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Dynamiken des türkischen Nationalismus | Türkei | bpb.de

Türkei Editorial 100 Jahre Republik Türkei. Demokratie mit Höhen und Tiefen Türkeiwahlen 2023 transnational. Ein Blick auf die Türkei und Deutschland Dynamiken des türkischen Nationalismus Die Außenpolitik der „neuen Türkei“. Zwischen hegemonialem Anspruch und Anpassungsdruck Verfassungspolitik „türkischer Art“. Verfassungsänderungen als Mittel des Machtgewinns und Machterhalts in der Türkei Zur Geschichte der türkischen Frauenbewegung Schwieriger Geburtstag. Hundert Jahre nach ihrer Gründung ist die Türkei ein gespaltenes Land - Essay Karte der Türkei

Dynamiken des türkischen Nationalismus

Kemal Bozay

/ 20 Minuten zu lesen

Nationalismus ist tief in die politische Kultur der Türkei eingebettet. Als Säule des Kemalismus ist er Teil der Gründungsideologie der Republik Türkei. Doch auch weitere politische Akteure beziehen sich darauf, darunter Sozialdemokraten, Rechtsextreme und Islamisten.

Die jüngsten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Mai 2023 markierten eine Verschärfung des türkischen Nationalismus und des politischen Islam in der Türkei. Gerade in den vergangenen zwei Jahrzehnten, unter der Regierung Recep Tayyip Erdoğans, haben sich nationalistische und autoritäre Grundgedanken, begleitet von neo-osmanischen Fantasien, tief in das soziale Gefüge und die politische Landschaft der Türkei eingeprägt.

Die Ursprünge des türkischen Nationalismus gehen auf das frühe 20. Jahrhundert zurück, kurz vor dem Ende des Osmanischen Reiches. Während dieser Zeit propagierte die jungtürkische Bewegung die Vorstellung eines extremen Nationalismus. Eine bedeutende Figur in dieser Entwicklung war Mustafa Kemal Atatürk, der spätere Gründungsvater der türkischen Republik. Unter seiner Führung wurde die Ideologie des kemalistischen Staatsnationalismus etabliert, der gegenwärtig unter Erdoğan und seiner Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (Adalet ve Kalkınma Partisi, AKP) eine starke Demontage erlebt.

Historische Entwicklungen

In seiner mehr als sechshundert Jahre anhaltenden Geschichte durchlief das Osmanische Reich bedeutende ideologische Veränderungen, die seine Transformation wie seinen Niedergang stark beeinflussten. Während die religiöse Einheit unter dem Dach des Islam hergestellt war, blieb der Turkismus als Grundpfeiler des türkischen Nationalismus lange im Schatten, fand jedoch nach der Jungtürkischen Revolution von 1908 seinen institutionell-politischen Rahmen. Die einst dominierende Ideologie des Osmanismus, die auf einer multiethnischen und -religiösen Identität basierte, verlor mit der Zeit an Bedeutung. Der Niedergang des Osmanischen Reiches läutete eine neue Ära ein und ebnete gleichsam den Weg für die Verbreitung des Turkismus und des türkischen Nationalismus. Dessen Kern bestand zunächst darin, einen zentralisierten türkischen Staat zu gründen, der auf türkische Normen, Werte, Traditionen, Kultur und Erziehung basierte und von Türken dominiert werden sollte.

Unter dem Einfluss turkistischer Ideologien gründeten Mitglieder der jungtürkischen Bewegung 1908 den Türkischen Verein (Türk Derneği) und 1911 den Verein der Türkischen Heimat (Türk Yurdu Derneği), der 1912 in Türkisches Heim (Türk Ocağı) umbenannt wurde. In ihrer ideologischen Grundausrichtung strebte die turkistische Bewegung die Gründung eines „Großtürkischen Reiches“ an und verfolgte das Ziel, jene Länder zu erobern, in denen Turkvölker lebten, wie zum Beispiel auf dem Balkan und in Zentralasien. Um dies zu erreichen, beteiligte sich das Osmanische Reich unter der Führung der jungtürkischen Bewegung und ihrer ab 1913 turanistisch ausgerichteten Partei für Einheit und Fortschritt (İttihat ve Terakki Fırkası) am Ersten Weltkrieg an der Seite Deutschlands.

Der Begriff „Turanismus“ wird dabei in zwei unterschiedlichen Bedeutungen genutzt: Einerseits wird er synonym zu „Panturkismus“ im Sinne einer Vereinigung aller turksprachigen Völker verwendet. Andererseits beinhaltet er das „Streben nach einer Annäherung der ‚turanischen Völker‘", zu denen noch weitere Volksgruppen zählen, beispielsweise die finno-ugrischen. Die erstmalige Verwendung des Begriffs erfolgte 1839 in Ungarn, das seinerzeit nach seiner Identität suchte und sich zwischen dem Pangermanismus und dem Panslawismus bewegte. Die grundlegende Idee hinter dem Turanismus war die Vorstellung, dass unter anderem das ungarische Volk, das finnische Volk und die Turkvölker ursprünglich aus demselben Stamm hervorgingen, der in einem Raum namens „Turanland“ gelebt haben soll. Dieses Territorium erstreckte sich vom Pazifik bis zur Wolga. Der Soziologe Ziya Gökalp vertrat dagegen eine andere Lesart des Turanismus, die eher dem Panturkismus entspricht. Seiner Vorstellung nach umfasste der Turanismus ausschließlich die sogenannten Oğuz-Türken, also die Türken in Anatolien sowie Aserbaidschaner, Tataren, Yakuten, Kirgisen, Usbeken und Kiptschaken. Hingegen schloss er Finnen, Mongolen und Magyaren aus seinem Turan-Konzept aus.

Die „turanistische Romantik“ im Osmanischen Reich wurde zunächst literarisch ausgedrückt, vor allem in Dramen und Gedichten. Doch innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich diese romantische Strömung zu einer führenden Ideologie, die von der jungtürkischen Bewegung übernommen wurde. Vor allem in der jungtürkischen Partei sowie im Komitee für Einheit und Fortschritt setzten sich ab 1908 vermehrt autoritäre, nationalistische und panturkistische Ideologien durch. Als neue herrschende Elite im Osmanischen Reich, die während der Balkankriege (1912/13) eine Niederlage erlitten hatte, suchte sie nach einer Ideologie, die den damaligen nationalen Interessen entsprach – und fand sie in der aggressiv-expansiven Ideologie des Turanismus.

In der Formulierung des Soziologen Eugen Lemberg kann der Turanismus als eine Ausprägung des Integralen Nationalismus betrachtet werden. Diesem geht in der Regel „eine Krise des nationalen Selbstbewusstseins voraus, eine außerordentliche Bedrohung von außen, eine wirkliche Gefahr für die nationale Existenz“. Dieses Phänomen tritt typischerweise auf, wenn eine Nation eine schwerwiegende politische und/oder militärische Niederlage erlitten hat, die ihr Selbstwertgefühl verletzt und in der Folge die für den Fortbestand der Nation unentbehrliche Integrationskraft schwinden lässt. Lemberg sieht diese Faktoren im Zustand des Osmanischen Reiches und der jungtürkischen Partei für Einheit und Fortschritt um 1912/13 bestätigt. Die Jungtürken, die mit dem Ziel der „Reichsrettung“ an die Macht gekommen waren, verloren innerhalb von sechs Jahren mehr Territorium als Sultan Abdülhamid II. in 30 Jahren, was ihr Selbstbewusstsein stark verletzte und sie immer mehr in das „turanistische Abenteuer“ drängte.

Im Zuge dessen trat die regierende Partei für Einheit und Fortschritt mit dem Ziel in den Ersten Weltkrieg ein, die im Westen verlorengegangenen Gebiete durch eine Vereinigung aller Türken im „Land Turan“ im Osten zu kompensieren. Die nicht-türkischen Völker in diesem Raum stellten nach Auffassung der Machthaber allerdings ein Hindernis bei der Verwirklichung dieses Plans dar, weshalb sie schon während des Krieges mit der „Ausräumung“, „Ausrottung“ und Türkisierung anderer Völker begannen. So kam es während des Ersten Weltkrieges zum Völkermord an den Armeniern, der unter der Herrschaft der jungtürkischen Bewegung und des Komitees für Einheit und Fortschritt begangen wurde. Die Periode der Massaker und erzwungenen Todesmärsche gegen Armenierinnen und Armenier erstreckte sich hauptsächlich über die Jahre 1915 und 1916. Die geschätzte Opferzahl variiert je nach Quelle zwischen 300000 und über 1,5 Millionen Menschen. Der Historiker Edgar Hösch schreibt dazu: „Der Traum von der Errichtung eines nationalen Großreiches war nur auf Kosten der unmittelbaren Nachbarn zu verwirklichen und hat die Atmosphäre in den gegenseitigen Beziehungen vergiftet."

Kulturnationalismus

Einen großen politischen und konzeptionellen Einfluss auf den türkischen Nationalismus übte der Soziologe Ziya Gökalp (1876–1924) aus. Gökalp übernahm das Konzept der „organischen Gesellschaft“ von Émile Durkheim und übertrug es auf den Begriff „Nation“ im Osmanischen Reich. Demnach könne ein Staat nur dann fortbestehen, wenn er sich auf eine Nation stützt. So seien die Staaten, die sich anstelle einer nationalen Idee auf religiöse oder andere Elemente stützen, zum Zusammenbruch verurteilt. Anstelle einer Rettung des Osmanischen Reiches vertrat Gökalp die Auffassung, dass ein neues Staatskonzept auf der Grundlage der türkischen Nation als „organische Gesellschaft“ entwickelt werden sollte.

Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden stark beeinflusst von nationalen Bewegungen auf dem Balkan, Studien über Türken und die türkische Sprache und seiner Neigung zu Literaten und Historikern, die Ideen der kulturellen und sprachlichen Verwandtschaft beziehungsweise der Einheit der Turkvölker vertraten. Gökalp koppelte diesen „kulturellen Turkismus“ an die Idee der Einheit der Turkvölker und reicherte dieses Konzept politisch-ideologisch an. Im Rahmen des türkischen Nationsverständnisses wandelte er die unpolitische kulturelle Einheit (Kulturvolk) in eine politische Form (Staatlichkeit) um.

Gökalp verstand die Nation als eine Gemeinschaft von Individuen, die in gleicher Weise erzogen wurden und deren Sprache, Religion, Moral und Ästhetik gemein sind. Weder „Rasse“, „Stamm“, „Geografie“, „Politik“ noch „individuelle Selbstentscheidung“ prägen den Inhalt jenes türkischen Nationalverständnisses. Von zentraler Bedeutung ist die Herausbildung einer Kultur, die einem Individuum von Kindheit an vermittelt wird.

Der Grund für Gökalps Anlehnung an das von Durkheim entwickelte Konzept der Kulturnation liegt in erster Linie an der Enttäuschung über die jahrelang vorherrschende Idee des Osmanismus. Entgegen der Auffassung Gökalps hat der Osmanismus die kulturell-ethnischen Identifikationsmerkmale der im Osmanischen Reich lebenden Ethnien verdrängt und das Hauptaugenmerk auf die gemeinsame Staatlichkeit gelegt. Zugleich hat Gökalp auch Gemeinsamkeiten zwischen der deutschen Zerrissenheit vor der Reichsgründung 1871 und der Zerrissenheit der Turkvölker erkannt. Wie einst die Deutschen durch gemeinsame Sprache und Kultur geeint worden waren, sollten nun auch die Türken den gleichen Weg gehen. Jedoch hat Gökalp die vielfältigen geografischen und kulturell-sprachlichen Differenzen der Turkvölker untereinander nicht berücksichtigt.

Einen wichtigen Diskurs prägte Gökalp mit seinem 1918 erschienenen Buch „Türkisierung, Islamisierung, Modernisierung“ („Türkleşmek, İslamlaşmak, Muasırlaşmak“). Unter Berücksichtigung nationaler und religiöser Traditionen sowie westlicher Ideen entwickelte er darin eine Synthese zwischen turkistischen, osmanisch-islamischen und westlichen Bewegungen. Er wollte damit die Idee eines „zeitgenössischen islamischen Türkentums“ festigen. Seine Synthese, die ideologisch auf Kernelementen von Islam und Türkentum fußte, sollte zugleich ein Konzept für die 1923 gegründete türkische Republik werden. Rückblickend kann man feststellen, dass Gökalps Ideen auch starken Einfluss auf das in den 1970er und 1980er Jahren entwickelte Konzept der Türkisch-islamischen Synthese (Türk-Islam Sentezi) gehabt haben. Deren Kerngedanke besteht darin, die Vorstellung der Untrennbarkeit von türkisch-nationalen und islamischen Bestandteilen in der türkischen Geschichte als Staatsauffassung zu manifestieren.

Kemalistischer Nationalismus

Nach dem Sieg der Türkischen Nationalbewegung im Befreiungskrieg wurde am 29. Oktober 1923 die souveräne Republik Türkei ausgerufen und Mustafa Kemal Atatürk zu ihrem ersten Staatspräsidenten gewählt. „Zu Anfang orientierte sich der kemalistische Staat nicht an irgendeinem ökonomischen, politischen oder ideologischen System. Der Kemalismus entwickelte sich erst mit der Verwirklichung der kemalistischen Reformen, etwa in der Mitte der Ära Atatürk, zu einer eigenen Ideologie." Atatürk strebte danach, das Gesellschaftssystem grundlegend zu verändern. Seine Reformen basierten auf den aktiven Reformbestrebungen der osmanischen Tanzimat-Periode zwischen 1839 und 1876.

Atatürks Ziel bestand darin, die Türkei zu einer modernen, säkularen und westlich orientierten Nation zu entwickeln, die auf einer starken nationalen Einheit und Identität basiert. Seinen ideologischen Bezugsrahmen hatte das damals neugegründete Staatswesen in den sogenannten sechs Grundprinzipien, auf denen die späteren Reformen Atatürks beruhten und unter denen sich die Türkei entwickeln sollte: Reformismus, Republikanismus, Etatismus, Laizismus, Populismus und Nationalismus. Populismus bezieht sich, anders als die gegenwärtige Begriffsverwendung, hier auf das Prinzip der Einparteienherrschaft der von Atatürk gegründeten Republikanischen Volkspartei (Cumhuriyet Halk Partisi, CHP). Dagegen förderte sein Staatsnationalismus sowohl die nationale Unabhängigkeit der Türkei als auch die Vereinigung der darin lebenden Turkvölker. Andererseits wurde damit auch die Existenz von ethnischen Minoritäten wie Kurden oder Armeniern im Lande missachtet. Die türkische Sprache wurde zur Haupt- und Verwaltungssprache erklärt, und die Förderung der türkischen Kultur stand im Mittelpunkt der nationalen Politik Atatürks.

Damit konnte sich der kemalistische Nationalismus als herrschende türkische Staatsauffassung etablieren. Das grundlegende Ziel Atatürks war die Errichtung eines homogenen Nationalstaates und eines gemeinsamen Nationalbewusstseins, geeint durch eine gefestigte kulturelle und nationale Identität.

Völkischer Nationalismus

Mit seinen radikal völkisch-nationalistischen Ansichten und als Vordenker der extremen Rechten in der Türkei gewann Hüseyin Nihâl Atsız (1905–1975) Anfang der 1930er Jahre ebenfalls Einfluss auf die politischen Bewegungen. Als Schriftsteller, Historiker, Dichter und Aktivist galt Atsız als einer der wichtigen Vertreter des Turanismus. Er glaubte an die Schaffung eines großtürkischen Reiches, das sich von Anatolien bis nach Zentralasien erstrecken sollte. Dabei vertrat er neben rassistischen Positionen eine homogene ethno-kulturelle Definition der türkisch-nationalen Identität und betonte die kulturelle und sprachliche Verbindung der Türken über geografische Grenzen hinweg.

In seiner völkisch-nationalistischen Ideologie betonte Atsız nicht nur die türkische Kultur, sondern auch die türkische „Rasse“. Andere ethnische Gruppen sah er als minderwertig an. Diese Überzeugungen spiegelten sich in seinen Beiträgen und Gedichten wider, die er teilweise in von ihm selbst veröffentlichten Zeitschriften und Romanen publizierte.

Als überzeugter Verfechter der Überlegenheit der türkischen „Rasse“ befürwortete Atsız den Turkismus als Vorstellung einer Überlegenheit des Türkentums über alle anderen Völker. Für seine rassistische Position wurde er 1945 im sogenannten Rassismus- und Turanismusverfahren angeklagt und wich in seiner Verteidigungsrede nicht von seiner Auffassung ab:

„Ich sage es zum Schluss ganz offen: Turkismus ist Nationalismus. Rassismus und Turanismus gehören dazu. Entweder wird das Land sich auf diesen beiden Termini erheben oder untergehen. Rassismus und Turanismus widersprechen nicht der Verfassung. Da ich Rassist und Turanist bin, wird eine mögliche Verurteilung wegen Rassismus und Turanismus die größte Ehre meines Lebens darstellen."

Atsız war zwar parteipolitisch nicht aktiv, wirkte aber in verschiedenen nationalistischen Bewegungen und Vereinen mit. Er pflegte enge Beziehungen zu dem 1997 verstorbenen Führer der Partei der Nationalistischen Bewegung (Milliyetçi Hareket Partisi, MHP), Alparslan Türkeş, mit dem er 1945 im Rahmen des Rassismus- und Turanismusverfahrens angeklagt wurde. Die Beziehungen brachen ab, als Türkeş das islamische Element in der MHP stärker betonte. Zuvor veröffentlichte er 1965 die „Neun-Strahlen-Doktrin“, in der er die Grundlagen und Ziele einer nationalistischen Türkei formulierte. Die wichtigste Bedeutung der Doktrin lag jedoch in der Festigung der Autorität von Türkeş. Die Politikwissenschaftler Karl Binswanger und Fethi Sipahioğlu stellen fest, dass „Diktion und Inhalt (…) in der Tat an Hitlers ‚Mein Kampf‘ erinnern“. Anfang 1969 gründete Türkeş schließlich die MHP als militantes Sammelbecken des Rechtsextremismus in der Türkei. Trotz des Bruchs mit Türkeş wird Atsız noch immer innerhalb extrem rechter Parteien und Bewegungen hochgeschätzt, und seine politischen Texte werden weiterhin verbreitet.

Gegenwärtige Formen und Verflechtungen

In der Türkei ist Nationalismus historisch verankert. Seit der Gründung der Republik bildet er als grundlegendes kemalistisches Prinzip eine tragende Säule der Staatspolitik. Daher wird der Nationalismus in der türkischen Öffentlichkeit und unter politischen Eliten bis heute überwiegend positiv gesehen. Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, die gegenwärtigen Formen des Nationalismus in der Türkei in fünf Typen zusammenzufassen. Diese verschiedenen Ausprägungen des Nationalismus sind nicht isoliert voneinander, es gibt spezifische Anknüpfungspunkte und fließende Übergänge zwischen ihnen. Durch die Verschmelzung zu einem nicht gefestigten, aber starken Konglomerat der Nationalismen werden einzelne nationalistische Ausprägungen mitunter von einem umfassenden Chauvinismus überlagert. Davon profitiert insbesondere der radikale Rechtsnationalismus, der versucht, an andere nationalistische Diskurse anzudocken.

Kemalistischer Staatsnationalismus

Der kemalistische Nationalismus stützt sich auf den Personenkult um Mustafa Kemal Atatürk und konzipiert den Nationalismus-Begriff im Rahmen der Diskurse um Aufklärung und Laizismus. Daher war der Hauptgegenstand des Atatürk-Nationalismus bislang der Staat, der diesem Konzept verpflichtet ist. Die Ausrichtung dieses Nationalismus schwankt zwischen einem Selbstverständnis als Staatsnation und als Kulturnation. Im „Normalzustand“ der Republik überwiegt die Idee der Staatsnation. Insbesondere in Krisensituationen kann jedoch leicht die Auffassung der Kulturnation dominieren.

Die gegenwärtigen Entwicklungen zeigen, dass die kemalistischen Grundpfeiler seit der Machtübernahme von Erdoğan und seiner AKP schrittweise demontiert werden. Auch lässt sich eine enge Verflechtung zwischen Staatsnationalismus und dem islamischen Nationalismus beobachten. Gerade das Bündnis mit der rechtsextremistischen MHP führt dazu, dass die AKP in ihrer Rhetorik nationalistischer und auch verstärkt mit dem Konstrukt der Türkisch-islamischen Synthese agiert.

Sozialdemokratischer Nationalismus

Der sozialdemokratische Nationalismus kann als eine Blüte des offiziellen kemalistischen Staatsnationalismus angesehen werden. Der wichtigste Träger dieses Nationalismus-Konzepts ist die Republikanische Volkspartei CHP. Im Gegensatz zu anderen westeuropäischen sozialdemokratischen Parteien ist die CHP nicht aus der Geschichte der Arbeiterbewegung entstanden, sondern verkörperte seit der Republikgründung die Tradition einer Staatspartei. Bis in die 1990er Jahre bestand ihre soziale Basis aus Militärs, der Staatsbürokratie und der Intelligenz. Erst Anfang der 1970er Jahre erfolgte eine Hinwendung der CHP zu sozialdemokratischem Ideengut. Der türkischen Sozialdemokratie sind gegenwärtig Teile ihrer Anhänger- und Wählerschaft weggebrochen. Grund dafür war insbesondere die Koalition mit konservativ-nationalistischen Parteien Mitte der 1990er Jahre. Doch auch die Unterstützung für die Kriegspolitik in den kurdischen Gebieten und die gegenwärtig feindliche Politik gegenüber Geflüchteten waren dafür mitverantwortlich.

Mit dem 2010 gewählten Vorsitzenden Kemal Kılıçdaroğlu hat die CHP einen politischen Richtungswechsel eingeschlagen, der elektorale Durchbruch blieb jedoch aus. Im Vorfeld der Wahlen 2018 gründete die CHP zusammen mit der Guten Partei (İyi Parti, İYİ), der Demokratischen Partei (Demokrat Parti), der Partei für Glückseligkeit (Saadet Partisi), der Partei für Demokratie und Fortschritt (Demokrasi ve Atılım Partisi) und der Zukunftspartei (Gelecek Partisi) das Bündnis der Nation (Millet İttifakı). Dieses zeigte sich als Zweckbündnis, das sowohl konservativ-nationale als auch rechtspopulistische und islamistische Parteien miteinbezog. Eine Spaltung erlitt die CHP durch ihren ehemaligen parlamentarischen Fraktionsvorsitzenden Muharrem İnce, der aus der Partei austrat und im Mai 2021 die Gründung der Heimatpartei (Memleket Partisi) bekanntgab. Die Heimatpartei ist der kemalistisch-nationalistischen Linie zuzuordnen und tritt größtenteils mit einer populistischen Rhetorik auf. Unbedeutend im sozialdemokratischen Lager blieb die Demokratische Linkspartei (Demokratik Sol Parti), die zwar von 1997 bis 2002 an der Regierung beteiligt war, aber bei den Parlamentswahlen 2015 unter einem Prozent blieb. Marginal bei den Wahlen blieb auch die links-nationalistische und prorussische Vaterlandspartei (Vatan Partisi). Unter Doğu Perinçek versteht sie sich als eurasische Bewegung, die einen antieuropäischen und antiamerikanischen Kurs verfolgt. Sie besteht als ultrakemalistische Partei besonders aus Angehörigen des Militärs.

Bürgerlich-liberaler Nationalismus

Die bürgerlich-liberale Form des Nationalismus stützt sich auf die großstädtische Mittelklasse, Großunternehmer und die Besitzer von Medienmonopolen. Die Inszenierung und Idealisierung einer modernen, nach westlichem Vorbild entwickelten Lebensweise dominieren den liberalen Nationalismus. Dabei wird der Nationalstolz insbesondere aus der westlichen Lebensweise und der ökonomischen Leistung des Landes geschöpft.

Dieser kulturelle Essenzialismus, der auf der Verherrlichung dieser Lebensweise basiert, mündet in einer stark pro-westlichen Haltung. Die Protagonisten dieses sogenannten bürgerlich-liberalen Nationalismus sehen sich selbst als „Euro-Türken“, ihr Nationalstolz wird auf Verwestlichungsleistungen bezogen. Daher existiert im bürgerlich-liberalen Nationalismus nicht nur ein Klassismus gegenüber aus „unterentwickelten“ und „marginalisierten“ Teilen kommende Menschen, sondern beispielsweise auch ein verdeckter Rassismus gegenüber „unzivilisierten“ Kurden. Mit dem bürgerlich-liberalen Nationalismus hat sich die nationalistische Ideologie zu einem modernen städtischen Ideal entwickelt.

Islamischer Nationalismus

Der türkische Islam und seine unterschiedlichen Bewegungen sind im Kern nicht getrennt vom türkischen Nationalismus zu betrachten. Das Regionalmachtstreben des türkischen Nationalismus fasziniert auch den Islam und seine regionalen Bewegungen. Deren panislamische Losungen fußen auf dem Kernland Türkei, das als hegemoniales Zentrum der islamischen Welt angesehen wird. Die Glorifizierung der osmanischen Zeit, die gegenüber dem Republikanismus beziehungsweise Laizismus und dem geschichtlichen Verlauf des Turkismus hervorgehoben wird, spiegelt auch diese hegemoniale Utopie wider.

Die Mystifizierung der ökonomischen Entwicklung und die Befürwortung einer autarken Nationalökonomie sind Aspekte des Nationalismus der AKP, aber auch der islamistischen SP und der Neuen Wohlfahrtspartei (Yeniden Refah Partisi). Bei den Parlamentswahlen 2018 und 2023 hat sich unter Vorhut der AKP die Volksallianz (Cumhur İttifakı) gebildet, die auch Ergebnis einer engen Koalition mit der rechtsextremen MHP und der nationalistisch-islamistischen Großen Einheitspartei (Büyük Birlik Partisi, BBP) ist.

Im islamischen Nationalismus zeigen sich nicht nur feindliche Positionen gegenüber Armeniern und Kurden, sondern auch antisemitische Haltungen und rassistische Einstellungen gegenüber nicht-muslimischen Minoritäten wie Aleviten, Aramäer, Christen oder Jesiden.

Radikal turkistischer und rechter Nationalismus

Der radikal turkistische und rechte Nationalismus hat in den vergangenen Jahren an Dynamik gewonnen. Dieser Typus stützt sich auf die historische rassistisch-panturkistische Ideologie und ist Sprössling des offiziellen Nationalismus in seiner radikal turkistischen und rechtsextremen Variante. Bislang wurde der turkistische und rechte Nationalismus stark von Parteien wie der MHP und der BBP vertreten. Ihre Mitglieder sind insbesondere unter dem Schlagwort „Graue Wölfe“ bekannt. Doch aufgrund ihrer Koalition mit der AKP sowie durch unterschiedliche Flügelkämpfe erlitt vor allem die MHP als Mutterpartei des türkischen Rechtsextremismus eine tiefe Spaltung. Das ideologische Fundament der MHP bilden gegenwärtig die Vision eines Großtürkischen Reiches (Turan) und der „idealistische Nationalismus“ (Ülkücülük), mit einem ausgeprägten Rassismus und Antisemitismus sowie einer antidemokratischen Grundhaltung. Nach dem Tod des MHP-Führers Türkeş 1997 übernahm Devlet Bahçeli die Parteispitze. Mit ihm begann eine Neustrukturierung der MHP – auch in ihrer Politik gegenüber der AKP unter Erdoğan. Die Annäherung Bahçelis an Erdoğan löste innerhalb der MHP große Widerstände aus, darunter den Austritt führender Köpfe wie Meral Akşener, Sinan Oğan, Ümit Özdağ und Koray Aydın. Unter Vorsitz von Akşener, die zwischen 1996 und 1997 auch Innenministerin der Türkei war, wurde im Oktober 2017 die İYİ gegründet, die derzeit mit 44 Abgeordneten im Parlament vertreten ist. Die İYİ ist eine konservativ-nationalistische Partei, die dem rechtspopulistischen Spektrum zugeordnet werden kann. Kurz nach Gründung der İYİ kam es zu einer erneuten Abspaltung unter Führung von Ümit Özdağ. Dieser gründete im August 2021 die Partei des Sieges (Zafer Partisi, ZP), die in ihrer Programmatik ein Bündel an rechtspopulistischen und völkisch-nationalen Auffassungen vertritt. Bekannt wurde Özdağ auch mit seiner nationalistischen Stimmungsmache gegen Geflüchtete in der Türkei. Die ZP hat im Vorfeld der Parlamentswahlen 2023 gemeinsam mit der Gerechtigkeitspartei (Adalet Partisi), der Partei unseres Landes (Ülkem Partisi) und der Partei des Türkei-Bündnisses (Türkiye İttıfakı Partisi) das Wahlbündnis Ahnenbündnis (Ata İttifakı) geschlossen, dessen Präsidentschaftskandidat der ehemalige MHP-Abgeordnete Sinan Oğan war. Im zweiten Wahlgang erklärte Oğan seine Unterstützung für Erdoğan, wogegen Özdağ zur Wahl von Kılıçdaroğlu aufrief.

Diaspora-Nationalismus

Nachdem die AKP in den 2000er Jahren als Wahlsiegerin hervorgegangen war, begann sie unter Führung von Ahmet Davutoğlu, von 2014 bis 2016 AKP-Vorsitzender und Ministerpräsident der Türkei, mit der Umsetzung eines aktiven Konzepts der türkischen „Diaspora-Politik“, das sich vor allem auf Deutschland und Westeuropa konzentrierte. Dieses Konzept baute auf Soft-Power-Strategien auf und verfolgte eine neue außenpolitische Vorgehensweise. AKP und MHP nutzten dabei gezielt ihre parlamentarische Mehrheit, um das Wahlgesetz zu ändern, um sogenannten Auslandstürk*innen zum ersten Mal die Möglichkeit zu geben, über die türkische Politik mitzuentscheiden, ohne dafür in die Türkei reisen zu müssen.

Die Wahlergebnisse von 2018 und 2023 haben gezeigt, dass die Mehrheit der türkeistämmigen Wähler*innen in Deutschland für Erdoğan und das Wahlbündnis von AKP und MHP gestimmt haben. Dabei erhielten Erdoğan und seine Volksallianz insgesamt 64,6 Prozent der Stimmen. Der entscheidende Faktor für die Wahlerfolge der AKP und der MHP in Deutschland war die politisch-religiöse Einflussnahme durch Lobbyorganisationen, Netzwerke und religiöse sowie ultranationalistische Dachverbände. Diese Organisationen trugen maßgeblich zur Vernetzung und Mobilisierung der Interessen von AKP und MHP hierzulande bei, im Sinne eines strategisch ausgerichteten Diaspora-Nationalismus. Dennoch lassen sich die Ursachen für diesen Diaspora-Nationalismus nicht ausschließlich durch die aktuellen Ergebnisse der türkischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen erklären.

Neben den AKP-nahen Strukturen, wie der Union Internationaler Demokraten und Moscheegemeinden wie DİTİB oder die Islamische Gemeinschaft Milli Görüş, ist auch der Einfluss rechtsextremer türkischer Organisationen seit den 2000er Jahren stärker geworden. Mehr als 300 Vereine und Gemeinden sind bundesweit im Umfeld rechtsextremer und ultranationalistischer Dachverbände entstanden, die als Selbsthilfeorganisationen, Moscheegemeinden, Eltern- und Kulturvereine sowie Jugendorganisationen Einfluss auf das soziale Leben von Menschen mit Türkeibezug nehmen. In diesem Lager haben sich mit der Zeit rechtsextreme Dachverbände wie die Türk Federasyon, die Türkisch-Islamische Union Europa und die Europäisch-Türkische Union herausgebildet, die gegenwärtig in Deutschland etwa 18500 Mitglieder zählen. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, das „Europäische Türkentum“ politisch zu mobilisieren und ihnen extrem rechte Ideologien nahezubringen. Im Sinne einer konsequenten Bekämpfung von Rechtsextremismus in Deutschland hat der Bundestag im November 2020 unter dem Motto „Nationalismus und Rassismus die Stirn bieten – Einfluss der Ülkücü-Bewegung zurückdrängen“ einem parteiübergreifenden Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen zugestimmt. Darin wurde eine Reihe von Maßnahmen der politischen Bildung und Aufklärung angekündigt, jedoch auch die Prüfung eines Verbots der Vereine der „Ülkücü“-Bewegung in Deutschland.

Fasst man diese Entwicklungen zusammen, wird deutlich, dass innerhalb der Migrationsgesellschaft ein Diaspora-Nationalismus herangewachsen ist. Dieses Phänomen geht auf vielfältige auslösende Faktoren zurück und stellt somit eine Herausforderung für die politische Bildung und ihre Institutionen dar.

Zum 100. Jahrestag der Republikgründung ist es wichtig, die Komplexität des türkischen Nationalismus und seiner unterschiedlichen Formen zu begreifen und dabei einen kritischen Blick zu bewahren. Eng geknüpft an neo-osmanische und islamische Handlungsformen gewinnen nationalistische Ideen ein immer stärkeres Gewicht in der türkischen Gesellschaft. Bewertung und Umgang dieser Entwicklung erfordern weitere Analysen darüber, mit welchen Narrativen und Konstruktionen der türkische Nationalismus präsentiert wird und welchen Einfluss er auf die Gesellschaft, die Politik und die internationalen Beziehungen hat.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Fatma Müge Göçek, Die Entstehung des türkischen Nationalismus im Osmanischen Reich: Eine soziologische Betrachtung [Türkisch], in: Politisches Denken in der modernen Türkei: Nationalismus [Türkisch], Bd. 4, Istanbul 20083, S. 63–76.

  2. Vgl. Günay Göksu Özdoğan, Vom „Turan“ zum „Grauen Wolf“. Der Turkismus in der Ein-Parteien-Phase (1931–1946) [Türkisch], Istanbul 2001, S. 26ff.

  3. Zum Begriff „Panturkismus“ vgl. Jacob M. Landau, Pan-Turkism: From Irredentism to Cooperation, Istanbul 1995.

  4. Vladimir Minorsky, „Túrán“, in: Enzyklopaedie des Islam. Geographisches, Ethnographisches und Biographisches Wörterbuch der Mohammedanischen Völker, Bd. IV, Leiden–Leipzig 1934, S. 954.

  5. Vgl. Ziya Gökalp, Die Grundzüge des Turkismus [Türkisch], Istanbul 1990 [1923], S. 29ff.

  6. Zit. nach Peter Alter, Nationalismus. Dokumente zur Geschichte und Gegenwart eines Phänomens, München–Zürich 1994, S. 51.

  7. Vgl. Taner Akçam, Armenien und der Völkermord. Die Istanbuler Prozesse und die türkische Nationalbewegung, Hamburg 20042.

  8. Edgar Hösch, Geschichte der Balkanländer, Stuttgart u.a. 1968, S. 10.

  9. Vgl. Ziya Gökalp, Turkish Nationalism and Western Civilization. Selected Essays of Ziya Gökalp, hrsg. v. Niyazi Berkes, New York 1959; Kerem Ünüvar, Ziya Gökalp, in: Politisches Denken in der modernen Türkei: Nationalismus (Anm. 1), S. 28–36.

  10. Vgl. Gökalp (Anm. 5), S. 10ff.

  11. Vgl. ebd., S. 21ff.

  12. Vgl. Erol Güngör, Die türkische Kultur und der Nationalismus [Türkisch], Istanbul 1999.

  13. Vgl. Ünüvar (Anm. 9), S. 31.

  14. Vgl. Dagmar Zeller-Mohrlok, Die Türkisch-Islamische Synthese. Eine Strategie zur Kanalisierung innen-politischer und wirtschaftlicher Konflikte der Türkei in den 80er Jahren, Bonn 1992.

  15. Zit. nach Emre Kongar, Die Struktur der Türkei vom Imperium bis heute [Türkisch], Istanbul 1976, S. 106f.

  16. Vgl. Matthes Buhbe, Türkei. Politik und Zeitgeschichte. Studien zur Politik und Gesellschaft des Vorderen Orients, Opladen 1996, S. 13f.

  17. Vgl. Kemal Bozay/Hasan Kaygısız, Der neue Sultan. Die Türkei zwischen Repression und Widerstand, Köln 2017, S. 31f.

  18. Vgl. Güven Bakirezer, Nihal Atsız, in: Politisches Denken in der modernen Türkei: Nationalismus (Anm. 1), S. 352–361.

  19. Übersetzung aus dem Türkischen nach Cenk Saraçoğlu, Nihal Atsız’s World-View and its Influences on the Shared Symbols, Rituals, Myths and Practices of the Ülkücü Movement, Leiden 2004.

  20. Vgl. Alparslan Türkeş, Neun Strahlen [Türkisch], Istanbul 1995 [1965].

  21. Karl Binswanger/Fethi Sipahioğlu, Türkisch-islamische Vereine als Faktor deutsch-türkischer Koexistenz, München 1988, S. 65.

  22. Vgl. Tanıl Bora, Der schwarze Frühling des Nationalismus [Türkisch], Istanbul 1995, S. 101ff.

  23. Vgl. Baskın Oran, Der Nationalismus Atatürks [Türkisch], Ankara 1988.

  24. Vgl. Burak Çopur, Die Türkei im Nahen Osten – mit dem Eurasismus ins nächste Abenteuer?, 14.3.2018, Externer Link: http://www.bpb.de/265912.

  25. Vgl. Bora (Anm. 22), S. 110.

  26. Vgl. Kemal Bozay, Von der „defekten“ Demokratie zur Autokratie. Das politische System in der Türkei und sein Einfluss in Deutschland, in: Bürger & Staat 1–2/2023, S. 21–33, hier S. 27f.

  27. Vgl. Bora (Anm. 22), S. 120f.

  28. Vgl. Gregor Scheu/Tim Morgenstern/Dayan Djajadisastra, „Türkischer Björn Höcke“: Wie ein rechtsextremer Politiker die Katastrophe nutzt, um gegen Flüchtlinge zu hetzen, 15.2.2023, Externer Link: http://www.stern.de/33200618.html.

  29. Vgl. Sinem Adar, Eine Neubetrachtung der politischen Einstellungen türkischer Migranten in Deutschland. Analyse des Wahlverhaltens jenseits von „Loyalität gegenüber der Türkei“ und „Mangel an demokratischer Kultur“, Stiftung Wissenschaft und Politik, SWP-Studie 6/2020.

  30. Vgl. Stimmenverteilung der Deutschtürken bei den Parlamentswahlen in der Türkei am 14. Mai 2023, 17.5.2023, Externer Link: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1382792.

  31. Der Begriff „Diaspora-Nationalismus“ bezieht sich auf einen rigiden Nationalismus, der insbesondere von migrantisierten Gruppen fern von der „Heimat“ entwickelt wird. Diese Form des Nationalismus wird oft von der sogenannten Diaspora geprägt und kann politische, soziale sowie kulturelle Elemente umfassen, die die Verbindung zur Herkunftsidentität und zu vermeintlichen nationalen Gemeinschaften stärken. Es ist von Bedeutung, dass der Begriff des Diaspora-Nationalismus nicht auf die gesamte Gruppe der Menschen mit Türkeibezug übertragen werden kann, da eine homogene Charakterisierung nicht zutreffend wäre. Vgl. Benedict Anderson, Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts, Frankfurt/M. 2005.

  32. Vgl. Kemal Bozay, Türkischer Rechtsextremismus in Deutschland – die Grauen Wölfe. Antisemitisch, rassistisch und demokratiefeindlich, Berlin 2021.

  33. Vgl. ders., „Europäisches Türkentum“ als Mobilisierungsfaktor. Erscheinungsformen und Aktivitäten des türkischen Ultranationalismus in Deutschland, in: Lobna Jamal/Yaşar Aydın (Hrsg.), „Graue Wölfe“ – Türkischer Ultranationalismus, Bonn 2022, S. 84–106.

  34. Vgl. Bundestagsdrucksache 19/24388, 17.11.2020, Nationalismus und Rassismus die Stirn bieten – Einfluss der Ülkücü-Bewegung zurückdrängen, Externer Link: https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/243/1924388.pdf.

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ist Professor für Sozialwissenschaften und Soziale Arbeit an der IU Internationale Hochschule in Köln und Mitglied im dortigen Zentrum für Radikalisierungsforschung und Prävention. E-Mail Link: kemal.bozay@iu.org