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Die ostdeutsche Sozialstruktur unter Modemisierungsdruck | APuZ 29-30/1992 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 29-30/1992 Die „objektive“ und die „subjektive“ Modernisierung. Der Wandel der westdeutschen Sozialstruktur und die Wiedervereinigung Die ostdeutsche Sozialstruktur unter Modemisierungsdruck „Magere Zeiten“ Eine Bilanz der Wohlfahrtsentwicklung in Ostdeutschland aus der Sicht der Betroffenen Ältere Menschen in den neuen Bundesländern Leben im Umbruch. Erste Ergebnisse einer regionalspezifischen Milieuerkundung

Die ostdeutsche Sozialstruktur unter Modemisierungsdruck

Rainer Geißler

/ 24 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die ostdeutsche Sozialstruktur steht unter Modemisierungsdruck. Diese These wird aus dem Vergleich wichtiger Entwicklungen in den Sozialstrukturen der beiden deutschen Teilgesellschaften in den vier Jahrzehnten der deutschen Teilung und im vereinten Deutschland abgeleitet. In der 40jährigen DDR-Geschichte hatten sich zehn Besonderheiten der ostdeutschen Sozialstruktur herausgebildet. Zwei von ihnen -der Gleichstellungsvorsprung der Frauen und die bessere Versorgung der Bevölkerung mit beruflichen Grundqualifikationen -lassen sich als Modemisierungsvorsprünge deuten, die übrigen als Modemisierungsdefizite. Dazu gehören: Leistungsschwäche und Lebensstandarddefizite, übermäßige soziale Nivellierungen, extreme Machtkonzentration, eine politisierte Statuszuordnung, Erstarrungstendenzen in der Sozialstruktur, ein Tertiärisierungsrückstand, die Quasi-Vernichtung des alten Mittelstandes und ein kontinuierlicher Abwanderungsdruck. Wenn das West-Ost-Gefälle des Lebensstandards beseitigt werden soll, müssen die Modemisierungsdefizite langfristig verschwinden, da sie zum Ursachenkomplex der Leistungsschwäche Ostdeutschlands gehören. Es gibt bereits eine Reihe von empirischen Hinweisen dafür, daß sich die ostdeutsche Sozialstruktur in sektoral unterschiedlichem Tempo an das westdeutsche Muster anpaßt bzw. anpassen wird. Die Stichworte dazu lauten: Abbau von Nivellierungen; Dezentralisierung der Macht, dabei Pluralisierung der Machteliten und Auflösung der sozialistischen Dienstklasse; Entpolitisierung der Statuszuordnung; Schließung der Tertiärisierungslücke; Wiederaufbau eines leistungsfähigen Mittelstandes. Zu den Opfern der ostdeutschen Modernisierung gehören auch die ostdeutschen Frauen: Ihr Gleichstellungsvorsprung ist in einigen Bereichen bereits nachweisbar geschrumpft.

I. Vorbemerkungen

Abb. 1: Gleichstellungsvorsprung der ostdeutschen Frauen Frauenanteil in verschiedenen Sektoren von Bildung, Beruf und Politik (in Prozent) Quellen: Der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft (Hrsg.), Grund-und Strukturdaten 1990/91, Bad Honnef 1990, S. 142, 221, 250; Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft, 1987, Nr. 16, S. 4; Autorenkollektiv (Ltg. Rudi Weidig), Sozialstruktur der DDR, Berlin (Ost) 1988, S. 323; Statistische Jahrbücher der Bundesrepublik und der DDR; Zweiwochendiens쌸ޒ=

Während vier Jahrzehnten deutscher Teilung haben sich in den Sozialstrukturen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR ähnliche, aber auch unterschiedliche Entwicklungen vollzogen In diesem Beitrag geht es in erster Linie um die Unterschiede, denn durch diese entstehen die Probleme bei dem Vorhaben, die beiden deutschen Teilgesellschaften wieder zusammenzuführen.

Quelle: Abb. 5: Verfügbares Durchschnittseinkommen je Haushaltsmitglied Abweichungen vom Durchschnittseinkommen Berechnet nach Daten der DIW Wochenberichte (1990) 47, S. 659, (1991) 27, S. 405. 270 I

Ich werde in diesem Beitrag zwei Leitfragen nachgehen: 1. Welche sozialstrukturellen Besonderheiten hatten sich im real existierenden Sozialismus der DDR herausgebildet? 2. Was passiert mit diesen Besonderheiten im Verlauf des „Zusammenwachsens“ der beiden Gesellschaften?

Abb. 6: Übersiedlerinnen Quelle: bis 2/90 Statistisches Bundesamt; ab 3/90 Schätzungen. Die Wanderungsstatistik des Statistischen Bundesamtes wurde am 1. Juli 1990 eingestellt. Die Schätzungen ab 3/90 beruhen auf Daten des Zentralen Einwohneramtes Berlin. Diese lagen vor dem 1. Juli 1990 niedriger als die des Statistischen Bundesamtes und wurden für 3/90 bis 4/91 um die durchschnittliche Differenz (jeweils ca. ein Fünftel pro Quartal) erhöht.

Meine übergreifende These zu den derzeit ablaufenden sozialstrukturellen Transformationen lautet: Die ostdeutsche Sozialstruktur steht unter Modernisierungsdruck. Ich möchte diese These in zwei Schritten konkretisieren. Im ersten Teil werde ich zeigen, daß sich die realsozialistischen Spezifika der ostdeutschen Sozialstruktur (von zwei Ausnahmen abgesehen) als Modernisierungsdefizite deuten lassen -als Abweichungen vom Modernisierungsprozeß oder als Modernisierungsrückstände, die Leistungsschwäche zur Folge hatten und schließlich einen wichtigen Ursachenkomplex für den Zusammenbruch des sozialistischen Systems bildeten. Und im zweiten Teil werde ich darlegen, daß sich die ostdeutsche Sozialstruktur unter dem Leitziel der Herstellung gleicher Lebensverhältnisse in Ost und West aus Gründen der Effizienz nach und nach -in sektoral unterschiedlichem Tempo -an das westdeutsche Muster anpaßt bzw. anpassen wird.

II. Besonderheiten der ostdeutschen Sozialstruktur: Modernisierungsvorsprünge und Modernisierungsdefizite

Abb. 2: Berufliche Grundqualifikation der Erwerbstätigen in BRD und DDR (in Prozent) Quellen: Ausbildungsqualifikation -Statistische Jahrbücher der Bundesrepublik und der DDR. Einsatzqualifikation -Gert Wagner/Jürgen Schupp, Die Sozial-und Arbeitsmarktstruktur in der DDR und in Ostdeutschland, in: Projektgruppe (Anm. 7), S. 181 (Datenbasis: Sozio-ökonomisches Panel).

In der 40jährigen Geschichte der DDR haben sich zehn Besonderheiten der ostdeutschen Sozialstruktur herausgebildet, acht von ihnen lassen sich als Modernisierungsdefizite und zwei als Modernisierungsvorsprünge deuten.

Abb. 7: Rückgang des Gleichstellungsvorsprungs (Frauenanteile in Prozent) Quellen: Statistisches Taschenbuch der DDR 89, Berlin (Ost) 1989, S. 18f. (Volkskammer, Bezirkstage); Bundestag und Landtage berechnet nach Informationen von den Verwaltungen der Parlamente; Statistisches Jahrbuch der DDR 1990, S. 342 (Studienanfängerinnen DDR 1989); Studienanfängerinnen 1991 nach Informationen des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft. Die Frauenanteile im Bundestag 1990 wurden getrennt für die Abgeordneten쌸ޒ=

Ich beginne den Überblick mit den Modernisierungsvorsprüngen.

1. Gleichstellungsvorsprung der Frauen

Die von Männern initiierte und kontrollierte „Emanzipation von oben“ hat den ostdeutschen Frauen keine Gleichstellung gebracht, aber in vielen Bereichen einen Gleichstellungsvorsprung, wenn man ihre Soziallage mit derjenigen der westdeutschen Frauen vergleicht. In Abbildung 1 ist eine kleine Auswahl aus einer Fülle von empirischen Indikatoren zusammengestellt, die diesen Sachverhalt belegen Frauen in der DDR waren besser qualifiziert, in der oberen Mitte der Berufs-hierarchie besser vertreten und politisch aktiver sowie in den unteren und mittleren Ebenen der Herrschaftsstruktur stärker präsent. Die sozialen Unterschiede zwischen den Geschlechtern waren in der DDR nicht nur im Bildungssystem, in der Berufswelt und in der Politik weiter abgebaut worden als in der alten Bundesrepublik, sondern auch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in den Familien hatte sich etwas weiter aufgelockert -eine notwendige Voraussetzung für das stärkere Engagement der Frauen in den drei anderen Sektoren des gesellschaftlichen Lebens.

Um den Stand der Frauenemanzipation im Sozialismus nicht allzusehr durch quantitative Vergleichsdaten zu glorifizieren, sollte man allerdings zum Beispiel auch erwähnen, daß die westdeutsche* S. Frauenbewegung Diskussionen und „emanzipatorische“ Bewußtseinsveränderungen in Gang gesetzt hat -z. B. durch kritische Hinweise auf sprachliche Sexismen oder auf das „Sexualobjekt Frau“ die in der. DDR in dieser Form nicht stattfanden

2. Bessere Versorgung mit beruflichen Grundqualifikationen

Bis in die sechziger Jahre hinein hatte die Mehrheit der erwerbstätigen Bevölkerung in beiden Teilen Deutschlands keine abgeschlossene berufliche Ausbildung. Inzwischen ist der Typ des ungelernten Arbeiters oder Angestellten im Zuge der Herausbildung der „Wissensgesellschaft“ (Daniel Bell) in Ost und West zu einer Minderheit geschrumpft. In der DDR wurde allerdings die bessere Versor-gung der Bevölkerung mit beruflichen Grundqualifikationen zielstrebiger, schneller und erfolgreicher angepackt als in der Bundesrepublik Abbildung 2 zeigt, daß kurz vor der Wende in der Bundesrepublik noch fast jeder vierte, in der DDR jedoch nur jeder zehnte zu den Ungelernten gehörte

Die Daten in Abbildung 2 machen auch deutlich, daß der Anstieg der Qualifikationsanforderungen in der Berufswelt in beiden Gesellschaften nicht mit der Bildungsexpansion und mit der Anhebung des Ausbildungsniveaus Schritt halten konnte. Viele Erwerbstätige müssen an ihren Arbeitsplätzen unterqualifiziert eingesetzt werden. Aber auch die sog. „Einsatzqualifikationen“, die tatsächli-eben Qualifikationsanforderungen in der Arbeitswelt, lagen in der DDR im unteren Bereich etwas höher als in der Bundesrepublik.

Mit diesem Vergleich in einem Sektor der Qualifikationsstruktur soll kein Gesamturteil über die Qualität des DDR-Bildungssystems gefällt werden. Der große Umschulungs-und Weiterbildungsbedarf in den neuen Ländern macht nachdrücklich auf „Rückständigkeiten“ in der ostdeutschen Qualifikationsstruktur aufmerksam. Dennoch kann das DDR-Bildungssystem im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Teilbereichen Ostdeutschlands als relativ modern angesehen werden.

Erhebliche Modernisierungsdefizite lassen sich dagegen in den folgenden sozialstrukturellen Spezifika Ostdeutschlands diagnostizieren.

3. Leistungsschwäche/Lebensstandarddefizit

Die Fakten zum West-Ost-Gefälle im Lebensstandard -die sich öffnende Einkommensschere, die Unterschiede in den Konsumchancen, in der Versorgung mit Wohnungen, Gütern und Dienstleistungen, im Gesundheitszustand und in den Lebenserwartungen -sind inzwischen allgemein bekannt, so daß ich mir hier die Präsentation von empirischen Einzelheiten erspare Die Leistungsschwäche des sozialistischen Systems, die in diesem Gefälle zum Ausdruck kommt, ist auf einen vielschichtigen Ursachenkomplex zurückzuführen, zu dem auch die folgenden sozialstrukturellen Besonderheiten gehören.

4. Übermäßige Nivellierung vertikaler Ungleichheiten

Eine zentrale Ursache liegt in der übermäßigen Nivellierung vertikaler (schichttypischer) Ungleichheiten. Die egalitäre Gesellschaftspolitik der DDR-Führung, die u. a. an dem Prinzip der „Annäherung aller Klassen und Schichten“ orientiert war, hat die Einkommen wichtiger Leistungsträger -hochqualifizierte Berufsgruppen, Selbständige -erheblich näher an den Durchschnitt gedrückt als in der Bundesrepublik (s. Abbildung 3)

Nutznießer dieser Einebnung waren die Arbeiterinnen und Genossenschaftsbauern. In der DDR lagen die Pro-Kopf-Haushaltseinkommen dieser Gruppen in etwa im Durchschnitt, in der Bundesrepublik dagegen deutlich unter dem Durchschnitt. Die DDR war also im Hinblick auf die Verteilung der Einkommen durchaus ein „Arbeiter-und Bauernstaat“. Die relative Besserstellung dieser Schichten wurde allerdings mit Einbußen in der absoluten Höhe ihres Lebensstandards erkauft.

Das in dieser Aussage enthaltene funktionalistische Argument, daß die Nivellierung vertikaler Ungleichheiten eine zentrale Ursache für die Leistungsschwache des sozialistischen Systems gewesen ist, wurde im letzten Jahrzehnt in der DDR insbesondere von dem Soziologen Manfred Lötsch vertreten Im Berliner Journal für Soziologie schreibt Lötsch, die Nivellierungseffekte seien die „causa finalis“ für das letztliche Scheitern des Sozialismus

Ich kann dieser Argumentation zunächst durchaus zustimmen, allerdings erscheint sie mir -selbst wenn man die eingeschränkte Perspektive des Sozialstrukturanalytikers einnimmt und wichtige Faktoren aus dem ökonomischen Bereich im engeren Sinne ausklammert -zu monokausal. Die Sozialstrukturanalyse kann eine zweite causa finalis sichtbar machen: die übermäßige Konzentration der Macht. 5. Übermäßige Konzentration der Macht Im Sozialismus waren vertikale Ungleichheiten in vielen Lebensbereichen übermäßig nivelliert, Macht dagegen war übermäßig konzentriert. Trotz fortschreitender gesellschaftlicher Differenzierungen blieb Macht ungeteilt und ohne wirksame Kontrolle von unten in der Spitze des SED-Appa-rates zusammengeballt. Die zentrale Steuerung aller wichtigen gesellschaftlichen Funktionsbereiche-Politik, Wirtschaft, Justiz, Kommunikation, Wissenschaft, Kultur, öffentliche Erziehung -verhinderte die Ausbildung ausreichender relativer Autonomie und funktionaler Eigendynamik bei den gesellschaftlichen Subsystemen, die für die Effizienz komplexer Systeme erforderlich ist

Ich möchte daher die These von Lötsch erweitern: Übermäßige Nivellierungen in Kombination mit übermäßiger Konzentration von Macht waren letztlich die entscheidenden sozialstrukturellen Ursachen für die Ineffizienz und schießlich den Zusammenbruch des Sozialismus (nachdem der Druck von außen zum Systemerhalt gewichen war).

In der Schichtstruktur schlug sich die Machtkonzentration in zwei Besonderheiten nieder:

In der DDR existierte eine monopolitische Macht-elite -hierarchisch strukturiert, ideologisch relativ homogen, überaltert und z. T. vergreist, mit großer Machtfülle, aber, von wenigen Ausnahmen abgesehen, mit vergleichsweise bescheidenen materiellen Privilegien ausgestattet

Die Machtelite sicherte sich ihre Herrschaft u. a. mit Hilfe einer loyalen, disziplinierten sozialistischen Dienstklasse von höheren, mittleren und subalternen Funktionären und Staatsangestellten. Diese umfaßte ca. ein Fünftel der Erwerbstätigen und war zahlenmäßig stark aufgebläht. So war z. B. in den Funktionen des öffentlichen Dienstes in der DDR ein Beschäftigter für schätzungsweise sechs bis acht Einwohner tätig, in der Bundesrepublik dagegen für Einwohner Ein übermäßig großer Teil der sozialistischen Dienstklasse -insbesondere der stark ausgebaute Staatssicherheitsdienst -war dabei ausschließlich mit der Überwachung und Unterdrückung der Bevölkerung beschäftigt. Der hohe Bedarf an menschlicher Arbeitskraft zur Stabilisierung des undemokratischen zentralistischen Herrschaftssystems absorbierte also übermäßig viele Energien, die dann für andere gesellschaftliche Aufgaben nicht mehr zur Verfügung standen.

Mit der Herrschaftsstruktur hängt auch das vierte Modemisierungsdefizit zusammen -die politisierte Statuszuweisung.

6. Politisierte Statuszuweisung

In der DDR war politische Loyalität, insbesondere SED-Loyalität, eine Voraussetzung für sozialen Aufstieg, manchmal war sie bei der Besetzung von Führungspositionen wichtiger als fachliche Qualifikation. Dazu zwei Beispiele: -Der Präsident der Leopoldina -der Deutschen Akademie für Naturforscher in Halle -schätzt, daß mindestens 80 Prozent der Professoren SED-Mitglieder waren und viele davon „Parteibuchkarrieren“ ohne ausreichende fachliche Eignung hinter sich hatten. -Dieser leistungshemmende Mechanismus war auch auf der mittleren Ebene der Sozialstruktur wirksam: So meinten 60 Prozent von ca. 1000 befragten Montagearbeitern, es sei in erster Linie politische Aktivität nötig, „wenn man hier vorankommen will“, nur 22 Prozent führten „berufliches Können“ an

Die politisierte Statuszuweisung war notwendig für die Erhaltung des zentralistischen Herrschaftssystems, gleichzeitig behinderte sie jedoch die optimale Zuordnung und Nutzung der sachlich-funktionalen Qualifikationen und schwächte damit die sozioökonomische Leistungskraft der Sozialstruktur.

7. Erstarrungstendenzen

Abbildung 4 zeigt, daß die Arbeiterkinder an den Universitäten der DDR in den letzten drei Jahrzehnten zunehmend von den Kindern der Intelligenz verdrängt wurden. Nach einer dramatischen sozialen Öffnung in der revolutionären Umbruch-phase des ersten Nachkriegsjahrzehnts, die durch ein Bündel bildungspolitischer Maßnahmen und durch Verstöße gegen das Leistungsprinzip („Arbeiter-und-Bauern-Bonus“) ausgelöst wurde, schlossen sich die Hochschulen seit Ende der fünfziger Jahre wieder zunehmend für die Kinder der Arbeiterschaft 14. Als Folge dieser sozialen Schließung waren 1989 die Studienchancen für Arbeiter-kinder in Ostdeutschland erheblich schlechter als in Westdeutschland, obwohl auch hier die Phase der zunehmenden sozialen Öffnung der Universitäten seit längerem beendet ist und Schließungstendenzen erkennbar werden.

Die soziale Schließung der Hochschulen läßt sich als Verstoß gegen das Prinzip der leistungsbezogenen Chancengleichheit und damit als Abweichung vom Modemisierungsprozeß deuten. 8. Tertiärisierungsrückstand und aufgeblähte Dienstleistungssegmente

Die niedrige Produktivität sowie die Ideologie und Praxis der Planwirtschaft hatten einen erheblichen Tertiärisierungsrückstand zur Folge. Handel, Verkehr, Kreditgewerbe, Versicherungen, sonstige Dienstleistungsunternehmen usw. waren in der DDR nur schwach entwickelte Bereiche. Nach 1970 erfolgte in der Bundesrepublik ein Tertiärisierungsschub, ein starker Ausbau des Dienstleistungssektors, der in der DDR weitgehend ausblieb. In der Bundesrepublik arbeiteten 1989 55 Prozent der Erwerbstätigen im tertiären, 41 Prozent im sekundären (warenproduzierenden Gewerbe) und nur noch 3, 7 Prozent im primären Bereich (Land-und Forstwirtschaft, Fischerei). In der DDR waren im selben Jahr nur 40 Prozent im tertiären Sektor beschäftigt, aber noch 50 Prozent im sekundären und 11 Prozent im primären. Die Folge für die DDR waren eine überdimensionierte Arbeiter-und Bauernschaft sowie unterentwikkelte Dienstleistungsschichten, insbesondere im privaten Bereich

Die Deformation der ostdeutschen Dienstleistungsstruktur wird in ihrer Wirkung verschärft durch eine Besonderheit, die fast paradox anmutet: Es gab in der DDR zu wenige Dienstleister, aber wo es sie gab, waren es ihrer zu viele. So arbeiteten die volkseigenen Betriebe der Planwirtschaft mit aufgeblähten Verwaltungsapparaten, die u. a. nötig waren, um Pläne zu begründen und die Zentrale über die Planerfüllung zu informie­ ren Der Personalbestand pro Einwohner in den Kommunen der neuen Bundesländer war zu Beginn dieses Jahres fast doppelt so hoch wie in westdeutschen Städten und Gemeinden 9. Quasi-Vernichtung des alten Mittelstandes Zu einer effizienten modernen Sozialstruktur gehört ein Mittelstand von Selbständigen. Er bildet ein sozialstrukturelles Zentrum von Leistungsmotivation und kann in einigen Bereichen flexibler und effizienter auf Kundenwünsche eingehen als Großorganisationen.

In der Bundesrepublik wurde der Mittelstand -der düsteren Marx-Engels-Prognose entsprechend -zwischen 1950 und 1970 zahlenmäßig erheblich reduziert. Seitdem hat sich jedoch sein Umfang -abgesehen vom primären Sektor -einigermaßen stabilisiert; 1989 waren 11 Prozent der westdeutschen Erwerbstätigen selbständig bzw. halfen im eigenen Familienbetrieb mit. In der DDR dagegen wurde der Marx-Engels-Prophezeiung zum Durchbruch verholten: Die Gruppe der Selbständigen wurde fast vernichtet -aber nicht durch die Marktkräfte, sondern durch die Sozialisierungs-und Kollektivierungspolitik der sozialistischen Machtelite. Dem kümmerlichen Rest Selbständiger von 2, 2 Prozent der Erwerbsbevölkerung (einschl. mithelfende Familienangehörige) waren in der DDR durch gesellschaftspolitische und planwirtschaftliche Vorgaben weitere Fesseln angelegt, so daß er sein Leistungspotential nicht voll entfalten konnte

10. Abwanderungsdruck

Eine Folge der skizzierten Mängel waren Abwanderungsdruck und Bevölkerungsverluste. Während Westdeutschland eine Sogwirkung auf Angehörige aus weniger modernen Gesellschaften ausübte, stand die DDR von Anbeginn an unter Abwanderungsdruck. Sie war das einzige Land der Welt, dessen Bevölkerung in den letzten vier Jahrzehnten kontinuierlich schrumpfte. Zwischen 1947 und 1974 -im Jahr 1973 dämmte die Bundesrepublik den Einwanderungszustrom durch den Anwerbestop für ausländische Arbeitskräfte ein -wuchs die westdeutsche Bevölkerung um 15 Mio. oder 32 Prozent an; die Bevölkerung der DDR dagegen ging im gleichen Zeitraum um 2 Mio. oder 11 Prozent zurück.

Die Flüchtlinge und Auswanderer aus der DDR waren -das gilt sowohl für die Zeit vor dem Mauerbau als auch für die beiden letzten Übersiedler­ wellen vor der Öffnung der Mauer -in der Regel relativ junge, überdurchschnittlich qualifizierte Arbeitskräfte; sie gelten zudem als überdurchschnittlich motiviert, wagemutig, beweglich und umstellungsfähig Sie hinterließen häufig schmerzhafte Lücken in der Arbeitswelt, und ihr plötzliches Verschwinden störte die Arbeitsabläufe und die Versorgung mit Diensten. Der Abwanderungsdruck trieb also überdurchschnittlich leistungsfähige Menschen aus dem Land und verstärkte die Leistungsschwäche der Gesellschaft zusätzlich.

III. Die Modernisierung der ostdeutschen Sozialstruktur

Abb. 3: Einkommensnivellierung in der DDR im Vergleich zur BRD (1988) Abweichungen vom Durchschnittseinkommen Quellen: Statistisches Bundesamt (Selbständige); M. Gornig/J. Schwarze (Anm. 44), S. 1622 (Hochschulingenieurinnen, Wissenschaftlerlnnen); Klaus-Dietrich Bedau/Heinz Vortmann, Die Einkommensverteilung nach Haushaltsgruppen in der ehemaligen DDR, in: DIW Wochenbericht, 57 (1990), Nr. 47, S. 659 (Arbeiter, Landwirte).

Was passiert nun mit den sozialistischen Besonderheiten der ostdeutschen Sozialstruktur im Zuge des sozialen Umbruchs?

Hinter der euphemistischen Metapher des „Zusammenwachsens“ der beiden Teile Deutschlands, die von Politikern gern benutzt wird und die „Verschmelzung“ oder auch „Synthese“ suggerieren kann, verbirgt sich in der Realität die weitgehende Anpassung der ostdeutschen Sozialstruktur an das westdeutsche Muster -ein Anpassungsprozeß, der in erster Linie gleichbedeutend ist mit Modernisierung und der funktionalen Erfordernissen folgt.

Die Politiker haben die Angleichung der Lebensverhältnisse in den beiden Teilen Deutschlands und die Anhebung des ostdeutschen Lebensstandards auf westdeutsches Niveau zum vorrangigen Ziel für die Politik der nächsten Jahre proklamiert -ein Ziel, das wohl auch den Bedürfnissen der überwiegenden Mehrheit der ostdeutschen Bevölkerung entspricht. Dieser Abbau des West-Ost-Gefälles im Lebensstandard setzt voraus, daß die genannten leistungshemmenden Modernisierungsdefizite der ostdeutschen Sozialstruktur nach und nach verschwinden, wenn die Angleichung nicht auf Dauer über Leistungstransfers von West nach Ost hergestellt werden soll. Erforderlich sind also -der Abbau leistungshemmender Nivellierungen, -die Dezentralisierung der Macht, -die Entpolitisierung der Statuszuweisung und die Beseitigung der Folgen politisierter Zuordnung (Allokation) von Qualifikationen, -die Wiederbelebung vertikaler Mobilität, -die Schließung der Tertiärisierungslücke und der Abbau von personellen Überhängen, -der Wiederaufbau eines leistungsfähigen Mittelstandes sowie -die Beseitung des Abwanderungsdrucks.

Erste Trends in dieser Richtung sind bereits empirisch zu beobachten. Sie vollziehen sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Am schnellsten wandelt sich die Sozialstruktur dort, wo sie direkt mit dem bereits erfolgten Austausch des politischen Institutionensystems verknüpft ist.

1. Dezentralisierung der Machtstruktur: Pluralisierung der Machtelite und Auflösung der sozialistischen Dienstklasse

Die Machtstruktur wurde dezentralisiert und z. T.demokratisiert. Damit sind gesellschaftliche Differenzierungsprozesse nachgeholt, Teilsysteme in relative Autonomie entlassen worden. Diese können ihre funktionale Eigendynamik und ihre Effizienz steigern.

Die monopolistische Machtelite wurde in eine pluralistische verwandelt, deren Struktur sich dem westdeutschen Muster annähert. Bei dieser Transformation erfolgt weitgehend personeller Austausch: in den Bereichen Politik, Justiz, Militär und Gewerkschaften nahezu vollständig; in den Massenmedien weitgehend; in Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur teilweise. Dabei wurde bzw. wird die neue Machtelite mit Westdeutschen durchmischt; Ostdeutschland wird z. T. westdeutsch überschichtet.

Auch die sozialistische Dienstklasse hat sich inzwischen aufgelöst. Der Staatssicherheitsdienst ist vollständig, die großen Apparate der Parteien und Massenorganisationen sind weitgehend verschwunden. Andere Segmente der ehemaligen Dienstklasse -in Bildung und Wissenschaft, in den Massenmedien, im Militär -werden auf „westdeutsche Normalgröße“ zurechtgestutzt. Die Justiz wird dagegen zahlenmäßig ausgebaut, da sie wegen der DDR-Defizite an Rechtsstaatlichkeit vom üblichen Muster der Dienstklasse abweicht -sie war nicht aufgebläht, sondern im Vergleich zur Bundesrepublik erheblich unterbesetzt. Der verbleibende Rest der alten Dienstklasse verwandelt sich in pluralisierte Dienstleistungsschichten, die teils als private, teils als öffentliche Angestellte in den verschiedenen Funktionsbereichen unterschiedlichen Herren dienen. Ein Teil wird in absehbarer Zeit in den privilegierten Beamtenstatus erhoben.

Quantitativ läßt sich die Transformation Dienstklasse nur bruchstückhaft nachzeichnen: der -Ein Teil der gut 85500 hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit wurde nach der Auflösung des Apparates in den Ruhestand versetzt; ein Teil kam im Handel und Dienstleistungsgewerbe, häufig in neu gegründeten „MfS-Betrieben“ unter („Stasi-Mafia“ in der Wirtschaft), ein Teil war 1990 noch im öffentlichen Dienst tätig -Der einst 44000 hauptamtliche Funktionäre umfassende Apparat der SED wurde fast vollständig aufgelöst; seit 1. 1. 1992 arbeiten bei der Nachfolgepartei PDS nur noch 200 hauptamtliche Parteiangestellte -Die Nationale Volksarmee beschäftigte 1984 172000 Berufs-oder Zeitsoldaten Am 3. Oktober 1990 wurden davon 50000 in die Bundeswehr übernommen. Darunter waren 32 000 Offiziere, von denen 20000 in den folgenden fünf Monaten entlassen wurden, davon 13000 auf eigenen Antrag. Zielvorgabe der Bundeswehr-führung ist es, 1994 noch 4000 Zeit-und Berufsoffiziere der ehemaligen NVA zu beschäftigen, d. h. nur rund 12 Prozent der im Oktober 1990 übernommenen -1989 gab es in der DDR lediglich 2720 Richterinnen und Staatsanwältlnnen (Zum Vergleich: In der Bundesrepublik arbeiteten 1989 fast 21500 Richterinnen und Staatsanwältlnnen, das waren pro Kopf der Bevölkerung mehr als das Doppelte In den fünf neuen Ländern (ohne Berlin) wurden -die Übernahmequoten variieren von Land zu Land -zwischen etwa einem Drittel (Mecklenburg-Vorpommern) und etwa der Hälfte (Sachsen) von ihnen übernommen -Die Zahl der 179000 Lehrerinnen, die Mitte 1991 in den fünf neuen Ländern (ohne Berlin) tätig waren, soll um 34000 (oder 19 Prozent) reduziert werden. Viele sind bereits aus dem Schuldienst ausgeschieden, der Rest soll in absehbarer Zeit entlassen werden. Bei etwa 8000 von ihnen erfolgt(e) die Entlassung aus politischen Gründen -Pro Student waren an den Hochschulen der DDR fast dreimal so viele hauptberuflich tätige Wissenschaftler beschäftigt wie an den westdeutschen Universitäten, im Jahre 1989 insgesamt ca. 000 Steigende Studentenzahlen in Ostdeutschland, wo der Anteil der Universitätsstudentinnen an den jeweiligen Geburtsjahrgängen 1989 mit 14 Prozent erheblich niedriger lag als in Westdeutschland mit 20 Prozent, mindern den Umfang der personellen Überkapazitäten. Die Zielzahlen der Bildungspolitiker über die Verringerung des Hochschulpersonals bewegen sich z. Zt. zwischen und 60 Prozent -Von ca. 30000 Wissenschaftlern, die an drei DDR-Akademien beschäftigt waren, müssen mehr als die Hälfte aus dem öffentlichen Wissenschaftsbetrieb ausscheiden. Ca. 11000 werden in außeruniversitären Forschungseinrichtungen weiter beschäftigt, und ca. 2000 von Hochschulen übernommen -Nur ca. ein Drittel der etwa 14000 Mitarbeiter des Fernsehens und Hörfunks der DDR wurden von den neuen öffentlich-rechtlichen oder privaten Medien in den neuen Ländern übernommen -In einer Studie zur ostdeutschen Wirtschaft wurden 1990 930000 Personen den Führungskräften zugerechnet, davon 180000 der obersten Ebene der Direktoren und Abteilungsleiter. Im ersten Jahr nach der Wende war nur jede achte Führungsposition neu besetzt worden, davon die Hälfte im eher untergeordneten Bereich 32. In den Treuhandbetrieben wurden zwischen September 1990 und August 1991 1400 Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder gegen 1000 Führungskräfte aus dem Westen ausgetauscht. Nach Ansicht des Treuhand-Personalchefs sollen weitere 12 000 ostdeutsche Geschäftsführer die Vorstandsetagen der ehemaligen volkseigenen Betriebe (VEB) wegen fachlicher Inkompetenz oder politischer Belastung räumen 33. In den privatisierten Betrieben dürfte der Austausch des Führungspersonals höher liegen.

Welche Belebungen von der Transformation der Dienstklasse auf die sozioökonomische Dynamik ausgehen, wird in hohem Maße davon abhängen, ob der zahlenmäßigen Reduktion und dem Wandel ihres äußeren Sozialstatus eine Veränderung ihrer Sozialmentalität folgt, ob die einst vorherrschende „Orientierung nach oben“ (Disziplin, Kritiklosigkeit, Abwarten) durch mehr Bereitschaft zu Selbständigkeit, Eigeninitiative und Kritik abgelöst wird; ob -um die Typologie von Helmut Klages zu verwenden -entwicklungshemmender Attentismus durch dynamischen „aktiven Realismus“ ersetzt wird

2. Entpolitisierung der Statuszuweisung

Auch die Statuszuweisung ist mit dem Austausch des politischen Institutionensystems von politischen Kriterien unabhängiger geworden. SED-Loyalität hat als Aufstiegskriterium ausgedient, bei einigen ist sie heute eher Ursache für (meist sanften) sozialen Abstieg. Hohes politisches Engagement im sozialistischen System -die Übernahme von Ämtern in den Parteien und Massenorganisationen, insbesondere in der SED -sowie moralisch verwerfliches Verhalten, z. B. Spitzeldienste für die Stasi, werden bei vielen mit Stagnation oder einem Knick in der beruflichen Karriere „bestraft“. Bildungs-und Berufslaufbahnen orientieren sich wieder stärker an funktional-sachlichen Leistungen.

Allerdings wird es schwierig sein, die leistungshemmenden Fehlbesetzungen im beruflichen Positionsgefüge zu korrigieren, die sich in viereinhalb Jahrzehnten politisierter Statusordnung angehäuft haben. In diesem Zusammenhang muß man es fast als Glücksfall ansehen, daß die sozialistische Dienstklasse so stark überbesetzt war. Der ökonomische Zwang, ihren Umfang zu verringern, erhöht die Chance, diejenigen aus wichtigen Positionen zu entfernen, die im sozialistischen System aus politischen Gründen die „Stufe der Inkompetenz“ erklettern konnten.

3. Schließung der Tertiärisierungslücke

Auch diejenigen Sektoren der Sozialstruktur, die eng mit dem wirtschaftlichen Wandel verknüpft sind, passen sich vergleichsweise schnell an. Es gibt eine Reihe von empirischen Hinweisen darauf, daß sich die Tertiärisierungslücke in den neuen Ländern relativ rasch schließt: -Bis Ende 1991 waren bereits 59-62 Prozent der Beschäftigten aus der Landwirtschaft ausgeschieden. Von den verbliebenen zwei Fünfteln verrichtet die Hälfte Kurzarbeit. -Auch in der Industrie sank die Zahl der Beschäftigten überdurchschnittlich stark -Der Dienstleistungssektor verzeichnete dagegen 1990 unterdurchschnittliche Rückgänge und im ersten Quartal 1991 bereits wieder einen leichten Anstieg der Beschäftigtenzahl. So meldeten auch ca. 85 Prozent der neuen Selbständigen Betriebe im tertiären Bereich an -Während die Bruttowertschöpfung von Mitte 1990 bis Mitte 1991 im Industriesektor um 65 Prozent und in der Landwirtschaft um 10 Prozent zurückging, stieg sie im Dienstleistungssektor in demselben Zeitraum um 30 Prozent an 4. Wiederbelebung des Mittelstandes Die (Wieder-) Entstehung des alten Mittelstandes ist mit einer Fülle von Problemen verknüpft. Nach der Wende haben sich viele Arbeitnehmer selbständig gemacht: 1990 und 1991 (bis einschl. Oktober) wurden 465 000 neue Betriebe gegründet -gut 85 Prozent davon im Dienstleistungssektor. Die Zahl der Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen hat sich mehr als verdreifacht -von 199 000 im Jahr 1989 auf 661000 im Oktober 1991. Viele der Neugründungen erfolgten im Klein-und Kleinstgewerbe (Imbißbuden, Videoläden, Sex-Shops, Gebrauchtwagenhandel u. ä.), ein Bereich, der relativ wenig Startkapital und Fachwissen voraussetzt. Eine große Zahl der neuen Betriebe ist jedoch nicht überlebensfähig. Die Fluktuationsrate -das Verhältnis von Gewerbeabme/dungen zu den Gev/erbeanmeldungen -stieg von neun Prozent im dritten Quartal 1990 auf 43 Prozent im Oktober 1991 Kapitalmangel, fehlende Erfahrungen mit der Marktwirtschaft, ungesicherte Rechts-und Eigentumsverhältnisse, hohe Gewerberaummieten sowie Unsicherheiten im Hinblick auf die Entwicklung von Nachfrage und Preisen sind Stichworte beim Aufbau eines leistungsfähigen Mittelstandes. Auch der noch weiter verkleinerte Einkommensvorsprung -in der DDR (1988) lag das Nettoeinkommen bei Selbständigen um 43 Prozent über dem Durchschnitt, in den neuen Ländern (1. Quartal 1991) nur noch um 19 Prozent (s. Abbildung 5) -ist ein Hinweis auf die Anlaufschwierigkeiten.

In der Landwirtschaft bestehen offenbar die größten Probleme, die Kollektivierung und Sozialisierung der Produktionsweise zurückzudrehen. Nur eine verschwindend kleine Zahl von ehemaligen Angehörigen der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) und Volkseigenen Güter (VEG) wagt den Sprung in die Selbständigkeit. Bis Juni 1991 waren erst ca. 3500 einzel-bäuerliche Betriebe neu entstanden; sie bestellten lediglich drei Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Darunter befinden sich auch neue westdeutsche oder holländische Pächter, die nach der Wende im Stil von Großagrariern große Flächen von Pachtland -z. T. über 1000 ha -mit fremden Arbeitskräften und einem immensen Einsatz von Kapital und Technologie bestellen Fast alle ostdeutschen Landarbeiter und Landangestellten, die gut in die sozialistische Gesellschaft integriert waren, scheuen vor einer neuen Selbständigkeit zurück, denn sie sehen sich einer doppelten Schwierigkeit gegenüber: Über die üblichen Probleme beim Selbständigwerden hinaus sind sie mit der allgemeinen Strukturkrise der Landwirtschaft konfrontiert, die auch viele westdeutsche Landwirte in eine prekäre sozioökonomische Lage bringt

Zögerlicher und diffuser als in den erwähnten Bereichen vollziehen sich die Veränderungen in der Struktur der sozialen Ungleichheit, bei der vertikalen Mobilität und bei den Wanderungen. 5. Vertikale Differenzierungen mit vorübergehenden Verwerfungen Es ist absehbar, daß der Abbau der vertikalen Unterschiede langfristig in einen (Wieder-) Aufbau umschlägt und soziale Ungleichheiten entstehen, die dem westdeutschen Muster ähneln. Nivellierungen verkehren sich in vertikale Differenzierun-gen Bei den Einkommensunterschieden sind allerdings Übergangserscheinungen sichtbar, die vom langfristigen Differenzierungstrend abweichen. Zwischen den verschiedenen Bildungsschichten (1990) wurden die Einkommensunterschiede nach der Währungsunion zunächst weiter eingeebnet; dasselbe gilt, wenn man die Bevölkerung in Fünftel unterteilt: Auch zwischen diesen statistischen Gruppen sind die Einkommensdifferenzen von 1989 auf 1990 kleiner geworden, zwischen 1990 und 1991 blieben die Unterschiede stabil Die Ursachen der (vorübergehenden) weiteren Nivellierung waren starke Rentenerhöhungen sowie pauschale Einkommenszuschläge, die plötzlich auftretende Veränderungen im Preisgefüge und im System der Steuern und Sozialabgaben auffangen sollten.

Die grobe Einteilung nach Berufsgruppen in Abbildung 5 macht weitere Verlagerungen im Jahr 1990 sichtbar, die teils nivellierend, teils differen-zierend wirken. Die Arbeiterschaft hat bereits einen Teil ihrer relativen Privilegien eingebüßt. Gewinner der Umschichtungen sind die von der sozialistischen Einkommenspolitik vernachlässigten Angestellten, die sich nach der Wende in ihrem Einkommensniveau von den Arbeitern absetzen konnten. Bereits die Einführung der westdeutschen Besteuerung und Sozialversicherung wirkte sich zugunsten der Angestellten und zu Lasten der Arbeiter aus

Zu den Gewinnern gehören auch die Rentner; ein Teil von ihnen wurde aus der Randlage befreit, in die sie eine produktionsorientierte sozialistische Sozialpolitik gebracht hatte Dabei darf nicht übersehen werden, daß die Rentenerhöhungen nicht in allen Fällen mit dem Anstieg der Lebenshaltungskosten (Preise, Mieten u. a.), der z. T. marktwirtschaftlichen Bedingungen unterliegt, abgestimmt werden konnten, so daß es gerade unter den Rentnerlnnen Gruppen gibt, die zumindest vorübergehend in prekäre ökonomische Situationen geraten.

Eine weitere vorübergehende Verwerfung der Einkommensstruktur besteht darin, daß sich verschiedene Sektoren und Gruppen dem westdeutschen Einkommensniveau in unterschiedlichem Tempo nähern. So konnte das boomende Baugewerbe seinen Arbeitern im April 1991 bereits 62 Prozent der westlichen Bruttoverdienste zahlen, die Angestellten der krisengeschüttelten Industrie mußten sich dagegen mit 40 Prozent begnügen

6. Fortbestehender Abwanderungsdruck

Wie schnell sich der Abwandenmgsdruck lockern wird, ist z. Zt. noch nicht zu erkennen. Die Migrationswelle nach der Maueröffnung ist abgeflaut, aber auch 1990 und 1991 gab es starke Wanderungsströme aus den neuen in die alten Bundesländer, die von ihrem Umfang her in etwa mit der Ost-West-Migration in den fünfziger Jahren vor der Abriegelung der deutsch-deutschen Grenze vergleichbar sind (s. Abbildung 6).

7. Modernisierungsopfer und Demodernisierung

Wie ich eingangs erwähnte, ist die Anpassung an die westdeutsche Sozialstruktur nur überwiegend, aber nicht ausschließlich gleichbedeutend mit Modernisierung. Die Modernisierungsprozesse fordern ihren Tribut. Zu ihren Opfern gehören neben den Arbeitslosen -die Ungelernten: Sie verlieren bei der rasanten Beschleunigung der Arbeitsmarktdynamik besonders häufig ihre Arbeitsplätze -die Kinderreichen und Alleinerziehenden: Sie gehören in Westdeutschland zu den Risiko-gruppen, die besonders häufig in die Armutszone abgleiten; dieses Schicksal wird ihnen durch die Einführung des westdeutschen Systems der sozialen Sicherheit mit seinen Vorzügen und Schwächen auch in der Ex-DDR beschieden sein -die Generation des „späten Mittelalters“: Im Arbeitsleben stehende Menschen, die z. Zt.der Wende etwa 45-50 Jahre oder älter waren, sind aus Altersgründen der Dynamik des Arbeitsmarktes schlechter gewachsen als jüngere Menschen.

Zu den Opfern der Anpassung gehören auch die Frauen. Das historische Rad der zunehmenden Gleichstellung dreht sich in einigen Bereichen zurück. Auch diese Demodernisierung ist bereits in drastischen Zahlen greifbar.

Die Arbeitsmarktkrise trifft die Frauen besonders hart. In der ostdeutschen Berufswelt tauchen mit der Arbeitslosigkeit neue geschlechtstypische Ungleichheiten auf, die es im Sozialismus nicht gab. Ende Mai 1992 lag der Anteil der arbeitslosen Frauen an allen Arbeitslosen mit 63, 2 Prozent (Männer: 36, 8 Prozent) weit über der westdeutschen Quote (46, 1 Prozent) Männer werden in den neuen Ländern -so wie auch in den alten -häufiger durch Kurzarbeit und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen aufgefangen. So machen Frauen nur etwa ein Drittel der ABM-Beschäftigten aus

In den Volksvertretungen sind die Frauenanteile in den neuen Ländern sprunghaft auf das niedrigere westdeutsche Niveau zurückgefallen, und auch bei den Studienanfängerinnen haben die ostdeutschen Frauen bereits einen Teil ihres Vorsprungs eingebüßt (s. Abbildung?).

IV. Schlußbemerkung: Paßt sich auch die westdeutsche Sozialstruktur an?

Abb. 4: Sozialprofil der Studierenden an Wissenschaftlichen Hochschulen Quellen: DDR 1954-1967: nach Statistische Jahrbücher der DDR; DDR 1979-1989: eigene Berechnungen nach Gustav-Wilhelm Bathke, Herkunftsbedingungen von Studienanfängern, in: Uta Starke/Uta Bruhm-Schlegel (Hrsg.), Leistungsstreben von Studienanfängern, Leipzig 1984, S. 74, und Gustav-Wilhelm Bathke, Soziale Reproduktion und Sozialisation von Hochschulstudenten in der DDR, in: Günter Burkart (Hrsg.), Sozialisation im Sozialismus, Weinheim 1쌸ޒ̸ↆ

Ich möchte abschließend kurz auf die Frage eingehen, ob es auch gegenläufige Einflüsse von Ost nach West gibt -wie es die Metapher des „Zusammenwachsens“ suggeriert.

Einige minimale Abweichungen von den skizzierten Anpassungsprozessen lassen sich feststellen; man muß sie allerdings schon fast mit der Lupe suchen -im Gegensatz zu den dominierenden Anpassungstendenzen in den neuen Ländern, die dem Beobachter geradezu „ins Auge springen“. Hinweise auf gegenläufige Einflüsse sind: -die Verlängerung und Erweiterung des Pflege-urlaubs sowie die Verlängerung des Erziehungsgeldes und des Erziehungsurlaubs mit Beschäftigungsgarantie; -die Einrichtung einiger Kinderhorte in Baden-Württemberg; -die geplante rechtliche Garantie eines Kindergartenplatzes; -die Verlängerung der Bafög-Förderung für studierende Mütter; -weitere Überlegungen der Frauenministerin über eine besondere Förderung studierender Mütter. Es ist nicht zufällig, daß Osteinflüsse dort zu orten sind, wo der Anpassungsdruck auf die neuen Länder gegen den historischen Trend verläuft. Auch die westdeutsche Sozialstruktur hat Modernisierungsbedarf.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Rainer Geißler, Die Sozialstruktur Deutschlands. Ein Studienbuch zur sozialstrukturellen Entwicklung im geteilten und vereinten Deutschland, Opladen 1992.

  2. Vgl. Rainer Geißler, Soziale Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen -Erfolge und Hindernisse auf dem Weg zur Gleichstellung in den beiden deutschen Gesellschaften, in: Sozialwissenschaftliche Informationen, 19 (1990), S. 181-196; ders., Soziale Ungleichheit zwischen Frauen und Männern im geteilten und vereinten Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 14-15/91, S. 13-24; ders. (Anm. 1), Kap. 8.

  3. Erstaunlich ist auch der Befund, daß die Vorbehalte gegenüber Frauen in Männerberufen und in beruflichen Führungspositionen unter der ostdeutschen Bevölkerung -sowohl unter Männern als auch unter Frauen -weiter verbreitet sind als unter der westdeutschen. Vgl. Bundesministerium für Frauen und Jugend (Hrsg.), Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Wirklichkeit und Einstellungen in der Bevölkerung, o. O. 1992, S. 71, 73, 87.

  4. Vgl. im einzelnen Rainer Geißler, Entwicklung der Sozialstruktur und Bildungswesen, in: Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (Hrsg.), Vergleich von Bildung und Erziehung in der Bundesrepublik Deutschland und in der Deutschen Demokratischen Republik, Köln 1990, S. 100 f.

  5. Nach dem Sozio-ökonomischen Panel vom Juni 1990 liegt der Anteil der Ungelernten mit 9% noch um einen Prozentpunkt niedriger als nach der offiziellen DDR-Statistik für die Jahre 1988 und 1989.

  6. Vgl. R. Geißler (Anm. 1), Kap. 3.

  7. Vgl. auch Frank Adler, Einige Grundzüge der Sozialstruktur der DDR, in: Projektgruppe „Das Sozio-ökonomische Panel“ (Hrsg.), Lebenslagen im Wandel, Frankfurt-New York 1991, S. 169; Frank Adler, Ansätze zur Rekonstruktion der Sozialstruktur des DDR-Realsozialismus, in: Berliner Journal für Soziologie, 1 (1991), S. 163ff.

  8. Vgl. u. a. Manfred Lötsch, Zur Triebkraftfunktion sozialer Unterschiede, in: Informationen zur soziologischen Forschung in der Deutschen Demokratischen Republik, 17 (1981), S. 14-19; ders., Sozialstruktur und Triebkräfte, in: Informationen zur soziologischen Forschung in der Deutschen Demokratischen Repulik, 20 (1984), S. 3— 16; Ingrid Lötsch/Manfred Lötsch, Soziale Strukturen und Triebkräfte, in: Jahrbuch für Soziologie und Sozialpolitik, Berlin (Ost) 1985, S. 195-177.

  9. Manfred Lötsch, Konturen einer Theorie der Sozialstruktur, in: Berliner Journal für Soziologie, 1 (1991), S. 195-202.

  10. Vgl. u. a. Detlef Pollack, Das Ende einer Organisationsgesellschaft, in: Zeitschrift für Soziologie, 19 (1990), S. 292-307.

  11. Vgl. im einzelnen R. Geißler (Anm. 1), Kap. 5. 1; vgl. auch Gerd Meyer, Die DDR-Machtelite in der Ära Honekker, Tübingen 1991.

  12. Vgl. Rainer Geißler, Bildungschancen und Statusvererbung in der DDR, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, (1983) 35, S. 755-770, und ders. (Anm. 4).

  13. Vgl. Rainer Geißler, Transformationsprozesse in der Sozialstruktur der neuen Bundesländer, in : Berliner Journal für Soziologie, 1 (1991), S. 183 f.

  14. Dieter Voigt, Montagearbeiter in der DDR, Darmstadt-Neuwied 1973, S. 109.

  15. Vgl. Rainer Geißler, Sozialer Umbruch als Modernisierung, in: Rainer Geißler (Hrsg.), Sozialer Umbruch in Ostdeutschland, Opladen 1992 (im Druck).

  16. Vgl. Fred Klingen, Soziale Probleme des wirtschaftlichen Umbruchs in der DDR, in: Die DDR auf dem Weg zur deutschen Einheit, Köln 1990, S. 78; zum Personalbestand in Bildung und Wissenschaft, der pro Schüler bzw. Student erheblich höher ist als in Westdeutschland, vgl. auch S. ll

  17. Vgl. Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft, (1992) 13, S. 2.

  18. Vgl. R. Geißler (Anm. 1), S. 104ff.

  19. Vgl. Paul Lüttinger, Der Mythos der schnellen Integration, in: Zeitschrift für Soziologie, 15 (1986), S. 30, sowie Volker Ronge, Die soziale Integration von DDR-Übersiedlern in der Bundesrepublik Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 1-2/90, S. 39-47.

  20. Vgl. Karl Wilhelm Fricke, Entmachtung und Erblast des MfS, in: Deutschland Archiv, 23 (1990), S. 1883, 1889f.

  21. Vgl. F. A. Z. vom 8. Oktober 1991.

  22. Vgl. Gunter Holzweißig, Militärwesen in der DDR, Berlin 1985, S. 57.

  23. Vgl. Peter J. Lapp, Vereinter Staat -noch keine vereinte Armee?, in: Das Parlament vom 21. Februar 1992, S. 11.

  24. Vgl. Statistisches Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Republik 1990, S. 484.

  25. Statistisches Jahrbuch der Bundesrepublik Deutschland 1990, S. 336.

  26. Nach verschiedenen Berichten in der F. A. Z.

  27. Vgl. Friedrich-Ebert-Stiftung, Forum Deutsche Einheit, (1991) 7; F. A. Z. vom 11. Januar 1992.

  28. Vgl. Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft, (1991) 6, S. 6.

  29. Vgl. R. Geißler (Anm. 12), S. 184.

  30. Vgl. Hans Luft, Die Treuhandanstalt, in: Deutschland Archiv, 24 (1991), S. 1276.

  31. Vgl. Informationen Bildung Wissenschaft, (1992) 2, S. 14.

  32. Vgl. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates nach F. A. Z. vom 11. Januar 1992.

  33. Vgl. Lukas Weber, Wie man einen Staats-Rundfunk liquidiert, in: F. A. Z. vom 31. Dezember 1991, S. 4.

  34. Helmut Klages, Der Wertewandel in den westlichen Bundesländern, in: BISS Public, (1991) 2, S. 99-118; ders., Es fehlt die Bereitschaft zum bedingungslosen „Ärmelaufkrempeln“, in: F. A. Z vom 16. Februar 1991, S. 7; vgl. auch Katharina Belwe, Innere Einigung schwieriger als erwartet, in: Das Parlament vom 29. November 1991, S. 11.

  35. 1989 waren in der DDR 889 000 Personen in den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) oder Volkseigenen Gütern (VEG) beschäftigt (Statistisches Jahrbuch der DDR 1990, S. 36). Schätzungsweise 100000 bis 150000 von ihnen arbeiteten nicht direkt in der Landwirtschaft, sondern z. B. als Mechaniker, Bauarbeiter oder in den Sozialeinrichtungen oder Verwaltungen der Betriebe, so daß man von ca. 740000-790000 Beschäftigten im primären Sektor ausgehen muß. Deren Zahl war bis zum 31. Dez. 1991 auf 300000 gesunken (Agrarbericht der Bundesregierung 1992, Bonn 1992, S. 19).

  36. Vgl. Martin Gomig, Der Industriesektor in den Ländern Ostdeutschlands im Jahr 1990, in: DIW Wochenbericht, 58 (1991), Nr. 31, S. 443.

  37. Vgl. ebenda, S. 443; Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft, 1991, Nr. 35, S. 8.

  38. Informationsdienst (Anm. 37), S. 8; vgl. auch Nr. 43, S. 8.

  39. Zahlen nach Dieter Lindig/Gabriele Valerius, Neue Selbständige in Ostdeutschland, in: R. Geißler (Hrsg.) (Anm. 15); vgl. auch Hans Dietrich, Beruflich Selbständige in den neuen Bundesländern, in: R. Geißler (Hrsg.) (Anm. 15); R. Geißler (Anm. 1), S. 107f.

  40. Vgl. Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft, (1991) 25, S. 7; vgl. auch Agrarbericht der Bundesregierung 1992, Bonn 1992, S. 19f.

  41. Vgl. Der Spiegel, Nr. 19 vom 6. Mai 1991, S. 70ff; Agrarbericht (Anm. 40), S. 19.

  42. Vgl. Thomas Meyer/Pavel Uttitz, Nachholende Marginalisierung -oder der agrarwirtschaftliche Wandel in der ehemaligen DDR, in: R. Geißler (Hrsg.) (Anm. 15), sowie R. Geißler (Anm. 1), Kap. 5. 2. 3.

  43. Eine Studie über die Einkommen (Mitte 1991) der Führungskräfte in ostdeutschen Industrieunternehmen belegt eine zunehmende Differenzierung zwischen erster und zweiter Führungsebene, wenn auch die Abstände noch erheblich geringer sind als zwischen den entsprechenden Gruppen in Westdeutschland. Vgl. Karina Momm, Viel Idealismus und wenig Gehalt: Führungskräfte in Ostdeutschland, in: F. A. Z. vom 8. Februar 1992, S. 45.

  44. Vgl. Martin Gomig/Johannes Schwarze, Hohe pauschale Lohnsteigerungen in der DDR gefährden die Wettbewerbsfähigkeit, in: Deutschland Archiv, 22 (1990), S. 1619-1624; Johannes Schwarze, Erwerbseinkommen in den Monaten Mai 1989 bis Mai 1990, in: Gert Wagner/Bernhard von Rosenbladt/Dieter Blaschke (Hrsg.), An der Schwelle zur sozialen Marktwirtschaft, Bayreuth 1991, S. 53; Johannes Schwarze/Birgit Parakenings, Entwicklung der Haushaltseinkommen Ostdeutschlands, in: DIW Wochenbericht, 58 (1991) 17, S. 216; Peter Krause/Bruce Headey/Roland Habich, Einkommensentwicklung der privaten Haushalte in Ostdeutschland, in: Deutschland Archiv, 25 (1992), S. 298-303.

  45. Vgl. Helga Stephan/Eberhard Wiedemann, Ergebnisse der Lohndatenerfassung vom September 1988, in: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt-und Berufsforschung, 23 (1990), S. 561.

  46. Vgl. R. Geißler (Anm. 1), Kap. 5. 6. 6.

  47. Vgl. Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft, 1991, Nr. 37, S. 5.

  48. Vgl. H. Dietrich (Anm. 39) und Stefan Bender/Wolfgang Meyer, Individuelle Arbeitsmarktchancen und berufliche Anforderungen im Transformationsprozeß, in: R. Geißler (Hrsg.) (Anm. 15).

  49. Vgl. R. Geißler (Anm. 1), Kap. 5. 6. 1 und 5. 6. 6.

  50. Vgl. F. A. Z. vom 5. Juni 1992.

  51. Vgl. WZB-Mitteilungen, 1991, Nr. 52, S. 7.

Weitere Inhalte

Rainer Geißler, Dr. phil., geb. 1939; Professor für Soziologie an der Universität-Gesamthochschule Siegen. -Veröffentlichungen u. a.: Die Sozialstruktur Deutschlands. Ein Studienbuch zur sozialstrukturellen Entwicklung im geteilten und vereinten Deutschland, Opladen 1992; (Mitautor und Hrsg.) Sozialer Umbruch in Ostdeutschland, Opladen 1992; (Mitautor und Hrsg. zus. mit Bernhard Claußen) Die Politisierung des Menschen. Instanzen der politischen Sozialisation, Opladen 1992.