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Widerstand in Österreich 1934— 1945 | APuZ 28/1988 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 28/1988 Artikel 1 Widerstandsforschung im politischen Spannungsfeld Der antifaschistische Widerstand in der Geschichtsschreibung der DDR in den achtziger Jahren. Forschungsstand und Probleme Widerstand in Österreich 1934— 1945

Widerstand in Österreich 1934— 1945

Ernst Hanisch

/ 30 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Dem Aufsatz liegt ein eher politisch-funktioneller denn ein ethisch-ideeller Widerstandsbegriff zugrunde, der sich dementsprechend primär an den problematischen Herrschaftsstrukturen Österreichs seit den frühen dreißiger Jahren ausrichtet. Konsequenterweise müssen also hier die Konfrontationen zwischen Widerstand und autoritären Führungsschichten in der Phase des „Austrofaschismus“ schon miteinbezogen werden. Abgesehen von zahlreichen konstatierbaren Defiziten der Widerstandsforschung in Österreich konnte im Gegensatz zur Bundesrepublik eine Polarisierung zwischen der kommunistischen und der nicht-kommunistischen Forschung weitgehend vermieden werden. Von den empirischen Befunden her war der österreichische Widerstand ein Widerstand primär der Kommunisten und Konservativen, sozialhistorisch gesehen: der Arbeiter und der Intelligenz. Je stärker das Österreich-Bewußtsein eines ideologischen Lagers ausgeprägt gewesen war, desto engagierter wirkte diese Gruppierung im Widerstand.

I. Spuren in der Politischen Kultur?

In vielen europäischen Staaten hat der Kampf gegen den Faschismus tiefe Spuren in die Politische Kultur des Landes eingezeichnet; die nationale Identität definiert sich partiell über diesen Widerstand. Nicht so in Österreich. Nach einer kurzen Phase, von 1945 bis etwa 1947, in der politische Legitimation vom Widerstand her bezogen wurde, sank er rasch zur Bedeutungslosigkeit herab Ab 1948 hatte die Eingliederung der ehemaligen Nationalsozialisten Vorrang. Lediglich Österreichs „Opferrolle“ 1938 wurde im politischen Repertoire weiterverwendet und als Instrument für die Durchsetzung des Staatsvertrages benutzt

Die Rekrutierung der Kandidaten für die Nationalrats-und Landtagswahlen in den Jahren 1945 und 1949 belegte den Mentalitätswandel. Trachteten die politischen Parteien 1945 noch danach, möglichst viele KZler in ihren Reihen kandidieren zu lassen, verschob sich das Gewicht 1949 zu den heimgekehrten Soldaten der Deutschen Wehrmacht und zu jenen Kandidaten, die eine politische Gesprächsbasis mit den ehemaligen Nationalsozialisten unterhielten. Das Bekenntnis zum Widerstand gerann zur leeren rhetorischen Figur bei einigen wenigen Alibiveranstaltungen. Böse schrieb der Nonkonformist und Dachau-Häftling Viktor Matejka in seinen Erinnerungen: „ . Niemals vergessen* ist längst zur Leerformel geworden, im österreichischen Alltag ein Versprecher, an Feiertagen ein Rülpser über Leichen — Österreichs Märtyrern.“

Bereits 1945/46 hatte sich eine Kluft aufgetan zwischen der Politischen Kultur der Eliten, die tatsächlich partiell vom Widerstand geprägt war, und der Politischen Kultur großer Teile der Bevölkerung, die schon damals vom Widerstand nichts wissen wollten. Charakteristisch dafür war die Tagebuch-eintragung einer Salzburger Hausfrau vom 15. März 1946: „Deserteure und Partisanen werden als Helden, die Soldaten als Dummköpfe hingestellt.“ Das wiederum hing mit der Frage zusammen: Wie wurden die Maitage des Jahres 1945 erlebt — als Tage der Befreiung oder als Tage der Niederlage und der Besetzung?

Der Grundkonsens der Zweiten Republik beruhte auf der Annahme der Befreiung. Wie aber erlebte die Bevölkerung diese Tage, wie wurden sie in der Populartradition aufbewahrt? Eine Antwort auf diese Fragen ist nicht so einfach, sie muß stärker differenzieren. Alle politischen Gruppen, alle Schichten der Bevölkerung atmeten auf, daß dieser mörderische Krieg vorbei war, daß die Angst vor den Bomben aufgehört hatte. Eine Schicht unterhalb dieser gemeinsamen Erleichterung erfolgte bereits eine Scheidung der Gefühle. Für diejenigen, die aus den KZs und Gefängnissen zurückströmten, war das Erlebnis der Freiheit unbestreitbar; ebenfalls für die Österreich-Gesinnten, für die Katholi-

sehe Kirche und die politischen Eliten, die sich an den Aufbau eines demokratischen Österreichs machten. Die Konstituierung des Widerstandes als selbständige politische Kraft scheiterte allerdings Für die Nationalsozialisten hingegen (im-merhin ca. 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung) waren die Maitage unleugbar Tage des Zusammenbruches, der bedingungslosen Niederlage, der Angst, für die Verbrechen des Regimes haftbar gemacht zu werden.

Und die Mehrheit der Bevölkerung? Zunächst muß man daran denken, daß die Maitage des Jahres 1945 nicht das Ergebnis einer breiten nationalen, oppositionellen Volksbewegung waren, sondern Tage des Sieges der Alliierten, der bisherigen Kriegsgegner. Für die österreichischen Soldaten, die sechs Jahre lang an allen Fronten gekämpft, vielleicht eine Hand, ein Bein verloren hatten, war es emotional schwer nachzuvollziehen, daß ihre militärische Niederlage gleichzeitig der Akt der Befreiung ihrer Heimat war Und die Alliierten traten zunächst weniger als Befreier denn als Sieger und Besetzer auf. Für viele Österreicher blieb die Befreiung assoziiert mit den Übergriffen der sowjetischen Soldaten, mit Uhrenraub und Vergewaltigungen. Die Verbrechen der deutschen und österreichischen Soldaten hingegen — vor allem im Osten, auf dem Balkan — wurden systematisch verdrängt Obendrein hatte die Not und Bedrohung der letzten Kriegsjahre ein gewisses Solidaritätsgefühl hergestellt, tatsächlich nun die „Heimat“ zu verteidigen. In die Ostphobie, in den von der nationalsozialistischen Propaganda hochgezüchteten Antikommunismus, flossen uralte Ängste ein. Die „Grande Peur“ vor dem Osten beruhte auf historischen Erfahrungen, die von den Ungameinfällen bis zu den Türkenkriegen reichten. Kurzum, wie immer man die Maitage des Jahres 1945 analysiert, es bleiben Ambivalenzen — Tage der Niederlage und Tage der Befreiung. Als großes Symbol für den nationalen Unabhängigkeitskampf des österreichischen Volkes jedenfalls taugt dieser Mai kaum!

Der österreichische Widerstand war mit diesem komplizierten Mentalitätskomplex konfrontiert. Vor allem die Kommunisten, welche die größte Zahl der Widerstandskämpfer stellten, gerieten rasch in den Strudel des West-Ost-Konfliktes, mußten für die Übergriffe der sowjetischen Besatzungsmacht geradestehen — und das in einem Lande, dessen Zukunft ungewiß, das teilweise von den Sowjets besetzt war, und wo die KPÖ lediglich den Lakaien Moskaus spielte. Der Widerstand als mögliches nationales Symbol ging rasch im Antikommunismus unter. Als Signal dafür kann die Auflösung des überparteilichen „Österreichischen Bundesverbandes ehemals verfolgter Antifaschisten“ (KZ-Verband) im Jahre 1948 gelten; er zerfiel genau nach den politischen Lagergrenzen

Es gelang auch nicht, suggestive „Heldenbilder“ zu schaffen — Symbole, die die politische Phantasie bewegen und die Emotionen binden. Im Gegensatz zur Bundesrepublik, wo mit den Männern des „ 20. Juli“, mit dem Kreisauer Kreis, Dietrich Bonhoeffer und Pater Delp, mit den Geschwistern Scholl und anderen Personen des Widerstands Identifikationsfiguren entstanden, die durch ihr Handeln Vorbildcharakter annahmen und die dem NS-Kult entgegengehalten werden konnten, dominierte in Österreich der namenlose Widerstand der kleinen Leute mit wenig Strahlkraft Erst in der jüngsten Zeit scheint mit der Person des katholischen Wehrdienstverweigerers Franz Jägerstätter, eines einfachen Bauern aus St. Radegund, die Arbeit am Mythos zu gelingen. Seitdem Bundespräsident Kurt Waldheim in seiner Wahlkampagne 1986 das Thema Pflichterfüllung in der Deutschen Wehrmacht öffentlich positiv besetzt hatte und u. a. mit dieser Parole das Bild des „häßlichen Österreichers“ in der Welt fixierte, seitdem suchen immer mehr junge Österreicher nach einem Gegenbild. Der „religiöse Virtuose“ Franz Jägerstätter, der seine Pflicht gegenüber den Geboten Gottes höher stellte als sein Bedürfnis, Karriere zu machen, ja höher als sein Leben, dieser Mann bietet sich als Anti-Waldheim geradezu an.

Vor kurzem hat Ema Putz die „Gefängnisbriefe und Aufzeichnungen“ Jägerstätters veröffentlicht, die in bemerkenswert differenzierter Weise sowohl das Verhalten der Katholischen Kirche im Jahre 1938 als auch hellsichtig Hitlers Aggressionskrieg kritisieren. Darin heißt es 1941/42: „Man spricht auch heute noch von einer Vaterlandsverteidigung. Haben wir Österreicher denn in so kurzer Zeit das Jahr 1938 vergessen? Kann ich denn noch sagen, ich habe noch ein Vaterland, wenn ich in einem Lande bin, wo ich nur Pflichten habe und keine Rechte mehr besitze? Kann da überhaupt noch von einer Vaterlandsverteidigung die Rede sein, wenn man ganz einfach in Länder einbricht, die einem gar nichts schuldig sind und darinnen raubt und mordet? Was können denn wir katholischen Österreicher noch verlieren, wenn wir für den deutschen Staat auch nicht mehr kämpfen? Würden wir dadurch erst die Glaubensfreiheit oder die wirtschaftliche Freiheit verlieren? Hat man es uns noch zu wenig gesagt, was man mit solchen machen wird, die sich nicht zum Nationalsozialismus bekennen? Natürlich wäre es den Herm Parteigenossen sehr angenehm, wenn wir ihnen erst noch zu weiteren Siegen verhelfen würden. Daß wir Katholiken uns zum Werkzeug der schlimmsten und gefährlichsten antichristlichen Macht, die bis jetzt existiert hat, ganz einfach zur Verfügung stellen müssen, kann und werde ich niemals glauben können.“

II. Der Streit um den „Austrofaschismus“

Fast jede Diskussion über 1938 gleitet in Österreich zurück auf das Jahr 1934, das Jahr der Bürgerkriege, und es entsteht ein Klima der jeweiligen Schuldzuweisung. Die einen sagen, 1934 war nur das Vorspiel, das unmittelbar hinüberleitete zum Jahre 1938; die Meinung der anderen ist, die Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur sei zwar bedauerlich, aber notwendig gewesen, um den Nationalsozialis-mus zu bekämpfen.

Stärker als in anderen demokratischen Ländern ist die wissenschaftliche Zeitgeschichte in Österreich parteipolitisch fragmentiert und wird für politische Legitimationszwecke mißbraucht Für das Aufbrechen der konservativen Positionen an den Universitäten in den siebziger Jahren spielte die wissenschaftliche Zeitgeschichte eine wichtige Rolle: Abgesehen von einer Ausnahme sind alle österreichischen Zeitgeschichtslehrstühle mit SPÖ-nahen Hochschullehrern besetzt. Umgekehrt leidet die ÖVP an dem Defizit, nicht genügend qualifizierte Zeithistoriker aufzuweisen. Diese asymmetrischen intellektuellen Ausstattungen bergen die Gefahr in sich, daß jede wissenschaftliche Diskussion rasch ins Unprofessionelle absinkt und wissenschaftliche Laien den Ton angeben. Die Folge davon war und ist, wie Gerhard Botz prägnant formuliert hat: „Statt einer kritischen Aufarbeitung der jeweils eigenen Vergangenheit und ihrer Problembereiche wurde Geschichte nicht selten zur politischen Waffe, um den Gegner zu treffen.“

Die innenpolitische Situation Österreichs in den Jahren zwischen 1934 bis 1945 war außerordentlich komplex. Hier entwickelten sich zwei faschistische Bewegungen (Heimwehr und NSDAP) und zwei Regime, von denen das eine Regime (in der Forschung umstritten) halbfaschistische Züge trug — der sogenannte Autoritäre Christliche Stände-staat —, das andere Regime — die NS-Herrschaft in Österreich — in der Regel unbestritten als voll-faschistisch qualifiziert wird Diese komplexen Herrschaftsstrukturen legten die Bedingungen fest für Widerstand und Opposition.

Eine Forschung, die primär weniger von moralischen und politischen Positionen ausgeht, sondern sich stärker von funktionellen Kriterien leiten läßt, wird die Bestimmung von Widerstand und Opposition nach diesen jeweiligen Herrschaftsstrukturen ausrichten.

Das Dollfuß-Schuschnigg-Regime gehört in die Geschichte des Widerstandes gegen den Nationalso-

zialismus ebenso wie in die Geschichte des österreichischen Nationsbildungsprozesses Dieser „Widerstand“ zeigte zwei Dimensionen: Zum einen war es der Kampf um die österreichische Unabhängigkeit, eines kleinen Staates gegen einen übermächtigen Nachbarn; die dabei auftretenden Züge der Konkurrenz zweier Diktaturen dürfen dabei aller-dings nicht übersehen werden. Zum anderen erfolgte dieser „Widerstand“ in Form der obrigkeitsstaatlichen Repression gegen den internen Nationalismus, in der Tradition der Gegenreformation, des Vormärz, des Neoabsolutismus stehend. Aber diese Auseinandersetzung des Regimes mit dem inneren Gegner reichte immer wieder in die außen-politische Sphäre hinein. Denn die österreichischen Nationalsozialisten wurden massiv und in vielen Formen vom Deutschen Reich unterstützt; der Führer der österreichischen Nationalsozialisten war unbestritten Adolf Hitler

In die Geschichte des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus vor 1938 gehören auch die Aktivitäten der illegalen Sozialdemokraten und Kommunisten. Zu spät — zwischen dem 12. Februar und dem 12. März 1938 — tauchte einen kurzen Augenblick lang ein nationaler österreichischer Konsens auf, als die Sozialdemokraten bereit waren, mit Schuschnigg gegen Hitler zu marschieren und die mittlerweile erstarkten Kommunisten, erst seit 1937 auf eine eigene österreichische Nation fixiert, erklärten, für Schuschnigg zu stimmen, ja, seine Losung: „Rot-Weiß-Rot bis in den Tod!“ übernahmen

Die These des Widerstandes des „Austrofaschismus“ gegen den Nationalsozialismus ist für die österreichische Linke emotional schwer zu ertragen. Der notwendige Prozeß der Entemotionalisie-rung wird zudem durch eine neuerdings auftretende vollmundige Verteidigung des Dollfuß-Schuschnigg-Regimes erschwert, wie sie etwa Gottfried-Karl Kindermann vertritt — eine Verteidigung, die gefühlsfeucht und pathetisch, Ergebnisse der bisherigen Forschungen souverän ignorierend, eine verquere Argumentationslinie aufbaut, die den Dollfuß-Mythos des Ständestaates unkritisch weiter-schleppt und eine nüchterne Diskussion leider mehr behindert als fördert

Obendrein hat die österreichische Zeitgeschichtsforschung das Thema quellenmäßig noch ungenügend aufbereitet. Die Berichte der Sicherheitsdirektionen sowie Tausende von Gerichtsakten müssen erst aufgearbeitet werden. Soviel jedenfalls läßt sich bereits jetzt sagen: Die kleinlichen Polizeischikanen gegen die Nationalsozialisten (Beispiel: ein Heil-Hitler-Ruf „kostete“ drei Wochen Arrest) nützten wenig, fachten nur die Erbitterung der Betroffenen an und führten immer mehr Menschen in das Lager der Illegalen. Das Regime schufselbst ein Vakuum der politischen Sensibilität, in das der Nationalsozialismus leicht eindringen konnte.

Zu den falschen Mitteln des „Widerstandes“ zählte auch der Imitationsfaschismus, den das Regime praktizierte. Der reichte vom Gruß „Heil Dollfuß“ bis zur Aufstellung einer SS-ähnlichen Formation, des Schutzkorps (SK). Zu Recht meldete der deutsche Militärattache am 17. April 1934 nach Berlin: „Durch eine oft lächerlich anmutende Nachäffung propagandistischer und sonstiger Maßnahmen des Nationalsozialismus im Reich, sucht die Regierung außerdem, dem österreichischen Nationalsozialismus den Wind aus den Segeln zu nehmen!“

Überhitlern" hieß das Programm auf österreichisch. Die Menschen gewöhnten sich an eine mit faschistischen Formen und Symbolen besetzte Öffentlichkeit; der Bruch vom Februar bis März 1938 wurde daher keineswegs als besonders tief empfunden. An die Stelle der österreichischen Halbherzigkeit trat der deutsche Radikalismus.

Die mittlerweile publizierten Ministerratsprotokolle lassen überhaupt keinen Zweifel daran, daß die Etablierung der christlichen Diktatur in den Jahren 1933/34 primär gegen links, gegen die Sozialdemokratie geschah gleichzeitig wurde so die soziale Basis des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus enorm geschmälert. Den engagierten Arbeitern wurde weit mehr als eine politische Organisation, mehr als ihr Parteivermögen, ihre Arbeiterheime geraubt: Sie verloren ihre Heimat, den Ort ihrer symbolischen Identifikation. Gar nicht wenige Arbeiter spürten im März 1938 dann eine klammheimliche Freude darüber, daß es dem verhaßten Dollfuß-Schuschnigg-Regime an den Kragen ging. Nach 1945 verzieh es die SPÖ einem Funktionär eher, wenn er 1938, als wenn er 1934 „umgefallen“ und sich dem jeweiligen Regime angedient hatte.

Gleichzeitig muß der Widerstand der Linkskräfte (Revolutionäre Sozialisten und Kommunisten) und der illegalen Nationalsozialisten gegen den „Austrofaschismus“ thematisiert werden. Während der Widerstand der Linken unproblematisch rezipiert wurde und eine breite Forschung ausgelöst hat wollte man den Widerstand der illegalen Nationalsozialisten bislang mit dem Argument ausblenden: „Selbstverständlich wurde die illegale nationalsozialistische Bewegung, die in der Zeit von 1933 bis 1938 im Untergrund kämpfte, nicht als Widerstandsbewegung eingestuft, weil ihr erklärtes Ziel die Vernichtung Österreichs und dessen Eingliederung in die totalitäre Diktatur Hitlerdeutschlands war.“ Das Argument ist menschlich verständlich: Wie soll ein illegaler Kommunist seine späteren Peiniger als gemeinsame Widerstandskämpfer gegen den „Austrofaschismus“ akzeptieren können? Doch von einer wissenschaftlich abgesicherten Widerstandsforschung her kann man diese Aus-blendung kaum mehr aufrechterhalten.

Gewiß darfman die demokratischen Tarnungen der illegalen Nationalsozialisten nicht ernst nehmen, doch ihre unentwegten Hinweise auf den Verfassungsbruch der Regierung Dollfuß entbehrten nicht der empirischen Evidenz Faktisch hatte die gemeinsame Illegalität eine Reihe von Kooperationsgründen zwischen Sozialdemokraten und Nationalsozialisten eröffnet. Ein österreichischer Gewährsmann meldete an die deutsche Abwehr: „In der Provinz ist vielfach ein taktisches Zusammengehen zwischen rot und braun Tatsache.“

Die Opposition der Nationalsozialisten indessen war weitaus stärker und gefährlicher als die der Linkskräfte. Sie begann Österreich von innen her , aufzurollen*. Massive Terrortätigkeiten, zahlreiche Bombenattentate, in der Ermordnung von Bundeskanzler Dollfuß am 25. Juli 1934 gipfelnd, Anschläge auf andere exponierte Personen des Regimes usw. schufen ein Klima permanenter Verunsicherung. Vor allem die jungen Nationalsozialisten entwickelten phantasievolle Propagandaaktionen, erprobten Formen des zivilen Ungehorsams, politisierten den Generationenkonfl Juli 1934 gipfelnd, Anschläge auf andere exponierte Personen des Regimes usw. schufen ein Klima permanenter Verunsicherung. Vor allem die jungen Nationalsozialisten entwickelten phantasievolle Propagandaaktionen, erprobten Formen des zivilen Ungehorsams, politisierten den Generationenkonflikt und ließen den erstarrten bürokratisch-polizeistaatlichen Herrschaftsapparat immer wieder ins Leere laufen 24).

III. Phasen der Widerstandsforschung

In der ersten Phase bis Ende der vierziger Jahre förderte das vorherrschende antifaschistische Paradigma die Publikation von Erlebnisberichten der Widerstandskämpfer und KZ-Häftlinge 25). Literarisch eindrucksvolle Zeugnisse wurden auch später neu aufgelegt Das restaurative Klima der fünfziger Jahre hingegen entwickelte zahlreiche Barrieren gegen die Rezeption des Widerstandes; er wurde neuerdings in den Untergrund gedrängt und marginalisiert. Allerdings waren einige Kreise des Widerstandes daran nicht unschuldig. Das „Provisorische Oesterreichische Nationalkomitee“ (POEN) zum Beispiel, das sich Ende 1944 herauskristallisiert hatte, machte sich große politische Hoffnungen für die Nachkriegsära; es wurde von den neuentstandenen politischen Parteien rasch ausgetrickst Einige ihrer Mitglieder schufen eine Privatmythologie des Widerstandes, die fern jeder historischen Realität angesiedelt war und die letztlich den Widerstand selbst diskreditierte. Als Beispiel kann ein Vortrag von Major Alfons Stillfried, Mitglied des militärischen Widerstandes gelten, den er am 17. Juni 1946 in Wien gehalten hatte. Hier wird die absurde These vertreten, die Mehrheit der Österreicher — „sicherlich 65 bis 70 Prozent“ — sei im Grunde ihres Herzens stets anschlußfeindlich gewesen? hier wird behauptet, der Jubel im März 1938 sei „durch viele Tausende auf Lastkraftwagen aus dem Reich nach Österreich transportierte reichsdeutsche Nazis künstlich erzeugt“ worden hier wird die leider falsche Be-

hauptung aufgestellt: „Die überwältigende Mehrheit des österreichischen Volkes lehnte die Judenverfolgung ab.“ Die Stilisierung der Österreicher zu potentiellen Widerstandskämpfern glaubten weder die Alliierten noch die Österreicher selbst, und die tatsächlichen Leistungen des Widerstandes wurden so ebenfalls unglaubwürdig.

Eine Meisterleistung der Selbststilisierung gelang der Katholischen Kirche. Sie stellte sich kurz nach 1945 als verfolgte Kirche, als Kirche im Widerstand vor. Zwei Bücher untermauerten diese Selbstinszenierung mit eindrucksvollen Dokumenten Sicherlich war dieses Bild nicht falsch: Die Kirche war auch eine verfolgte Kirche; aber die andere Seite des Bildes wurde verhüllt — jene Seite nämlich, welche die Kirche als kollaborierenden Herrschaftsträger im „Dritten Reich“ ausweist

Erst in den sechziger Jahren erfolgte ein neuer Aufschwung, wurde die eigentlich wissenschaftliche Ebene der Widerstandsforschung erreicht. 1963 erschien ein Buch von Otto Molden, das den bürger-

lichen Widerstand behandelte, aber die Kommunisten ausklammerte. Spiegelbildlich verkehrt schrieb Hermann Mitteräcker 1963 eine Arbeit über den kommunistischen Widerstand, verschwieg jedoch die bürgerliche Seite Ab 1962 gab der katholische Herold Verlag eine Reihe „Das einsame Gewissen“ heraus, die die wissenschaftliche Forschung zum Widerstand nach und nach in Gang setzte

Doch das wichtigste Datum war die Gründung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DöW) durch einen Kreis ehemaliger Widerstandskämpfer und Zeithistoriker unter der Leitung Herbert Steiners im Jahre 1963 Das Dokumentationsarchiv knüpfte wiederum an den antifaschistischen Konsens von 1945 an. In Österreich wurde so die Polarisierung zwischen der kommunistischen und nicht-kommunistischen Forschung weitgehend vermieden. Gleichzeitig entschloß man sich, den von Karl R. Stadler vorgeschlagenen weiten Widerstandsbegriff als Grundlage für die Sammelund Publikationstätigkeit zu verwenden: Widerstand sei jegliche Opposition im „Dritten Reich“. Diese weite Definition entsprang weniger einer ausgereiften theoretisch-methodologischen Reflexion als der praktischen Notwendigkeit, mit einer Fülle von höchst unterschiedlichen Quellen fertig zu werden. Allerdings konnten so Verengungen der Forschung, wie sie die Historiographie in der Bundesrepublik lange Zeit prägten, von Anfang an hintangehalten werden. Doch eine innere Differenzierung dieses weiten Widerstands-begriffes blieb aus.

Schwierigkeiten tauchten noch auf anderen Ebenen auf:

— Das Dokumentationsarchiv war erst auf dem Wege der Verwissenschaftlichung’. Das hatte Vorteile: Dem DöW gelang es, eine größere Zahl von ehrenamtlichen Mitarbeitern aus dem Kreis der Widerstandskämpfer zu finden, die sehr engagiert die Arbeit von „Barfußhistorikern“ leisteten. Das hatte aber auch Nachteile: Das wissenschaftliche Niveau blieb vielfach unter dem heute erforderlichen Standard Allerdings hatte diese Institution ihre Aufgabe nie allein im wissenschaftlichen Bereich gese-hen, sondern die politisch-pädagogische Arbeit, die Bekämpfung von rechtsradikalen und neofaschistischen Tendenzen immer mit einbezogen, wie zahlreiche Prozesse und Strafanzeigen auswiesen — Das Überwiegen der Quelleneditionen reduzierte die Chancen zur Quellenanalyse. Die Neigung zur Personalisierung und Heroisierung des Widerstandes löste ihn aus der sozialgeschichtlichen Verankerung und stellte ihn gleichsam in den luftleeren Raum. Das DöW hat mittlerweile zahlreiche Quellenbände ediert, regional gestaffelt, z. B. über Wien, das Burgenland, Nieder-Österreich, Ober-Österreich und Tirol So wertvoll diese edierten Quellen in vielerlei Hinsicht sind, sie wurden bislang eigentlich noch nie richtig ausgewertet. Ihre reichen sozial-und mentalitätsgeschichtlichen Informationen verstauben in den Bibliotheken. — Die österreichische Widerstandsforschung stand auch deswegen im leeren Raum, weil sie sich von der NS-Forschung abgekapselt hatte, oder, genauer formuliert: Die österreichische NS-Forschung selbst hatte sehr spät begonnen. Erst 1988 wurde die erste umfassende Darstellung der „österreichischen“ Geschichte von 1938— 1945, die von inländischen Wissenschaftlern erarbeitet wurde, publiziert

Ende der siebziger Jahre begann eine neue, die dritte Phase. Die Zeitgeschichte hatte sich mittlerweile als Disziplin an fast allen Universitäten etabliert, drang nach und nach in die Schulen vor, wurde von der Regierung Kreiskys auch finanziell stärker gefördert. Die (wie üblich) zeitverzögerten Nachwirkungen der 68er Bewegung erweckten bei der akademischen Jugend ein neues Interesse für den Widerstand. Hermann Langbein initiierte eine Aktion „Zeitzeugen in die Schulen“. Politische Bildung als Unterrichtsprinzip wurde eine Zeitlang heftig propagiert. Langsam wirkte sich auch der Paradigmenwechsel in der Geschichtswissenschaft ganz allgemein aus, allerdings in einer charakteristischen Weise: In Österreich wurde die Phase der „harten“ Strukturgeschichte übersprungen, der Weg führte direkt vom Historismus zur „weichen“ Alltagsgeschichte, zur Geschichte „von unten“ Eine neue Welle von Autobiographien brach los, wertvolle und Alibiproduktionen bunt nebeneinander; die zum Teil wissenschaftlich wenig disziplinierte Methode der „Mündlichen Geschichte“ wurde breit genützt -Die Frauenforschung griff auf den „Widerstand“ über und eröffnete neue Perspektiven. Nicht der „große“ Widerstand, die kleinen Leute traten in den Focus der Forschung, Frauen wurden zitiert, die lapidar feststellten: „Es gibt Tage, die einen vernichten können. Wenn man nicht jeden Tag, ununterbrochen, leben will, auch wenn alles aussichtslos erscheint, dann ist man gefährdet. Das ist mein Prinzip zu leben. Nicht kämpfen heißt nicht leben.“ Und ebenso Frauen, die auch ihre Zweifel über den Sinn ihrer Leiden nicht verschwiegen, um dann doch festzuhalten: „Wenn wir durch unsere Tätigkeit dazu beitragen können — ganz primitiv gesagt —, daß der Krieg nur um eine Stunde abgekürzt wird, dann hat sich unser Widerstand schon gelohnt.“

Die Forschungssituation der achtziger Jahre ist durch eine merkwürdige Diskrepanz gekennzeichnet: Einerseits eine weitgehend empirielose Theoriediskussion (Willibald Holzer andererseits eine ziemlich theorielose Quellenedition und -dar-Stellung. Nur langsam fließen beide Ströme zusammen. Gerhard Botz hat ein mehrdimensionales Modell des Widerstandes entwickelt, das der österrei-chischen Forschung wichtige Orientierungshilfen bieten könnte Seine Skala reicht vom hochorganisierten, systemoffensiven, öffentlichen Widerstand der Attentate und Putschversuche bis zur „unpolitischen“ Kriminalität und skizziert drei Typen: erstens Politischer Widerstand im engeren Sinn; zweitens Sozialer Protest; drittens abweichendes Verhalten

Doch die erste zusammenfassende Darstellung des österreichischen Widerstandes, auf einer breiten Quellenbasis aufbauend, hat der aus der Tschechoslowakei stammende US-Historiker Radomir Luza geschrieben, wertvoll vor allem in seinen quantifizierenden Teilen Luza arbeitet vier Merkmale des österreichischen Widerstandes heraus: 1. Mit Ausnahme der Kommunisten operierte der österreichische Widerstand isoliert und ohne Unterstützung einer österreichischen Exilregierung — ein unübersehbares Hemmnis. 2. Die für Österreich typische tiefe parteipolitische Fragmentierung reichte weit in den Widerstand hinein; erst zuletzt bildete sich eine lose Führung (POEN), die den Anspruch auf eine Art Koordination erhob. 3. Es fehlten administrative Strukturen; die Gruppen wirkten isoliert, auf sich gestellt, ohne Erfahrung in der illegalen Arbeit. 4. Erst langsam griff eine sich herausbildende Österreich-Ideologie aufalle Gruppen über. „Wie in Deutschland oder Italien waren auch die politischen Parteien die wichtigsten Gegner des Regimes.“ Im Untergrund formierten sich die alt/neuen Parteien und machten sich bereit für den Aufbau eines neuen demokratischen Österreichs.

Aufden Angaben von Wolfgang Neugebauer basierend, dem derzeitigen Leiter des DöW, nennt Luza die Zahl von etwa 100 000 Österreichern, die wegen einer politischen Betätigung verhaftet wurden — eine ziemlich hohe Zahl, die mir doch zu optimistisch geschätzt erscheint. Wie dem auch sei: Zehntausende von verfolgten Österreichern waren ein Zeichen gegen die Parole der „Pflichterfüllung“, stehen als häufig qualvoller Protest gegen den Jubel der Hunderttausende in den Märztagen des Jahres 1938!

Eine Zahl von 3 058 aktiven Widerstandskämpfern ermöglicht es Luza, zumindest die politischen und sozialen Umrisse des österreichischen Widerstandes nachzuzeichnen. Politisch gesehen: ca. 52 Prozent lassen sich dem linken, ca. 44 Prozent dem konservativen Widerstand zurechnen. Doch den opfervollsten Widerstand leisteten die Kommunisten (44, 5 Prozent) Ebd., S. 327. Prozent lassen sich dem linken, ca. 44 Prozent dem konservativen Widerstand zurechnen. Doch den opfervollsten Widerstand leisteten die Kommunisten (44, 5 Prozent) 49). Unbeschadet mancher Zweideutigkeiten kämpften die Kommunisten für ein unabhängiges Österreich; ein Kampf, der nach 1945 zu rasch vergessen wurde. Selbst dieser entschiedenste und prinzipielle Widerstand stand vor dem Dilemma, partiell (und wenn auch nur zur Tarnung) bei der Stabilisierung des Regimes mitwirken zu müssen. Denn die anfängliche Parole: Hinein in die NS-Organisationen und Zersetzung von innen, hieß eben auch: partielle Mitarbeit 50). Der zentralistische Aufbau der KP wiederum führte zu unentwegten Versuchen, zentrale Leitungen zu errichten, die immer wieder von der Gestapo aufgedeckt wurden. Es war eine derwichtigsten Fragen des KP-Untergrundes: Wird ein verhafteter Genosse den Folterungen der Gestapo standhalten? Eine Frage, die immer wieder gegenseitiges Mißtrauen entfachte 51) -Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt und eine monströse Propagandalinie verunsicherten die eigene Basis noch weiter 52). Die neueste offizielle Parteigeschichte der KPÖ muß eine Gehimakrobatik vollführen, um diese deprimierende Phase der Partei im Dienste der Sowjetunion zu rechtfertigen

Gegenüber dem massiven Widerstand der KPÖ fiel der sozialistische Widerstand mit lediglich fünf Prozent schwach aus. Während die KP ihre Kader . verheizte 1, tauchten die SP-Kader unter, hielten still — die Gestapo sprach ironisch von „Stammtischrunden“ — und bewahrten sich für die nachfaschistische Periode; ein noch nicht genügend diskutiertes Problem.

Zerspaltener wirkte der konservative Widerstand, in zahlreiche Gruppen zerteilt, ohne festere Organisationskerne (mit Ausnahme des Militärs), mit fließenden Grenzen zur „inneren Emigration“. Sozialstrukturell gesehen war der österreichische Widerstand ein Widerstand der Arbeiter und der Intelligenz. Stark unterrepräsentiert waren Bauern und Angestellte. Die einen zogen ein traditionelles Resistenzverhalten vor, die anderen tendierten besonders stark zur NSDAP

Gegenüber der Studie von Radomir Luza fällt eine neue Gesamtdarstellung stark ab: Fritz Molden, aktiver Widerstandskämpfer mit weitreichenden Verbindungen und gescheiterter Verleger, schrieb das Buch „Die Feuer in der Nacht. Opfer und Sinn des österreichischen Widerstandes 1938— 1945“, rasch hingeworfen im Dienste der österreichischen Imagepflege in der Waldheimära. Seine groteske Zahlenspielerei ist wissenschaftlich unbrauchbar und eher peinlich So jedenfalls ist der Ruf Österreichs nicht zu retten!

IV. Widerstand und österreichischer Nationsbildungsprozeß

Eine These läßt sich mit gesicherter empirischer Evidenz aufstellen: Je stärker das Österreichbewußtsein eines politisch-ideologischen Lagers, desto engagierter wirkte dieses Lager im Widerstand Bei den Kommunisten entwickelte sich das nationale Bewußtsein mehr über den Kopf, bei den Konservativen mehr über das Gefühl, in den Traditionen des „Ständestaates“ und der Monarchie wurzelnd. Nicht wenige von ihnen starben mit dem Ruf: Es lebe Österreich! Walter Caldonazzi aus Tirol formulierte in seinen Abschiedsbriefen: „Wir sterben ja nicht als Verbrecher, sondern als Österreicher, die ihre Heimat liebten und als Gegner dieses Krieges, dieses Völkermordens.“ „Ihr wißt, ich war ein bitterer Gegner des Krieges, immer ein Feind des geistlosen preußischen Militarismus.“ Der sozialistische Widerstand war u. a.deshalb so schwach entwickelt, weil dieses Lager am längsten an einer gesamtdeutschen revolutionären Perspektive festhielt.

Für viele Widerstandsgruppen kann ein distinktes Österreich-Bewußtsein als konstituierendes Moment nachgewiesen werden. Selbst in Kreisen, die mit dem Nationalsozialismus sympathisierten, ja selbst bei prominenten österreichischen Nationalsozialisten löste die Form des totalen „Anschlusses“ rasch einen antipreußischen Reflex aus. Nach außen drang wenig durch, aber geheim setzte eine unentwegte Klage über das , verlorene Österreich ein. Edmund Glaise von Horstenau, Vizekanzler in der kurzfristigen Regierung Seyß-Inquart, schrieb während des Krieges Erinnerungen, die voll von Trauer und Zorn über die verlorenen und unterdrückten österreichischen Traditionen sind sein Regierungskollege Wilhelm Wolf, der Drei-Tage-Außenminister, verfaßte ein poetisches Buch „Hundert Jahre Österreich“, das 1940 (!) mit eben diesem Titel erschien — zu einem Zeitpunkt, da der Name „Österreich“ längst verpönt war. Es ist ein Buch, das zu einer grandiosen Apotheose Österreichs ausholt, Franz Grillparzers resignative Haltung als österreichische Lebensform par excellence preist, den verfehmten Hugo von Hofmannsthai und seinen Kreis nicht verschweigt, allerdings den österreichischen katholischen Antisemitismus als abstoßendes Erbe ebenfalls mitschleppt -Heinrich von Srbik — Historiker, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Wien und Mitglied des Berliner Reichstages — setzte auf das bekannte Zähmungskonzept und doch ließ er wissen: „Er werde immer österreichischer.“

Es kann hier nicht darum gehen, diese Brücken-bauer, die an strategisch entscheidenden Stellen die Unabhängigkeit Österreichs untergruben und die bis 1945 dem NS-System dienten, in die Reihen des Widerstandes einzuordnen. Aber ihre Enttäuschung als Österreicher muß ad notam genommen werden. Ferner ist es notwendig, den Nationsbildungsprozeß im Widerstand und in der Bevölkerung ganz allgemein zu unterscheiden. Wie der Wi-derstand selbst im Volke relativ wenig Resonanz fand, so verlief auch die Konstituierung einer österreichischen Nation an der Basis nur zäh, zögernd und widersprüchlich Schließlich wurde nichts weniger als eine Umpolung der traditionellen Volkszugehörigkeit verlangt. Noch 1956, ein Jahr nach dem Staatsvertrag, bejahten erst 49 Prozent der Befragten, daß die Österreicher eine Nation seien. Bis 1980 stieg der Prozentanteil auf 67 Prozent

Doch daran ist festzuhalten: Der Widerstand war ein Nukleus der österreichischen Nationwerdung. Im Widerstands-Lied etwa schälte sich das Idealbild eines Österreich heraus, eines unschuldigen, kleinen, tapferen Landes, das vom Deutschen Reich vergewaltigt wurdeKarl Mellacher, Das Lied im österreichischen Widerstand. Funktionsanalyse eines nichtkommerz Prozent 64).

Doch daran ist festzuhalten: Der Widerstand war ein Nukleus der österreichischen Nationwerdung. Im Widerstands-Lied etwa schälte sich das Idealbild eines Österreich heraus, eines unschuldigen, kleinen, tapferen Landes, das vom Deutschen Reich vergewaltigt wurde 65). Das war die pathetische Seite, die in der Zweiten Republik dann in einen unkritischen Österreich-Chauvinismus mündete 66). Die ironische Seite der Lieder allerdings entsprach mehr der Volksstimmung. Unzählige Parodien, Witze und Spottgedichte kursierten, die alle einen Anti-Piefke-Duktus aufwiesen 67). Da wurde das populäre Wiener Lied „Heut kumman die Engel auf Urlaub nach Wean“ umgedichtet:

„Heut kumman die Piefke auf Urlaub nach Wean, jetzt amol hams’ die Weanastadt gern.

Sie fressen die Schnitzeln und schunkeln dazua, sie reißen des Maul auf und kriegen gar net gnua. Draußt in Berlin sitzt der Hermann und lacht, Sagt zu seinem Führer: , Heaßt, guat host des gmocht!“

Der Petrus im Himmel schaut oba und flennt:

Weanna Leut, oame Leut, euch hams darennt!“ Die Parole hieß: Mir wer’n s’schon demoralisieren!

Das allerdings erwies sich rasch als Irrtum. Gegen die SS kam kein Witz auf. Doch der österreichische Widerstand trug immer auch seine schwejkhaften Züge, vor allem in Ostösterreich: Züge des Sich-Anpassen und gleichzeitig: die Befehle, wo es nur ging, zu unterlaufen.

Wenig zum Lachen gab es beim Partisanenkrieg.

Hier prallten die Konflikte mit unglaublicher Härte aufeinander — bis heute Der Partisanenkampf war eine der höchstorganisierten und erfolgreichsten Formen des Widerstandes. Die Partisanen bekämpften das NS-System dort am nachhaltigsten, wo sie mit dem nationalen Unabhängigkeitskampf verbunden waren. In Österreich (mit Ausnahme von Südkränten und der Südsteiermark) wurde der Nationalsozialismus eben nur sehr eingeschränkt als fremdes Besatzungsregime empfunden, der Partisanenkampf trug so immer auch Elemente des Bürgerkrieges in sich.

Festzuhalten gilt ebenfalls, daß ein Teil der Partisanengruppen in ihrem Selbstverständnis für ein unabhängiges Österreich kämpften. In einem obersteirischen Partisanenlied hieß der Refrain: „Zu kämpfen und zu sterben, bis Österreich frei von Schänd!“ Der Partisaneneid wurde dort auf Österreich geschworen gleichzeitig jedoch agierten die slowenischen Partisanenformationen in Südkärnten und in der Südsteiermark nur bedingt für ein unabhängiges Österreich, da Jugoslawien Gebietsansprüche an Österreich stellte. Der slowenische Partisaneneid hieß: „Ich, Partisan des Befreiungsheeres der slowenischen Nation . . . kämpfe für die Befreiung und Vereinigung der slowenischen Nation.“ Wenn die Partisanen einen Gendarmerieposten angriffen, griffen sie eine Institution des Deutschen Reiches an; der getötete Gendarmeriewachtmeister indes war häufig Österreicher und der entführte und getötete schwerinvalide Ortsbauernführer ebenfalls Um zu überleben, mußten die Partisanen Rinder und Schafe stehlen („Waidleute“ nannte man sie); das wiederum traf die bäuerliche Gesellschaft an einem empfindsamen Nerv, und die Partisanen wurden weniger als Freiheitskämpfer denn als Diebe und Räuber wahrgenommen. Die Härte des Partisanendaseins, das System der Spitzel und V-Leute löste jeweils „atavistische Ra-chebedürfnisse" (Fleck) aus, Fehmemorde und ähnliches, was wiederum die Lokalgesellschaft teilweise gegen die Partisanen aufbrachte. Die führende Rolle der Kommunisten, Slowenen, Deserteure und geflohenen russischen Kriegsgefangenen bei den Partisanen rührte an in der ländlichen Volkskultur tief verwurzelten Antikommunismus, Slowenenfeindlichkeit und Furcht vor dem Osten. Kurz: das agrarische Sozialmilieu fühlte sich von den Partisanen und von der Gestapo und den NS-Truppen bedroht. Half man den einen, drohte die Rache der anderen: „Bei Nacht sind die Partisanen gekommen, bei Tag die Polizisten“ erinnert sich eine Kärntnerin. Und ein Partisan erzählt: „Partisan sein in einem kleinen Land, wo das Gebiet, das man benützen kann, sowieso nicht sehr groß ist, wo alle paar Kilometer ein Dorf oder sonst etwas ist, das mit Straßen doch verhältnismäßig gut bestückt ist, wo eine Armee-oder Gendarmerieeinheit binnen einer halben Stunde wer weiß wo sein kann, das ist an und für sich nicht leicht. Wenn aber dann noch dazu gekommen ist, daß wir von der Bevölke-rung sehr wenig Unterstützung erhalten haben, ist es besonders schwer.“

Nach der Befreiung im Mai 1945 setzte dann eine Racheorgie der Partisanen ein. Einige hundert Zivilpersonen wurden nach Jugoslawien verschleppt, 91 namentlich bekannte Österreicher kehrten nicht mehr zurück Auch das hat den Ruf der Partisanen in der ländlichen Bevölkerung nicht eben gehoben. Doch mit Nachdruck muß darauf verwiesen werden: Der Partisanenkampf war ein Teil des Kampfes gegen den Faschismus. Durch zahlreiche Sabotageaktionen störten sie die Rüstungsproduktion und banden deutsche Kräfte durch ihren Einsatz. Es war die NS-Herrschaft, die, wie überall, die Spirale der Gewalt zuerst in Gang gesetzt hatte mit ihrer brutalen Germanisierungspolitik, mit ihrer Aussiedlung der Slowenen aus Südkärnten. Daß die Partisanen nach 1945 rasch marginalisiert und kriminalisiert werden konnten, hängt mit der Struktur des ländlichen Milieus ebenso wie mit den Bedingungen des Partisanenkrieges zusammen

Und die Moral?

Ich bin von einer funktionellen historischen Analyse des Widerstandes ausgegangen. Aber letztlich entspringtjeder echte Widerstand aus den innersten Quellen der politischen Moral, des Gewissens. Trotz Gruppenbildungen, trotz festgefügter Ideologien und Religionen, die gewiß den Entschluß zum Widerstand erleichterten: Im Kern war es eine quälende, individuelle, einsame Entscheidung, den häufig grausamen Tod vor Augen; eine Entscheidung, die gegen den Druck des totalitären modernen Staates, gegen den Druck einer breiten Volks-meinung, gegen den Druck der Verantwortung für die eigene Familie getroffen werden mußte.

Eines der Schlüsselwörter, das der katholische Bauer Franz Jägerstätter in seinen Aufzeichnungen immer wieder anführte, und das er sorgenvoll hin und her wendete, war das biblische Wort „Menschenfurcht“. Dieser Furcht, so Jägerstätter, habe der Christ zu widerstehen 78). Die Sozialistin Käthe Leichter schrieb eines der bewegendsten Gedichte des österreichischen Widerstandes. Die erste Strophe lautet: „Bruder, schreckst auch du des Nachts empor aus wirren Träumen, sind es Bilder, tags bewußt, die nachts den Schlaf umsäumen? Warst du heute nacht bei Weib und Kind? Ich war bei meinen Kindern. Deckte beide zu und sprach: , Mutter kommt bald, brav sein und nicht weinen!" Die Lampe warf ihr Licht auf Buch und Sofaecke, wir saßen still, mein Mann und ich, daß nichts die Kinder wecke. Da schreckt’ ich auf. Fahl schien der Mond auf eiserne Gestelle. Und da lieg ich unter vielen und doch so einsam und so kalt. Ich in Ravensbrück, du in Sachsenhausen, in Dachau oder in Buchenwald.“ Doch die letzte Strophe steigert sich zu einerjubelnden Freiheitshymne: „Und jetzt führt der Weg zum Licht und zur Sonne. “

Fussnoten

Fußnoten

  1. Rot-Weiß-Rot-Buch. Darstellungen. Dokumente und Nachweise zur Vorgeschichte und Geschichte der Okkupation Österreichs (nach amtlichen Quellen), Erster Teil. Wien 1946. Ein zweiter Teil folgte nicht mehr. Zur Forschungssituation vgl. Wolfgang Neugebauer, Widerstandsforschung in Österreich, in: Politik und Gesellschaft im alten und neuen Österreich. Festschrift für Rudolf Neck zum 60. Geburtstag, hrsg. von Isabella Ackerl u. a., Wien 1981, 2. Bd., S. 359-376; ders., Neue Forschungen und Forschungslücken zur Geschichte des Widerstandes. Bericht über den 16. Österrei-chischen Historikertag in Krems/Donau 1984, hrsg. vom Verband Österreichischer Geschichtsvereine, o. O., 1985, S. 168— 178; Willibald I. Holzer, David und Behemoth. Projekte zur Erforschung von Verfolgung und Widerstand 1933/34— 1945 in Bayern und Österreich, in: Zeitgeschichte, (1982) 9, S. 338-363.

  2. Zur Entnazifizierung vgl. Dieter Stiefel, Entnazifizierung in Österreich. Wien 1981: Verdrängte Schuld, verfehlte Sühne. Entnazifizierung in Österreich 1945 — 1955, hrsg. von Sebastian Meissl u. a., Wien 1986; zum Staatsvertrag vgl. Gerald Stourzh, Geschichte des Staatsvertrags 1945— 1955. Österreichs Weg zur Neutralität, Wien 19853.

  3. Viktor Matejka, Widerstand ist alles. Notizen eines Unorthodoxen, Wien 1984, S. 79. Zur weitaus positiveren Situation in der Bundesrepublik vgl. Peter Steinbach, Widerstandsdiskussionen im politischen Wandel der Bundesrepublik Deutschland, in: Widerstand. Ein Problem zwischen Theorie und Geschichte, hrsg. von Peter Steinbach, Köln 1987, S. 311-334.

  4. Tagebuch von K. H. Die Autorin möchte nicht genannt werden.

  5. Vgl. Oliver Rathkolb, Raoul Bumballa, ein politischer Nonkonformist 1945. Fallstudie zur Funktion der 05 im Widerstand und in der Parteienrestauration, in: Unterdrückung und Emanzipation. Festschrift für Erika Weinzierl zum 60. Geburtstag, hrsg. von Rudolf G. Ardelt u. a., Wien 1985, S. 295- 317; Manfried Rauchensteiner, Die Zwei. Die große Koalition in Österreich 1945- 1966, Wien 1987, S. 25 f.

  6. Vgl. Vom Reich zu Österreich. Kriegsende und Nachkriegszeit, erinnert von Augen-und Ohrenzeugen, hrsg. von Jochen Jung, Salzburg 1983.

  7. Das Thema „österreichische Soldaten in der Deutschen Wehrmacht“ harrt noch einer intensiveren Aufarbeitung. Vgl. Walter Manoschek/Hans Safrian, Österreicher in der Wehrmacht, in: NS-Herrschaft in Österreich 1938— 1945, hrsg. von Emmerich Taios u. a., Wien 1988, S. 331— 360.

  8. Mitteilungen des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, April 1987.

  9. Zusammenfassend dazu: Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler, hrsg. von Jürgen Schmädecke und Peter Steinbach, München 19862.

  10. Ema Putz (Hrsg.), Gefängnisbriefe und Aufzeichnungen. Franz Jägerstätter verweigert 1943 den Wehrdienst, Linz — Passau 1987, S. 152; dies., Franz Jägerstätter, Linz 19872; Gordon C. Zahn. Er folgte seinem Gewissen. Das einsame Zeugnis des Franz Jägerstätter, Graz 1967.

  11. Emst Hanisch, Zeitgeschichte als politischer Auftrag, in: Zeitgeschichte, (1985) 13, S. 81— 91; Anton Pelinka, Windstille. Klagen über Österreich, Wien 1985.

  12. Gerhard Botz, Anschluß an die Vergangenheit! Überlegungen zum Zusammenhang von Verdrängung der NS-Ver-gangenheit und aktueller Krise von Zeitgeschichte, Antifaschismus und Demokratiebewußtsein in Österreich, in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Jahrbuch 1987, hrsg. von Siegwald Ganglmair, Wien 1987, S. 25.

  13. Zur Diskussion zusammenfassend: „Austrofaschismus“. Beiträge über Politik, Ökonomie und Kultur 1934— 1938, hrsg. von Emmerich Taios, Wien 19884.

  14. Zur Nationwerdung vgl. Emst Bruckmüller, Nation Österreich. Sozialhistorische Aspekte ihrer Entwicklung, Wien 1984; Felix Kreissler, Der Österreicher und seine Nation, Wien 1984; die neue aufgeflammte Diskussion über die österreichische Geschichte im Rahmen der deutschen Geschichte wird dokumentiert in: Kontroversen um Österreichs Zeitgeschichte. Historische Hintergründe und Folgen einer verdrängten Vergangenheit, hrsg. von Gerhard Botz u. a., Frankfurt 1988.

  15. Zusammenfassend dazu: Hanns Haas, Der Anschluß, in: NS-Herrschaft in Österreich (Anm. 7), S. 1— 24.

  16. Felix Kreissler (Anm. 14), S. 58— 87. Aufruf des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Österreichs zur Annexion, in: Die Kommunistische Partei Österreichs. Beiträge zu ihrer Geschichte und Politik, Wien 1987, S. 272.

  17. Gottfried-Karl Kindermann, Hitlers Niederlage in Österreich. Bewaffneter NS-Putsch, Kanzlermord und Österreichs Abwehrsieg von 1934, Hamburg 1984; etwas nüchterner: Ludwig Reichhold, Kampf um Österreich. Die Vaterländische Front und ihr Widerstand gegen den Anschluß 1933— 1938. Eine Dokumentation, Wien 1984.

  18. BA, Militärarchiv Freiburg. RW 5/418.

  19. Protokolle des Ministerrates der Ersten Republik. Kabinett Dr. Engelbert Dollfuß, 7 Bde., Wien 1980ff.

  20. Everhard Holtmann, Zwischen Unterdrückung und Befriedung. Sozialistische Arbeiterbewegung und autoritäres Regime in Österreich 1933— 1938, Wien 1978; Franz West, Die Linke im Ständestaat Österreich. Revolutionäre Sozialisten und Kommunisten 1934— 1938, Wien 1978; beide illegalen Bewegungen zusammen dargestellt hat Gerhard Jagschitz, Illegale Bewegungen während der Ständischen Ära 1933— 1938, in: Revolutionäre Bewegungen in Österreich, hrsg. von Erich Zöllner, Wien 1981.

  21. Widerstand und Verfolgung in Wien 1934— 1945, 1. Bd., Wien 1975. S. 9.

  22. Vgl. Gerhard Botz, Die Ausschaltung des Nationalrates und die Anfänge der Diktatur Dollfuß’ im Urteil der Geschichtsschreibung von 1933 — 1973, in: Vierzig Jahre danach. Der 4. März 1933 im Urteil von Zeitgenossen und Historikern, Wien 1973, S. 31— 59; Peter Huemer, Sektionschef Robert Hecht und die Zerstörung der Demokratie in Österreich, Wien 1975.

  23. Militärarchiv Freiburg, RW 5/418; vgl. auch: Inez Kykal/Karl R. Stadler. Richard Bernaschek. Odyssee eines Rebellen, Wien 1976.

  24. Vgl. W. Neugebauer, Widerstandsforschung (Anm. 1), S. 361.

  25. Vgl. zum Beispiel: Viktor E. Frankl, . . . trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager, Neuauflage München 1977; Leonhard Steinwender, Christus im KZ, Neuauflage Salzburg 1985; Rudolf Kalmar, Zeit ohne Gnade, Neuauflage Wien 1988; Hermann Lang-bein, Die Stärkeren. Ein Bericht aus Auschwitz und anderen Konzentrationslagern, Neuauflage Köln 1982.

  26. Fritz Molden, Fepolinski und Waschlapski auf dem berstenden Stern. Bericht einer unruhigen Jugend. Wien 1976; Radomir Luza, Der Widerstand in Österreich 1938— 1945, Wien 1985, S. 240-276.

  27. Abgedruckt in: Fritz Molden, Die Feuer in der Nacht. Opfer und Sinn des österreichischen Widerstandes 1938— 1945, Wien 1988, S. 218.

  28. Ebd., S. 221.

  29. Ebd., S. 222. Zur Judenverfolgung vgl. Herbert Rosen-kranz, Verfolgung und Selbstbehauptung. Die Juden in Österreich 1938— 1945, Wien 1978; Gerhard Botz, Stufen der Ausgliederung der Juden aus der Gesellschaft. Die österreichischen Juden vom „Anschluß“ zum „Holocaust“, in: Zeitgeschichte, (1987) 14, S. 359— 378.

  30. Jakob Fried, Nationalsozialismus und Kirche in Österreich, Wien 1947; Karl Rudolf, Aufbau im Widerstand. Ein Seelsorgebericht aus Österreich 1938— 1945, Salzburg 1947.

  31. Vgl. dazu Emst Hanisch, Der österreichische Katholizismus zwischen Anpassung und Widerstand (1938— 1945), in: Zeitgeschichte, 15 (1988). S. 171 — 179; Walter Sauer, Österreichs Kirchen 1938— 1945, in: NS-Herrschaft in Österreich 1938— 1945, hrsg. von Emmerich Taios u. a., Wien 1988. Recht apologetisch: Maximilian Liebmann, Theodor Innitzer und der Anschluß. Österreichs Kirche 1938. Graz 1988.

  32. Otto Molden, Der Ruf des Gewissens. Der österreichische Freiheitskampf 1938— 1945. Wien 1963; Hermann Mitteräcker, Kampf’und Opfer für Österreich. Ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen Widerstandes 1938- 1945, Wien 1963.

  33. Maria Szecsi/Karl Stadler, Die NS-Justiz in Österreich und ihre Opfer. Wien 1962; Ludwig Jedlicka, Der 20. Juli 1944 in Österreich, Wien 1965; Karl R. Stadler, Österreich 1938- 1945 im Spiegel der NS-Akten, Wien 1966.

  34. Wolfgang Neugebauer, Zwanzig Jahre Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (1963- 1983), in: Arbeiterbewegung - Faschismus - Nationalbewußtsein. Festschrift zum 20jährigen Bestand des Dokumentationsar-chives des österreichischen Widerstandes und zum 60. Geburtstag von Herbert Steiner, hrsg. von Helmut Konrad u. a., Wien 1983, S. 405-416.

  35. Vgl. „Monographien zur Zeitgeschichte“. Zur genauen Titelangabe siehe: Wolfgang Neugebauer, Widerstandsforschung (Anm. 1), S. 365, FN. 28.

  36. Vgl. Rechtsextremismus in Österreich nach 1945, Wien 1981.

  37. Widerstand und Verfolgung in Wien 1934- 1945, 3 Bde., Wien 1975; Widerstand und Verfolgung im Burgenland 1934- 1945, Wien 1979; Widerstand und Verfolgung in Niederösterreich 1934- 1945, 3 Bde., Wien 1987; Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich, 2 Bde., Wien 1982; Widerstand und Verfolgung in Tirol. 2 Bde.. Wien 1984.

  38. NS-Herrschaft in Österreich 1938- 1945, hrsg. von Emmerich Tälos u. a., Wien 1988.

  39. Gerhard Botz, Neueste Geschichte zwischen Quantifizie-rung und „Mündlicher Geschichte“. Überlegungen zur Konstituierung einer sozialwissenschaftlichen Zeitgeschichte von neuen Quellen und Methoden her, in: Geschichte als demokratischer Auftrag. Karl R. Stadler zum 70. Geburtstag, Wien 1983, S. 13— 36; Geschichte von unten. Fragestellungen, Methoden und Projekte einer Geschichte des Alltags, Wien 1984.

  40. Beispielsweise: Hanna Sturm, Die Lebensgeschichte einer Arbeiterin. Vom Burgenland nach Ravensbrück, Wien 1982; Mali Fritz/Hermine Jursa, Es lebe das Leben. Tage nach Ravensbrück, Wien 1984; Josef Meisel, „Jetzt haben wir Ihnen, Meisel!“ Kampf, Widerstand und Verfolgung eines österreichischen Antifaschisten (1911 — 1945), Wien 1985; Karl Röder, Nachtwache. 10 Jahre KZ Dachau und Flossenburg, Wien 1985; Margarethe Schütte-Lihotzky, Erinnerungen aus dem Widerstand 1938— 1945, Hamburg 1985; Valentin Strecha, Widerstand für Österreich, Wien 1988; Erzählte Geschichte. Berichte von Widerstandskämpfern und Verfolgten. 1. Bd. Arbeiterbewegung, Wien o. J.; Rosa Jochmann. Zeitzeugin, hrsg. von Maria Sporrer u. a., Wien 1983; Ich geb Dir einen Mantel, daß Du ihn noch in Freiheit tragen kannst. Widerstehen im KZ. Österreichische Frauen erzählen, Wien 1987.

  41. Mali Fritz, in: Der Himmel ist blau. Kann sein. Frauen im Widerstand 1938-1945, Wien 1985, S. 209.

  42. Antonie Lehr, in: ebd., S. 178.

  43. Willibald I. Holzer, Politischer Widerstand gegen die Staatsgewalt. Historische Aspekte — Problemstellungen — Forschungsperspektiven, Wien 1985.

  44. Gerhard Botz, Methoden-und Theorieprobleme der historischen Widerstandsforschung, in: Arbeiterbewegung (Anm. 35), S. 137-152.

  45. Ebd., S. 145 f.

  46. Radomir Luza, Der Widerstand in Österreich 1938— 1945, Wien 1985.

  47. Ebd., S. 309.

  48. Helmut Konrad, Widerstand an Donau und Moldau. KPÖ und KSC zur Zeit des Hitler-Stalin-Paktes, Wien 1978.

  49. Die Kommunistische Partei Österreichs (Anm. 16), S. 291-298.

  50. Wolfgang Neugebauer, Widerstand und Opposition, in: NS-Herrschaft in Österreich (Anm. 7), S. 541.

  51. Vgl. Emst Hanisch, Der österreichische Katholizismus (Anm. 32), S. 175 — 178; Gerhard Botz, Soziale „Basis“ und Typologie der österreichischen Faschismen im innerösterreichischen und europäischen Vergleich, in: Faschismus in Österreich und international, Jahrbuch für Zeitgeschichte 1980/81, S. 48.

  52. Fritz Molden, Feuer in der Nacht. Opfer und Sinn des österreichischen Widerstandes 1938— 1945, Wien 1988, S. 13-30.

  53. Vgl. Emst Hanisch, Gab es einen spezifisch österreichischen Widerstand?, in: Widerstand. Ein Problem zwischen Theorie und Geschichte, S. 163— 176. Vgl. auch: Maximilian Liebmann, Die „Antifaschistische Freiheitsbewegung Österreichs“, in: Geschichte und Gegenwart, (1985) 4, S. 255— 281; (1986) 5, S. 108-138.

  54. Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler, Wien 1968, S. 54.

  55. Ebd. S. 56.

  56. Ein General im Zwielicht. Die Erinnerungen Edmund Glaises von Horstenau, hrsg. von Peter Brouceck, 2. Bd., Wien 1983.

  57. Wilhelm Wolf, Hundert Jahre Österreich. Politik und Dichtung, Salzburg 1940.

  58. Ferdinand Bilger an Srbik, 1. 2. 1940, in: Heinrich Ritter von Srbik. Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers 1912-1945, Boppard 1988, S. 511.

  59. Vgl. zuletzt: Erich Zöllner, Der Österreichbegriff. Formen und Wandlungen in der Geschichte, Wien 1988.

  60. Felix Kreissler, Der Österreicher (Anm. 14), S. 497.

  61. Bruno Frei, Der kleine Widerstand, Wien 1978.

  62. Karl Mellacher (Anm. 65), S. 66f.

  63. Am differenziertesten argumentierten: Josef Rausch, Der Partisanenkampf in Kärnten im Zweiten Weltkrieg, Wien 1979; Christian Fleck, Koralmpartisanen. Über abweichende Karrieren politisch motivierter Widerstandskämpfer, Wien 1986; Radomir Luza, Der Widerstand (Anm. 27), S. 221— 239. Völlig kontrovers die Darstellung des Partisanenführers: Karel Prunik-Gaper, Gemsen auf der Lawine. Der Kärntner Partisanenkampf, Klagenfurt — Celovec 1981, und die des deutschnationalen Journalisten Ingomar Pust, Titostern über Kärnten 1942— 1945. Totgeschwiegene Tragödien, Klagenfurt 1984.

  64. Max Muchitisch, Die Rote Stafette. Vom Triglav zum Hochschwab. Wien 1985, S. 492.

  65. Ebd., S. 326330.

  66. Ingomar Pust. Titostern (Anm. 69), S. 252 f.

  67. Josef Rausch, Der Partisanenkampf (Anm. 69), S. 41; Ingomar Pust, Titostem (Anm. 69), S. 38— 42.

  68. Der Himmel ist blau. Kann sein (Anm. 42), S. 144.

  69. Erzählte Geschichte. Bd. 1 (Anm. 41), S. 260.

  70. Josef Rausch, Der Partisanenkampf (Anm. 69), S. 82.

  71. Christian Fleck, Koralmpartisanen (Anm. 69), S. 153— 180.

  72. Käthe Leichter. Leben und Werk, hrsg. von Herbert Steiner, Wien 1973, S. 203 f.

Weitere Inhalte

Ernst Hanisch, Dr. phil., geb. 1940 in Thaya, Niederösterreich; Professor für Neuere österreichische Geschichte an der Universität Salzburg. Veröffentlichungen u. a.: Konservatives und revolutionäres Denken, 1975; Die Ideologie des politischen Katholizismus in Österreich, 1977; Der Kranke Mann an der Donau. Marx und Engels über Österreich, 1978; NS-Herrschaft in der Provinz. Salzburg im Dritten Reich, 1983; (zus. mit Ulrike Fleischer) Im Schatten berühmter Zeiten. Salzburg in den Jahren Georg Trakls, 1986.