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Lebensformen und Lebensverläufe in diesem Jahrhundert | APuZ 42/1996 | bpb.de

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APuZ 42/1996 Artikel 1 Sozialer Wandel durch Modernisierung, Individualisierung und Wertewandel Lebensformen und Lebensverläufe in diesem Jahrhundert Sozialer Wandel und Geschlecht: Für eine Neubestimmung des Privaten Ende der Frauenpolitik? Zur unvollendeten Emanzipation von Männern und Frauen

Lebensformen und Lebensverläufe in diesem Jahrhundert

Hans Bertram/Simone Kreher

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Zusammenfassung

Überwiegt nun Stabilität oder Wandel in der privaten Lebensführung und in den Lebensverläufen der Menschen unseres Jahrhunderts? So oder so ähnlich lautet eine Frage, mit der sich die Familienforschung seitens der interessierten Öffentlichkeit oder der Medien häufig konfrontiert sieht. Als erste, vorsichtige Antwort wird zumeist formuliert, daß die ganze Sache so einfach nicht sei und sich die Entwicklungen viel differenzierter, komplexer und widerprüchlicher darstellen würden, als es sich aus der Erfahrung des einzelnen, von uns gelebten Lebens ableiten ließe. Im Beitrag wird als Antwort auf diese Frage eine differenziertere und empirisch fundierte Sichtweise auf die Entwicklung von Lebensformen und die Dynamik der Lebensverläufe unseres Jahrhunderts entwikkelt, indem zunächst der Zeitraum für die Analysen auf das gesamte Jahrhundert ausgedehnt wird und im folgenden Familienstände und Lebensalter, das Aufwachsen von Kindern, sich im Lebensverlauf verändernde Familienbeziehungen innerhalb und zwischen den Generationen sowie generationell geprägte Ereignisse des Erwerbs-und Familienverlaufs in historischer Perspektive diskutiert werden. Erst dann wird ein reformuliertes Generationenkonzept sinnvoll und möglich.

I. Einleitung

Abbildung 1: Familienstände und Lebensalter 1991-1925 Quelle: Statistische Jahrbücher Bundesrepublik, Deutsches Reich.

In der Moderne haben sich die Wahlmöglichkeiten und Chancen des einzelnen deutlich erhöht, einen befriedigenden Lebensstil zu finden, sich selbst zu verwirklichen und unabhängig von Tradition und Herkunft eine eigene Lebensperspektive zu leben. Das gilt besonders im modernen Wohlfahrtsstaat, der den einzelnen in hohem Maße gegen Lebensrisiken absichert. Diese Freiheiten im Bereich der privaten Lebensführung hätten -heißt es -einen hohen Preis, der im Verlust von Sicherheit und Stabilität privater Beziehungen bestehe. Darüber hinaus seien die Lebensverläufe nicht mehr traditionell vorgegeben, sondern variabel, offen und instabil geworden und verliefen folglich nicht mehr gleichförmig, sondern ähnelten dem Muster eines Flickenteppichs. Die Individuen müßten als subjektive Leistung verschiedene Komponenten ihres Lebensentwurfes miteinander kombinieren, die nicht von vornherein sinnvoll aufeinander bezogen werden könnten. Das moderne Individuum, als Sinnbastler mit einer „Bastelbiographie“ versehen und in einer „Patchworkfamilie“ lebend, müßte jedoch nicht unbedingt unter diesen Existenzbedingungen leiden.

Ein Blick in die amtliche Statistik der Bundesrepublik Deutschland scheint diese Interpretation des zunehmenden Risikos für das Scheitern privater Beziehungen zu bestätigen. In der Bundesrepublik steigen die Scheidungsraten seit den letzten 15 bis 20 Jahren unaufhörlich. Die Zahl der alleinerziehenden Mütter hat ein hohes Niveau erreicht. Zeitungen berichten immer häufiger von alten Menschen, die unentdeckt, einsam und ohne die stabile Unterstützung der eigenen Familie und Verwandtschaft Siechtum und Tod ertragen müssen. Manche Autoren sehen in diesen Unsicherheiten der privaten Beziehungen, der Auflösung traditioneller Bindungen und der damit verbundenen Befreiung des Individuums aus der Herrschaft der Herkunftsgruppe eine unabdingbare Voraussetzung für individualisierte Gesellschaften. Nur so könne die notwendige Mobilität der Individuen sichergestellt und den Anforderungen postindustrieller Gesellschaften entsprochen werden.

Diese Interpretation der Moderne kann trotz aller Evidenz zunächst nur als ungeprüfte Hypothese über den Wandel und die Entwicklung privater Lebensformen und individueller Lebensverläufe gelten, die der empirischen Überprüfung bedarf. Dabei können Veränderungen der letzten 10 oder 15 Jahre den Prozeß der Modernisierung, der die Familienforscher seit mehr als hundert Jahren beschäftigt, nicht allein dokumentieren. Vielmehr bedürfen Wandlungsprozesse in Lebensformen und Lebensverläufen einer historisch weitergreifenden empirischen Analyse, die mehrere Generationen einschließt. Allein die Untersuchung des Wandels der Lebensformen von drei Generationen erfordert es, einen Zeitraum von etwa 80 Jahren zu untersuchen.

Inwiefern sich die private Lebensführung tatsächlich verändert hat, läßt sich überprüfen, wenn die Lebensformen genau definiert werden. Wenn wir so leichthin von Familie sprechen, meinen wir eigentlich die neolokale Gattenfamilie mit kleinen Kindern, die als dominante Familienform der fünfziger Jahre galt und wesentlich durch ein Ehepaar und die im gemeinsamen Haushalt zu sozialisierenden Kinder charakterisiert ist. Hat sich das Ehegattensystem durch häufigere Scheidung geändert bei konstantem Aufwachsen der Kinder im elterlichen Haushalt, weil Scheidungen erst nach der frühkindlichen Sozialisation stattfinden, oder sind die Kinder vor allem in der frühkindlichen Phase von Scheidung betroffen? Unsichere Lebensformen der Gegenwart, moderne Bastelbiographien und Patchworkfamilien sind als Deutungen Bestandteil einer evidenten Gegenwartsdiagnose, die allerdings empirisch nur dann Gültigkeit beanspruchen kann, wenn mehrere Generationen in einer, zumindest unser Jahrhundert umfassenden, Zeitperspektive hinsichtlich ihrer Lebensverläufe verglichen, die unterschiedlichen Aspekte der Lebensformen voneinander unterschieden, die verschiedenen regionalen Entwicklungen reflektiert werden und die gesellschaftlich geprägte Struktur der Zeitlichkeit von Lebensereignissen geprüft wird.

II. Moderne Singles: Männer im mittleren Lebensalter

Quellen: Erhebungen des Deutschen Jugendinstitutes (DJI) München: 1988, 1991, 1993; n = 16 124. H Stiefeltern LJ Heim u. a. Abbildung 2: Aufwachsen bis zum 15. bzw. 18. Lebensjahr bei Eltern, einem Elternteil, Stiefeltern, im Heim

Die im Zeitraum von 1908 bis 1918 Geborenen, besonders die heute zwischen 77 und 87 Jahre alten alleinstehenden Frauen, haben durch die historischen Ereignisse, mit denen sie im Laufe ihres Lebens konfrontiert waren, höchst unterschiedliche Bindungen und Beziehungen entwickelt. Ein Teil von ihnen, etwa zehn Prozent, war schon seit dem 30. bis 40. Lebensjahr verwitwet: Als Folge des Zweiten Weltkrieges waren 1950 (vgl. Abbildung 1) von den damals 30jährigen Frauen bereits 8 Prozent und von den 40jährigen Frauen 10 Prozent verwitwet. Andere Frauen dieser Kohorte können ihr ganzes Leben lang ledig gewesen oder erst nach dem 60. Lebensjahr mit dem zunehmend häufigeren Sterben ihrer Männer verwitwet sein. Die Wahrscheinlichkeit, daß sie geschieden wurden, ist aber verhältnismäßig gering.

Vergleicht man die heute (Erhebungsjahr 1991) 30jährigen Frauen mit den etwa 30jährigen Frauen von 1925 bzw. 1950, so hat sich für die drei Erhebungsjahre ein deutlicher Wandel bei den Ledigen vollzogen. 1991 waren immerhin 27 Prozent der 30jährigen Frauen ledig und 6 Prozent geschieden. 1950 waren von den 32jährigen Frauen nur 18 Prozent ledig und 3 Prozent geschieden. Die 1898 geborenen Frauen, die 1925 27 Jahre alt waren, lebten zu diesem Zeitpunkt zu 41 Prozent als Ledige und zu 58 Prozent als Verheiratete. Selbst von den 1925 inzwischen 37jährigen Frauen (Geburtsjahr 1888) waren noch 16 Prozent ledig, gegenüber nur etwa 9 Prozent lediger Frauen ungefähr gleichen Lebensalters im Jahr 1991. Im Jahrhundertvergleich gibt es also keinesfalls eine lineare Entwicklung der Familienstände, sondern sehr unterschiedliche Tendenzen. Bei den 37-bis 40jährigen Frauen war im ersten Viertel dieses Jahrhunderts neben dem Verheiratetsein das Ledigsein ein üblicher Familienstand. 1950 kam gerade in dieser Altersgruppe ein hoher Anteil Witwen (10 bis 14 Prozent) hinzu, bei abnehmender Tendenz des Ledigseins. 1991 war bei fast unverändertem Ledigenanteil der Witwenanteil verschwunden bei einem höheren Anteil an geschiedenen Frauen (6 Prozent). Konsequenz dieser im wesentlichen nur historisch zu erklärenden Entwicklung ist eine relativ konstante Verheiratetenquote der Frauen mit 77 Prozent im Jahr 1925, mit 71 Prozent im Jahr 1950 und 79 Prozent im Jahr 1991.

Dramatischer als bei den Frauen sind die Veränderungen bei den Männern. 1925 waren mit 11 Prozent weniger Männer im Alter von 37 Jahren ledig als 1991 mit etwa 15 Prozent. Andererseits gab es 1925 fast keine geschiedenen Männer, 1991 aber 9 Prozent. Die Anteile der verheirateten Männer zwischen 37 und 42 Jahren sind im Jahrhundertvergleich von 87 Prozent im Jahr 1925 und 88 Prozent im Jahr 1950 auf 76 Prozent im Jahr 1991 deutlich zurückgegangen.

Damit gibt es tatsächlich so etwas wie neue Singles, nämlich die ledigen und geschiedenen bzw. getrennt lebenden Männer im jüngeren und mittleren Alter. Nicht der Wandel der Frauenrolle hat eine Veränderung bei den Lebensformen bewirkt, sondern die Männer bis 40 heiraten im Jahrhundertvergleich heute weniger als früher: Der Rückgang der Gruppe der verheirateten Männer bis zum 40. Lebensjahr übertrifft alle anderen Veränderungen. Dabei war bei den alleinlebenden Männern immer schon das Ledigsein dominant, während bei den alleinlebenden Frauen das Verwitwetsein häufigster Familienstand war und ist. Von den heute alleinlebenden Männern sind 60 Prozent ledig, 25 Prozent geschieden und getrenntlebend und 15 Prozent verwitwet. Bei den alleinlebenden Frauen sind nur 30 Prozent ledig, aber rund 55 Prozent verwitwet.

Neben der Analyse des Familienstandes sind jedoch auch die Partnerschaftsbeziehungen von Bedeutung, denn Alleinleben bedeutet nicht unbedingt Partnerlosigkeit. Die als „living apart together“ bezeichnete Lebensform, d. h. eine Partnerschaft mit getrennten Haushalten, die in der Literatur als neues Ideal einer modernen Gesellschaft von Singles Karriere gemacht hat, nennen in unserer Untersuchung der 18-bis 80jährigen in den alten Bundesländern maximal 9, 5 Prozent, in den neuen Bundesländern 5 Prozent der Befragten. Bei der Analyse des „living apart together" im Zeitvergleich wird deutlich, daß diese Lebensform nicht durchgängig als ein bestimmter Lebensentwurf anzusehen ist Sie verändert vielmehr alters-spezifisch ihre Merkmale und stellt somit keine Alternative zur Ehe dar. „Living apart together" ist für die 1953 bis 1970 Geborenen unserer Untersuchung eher eine Übergangsphase zu einer anderen Lebensform. Die Befragten dieser Altersgruppe und Lebensform sind ledig, kinderlos und leben mehrheitlich noch im Haushalt der Eltern. Sie haben vorwiegend Abitur und durchlaufen eher lange Ausbildungszeiten. Als Berufseinsteiger gehören sie zu den unteren Einkommensgrup-pen. „Living apart together“ wird jedoch weit über das durchschnittliche Heiratsalter hinaus gelebt und ist somit auch in den jüngeren Jahrgängen von einem eigenständigen Charakter geprägt. Die teilweise Anbindung an die Herkunftsfamilie gewährleistet offensichtlich für Frauen eine karriereorientierte Ausbildung und Berufsplanung, für Männer sichert die Mutter statt der Ehefrau die Fortführung der Fürsorge und ermöglicht eine unabhängige Karriereplanung.

Die mittleren Jahrgänge (1933-1952 Geborene) sind geschieden und haben mehrheitlich Kinder. Da diese in der Regel bei den Müttern leben, handelt es sich bei den meisten Frauen in dieser Gruppe um alleinerziehende Mütter. Besonders hier scheint die Lebensform des „living apart to-gether“ dauerhaft zu sein. Männer in diesen Altersgruppen und in dieser Lebensform leben nach der Scheidung überwiegend allein. Da sich bei dieser Lebensform nicht zufällig häufig die Männer im mittleren Lebensalter finden, ist davon auszugehen, daß der neue Single nur tendenziell diese Lebensform wählt, sonst aber keine dauerhafte Beziehung hat.

Offenbar lassen sich die vielfältigen Tendenzen des Wandels der privaten Lebensformen und der Lebensführung in modernen Gesellschaften nicht allein durch die empirische Beschreibung struktureller Wandlungen erklären. Diese Prozesse konsistent zu analysieren ist unserer Auffassung nach besser über eine historisch-soziologische Untersuchung der Generationenbeziehungen und Generationenverhältnisse und damit eine Reformulierung vorliegender Generationsansätze möglich.

III. Die Stabilität kindlicher Beziehungen

Quellen: Erhebungen des Deutschen Jugendinstitutes (DJI) München: 1988, 1991, 1993; n = 16 124 Abbildung 2: Aufwachsen bis zum 15. bzw. 18. Lebensjahr bei Eltern, einem Elternteil, Stiefeltern, im Heim

Der Prozeß der Individualisierung von Lebensformen in bestimmten Regionen und sozialen Gruppen unserer Gesellschaft hat bisher so gut wie keine Konsequenzen für die Bedingungen, unter denen Kinder aufwachsen. Wenn in den urbanen Dienstleistungszentren die Einpersonenhaushalte dominieren, ist hier die Wahrscheinlichkeit kinderreicher Familien nicht sehr groß. Jedoch wächst im historischen Vergleich bis 1991 (Erhebungsjahr) die Mehrzahl aller Kinder bei beiden leiblichen Eltern auf (vgl. Abbildung 2).

Die Chancen von Kindern, gemeinsam mit beiden leiblichen Eltern aufzuwachsen, sind in diesem Jahrhundert weit stärker von den historischen Ereignissen beeinflußt worden als von den Wandlungstendenzen der letzten 15 bis 20 Jahre. Der höchste Anteil an Kindern in Einelternfamilien -Familien, in denen nur noch ein Elternteil vorhanden ist -findet sich in der Generation der 1933 bis 1938 Geborenen. Selbst Stiefelternfamilien sind heute noch seltener als zu jener Zeit. Daher ist nur schwer nachzuvollziehen, daß Wissenschaftler die Krisenhaftigkeit von Eltern-Kind-Beziehungen und die Gefahr, daß Kinder nicht in stabilen Verhältnissen aufwachsen, beklagen. Die Prozentsätze der Kinder, die bis zum 18. Lebensjahr bei beiden Eltern aufwachsen, liegen gegenwärtig höher oder genauso hoch wie im Durchschnitt dieses Jahrhunderts. Wenn man gleichzeitig berücksichtigt, daß der Anteil der Kinder, die in Heimen und anderen Einrichtungen fremduntergebracht sind, deutlich zurückgegangen ist -in der hier befragten Gruppe auf 1, 5 Prozent -, läßt sich sogar von einer Familisierung des kindlichen Aufwachsens in unserer Gesellschaft sprechen. Etwa 86 Prozent der nach 1968 Geborenen wuchsen nach eigenen Angaben mit beiden Eltern auf, etwa 6 Prozent nur mit ihrer Mutter und etwa 7 Prozent bei Stiefeltern. Warum für diese Altersgruppe stabile soziale Beziehungen zu den Eltern oder zu den Stiefeltern unsicherer geworden sein sollen als bei den Altersgruppen, die 1913, 1933 oder 1938 geboren wurden, bleibt das Geheimnis derjenigen, die die Individualisie21 rung moderner Gesellschaften ohne jede zeitliche Perspektive thematisieren.

IV. Von der neolokalen Gatten-familie zur multilokalen Mehrgenerationenfamilie

Beziehungen Verheirateter nach Altersgruppen (Angaben in Prozent) Quelle: Siehe Abbildung 2.

Während das Aufwachsen der Kinder bisher von den Individualisierungstendenzen nur wenig beeinflußt wurde, wandelten sich die Familienbeziehungen infolge der demographischen Entwicklung tiefgreifend. 1950 lebten in Deutschland etwa 6, 7 Millionen Menschen im Alter von über 65 Jahren und mehr als 15 Millionen Kinder bis zum Alter von 14 Jahren. Bis 1991 verringerte sich die Zahl der Kinder nach einem Anstieg auf etwa 17 Millionen bis zum Jahre 1975 auf etwas mehr als 12 Millionen. Die Zahl der alten Menschen war schon bis Anfang der siebziger Jahre auf knapp 11 Millionen angestiegen und erreichte 1991 etwa 12 Millionen Menschen. Betrug die Relation alter und junger Menschen in den fünfziger Jahren ungefähr 1 : 2, so liegt sie heute bei 1: 1.

Dieser Trend hat nicht erst in den letzten 15 oder 20 Jahren eingesetzt. Für die Älteren konnte er bereits seit 1950 beobachtet werden, während er bei den Kindern seit Mitte der siebziger Jahre nachzuweisen ist. In der Öffentlichkeit wird diese Entwicklung in erster Linie unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet, ohne den tiefgreifenden Wandel familialer Beziehungen, der sich einerseits aus dem Rückgang der Kinderzahlen, andererseits aber aus der Zunahme der Sicherheit der Lebenszeit speist, zu interpretieren. Unter einer familien-und beziehungstheoretischen Perspektive ist diese demographische Revolution allerdings nur geschlechtsspezifisch interpretierbar. Denn in den höheren Altersjahrgängen gibt es kaum Witwer und kaum männliche Ledige, vielmehr sind die Männer, die älter als 60 Jahre werden, überwiegend verheiratet. Die Quote der verheirateten Männer beträgt bei den 60jährigen 87 Prozent, bei den 70-bis 75jährigen immer noch etwa 75 Prozent, und selbst die über 80jährigen sind noch zu 55 Prozent verheiratet. Dagegen sind 60jährige Frauen nur noch zu 66 Prozent verheiratet, 70-bis 75jährige zu 36 Prozent und die über 80jährigen nur noch etwa zu 10 Prozent. Durch die dramatischen Veränderungen der Lebenserwartung und die unterschiedlichen Entwicklungen bei Männern und Frauen gibt es neben einer Gruppe alleinlebender jüngerer Männer und Frauen und alleinlebender Männer im mittleren Lebensalter auch eine zunehmend größere Zahl alt werdender Witwen. Diese Gruppe läßt sich wohl kaum als Singles bezeichnen, ist aber für den Wandel der Haushaltsstrukturen insbesondere der Einpersonenhaushalte ebenso bedeutungsvoll wie die jüngeren Altersgruppen.

Es stellt sich die Frage, ob die individuellen sozialen Beziehungen ähnlichen Mustern folgen, also die Individualisierungstendenzen in unserer Gesellschaft Ausdruck einer stärkeren Ausdifferenzierung von Altersgruppen infolge gestiegener Lebenserwartung, unterschiedlicher Entwicklungen in verschiedenen Regionen der Bundesrepublik und Ergebnis eines Wandels der Heiratsmarktchancen für Männer sind. Ein egozentrierter netzwerktheoretischer Zugang, der Familie als ein Netzwerk von gelebten sozialen Beziehungen begreift, erlaubt es, diese Frage für alle Altersgruppen zu untersuchen. Um eine eindeutige Beziehung zum Wandlungsprozeß herstellen zu können, wie ihn die amtliche Statistik beschreibt, wird auf die Familienstände (ledig, verheiratet, geschieden, verwitwet) zurückgegriffen. Damit soll der Vorwurf entkräftet werden, die hier vorgetragenen Ergebnisse seien wesentlich auf eine neue Definition des Single-Begriffs zurückzuführen. Ganz im Gegenteil sind die folgenden Analysen der Beziehungen des Individuums zu seiner Familie ganz explizit auf jene Individualisierungsdebatte bezogen, die die steigenden Scheidungszahlen, die Veränderungen der Ledigenquoten und die sinkenden Heiratsneigungen als Indikatoren für die zunehmende Unsicherheit privater Beziehungen heranziehen. Dieser Rückgriff auf die Familienstands-Definitionen, deren Veränderungen heute als Indikator für Krisentendenzen im privaten Beziehungsgefüge herangezogen werden, ermöglicht den Nachweis, daß diese Definitionen und deren Veränderungen kaum etwas über die Stabilität oder die Krise privater Beziehungen im familiären Kontext aussagen. Über netzwerktheoretische Ansätze lassen sich die Strukturen sozialer Kontakte und Beziehungen in Familien heute verhältnismäßig leicht darstellen. Gleichzeitig kann über die gelebten sozialen Beziehungen das Modell der neolokalen Kernfamilie empirisch auf seine Gültigkeit geprüft werden. Verheiratete Paare mit Kindern haben im Unterschied zu nicht verheirateten ledigen Personen ein Beziehungsmuster entwickelt, das sich im wesentlichen auf den Ehepartner und die eigenen Kinder während der kindlichen Sozialisationsphase konzentriert und das mit dem Auszug der Kinder aus dem Elternhaus eine drastische Reduk-tion der Beziehungsstruktur auf den Partner erfährt. Dieser doppelte Bruch im Lebensverlauf eines Menschen, bei Gründung einer eigenen Ehe und dem Heraustreten der Kinder aus dem familiären Kontext, steht in deutlichem Kontrast zu einer Mehrgenerationenfamilie, in der Beziehungsmuster sich zwar auch im Lebensverlauf verändern müssen, aber dieser Veränderungsprozeß dem Lebensrhythmus der Eltern, der Partner und der Kinder folgt. Die Beziehungen zu den Eltern werden nicht abrupt schwächer, sondern im Lebensverlauf kontinuierlich durch das Neuhinzutreten anderer Personen wie Partner und Kinder, und sie verschwinden schließlich durch den Tod der Eitern. Auch der Austritt der Kinder aus der eigenen Familie führt nicht zu einem sofortigen Unterbrechen der Beziehungen, sondern zu einer fließenden Loslösung und einem möglichen Neubeginn von Beziehungen, etwa von Großeltern zu Enkeln.

Ein solches lebensverlaufstheoretisches Muster von gelebten Beziehungen zwischen Familienmitgliedern müßte eigentlich im Längsschnitt empirisch überprüft werden, weil nur so die Dynamik der gelebten Beziehungen rekonstruierbar ist. Solche Längsschnitte durchzuführen ist schon deswegen schwierig, weil das Leben eines Forschers dazu in der Regel nicht ausreicht. Bei den im Folgenden diskutierten Daten handelt es sich um Querschnittsdaten, die im Altersgruppenvergleich analysiert werden, um zu sehen, ob es so bestimmte Muster gibt.

Die Gruppenvergleiche beziehen sich auf 16 124 Befragte von 18 bis 80 Jahren Bei der Analyse der Beziehungsmuster auf der Basis eines netzwerktheoretischen Zugangs bietet es sich an, vor allem jene familialen Beziehungen zu untersuchen, die seit Max Weber mit der Familie verbunden werden. Dazu gehören die gemeinsame Mahlzeit und die gemeinsamen Aktivitäten außerhalb des Berufs, insbesondere in der Freizeit, und die vor allem von Talcott Parsons thematisierten intimen Elemente von Beziehungen, wie Persönliches miteinander besprechen und enge emotionale Beziehungen zu jemandem entwickeln. Denn Intimität, Vertrautsein und enge Gefühle sind für den Privat-raum der Familie theoretisch als konstitutive Elemente der familialen Reproduktions-und Erziehungsfunktion definiert. Im Rahmen eines netzwerktheoretischen Ansatzes ergibt sich die Möglichkeit, von allen Befragten jene Personen genannt zu bekommen, mit denen man gemeinsam ißt, die Freizeit verbringt, persönlich enge Gefühle hat und Persönliches bespricht. Überprüft man zunächst anhand dieser vier Indikatoren sämtliche Beziehungsmuster, ohne nach den Indikatoren im einzelnen zu unterscheiden, und differenziert nur nach möglichen Verwandtschaftsbeziehungen der genannten Personen, so wird -zunächst völlig unabhängig von Geschlecht, Familienstand oder sozialer Herkunft der befragten Personen -deutlich, daß die Beziehungen zwischen den Menschen im Altersgruppenvergleich von zwei Elementen bestimmt werden: vom Lebensalter der Befragten und vom Vorhandensein von Kindern. Jüngere Befragte, also die zwischen 1970 und 1978 Geborenen, die zum Zeitpunkt der Erhebung noch keine Kinder hatten, werden in ihrem Beziehungsmuster entscheidend durch Freunde und die eigenen Eltern geprägt. Partner spielen noch keine besonders große Rolle, und die Geschwister treten in ihrer Bedeutung neben den Eltern zurück. Andere, seien es Bekannte, Verwandte, Schwiegerkinder, Partnereltern oder Großeltern, sind weitgehend zu vernachlässigen. Sobald dann aber bei älteren Befragten (etwa ab 1953) Kinder vorhanden sind, sind die Kinder im Beziehungsmuster der Befragten die dominante Gruppe. Zwar gewinnen nun auch die Partner an Bedeutung, aber die Kinder bleiben für alle Befragten bis zum 80. Lebensjahr die wichtigste Bezugsgruppe. Demgegenüber spielen die Partner, wenn auch im mittleren Lebensalter von größerer Bedeutung, kaum eine so große Rolle wie die Kinder, die in allen Altersgruppen in der Regel in mehr als 30 Prozent der Fälle als genannte Personen auftauchen. Ein Einschnitt oder ein Einbruch beim Auszug der Kinder läßt sich hier nicht erkennen, da auch bei den ältesten Befragten, den 1913 Geborenen, die Kinder immer noch eine ähnlich dominante Rolle spielen, wie auch bei den 1953 Geborenen, d. h.den etwa 40-bis 43jährigen Befragten (vgl. Abbildung 3).

Differenziert man nach einzelnen Aktivitäten und unterscheidet Ledige und Verheiratete, stellt man zunächst beim Vergleich der engen Gefühle fest (vgl. Abbildung 4), daß auch hier nichts von einem Bruch zwischen Herkunftsfamilie und neuer eigener Familie erkennbar ist und daß das Lebensalter und der Familienstand die ausschlaggebenden Variablen sind. Die engen Gefühle bei den Ledigen bleiben dominanterweise zu den eigenen Eltern bestehen.

Die Abnahme der engen Gefühle zu den Eltern korreliert mit deren Tod. Neben den Eltern haben Partner und Freunde eine gewisse Bedeutung. Im höheren Lebensalter treten zunehmend mit dem Tod der Eltern neben die Freunde wieder die eigenen Geschwister oder aber andere Verwandte, nicht aber Bekannte und Freunde. Eine Lösung aus dem familiären Kontext findet bei den von uns untersuchten Ledigen weder in der Jugendzeit noch zum Zeitpunkt des Hochbetagtseins statt, sondern auch die Ledigen bleiben in familiären Beziehungsmustern. Der entscheidende Unterschied zu den Verheirateten scheint aber doch zu sein, daß die Ledigen in ihrem Beziehungsmuster in der Herkunftsfamilie verbleiben, während die Verheirateten mit Kindern und Partnern jedenfalls in bezug auf die eigenen Gefühle einen neuen Kontext an Beziehungen aufbauen, der sich nicht mehr an der eigenen Herkunftsfamilie orientiert, sondern zunehmend an der eigenen neolokalen Familie. Das Beziehungsmuster im Bereich der Gefühle bei den Verheirateten wird von den Kindern und den Partnern dominiert. Eltern, Geschwister, Freunde und andere Verwandte spielen eine nur untergeordnete Rolle. Dieses Muster, das sich bei den engen Gefühlen zeigt, gilt für die Ledigen und Verheirateten auch bei den persönlichen Gesprächen wie aber auch im Freizeitverhalten und bei den Mahlzeiten. Verheiratete verhalten sich -soweit man das netzwerktheoretisch erschließen kann -in vielen Punkten konform zur Parsonsschen Theorie, weil sie tatsächlich mit Gründung einer eigenen Familie ein neues Beziehungsmuster aufbauen, das sich im wesentlichen auf Kinder und Partner gründet. Ledige verbleiben demgegenüber im wesentlichen im Beziehungsmuster der Herkunftsfamilie. Allerdings kann man auch festhalten, daß der Aufbau neuer Beziehungen bei den Verheirateten nicht notwendigerweise bedeutet, daß mit dem Auszug der Kinder aus dem Elternhaus diese Beziehungsmuster zusammenbrechen und die Partner nur noch aufeinander angewiesen sind, sondern die Beziehungsmuster bleiben in vielen Punkten auch dann zwischen Eltern und Kindern bestehen, wenn die Kinder wiederum eine eigene Familie gegründet haben. Dies gilt insbesondere für die persönlich engen Gefühle und die persönlichen Gespräche. Es gilt nicht für das Freizeitverhalten und die gemeinsamen Mahlzeiten.

V. Die multilokale Familie und Generationensolidarität

Abbildung 4: Enge Gefühle Verheirateter und Lediger (Angaben in Prozen) Quelle:Siehe Abbildung 2.

Zeigen diese Beziehungsanalysen schon auf eine relativ systematische Weise, daß von Brüchen, wie sie die Theorie der modernen Kleinfamilie annimmt, im Beziehungsmuster des Lebensverlaufs von Menschen eigentlich nicht gesprochen werden kann, so beweist die Analyse der Kontakt-häufigkeit zwischen den Mitgliedern der Kernfamilie: Eltern, Kindern, Partnern und Geschwistern sowie den Großeltern als Nichtmitgliedern der Kernfamilie, daß die Differenzierung zwischen Kernfamilie und erweiterter Familie für eine empirisch fundierte Familienforschung als fragwürdig anzusehen ist.

Vergleicht man die Kontaktmuster der Familien-mitglieder zueinander, so kann man feststellen, daß beispielsweise in der Kontaktstruktur deutscher Familien die Geschwister eine sehr viel geringere Bedeutung haben als die Großeltern, weil die Geschwister nicht so häufig genannt werden wie die Großeltern. Es ist festzuhalten, daß die klassische Differenzierung von Kernfamilie zu erweiterter Familie die Tatsache, daß die Beziehungen im Lebensverlauf in Abhängigkeit von den Kindern, dem Lebensalter der Eltern und anderer Verwandter variieren, nicht widerspiegelt. Im Regionalvergleich haben die Großeltern in allen Regionen der Bundesrepublik eine größere Bedeutung in bezug auf die Kontakthäufigkeit als die eigenen Geschwister, so daß eine Differenzierung zwischen Kernfamilie und erweiterter Familie eigentlich nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Der 5. Familienbericht spricht in diesem Zusammenhang von einem Übergang horizontaler Verwandtschaftsstrukturen, d. h. von Verwandtschaftsstrukturen, die sich im wesentlichen auf die gleiche Generation beziehen, zu vertikalen Verwandtschaftsstrukturen aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung. Diese These des 5. Familienberichtes wird mit den Daten der Untersuchung bestätigt. Zunehmend sichere Lebenszeit für einen größeren Prozentsatz der Bevölkerung führt damit aber auch zu einer Funktionserweiterung traditioneller Funktionen der Familie. So gut wie alle Theorien familialer Entwicklung lassen die Familiendynamik mit dem Auszug der Kinder aus dem Elternhaus als „Empty-nest“ -Phase enden. Die Daten zeigen aber, daß die „Empty-nest“ -Phase zwar den Auszug der Kinder aus dem Elternhaus markiert, damit aber keinesfalls auch das Ende der Familienentwicklung. Denn die Beziehungen zwischen den zunehmend älter werdenden Eltern und den ebenfalls zunehmend älter werdenden Kindern enden eben nicht mit der Ausdifferenzierung neuer Haushalte, sondern bleiben offenkundig bis zum Tode der Eltern bestehen und bedürfen daher sowohl von den Eltern als auch von den Kindern her einer Vielzahl neuer, teilweise sehr personenbezogener Strategien, um diese Beziehungen in den Lebensverlauf des eigenen Lebens zu integrieren. So bleibt festzuhalten, daß die zunehmend sicheren Lebenszeiten und der geringer werdende Prozentsatz von Kindern in unserer Bevölkerung eben nicht dazu geführt hat, daß die Familie als Beziehungs-und Lebensmodell obsolet geworden ist und durch Alternativen ersetzt wird, sondern daß die Gewichtung der Familienbeziehungen von der Sozialisation in der Kleinkind-und Kindphase ergänzt wird um jene Beziehungen und Funktionen zwischen alt gewordenen Kindern und sehr alt gewordenen Eltern. Vielleicht ist es sinnvoll, in diesem Kontext neben die Sozialisationsfunktion der Familie auch eine Funktion zu stellen, die man als Generationensolidarität bezeichnen könnte und die möglicherweise neben der Sozialisationsfunktion und der Regenerationsfunktion als dritte, aber nun zunehmend neue Funktion moderner Familien ein Kernelement familialer Beziehungen geworden ist. Es ist wünschenswert, wenn in der zukünftigen Familienforschung und auch in der zukünftigen Theorieentwicklung der Familie zum einen die Familienentwicklung nicht mehr mit der „Empty-nest“ -Phase endet und zum anderen diese Generationensolidarität genauer, als es bisher der Fall gewesen ist, einer empirischen Analyse zugeführt wird. Entscheidend für die Sicherheit und die Stabilität privater Beziehungen, so lassen sich die Ergebnisse zusammenfassen, ist die Generationenfolge, weil nur mit Kindern und Enkeln private Beziehungen im Lebensverlauf stabil bleiben können. Eltern mit Kindern und Großeltern mit Enkeln leben in Beziehungsmustern mit den nachfolgenden Generationen, während die Personen ohne Kinder im wesentlichen mit ihrer Herkunftsfamilie in Beziehungen stehen, die naturgemäß mit dem Tod der eigenen Eltern mehr oder minder beendet werden, was durch die noch lebenden Geschwister und andere Verwandte nicht mehr kompensiert werden kann. Auch das Zusammenleben ist für die Sicherheit privater Beziehungen in der Generationenfolge weniger wichtig als das Vorhandensein von Enkeln und Kindern. Mit den Ergebnissen dieses Abschnitts wird deutlich, daß das Modell der Haushalts-Familie wirklich nur noch eine, vorübergehende Phase im Lebensverlauf von Menschen darstellt. Im Kontrast dazu ist die multilokale Mehrgenerationenfamilie jedenfalls in der Bundesrepublik tendenziell Realität geworden, und damit rücken die Generationenbeziehungen und Generationenverhältnisse auf eine ganz neue Weise ins Zentrum familiensoziologischer Forschungen.

VI. Stabilität und/oder Wandel in den Lebensverläufen der Generationen unseres Jahrhunderts?

Abbildung 5: Alter ostdeutscher Frauen bei Berufsbeginn und bei Geburt des ersten Kindes Quelle: Erhebungen des DJI: 1988, 1991, 1993; n = 8 853.

Folgt man der These, daß sich die Menschen in modernen oder postmodernen Gesellschaften aufgrund der vielfältigen Handlungsoptionen, die ihnen offenstehen, ihre individuelle Biographie aus verschiedenen Elementen zusammenbasteln müssen, daß die gesellschaftlich vorgegebenen Muster der Lebensführung ihre Verbindlichkeit verloren haben, so müssen sich diese Individualisierungstendenzen in den Ereignissen des individuellen Lebensverlaufes nachweisen lassen.

Untersucht man den Übergang aus dem Ausbildungssystem in eine Erwerbstätigkeit oder die Suche nach einem Partner oder einer Partnerin, den Prozeß des Eingehens einer festeren Beziehung bis hin zur Gründung einer Familie und der Geburt von Kindern in den Erwerbs-und Familienverläufen von Männern und Frauen unseres Jahrhunderts, so müssen sich Individualisierungs-oder Singularisierungstendenzen und Bastelexistenzen bei den jüngeren Geburtskohorten nachweisen lassen. Insbesondere die nach 1960 geborenen Männer und Frauen dürften der Individualisierungsthese zufolge den ihnen noch von ihren Eltern vorgelebten Mustern der Familienbildung -in der Abfolge Eingehen einer Partnerschaft, Heirat und Geburt von Kindern -nicht mehr folgen. Vorstellbar wäre ja, daß der Zwang zu solchen Bastelbiographien und Patchworkfamilien ganz neue Muster oder Sequenzen von Lebensereignissen hervorbringt, daß beispielsweise lange vor dem Abschluß der beruflichen Ausbildung Kinder geboren werden, die Eheschließung jedoch erst viel später oder gar nicht erfolgt, oder daß es zu einer Verzögerung der Familiengründung infolge der sich immer stärker verlängernden Ausbildungszeiten und der zunehmenden Erwerbsneigung von Frauen kommt und die Kinder erst geboren werden, wenn sich die Frauen beruflich etabliert haben.

Untersuchen wir in einem ersten Schritt, ob sich die Phasen der Familienbildung und des Über-gangs in die Erwerbstätigkeit bei den Männern und Frauen im Verlaufe des Jahrhunderts tatsächlich von Kohorte zu Kohorte ausgedehnt haben, so zeigen sich folgende Resultate: Die Phase vom Beginn der ersten Partnerschaft bis zur Geburt des ersten Kindes weist über alle untersuchten Kohorten hinweg eine sehr hohe Stabilität auf Nach zehn Jahren haben die Befragten aller von uns untersuchten Geburtsjahrgänge mit 90prozentiger Wahrscheinlichkeit diesen Prozeß durchlaufen. Die 1913 bis 1922 geborenen Befragten hatten mit 50prozentiger Wahrscheinlichkeit nach drei Jahren ihre Familie gegründet, während die 1933 bis 1942 Geborenen dafür nur zweieinhalb Jahre benötigten und bei den 1953 bis 1962 Geborenen jede(r) zweite nach Ablauf von vier Jahren die Phase von der ersten Partnerschaft bis zur Geburt des ersten Kindes durchlebt. Bei den mittleren Geburtskohorten verkürzt sich die Dauer der Familienbildung im Vergleich zu den älteren also und dehnt sich bei den jüngsten der von uns untersuchten Jahrgänge wieder etwas aus. Im Zweiten Weltkrieg erlittene Verluste, die nun wieder ausgeglichen werden sollten, die Entbehrungen der Nachkriegszeit und die erfolgreich beginnenden Aufbauphasen in beiden deutschen Gesellschaften könnten erklären, weshalb die 1933 bis 1942 geborenen Männer und Frauen ihre Familienbildung in kürzerer Zeit vollzogen als die vorangegangenen und nachfolgenden Geburtskohorten. Ein ähnliches Muster zeigt sich, wenn die Dauer des Übergangs ins Berufssystem untersucht wird. Die mittleren Kohorten münden im Vergleich zu den vorangegangenen Jahrgängen sehr schnell in die Erwerbstätigkeit ein, bei den jüngsten befragten Geburtskohorten dauert die Phase von der ersten Ausbildung bis zur Aufnahme der ersten Tätigkeit länger als bei den mittleren. Aber rechtfertigen diese zeitlichen Varianzen, die bei der Berufseinmündung ebenso wie bei der Familienbildung zuallererst aus spezifischen zeitgeschichtlichen Entwicklungen resultieren, Interpretationen, die von einer Instabilität oder Auflösung des institutionalisierten Lebensverlaufes ausgehen? Müssen sich die um 1960 Geborenen ihren Erwerbs-und Familienverlauf tatsächlich ohne die Unterstützung vorgelebter Muster selbst zusammenbasteln, oder kombinieren sie einzelne Elemente, Sequenzen von Ereignissen nur auf eine neue Art und Weise?

Um diese Frage zu beantworten, wurde in einem weiteren Analyseschritt die sequentielle Abfolge der Ereignisse in der Phase der Familienbildung bei den Männern untersucht, die nicht selten als Protagonisten des Individualisierungsprozesses gelten. Sowohl die jüngsten als auch die mittleren und ältesten männlichen Befragten heiraten, ehe sie Väter werden. Das Alter, in dem die erste Partnerschaft eingegangen wird, sinkt in den jüngeren Jahrgängen, während sich das Heiratsalter sukzessive an das Alter bei Geburt des ersten Kindes annähert. Dennoch bleibt die Reihenfolge der Ereignisse im Familienverlauf über das Jahrhundert gesehen gleich, auch die um 1960 Geborenen basteln offenbar weniger in der Phase der Familienbildung, als dies die sozialwissenschaftliche Debatte glauben machen will. Die Übergangsphase dehnt sich aus, aber das Grundmuster, das schon ihre Großeltern gelebt haben, wird auch von ihnen beibehalten. Die Ergebnisse für die zwischen 1913 und 1922 geborenen Männer weisen vor allem zwischen dem 19. und 23. Lebensjahr Unregelmäßigkeiten auf, die auf die Kriegsereignisse zurückzuführen sind. Beispielsweise heiratet ein geringer Prozentsatz dieser Männer erst nach der Geburt von Kindern, ohne daß die Ereignis-sequenz gänzlich zerstört würde.

Wie durchleben nun aber die Frauen unseres Jahrhunderts die Ereignisse der Familienbildung und den Übergang ins Erwerbssystem? Die gestiegene Erwerbsneigung und das sich für jede Geburtskohorte neu stellende Problem der Vereinbarkeit von Familie, der Geburt von Kindern und der Berufsarbeit, der Zwang, dieses gesellschaftliche Dilemma individuell zu lösen, oder die Möglichkeit, auf ein institutionalisiertes Muster der Kombination von Familien-und Berufsarbeit zurückzugreifen, wie es für die DDR-Frauen gegeben schien, müßte sich wiederum in den empirischen Befunden dokumentieren. Abbildung 5 zeigt, mit welcher Wahrscheinlichkeit und in welchem Alter die ostdeutschen Frauen den Einstieg in eine erste berufliche Tätigkeit vollzogen hatten und in welchem Alter sie ihre ersten Kinder bekommen haben, und gibt somit Aufschluß über mögliche Verschränkungen, Über-lagerungen und Interaktionen zwischen Erwerbs-und Familienverläufen bei den Frauen.

Mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent haben die ältesten von uns untersuchten ostdeutschen Frauen im Alter von 16 Jahren ihren Einstieg ins Erwerbsleben vollzogen und mit der gleichen Wahrscheinlichkeit im Alter von 23 bis 24 Jahren ihr erstes Kind geboren. Die mittleren Kohorten sind im Alter von 17 bis 18 Jahren mit 50prozentiger Wahrscheinlichkeit erwerbstätig und bekommen im Alter zwischen 22 und 23 Jahren ein erstes Kind. Bei den jüngsten ostdeutschen Frauen erfolgt der Berufseinstieg zu 50 Prozent im Alter von 18 bis 19 Jahren und drei Jahre später im Alter von 21 bis 22 Jahren die Geburt des ersten Kindes. Alle Graphen, die das Eintreten der beiden Ereignisse für die Frauen der sechs Kohorten abbilden, liegen von Kohorte zu Kohorte enger beieinander. Der Übergang ins Erwerbssystem und die Geburt eines Kindes folgen als Ereignisse also dichter aufeinander, wobei der Berufseinstieg aufgrund längerer Ausbildungszeiten später und die Geburt des ersten Kindes von Kohorte zu Kohorte früher erfolgt. Auch bei den westdeutschen Frauen und bei den west-und ostdeutschen Männern -hier der Übergang ins Erwerbsleben und die Gründung einer Familie -zeigen sich diese Tendenzen, wenn auch nicht so deutlich wie bei den ostdeutschen Frauen Die zeitliche Verdichtung der Ereignisse des Übergangs in die Berufstätigkeit und der Familienbildung führt jedoch selbst bei den um 1960 geborenen ostdeutschen Frauen nicht zu einer Umkehrung der sequentiellen Abfolge der Ereignisse oder zur Etablierung eines völlig neuen Verlaufsmusters.

Die Befunde zeigen, daß die zeitgeschichtlichen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen einen erheblichen Einfluß haben, ohne die kulturellen Muster der Familienbildung aufzulösen. Diese Ergebnisse lassen sich durch das auf Karl Mannheim zurückgehende Konzept der Generationen interpretieren. In Generationen verbinden sich systematisch Gesellschaftsgeschichte und Individualentwicklung, Dynamik und Reproduktion sozialer Strukturen sowie die unterschiedlichen Strukturebenen von Gesellschaft mit der Erfahrungs-und Handlungsebene von Individuen. Dabei unterscheiden wir analytisch zwischen den Generationenbeziehungen und Generationenverhältnissen. Unter den Generationenverhältnissen verstehen wir dabei nach Joachim Matthes kulturelle Muster der gesellschaftlichen Regelung von Zeitlichkeit, die -wie oben schon gezeigt -die sequentielle Struktur der Ereignisse des Erwerbs-und Familienverlaufs der 1913 bis 1968 geborenen Männer und Frauen prägen.

Generationenbeziehungen thematisieren einerseits die Kommunikations-und Interaktionsbeziehungen zwischen den Angehörigen verschiedener Generationen, wie sie sich in den von uns untersuchten familialen Netzwerken sozialer Beziehungen manifestieren, und zugleich konstituieren sich über Interaktion und Kommunikation, über das Tradieren von Familiengeschichte, Generationsbeziehungen als relationale soziale Beziehungen stetig neu.

VII. Das Individuum und seine Familie: Generationenbeziehungen und Generationenverhältnisse

Wenn man heute über Ehe und Familie in einer lebensverlaufstheoretischen Perspektive nachdenkt und die gewandelte Zusammensetzung der Altersgruppen der deutschen Bevölkerung zum Ausgangspunkt der Analyse von Familien und Familienentwicklungen im Lebensverlauf macht, so lassen sich vier Aussagen formulieren:

1. Die Zunahme alter Eltern und Großeltern in unserer Gesellschaft und die Abnahme der Zahl der kleineren Kinder hat nicht dazu geführt, daß die Familie an Bedeutung und Funktionen verloren hat, sondern es hat -wie sehr häufig in der Geschichte der Familie -eine deutliche Funktionsverlagerung und teilweise sogar eine Funktionserweiterung gegeben. Dominierte in der Diskussion der fünfziger und sechziger Jahre die Sozialisations-und Reproduktionsfunktion der Familie, so muß man heute davon ausgehen, daß neben der Sozialisations-und Reproduktionsfunktion der Familie auch die Funktion der Generationensolidarität ein wesentlicher Bestandteil familialer Beziehungen und damit der Familie geworden ist. 2. Familienbeziehungen zwischen den Generationen folgen nicht in allen Punkten den Vorstellungen, die bisher entwickelt wurden. Es ist zwar richtig, daß die Neugründung einer Familie zum Neuaufbau von lebenslangen Beziehungen zum Partner und zu den Kindern führt. Es ist aber nicht richtig, daß dieser Neuaufbau einen Bruch mit der Herkunftsfamilie bedeutet und schon gar nicht, daß heute der Auszug der Kinder aus dem Elternhaus notwendigerweise aus der Perspektive der Eltern die Aufgabe der Beziehungen zu diesen Kindern bedeutet. Ganz im Gegenteil: Beziehungen zu Kindern haben im Lebensverlauf -was die Häufigkeit angeht -eine größere Bedeutung als die Beziehungen zu den Partnern. Diese gewandelten Eltern-Kind-Beziehungen können gar nicht mehr mit den traditionellen Sozialisationstheorien begriffen werden. Denn nicht die krisenhafte Ablösung vom Elternhaus, sondern die Entwicklung lebenslanger Beziehungen mit Eltern und Großeltern bei gleichzeitiger Selbständigkeit von frühster Jugend an ist das zentrale Problem der Entwicklung der erwachsenen Persönlichkeit. Solche lebenslangen Beziehungen ändern notwendigerweise die Sicht der Eltern auf die kindliche Entwicklung, wie auch das Jugendalter als Bindeglied zwischen kindlicher Unselbständigkeit und zunehmender Unterstützung der erwachsenen Kinder für die eigenen Eltern eine andere Bedeutung bekommt. Längere Unterstützung der Kinder durch die Eltern (Hotel Mama) haben im Lebens-verlauf der Eltern eine hohe Funktionalität. Denn die Elternsolidarität im jungen Erwachsenenalter gibt den Kindern einen anderen Erfahrungshintergrund für die selbst zu leistende Solidarität im hohen Alter der Eltern. 3. Dieser Wandel familiärer Beziehungsmuster, der sich in den hier vorgetragenen Daten sehr deutlich abbildet, wurde bisher im wesentlichen deswegen übersehen, weil über die Begriffsdefinition von Familie als Haushalt zusammenlebender verwandter Personen ein Konzept von Familie übernommen wurde, ohne aber im Rahmen empirischer Analysen zu prüfen, ob das Haushaltskonzept heute noch den gelebten Familienbeziehungen angemessen ist. Dieses -so kann man schlußfolgern -führt dazu, ein Bild von Ehe und Familie zu zeichnen, das sich vor allem auf die Familie mit kleinen Kindern konzentriert, die aber nur einen Teil des Lebensverlaufs von Erwachsenen ausmacht und jenen Teil von Familie a priori ausblendet, der sich im höheren Lebensalter anschließt und der zu einer Neubewertung der Beziehungen zwischen alten Eltern und alten Kindern geführt hat. Für die zukünftige Forschung wird es daher darauf ankommen, die Familienentwicklungsmodelle, die heute mit der „Emptynest“ -Phase aufhören, zu einem lebensverlaufstheoretischen Konzept von Familie zu ergänzen, und es wird zum zweiten darauf ankommen, jene hier nur angedeutete Funktionserweiterung von Familie und Familienbeziehungen einer genaueren Forschung zuzuführen. 4. Es kann daher gar kein Zweifel bestehen, daß Individualisierungsprozesse in modernen Gesellschaften, die zu einer Ausdifferenzierung von Lebens-und Haushaltsformen geführt haben, auch die Beziehungen des Individuums zu seiner Familie tiefgreifend verändert haben. Diese Veränderung läßt sich aber weder als Individualisierung, Singularisierung oder Auflösung der familialen Beziehungen interpretieren, sondern als ein Über-gang von der neolokalen Gattenfamilie mit kleinen Kindern zu einer multilokalen Mehrgenerationenfamilie mit lebenslangen Beziehungen zwischen Generationen, ohne daß diese Generationen noch unter einem Dach leben müssen. Diese lebenslangen Beziehungen der Generationen zueinander werden auch zu einem neuen theoretischen Verständnis der Generationen und einer entsprechenden empirischen Konzeptualisierung führen müssen. Die gleichzeitige Präsenz der Eltern und Großeltern für einen langen Lebensabschnitt wird zu einer Veränderung der eigenen Wahrnehmung zwischen den Generationen beitragen. Enkelbeziehungen erlangen neben den Eltern-Kind-Beziehungen einen eigenen Stellenwert.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Elisabeth Beck-Gernsheim/Ulrich Beck, Individualisierung in modernen Gesellschaften -Perspektiven und Kontroversen einer subjektorientierten Soziologie, Frankfurt am Main 1994.

  2. Vgl. etwa Richard Münch, Das Projekt Europa. Zwischen Nationalstaat, regionaler Autonomie und Weltgesellschaft, Frankfurt am Main 1993, S. 206 ff.

  3. Unter einer neolokalen Gattenfamilie verstehen wir in diesem Zusammenhang ein verheiratetes Paar, das an einem „neuen“, von den Herkunfstfamilien verschiedenen Ort einen Haushalt bzw. eine Familie gründet. Von einer multilokalen Mehrgenerationenfamilie (Kapitel IV) sprechen wir, wenn wir eine aus mehreren Generationen bestehende und an verschiedenen Orten lebende Familie in ihren lebenslangen sozialen Beziehungen zueinander untersuchen.

  4. Vgl. Elisabeth Schlemmer, „Living apart together“, eine partnerschaftliche Lebensform von Singles?, in: Hans Bert-ram (Hrsg.), Das Individuum und seine Familie, Opladen 1995, S. 363-397.

  5. Ausführliche Beschreibung der Daten vgl. Methodische Informationen zu den verwendeten Datensätzen, in: H. Bertram (Anm. 4), S. 429-455.

  6. Vgl. Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen 1985.

  7. Vgl. Talcott Parsons/Robert F. Bales, Family, Socialization and Interaction Process, Glenoce 1955.

  8. Vgl. Bundesministerium für Familie und Senioren, Familien und Familienpolitik im geeinten Deutschland -Zukunft des Humanvermögens. Fünfter Familienbericht, Bonn 1994.

  9. Die hier dargestellten Ergebnisse beruhen auf der Untersuchung von Daten der individuellen Erwerbs-und Familienverläufe von 8 853 zwischen 1913 und 1962 geborenen ost-und westdeutschen Männern und Frauen. Siehe dazu auch: Methodische Informationen (Anm. 4), S. 429-455.

  10. Als Beispiele untersuchen wir im folgenden sechs Kohorten ost-und westdeutscher Männer und Frauen: die 1913-1917 und die 1918-1922 Geborenen, die 1933-1937 und die 1938-1942 Geborenen sowie die 1953-1957 und die 1958-1962 Geborenen. Vgl. dazu ausführlich Simone Kreher, Berufseinmündung und Familienbildung in der Generationenfolge sowie Berufsausmündung und Familienauflösung in der Generationenfolge, in: H. Bertram (Anm. 4), S. 223-292.

  11. Von den 8 853 Befragten heiraten 5 955 (67, 3 Prozent) ihren ersten Partner bzw. ihre erste Partnerin, 907 (10, 2 Prozent) ihre(n) zweite(n) Partner(in) und weitere 198 Personen (2, 2 Prozent) dritte bzw. vierte Partner(innen). 1 793 Befragte (20, 2 Prozent) gaben an, keinen Partner zu haben oder (noch) nicht geheiratet zu haben.

  12. Die entsprechenden Graphiken finden sich bei Simone Kreher, Berufseinmündung und Familienbildung in der Generationenfolge, in: H. Bertram (Anm. 4), S. 255-257.

  13. Vgl. Karl Mannheim, Das Problem der Generationen, in: Kurt H. Wolff (Hrsg.), Wissenssoziologie, Berlin 1964, S. 509-565.

  14. Vgl. Joachim Matthes, Karl Mannheims „Das Problem der Generationen“, neu gelesen. Generationen-„Gruppen“ oder „gesellschaftliche Regelungen von Zeitlichkeit“?, in: Zeitschrift für Soziologie, 14 (1985) 5, S. 363-372.

Weitere Inhalte

Hans Bertram, Dr. phil., geb. 1946; Studium der Soziologie, Sozialpsychologie und Psychologie in Mannheim; 1981-1984 o. Professor für Soziologie an der Universität der Bundeswehr München; 1984-1993 Direktor des Deutschen Jugendinstituts in München; seit 1992 o. Professor (Lehrstuhl für Mikrosoziologie) an der Humboldt-Universität zu Berlin. Veröffentlichungen u. a.: (Hrsg.) Das Individuum und seine Familie. Lebensformen, Familienbeziehungen und Lebensereignisse im Erwachsenenalter, Opladen 1995; (Hrsg. zus. mit Bernhard Nauck) Kinder in Deutschland. Lebensverhältnisse von Kindern im Regionalvergleich, Opladen 1995. Simone Kreher, Dr. phil., geb. 1961; Studium der Soziologie in Leipzig, 1987-1992 wissenschaftliche Assistentin am Institut für Soziologie der Humboldt-Universität zu Berlin; seit 1992 Assistentin am Bereich Mikrosoziologie, Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Berufseinmündung und Familienbildung in der Generationenfolge sowie Berufsausmündung und Familienauflösung in der Generationenfolge, in: Hans Bertram (Hrsg.), Das Individuum und seine Familie, Opladen 1995; Krisensymptome weiblicher Erwerbsbiographien im Prozeß der Wiedervereinigung, in: Wolfram Fischer Rosenthal/Peter Alheit (Hrsg.), Biographien in Deutschland. Soziologische Rekonstruktionen gelebter Gesellschaftsgeschichte, Opladen 1995.