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50 Jahre Marshall-Plan in Deutschland | APuZ 22-23/1997 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 22-23/1997 Der Marshall-Plan in Europa 1947-1952 50 Jahre Marshall-Plan in Deutschland Der Marshall-Plan und die ökonomische Spaltung Europas

50 Jahre Marshall-Plan in Deutschland

Hans-Jürgen Schröder

/ 30 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Das vom amerikanischen Außenminister George C. Marshall am 5. Juni 1947 angekündigte Europäische Wiederaufbauprogramm (European Recovery Program, ERP) hat sich sowohl wirtschaftlich wie politisch als überaus erfolgreich erwiesen. Im Rahmen ihrer auf Eindämmung der ideologischen und machtpolitischen Expansion der UdSSR zielenden Außenpolitik gelang es den USA, eine wirtschaftliche und politische Stabilisierung Westeuropas einzuleiten, die westeuropäischen Staaten gegen eine kommunistische Unterwanderung zu immunisieren und Impulse zur europäischen Integration zu geben. Im Kontext dieser außenpolitischen Strategie fiel Westdeutschland eine Schlüsselstellung zu. Washington betrachtete die Einbeziehung des westdeutschen Wirtschaftspotentials für die Wiederbelebung der westeuropäischen Wirtschaft für unerläßlich. Außerdem kam Deutschland als Naht-stelle der antagonistischen Mächte im Ost-West-Konflikt eine besondere politische Bedeutung zu. Für die Westdeutschen markierte die Einbeziehung in das ERP den Beginn des wirtschaftlichen und politischen Wiederaufstiegs nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Marshall-Plan mit seinem Volumen von ca. 14 Milliarden US-Dollar war allerdings kein Selbst-läufen Die amerikanische Regierung hatte daher umfangreiche Initiativen ergriffen, um sowohl in den USA (wo nach der teuren Kriegsfinanzierung nun auch dieses Geld aufgebracht werden mußte) als auch in Europa (aus politischen Gründen) für das Hilfsprogramm zu werben. In dieser Propagandakampagne wurden vier Schwerpunkte gesetzt: Dokumentation wirtschaftlicher Fortschritte im Rahmen des ERP, Intensivierung industrieller und landwirtschaftlicher Produktion, Förderung des Europagedankens und Betonung der Tatsache, daß die Hilfe aus den USA kam. Die Werbung für den Marshall-Plan hat mit dazu beigetragen, daß er im kollektiven Gedächtnis der Deutschen auch heute noch als Erfolgsgeschichte gilt. Überdies wird des Marshall-Plans in der Bundesrepublik aus guten Gründen mit besonderer Dankbarkeit gedacht. Die Gedenkreden der Bundespräsidenten und der Bundeskanzler belegen dies. In diesem Zusammenhang wird der MarshallPlan auch immer wieder zu Recht als Symbol der deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit der Nachkriegszeit begriffen. Sie setzt sich bis heute fort im German Marshall Fund ofthe United States sowie in der deutschen Marshall-Gedächtnisstiftung, die zahlreiche politische, wissenschaftliche und publizistische Austauschprogramme fördern.

Als der amerikanische Außenminister George C. Marshall am 5. Juni 1947 an der Harvard-Universität eine Initiative zum europäischen Wiederaufbau ankündigte konnte niemand ahnen, daß dies die Geburtsstunde des bisher wohl erfolgreichsten internationalen Hilfsprogramms war. Das bald Marshall-Plan genannte Europäische Wiederaufbauprogramm {European Recovery Program, ERP) wurde zum Synonym für erfolgreiche Wirtschaftshilfe überhaupt. Bezeichnenderweise wird bis heute immer wieder ein „Marshall-Plan“ als Patentrezept gefordert.

In der Bundesrepublik genießt der Marshall-Plan auch heute noch eine besonders große Popularität. Diese ergibt sich vor allem aus der engen zeitlichen Parallelität von Marshall-Plan und der Grundlegung des westdeutschen wirtschaftlichen und politischen Wiederaufstiegs nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Bundesministerium für den Marshallplan hat dies bereits im Jahre 1951 auf den Punkt gebracht: „Marshallplan und wirtschaftliche Gesundung sind heute fast zu einem Begriff verschmolzen.“ Wie stark diese Erfahrung das kollektive Gedächtnis der westdeutschen Führungseliten geprägt hat, belegen etwa Äußerungen von Juni 1947 an der Harvard-Universität eine Initiative zum europäischen Wiederaufbau ankündigte 1, konnte niemand ahnen, daß dies die Geburtsstunde des bisher wohl erfolgreichsten internationalen Hilfsprogramms war. Das bald Marshall-Plan genannte Europäische Wiederaufbauprogramm {European Recovery Program, ERP) wurde zum Synonym für erfolgreiche Wirtschaftshilfe überhaupt. Bezeichnenderweise wird bis heute immer wieder ein „Marshall-Plan“ als Patentrezept gefordert.

In der Bundesrepublik genießt der Marshall-Plan auch heute noch eine besonders große Popularität. Diese ergibt sich vor allem aus der engen zeitlichen Parallelität von Marshall-Plan und der Grundlegung des westdeutschen wirtschaftlichen und politischen Wiederaufstiegs nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Bundesministerium für den Marshallplan hat dies bereits im Jahre 1951 auf den Punkt gebracht: „Marshallplan und wirtschaftliche Gesundung sind heute fast zu einem Begriff verschmolzen.“ 2 Wie stark diese Erfahrung das kollektive Gedächtnis der westdeutschen Führungseliten geprägt hat, belegen etwa Äußerungen von Außenminister Genscher aus dem Jahre 1990, als er nach dem Zusammenbruch der DDR im Hinblick auf die zu lösenden wirtschaftlichen Probleme das Europäische Wiederaufbauprogramm als Modell empfahl: „Nach dem Zweiten Weltkrieg hat uns unser damaliger Kriegsgegner, die USA, mit einem Marshall-Plan die Anstoßfinanzierung für den Wiederaufbau gegeben. Jetzt ist ein deutscher Marshall-Plan für die DDR gefordert.“ 3

Die Schlüsselrolle Westdeutschlands

Abbildung 2

Der Marshall-Plan 4 war integraler Bestandteil der mit dem Namen George F. Kennan verknüpften Containment-Strategie der Vereinigten Staaten gegenüber der UdSSR, um deren totalitäre Herrschaft in Osteuropa einzudämmen. Es entsprach durchaus der Tradition amerikanischer Außenpolitik, die Ökonomie als Mittel zur Durchsetzung eigener Vorstellungen und als Krisentherapie einzusetzen. Insofern verfolgte das Europäische Wiederaufbauprogramm eine wirtschaftliche und politische Doppelstrategie: Die wirtschaftlichen Hilfsmaßnahmen für Europa sollten eine Stabilisierung der europäischen Volkswirtschaften bewirken; auf diese Weise sollte auch ein Mindestmaß an politischer Stabilisierung erreicht werden.

Bereits vor der Harvard-Rede Marshalls hatten die USA in Westdeutschland eine Stabilisierungspolitik eingeleitet. Der sogenannte Morgenthau-Plan hatte sich als Episode erwiesen. Die sich schon um die Jahreswende 1945/46 anbahnende pragmatische amerikanische Stabilisierungspolitik in Westdeutschland fand in der viel beachteten Stuttgarter Rede des Amtsvorgängers Marshalls, James F. Byrnes, vom 6. September 1946 ihren sichtbaren Ausdruck 5. Dennoch herrschte bei den Zeitgenossen zunächst Unsicherheit darüber, ob und in welchem Maße Deutschland am Europäischen Wiederaufbauprogramm teilhaben würde.

Aus der historischen Rückschau ist klar erkennbar, daß Deutschland bzw. Westdeutschland im Rahmen der angestrebten amerikanischen Stabilisierungspolitik in Europa -ähnlich wie nach dem Ersten Weltkrieg -im amerikanischen Kalkül eine Schlüsselfunktion zukam. Deutschland wurde aus zahlreichen wirtschaftlichen und auch politischen Gründen zum Kernstück der Washingtoner Europapolitik: 1. 2. 3. 4. 5.

Deutschland war ein wichtiges Konfliktfeld für die Genesis und Verschärfung des Ost-West-Gegensatzes.

Im Interesse der Begrenzung und Zurückdrängung sowjetischer Einflußnahme in den Westzonen schien eine Verhinderung von ökonomischem Chaos dringend geboten.

Eine ökonomische Stabilisierung der westlichen Besatzungszonen lag auch im finanziellen Eigeninteresse der USA, wenn die Finanzierung der westdeutschen Lebensgrundlagen nicht dauerhaft dem amerikanischen Steuerzahler aufgebürdet werden sollte.

Seit Anfang 1947 setzte sich innerhalb der Truman-Administration die Auffassung durch, daß bei der aus politischen und wirtschaftlichen Gründen gebotenen ökonomischen Stabilisierung Westeuropas den westlichen Besatzungszonen eine Schlüsselfunktion zukam.

Die Schwäche Westdeutschlands bot der Washingtoner Diplomatie -ähnlich wie nach dem Ersten Weltkrieg -einen Ansatzpunkt, amerikanische Ordnungsvorstellungen durchzusetzen.

Angesichts der engen Verzahnung von westdeutscher und westeuropäischer Rekonstruktion zeichnete sich hier eine Perspektive ab, auf die Politik der westeuropäischen Staaten mittelbar Einfluß zu nehmen.

Ein wirtschaftlicher Wiederaufstieg Westdeutschlands lag auch im ökonomischen Eigeninteresse der USA. Neben der Bedeutung Westdeutschlands als Absatzmarkt ist auch die Wiederbelebung von Industriekooperationen und Investitionen zu nennen. Die amerikanischen Führungseliten haben hier an die enge deutsch-amerikanische Kooperation der zwanziger Jahre angeknüpft.

Schließlich war die Entwicklung in Westdeutschland ein Testfall für den Wettbewerb der antagonistischen Systeme des Kalten Krieges. Hier konnte Washington die Überlegenheit des amerikanischen Modells besonders eindrucksvoll demonstrieren.

Hilfe zur Selbsthilfe

GEORGE C. MARSHALL FOUNDATION, ESTABLISHED 1953

Nach Bewilligung des European Recovery Program

(ERP) durch den amerikanischen Kongreß am 3. April 1948 (Economic Cooperation Act) gehörte Westdeutschland zu den wichtigsten Empfängerländern 6. Von den insgesamt rd. 14 Milliarden Dollar erhielt Westdeutschland zehn Prozent und lag damit hinter Großbritannien (25 Prozent), Frankreich (20 Prozent) und Italien (11 Prozent) 7. Umstritten bleiben allerdings die ökonomischen Wirkungen der Marshall-Plan-Hilfe. Besonders pointiert hat Werner Abeishauser Mitte der siebziger Jahre die vom Marshall-Plan ausgehenden Wachstumsimpulse in Frage gestellt 8, und danach wiederholt die These von der „Kontinuität des Wachstums der industriellen Produktion seit Beginn des Rekonstruktionsaufschwungs im Herbst 1947“ vertreten. Daher müsse die „Bedeutung der Währungsreform und der Marshallplan-Lieferungen als Treibsätze des Starts in das , Wirtschaftswunder... erheblich eingeschränkt werden“ . Bereits die Grundprämissen dieser Interpretation werden von Bernd Klemm und Günter Trittei verworfen. Mit der Behauptung, „daß Begriffe wie ökonomische Stagnation, Chaos und wirtschaftlicher Zusammenbruch nur für die Situation im Sommer 1945 angemessen seien, daß die bis in die sechziger Jahre reichende Rekonstruktionsperiode 1945/46 begonnen habe und daß bereits 1947 der entscheidende ökonomische Durchbruch erfolgt sei“, habe Abeishauser die sehr schwierige Nachkriegszeit lediglich zur Vorgeschichte des „Wirtschaftswunders“ umstilisiert und verharmlost. Nachdrücklich vertreten Klemm und Trittei die These, die Jahre 1945 bis 1948 seien „der Zeitraum einer in der jüngeren Geschichte beispiellosen sozioökonomischen Krise“ gewesen

Im Hinblick auf die von Abeishauser relativierten ökonomischen Wirkungen des Marshall-Plans konzentrieren sich Knut Borchardt und Christoph Buchheim auf eine mikroökonomische Betrachtung. Am Beispiel der Textilindustrie und der Stromerzeugung kommen sie unter anderem zu dem Ergebnis, „daß die ersten Baumwoll-Lieferungen aus Marshallplan-Mitteln, obgleich sie verhältnismäßig spät in Westdeutschland eingetroffen sind, einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der Währungs-und Wirtschaftsreform geleistet haben“. Überdies hätten die „Marshallplan-Gegenwertmittel den Kapazitätsausbau der Stromerzeugungsanlagen wesentlich beschleunigt und damit zu einem rascheren Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Produktion beigetragen“

Ungeachtet der von einigen Schlüsselindustrien ausgehenden Wachstumsimpulse hält Abeishauser an seiner Position im Prinzip fest. Allerdings ist er in der Auseinandersetzung mit den kritischen Gegenpositionen inzwischen bereit, den westdeutschen Wiederaufstieg deutlicher in den Gesamtzusammenhang der amerikanischen Stabilisierungspolitik zu stellen. Der Marshall-Plan habe zwar „nicht die Initialzündung für den Wiederaufbau der westdeutschen Wirtschaft“ gegeben, „wohl aber hat dieselbe amerikanische Stabilisierungspolitik für Europa, die den Marshall-Plan hervorbrachte, am Anfang des Wiederaufstiegs gestanden“. Insgesamt gesehen habe der Marshall-Plan „im wahrsten Sinne des Wortes Hilfe zur Selbsthilfe“ geleistet: Er habe „Westdeutschland in die Lage versetzt, aus eigener Kraft wieder aufzustehen und dabei zur Stabilisierung Westeuropas beizutragen“

Bei der Bewertung des Marshall-Plans wird man sich allerdings nicht auf die quantifizierbaren ökonomischen Größen beschränken dürfen. So ist zu Recht betont worden, daß sich seine Bedeutung „keinesfalls allein an Menge und Qualität der direkten Hilfe festmachen“ lasse: „So wichtig etwa die Beseitigung von Engpässen durch Marshallplan-Lieferungen im deutschen Fall war, so elementar war die Instrumentalisierung dieser Mittel bei der Reintegration der Bundesrepublik in das europäische Handelssystem.“ Die dadurch ermöglichte Rückkehr Deutschlands auf den Weltmarkt war eine Voraussetzung für das „Wirtschaftswunder“ der fünfziger Jahre. Es handelt sich hier um mittel-und langfristige Faktoren, die über den Zeitraum der eigentlichen MarshallPlan-Hilfe hinausgreifen, in einer Gesamtwürdigung der ökonomischen Wirkungen des ERP aber zu berücksichtigen sind.

Für die Anfangsphase des Marshall-Plans ist es darüber hinaus erforderlich, die psychologischen Wirkungen zu berücksichtigen, weil diese das Verhalten aller am Wirtschaftsprozeß Beteiligten beeinflussen. Unter diesem Gesichtspunkt war bereits die Ankündigung eines Hilfsprogramms durch die führende Wirtschaftsmacht der Welt von großer Bedeutung. Marshall hatte in seiner Rede diesen Punkt angesprochen, als er dafür warb, „das Vertrauen der europäischen Völker in die wirtschaftliche Zukunft ihres eigenen Landes und Europas als Ganzem wiederherzustellen“

Die psychologischen Impulse des Marshall-Plans sind von den Führungseliten in Wirtschaft und Politik wiederholt betont worden. So bilanzierte die Industrie-und Handelskammer Frankfurt Ende 1960: „Man schöpfte nach der Initiative von George C. Marshall wieder Hoffnung, und man hatte ein Ziel, für das es sich lohnte zu arbeiten. So war es nicht nur die materielle Hilfe, die der Marshall-Plan brachte, es war auch der moralische Impuls, der in ihm lag, die zusammen mit der Währungsreform vom Juni 1948, den Weg in unseren wirtschaftlichen Wiederaufstieg in Freiheit bereiteten.“ Die hier angesprochenen psychologischen Aspekte des Marshallplans bilden zugleich eine Klammer zwischen den ökonomischen und politischen Wirkungen des ERP.

Westintegration und dreifache Eindämmung

Die vielfältigen politischen Wirkungen des ERP für Westdeutschland sind von der neueren Forschung wiederholt herausgearbeitet worden. In innenpolitischer Hinsicht war der Marshall-Plan zunächst „Antriebsmoment für die Errichtung der Bundesrepublik als separater Weststaat“ und zugleich ein Vehikel für die Gestaltung der Wirtschafts-und Gesellschaftsordnung im amerikanischen Sinne. Für die Außenpolitik der Bundesrepublik war der Marshall-Plan in mehrfacher Hinsicht von großer Bedeutung. Das gilt sowohl für den westdeutschen politischen Wiederaufstieg als auch für die prinzipielle Weichenstellung zur Westorientierung. Die Einbeziehung Westdeutschlands in das ERP ermöglichte deutschen Politikern und Wirtschaftsexperten bereits in der Gründungsphase der Bundesrepublik die „Rückkehr auf die internationale Bühne“

Dieser Aspekt ist von der Bundesregierung auch öffentlich betont worden. Das Europäische Wiederaufbauprogramm habe die „ersten Möglichkeiten“ geboten, „internationale Beziehungen wieder anzuknüpfen, deutsche Auffassungen und Ideen über gemeinsame europäische Belange darzulegen und an ihrer praktischen Verwirklichung mitzuarbeiten“. Die „vorbehaltlose Aufnahme und die gleichberechtigte Zusammenarbeit der deutschen Delegation in Paris umschloß nicht nur die de jure und die de facto Anerkennung der jungen deutschen Republik als Subjekt des Völkerrechts, sondern bedeutete implicite auch den ersten Schritt auf dem Wege zur Souveränität des neuen Staatswesens“

Dieser westdeutsche Souveränitätszuwachs ist von der Washingtoner Politik allerdings in ihrem Sinne kanalisiert worden. Die Grundausrichtung der westdeutschen Außenpolitik wurde durch den Marshall-Plan entscheidend vorgeprägt. Bereits vor Gründung der Bundesregierung war Westdeutschland durch die Beteiligung am MarshallPlan in ein transatlantisch-westeuropäisches Beziehungsgeflecht einbezogen und damit gewissermaßen auf den Westen „eingepolt", wie vor allem Manfred Knapp in zahlreichen Beiträgen überzeugend dargelegt hat Mit dem Konzept der Westintegration hat die amerikanische Diplomatie die aus dem westdeutschen Wiederaufstieg resultierenden Sicherheitsprobleme, die besonders von der französischen Diplomatie artikuliert wurden, in subtiler Weise gelöst. Während die ökonomische und politische Stabilisierung Westdeutschlands und schließlich auch die spätere Entscheidung für einen westdeutschen Wehrbeitrag wesentlicher Bestandteil der Politik des Containment gegenüber der Sowjetunion war, sollte die Westbindung der zweiten deutschen Republik auch dazu dienen, das deutsche Potential einzudämmen, um Sicherheit vor Deutschland zu erlangen. Diese von Wilfried Loth zu Beginn der achtziger Jahre als „doppelte Eindämmung“ charakterisierte politische Strategie ist Ende der achtziger Jahre von Wolfram Hanrieder dem englischsprachigen Publikum präsentiert und damit erst international populär gemacht worden Selbstverständlich ist dieses in den amerikanischen Akten klar belegte Element einer Sicherheitspolitik gegenüber Deutschland von Washington aus bündnispoliti-sehen Rücksichtnahmen öffentlich nicht herausgestrichen worden. Auch die westdeutschen Politiker hatten kein Interesse daran, ihre außenpolitischen Erfolge negativ zu befrachten. Noch im Jahre 1958 erklärte der amerikanische Außenminister John Foster Dulles vor dem Nationalen Sicherheitsrat, es gelte, die Deutschen daran zu hindern, ein drittes Mal das zu tun, was sie 1914 und 1939 getan hätten

Allerdings greift der Begriff der „doppelten Eindämmung“ zu kurz. Man sollte eher von einer dreifachen Eindämmung sprechen, denn zum Containment der Sowjetunion und der Eindämmung deutscher machtpolitischer Ambitionen trat die mit dem Namen Konrad Adenauer verknüpfte Politik der Selbsteindämmung. Unlängst hat Rainer Barzel daran erinnert, daß „Adenauers Sicherheitspolitik zuerst eine Politik war, die dem deutschen Volk Sicherheit vor sich selbst“ geben sollte

Im Rahmen der mit dem Marshall-Plan eingeleiteten Westintegration wurde die Bundesrepublik auch in die westlichen Verteidigungsanstrengungen einbezogen, weil seit dem Ausbruch des Korea-Krieges am 25. Juni 1950 militär-und sicherheitspolitische Überlegungen gegenüber den zivilen Hilfsprogrammen Priorität erhielten Das galt auch für die Bundesrepublik. Die Fortschreibung der mit dem Marshall-Plan inaugurierten Auslandshilfe wurde dann 1951 bezeichnenderweise als Mutual Securiy Act (MSA) vom amerikanischen Kongreß verabschiedet. Ähnlich wie bei der Genesis des ERP fiel der Mobilisierung des westdeutschen Potentials in den amerikanischen Planungen für eine Intensivierung der Verteidigungsanstrengungen eine Schlüssel-funktion zu. Für den zeitgenössischen Beobachter war dies in beiden Fällen nicht erkennbar, weil es nur wenige Jahre nach Kriegsende nicht opportun erschien, diese (militärische) Bedeutung West-deutschlands öffentlich zu diskutieren. Ein gutes Beispiel hierfür bietet der primär für die amerikanische Öffentlichkeit 1952 produzierte Film „Your Eighty Dollars“ Hier wird der Übergang von zivilen zu militärisch-sicherheitspolitischen Zielsetzungen eindrucksvoll visualisiert. Der MarshallPlan habe den größten Teil Europas vor dem Kommunismus bewahrt und damit die Voraussetzungen für die Verteidigung der freien Welt geschaffen. Es wurde eine Intensivierung der Verteidigungsanstrengungen gefordert, allerdings ohne einen Hinweis auf die Bundesrepublik.

Reaktionen auf das ERP in Westdeutschland

Das amerikanische Hilfsprogramm stieß in Westdeutschland bereits unmittelbar nach seiner Ankündigung auf eine breite Zustimmung Drei Gründe sind hierfür in erster Linie zu nennen: Die Lebenssituation der meisten Deutschen war immer noch katastrophal; aufgrund der enormen Wirtschaftskraft der Amerikaner hatte das amerikanische Programm ein Höchstmaß an Glaubwürdigkeit; und schließlich gab es zum Marshall-Pan keine realistische Alternative. Die Frankfurter Rundschau hat diese Alternativlosigkeit besonders prägnant formuliert: „Es ist eine hoffnungslose Illusion zu glauben, daß wir anders als mit fremder Hilfe aus dem Sumpf herauskommen, und so wenig wir ideologische Maßstäbe ansetzen, wenn uns Amerika mit Lebensmitteln hilft, so wenig darf es uns alterieren, daß die Hilfe im Rahmen des europäischen Wiederaufbauplanes unter Bedingungen gegeben wird, die dem amerikanischen Wirtschaftssystem entsprechen. Keine politische Propaganda kann uns dazu bringen, in der. amerikanischen Hilfe etwas anderes zu sehen als den einzigen Weg zu einem Leben der Normalisierung in Deutschland. Dazu gehört auch, daß wir ohne Angst und Furcht so leben, wie etwa ein Mensch in Amerika.“ Eine Presseanalyse bestätigt insge-samt die große psychologische Wirkung des Marshall-Plans in der westdeutschen Öffentlichkeit.

Auch von den politischen Führungseliten wurde das Europäische Wiederaufbauprogramm prinzipiell begrüßt. Das gilt vor allem für den Bundeskanzler. In seiner ersten Regierungserklärung hat Adenauer die große Bedeutung des Marshall-Plans herausgestrichen und dem amerikanischen Volk gedankt: „Ich glaube nicht, daß jemals in der Geschichte ein siegreiches Land es versucht hat, dem besiegten Land in der Weise zu helfen und zu seinem Wiederaufbau und zu seiner Erholung beizutragen, wie das die Vereinigten Staaten gegenüber Deutschland getan haben und tun.“ Eine spätere Geschichtsschreibung werde dies höher veranschlagen als die Kriegsanstrengungen der Vereinigten Staaten Adenauer hat hier für die Zeitgenossen einen wichtigen Akzent gesetzt und darüber hinaus auch für seine Nachfolger im Bundeskanzleramt den Tenor späterer Gedenkreden vorgegeben.

Die insgesamt positive Rezeption des Marshall-Plans durch die politischen Entscheidungsträger der jungen Republik (abgesehen von der Polemik der KPD) belegen die Bundestagsdebatten über das deutsch-amerikanische Wirtschaftsabkommen vom 15. Dezember 1950, das im Bundestag eine breite Zustimmung fand Zwar war im Vorfeld der Ratifizierungsdebatte zunächst Kritik am Vertragsinhalt aufgekommen, diese wurde von den Vertretern der nichtkommunistischen Parteien jedoch aus übergeordneten politischen Gründen zurückgestellt Namentlich die außenpolitische Komponente hat der CDU-Abgeordnete Pünder herausgestellt: Das Abkommen enthalte „über seinen rein wirtschaftlichen Inhalt hinaus eine starke außenpolitische Note“. Wenn man die „schroff ablehnende Haltung des Ostens gegen diese westlichen Aufbaupläne für Europa“ bedenke, bedeute das Abkommen „ein starkes Bekenntnis zum Westen“

Die amerikanischen Diplomaten haben die Rezeption des Marshall-Plans in Deutschland im einzelnen verfolgt und detaillierte Berichte nach Washington gesandt Allerdings beschränkte sich die amerikanische Politik nicht auf das Beobachten. Die Vertreter Washingtons haben das Image des Marshall-Plans auch aktiv mitgestaltet.

Werbung für den Marshall-Plan

Der Marshall-Plan war kein Selbstläufen Die Washingtoner Regierung hat daher umfangreiche Anstrengungen unternommen, um sowohl in den USA als auch in Europa für das Hilfsprogramm zu werben. In den USA mußten Kongreß und Öffentlichkeit von der Notwendigkeit eines umfassenden Hilfsprogramms erst überzeugt werden. Das renommierte New Yorker Council of Foreign Relations wurde zum Exponenten dieser Öffentlichkeitsarbeit, die sich vor allem in dem eigens gegründeten Marshall-Plan-Komitee manifestierte

Mit Anlaufen des Marshall-Plans hat die amerikanische Regierung auch in Europa eine breit angelegte und für Friedenszeiten beispiellose Propagandakampagne in Gang gesetzt, die sich aller verfügbaren Medien bediente: Zeitungen, Plakate, Postkarten, Aufkleber, Radiosendungen und Film-programme. Inhaltlich hatte diese von der zeitgeschichtlichen Forschung bisher kaum beachtete Werbung vier Schwerpunkte: Dokumentation wirtschaftlicher Fortschritte im Rahmen des ERP, Intensivierung industrieller und landwirtschaftlicher Produktion, Förderung des Europagedankens und ständige Erinnerung an die Tatsache, daß die Hilfe aus den USA kam. Dabei bedienten sich Missionen der Economic Cooperation Administration(EGA) in den Empfängerländern durchaus moderner Marketing-Methoden. Durch einen 1950 europaweit ausgeschriebenen Plakatwettbewerb sollte beispielsweise in der Öffentlichkeit der Gedanke der innereuropäischen Kooperation gestärkt werden Den ersten Preis erhielt aus den über 10 000 Einsendungen der Entwurf des Niederländers Reyn Dirksen „All Our Colours to the Mast“ Das Plakat erlangte große Popularität, die jetzt dadurch eine Renaissance erfahren hat, daß die George C. Marshall Foundation in Lexington (Virginia) seine aus Anlaß des 50jährigen ERP-Jubiläums produzierten T-Shirts mit diesem Emblem versehen hat.

Eine für die Rekonstruktion der amerikanischen Propaganda für den Marshall-Plan wichtige Quelle sind die von der Informationsabteilung der ECA-Mission in Paris -ab 1952 von der Nachfolgeorganisation Mutual Security Agency (MSA) -produzierten oder in Auftrag gegebenen Filme über Ziele und Wirkungen des ERP In den Jahren 1948 bis 1953 entstanden nahezu 200 MarshallPlan-Filme, die überwiegend für europäische Zuschauer bestimmt waren Diese Filme, die in der Regel eine Spieldauer von 10 bis 30 Minuten haben, vermitteln einen vorzüglichen Einblick in die Bemühungen der amerikanischen Diplomatie, die Erfolge des ERP und den Beitrag der USA zum europäischen Wiederaufbau zu visualisieren. Da das Fernsehen in Europa noch in den Anfängen steckte, wurden die Filme an ausgewählte Zielgruppen verliehen und zum Teil als Beiprogramme in Kinos gezeigt. In Westdeutschland waren sie über den US Information Service und die Landesbildstellen zugänglich.

In Westdeutschland bestand überdies die Möglichkeit, über die britisch-amerikanische Wochenschau „Welt im Film“ (WiF) das Kinopublikum unmittelbarer als in den anderen europäischen Staaten im amerikanischen Sinne zu beeinflussen So überrascht es nicht, daß hier der Marshall-Plan durchgehend als Erfolgsstory präsentiert wurde. Bereits im Jahresrückblick 1948 -die ERP-Lieferungen waren gerade erst angelaufen -konstatierte die Wochenschau eine vom Marshall-Plan bewirkte „Leistungssteigerung der westdeutschen Industrie, die bereits einen Stand von 75 Prozent des Jahres 1936 erreichte“ Ein Jahr nach der Verabschiedung des Hilfsprogramms durch den amerikanischen Kongreß wurde die „überall wahrnehmbare wirtschaftliche Erholung und Ankurbelung“ betont 1950 wurde in der Wochenschau wiederholt darauf hingewiesen, Westdeutschland habe seit Beginn des ERP die Produktion „mehr als verdoppeln können“

Nach dem zweijährigen ERP-Jubiläum resümierte „Welt im Film“: „Überall in Berlin und in Westdeutschland wird anläßlich des zweijährigen Jubiläums des Europäischen Wiederaufbauprogramms eine erfreuliche Rechenschaft abgelegt.“ Im Bild ist eine Maschine mit der Zahl 100 zu sehen, die offensichtlich den Produktionsfortschritt veranschaulichen soll. Die Verpackungskiste daneben trägt die Aufschrift „Mit ERP-Mitteln gebaut“ Die von „Welt im Film“ präsentierte Erfolgsgeschichte des Marshall-Plans begnügte sich freilich nicht mit gesamtwirtschaftlichen Angaben oder Berichten über Produktionsfortschritte in Schlüsselindustrien. Auch die Erfüllung individueller Konsumentenwünsche war Gegenstand der Berichterstattung. So verband die Wochenschau die Ankunft von Maschinen zur Produktion von Nylonstrümpfen mit dem Hinweis, daß sie einen „Wunschtraum jeder Frau“ erfüllen könnten

Welch große Bedeutung die amerikanische Regierung der Propaganda für den Marshall-Plan beimaß, dokumentieren auch die bilateralen Abkommen der USA mit den jeweiligen Empfängerländern, in denen Washington die Werbung für den Marshall-Plan vertraglich absicherte. So kamen Washington und Bonn im deutsch-amerika-nischen Wirtschaftsabkommen vom 15. Dezember 1949 überein, „daß es in ihrem beiderseitigen Interesse liegt, die Öffentlichkeit weitgehendst über die Ziele und Fortschritte des gemeinsamen Programms für den europäischen Wiederaufbau und alle zur Förderung dieses Programms unternommenen Schritte zu unterrichten“

In Westdeutschland kam es zu einer breit angelegten Informationskampagne, die zu einem wesentlichen Teil von Wanderausstellungen getragen wurde mit dem Ziel, die Bevölkerung mit „Ursprung, Funktion, Aufgaben und Erfahrungen des Europäischen Wiederaufbauprogramms vertraut zu machen“. Es sollte der „große Einfluß gezeigt werden, den das ERP auf die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Bundesrepublik nimmt“, kommentierte beispielsweise die hessische Landesregierung eine Wanderausstellung. Sie sei „zugleich eine Propagandaveranstaltung für die gemeinsame Sache Europas“ Die Bundesregierung hat sich von dem durch die nationalsozialistische Politik diskreditierten Propagandabegriff gegenüber der Öffentlichkeit allerdings distanziert. Der Bundesminister für den Marshallplan habe die „Marshallplan-Publizität von Anfang an nicht im Sinne einer auf Propaganda zu richtenden Tätigkeit aufgefaßt. Er ist bestrebt gewesen, durch sachliche Unterrichtung -im Sinne echter Demokratie oder auch im Sinne dessen, was in den Vereinigten Staaten unter , public relations’ oder , political relations’ verstanden wird -das Vertrauen und die Mitarbeit der deutschen Öffentlichkeit zu gewinnen.“

Eine besonders wirksame Werbeaktion war der Marshall-Plan-Ausstellungszug, für den am 14. September 1950 in Bonn Bundespräsident Heuss, Vizekanzler und Bundesminister für den Marshallplan Blücher sowie der stellvertretende amerikanische Hochkommissar Hays das Startsignal gaben. Bereits auf seiner ersten Fahrt machte der Zug in 50 Städten Station. In den Ausstellungswagen wurde durch Schautafeln und Filmvorführungen detailliert über Wirkungen des ERP in den einzelnen Teilnehmerstaaten und insbesondere in der Bundesrepublik informiert. Die umfangreichen Ausstellungsaktivitäten von Bundesregierung, Landesregierungen und ECA sind in einer großen Sammlung von Fotos dokumentiert, die im amerikanischen Nationalarchiv zugänglich ist

Im Rahmen der Werbung für den Marshall-Plan fiel Berlin eine besondere Rolle zu. Als „Vorposten“ des freien Europa bot West-Berlin günstige Gelegenheiten, der gegen das ERP gerichteten kommunistischen Agitation entgegenzuwirken. Diese suchte in Anlehnung an die sowjetische Polemik das Hilfsprogramm als Instrument des amerikanischen Imperialismus zu geißeln. Zugleich wurde die Parole ausgegeben: „Wir brauchen keinen Marshallplan, wir kurbeln die Wirtschaft selber an.“ Diesen kommunistischen Thesen wurde in Berlin besonders energisch entgegengearbeitet. Dies manifestierte sich unter anderem in dem zur Berliner Industrieausstellung im Herbst 1950 eröffneten ERP-Pavillion. Hier bestand die Möglichkeit, Besucher aus dem Ostteil der Stadt bzw. aus der DDR unmittelbar über Ziele und Erfolge des ERP aufzuklären. Über die insgesamt positiven Reaktionen der Besucher auf die vom Marshall-Haus angebotenen Informationen hat die Hohe Kommission ausführlich berichtet Der besonderen Lage Berlins, die durch die Blockade 1948/49 eine dramatische Zuspitzung erfahren hatte, suchte man im übrigen auch durch ein Notprogramm mit Marshall-Plan-Hilfe gerecht zu werden. Dem Wohnungsbau fiel hier als besonders augenfälliger Beweis für den Wiederaufbau eine zentrale Rolle zu

Die amerikanischen Dienststellen haben die in Deutschland realisierten ERP-Werbekampagnen genau beobachtet und sich bemüht, deren Wirkungen in detaillierten Stimmungsberichten festzuhalten. In einem Bericht vom Oktober wurden zwar Erfolge in der Aufklärungsarbeit gemeldet, zugleich aber weitere Aktivitäten gefordert, um die deutsche Öffentlichkeit noch besser über die amerikanischen Hilfslieferungen zu informieren Offenbar sollten die Deutschen nachdrücklich daran erinnert werden, daß die Politik der USA die Grundlage des westdeutschen Wirtschaftsaufschwungs begründete. Immerhin bleibt festzuhalten, daß die von Ludwig Erhard mit herausgegebene Zeitschrift „Währung und Wirtschaft“ nach Gründung der Bundesrepublik gegen den Marshall-Plan einen, wie Gerd Hardach zugespitzt formuliert, „erbitterten Meinungskrieg“ führte, um die hausgemachten Erfolge neoliberaler Wirtschaftspolitik stärker herauszustreichen

Erinnern an den Marshall-Plan

Die Werbung für den Marshall-Plan wird in den Vereinigten Staaten bis zur Gegenwart in Gedenkveranstaltungen fortgeschrieben. Jahrestage haben hierzu regelmäßig Anlaß gegeben. Bereits zwei Jahre nach der berühmten Harvard-Rede des amerikanischen Außenministers prophezeite Präsident Truman, daß Marshall als eine jener Persönlichkeiten in die Geschichte eingehen werde, „die eine neue Ära der gemeinsamen Arbeit zur Erhöhung des Wohlstandes aller Menschen ins Leben riefen“ Präsident Eisenhower erinnerte im Juni 1957 an den großen Erfolg des ERP. Zehn Jahre nach Ankündigung des Marshall-Plans habe die wirtschaftliche Gesundung des freien Europas bemerkenswerte Fortschritte gemacht, die von einem hohen Maß an politischer Stabilität, militärischer Macht und geistiger Vitalität begleitet seien

In der Bundesrepublik ist des Marshall-Plans immer wieder mit besonderer Intensität gedacht worden. Bundespräsidenten und Bundeskanzler haben die Öffentlichkeit des öfteren an die Bedeutung des ERP für Deutschland in Dankbarkeit erinnert. Zum 20. Jahrestag sprach Kurt Georg Kiesinger von „einer der größten politischen Leistungen dieses Jahrhunderts“ Willy Brandt bewertete den Marshall-Plan als „Programm, das ohne Zögern als genial bezeichnet werden darf“. George Marshall habe mit seinem Plan „das verschüttete Selbstbewußtsein Europas“ aufgerüttelt und vielen Bürgern des alten Kontinents „einen konkreten Anstoß“ gegeben, „um die Vision eines einigen und dauerhaft befriedeten Europas von den Sternen auf die Erde herunterzuholen“ Helmut Schmidt dankte dem amerikanischen Volk und seiner Regierung für die „großherzigen Leistungen, die uns in einer der schwierigsten Zeiten des Hungers, der Zerstörung und der scheinbaren Chancenlosigkeit unseres Volkes als Hilfe zur Selbsthilfe zuteil geworden sind. War doch der Marshall-Plan die Initialzündung für den Wiederaufbau eines zerstörten Landes, das zuvor andere Länder mit Zerstörung überzogen hatte.“

George Marshall habe dazu beigetragen, so Helmut Kohl im Juni 1987, „daß die Europäer und besonders wir Deutsche in einer Zeit bitteren Elends, Hoffnung und Zukunftsglauben zurückgewinnen konnten“. Der Marshall-Plan bleibe „jenen Menschen unvergeßlich, die das Leid und die Not der Nachkriegszeit selbst miterlebt haben -unvergeßlich als ein Dokument staatsmännischer Weitsicht mit mitmenschlicher Anteilnahme“ Kurz darauf erklärte Richard von Weizsäcker anläßlich der 350-Jahr-Feier der Harvard-Universität: „Der Marshall-Plan hat Großes, Entscheidendes zuwege gebracht. Er hat neues Leben in Europa begründet. Die Völker, die in seinen Genuß gekommen sind, sind frei und souverän.“ Von Weizsäcker bezeichnete den Marshall-Plan als das „bisher erfolgreichste Beispiel für eine Politik der Hilfe zur Selbsthilfe“, George Marshall sei in „unserem Jahrhundert zur Symbolfigur für die Werte geworden, um deretwillen wir die Vereinigten Staaten bewundern und liebengelernt haben“

Die Serie der diesjährigen Würdigungen zum 50. Jahrestag hat Bundespräsident Herzog eröffnet. Er bezeichnete die Wirkungen des Europäischen Wiederaufbauprogramms als eine „beispiellose Erfolgsgeschichte“ und die Finanzhilfen der USA als die „am besten angelegten 14 Milliarden Dollar der jüngeren Geschichte“

Die Deutschen haben ihrer Dankbarkeit für die im Rahmen des ERP gewährten Hilfe wiederholt auch sichtbaren Ausdruck verliehen. Die Industrie-und Handelskammer der Stadt Frankfurt faßte zu Beginn der sechziger Jahre den Beschluß, George Marshall durch Errichtung eines Denkmals an „hervorragender Stelle unserer Stadt zu ehren und so sein Wirken vor der Vergessenheit zu bewahren“ Gestaltet wurde das Marshall-Plan-Denkmal als eine „Brunnen-Komposition“ mit 50 wasserspeienden Quellen, „die einzelnen nordamerikanischen Staaten symbolisierend“. Die auf dem Brunnenbecken liegenden drei weiblichen Gestalten aus Bronze zeigen die aus der griechischen Mythologie bekannten drei Grazien, die das Geben, Nehmen und Danken symbolisieren sollen. „Diese sehr übersetzte Form des Gedenkens an einen Mann und seine Tat“, erläuterte der Künstler, „will mir für unsere Zeit allein richtig erscheinen“. Die seit Kriegsende immer klarer werdende Erkenntnis, „daß nationale Egoismen dem Gedanken einer gesamten westlichen Welt übergeordnet werden müssen und im Völkerleben ein Überpersönliches die bestimmende Rolle übernimmt“, habe ihn veranlaßt, in einer „überpersönlichen Art das Gedenken wach zu halten an George C. Marshall“ Auf einem der Gedenksteine ist dies im Klartext formuliert: Der „Marshall-Plan der Jahre 1948-1952 hat unser Land, das vernichtet war, wieder zum Leben geführt“

Zum 25. Jahrestag der Harvard-Rede des amerikanischen Außenministers hatte die Bundesrepublik einen besonders beeindruckenden Akzent gesetzt. Mit Zustimmung aller im Bundestag vertretenen Parteien schuf die Bundesregierung die finanziellen Voraussetzungen für die Errichtung einer jetzt mit 250 Millionen DM ausgestatteten Marshall-Gedächtnisstiftung. Bei dem in Washington ansässigen German Marshall Fund of the United States handelt es sich um eine unabhängige amerikanische Organisation, die sich schwerpunktmäßig folgenden Aufgaben widmet: vergleichende Studien zu Problemen der hochindustrialisierten Länder; Studium weltpolitischer Fragen, soweit sie das amerikanisch-europäische Verhältnis berühren; Unterstützung des Fachgebietes „Europäische Studien“ Präsident Nixon wertete in seiner Dankes-botschaft die „großzügige deutsche Marshall-Gedächtnisstiftung“ als eine Bereicherung jener „Bande innerhalb der Atlantischen Gemeinschaft“, für die der Marshall-Plan die Voraussetzungen geschaffen habe

Inzwischen kann der German Marshall Fund auf 25 Jahre erfolgreicher Arbeit zurückblicken. Durch Austauschprogramme für Politiker, Wirtschaftler, Journalisten und Wissenschaftler sowie durch die Unterstützung von Fachtagungen wurden zahlreiche transatlantische Kontakte vor allem auch jüngerer Führungskräfte ermöglicht. Seit 1989 hat der German Marshall Fund auch Reform-programme für die sich im Aufbau befindenden Demokratien Osteuropas entwickelt.

Marshall-Plan als Modell?

Der große Erfolg des Marshall-Plans hat dazu geführt, daß zur Lösung wirtschaftlicher Probleme im Ausgang des 20. Jahrhunderts immer wieder auf die Erfolge des European Recovery Program in der Mitte unseres Jahrhunderts verwiesen wurde und wird. Hinweise auf den Marshall-Plan werden zu einer griffigen Wunschformel für die Lösung nationaler und internationaler Wirtschaftsprobleme Dem Marshall-Plan wird ein universeller Modellcharakter zugewiesen. Dies kann allerdings vor allem in bezug auf die nicht industrialisierten Staaten zu Fehldeutungen führen. Es ist in diesem Zusammenhang daran zu erinnern, daß es sich um ein auf Westeuropa konzentriertes Wiederaufbauprogramm handelte. Die Architekten des ERP haben daran keinen Zweifel gelassen. Ziel war der politisch und ökonomisch motivierte Wiederaufbau Westeuropas auch als Voraussetzung einer funktionierenden Weltwirtschaft. Es ging nicht um strukturelle Veränderungen, sondern um eine Initialzündung zur Wiederbelebung der vorhandenen industriellen und landwirtschaftlichen Kapazitäten. Das ERP war kein Entwicklungshilfeprogramm und ist daher auf die Gegenwartsprobleme der „Dritten Welt“ nicht anwendbar. Von führenden Politikern der USA ist dies wiederholt klargestellt worden Bei der gegenwärtigen Rückbesinnung kommt es vielmehr darauf an, die von der amerikanischen Diplomatie seinerzeit intendierte Initialzündung -eine Hilfe zur Selbsthilfe -zu aktualisieren. Zu Recht ist unlängst eine „neue Marshall-Mentalität“ eingefordert worden. Diese „verpflichtet uns nicht zur karitativen Geste, sondern zur wohldosierten Hilfe zur Selbsthilfe, im rechten Augenblick und letztlich auch im wohlverstandenen eigenen Interesse“ In diesen Kontext gehört auch das offensive Werben für wirtschaftspolitische Konzepte

Der Marshall-Plan war ein wichtiger Beitrag zur innenpolitischen Stabilisierung Westdeutschlands und eine wichtige Voraussetzung für den auch außenpolitischen Wiederaufstieg der Bundesrepublik. In diesem Zusammenhang dürfen allerdings die gesamtdeutschen „Kosten“ nicht übersehen werden. Die Marshall-Plan-Politik hat die Teilung Deutschlands beschleunigt und vertieft. Den Deutschen jenseits der Demarkationslinie war von den Sowjets die Teilhabe am „Wirtschaftswunder“ verwehrt. Hieran sollten all diejenigen erinnert werden, die Transferzahlungen in die neuen Bundesländer glauben kritisieren zu können.

Symbol deutsch-amerikanischer Kooperation

Im kollektiven Gedächtnis der Deutschen ist der Marshall-Plan fraglos eine Erfolgsgeschichte. Das gilt nicht nur in bezug auf das mit dem MarshallPlan verknüpfte „Wirtschaftswunder“. Der Marshall-Plan wird auch als Symbol der deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit der Nachkriegszeit begriffen, die in der Einbeziehung Westdeutschlands in das ERP seinen Ausgangspunkt hatte. Die sich im Marshall-Plan manifestierende Washingtoner Europapolitik hat der Bundesrepublik überdies den Wiederaufstieg zur europäischen Großmacht ermöglicht. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, warum das von der Werbung für der Marshall-Plan verbreitete Klischee von der selbstlosen Hilfe Amerikas, die primär das Wohl dei Empfängerländer verfolgt habe, bis in unsere Tage perpetuiert wird. Die wirtschaftlichen, politischen und strategischen Interessen der USA sind demgegenüber von den westdeutschen Führungseliten kaum thematisiert worden. Die Nachteile einer bereits in der Adenauer-Ära etablierten idealisierenden Sicht der amerikanischen Außenpolitik im allgemeinen und speziell der Deutschlandpolitik zeigten sich dann in den sechziger Jahren, als viele Jugendliche unter dem Eindruck des Vietnam-Krieges von einer Welle des Anti-Amerikanismus erfaßt wurden.

Eine nüchterne Diagnose der Interessen der USA erklärt überdies, warum das ERP gerade in Deutschland so erfolgreich war. Amerikanische und westdeutsche Zielsetzungen waren weitgehend deckungsgleich, so daß man von einer deutsch-amerikanischen Interessenparallelität sprechen kann. Das ERP ist ein besonders eindrucksvoller Beleg für diesen politischen und wirtschaftlichen Gleichklang. Die Erinnerung an den Marshall-Plan, der nach dem Zweiten Weltkrieg den deutschen Wiederaufstieg einleitete, sollte nicht in einer nostalgischen Verklärung verharren, sondern für die deutsche Politik immer wieder Anlaß sein, eine weitgehende Harmonisierung der deutschen mit der amerikanischen Außenpolitik anzustreben. Hier, in der deutsch-amerikanischen Interessenparallelität, die sich im Marshall-Plan besonders deutlich manifestierte, liegt der große Erfolg deutscher Politik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Erinnern an den Marshall-Plan bedeutet für die deutsche Politik zugleich Verpflichtung zu einer engen deutsch-amerikanischen Kooperation auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts.

Auch unter diesem Gesichtspunkt ist es zu begrüßen, daß der German Marshall Fund und die Citibank im Marshall-Jahr 1997 des ERP mit zahlreichen Initiativen gedenken. Neben überregionalen Veranstaltungen sind auch lokale Initiativen geplant. In acht deutschen Städten sind Schüler der Sekundarstufe II zur Teilnahme an einem sogenannten „CitiHistory-Projekt“ eingeladen, zu recherchieren, „was vor Ort aus Mitteln des Marshall-Plans zum Beispiel in Berlin finanziert und gefördert wurde und zu dokumentieren, was aus diesen Firmen, Institutionen usw. geworden ist“ Dieses Projekt, das übrigens eine bereits in der Anfangsphase des Marshall-Plans besonders beachtete Zielgruppe anspricht, ist in zweifacher Hinsicht bedeutsam: So kann der Wettbewerb mit seiner lokalgeschichtlichen Akzentuierung dazu anregen, die in den Stadt-ünd Staatsarchiven noch nicht aus-gewerteten Materialien einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Zugleich wird die Generation, die die künftige Politik der Bundesrepublik prägen wird, zu einer produktiven Auseinandersetzung mit der Grundlegung der deutsch-amerikanischen Nachkriegsbeziehungen angeregt.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Ein Mitschnitt der Rede ist als Audiokassette erhältlich bei der George C. Marshall Foundation in Lexington, Virgi. nia; hier zitiert nach der deutschen Übersetzung, in: Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart, Bd. 25: Der Zerfall der alliierten Koalition, Berlin o. J.

  2. Bundesminister für den Marshallplan, Fünfter und Sechster Bericht der Deutschen Bundesregierung über die Durchführung des Marshallplanes, Bonn 1951, S. 19.

  3. Eine gründliche Auswertung der amerikanischen Akten bietet mit allerdings anderer Akzentuierung Wilfried Maus-bach, Zwischen Morgenthau und Marshall. Das wirtschaftliche Deutschlandkonzept der USA 1944-1947, Düsseldorf 1996.

  4. Vgl. im einzelnen mit weiteren Literaturangaben die grundlegenden Aufsätze von Manfred Knapp, Deutschland und der Marshallplan: Zum Verhältnis zwischen politischer und ökonomischer Stabilisierung in der amerikanischen Deutschlandpolitik nach 1945, in: Claus Scharf/Hans-Jürgen Schröder (Hrsg.), Politische und ökonomische Stabilisierung Westdeutschlands 1945-1949. Fünf Beiträge zur Deutschlandpolitik der westlichen Alliierten, Wiesbaden 1977, S. 1943; Werner Link, Der Marshall-Plan und Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 50/80, S. 3-18; Helge Berger/Albrecht Ritschl, Die Rekonstruktion der Arbeitsteilung in Europa. Eine neue Sicht des Marshallplans in Deutschland 1947-1951, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 43 (1995) 3, S. 473-519; außerdem die Sammelbände von Hans-Jürgen Schröder (Hrsg.), Marshallplan und westdeutscher Wieder-aufstieg. Positionen -Kontroversen, Stuttgart 1990; Charles S. Maier/Günter Bischof (Hrsg.), Deutschland und der Marshall-Plan, Baden-Baden 1992; die neueste Gesamtdarstellung aus wirtschaftsgeschichtlicher Perspektive bietet Gerd Hardach, Der Marshall-Plan. Auslandshilfe und Wiederaufbau in Westdeutschland 1948-1952, München 1994.

  5. Vgl. G. Hardach (Anm. 6), S. 245.

  6. Vgl. Werner Abeishauser, Wirtschaft in Westdeutschland 1945-1948. Rekonstruktion und Wachstumsbedingungen in der amerikanischen und britischen Zone, Stuttgart 1975.

  7. Werner Abeishauser, Die Rekonstruktion der westdeutschen Wirtschaft und die Rolle der Besatzungspolitik, in: C. Scharf/H. -J. Schröder (Anm. 6), S. 16.

  8. Bernd Klemm/Günter J. Trittei, Vor dem „Wirtschaftswunder“: Durchbruch zum Wachstum oder Lähmungskrise? Eine Auseinandersetzung mit Werner Abeishausers Interpretation der Wirtschaftsentwicklung 1945-1948, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 35 (1987) 4. S. 622 f.

  9. Knut Borchardt/Christoph Buchheim, Die Wirkung der Marshallplan-Hilfe in Schlüsselbranchen der deutschen Wirtschaft, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 35 (1987) 3, S. 346.

  10. Werner Abeishauser, Hilfe und Selbsthilfe. Zur Funktion des Marshallplans beim westdeutschen Wiederaufbau, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 37 (1989) 1, S. 85113.

  11. H. Berger/A. Ritschl (Anm. 6), S. 519.

  12. Vgl. Christoph Buchheim, Die Wiedereingliederung Westdeutschlands in die Weltwirtschaft 1945-1958, München 1990.

  13. Ursachen und Folgen (Anm. 1), S. 210.

  14. Spendenaufruf des Kuratoriums Marshall-Denkmal bei der Industrie-und Handelskammer Frankfurt am Main vom Dezember 1960, in: Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt/M., Magistratsakten, Nr. 2. 296.

  15. M. Knapp (Anm, 6), S. 43.

  16. Werner Bührer, Auftakt in Paris. Der Marshallplan und die deutsche Rückkehr auf die internationale Bühne 1948/49, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 36 (1988) 3, S. 529556.

  17. Bundesminister für den Marshallplan, Fünfter und Sechster Bericht der Bundesregierung über die Durchführung des Marshallplans, Bonn 1951, S. 21.

  18. Vgl. Manfred Knapp, Die Anfänge westdeutscher Außenwirtschafts-und Außenpolitik im bizonalen Vereinigten Wirtschaftsgebiet (1947-1949), in: ders. (Hrsg.), Von der Bizonengründung zur ökonomisch-politischen Westintegration, Frankfurt/M. 1984, S. 13-94; ders., Der Einfluß des Marshallplans auf die Entwicklung der westdeutschen Außenbeziehungen, in: H. -J. Schröder (Anm. 6), S. 209-238.

  19. Vgl. Wilfried Loth, Die doppelte Eindämmung. Überlegungen zur Genesis des Kalten Krieges 1945-1947, in: Historische Zeitschrift, 238 (1984), S. 611-631.

  20. Vgl. Wolfram F. Hanrieder, Germany, America, Europe: Forty Years of German Foreign Policy, New Haven, CT 1989; deutsch: Deutschland, Europa, Amerika. Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland 1949-1994, 2., völlig überarbeitete und erweiterte Aufl., Paderborn 1995; vgl. auch Thomas Alan Schwartz, America’s Germany. John McCloy and the Federal Republic of Germany, London 1992; deutsch: Die Atlantik-Brücke. John McCloy und das Nachkriegsdeutschland, Frankfurt/M. 1992, S. 420 ff.

  21. Vgl. z. B. Memorandum der Deutschlandabteilung im State Department „Germany in the European Context“ vom 11. Februar 1950, in: Foreign Relations of the United States 1950, Bd. IV, Washington 1980, S. 597 ff.: „Our over-all objective as regards Germany may be stated as finding ways and means of preventing Germany from again menacing our safety and that of the nations which compromise what we call the , democratic world’. .. I believe that if there is no other reason for unifying Europe it would be necessary to do so in order to solve the German problem.“

  22. Vgl. Menorandum of Discussion at the 354th Meeting of the National Security Council vom 6. Februar 1958, in: Foreign Relations of the United States 1958-1960, Bd. IX, Washington 1993, S. 628.

  23. So auch Günter Bischof, The Origins of West German Independence 1945-1955: From Occupation to Alliance, in: German Politics and Society, No. 27 (1992), S. 115.

  24. Diskussionsbeitrag vom 22. 4. 1994, in: Klaus Schwabe (Hrsg.), Adenauer und die USA, Bonn 1994, S. 60 f.

  25. Vgl. M. Knapp, Der Einfluß des Marshallplans (Anm. 20), S. 229 ff.

  26. In: National Archives, College Park, MD, Motion Picture, Sound and Video Branch, RG 306. 08997.

  27. Vgl. insbesondere Klaus Schwabe, Das Echo Westdeutschlands auf den Marshall-Plan 1947-49, in: Ch. Maier/G. Bischof (Anm. 6), S. 261-320; Peter Wagner, Mythos Marshall-Plan. Das europäische Wiederaufbauprogramm in der deutschen öffentlichen Meinung 1947-1952, Pfaffenwei-ler-1996.

  28. Arno Rudert, Amerika hilft Europa, in: Frankfurter Rundschau vom 16. März 1948, S. 2, zitiert, nach P. Wagner (Anm. 29), S. 37. )

  29. Verhandlungen des Deutschen Bundestages, Stenographische Berichte, Bd 1, 1949, S. 22-30.

  30. Vgl. Abkommen über Wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika vom 15. Dezember 1949, Bonn 1950.

  31. Vgl. K. Schwabe (Anm. 29), S. 305 ff.

  32. Verhandlungen des Deutschen Bundestages, Stenographische Berichte, Bd. 2, 1950, S. 832.

  33. Vgl. Anna J. Merritt/Richard L. Merritt (Hrsg.), Public Opinion in Occupied Germany. The OMGUS Surveys, 19451949, Urbana, IL 1970; dies., Public Opinion in Semisouvereign Germany. The HICOG surveys 1949-1955, Urbana, IL 1980; Richard L. Merritt, Democracy Imposed. U. S. Occupation Policy and the German Public, 1945-1949, New Haven, CT 1995.

  34. Vgl. Michael Wala, Selling the Marshall Plan at Home: The Committee for the Marshall Plan to Aid European Recovery, in: Diplomatie History, 10 (1985) 1, S. 91-105; ders., Winning the Peace. Amerikanische Außenpolitik und der Council on Foreign Relations, 1945-1950, Stuttgart 1990, S. 204 ff.; ders.. Selling War and Selling Peace: The Non-Partisan Committee for Peace, the Committee to Defend America and the Committee for the Marshall Plan, in: Amerikastudien/American Studies, 30 (1985) 1, S. 91-105; vgl. ferner dazu den Beitrag von Günter Bischof in diesem Heft.

  35. Vgl. jetzt Klaus Schönberger, „Hier half der Marshallplan“. Werbung für das europäische Wiederaufbauprogramm zwischen Propaganda und Public Relations, in: Gerald Diesener/Rainer Gries (Hrsg.), Propaganda in Deutschland. Zur Geschichte der politischen Massenbeeinflussung im 20. Jahrhundert, Darmstadt 1996, S. 193-212.

  36. Die Unterlagen befinden sich in den National Archives, College Park, MD, Still Picture Branch, RG 286M-Poster Contest.

  37. Ein Exemplar befindet sich in: Deutsches Historisches Museum Berlin, Nr. 1441. 3; verkleinert abgedruckt in: Ina Ulrike Paul, Was uns trennt, verbindet uns auch. Ostmitteleuropa zwischen Ost und West, in: Praxis Geschichte, 9 (1995) 2, S. 8.

  38. Einen guten Überblick bietet Albert Hemsing, The Marshall Plan’s European Film Unit, 1948-1955: a memoir and filmography, in: Historical Journal of Film, Radio and Television, 14 (1994) 3, S. 269 f.

  39. Die Filme sind aufgelistet in dem im Juli 1954 erstellten Catalogue of Information Films Produced in Europe for the Marshall Plan 1948-1953 by the Film Section, Information Division, Special Representative in Europe: Economic Co-operation Administration-Mutual Security Agency, in: George C. Marshall Foundation, Lexington, VA. Etwas mehr als die Hälfte dieser Filme ist zugänglich in National Archives and Records Administration, College Park, MD, Motion Picture, Sound and Video Branch, RG 306; eine weitere Anlaufstelle für die Filmrecherche ist das Archiv der Academy of Motion Picture Arts & Sciences, Beverly Hills, CA.

  40. Vgl. Jutta Gröschl, Die Deutschlandpolitik der vier Großmächte in der Berichterstattung der deutschen Wochenschauen 1945-1949. Ein Beitrag zur Diskussion um den Film als historische Quelle, Berlin 1997, mit weiteren Literaturangaben. Die Wochenschauen befinden sich unter anderem im Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin.

  41. Welt im Film (WiF), Nr. 186 vom 17. Dezember 1948.

  42. WiF, Nr. 204 vom 22. April 1949.

  43. WiF, Nr. 291 vom 29. Dezember 1950; vgl. auch WiF, Nr. 254 vom 12. April 1950.

  44. WiF, Nr. 258 vom 11. Mai 1950.

  45. WiF. Nr. 225 vom 19. September 1949.

  46. Abkommen über Wirtschaftliche Zusammenarbeit (Anm. 32), S. 9.

  47. Organisationsplan der Leitung der ERP-Äusstellung im hessischen Ministerium für Arbeit, Landwirtschaft und Wirtschaft vom 20. 1. 1950, in: Stadtarchiv Giessen, Akte Nr. 12.

  48. Fünfter und Sechster Bericht (Anm. 2), S. 179.

  49. Vgl. National Archives, College Park, MD, Still Picture Branch, RG 286.

  50. Vgl. Wir brauchen keinen Marshallplan, wir kurbeln die Wirtschaft selber an. Das ist die Parole von Grotewohl, Pieck, Ulbricht in der Sowjetzone, Köln o. J. (1951).

  51. Vgl. z. B. Office of the US. High Commissioner for Germany, Report No. 166 vom 23. Dezember 1952: An Evaluation of the Effectiveness of the Marshallhouse Exhibit; Report No. 190 vom 16. November 16, 1953: The Marshall House Exhibit at the 1953 Berlin Industrial Fair. An Evaluation of West Berlin and East German Reactions, in: National Archives, College Park, MD, RG 306 Records of the United States Information Agency.

  52. Vgl. Wolfgang Bohleber, Mit Marshallplan und Bundes-hilfe. Wohnungsbaupolitik in Berlin 1945 bis 1968, Berlin 1990.

  53. Vgl. Office of the U. S. High Commissioner for Germany, Report No. 39 vom 12. Oktober 1950: The Effectiveness of the ERP Information Program in Western Germany, in: National Archives, College Park, MD, RG 306.

  54. G. Hardach (Anm. 6), S. 293.

  55. Public Papers of the Presidents of the United States. Harry S. Truman, Bd. 1949, Washington 1964, S. 276. Umfangreiches Material zu den Gedenkveranstaltungen befindet sich in der George C. Marshall Foundation in Lexington, Virginia.

  56. Vgl. Eisenhower an Marshall, 3. Juni 1957, in: Eisenhower Library, Abilene, Kansas, President’s Personal File, Name Series, Box 21.

  57. Bundeskanzler Kiesinger in der Bonner Beethovenhalle am 2. Juni 1977, in: Presse-und Informationsamt der Bundesregierung, Bulletin, Nr. 59 vom 6. Juni 1967, S. 504.

  58. Bundeskanzler Brandt in der Harvard University am 5. Juni 1972, in: Bulletin, Nr. 83 vom 7. Juni 1972, S. 1139.

  59. Erklärung Bundeskanzler Schmidt vom 3. Juni 1977, in: Bulletin, Nr. 60 vom 7. Juni 1977, S. 559.

  60. Bundeskanzler Kohl vor dem Deutschen Bundestag am 5. Juni 1987, in: Bulletin, Nr. 56 vom 9. Juni 1987, S. 493.

  61. Bundespräsident Weizsäcker in der Harvard University am 5. Juni 1987, in: Bulletin, Nr. 60 vom 17. Juni 1987, S. 525 f.

  62. Ansprache des Bundespräsidenten Roman Herzog anläßlich eines Abendessens mit Chefredakteuren europäischer Wirtschaftsmedien im Schloß Bellevue in Berlin am 4. März 1997, zitiert nach der Pressemitteilung des Bundespräsidialamtes vom 4. März 1997.

  63. Kuratorium Marshall-Denkmal bei der Industrie-und Handelskammer Frankfurt am Main, Spendenaufruf vom Dezember 1960, Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt/M., Magistratsakten Nr. 2. 296.

  64. Erläuterung des Künstlers Professor Toni Stadler, undatiert, ebd.

  65. Gedenkstein vor dem Marshall-Brunnen gegenüber der Alten Oper.

  66. Die Stiftung hat eine Außenstelle in Deutschland, die auch über die Aktivitäten im Marshall-Jahr 1997 informiert: The German Marshall Fund of the United States, Friedrichstr. 113A, 10117 Berlin.

  67. Botschaft Präsident Nixons an Bundeskanzler Brandt, 4. Juni 1972, in: Bulletin, Nr. 83 vom 7. Juni 1972, S. 1142.

  68. Vgl. aus jüngster Zeit z. B.den Leitartikel von Peter Münch, Ein Marshall-Plan für den Balkan, in: Süddeutsche Zeitung vom 15. April 1997, S. 4.

  69. Vgl. z. B. Seceretary of the Treasury an Paul G. Hoffman, 26. März 1957, in: Eisenhower Library, Official File 116-B; Will Clayton an Norman Armour, 2. Dezember 1947, in: Frederick J. Dobney (Hrsg.), Selected Papers of Will Clayton, Baltimore-London 1971, S. 222 ff.

  70. Ansprache des Bundespräsidenten Roman Herzog (Anm. 64).

  71. Bezeichnenderweise haben die Ministerpräsidenten der neuen Bundesländer unlängst eine derartige Werbung für den EURO gefordert. ZDF, Blickpunkt Spezial vom 16. März 1997.

  72. Friedrich W. Menzel, Citibank Frankfurt am Main, am 3. März 1997 in Berlin aus Anlaß der Pressekonferenz zur Eröffnung des Marshall-Jahres 1997, zitiert nach der Pressemitteilung der Citibank.

Weitere Inhalte

Hans-Jürgen Schröder, Dr. phil., geb. 1938; Professor für Zeitgeschichte am Historischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen. Veröffentlichungen zur amerikanischen und deutschen Außenpolitik im 20. Jahrhundert; (zus. mit M. Peter) Einführung in das Studium der Zeitgeschichte, Paderborn 1994.