihre Arbeit dreist, freundlich und zynisch. Abeiter ausbeutend und Farmer schröpfend, Kongreßabgeordnete schmierend, Gesetzgeber kaufend, Konkurrenten ausspionierend, bewaffnete Wachmannschaften mietend, Besitztümer in die Luft sprengend, Drohungen und Intrige und Gewalt brauchend, machten sie ein Geschäft aus den Idealen der schlichten Honoratioren, die sich eingebildet hatten, die Entwicklung der Nation könne mit Würde und Zurückhaltung unter dem Regime des laissez-faire vor sich gehen ... Wenn sie Kongreßabgeordnete ohne Entschuldigung, auch nur vor sich selbst, kaufen konnten, so war es weil sie für einen wohltätigen Zweck von gewaltigem Ausmaß wirkten — oder doch der Meinung waren. Da die bleibende Bedeutung ihrer Taten so groß sein würde, brauchten sie sich aus ihren täglichen Bübereien kein Gewissen zu machen."

Sozialpolitisch sind die siebziger und achtziger Jahre durch zwei Ereignisse charakterisiert, die das sozialökonomische Gefüge det USA schwer erschüttern: zum einen De große Aufstand von 1877“ — „The Grea Upheaval" —, zum andern der Kampf um den Achtstundentag, von dem die Hinrichtung mehrerer Arbeiterführer nach dem Chicagoei Bombenattentat im Jahre 1886 nicht zu tren! nen ist.

Der große Aufstand wurde durch eine Wirtschaftskrise 1873 eingeleitet, in deren Folge über 5 100 Firmen in Konkurs gingen. Die Krise hielt in den nächsten Jahren an und führte zu Lohnkürzungen und einem Anschwellen der Arbeitslosen bis zu einer Million. Es kam zu zahlreichen Streiks, die sich zu einer nationalen Streikbewegung auswuchsen, als bei den Arbeitern der Eisenbahnfirmen die Arbeitsbedingungen verschärft wurden. Während des Massenstreiks gab es blutige Auseinandersetzungen mit der bewaffneten Staatsmacht. Präsident Hayes ließ den Streik, bei dem es primär um höhere Löhne und bessere soziale Leistungen ging, von Soldaten niederwerfen.

Die Forderungen nach einem Achtstundentag, von der die nächste Krise bestimmt wurde, führten 1884 zu einer umfassenden sozialrevolutionären Kampagne, die von einer öffentlichen Diskussion über die sogenannte Arbeiterfrage begleitet wurde. Als um den 1. Mai 1886 in Chicago die Streikkämpfe ihren Höhepunkt erreichten, wurden vier Arbeiter, die Streikbrecher davon abhalten wollten, Werk-gelände zu betreten, von der Polizei erschossen. Wenige Tage später, am 4. Mai, wurde auf dem Haymarket in Chicago gegen das Blutvergießen demonstriert; dabei explodierte, als eine Polizeieinheit erschien, eine Dynamitladung, die sieben Polizisten und vier Arbeiter tötete und mehrere Personen schwer verletzte. Sofort eingeleitete Verhaftungsmaßnahmen richteten sich gegen Arbeiterführer sozialistischer, kommunistischer und anarchistischer Organisationen. Im November 1887 wurden vier Arbeiterführer hingerichtet. Die zu lebenslanger Haft Verurteilten wurden nach sechs Jahren wegen erwiesener Unschuld freigesprochen und entlassen. In den Monaten nach dem Bombenattentat kam es zu Berufs-verboten und Massenentlassungen von Arbeitern.

Peter Altgeld und Hermann C. Boppe

Der Rechtsanwalt und spätere Gouverneur von Illinois, Johann Peter Altgeld, trat für die zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilten Anarchisten ein und warf während des Prozesses dem Gericht Befangenheit vor.

Atgeld, geboren am 30. Dezember 1847 in piederselters/Hessen-

Nassau, war schon als Rind mit sein-e--n--E--l-t-e-r-n--in die USA gekommen j*nd hatte mit 16 Jahren als Freiwilliger in der nions-Armee am Bürgerkrieg teilgenommen; später hatte er Rechtswissenschaft stu-diert und sich als Anwalt der Armen in Chicago niedergelassen. Im Jahre 1884 veröffentlichte er ein Buch über die Gefängnisreform, das großes Aufsehen erregte. Einer Koalition von Demokraten und Vereinigter Arbeiterpartei verdankt er seine Wahl zum Gouverneur von Illinois (1892— 1896). In seine Amtszeit fällt das Verbot der Kinderarbeit in Illinois und ein Gesetz zur Überprüfung sanitärer Einrichtungen in den Fabriken, das er gegen den Widerstand mächtiger Fabrikherren durchsetzte. Als dann 1894 ein Streik in den Pullman-Eisenbahnwerken in Chicago ausbrach und Präsident Cleveland auf Ersuchen des Generalstaatsanwalts Richard Olney Bundes-truppen nach Chicago sandte, protestierte Gouverneur Altgeld scharf gegen die Verletzung der Rechte des Staates Illinois. Er wußte, was Cleveland unbekannt war, daß Olney zu den Gründern einer großen Unternehmervereinigung gehörte und deshalb in Chicago die Interessen des Kapitals durchsetzen wollte. Zwölf Personen fanden bei den Unruhen den Tod. Cleveland hatte den Eisenbahnunternehmern in die Hände gespielt. Für Altgeld bedeutete dies das Ende seiner politischen Laufbahn

Diese Ereignisse — insbesondere der Aufstand von 1877 und der Kampf um den Achtstundentag 1884— 1886 — entfachten in den USA eine heftige Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen sozialer Reformen auf revolutionärem oder evolutionärem Wege. Sollten nach den blutigen Maitagen diejenigen Recht behalten haben, die eine soziale Revolution herbeiführen und das Privateigentum abschaffen wollten, da alle Reformversuche nichts Grundlegendes geändert hatten? Oder waren diejenigen im Recht, die glaubten, die Mängel der Gesellschaft, besonders die Notlage der Arbeiter, seien letztlich nur zu beseitigen über die Änderung des Menschen durch verbesserte Erziehung und Einwirkung auf seinen Charakter? Inwieweit konnten die Theorien von Darwin und Spencer, die das „Lebensrecht des Tüchtigen" propagierten, noch akzeptiert werden, hatten sie doch maßgeblich zur Schaffung der Monopole und sozialer Ungerechtigkeiten beigetragen? War angesichts des wachsenden Gegensatzes von Kapital und Arbeit die Maxime Jeffersons, die Proklamierung der Grundrechte: life, liberty and the pursuit of happiness, noch zeitgemäß und realisierbar?

Die soziale Krisenlage veranlaßte Hermann C. Boppe, seit 1878 Herausgeber der Freidenker-Zeitung in Milwaukee, zu einer Auseinandersetzung mit den verschiedenen ideologi-sehen Positionen in der Arbeiterschaft. Weder Kommunismus noch Anarchismus könnten eine weitgehende Umgestaltung der Gesellschaft im Sinne sozialer Gerechtigkeit erreichen, da sie den Zwang anstelle der Freiheit, die Willkür anstelle gesetzlicher Ordnung setzen wollten. Die soziale Frage sei nur auf dem Boden eines freiheitlichen-rechtsstaatlichen Systems und auf der Grundlage humanitärer Bildungs-und Erziehungsprinzipien zu lösen. „Eine sozialdemokratische Partei und eine sozialdemokratische Republik müssen wir anstreben, diese Partei darf aber keine Klassen-partei sein, nein, sie muß eine echte Volkspartei sein und die sozialdemokratische Republik muß die Menschheitsinteressen wahren wollen, die alles umfassen und auch den Arbeiter in seine vollen Menschenrechte einsetzen!''Und er schloß: w .. die erste aller . sozialen'wie politischen Fragen ist daher in der ganzen Welt die wahre Demokratie“

Die Social Democracy of America und deutschstämmige Sozialisten in Milwaukee

Einen neuen Anlauf zur Einigung unternahm die sozialistische Arbeiterbewegung in den USA am 18. Juni 1897, als in Chicago die „Social Democracy of America“ gegründet wurde. Wenige Wochen später (9. Juli) wurde im benachbarten Milwaukee, einem Zentrum der Deutsch-Amerikaner, eine Zweigstelle der Partei errichtet. Damit begann jene mühsame, aber schließlich doch erfolgreiche Aufbauarbeit, die 1910 zum großen sozialdemokratischen Wahlsieg in dieser Stadt führen sollte. Der Boden für eine wirkungsvolle Verbreitung demokratisch-sozialistischer Ideen war in den achtziger und neunziger Jahren in den USA durch zahlreiche Publikationen vorbereitet worden. Dazu gehörten Laurence Gronlunds „The Cooperative Commonwealth" (1884) und Edward Bellamys Roman „Looking Backward" (1887), der von Clara Zetkin ins Deutsche übersetzt wurde. In diesem utopisch-idealistischen Werk, dem die Basis des wissenschaftlichen Sozialismus fehlte, werden im Rückblick aus dem Jahr 2000 auf das Jahr 1887 kühne Perspektiven gezeichnet und ein Gesellschaftsmodell entworfen, in dem Ausbeutung und soziale Ungerechtigkeit beseitigt sind. Mit seiner Darstellung humaner Lebensformen in einem Zukunftsstaat weist Bellamy auf die Notwendigkeit grundlegender Veränderungen einer Gesellschaft hin, die in den achtziger Jahren durch hektische Industrialisierung, Bildung von Syndikaten und Trusts, Verelendung des ländlichen und städtischen Proletariats und blutige Auseinandersetzungen zwischen organisierten Arbeitnehmern und Unternehmern gekennzeichnet ist. Neben dem Magazin „The Coming Nation“ lieferte „Looking Backward" das beste und populärste Propagandamaterial für die Sozialdemokratische Partei Amerikas.

Die herausragenden Persönlichkeiten der neuen Partei waren Eugen Victor Debs, Sohn elsässischer Eltern, und der österreichische Jude Victor Louis Berger, Deutschlehrer an den Public Schools Milwaukees und Mitarbeiter der deutschsprachigen Zeitschrift „The Herold“. Debs, der von 1897 bis zu seinem Tode 1926 der Partei in hohen Ämtern diente, war aus der Gewerkschaftsbewegung hervorgegangen und Vorsitzender der American Rail-way Union. Er wurde 1895 wegen eines von ihm organisierten Streiks zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Während der Haftzeit in Woodstock (Illinois) besuchte ihn Victor Berger und überzeugte ihn von seinen sozialdemokratischen Ideen. Der Gewerkschaftler Debs wandte sich dem Politiker Berger zu, eine für die weitere Entwicklung der Arbeiterbewegung in den USA bedeutende Entscheidung. Vorbereitet worden war diese später so erfolgreiche „Personalunion" zwischen den Gewerkschaften und der Partei in Milwaukee — die meisten Gewerkschaftsangehörigen waren auch Parteimitglieder — von dem aus Berlin stammenden Paul Grottkau, der 1878 Deutschland des Bismarckschen Sozialistengesetzes wegen hatte verlassen müssen. Sein Nachfolger wurde Frank Weber, 1849 als Sohn deutschstämmiger Eltern in Milwaukee geboren und später einer der führenden Gewerkschafter der USA.

Als die Sozialdemokraten, wie bereits erwähnt, 1910 in Milwaukee einen Wahlsiegerrangen und mit Emil Seidel den Oberbürgermeister stellten, schien es, zumal 1916 mit Victor Berger auch ein Sozialdemokrat in den Kongreß einzog, als könne die Partei auf breiter Basis an der politischen Willensbildung im Lande teilnehmen. Bei seinem Amtsantritt fand der deutschstämmige Seidel deprimierende Zustände vor: die Stadt war hoch verschuldet, das Baugewerbe stagnierte, in den Straßen häufte sich der Müll, das Trinkwasser war verschmutzt, es fehlte an den notwendigen öffentlichen Dienstleistungen. Seidel modernisierte von Grund auf die Verwaltung mit Hilfe wissenschaftlicher Arbeitsmethoden, verbesserte die städtische Wirtschaftslage, konzipierte Programme für eine Unterstüt zung notleidender Kinder, für eine Förderung der öffentlichen Gesundheitsfürsorge, des Wohnungsbaus, der Stadtplanung, der Entwicklung des Hafens und anderes mehr. Im einzelnen erzielte er bemerkenswerte Erfolge bei der Reinigung des Trinkwassers, der Nahrungsmittelinspektion und der Milchversorgung. Ein Jahr nachdem erstmals ein Sozialdemokrat an der Spitze einer amerikanischen Großstadt berufen worden war, erreichte die Partei auch einen ersten überregionalen Durchbruch mit ihrer Politik der sozialen Reformen. In Zusammenarbeit mit den Fortschrittlichen verabschiedete sie im Senat von Wisconsin das erste Arbeitsgesetz in den USA, das vom Obersten Gericht gebilligt wurde. Es regelte Lohnfortzahlung bei Krankheit und Arbeitsunfähigkeit.

Seidel und Hoan, Mayors of Milwaukee

Seidels stärkste Stütze in der Stadtverwaltung war der Deutsch-Ire Daniel W. Hoan, oberster Rechtsbeamter (city attorney) und später auch Nachfolger im Amt des Mayors von Wilwaukee. Tatkräftige Hilfe leistete ebenfalls der Gewerkschafter Jacob Frank Friederick, der führend in der „Arbeiterbildung''tätig war. Wenn das „Bildungsprogramm''in Wisconsin zu einem integralen Bestandteil des staatlichen Arbeits-und Sozialgesetzes wurde, so ist dies vor allem Friedericks Verdienst. Die Sozialdemokratie Milwaukees verdankt diesem engagierten Deutschamerikaner ferner die Gründung des Labor Colleges, einer Abendschule für Arbeiter und Vorläufer der School for Workers der Universität von Wisconsin.

Trotz beachtlicher Erfolge wurde Seidel aber 1912 durch einen von Demokraten und Republikanern unterstützten unabhängigen Kandidaten abgelöst. Als er dann bei den Präsidentenwahlen in demselben Jahr von seiner Partei für das Amt des Vizepräsidenten nominiert wurde, erreichte er die höchste Stimmenzahl, die ein Sozialist bislang auf sich vereint hatte. Seidel gehörte auch zu den Sozialisten, die am 5 April 1917 — einen Tag nach der amerikanischen Kriegserklärung an das deutsche Kaiserreich — den Kriegseintritt als „Verbrechen unserer kapitalistischen Klasse gegen das Volk der Vereinigten Staaten und alle Nationen der Welf brandmarkten

Die Stellung im Krieg spaltete in der Folgezeit sWie in Europa — auch die Sozialisten in den SA. Bekundeten zum Beispiel deutschamerinische Sozialisten ihre Sympathie für -eutschland, so standen die polnischen Sozia-NMorris listen in Milwaukee innerlich auf Seiten der Alliierten. Als auf einem außerordentlichen Parteitag der Socialist Party of America in St. Louis eine Antikriegserklärung mehrheitlich angenommen wurde, verließen zahlreiche führende Mitglieder, vor allem namhafte Intellektuelle, die Partei. Der Sozialist Daniel Hoan, der 1916 zum Oberbürgermeister von Milwaukee gewählt worden war, suchte einen Mittel-, weg und schloß sich mit der Feststellung, er habe, auch wenn er ein Gegner des Krieges sei, die Gesetze des Landes zu respektieren, einer Organisation zur Stärkung der Verteidigungskraft der USA, der „Loyality Legion“, an.

Die durch die Kriegsereignisse verursachten Binnenkonflikte in der Partei wirkten sich noch auf einem anderen Gebiet verhängnisvoll aus. Die bewährte, auf Personalunion gegründete Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften, „the Milwaukee idea" genannt, fand ein Ende, da die amerikanische Gewerkschaftsorganisation, die „American Federation of Labor“ (AFL) die Kriegsanstrengungen unterstützte. Zu ihr gehörten auch die beiden deutschstämmigen Gewerkschaftsführer Frank Weherund Fred Brockhausen, die beide tatkräftig in den Verteidigungsausschüssen, den Defense Councils, mitarbeiteten, während Victor Berger in seiner Ablehnung des Krieges kompromißlos blieb und auch nach Kriegsende von der Richtigkeit seiner Handlungsweise überzeugt war. Im letzten Kriegsjahr wurde er als der führende Sozialist Wisconsins ins Repräsentantenhaus gewählt, doch die Parlamentsmehrheit verweigerte ihm wie vier weiteren Sozialisten den Abgeordnetensitz. Generalstaatsanwalt Charles F. Clyne scheute sich damals nicht, Berger und seine Partei-freunde mit den Bolschewisten gleichzusetzen, indem er erklärte: „Dieses Verbot läßt Amerikas Stimme sprechen. Es ist ein Verbot durch das Volk dieses Landes. Es ist ein Todesstoß für den Bolschewismus, für den sich diese fünf einsetzen und für die , Rote Fahne'."

Wie abwegig diese Verleumdungen durch die Konservativen waren, zeigte sich in den Nachkriegsjahren, als Berger einer der Hauptwort-führer in der Partei gegen die Übernahme des sowjetischen Revolutionsmodells wurde, das vor allem Neueinwanderer aus den osteuropäischen Staaten anstrebten. Hatte der Krieg alte Gegensätze in der Partei aufbrechen lassen, so führten die ersten Nachkriegsjahre (1919— 1921) die Partei in eine schwere Existenzkrise, denn auf dem Parteitag in Chicago kam es ebenso wie in zahlreichen europäi-sehen Arbeiterparteien auch in den USA zum Bruch zwischen demokratischen Sozialisten und Kommunisten. Dem Demokratieverständnis der Sozialdemokraten stellten die Kommunisten damals die Forderung nach einer straff organisierten, disziplinierten und diktatorisch geführten Partei gegenüber, die der von Moskau gelenkten III. Internationale beitreten müsse. Infolge dieser innerparteilichen Auseinandersetzung sank die Zahl der Parteimitglieder rapide auf ca. 25 000. So suchten die demokratischen Sozialisten nochmals Unterstützung bei den Gewerkschaften, ferner bei den Farmern und Progressiven, mit denen sie eine Koalition eingingen. Dadurch verloren sie aber ihre Identität als eigenständige Partei.

Erst als 1929 in New York die Sozialisten Norman Thomas für das Amt des Mayors nominierten — er erhielt nach einem brillant geführten Wahlkampf eine hohe Stimmenzahl — und als bald darauf der „schwarze Freitag" in der Wallstreet den Beginn einer schweren Wirtschaftskrise signalisierte, stieg das Interesse an der „sozialen Frage" und damit an der Sozialdemokratischen Partei wieder sprunghaft an.

In dieser Notzeit entwickelte Mayor Daniel Hoan in Milwaukee ein Arbeitsbeschaffungsund Unterstützungsprogramm, mit dem er erfolgreich die Krise bekämpfte. Im Frühjahr 1932 errangen die Sozialdemokraten unter ihm mit dem Slogan: „Milwaukee Leads the Nation — Milwaukee führt die Nation" einen eindrucksvollen Wahlsieg. Sicher war dieser Erfolg nicht nur auf sein Sozialprogramm, z. B. Ausbau von Parkanlagen und Spielplätzen, zurückzuführen, sondern auch auf seine feste Haltung gegenüber kommunistischen Agitatoren, die nach blutigen Auseinandersetzungen mit der Polizei in das Rathaus eingedrungen waren und Hoan vergeblich zu erpressen versucht hatten.

Mit dem Anwachsen der Zahl der Arbeitslosen nahm die kommunistische Agitation indes weiter zu. Erklärtes Ziel der Kommunisten war es, durch die von ihnen initiierten Unruhen die Arbeiterklasse Amerikas in eine Revolution zu treiben und das kapitalistische System zu beseitigen. Während sich ihre Strategie in Milwaukee vor allem gegen Mayor Hoan und die Sozialdemokraten richtete, organisierten sie in den amerikanischen Bundesstaaten eine Trade Union Unity League, das heißt, neue, von der AFL unabhängige Gewerkschaften. Wo immer sich ein Arbeitskampf anbahnte, heizten sie ihn soweit an, bis Arbeiter verhaftet und gerichtlich verurteilt wurden. Auch ihre Gewerkschaftsgelder nutzten sie weniger zur Linderung der akuten Not als vielmehr zur Eskalation des Arbeitskampfes. Gewaltanwendung, Verhaftungen, gerichtliche Bestrafungen häuften sich so: alles Aktionsweisen einer Strategie, deren Endziel die Unterminierung und Zerstörung des herrschenden gesellschaftlichen Systems war. Die Sozialdemokraten wurden in diesem Kampf von den Kommunisten als „die gelben Sklaven der Kapitalistenklasse“ diffamiert.

Polarisierung und Spaltung bei der Socialist Party

Als im Mai 1932 erstmals der Parteitag der Socialist Party of America in Milwaukee abgehalten wurde, zeigte sich erneut, daß diese Partei in sich gespalten war. Die jungen, meist akademisch gebildeten Mitglieder, „Militants“ genannt, drängten angesichts der offenkundigen Krise des kapitalistischen Systems auf Aktionen zur Machtergreifung im Staat, die älteren Parteiführer hingegen, die „Old Guards“, vorwiegend alte Gewerkschafter und Anhänger der von Victor Berger verkündeten sozialdemokratischen Prinzipien, warnten davor, den Boden der demokratischen Ordnung zu verlassen. Vergeblich mahnte Hoan in seiner Grußadresse die Delegierten mit den Worten zur Einheit: „Laßt Rußland beiseite und haltet zu den Vereinigten Staaten. Nehmt diesen Rat an. Kämpft gegen die Zwietracht und nähert euch weder der Rechten noch schwenkt zu weit nach links. Hier in Milwaukee haben wir uns nicht an Rußland oder sonst einem Lande auszurichten, sondern wir wollen die sozialistische Partei Milwaukees aufbauen .. “ -Die sich bekämpfenden Fraktionen zeigten jedoch keine Bereitschaft zum Kompromiß, die Partei blieb gespalten.

Robert Wagner, Vater des „New Deal“

Im Unterschied zu dem desolaten Zustand der Partei konsolidierte sich damals die stark wachsende Gewerkschaftsbewegung. Arbeiter traten in Scharen in die Gewerkschaften ein, als diese ab 1933 die Politik der neuen Roosevelt „New Deal" -Administration unterstützten und ihrerseits von der Regierung großzügige Hilfe erhielten. Am wichtigsten war für die Gewerkschaften die Verabschiedung der „National Industrial Recovery Acts" vom Juni 1933, in der den Arbeitnehmern das Recht zugestanden wurde, sich gewerkschaftlich zu organisieren und kollektiv durch ihre Vertrauensleute Lohnverhandlungen ohne jedwede Einschränkung von Seiten der Unternehmer zu führen — ein Recht, für das sie zehn Jahre vorher vergeblich gekämpft hatten. Ein weiterer Erfolg waren die mit dem Namen Robert Wagners verbundenen „Wagner Acts", Gesetze — von einigen die Magna Charta der amerikanischen Gewerkschaften genannt —, in denen unfaire Praktiken der Unternehmer beschrieben und die Errichtung eines National Labor Relations Board, eines Arbeitsschiedsgerichts, festgelegt wurde.

Der am 8. Juni 1878 in Nastätten/Hessen geborene Robert Wagner, 1886 mit seinen Eltern in die USA emigriert, war der geistige Vater des „New Deal". Seine politische Laufbahn hatte er als Rechtsanwalt in New York begonnen, war von 1908 bis 1918 demokratischer Senator des Staates New York, dann Richter beim Obersten Gericht des Staates New York und wurde 1926 in den US-Senat gewählt. Seit Beginn seines öffentlichen Wirkens als Politiker galten seine Anstrengungen der Erfüllung sozialer Verpflichtungen wie Sicherheit am Arbeitsplatz, Arbeitslosenversicherung, Einschränkung der Kinderarbeit, Ruhegeld für Alte, Hilfe für Erwerbslose u. a.. Schließlich erreichte er 1932, daß der „Relief Construction Act“ vom Parlament verabschiedet wurde, ein Gesetz, in dem erstmals die Regierungsverantwortung für Arbeitslose festgelegt wurde. Wagner sei zum „Architekten" des Systems soziale Sicherheit (Social Security System) in den USA geworden, sein Name unlösbar verbunden mit Amerikas zweiten „Bill of Rights“, erklärte 1944 Präsident Franklin D. Roosevelt

Carl und Frank Zeidler

Der Niedergang der Sozialdemokratie in den USA, verursacht durch die Spaltung der Partei und durch die Konkurrenz der beiden großen Gewerkschaftsbünde . American Federation of Labor“ (AFL) und „Congress of Industrial Organization" (CIO), konnte zwar in Milwaukee, ihrem Zentrum, verlangsamt, nicht aber verhindert werden. Daniel Hoan wurde nach 24jähriger Amtszeit 1940 durch den liberalen Sozialisen Carl Zeidler abgelöst, der 1942 als Marineoffizier ums Leben kam, als sein Schiff Von einem deutschen U-Boot versenkt wurde.

m Frühjahr 1948 wurde Carl Zeidlers Bruder rank, der zwar nicht Kandidat der Sozialistischen Partei war, von ihr aber tatkräftig untersrtzt worden war, Oberbürgermeister von : dwaukee. Er war wie viele Sozialisten Mil" dukees deutschstämmig, setzte die Reform-politik seiner Vorgänger fort und stellte den Abbau der Rassendiskriminierung in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Während er mit dem Ausbau und der Verbesserung städtischer Einrichtungen wie der Verkehrsbetriebe, der Energieversorgung, des Gesundheits-und Schulwesens sozialpolitisch viel erreichte, vermochte er allerdings das Negerproblem, zumal es sich rasch verschärfte, nicht zu lösen. Wohl hatte er erkannt, daß es einschneidender sozialer und erzieherischer Maßnahmen bedurfte, um die Neger in die amerikanische Gesellschaft zu integrieren, aber die Mittel dazu reichten nicht aus. Das Rassenproblem wurde dann auch zum Hauptgrund für die Wahlniederlage Frank P. Zeidlers 1960. Die Anschuldigung, die er im Wahlkampf erfuhr, grenzten an Rufmord. Der aus sozialer und christlicher Verantwortung handelnde Sozialdemokrat und Lutheraner wurde als Kommunist diffamiert. Mit dem Ausscheiden Zeidlers aus dem Amt war der Sieg des privaten Kapitalismus in Milwaukee vollständig. Kein Sozialist blieb im Amt.

Die Ära der Gebrüder Reuther

Zu dieser Zeit war bereits auf nationaler Ebene die amerikanische Gewerkschaftsbewegung eine starke, allgemein respektierte und sozialintegrative Kraft. Sie verdankte dies in hohem Maße dem Wirken Walter Philip Reuthers, der als Vorsitzender der Automobil-arbeiter und CIO-Präsideat großes Ansehen genoß und neben George Meany der bedeutendste amerikanische Gewerkschaftsführer war. Der am 1. September 1907 in Wheeling, West Virginia, geborene Walter Reuther, Sohn deutscher Emigranten, wandte sich, wie seine Brüder Victor und Roy, schon früh der Arbeiterbewegung zu. Vater Valentin Reuther, renommierter Gewerkschaftler in der aufstrebenden Industriestadt Wheeling und Anhänger des Sozialdemokraten Eugen Debs, hatte seine Söhne von Kindheit an in gewerkschaftlichem Geist erzogen und mit ihnen regelmäßig wöchentlich wichtige gesellschaftspolitische Fragen diskutiert. „Jeder von uns", äußerte sich später Victor Reuther, „erhielt so eine gute Schulung in der Redetechnik. Wir lebten in einer Familie, wo wir von der Zeit an, da wir sprechen lernten, erfuhren, daß für soziale Ungerechtigkeit jeder von uns eine persönliche Verantwortung trage. Unser Vater bestand darauf, daß wir uns über alle bedeutenden Ereignisse eine Meinung bildeten. Er wußte, daß wir das, was wir offen sagten, auch verteidigten." Walter Reuther wurde mit 17 Jahren Lehrling in einer Werkzeugfabrik und zog als 19jähriger 1927 nach Detroit, wo er bei den Fordwerken eine Anstellung fand. In Abendkursen erweiterte er sein Wissen, schloß mit Auszeichnung den Besuch der High School ab und studierte dann gemeinsam mit seinem Bruder Victor am City College in Detroit Jura, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft. Beide setzten sich 1932 im Wahlkampf für den sozialistischen Präsidentschaftskandidaten Norman Thomas ein. Als Walter dann in demselben Jahr infolge der wachsenden Arbeitslosigkeit bei Ford entlassen wurde, nahm er gemeinsam mit Victor ein Angebot an, in einem von Ford errichteten Automobilwerk in Gorki/Sowjetunion zu arbeiten. Die sowjetische Regierung suchte damals amerikanische Techniker, die ihre Bauern anlernten, Automobile, und zwar das neue Ford A-Modell, zu bauen. Auf dem Wege in die Sowjetunion besuchten die Reuther-Brüder in verschiedenen Ländern Europas Fabriken und Bergwerke und diskutierten mit den dortigen Arbeitern und Gewerkschaftsführern. Obwohl die Arbeitsbedingungen in Gorki sehr hart waren, beeindruckte die Brüder anfangs das industrielle „Experiment" und vor allem der Pioniergeist, der dort herrschte. Verbesserungsvorschläge, die Walter einreichte, um die mangelnde Effizienz bei der Automobilherstellung zu beseitigen, wurden akzeptiert. Als Anerkennung für seine Leistung erhielt er den Ehrentitel „Held der Arbeit". Bald aber wuchsen die Zweifel am System. Die Parteikontrolle in der Fabrik wirkte sich lähmend aus, die Schauprozesse und Verhaftungen der Stalin-Ära warfen ihre Schatten bis nach Gorki. So wurden Walter und Victor Reuther Zeuge der Verhaftung eines befreundeten Arbeiters durch die Geheimpolizei. „Er war ein italienischer politischer Emigrant und hatte eine junge Russin geheiratet. Er hatte die sowjetische Staatsbürgerschaft erworben und arbeitete in der Fabrik... Wir kannten ihn sehr gut. Das Klopfen an der Tür geschah um drei Uhr morgens. Wir mußten es hören. So öffneten wir die Tür, um nachzusehen, was los war. Die Geheimpolizei war da, verhaftete ihn, nahm ihn mit. Kein Wort der Erklärung gegenüber seiner russischen Frau — zu keinem. Am nächsten Tag wurde in der Fabrik die Nachricht verbreitet, er sei ein Gefolgsmann Trotzkis. Aber es gab kein Gerichtsverfahren, wir hörten nie wieder von ihm..." über die Mandschurei, China und Japan kehrten die Reuther-Brüder nach fast drei Jahren Ende 1935 in die USA zurück.

Obwohl damals die schlimmste Zeit der Depression vorüber war und Zeichen der Besserung besonders als Folge der „Wagner Acts'erkennbar waren, gab es noch immer eine große Arbeitsnot in Detroit. Walter und Victor traten mit ihrem Bruder Roy der neuen, stark von der Kommunistischen Partei beeinflußten Automobilarbeiter-Gewerkschaft (UAW) bei und halfen mit, Streiks zu organisieren. Das Jahr 1936 wurde zum Wendepunkt in Walter Reuthers Leben. Mit der Wahl ins Exekutivkomitee der UAW wandte er sich ganz der Gewerkschaftsarbeit zu. Sein erstes Ziel war es, die einzelnen Gewerkschaftsgruppen miteinander zu verbinden, um sie so auch politisch handlungsfähig zu machen. Ein Jahr später praktizierte er erfolgreich bei Chrysler und General Motors die Sitz-Streik-Taktik, die er in Frankreich als Streikmittel kennengelernt hatte. Er entschied sich für diesen Weg, da er befürchten mußte, öffentliche Versammlungen und Demonstrationen auf dem Werksgelände würden zur Entlassung von Gewerkschaftsmitgliedern führen. Beim Sitz-Streik konnten wenige gewerkschaftlich aktive Arbeiter die Fließbandarbeit unterbrechen; zugleich waren die Streikenden nicht der physischen Gewalt ausgesetzt, die ihnen außerhalb der Fabrikhalle drohte; ferner konnten keine Streikbrecher in die Fabrik gebracht werden, die dann die Arbeit der Streikenden übernahmen. Walter Reuther erreichte so sein erstes Ziel: Lohnerhöhungen wurden gewährt und keiner der Streikenden konnte aufgrund des neuen Bundesrechts entlassen werden. General Motors erkannte die UAW als Verhandlungspartner an und respektierte ebenfalls ein gewerkschaftliches Versammlungsrecht im Betrieb.

Als bald darauf Walter Reuther und andere Gewerkschaftsfunktionäre am 26. Mai 1937 versuchten, bei Fords River-Rouge-Betrieb Flugblätter auszuteilen, kam es zu brutalen Übergriffen durch eine von Ford als Werkschutz aufgestellte Schlägertruppe. Der National Labor Relations Board befaßte sich später mit den Vorgängen, vernahm 150 Zeugen und sprach Ford schuldig. In dem Bericht heißt es.

„Die Zeugnisse über die vergangenen Ereignisse belegen, daß die Attacke auf die Gewerkschaftler verwerflich und unnötig brutal war, besonders da von den Angegriffenen kein Widerstand geleistet wurde." Obwohl Ford sic erst 1941 zu einem Vertrag mit der UAW bereit fand, war doch der Erfolg dieser Streik-aktion so groß, daß die Mitgliederzahl der in der UAW organisierten Arbeiter in einem Jahr von 30 000 auf 375 000 anstieg. Anfang 1938 hatte das Zweckbündnis der Gebrüder Reuther mit kommunistischen Kräften in der UAW ein Ende, da sich die Kommunistische Partei (CP) immer mehr von der Gewerkschaftslinie entfernt und versucht hatte, Moskaus Außenpolitik zur offiziellen Linie der Gewerkschaften zu machen. Zum Bruch kam es, als die Kommunisten mithalfen, bei den UAW-Wahlen einen Gegenkandidaten von Victor Reuther durchzubringen. In der UAW wurden von nun an erbitterte Fraktionskämpfe ausgetragen. Anfang 1939 erreichte die Auseinandersetzung ihren Höhepunkt, als der UAW-Präsident Martens beschuldigt wurde, die UAW ins kommunistische Fahrwasser zu lenken. Mit einem erneuten kurzen Streik bei General Motors 1940 erreichte Reuther, daß die UAW national als Verhandlungspartner anerkannt wurde. In großer Zahl traten daraufhin Arbeiter der UAW bei. Als 1941 Ford die UAW immer noch nicht anerkennen wollte und sogar UAW-Mitglieder aus den Fordwerken entließ, wurde der gewerkschaftliche Druck stärker. Nach einem langen Streik, bei dem auch das Rassenproblem eine Rolle spielte, da Ford mehrere Hunderte um ihren Arbeitsplatz bangender Schwarzer als Streikbrecher einzusetzen versuchte, kam es schließlich nach staatlicher Vermittlung zu Verhandlungen und einer für die UAW außerordentlich günstigen Vertragsunterzeichnung. Ford erklärte sich nicht nur zu Lohnerhöhungen bereit, sondern akzeptierte auch die UAW-Bedingung, daß jeder Fordarbeiter, wollte er seinen Arbeitsplatz behalten, der UAW beitreten müßte. Wenn auch der größte Anteil am Erfolg dieser Aktion Walter Reuther und der UAW gebührte, so darf doch nicht übersehen werden, daß die Verhandlungsbereitschaft auch durch harten Druck der Regierung und des Obersten Gerichts der USA zustande gekommen war. So Wies das Oberste Gericht Ford nach, daß das werk zwischen 1936 und 1941 2 500 Arbeiter negal entlassen habe und diesen noch 2 Milionen Dollar schulde. Ferner hatte die Regieung Bedenken, mit Ford Verträge über die geferung militärischer Ausrüstung zu schlieem da Ford sich dem inzwischen rechtlich fi-

erten „Collective Bargaining" widersetzte. uf außenpolitischem Gebiet votierten die -euther-Brüder“ in diesen Jahren für die Poli1 des Demokraten F. D. Roosevelt, obwohl oyund Victor immer noch Mitglieder derSo-d ist Party waren. Sie verließen dann jedoch 6 Partei, als diese gegenüber den Ereignis-sn in Europa beharrlich eine neutrale und patlistische Haltung einnahm. Alle drei „Reuer-Brüder" waren überzeugt, daß Hitler für die USA eine Bedrohung darstellte und deshalb England unterstützt werden müsse. Walter Reuther wandte sich entschieden gegen die Kommunisten in der UAW, die den Hitler-Stalin-Pakt verteidigten. Mit einer Abstimmungsniederlage der Kommunisten in dieser Frage wurde die Position der „Reuther-Brüder" in der UAW weiter gestärkt Sie drängten nun erfolgreich auf den Ausschluß der Kommunisten aus der UAW-Führung. Als Victor Reuther als Vorsitzender des Verfassungskomitees auf dem CIO-Konvent 1941 in Atlantic City eine Satzungsänderung anstrebte, nach der die CIO Diktaturen und totalitären Regimen eine Absage erteilen solle, kam es zu heftigen Angriffen auf die „Royal Family", wie die Reuther-Brüder spöttisch genannt wurden.

Victor Reuther appellierte damals an die Delegierten, sich ihrer nationalen Verantwortung bewußt zu sein: „Diese Gewerkschaft wie unsere Nation stehen am Scheideweg. Wir können weder in unserer CIO noch in der Nation die Demokratie bewahren, so lange es bei uns jene gibt, die die Macht, die ihnen die CIO als Gewerkschaftsführer gibt, dazu benutzen, eine Politik zu betreiben, die zur Diktatur und zum Totilitarismus führt und zur Zerstörung einer freien, demokratischen Gewerkschaft."

Die Gegner warfen den Reuthers persönliches Machtstreben und Opportunismus vor, da sie früher eine prosowjetische Haltung eingenommen hätten. Walter und Victor Reuther bestritten dies mit Nachdruck und erreichten die Annahme der Satzungsänderung.

Der „Reuther-Plan“

Als Reaktion auf den Angriff Japans auf Pearl Habor am 7. Dezember 1941 beschloß die UAW, während des Krieges keine Streiks mehr zu führen. Schon ein Jahr vorher hatte Walter Reuther einen Plan entwickelt, um die großen Kapazitäten der Automobilindustrie für eine mögliche Kriegsproduktion nutzbar zu machen. Nun gewann der „Reuther-Plan", aus Autofabriken Flugzeugfabriken zu machen, bzw. die Autofabrikation von der zivilen auf die militärische Produktion umzustellen, außerordentliche Aktualität. „Englands Schlachten, so sagt man, sind auf den Sportplätzen von Eton gewonnen worden. Dieser Plan ist in der Hoffnung konzipiert, daß Amerikas Schlachten auf den Fließbändern von Detroit gewonnen werden können." Mit einem solch einprägsamen Vergleich propagierte Reuther seine Ideen. Die Unternehmer in Detroit hatten allerdings Bedenken gegenüber dem „Reuther-Plan": die Gewerkschaften erhielten so aktiven Anteil an der industriellen Planung; als Notmaßnahme konzipiert, konnte der Plan nach Ansicht der Unternehmer in Friedenszeiten weitergeführt und der UAW-Einfluß weiter vergrößert werden. Trotz der Entschlossenheit, mit der er sein Ziel verfolgte, sah aber auch Reuther für die UAW Probleme: eine ins Management eingebundene Automobilarbeitergewerkschaft könne nicht mehr kollektiv verhandeln und Verträge abschließen

Als Präsident Roosevelt sich für den Plan interessierte und Reuther mit der Führung einer Kommission beauftragte, die die Produktionsumstellung prüfen sollte, wurde Reuther gleichsam über Nacht zu einer nationalen Figur. Wesentliche Teile des Plans wurden innerhalb eines Jahres in Zusammenarbeit mit General Motors, Ford und Chrysler in die Praxis umgesetzt. Alle drei „Reuther-Brüder" hatten 1942 verantwortliche Positionen in der Kriegswirtschaft inne. Nach anfänglichem Zögern war nun auch Roosevelt von der Effizienz des Reuther-Plans überzeugt; er erkannte darüber hinaus auch die konstruktiven Kooperationsmöglichkeiten zwischen Gewerkschaften und Industrieunternehmern. Auf Walter Reuther selbst sind einige unmittelbar auf die Produktion bezogene Änderungen zurückzuführen, wie die Übernahme von Gangschaltungen der Automobilmotoren auf Flugzeugmotoren und eine vereinfachte Montierung von 7, 5 cm Kanonen auf Tanks.

Trotz so erfolgreicher Kooperation wurde indes der Arbeitsfriede auch während der Kriegsjahre immer wieder gestört. In Detroit kam es 1943 erneut als Folge von Rassenspannungen zu blutigen Ausschreitungen. Reuther setzte sich dabei erneut für die Rassenintegration und die Gleichbehandlung der Schwarzen im Produktionsprozeß ein. Hart geführt wurden auch die Auseinandersetzungen mit der kommunistischen Fraktion in der UAW, die W. Reuthers Wiederwahl zum Vizepräsidenten zu verhindern suchten. Als das Kriegsende nahte, machte Reuther, bereits auf die Friedenszeit bezogen, den Vorschlag, die staatseigenen Flugzeugwerke sollten künftig Fertighäuser zu niedrigen Kosten fabrizieren, um die Wohnungsnot in den USA zu beseitigen. Außerdem solle eine „strategische Arbeitsreserve" geschaffen werden, um Arbeitslose für öffentliche Projekte wie den Bau von Krankenhäusern, Schulen, Rekreationszentren, Hoch-wasserschutzanlagen, Autobahnen, Flugplätzen und Wasserstraßen einzusetzen.

Walter Reuthers Kampf um die Führung der UAW

Als nach Kriegsende Reuther von General Motors 30 % Lohnerhöhung für die Arbeiter forderte, da die Inflation frühere Lohnerhöhungen aufgesogen habe, General Motors aber nur zu zu einer Erhöhung von 10 % bereit war, kam es im November 1945 zu einem Streik, der erst nach 113 Tagen mit einem Abkommen endete. In diesem Abkommen wurde die grundsätzliche Verhandlungsbereitschaftvon General Motors mit der UAW festgelegt. Im März 1946 wurde Reuther zum Präsidenten der Automobilarbeiter gewählt, sah sich aber einem kommunistisch beherrschten Vorstand gegenüber , der von Anfang an eine vertrauensvolle Zusammenarbeit unmöglich machte. Walter Reuthers erste Amtszeit als UAW-Präsident war in der Folge von einem erbitterten Kampf um die uneingeschränkte Führung bestimmt; dieser „Bruderkampf" gehörte zu den schärfsten gewerkschaftlichen Auseinandersetzungen, die die USA erlebt haben. Wie konsequent Reuther dabei vorging, möge ein Beispiel erläutern: Als er nach dem Studium der „bylaws" der Satzung herausfand, daß Schecks, die über das Konto der UAW gingen, vom Präsidenten gegengezeichnet bzw. unterzeichnet werden mußten, forderte er die Finanzkontrolle, wurde aber vom Exukutivaus schuß überstimmt. Daraufhin wies er die Gewerkschaftsbank an, keinen Scheck der UAW mehr anzunehmen, wenn er, Reuther, nicht die Freigabe der entsprechenden Schecknummel bestätigt habe. Dann drohte er damit, über haupt Zahlungen an die Mitglieder des Exeku tivkomitees einzustellen, wenn er nicht Ein sicht in die Kassenbücher erhielte. Seine Geg ner gaben nach, da sie, wie Reuther es formu lierte, „zwar sein mutiges Vorgehen haßten seine Zahlungsschecks aber liebten" Schließlich erreichte er durch geschickte: Verhandeln, daß sein Bruder Victor Vorsitzen der des Education Departments der UAW wurde. Damit fiel eine wichtige Vorentschei düng für die Wiederwahl Walter Reuther 1947, zumal Victor in der neuen UAW-Ausbil dungsstätte für Führungskräfte in Port Huron Michigan einen hochqualifizierten Stab voi Mitarbeitern heranbildete, der für Walte Reuther eintrat.

Vor dem entscheidenden Konvent in Atlanti City 1947 rief Walter Reuther wiederholt Aus schüsse und Mitgliederversammlungen ein, um den Gewerkschaftlern zu erklären, mit welchen Taktiken die Kommunistische Partei (CP) Verhandlungspositionen der UAW untergrabe. Als die Opposition noch vor Atlantic City eine Satzungsänderung anstrebte, die die UAW stärker an die CP binden sollte, wurde dies in einem Referendum abgelehnt. Damit war die Wiederwahl Reuthers gesichert. Auch CIO-Präsident Philipp Murray setzte sich dabei öffentlich für Walter Reuther ein. Unter dem Slogan: „Teamwork in the leadership and solidarity in the ranks" kämpfte Reuther nun gegen die „Stalinisten" und deren übermäßig großen Einfluß in der UAW und entließ, mit eindeutigem Mandat in Atlantic City ausgestattet, bald nach der Wahl hundert führende Funktionäre, die der CP angehörten oder deren Parteilinie folgten. Als daraufhin weitere einflußreiche Oppositionelle die UAW verließen, zerbrach die Anti-Reuther-Fraktion endgültig. Zugleich wurde dadurch die Verhandlungsfront gegenüber den Unternehmern gestärkt. Auch in der der CIO-Spitze wurde nun Machtkampf ausgetragen. Als die Kommunisten in der CIO gegen den Marschall-Plan opponierten, wurden sie von dem bis dahin ihnen gegenüber toleranten Murray ebenfalls aus ihren Ämtern entlassen. Im November 1949 vereinigten sich W. Reuther und andere CIO-Gewerkschaftsführer, um die International Confederation of Free Trade Unions zu gründen. Zuvor hatte der CIO die kommunistisch beherrschte World Federation of Free Trade Unions verlassen. Die amerikanische Arbeiterbewegung war damit auf einen antikommunistischen Kurs gebracht worden.

Am Abend des 20. April 1948 wurde auf W. Reuther ein Attentat verübt, bei dem er nur knapp dem Tod entging. Sein rechter Arm wurde zerfetzt. Ein Jahr später wurde auch auf Victor Reuther geschossen, der dabei ein Auge verlor. Den kämpferischen Geist der Reuther-Brüder" hat dies nicht gebrochen.

Schon zu dieser Zeit war W. Reuther in den USA und auch im westlichen Ausland so bekannt, daß der Historiker Arthur M. Schlesinger 1949 schreiben konnte: .....der außerordentlich tüchtige und intelligente Führer der UAW ist befähigt, im nächsten Jahrzehnt einerder mächtigsten Männer in der amerikanischen Politik zu werden"

Lohnverhandlungen und Zukunftsplanung

Bei den Lohnverhandlungen 1950 fand W.

euther in Charles E. Wilson, dem Chef von General Motors, einen „aufgeklärten" Antagonisten, mit dem er gemeinsam das Konzept jährlicher, am Lebensindex orientierter Lohnerhöhungen entwarf und so die Voraussetzungen für den Abschluß eines Fünfjahresvertrags schaffte. W. Reuthers nächstes Ziel war eine von den Unternehmern gezahlte Arbeiterrente. Henry Ford II, ein Enkel jenes Mannes, der die UAW erbittert bekämpft hatte, zeigte hier als erster eine gewisse Verhandlungsbereitschaft. Unter Streikandrohung willigte er ein, eine Arbeiterrente zu zahlen, d. h. 20 Millionen Dollar jährlich zurückzulegen, damit in seiner Fabrik die Arbeiter nach 30 Jahren eine Monatsrente von 100 Dollar erhalten konnten. Die Sozialversicherung war darin inbegriffen. Damit gab es erstmals in den USA für Millionen Arbeiter so etwas wie eine soziale Sicherheit Wenig später konnte W. Reuther mit General Motors einen noch günstigeren Vertrag aushandeln (125 Dollar Monats-rente nach 25 Jahren).

Reuther ging es jedoch keineswegs nur um Lohnverhandlungen, sondern auch um neue, zukunftsweisende sozialpolitische Konzeptionen; dies zeigen seine Entwürfe für familiengerechte und preiswerte Wohnungen für Arbeiter die Beseitigung von großstädtischen Slums Pläne einer Entwicklungshilfe für Lateinamerika und Schwarzafrika, die Gesundheitsvorsorge für arbeitende Menschen sowie die Bewältigung der Probleme der Automation Ferner hat er die Schaffung eines „Bildungsfonds" vorgeschlagen, in den 11/2 bis 2 Prozent des Nationalprodukts fließen sollten, um Schulen zu bauen, Lehrergehälter zu verbessern, wissenschaftliche Forschungsprogramme zu finanzieren und ein breites System der Begabtenförderung zu organisieren

Erziehung undZukunftsplanung-waren für ihn zwei wichtige nationale Aufgaben. So erklärte er vor der UAW: . Amerika muß die nüchterne Wirklichkeit erkennen, daß es für eine hochtechnisierte Gesellschaft im 20. Jh. unrealistisch und gefährlich ist zu glauben, die blinden Kräfte des Marktes würden alles regeln und uns die Vollbeschäftigung erhalten ... Wir in der Gewerkschaftsbewegung müssen Amerika von der Selbsttäuschung und dem Voruteil befreien, daß rationale demokratische Planung unamerikanisch ist...

Nach dem Tod Murrays wurde Walter Reuther am 4. Dezember 1952 zum CIO-Präsiden-ten gewählt; im Dezember 1955 kam es dann zur Vereinigung von AFL und CIO mit George Meany als Präsidenten und W. Reuther als Vizepräsidenten. Reuther kämpfte nun, nachdem eine starke Gewerkschaft aufgebaut, die Fraktionskämpfe in ihr beendet, Löhne erhöht, Renten gesichert und eine Stabilisierung im Labor-Management erreicht waren, um garantierte Jahreslöhne. Zur Beschäftigungspolitik erklärte er: „Es ist mehr als eine Frage sozialer Gerechtigkeit für den Lohnempfänger: Es ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit für unsere Nation, da Freiheit und Nichtbeschäftigung sich mit Demokratie schlecht vereinbaren lassen."

General Motors und Ford stellten sich zunächst gegen den Plan eines garantierten Jahreslohnes, doch Reuther spaltete durch eine geschickte Verhandlungsführung die General Motors/Ford-Front und erreichte schließlich die Annahme seines SUB-Planes (supplemental unemployment benifit), der sich sehr bald, als die Arbeitslosenzahl sprunghaft auf 7% stieg, als außerordentlich hilfreich erwies. Im Jahre 1961 setzte Reuther bei American Motors erstmals eine Gewinnbeteiligung für Arbeiter durch.

Sein nationales Ansehen als Gewerkschaftsführer erreichte hiermit seinen Höhepunkt. Aber die UAW wurde auch immer abhängiger von ihm als Verhandlungsführer; zugleich wuchs die Schar seiner Anhänger wie seiner ihn hart attackierenden Gegner. Teilweise geschah dies aus Verärgerung über Reuthers offene Unterstützung demokratischer Kandidaten bei Präsidentschaftswahlen. „Sie sind der Mann, der die Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei zum Erfolg führt oder sie scheitern läßt" konstatierte bei einem Senatshearing ein führender Republikaner, der damit die Meinung vieler Amerikaner wiedergab. Schließlich unterschied sich auch die antikommunistische Haltung Reuthers in ihrer Differenziertheit grundlegend von der namhafter Amerikaner. Offen kritisierte Reuther sogar das State Department, weil es sich mit jedem verbinde, der sich antikommunistisch gebe. „Es ist fatal, dem Kommunismus dadurch widerstehen zu wollen, daß man um die Reaktion buhlt“ Man müsse die fortschrittlichen demokratischen Kräfte in den Ländern der Dritten Welt unterstützen.

So schlug er 1950 vor, die UNO solle notleidenden Völkern durch den Einsatz von Entwicklungshelfern zur Selbsthilfe verhelfen

Die Revolution der Hungernden habe im Grunde nicht ihre Ursache im Kommunismus. „Die Kommunisten haben sie nicht begonnen. Es ist eine Revolution hungernder Menschen ... Die Kommunistfen treiben sie nur von hinten vorwärts." Von einem Besuch in Indien 1957 zurückgekehrt, erklärte er: „Der Friedenskampf in Asien wird in erster Linie auf den Reisfeldern gewonnen, nicht auf den Schlachtfeldern. Wie viele Amerikaner, so habe auch ich den Eindruck, daß die US-Außenpolitik zu großen Nachdruck auf militärische Macht, auf Militärpakte und Militärbündnisse gelegt hat. Dies ... hat meiner Meinung nach dazu geführt, verläßliche demokratische Freunde wie zweifelhafte militärische Verbündete zu behandeln." Und bei der Ansprache zum l. Mai 1959 in Berlin, wo er den „Despotismus des Kreml“ geißelte und ein Treuebekenntnis zu den Berlinern abgab, „ganz gleich wie stark und wie kalt die sowjetischen Winde aus dem Osten wehen“, sprächet von den großen Friedensaufgaben der Völker: „Ich kann absolut glaubwürdig versichern, daß der einzige Krieg, den das amerikanische Volk führen möchte, der gegen Armut, Hunger, Unwissenheit und Krankheit ist. Das Versprechen eines Weltfriedens, gewidmet dem gemeinsamen Bemühen, alle Kräfte zur Bewältigung der Nöte der Menschen zu mobilisieren, wird die Hoffnungen in den Herzen aller Russen ebenso entzünden und deren Zustimmung finden wie bei den Menschen in der freien Welt.“

Während AFL-CIO-Präsident George Meany in seinem doktrinären Antikommunismus 1959 ein Treffen mit dem sowjetischen Ministerpräsidenten Mikoyan abgelehnt hatte, suchte Reuther die Begegnung, um seinen Gesprächspartner vor einer Unterschätzung der Lebenskraft der Demokratien zu warnen: die freien Völker würden sich jeder Einschränkung ihrer Rechte widersetzen. Und auf Berlin bezogen erklärte er, das amerikanische Volk sei sich einiger als in jeder anderen außenpolitischen Frage, daß Deutschland in Frieden und Freiheit wiedervereinigt werden müsse. Die Sowjetunion hätte zweifellos große industrielle gemacht und - Fortschritte den Arbei tern mehr Brot verschafft, aber mehr Freiheit hätten sie nicht gewonnen: „Wir in der freien Welt brauchen beides: Brot und Freiheit. Zu einer harten Auseinandersetzung kam es im Herbst 1959 in San Francisco mit Nikita Chruschtschow, bei der Reuther Freiheit für die Arbeiter im sowjetischen Machtbereich forderte. Beim Wahlkampf 1960 unterstützten die drei Reuther-Brüder und die UAW J. F. Kennedy, mit dem W. Reuther während dessen kurzer Amtszeit eng und vertrauensvoll zusammenarbeitete. Nach Kennedys Ermordung wurde die Zusammenarbeit mit dessen Nachfolger Lyndon B. Johnson fortgesetzt und erweitert. Walter Reuther identifizierte sich mit Johnsons Idee der „Great Society". Anfangs unterstützte er auch dessen Vietnampolitik, weil er sie gegen eine kommunistische Aggression gerichtet sah, wurde dann aber zu einem scharfen Kritiker dieser Politik, als er die Ausweglosigkeit erkannte, in die sie führte.

Das Jahr 1968 wurde für Wahlter Reuther ein Jahr schwerer Prüfungen und Herausforderungen: Sein Bruder Roy, politischer Direktor der Gewerkschaft, dessen Verhandlungsgeschick die UAW so viel zu verdanken hatte, starb an Herzversagen. Martin Luther King, mit dem Reuther 1963 am „Marsch auf Washington" teilgenommen und für Rassen-gleichheit demonstriert hatte, und Senator Robert F. Kennedy, dem er persönlich verbunden war, wurden ermordet. Zum Jahresende kam es zu schweren Auseinandersetzungen in der UAW, inszeniert von revolutionären Gruppen, die Reuther vorhielten, er habe nicht genug für die schwarzen Amerikaner getan. Erst Ende 1969 war die Gefahr weitgehend gebannt, denn die überwältigende Mehrheit der Schwarzen hatte erkannt, daß die zerstörerische Taktik der Revolutionäre wenig bewirkt hatte. Es folgte der Bruch mit Meany, dem Reuther Selbstzufriedenheit und Festhalten am Status quo vorwarf, und die Vereinigung der UAW und anderer Gewerkschaftsorganisationen der CIO zur . Alliance of Labor Action" (ALA), die einen klaren politischen Standort einnahm und entschieden den Vietnamkrieg und die ständig wachsende nukleare Rüstung verurteilte.

Der Tod Walter Reuthers — ein Verlust für Amerika und Deutschland

Walther Reuther hat das Ende des Vietnam-Krieges nicht mehr erlebt. Am 10. Mai 1970 Kam er im Alter von 62 Jahren zusammen mit seiner Frau bei einem Flugzeugabsturz ums seben, als er das von ihm gegründete UAW dck Lake Center in Michigan, eine Erhoungsstätte für Arbeiter, besuchen wollte.

Sein Kollege und Widersacher George Meany cggierte tief betroffen auf die Todesnachricht: " Malter Reuther hat eine einzigartige und dauGhafte Leistung für die Automobilarbeiter, Ne amerikanische Arbeiterbewegung und die ation erbracht. Wir hatten Auseinandersetzungen, aber wir arbeiteten auch gut zusammen ... Die Arbeiterbewegung betrauert seinen Tod zutiefst." Und der „Washington Star" schrieb: „Diese Nation wird Walter Reuther vermissen ... ein Moralist und Idealist: redegewaltig, wenn es um das Anliegen sozialer Gerechtigkeit ging." Auch in Deutschland beklagte man seinen Tod, hatte er doch viele Freunde hier — besonders unter Gewerkschaftern und sozialdemokratischen Politikern. Sie haben nicht vergessen, daß er sich schon bald nach Kriegsende in einem Schreiben an Präsident Truman erfolgreich für einen sofortigen Montagestopp westdeutscher Fabriken eingesetzt und wiederholt Berlin besucht und durch seine Ansprachen den Freiheitswillen der Stadt gestärkt hatte. Zu denen, die ihn hoch achteten, gehörten neben dem damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, auch Theodor Heuss und Konrad Adenauer, der Walter Reuther am 17. Mai 1961 das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband verliehen hatte. Der Beitrag von Deutschamerikanern, die sich für die innere Festigung der amerikanischen Demokratie, für eine gerechte Sozialordnung und fortschrittliche Sozialpolitik eingesetzt haben, ist eindrucksvoll und läßt sich von den Anfängen der amerikanischen Arbeiterbewegung bis in unsere Zeit verfolgen.

Von diesen haben Robert Wagner und Walter Reuther historische Leistungen vollbracht. Als Wagner sich nach 40jähriger politischer Tätigkeit 1947 aus Gesundheitsgründen aus dem Senat zurückzog, endete mit ihm eine Epoche progressiver sozialer Gesetzgebung, die von ihm maßgeblich mitgeprägt worden war. Wegen seines integeren Charakters und seines aus humanitärer Verantwortung kommenden sozialen Engagements erfreute er sich als Mensch und Politiker gleich hoher Wertschätzung. Sein Sohn, der dreimal zum Mayor von New York gewählt wurde, konnte in manchem das Werk seines Vaters fortsetzen und ebenfalls Verdienste als Sozialpolitiker erwerben. Walter Reuthers historische Leistung gründet sich darauf, daß er, unterstützt von seinen Brüdern Victor und Roy, die amerikanische Automobilarbeiter-Gewerkschaft dem kommunistischen Einfluß entzog und sie, geeint, zur stärksten Gewerkschaft der USA machte, daß er zukunftsweisende Tarifverträge durchsetzte, für eine amerikanische Hilfe beim Wiederaufbau Europas plädierte und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der Sozialdemokratie einleitete. Als Baumeister der Gewerkschaftseinheit in den USA hatte er darüber hinaus eine politische Vision, die er unbeirrt verfolgte und in kühnen Aktionen zu verwirklichen suchte. Dazu gehörte auch der Gedanke der Solidarität und des Zusammenwirkens mit der Arbeiterbewegung der Länder der Dritten Welt Vornehmlich ging es ihm aber darum, die amerikanische Arbeiterbewegung auf den breiten Weg einer Einflußnahme auf die Gestaltung aller sozialen Fragen zu führen. Aussprüche wie: „Wir machen Tarifverträge und keine Revolution" und: „Wir sind unsichtbar miteinander verbunden. Freie Gewerkschaften und freie Unternehmer haben mehr gemeinsam, als sie Konflikte haben. Deshalb müssen wir die Unternehmer davon überzeugen, daß ein Betrieb nur dann seine volle Leistungsfähigkeit erreicht, wenn die menschliche Gleichung einkalkuliert wird" — solche Aussprüche sind ein Bekenntnis zu partnerschaftlichem Handeln auf der Grundlage eines gemeinsamen Wertsystems in einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung.

Die amerikanische Gewerkschaftsbewegung hat nach dem Tode Reuthers mehr und mehr an gesamtgesellschaftlichem Einfluß verloren. Hinzu kommt, daß durch die Schwierigkeiten in der Automobilindustrie seit 1978 über 600 000 Mitglieder die UAW verlassen haben. Aber wenn auch, wie eine Befragung kürzlich ergeben hat, eine zunehmende Interessenlosigkeit der amerikanischen Erwerbstätigen an den Gewerkschaften zu konstatieren ist so sind doch unter der Führung des AFL-CIO. Präsidenten Lane Kirkland Zeichen eines verheißungsvollen Umdenkens, einer Kursänderung erkennbar. Sie weisen über die bisherigen traditionellen Ziele: Erhöhung des Lebensstandards, Arbeitsplatzsicherung, Tarif-hoheit u. a. hinaus in die von Walter Reuther angegebene Richtung einer gemeinsamen Verantwortung von Kapital und Arbeit für die Unternehmen und eine gemeinsame, von moralischen Energien mitgetragene Zukunftsplanung.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Zit. nach Hermann Schlüter, Die Anfänge der deutschen Arbeiterbewegung in Amerika, Stuttgart 1907, S. 29.

  2. Zentrum seines Wirkens war im Herbst 1848 Berlin, wo er die Wochenschrift „Der Urwähler" herausgab, die das Motto trug: „Keine Güterverteilung! Keine Zwangsarbeit! Aber lohnende Arbeit und ehrlicher Handel für alle." A. a. O„ S. 30.

  3. Aa. O., S. 71.

  4. Karl Obermann, Joseph Weydemeyer. Ein Lepensbild (1818— 1866), Berlin (Ost) 1968, S. 7.

  5. Inventar des Marx-Engels-Nachlasses I und II, D 4135, Int. Inst, für Sozialgeschichte, Amsterdam.

  6. Karl Heinzen, Teutscher Radikalismus fn Amerika, Bd. 3 (über Kommunismus und Sozialismus), S. 204/205-, hrsg. vom „Verein zur Verbreitung Radikaler Prinzipien, Boston 1875.

  7. Richard T. Ely, The Labor Movement in America, New York 1886, S. 359.

  8. Ebd. S. 359f.

  9. Ebd.

  10. Aa. O., S. 362.

  11. E. Arding, Die Lage der Arbeiterklasse in Amerika, in: „Neue Zeit" (Hrsg. Franz Mehring) 1891/92, S. 308.

  12. Aa. O„ S. 309.

  13. Jürgen Kuczynski, Darstellung der Lage der Arbeiter in den Vereinigten Staaten von Amerika von 1775— 1897, Berlin 1966, S. 230 ff.

  14. Nachlaß Johann Philipp Becker, Int. Inst, für Sozialgeschichte Amsterdam, Mappe 38.

  15. Ebenda.

  16. Richard Hofstadter, The American Political Tra dition and the Men Who Made It, New York 1954 S. 164 ff.

  17. Gerald Wilk, Americans from Germany, German Information Center, New York 1976, S. 1/2.

  18. Hermann C. Boppe, Soziale Reformpolitik in der Republik, in: Turnerkalender des Nordamerikanischen Turnerbundes, Milwaukee 1894, S. 96/97.

  19. Hillquit, Loose Leaves from a Busy Life, 5" York (Macmillan Co.) 1934, S. 165.

  20. The Milwaukee Leader, 9. 1. 1919.

  21. The Milwaukee Leader, 21. 5. 1932.

  22. Gerald Wilk, Americans from Germany, S. 69.

  23. Frank Cormier and William J. Eaton, Reuther, New York (Prentice Hall, Inc. Englewood Cliffs) 1970, S. 10.

  24. A a. O., S. 43.

  25. A. a. O„ S. 108.

  26. Aa. O., S. 181.

  27. A. a. O„ S. 186.

  28. Walter P. Reuther, Selected Papers, edited by Henry M. Christman, New York (Pyramid Books) 1964, S. 2 ff.

  29. Cormier and Eaton, Reuther, a. a. O., S. 243.

  30. Arthur M. Schlesinger, Jr., „The Vital Center", osl°n (Houghton Mifflin Co.) 1959, S. 268.

  31. Selected Papers, S. 13 ff.

  32. Selected Papers, S. 276.

  33. Selected Papers, 119 u. 157 ff.

  34. Cormier and Eaton, Reuther, a. a. O., S. 313.

  35. Ebd.

  36. A a. O„ S. 329.

  37. Selected Papers, S. 136.

  38. Cormier and Eaton, Reuther, a. a. O., S. 357/358.

  39. Ebd., S. 358.

  40. Ebd.

  41. Aa. O„ S. 361.

  42. A a. O.. S. 362.

  43. Selected Papers, S. 236.

  44. Cormier and Eaton, Reuther, a. a. O., S. 424.

  45. Ebd.

  46. Vgl. dazu Carola Kaps, Amerikas Arbeiter denken konservativ, in: FAZ 5. 10. 1981.

Weitere Inhalte

Horst Ueberhorst, Dr. phil., geb. 1925 in Bochum; Studium der Philologie in Bonn mit den Fächern Geschichte, Germanistik, Leibeserziehung; seit 1970 o. Professor an der Ruhr-Universität Bochum (Sportwissenschaft/Geschichte); 1974 Gastprofessor in Amherst/USA; Mitglied der Internationalen Olympischen Akademie, der American Academy of Physical Education und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Buchveröffentlichungen u. a.: Elite für die Diktatur. Die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten 1933 bis 1945, Düsseldorf 1969; Frisch, Frei, Stark und Treu. Die Arbeitersportbewegung in Deutschland 1893— 1933, Düsseldorf 1973; Turner unterm Sternenbanner. Der Kampf der deutsch-amerikanischen Turner für Einheit, Freiheit und soziale Gerechtigkeit (1848— 1918), München 1979; Friedrich Wilhelm v. Steuben, München 1981; Geschichte der Leibesübungen, 6 Bände, Berlin 1972— 1981; Friedrich Ludwig Jahn 1778/1978, München 1978.