Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Aspekte der griechischen Zeitgeschichte | APuZ 14-15/1988 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 14-15/1988 Der Weg der Türkei in die Moderne -65 Jahre politisch-historischer Entwicklung Die wirtschaftliche Entwicklung der Türkei seit 1973 Aspekte der griechischen Zeitgeschichte Entwicklungsprobleme und wirtschaftspolitische Optionen im Griechenland der achtziger Jahre Artikel 1

Aspekte der griechischen Zeitgeschichte

Heinz A. Richter

/ 31 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die erste griechische Republik (1923 bis 1935) war ähnlich wie die Weimarer Republik durch die Hypothek eines verlorenen (des griechisch-türkischen) Krieges belastet. Hinzu kamen völlig veraltete politische Strukturen (Klientelnetze) und der anachronistische Streit über die Staatsform. 1935 wurde die Republik durch einen Staatsstreich gestürzt. Am 4. August 1936 errichteten König Georg II. und General Metaxas eine Ko-Diktatur. Innenpolitisch orientierte sich das Regime an Italien und Hitler-Deutschland. Außen-politisch steuerte es einen Schaukelkurs zwischen ideologischer Affinität zum Faschismus und rationaler Rückversicherung durch Großbritannien, der in die Isolierung führte und Griechenland zum Opfer des italienischen und deutschen Expansionsstrebens werden ließ. Im Zweiten Weltkrieg erlitt Griechenland das Schicksal aller besetzten Länder. Es entstand eine linksorientierte Resistance, die im Verlauf der Okkupation den griechischen Staat von den „Graswurzeln“ her zu demokratisieren versuchte. 1944 kam es zum bewaffneten Zusammenstoß der Resistance mit Truppen der britischen Regierung unter Winston Churchill, die nicht bereit war, eine linksorientierte griechische Nachkriegsrepublik zu akzeptieren. 1945/46 folgte eine von Großbritannien tolerierte Konterrevolution monarchistischer und rechtsextremer Kreise, die einen Eskalationsprozeß von Gewalt und Gegengewalt auslöste, der zum Bürgerkrieg führte (1946 bis 1949), Die Jahre von 1950 bis 1963 waren durch die absolute Vorherrschaft der politischen Rechten und eine äußerst enge Abhängigkeit von der Schutzmacht USA geprägt. Als sich Mitte der sechziger Jahre Veränderungen abzeichneten und die „angestammte“ Herrschaft der Rechten bedroht war, kam es zur Militärdiktatur (1967 bis 1974). Nach dem Sturz der Militärs im Jahre 1974 wurde in Griechenland die Demokratie eingeführt. In den nächsten Jahren erfolgten tiefgehende Reformen, die die Demokratie festigten. Kennzeichnend für die Festigkeit der Demokratie des heutigen Griechenlands ist u. a. die Tatsache, daß die 1981 erfolgte Übernahme der Regierung durch die sozialistische PASOK keine großen Erschütterungen bewirkte.

I. Die Forschungslage

Noch vor 20 Jahren war die Forschung zur griechischen Zeitgeschichte das Monopol einiger weniger im Ausland (hauptsächlich in den USA, aber auch in Frankreich) lebender Griechen. Daneben gab es eine kleine Zahl britischer und amerikanischer Autoren, die zumeist während des Zweiten Weltkriegs in diplomatischer oder militärischer Mission (zumeist ehemalige Diplomaten und ehemalige Agenten) mit Griechenland zu tun gehabt hatten und danach von diesem Thema nicht losgekommen waren.

In Griechenland selbst gab es keinerlei offizielle Zeitgeschichtsforschung. Die Historiker an den Universitäten wagten sich nicht weiter als bis ins ausgehende 19. Jahrhundert vor. Was danach kam, war keine Geschichte, sondern Politik, und diese zu interpretieren, wurde den Politikern überlassen. Unter diesen Umständen war es kaum verwunderlich, daß die wenigen offiziellen Publikationen zur Zeitgeschichte (z. B. Schulbücher oder Lehrbücher der Militärakademie) aufs engste den von den Politikern vorgegebenen Sprachregelungen folgten. Die wenigen von dieser Linie abweichenden Veröffentlichungen wurden entweder, wenn sie von bürgerlichen Autoren stammten, mit Stillschweigen übergangen oder, wenn sie von Linken verfaßt worden waren, verboten.

Aber auch die in Großbritannien und in den USA erscheinenden Studien waren mit wenigen Ausnahmen weit von seriöser Historiographie entfernt. Memoiren ehemaliger britischer Protagonisten mußten und müssen vor der Drucklegung die Zensur passieren, was — falls es wie im Fall der 1985 erschienenen Memoiren eines ehemaligen Agenten des Secret Intelligence Service einmal nicht geschieht — für beträchtliche Aufregung sorgt, zumal dieser unbeabsichtigt Dinge ausplauderte, die jahrzehntelang bestritten worden waren (z. B. die mehr als engen Beziehungen zwischen deutschen Stellen und dem rechtsgerichteten Partisanenführer N. Zervas). Andere Autoren wie z. B. C. M. Woodhouse vertraten von vornherein eine apologetische Position, die in jüngster Zeit in Großbritan-nien als „Chatham-House-Version“ bezeichnet wird. So erhielt Woodhouse nachweislich für sein 1948 erschienenes Buch über Griechenland im Zweiten Weltkrieg Zugang zu den einschlägigen Akten des Foreign Office, obwohl damals noch die 50-Jahre-Sperrfrist für das Foreign Office Archiv galt. Seine aus diesem Aktenstudium hervorgegangene Studie war dann auch ein brilliant formuliertes Musterbeispiel absolut apologetischer Darstellung.

In den USA unterlagen die Memoiren ehemaliger Beteiligter einer derartigen Zensur nicht und auch die Forschung war bis zum Kalten Krieg relativ frei, wie die kritischen Aufsätze und Monographien von Stavrianos zeigen, aber die Untersuchungen des berüchtigten Ausschusses für unamerikanische Aktivitäten des Senators McCarthy machten auch vor dieser kritischen Stimme nicht Halt. Stavrianos wechselte in ein unverfänglicheres Forschungsgebiet und überließ das Feld der griechischen Zeitgeschichte Kalten-Kriegs-Ideologen wie Kousoulas Zwar erschienen in den Jahren bis zum Staatsstreich der Militärjunta insbesondere in den USA eine größere Zahl von Dissertationen, die nicht so stark ideologisch geprägt waren, aber von einer kontinuierlichen Forschung zur griechischen Zeitgeschichte kann trotzdem nicht gesprochen werden.

Bewegung in diese festgefahrene Lage brachte erst der Militärputsch vom April 1967, der zeitlich mit den Studentenunruhen an den amerikanischen und europäischen Universitäten zusammenfiel. Griechische Studenten und ihre ausländischen Kommilitonen wollten wissen, wie es zu diesem Putsch gekommen war. Auch die Öffentlichkeit begann, sich für die Ereignisse in Griechenland zu interessieren. Hinzu kam. daß in den siebziger Jahren in den britischen und amerikanischen Archiven die Akten aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges zugänglich wurden. Die Folge war, daß in den sieben Jahren der Junta-Herrschaft mehr Bücher und Artikel zur griechischen Zeitgeschichte erschienen als in der ganzen Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg. Gewiß, manche dieser Publikationen waren journalistische „Schnellschüsse“ ohne bleibenden Wert, aber es erschienen auch Studien, die bis heute ihre Relevanz nicht verloren haben.

Der Sturz der Junta im Jahr 1974 brachte die endgültige Wende. Mit der Rückkehr zur Demokratie und der Aufhebung des seit 1974 bestehenden Verbotes der Kommunistischen Partei begann in Griechenland selbst die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. In den folgenden Jahren erschienen unzählige Monographien und Memoiren. Zeitgeschichtliche Darstellungen und Artikelserien in Zeitschriften und Tageszeitungen ließen eine breite Öffentlichkeit an der Diskussion teilhaben. Alle Studien hatten einen Schwerpunkt: die Jahre der Okkupation. Die Autoren stießen auf eine äußerst interessierte Leserschaft, die zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Möglichkeit hatte, sich anhand der unterschiedlichsten Versionen der Vergangenheit eine eigene Meinung zu bilden. Ende der siebzigerJahre reagierte der griechische Staat auf das gestiegene Interesse an der eigenen Vergangenheit und errichtete einige Lehrstühle zur Zeitgeschichte, die mit griechischen Absolventen europäischer und amerikanischer Hochschulen besetzt wurden.

Das gesteigerte Interesse des Auslandes an griechischer Zeitgeschichte und Politik hatte mit dem Sturz der Junta jedoch nicht aufgehört. An amerikanischen Universitäten entstanden departments, die sich ausschließlich mit neugriechischer Geschichte befaßten. Kanadische, englische und französische Universitäten sowie die Universität Kopenhagen richteten ähnliche Institutionen ein. Symposien und Konferenzen zu griechischen und zypriotischen Themen wurden in Europa und in den USA organisiert. Zugleich erschienen in diesen Ländern in rascher Folge Monographien und Aufsätze zu zeitgeschichtlichen und politologischen Themen, die oft zu international geführten Kontroversen führten. Parallel dazu entstanden auf nationaler, d. h. auf griechischer, und auf internationaler Ebene die notwendigen „handwerklichen“ Voraussetzungen in Form von bibliographischen Informationsbulletins (z. B. Modem Greek Society: A Social Science Newsletter), Bibliographien und Fachzeitschriften (u. a. The Journal of the Hellenic Diaspora) Kurzum, Ende der siebziger Jahre war die griechische Zeitgeschichte und Politik ein etabliertes Objekt der internationalen Forschung geworden. Bedauerlicherweise hatte die institutionalisierte bundesrepublikanische Forschung daran bislang nur einen äußerst geringen Anteil.

Die Forschungslage zur griechischen und zypriotischen Zeitgeschichte hat sich also in den letzten 20 Jahren enorm gebessert. Dennoch bleibt noch viel zu tun. Studenten an Universitäten der Bundesrepublik zum Beispiel, die über ein griechisches oder zypriotisches Thema arbeiten wollen, stellen immer wieder fest, daß selbst über Fernleihe die relevante Literatur nur schwer, wenn überhaupt zu erhalten ist.

II, Die erste griechische Republik

Ähnlich wie die Weimarer Republik war auch die erste griechische Republik ein von Krisen geschütteltes Staatswesen Wie Deutschland, so trug auch Griechenland schwer an der Last eines verlorenen Kriegs, nämlich an den Folgen des Krieges gegen die Türkei von 1919 bis 1922, der mit der Vertreibung von ca. 1, 5 Millionen Griechen aus Kleinasien endete. Die Integration dieser Flüchtlinge in eine Gesellschaft von sechs Millionen, die sich mitten im Aufbruch zur Industrialisierung befand, trug maßgeblich zur Destabilisierung der griechischen Republik bei. Der eigentliche Grund ihrer Instabilität waren jedoch die antiquierten politischen Strukturen des Landes.

Die griechischen Parteien waren klientelistische Netzwerke, die ihre Herrschaft auf der Basis von Protektion, Favoritismus. Nepotismus und Gefälligkeiten (rousfetia) ausübten. Es gab im wesentlichen zwei große Gruppierungen: die nach Eleftherios Venizelos genannten Venizelisten und die Anti-Venizelisten. Erstere verstanden sich selbst als Liberale, aber nur bedingt als Republikaner; sie vertraten die Interessen des aufstrebenden Wirtschaftsbürgertums. Letztere waren Anhänger der Monarchie und orientierten sich an den Interessen der alten, vorrangig agrarisch orientierten Eliten. Trotz aller Differenzen in der Vergangenheit hatten beide Parteien allerdings letztlich ein gemeinsames ideologisches Ziel — die Wiedererrichtung eines griechischen Großreiches, ein Streben, das unter der Bezeichnung „Megali Idea“ in die Geschichte einging.

Mit der Vertreibung der kleinasiatischen Griechen, der sogenannten Kleinasiatischen Katastrophe, kam das Ende dieses hehren Zieles, für dessen Erreichung das griechische Volk fast ein Jahrhundert lang jedes Opfer auf sich genommen und auf Sozialreformen verzichtet hatte. Die neue Republik wurde zu einem ideologielosem Gebilde. Ihre Führungseliten, Politiker wie Militärs, nahmen die neuen sozialen Gegebenheiten nicht zur Kenntnis und beschränkten sich darauf, soziale Unruhen durch repressive Gesetze unter Kontrolle zu halten. Ansonsten setzten sie die traditionellen politischen Querelen über die Frage der Staatsform auch dann noch fort, als die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise Griechenland trafen.

Ende 1935 wurde im Anschluß an einen Militärcoup durch ein manipuliertes Plebiszit die Monarchie wieder restauriert, und König Georg II. kehrte aus seinem Londoner Exil nach Griechenland zurück. Im Januar 1936 fanden Wahlen statt, die von allen Beobachtern als bemerkenswert objektiv charakterisiert wurden. Sie ergaben eine Pattsituation zwischen den beiden bürgerlichen Parteien, wodurch die winzige Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) als mögliche Mehrheitsbeschafferin ein überproportionales Gewicht erhielt. Dies alarmierte den General und rechtsextremistischen Politiker Ioannis Metaxas, dem es gelang, Georg II. von der Gefahr einer kommunistischen Revolution zu überzeugen. Obwohl sich die bürgerlichen Politiker schließlich doch noch zur Bildung einer Koalitionsregierung bereitfanden, unterzeichnete Georg II. am 4. August 1936 jene Dekrete, die das parlamentarische System abschafften und die Diktatur errichteten.

III. Das Regime vom 4. August 1936

Die Diktatur, die am 4. August 1936 errichtet wurde, hatte einen doppelten Charakter: Sie war einerseits eine konservative Königsdiktatur, andererseits trug sie eindeutig faschistische Züge Wenn man so will, war das Regime eine Art Duumvirat.

Der königliche Diktator war zufrieden, daß sein Thron nicht mehr gefährdet war; ansonsten stützte er sich auf die ihm nach mehreren Säuberungen von allen liberalen Elementen treu ergebene Armee. Außenpolitisch setzte er auf die traditionelle Schutzmacht Großbritannien.

Ko-Diktator Metaxas hingegen war germanophil und bewunderte die Diktatoren Deutschlands und Italiens. Kaum an der Macht, bemühte er sich, seine Vorbilder zu kopieren. Das neue Regime bezeichnete sich als „Tritos Politismos“, was wörtlich „Dritte Zivilisation“ heißt, aber auch, ohne die Übersetzung zu strapazieren, mit „Drittes Reich“ wiedergegeben werden kann. Metaxas war der „Archigos“ (Führer), um den sich ein Führerkult rankte, der seinen Vorbildern sehr nahe kam. „Führergruß“, faschistische Staatssymbole, Paraden, eine uniformierte Staatsjugend (EON), „Arbeitsbataillone“, eine gleichgeschaltete Presse und eine Geheimpolizei waren weitere Ingredienzen des griechischen Faschismus.

Im Vergleich zu Mussolinis Italien und der NS-Herrschaft in Deutschland war das Regime natürlich eher eine Art „Arme-Leute-Version“ des Faschismus, trotzdem bestand für die Unterdrückten wenig Zweifel an seinem Charakter. Das Selbstverständnis des Regimes geht am deutlichsten aus einer Tagebucheintragung von Metaxas hervor: „Griechenland erhielt am 4. August eine antikommunistische Herrschaft, eine antiparlamentarische Herrschaft, eine Herrschaft auf der Basis der Bauern und Arbeiter und folglich eine antiplutokratisehe Herrschaft. Gewiß, es hatte keine besondere Staatspartei, aber das ganze Volk war Partei, außer den unverbesserlichen Kommunisten und den reaktionären Anhängern der . Alten Parteien'.“

In der Vergangenheit wurde hauptsächlich von britischen Autoren verschiedentlich der faschistische Charakter des Metaxas-Regimes mit der Begründung bestritten, daß es keine Massenpartei hervorgebracht habe. Doch eine solche Argumentation geht am Kern des Problems vorbei: Metaxas brauchte gar keine Massenpartei, ja sie wäre sogar systemfremd gewesen; er richtete die alten Klientel-netze auf seine Person aus und konnte zu Recht behaupten, daß „das ganze Volk Partei war“.

Das finsterste Kapitel des Regimes ist das seines Terrors. Von der Gestapo ausgebildete Kader der griechischen Geheimpolizei gingen mit äußerster Effizienz gegen Oppositionelle, insbesondere gegen die Kommunisten, vor und dezimierten sie. Dabei entwickelten sie ein besonders teuflisches, an Praktiken der Inquisition erinnerndes Mittel. Den Verhafteten wurde angeboten, eine „Reueerklärung“ (dilosis) zu unterschreiben, in der sie ihre bisherigen politischen Überzeugungen öffentlich verurteilen mußten; zwar kamen die Unterzeichner anschließend frei, aber als doppelt Geächtete, vom Regime und von ihren ehemaligen Freunden. Ähnlich wie Hitler sicherte auch Metaxas seine Repressionsmaßnahmen durch eine entsprechende Gesetzgebung ab. Doch im Gegensatz zu jener des Dritten Reiches blieben viele der Gesetze des Regimes des 4. August bis Mitte der siebziger Jahre in Kraft. Die bedrückendste Folge des Regimes war die, daß es die Folter als Mittel der staatlichen Repression institutionalisierte.

IV. Der Krieg mit Italien und Deutschland 1940/41, Okkupation, Resistance und Exil

Außenpolitisch steuerte das Metaxas-Regime einen opportunistischen Schaukelkurs zwischen ideologisch motivierter Freundschaft zu Hitlerdeutschland und rationaler Rückversicherung durch Großbritannien. Dies ließ Griechenland letztlich zu einem Opfer des italienischen Expansionsstrebens werden. Die Geschichte des italienischen und des deutschen Angriffes auf Griechenland ist in der Literatur ausführlich abgehandelt worden, so daß wir uns hier auf die Erwähnung einiger für die weitere Entwicklung relevanter Aspekte beschränken können.

Am 28. Oktober 1940 erlebte die Welt ein paradoxes Schauspiel: Das faschistische Italien überfiel das faschistische Griechenland. Bitter beklagte sich Metaxas über die Prinzipienlosigkeit seines italienischen „Kollegen“: Mussolini habe zwar mit der richtigen Ideologie begonnnen, sei aber beim Imperialismus geendet. Also heuchle Mussolini. Sein Antiparlamentarismus, Totalitarismus, Antikommunismus, Antiplutokratismus und alles andere seien Lügen. Mussolini und Hitler seien zwar bedeutende, gleichzeitig aber niedrige, minderwertige Menschen, weil sie ihre Ideologie verraten hätten

Das griechische Volk setzte dem italienischen Angriff — ganz im Gegensatz zu dem inkompetenten und defätistischen höheren Offizierskorps, das weitgehend von Metaxas selbst geleitet wurde — entschlossenen Widerstand entgegen Die einfachen Soldaten, die von Zivilisten unterstützt wurden, warfen die italienischen Streitkräfte im November/Dezember 1940 nach Albanien zurück. Diesen Willen zum Widerstand brachen auch der deutsche Angriff und die Besetzung Griechenlands im Frühjahr 1941 nicht, spontan entstanden im Sommer 1941 die ersten Gruppen der Resistance.

In den vier Jahren der Okkupation durch die Achsenmächte vom Sommer 1940 bis zum Oktober 1944 erlitt Griechenland das Schicksal aller von den Nazis besetzten Ländern. Im Lande selbst wurde eine Kollaborationsregierung errichtet, die im Laufe der Besetzung immer mehr zu einem ausführenden Organ der Besatzer wurde. Daneben entstanden Widerstandsgruppen unterschiedlicher politischer Ausrichtung, die gegen die Okkupatoren und die Kollaborationsregierungen, zuweilen aber auch gegeneinander kämpften. Außerhalb Griechenlands gab es eine Exilregierung, die ständig in Gefahr war. sich der Entwicklung in Griechenland zu entfremden, aber im britischen Premier Churchill einen übermächtigen Verbündeten hatte.

Das eigentlich dynamische Moment der griechischen Entwicklung jener Jahre lag bei der Resistance. Die bürgerlichen Führungseliten des Landes hatten an ihr praktisch keinen Anteil. Ihre tra-ditionellen Herrschaftsinstrumente, die Klientel-netze. waren durch Metaxas zerstört worden, und ihre Klientel hatte sich von ihnen abgewandt. Die Besetzung des Landes und die Weigerung der Eliten, eine führende Rolle in der entstehenden Resistance zu übernehmen, ließen ihren Einfluß weiter schwinden. Nur wenige jüngere Intellektuelle und eine Anzahl demokratisch-republikanisch gesinnter Offiziere sowie die ca. 800 Kommunisten, die die Diktatur überlebt hatten, waren bereit, den beginnenden Widerstand zu organisieren und zu führen.

Die entsetzliche Hungersnot des ersten Besatzungswinters führte dem Volk dann überdeutlich vor Augen, daß es von seinen bisherigen Führern im Stich gelassen worden war. Hilfe kam hauptsächlich von einer neuen Organisation, der EA, (Nationale Solidarität), deren Suppenküchen Zehntausende vordem Hungertod retteten. Die EA war eine Suborganisation der im September 1941 gegründeten Nationalen Befreiungsfront (EAM), die mit der EA zum ersten Mal in Erscheinung trat. Im Verlauf der nächsten drei Jahre entwickelte sich daraus eine Massenbewegung. Die EAM erfaßte in einem halben Dutzend Suborganisationen bis zum Ende der Okkupation etwa 1, 5 von insgesamt 7, 5 Millionen Griechen. Ihre Mitglieder rekrutierten sich aus allen Klassen und Schichten der Gesellschaft.

Die EAM baute den griechischen Staat und seine Gesellschaft von unten her neu auf. Basisdemokratie, Dezentralisierung, lokale Selbstverwaltung, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Volksgerichtsbarkeit und Einführung der Volkssprache als offizielle Amtsprache waren einige typische Charakteristika der Politik der EAM.

Im März 1944 errichtete die EAM das Politische Komitee der Nationalen Befreiung (PEEA), das binnen kurzem die Funktion einer Regierung in den von der Resistance kontrollierten Gebieten ausübte, Um die nötige demokratische Legitimierung zu schaffen, wurden Anfang Mai 1944 im immer noch besetzten Griechenland in freier, geheimer und gleicher Wahl (auch Frauen durften wählen) von ca. einer Million Wählern Wahlmänner gewählt. Diese Wahlmänner wählten ihrerseits 250 Delegierte für den Nationalen Rat, das „Parlament der Berge“. Auf seiner konstituierenden Sitzung beschloß der Nationale Rat eine Art Verfassung, und in der Zeit bis zum Abzug der Wehrmacht verabschiedete er Dutzende von Verordnungen, Erlassen und Gesetzen. Anfang Oktober 1944 kontrollierten der Nationale Rat und das Politische Komitee ca. 90 Prozent des griechischen Staatsgebietes. Zwar wurde dies alles von der EAM gelenkt, aber die radikale Renaissance des griechischen Staatswesens beruhte letztlich auf der hingebungsvollen Mitarbeit und Opferbereitschaft ihrer Mitglieder und der breiten Masse des Volkes, d. h. auf einer „Graswurzeldemokratie“.

Kritiker und Feinde dieser Entwicklung haben damals und auch später die EAM und ihre Suborganisationen immer wieder als kommunistische Front-organisationen diffamiert. Die KKE, die kommunistische Partei Griechenlands, habe diese nur aufgebaut, um mit ihrer Hilfe nach dem Krieg die Diktatur des Proletariats zu errichten.

Nun ist es zwar richtig, daß die KKE maßgeblich an der Gründung, am Aufbau und an der Leitung der EAM und ihrer Suborganisationen beteiligt war, aber die EAM wurde nie zur Kreatur der KKE. In der EAM-Führung saßen neben den Kommunisten eine Reihe progressiver Persönlichkeiten, ehemals Führer linker Klientelnetze. Die Mitgliedschaft war ähnlich heterogen: Große Teile stammten aus den Überresten der durch Metaxas zerschlagenen größeren und kleineren Klientelnetze der Liberalen, die nun ihre Loyalität zeitweilig auf die EAM übertrugen. Andere waren einfach Patrioten oder strebten nach sozialen Veränderungen. Daneben gab es die wenigen „echten“ Kommunisten, die bedingungslos ihren Führern folgten. Auch wenn die KKE an allen entscheidenden Stellen ihre Kader plazierte, waren diese doch viel zu wenige (max. 800), um die Massenorganisationen der EAM auf dem Pfad der kommunistischen Orthodoxie zu halten. Mit zunehmendem Erfolg und steigenden Mitgliederzahlen der EAM verringerte sich der Einfluß der KKE.

Hinzukam, daß in den von der Resistance kontrollierten Gebieten neue Formen der politischen Willensbildung entstanden, deren zentrale Elemente offene Diskussion und freie Abstimmung waren. Zugleich erlebte die KKE einen Massenzulauf. Bis zum Ende der Okkupation stieg die Zahl ihrer Mitglieder auf ca. 200 000. Der Mitgliederzuwachs wirkte auf den Charakter der Partei zurück: Die KKE, deren Charakter als monolithische, leninistisch-stalinistische Kaderpartei schon vor dem Krieg nicht sehr stark ausgeprägt gewesen war, wurde zur Massenpartei, in der Meinungspluralismus und Flügelkämpfe an der Tagesordnung waren.

Die neuen Mitglieder der KKE waren keine disziplinierten Kader und ideologisch gefestigte Kommunisten. sondern Menschen, die soziale Veränderungen und ein demokratisches, republikanisches Nachkriegsgriechenland, aber auf keinen Fall die Rückkehr zum klientelistischen Vorkriegssystem wollten. Mit anderen Worten: Die KKE war dabei, sich zu einer heterogenen, demokratischen, sozialistischen Massenpartei mit stark populistischen Zügen zu wandeln, die die progressiven Kräfte an sich zog. Aus programmatischen Erklärungen der EAM und der KKE jener Jahre lassen sich die angestrebten Ziele rekonstruieren: nationale Unabhängigkeit und Errichtung einer demokratischen, sozialen Nachkriegsrepublik. Diese Ziele waren, soweit sie die griechische Innenpolitik betrafen, weitgehend realisiert worden bzw. hätten nach dem Abzug der Besatzungsmacht leicht in den noch nicht von der EAM kontrollierten restlichen zehn Prozent des Landes realisiert werden können.

V. Die britische Intervention im Dezember 1944

Die Forderung nach nationaler Unabhängigkeit machte auch eine Neuordnung des Verhältnisses zur traditionellen Schutzmacht Großbritannien nötig, deren Protektorat Griechenland mit kurzen Unterbrechungen seit den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts de facto gewesen war.

Für den britischen Kriegspremier Winston Churchill war eine griechische Nachkriegsrepublik, die außerdem noch von der Linken kontrolliert werden würde, inakzeptabel. Für ihn war ein probritisches Griechenland, das er als unverzichtbares Glied der Lebenslinie des Empires durch das Mittelmeer nach Indien und zum Öl von Mossul betrachtete, nur als Protektorat unter einem britisch kontrollierten Monarchen denkbar.

Als Churchill im Sommer 1943 anläßli Jahrhunderts de facto gewesen war.

Für den britischen Kriegspremier Winston Churchill war eine griechische Nachkriegsrepublik, die außerdem noch von der Linken kontrolliert werden würde, inakzeptabel. Für ihn war ein probritisches Griechenland, das er als unverzichtbares Glied der Lebenslinie des Empires durch das Mittelmeer nach Indien und zum Öl von Mossul betrachtete, nur als Protektorat unter einem britisch kontrollierten Monarchen denkbar.

Als Churchill im Sommer 1943 anläßlich einer Konferenz griechischer Resistanceführer und bürgerlicher Politiker in Kairo erkennen mußte, daß die Mehrheit der Griechen gegen die Rückkehr der Monarchie war, gab er Befehl, eine militärische Intervention in Griechenland vorzubereiten 16). Als Vorwand diente die Behauptung, die EAM sei eine kommunistische Organisation und plane nach dem deutschen Abzug die gewaltsame Machtübernahme und die Errichtung der Diktatur des Proletariats. Im August 1944 empfahl Churchill, wie „ein Blitz aus heiterem Himmel“ zuzuschlagen 17).

Die Behauptung Churchills, er habe im Dezember 1944 intervenieren müssen, um Griechenland vor dem Kommunismus zu retten, war für lange Jahre die „gültige“ Version der Schilderung der Ereignisse des Dezember 1944. Sie wurde später noch erweitert und angereichert, so zum Beispiel um den angeblichen Marsch der ELAS (die Partisanen-Armee der EAM) auf Athen, der in den Bereich der Mythologie gehört. Erst nach dem Ende des Kalten Krieges kam die internationale Forschung langsam zu einem differenzierteren Bild 18). Tatsächlich waren die Ereignisse des Dezember 1944 primär eine britische Intervention zur Wiederherstellung des al16) ten Abhängigkeitsverhältnisses. Die EAM war erwiesenermaßen bis zum letzten Augenblick für jeden Kompromiß offen, aber sie war nicht bereit, das, was von ihr während der Okkupation aufgebaut worden war, bedingungslos aufzugeben und sich wieder der Herrschaft der alten Eliten zu unterwerfen.

Ende November spitzte sich die Krise zu. Die EAM erklärte sich bereit, ihre Partisaneneinheiten zu demobilisieren. wenn die Regierung ein Gleiches mit ihren, seit den Unruhen im Frühjahr 1944 politisch rechts ausgerichteten Streitkräften tue. Schließlich wurde ein Kompromiß gefunden. Als Premier G. Papandreou jedoch die EAM-Minister durch einen Trick 19) auszumanövrieren versuchte, traten diese unter Protest zurück. Am 3. Dezember 1944 kamen die angestauten Spannungen zur Explosion, als die Athener Polizei, die zuvor Diktator Metaxas und danach den Italienern und Deutschen gedient hatte, das Feuer auf eine unbewaffnete EAM-Protest-Demonstration eröffnete. Die EAM reagierte, indem sie tags darauf nach erneuten Übergriffen der Polizei die Athener Polizeistationen angriff. Der Bürgerkrieg um Athen hatte begonnen.

In diese innergriechische Auseinandersetzung griffen dann auf Churchills ausdrücklichen Befehl britische Truppen ein Churchill glaubte einen harten Kurs steuern zu können, da er sich Anfang Oktober mit Stalin in jenem berüchtigten „Prozentabkommen“ über die Interessensphären auf dem Balkan darauf geeinigt hatte, daß Griechenland zum britischen Hegemoniebereich gehöre. Die britische Intervention machte aus einer innergriechischen Auseinandersetzung einen größeren bewaffneten Konflikt, der über 30 Tage dauerte.

Wie wenig die EAM diesen Kampf gewollt hatte, zeigt sich schon daran, daß die regulären Partisaneneinheiten daran nicht teilnahmen, sondern nur die sogenannte Reserve-ELAS Athens. Obwohl die EAM-Führung ständig Kompromißbereitschaft signalisierte und zudem massive Proteste gegen Churchills „faschistische Aktion“ (so die Londoner Times) in England und in den USA laut wurden zerschlug Churchill den „trotzkistischen"

Aufstand. Aus Moskau kam kein Wort der Kritik: Stalin hielt sich an das Prozentabkommen. Griechenland wurde so zum ersten, paradigmatischen Fall eines befreiten Landes am Ende des Zweiten Weltkrieges, dem die Siegermacht mit Gewalt ein ihr genehmes Regime oktroyierte.

VI. Restauration und Bürgerkrieg

Die Kämpfe in Athen endeten mit dem Friedensvertrag von Varkiza, der einen fairen Kompromiß darstellte. Wäre er seinem Wortlaut und seinem Geist nach eingehalten worden, hätte er den inneren Frieden und eine Aussöhnung der verfeindeten Lager herbeiführen können. Statt dessen fand in den folgenden 13 Monaten bis zu den Wahlen von Ende März 1946 eine Konterrevolution unvorstellbaren Ausmaßes statt die die Machtverhältnisse völlig umkehrte.

Griechenland wurde zum einzigen Land Europas, in dem Kollaborateure straffrei ausgingen, wenn nicht gar belohnt wurden und in dem die Mitgliedschaft in der Resistance als ein Verbrechen betrachtet und entsprechend verfolgt wurde was zur Massenflucht ehemaliger EAM-Mitglieder in die Berge oder ins Ausland führte. Die griechische Justiz beteiligte sich an den Nachstellungen, indem sie den absurdesten Anzeigen nachging („Mord an unbekannten Personen durch Unbekannt“). Im September 1945 waren unter den 16 000 Untersuchungshäftlingen nur ca. 1 000 Kollaborateure; der Rest waren ehemalige EAM/ELAS Mitglieder Anfang 1946 waren die Gefängnisse so überfüllt, daß ein Sondergesetz zu ihrer „Leerung“ erlassen werden mußte. Parallel fand eine Säuberung aller staatlichen Einrichtungen von allen Mitgliedern und Sympathisanten der politischen Linken statt. Das Erstaunliche dabei ist, daß keine der griechischen Regierungen jener Zeit der Rechten angehörte. Politisch waren sie vielmehr dem gemäßigten liberalen Lager zuzuordnen. Allerdings waren sie militant antikommunistisch und darauf bedacht, die Herrschaft der traditionellen bürgerlichen Klientel-netze wiederherzustellen. Dieses Ziel — gepaart mit einer geradezu pathologischen Kommunisten-furcht — veranlaßte sie, die Übergriffe nachgeordneter Stellen gegenüber der Linken und die Ausschreitungen der Rechten zu übersehen.

Die extreme royalistische Rechte unter den Politikern und Militärs hatte ihrerseits aus der Okkupation „spezifische“ Lehren gezogen. In ihren Augen genügte die einfache Wiederherstellung der alten Klientelnetze und der Wiederaufbau und die Kontrolle des staatlichen Machtapparates nicht, um die Massen der Linken wieder unter ihre absolute Kontrolle zu bringen. Daher unterwanderte sie die Streitkräfte und den Sicherheitsapparat. Aber auch das garantierte nicht ihre absolute Vorherrschaft, da z. B. die Polizeikräfte nur bei Gesetzesverstößen der Linken eingesetzt werden konnten. Um die totale Kontrolle zu erreichen, baute die Rechte einen im Untergrund neben dem Staat existierenden, mit ihm konkurrierenden, aber auch mit ihm verfilzten Machtapparat, das sogenannte Parakratos, auf.

Aufgabe des Parakratos war es, durch Anwendung von Terror — bis hin zum Mord — die Klientel der Linken zu zerschlagen. Dort, wo die legale administrative Repression endete, begann der Aktionsraum des Parakratos. Die bekannteste „parakratische“ Organisation jener Zeit war die Organisation Chi unter Oberst Grivas, der später im Zusammenhang mit dem Unabhängigkeitskampf Zyperns als Führer der EOKA (Ethniki Organosi Kyprion Agoniston) berühmt wurde. Der Terrorapparat des Parakratos bestand bis 1974. Auf sein Konto und das der örtlichen Gendarmerieführung ging zum Beispiel der spektakuläre Mord an dem populären Abgeordneten der Vereinigten Demokratischen Linken (EDA), Lambrakis, im Mai 1963, der durch den von Kostas Gavras verfilmten Roman „Z“ von Vassilis Vassilikos berühmt wurde. Kurzum, Anfang 1946 war Griechenland auf dem besten Weg, ein faschistischer Staat zu werden, wie ein britischer Unterhausabgeordneter feststellte

Diese Konterrevolution geschah mit Billigung britischer Stellen. Der britische Botschafter Leeper be-saß Kompetenzen, die ihn praktisch zum „Hochkommissar“ im britischen „Protektorat“ Griechenland machten; beide Begriffe stammen wörtlich aus Akten des Foreign Office jener Zeit Leeper wechselte griechische Premiers nach Gutdünken aus. Als er im Frühjahr 1945 wegen der Verfolgung der Linken Bedenken äußerte, wies ihn Churchill zurecht: Kommunismus sei ein größeres Übel als Kollaboration mit den Nazis Auch als die Labour-Party die Wahlen gewann, änderte sich kaum etwas an der britischen Griechenlandpolitik. Außenminister Bevins Antikommunismus unterschied sich kaum von jenem Churchills. Die griechische Rechte interpretierte dies als Zustimmung zu ihrer Politik und intensivierte ihre Repressionsmaßnahmen.

Seit Anfang 1946 setzten sich die verfolgten Linken zur Wehr. Die KKE unter der Führung ihres aus dem KZ Dachau zurückgekehrten Generalsekretärs Zachariadis änderte zögernd den von Moskau empfohlenen Kurs der Legalität. Zugleich fand ein Restalinisierungsprozeß der KKE statt, in dessen Verlauf sich der Charakter der Partei von der Massenpartei zurück zur Kaderpartei verwandelte (so wurden ca. 100 000 bäuerliche Mitglieder aus der Partei ausgeschlossen). Anfang 1946 kam Zachariadis in völliger Fehleinschätzung der Lage zu dem Schluß, daß sich in Griechenland eine revolutionäre Situation entwickle und die bevorstehende Revolution in den Städten stattfinden werde. Trotz des Rates aus Moskau, an den Wahlen Ende März 1946 teilzunehmen entschloß sich Zachariadis zum Wählboykott, womit er seine Partei endgültig isolierte. Dabei hätte die KKE in den Wahlen nach englischen Schätzungen trotz des Terrors der Rechten noch immer 100— 120 von 300 Mandaten gewinnen können.

Kurz vor den Wahlen herrschte in Griechenland ein derart gespanntes politisches Klima, daß fast alle Minister der amtierenden liberalen Regierung Sofoulis mit der Begründung zurücktraten, daß unter den gegebenen Umständen freie Wahlen nicht möglich seien. Auf britischen Druck hin wurden die Wahlen dennoch abgehalten. Alle Parteien — ausgenommen die der royalistischen Rechten und einiger mit ihr kollaborierender rechtsliberaler Splitter-gruppen — boykottierten sie. Die aus diesen inter-national kontrollierten Wahlen hervorgegangene „legitime“ Regierung verschärfte sofort den Terror gegen die Linke, wobei sie diesen Begriff recht großzügig auslegte und auch nicht davor zurückschreckte, die Verfolgung auf die Liberalen auszudehnen.

Die KKE setzte sich mit gleichen Mitteln zur Wehr. Das Resultat war ein Eskalationsprozeß von Gewalt und Gegengewalt, der unaufhaltsam zum Bürgerkrieg führte. Die KKE geriet entgegen späteren Behauptungen ohne irgend einen Beschluß oder eine Perspektive in diesen Bürgerkrieg, der entgegen Zachariadis’ Erwartungen nicht in den Städten, sondern in den griechischen Bergen ausgefochten wurde Unterstützung erhielt die KKE praktisch nur von Jugoslawien. Moskau lehnte den Bürgerkrieg ab, da es auf keinen Fall in einen „heißen“ Krieg mit den Westmächten hineingezogen werden wollte -Griechenland lag schließlich in der britischen Einflußsphäre. 1947 kam es im Rahmen der Truman-Doktrin zum Wachwechsel der Schutzmächte. Von da an war Griechenland de facto ein amerikanisches Protektorat.

Die Forschung zum Bürgerkrieg steht noch am Anfang. Zwar sind außerhalb Griechenlands einige Studien zu Einzelaspekten erschienen aber eine Gesamtdarstellung fehlt noch immer. In Griechenland selbst sind einige Memoiren zum Bürgerkrieg veröffentlicht worden, aber für die griechische Zeit-geschichtsforschung scheint dieses Thema vorläufig noch Tabu zu sein. Einer der Gründe für das Zögern der griechischen und internationalen Zeitgeschichtsforschung, sich mit der Geschichte des Bürgerkrieges zu befassen, dürfte der Mangel an griechischen Quellen sein. In Griechenland gilt nach wie vor die 50-Jahre-Sperrfrist für die staatlichen Archive. In Griechenland selbst kommt noch ein spezifisch griechisches Phänomen hinzu: ein von Westeuropa völlig verschiedenes Zeitgefühl. Danach war die Zeit der Okkupation gestern; der Bürgerkrieg fand heute statt und ist noch Teil der Tagespolitik. Mit anderen Worten: Die griechische Zeitgeschichte endet gegenwärtig mit den Dezemberereignissen von 1944. Der griechischen Politikwissenschaft ist das Thema ebenfalls zu „heiß“. Ihre Forschungen setzen daher zeitlich erst Mitte der Siebziger Jahre ein; außerdem sind sie stark soziologisch orientiert.

VII. Die Zeit der „Normalität“ 1950— 1967

Die historische Entwicklung der Jahre nach dem Bürgerkrieg bis zum Militärputsch 1967 ist wenig spektakulär. Als 1950 bei den ersten Wahlen nach dem Bürgerkrieg die Wähler den progressiven liberalen Parteien eine Mehrheit verschafften, intervenierte der amerikanische Botschafter und veranlaßte 1952 eine Änderung des Wahlrechtes, die bis zu den Wahlen von 1963 für stabile rechte Mehrheiten sorgte

Außen-wie innenpolitisch handelten die griechischen Führungseliten jener Jahre nach der Maxime: „Was will die Schutzmacht?“. Der „ausländische Faktor“ (o xenos paragontas) kontrollierte in der Tat alle Aspekte der griechischen Politik bis hin zur Wirtschaft. Die Staatsideologie war ein militanter Antikommunismus, zu dessen Durchsetzung gelegentlich auch auf das Parakratos, das in den fünfziger Jahren eher noch ausgebaut wurde, zurückgegriffen wurde. Das Parakratos wurde von einer geheimen Offiziersclique (IDEA) kontrolliert, aus deren Reihen auch die späteren Putschisten von 1967 hervorgingen. Die Unterordnung der konservativen Regierungen unter die Wünsche des „ausländischen Faktors“ ging so weit, daß nicht einmal der nationale Wunsch der Zyprioten nach Anschluß (Enosis) an Griechenland in der Regierungspolitik Berücksichtigung fand. Nur unter massivem Druck der zypriotischen Seite begann Athen, sich mit der Zypernfrage zu befassen. 1961 begann eine neue Entwicklung. In diesem Jahr fanden Wahlen statt, deren Ergebnis durch massive Eingriffe der Armee, der Gendarmerie und des Parakratos verfälscht wurden. Der Verlierer der Wahl, G. Papandreou, war nicht bereit, ihr Ergebnis hinzunehmen, und begann eine Kampagne gegen die Machenschaften der damaligen Regierung Karamanlis. Im Mai 1963 erschütterte der schon erwähnte Mord an dem linken Abgeordneten Lambrakis das System in seinen Grundfesten. Papandreous Kampagne fand ein solch positives Echo bei allen progressiven Kräften, insbesondere bei der jüngeren Generation („Lambrakis-Jugend“), daß man geneigt ist, von einer Aufbruchstimmung zu sprechen. Bei den Wahlen im November 1963 verlor die Rechte ihre absolute Mehrheit, und bei den Neuwahlen im Februar 1964 konnte dann die Zentrumsunion von G. Papandreou die meisten Stimmen auf sich vereinigen. Die Zentrumsunion war zur Sammlungsbewegung all jener Kräfte geworden, die soziale Reform und mehr Demokratie wollten.

Die Rechte (ERE) und die Schutzmacht waren aufs höchste alarmiert. Als Papandreou sich dann daran machte, außenpolitisch, insbesondere in der Zypern-und Nato-Frage, einen unabhängigeren Kurs zu steuern und nicht bereit war, die amerikanischen Teilungspläne (Acheson-Plan) für Zypern zu akzeptieren, begann die amerikanische Regierung, über seinen Sturz nachzudenken. Innenpolitisch provozierten Papandreous Reformen den massiven Widerstand der Rechten und des Königs. Papandreous Versuch, die Armee und damit auch den von der CIA kontrollierten griechischen Geheimdienst KYP unter seine Aufsicht zu bringen, machte das Maß voll. Im Juli 1965 wurde Papandreou unter einem Vorwand (ASPIDA-Affäre) vom König gestürzt.

VIII. Die Militärdiktatur von 1967 und die Zweite Republik

Die weitere Entwicklung gehört eigentlich schon nicht mehr zur Zeitgeschichte. Als 1967 ein überwältigender Wahlsieg Papandreous bevorstand, putschten am 21. April mit Wissen der Amerikaner einige Angehörige der IDEA und errichte-ten eine Militärdiktatur, die bis 1974 bestand. Im Innern steuerte die Junta einen Kurs, der fatal an das faschistische Regime von Metaxas erinnerte, nur daß an die Stelle von Metaxas’ faschistischer Ideologie die „griechisch-christliche Kultur“ (Ellas, Eilinon. Christianon) trat. Außenpolitsch steuerte die „Prätorianer-Diktatur“, wie der US-Politologe Couloumbis sie nannte einen pro-amerikanischen Kurs.

Internationaler Druck und eine katastrophale Wirtschaftslage infolge der Mißwirtschaft der Militärs erzwangen 1973 eine Scheinliberalisierung. Als jedoch im November 1973 die Studenten des Athener Polytechnikums mehr Freiheit forderten, reagierte die Diktatur mit äußerster Brutalität. Für den radikalen Flügel der Junta um Ioannidis war dies nicht genug. Der gemäßigte Flügel der Militärs wurde gestürzt, und die Radikalen ergriffen die Macht.

Hätte sich Ioannidis im Sommer 1974 nicht in das Abenteuer des Sampson-Putsches in Zypern gestürzt. hätte er noch geraume Zeit für „Ruhe und Ordnung“ in Griechenland sorgen können. So aber drohte durch die türkische Invasion auf Zypern der direkte kriegerische Zusammenstoß mit der Türkei. Angesichts dieser Bedrohung und der Erkenntnis, daß die Streitkräfte praktisch nicht einsatzfähig waren. gaben die Obristen auf. Den Preis für die Rückkehr zur Demokratie in Griechenland bezahlte Zypern, das von der türkischen Armee zu einem Drittel besetzt wurde und seither ein geteiltes Land ist.

Die Katastrophe des Sommers 1974 und die Lehren aus der Zeit der Diktatur veranlaßten die bürgerlichen Politiker um Karamanlis, der nun nach neun Jahren im Exil wieder die Macht übernahm, zu einer radikalen Änderung ihrer Innen-und Außenpolitik. Im Innern akzeptierten sie ohne Vorbehalte die Demokratie als Regierungsform, was durch die Legalisierung der kommunistischen Parteien (eine orthodoxe und eine eurokommunistische) dokumentiert wurde. Außenpolitisch wurde die bisherige Abhängigkeit abrupt beendet, wie der Teil-rückzug aus der NATO zeigt. Ohne die historische Interpretation zu sehr zu strapazieren, könnte man sagen, daß Griechenland erst 1974 seine echte Unabhängigkeit erlangte. Durch ein Referendum wurde schließlich noch der jahrzehntealte Streit über die Staatsform beigelegt. Ein weiteres Indiz für den geänderten Charakter des griechischen Staates war die Abschaffung der antikisierenden Hochsprache (Katharevousa) im öffentlichen Leben und die Einführung der Volkssprache (Dimotiki) als offizielle Amtssprache. Die tiefgreifendste Reform war jedoch, daß von nun an alle Wahlen in Griechenland frei waren.

Wie sicher die Demokratie in Griechenland Wurzeln geschlagen hat. zeigte sich 1981. als es mit dem Wahlsieg der PASOK zum ersten demokratischen Machtwechsel in der griechischen Geschichte zu einer sozialistischen Partei kam. ohne daß dies zu größeren Erschütterungen des griechischen Staatswesens geführt hätte. Die demokratische Linke, insbesondere die PASOK, trägt seit der Wende von 1974 die Hoffnungen großer Teile der Bevölkerung auf soziale Reformen. Sie bildet das letzte Glied in der demokratischen Entwicklung des modernen Griechenlands, die mit den Liberalen vor dem Ersten Weltkrieg begann, von der EAM während der Okkupation fortgesetzt und auch von der Zentrumsunion von G. Papandreou vor der Diktatur verkörpert wurde.

Die Wende von 1974 brachte auch eine Änderung der griechischen Außenpolitik. Über alle Partei-schranken hinweg bestand Konsens darüber, daß die neu gewonnene Souveränität bewahrt werden müsse. Dieses Ziel wurde auf zwei Weisen verfolgt: erstens, indem die bilateralen Abhängigkeiten verringert, und zweitens, indem die noch verbleibenden Abhängigkeiten durch multilaterale Verflechtungen kompensiert wurden. Sichtbar wurde diese Politik in dreifacher Hinsicht: bei den Verhandlungen über die Rückkehr in die NATO, bei der Verlängerung des Abkommens über die amerikanischen Militärbasen in Griechenland und beim Eintritt in die Europäische Gemeinschaft. Vom letzteren versprach man sich zusätzlich einen stabilisierenden Effekt auf die griechische Innenpolitik. 1976 begannen die Verhandlungen über die Verlängerung des Abkommens über die amerikanischen Militärbasen in Griechenland. Schon bei der ersten Verhandlungsrunde machte Außenminister Bitsios seinem Verhandlungspartner H. Kissinger klar, daß Griechenland nicht länger gewillt sei, Abkommen zu schließen, die nur einer Seite nützlich seien. Er verlangte von den Amerikanern eine Garantie gegenüber einem möglichen Angriff der Türkei auf Griechenland und aktive Unterstützung bei der Lösung des Zypernproblems. Kissinger war zwar nicht bereit, diese Junktim vertraglich zu fixieren, aber er schrieb der griechischen Regierung einen Brief, in dem er Griechenland der Unterstützung der USA versicherte. Zwar war dieser Brief formal nicht bindend und geriet auch bald wieder in Vergessenheit, aber die Tatsache, daß er überhaupt geschrieben wurde, zeigt, daß die USA Griechenland nicht länger als Klientelstaat, sondern als souveränen Partner betrachteten. Dennoch kam es vorläufig zu keiner Verlängerung des Basenabkommens.

Auch bei den Verhandlungen über die Rückkehr Griechenlands in die NATO wurde das neue Selbstbewußtsein der griechischen Außenpolitik deutlich. 1974, d. h. nach dem Teilrückzug Griechenlands aus der NATO, hatte diese das Operationsgebiet der türkischen Luftwaffe bis zur Mitte der Ägäis ausgedehnt. Da dies mit entsprechenden türkischen Forderungen nach Kontrolle über die Hälfte des ägäischen Schelfs und der zivilen Flugkontrolle koinzidierte und Athen eine Präjudizierung dieser beiden Fragen befürchtete, forderte Außenminister Mitsotakis die Rückkehr zum Status quo ante. Obwohl Ankara diese Forderung ablehnte, erzwang Mitsotakis im Oktober 1980 in harten Verhandlungen _ während derer er sogar mit dem endgültigen NATO-Austritt drohte — die griechische Rückkehr in die NATO zu seinen Bedingungen: In Friedenszeiten galt wieder der Status quo ante. Für den Konfliktfall blieb es jedoch beim Status quo, das heißt beim türkischen Operationsgebiet bis zur Mitte der Ägäis. Da in militärischen Manövem der Konfliktfall geübt wird, war damit eine griechisch-türkische Reibungsfläche geschaffen worden, die bis heute für Konfliktstoff sorgt.

In der richtigen Einschätzung, daß die USA der Türkei größere strategische Bedeutung zumaßen als Griechenland, hatte Karamanlis schon im Januar 1981 den griechischen Eintritt in die EG forciert. Obwohl sich A. Papandreou als Oppositionsführer sowohl gegen den EG-Beitritt als auch gegen die NATO-Rückkehr gewandt hatte, änderte sich -abgesehen von anfänglichen verbalen Radikalismen — an der griechischen Außenpolitik grundsätzlich nichts als die PASOK im Oktober 1981 die Regierung übernahm. Im Juli 1983 wurde das neue Basenabkommen unterzeichnet, in dem die Amerikaner ausdrücklich die griechische Souveränität garantierten und sich verpflichteten, das militärische Gleichgewicht in der Region aufrechtzuerhalten. Folgerichtig fand Papandreous Außenpolitik einen weit über die PASOK hinausreichenden Rückhalt.

Auch die Innenpolitik Papandreous entpuppte sich als weit weniger radikal, als er während der Oppositionszeit angekündigt hatte. Eine der ersten Maßnahmen der PASOK-Regierung war die offizielle Anerkennung des nationalen Widerstandes während des Zweiten Weltkrieges. Die Feiern des Sieges über den Kommunismus im Bürgerkrieg wurden abgeschafft, und den im osteuropäischen Exil lebenden ehemaligen Kämpfern des Bürgerkrieges wurde die Rückkehr gestattet. Diese Schritte trugen dazu bei. die seit 1945 bestehende politische Spaltung Griechenlands zu überwinden.

Weitere grundlegende innenpolitische Reformen zielten auf eine weitere Demokratisierung des Landes: Herabsetzung des Wahlalters auf 18 Jahre, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Einführung der Zivilehe, Straffreiheit des Ehebruchs. Die Sicherheitskräfte des Staates wurden unter schärfere Kontrolle gebracht. Neue Gesetze liberalisierten zudem das Beamtenrecht und beseitigten insbesondere die Komitees zur Überprüfung der politischen Loyalität. Zugleich wurden illiberale Gesetze der Vergangenheit aufgehoben, die teilweise noch aus der Zeit der Metaxas-Diktatur stammten.

Weitere Gesetze leiteten eine Dezentralisierung des Staatsaufbaus ein. Ein großzügiges Reformprojekt verbesserte die Lebensbedingungen auf dem Land und förderte den Aufbau von landwirtschaftlichen Kooperativen. Die Einführung der 40-Stunden-Woche, neue Urlaubsregelungen und Ansätze zur Zusammenfassung des in über 1 500 Einzelgewerkschaften zersplitterten griechischen Gewerkschaftsbundes brachten wichtige sozialpolitische Fortschritte im industriellen Sektor. Weitergehende Reformen verlangsamte bzw. verhinderte dann jedoch die seit 1985 auch in Griechenland spürbar werdende Krise der internationalen Wirtschaft.

In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre steht Griechenland nach wie vor vor großen, ungelösten Problemen. Außenpolitisch wird es durch den dreifachen Konflikt mit der Türkei (Zypern. Ägäis. Minderheiten) belastet, der Athen zu hohen Ausgaben für die Verteidigung zwingt. Das Treffen, das jüngst zwischen A. Papandreou und dem türkischen Premier T. Özal stattgefunden hat. läßt allerdings die Hoffnung aufkeimen, daß sich eine Lösung abzeichnet.

Innenpolitisch hat zwar die Überwindung der schwierigen ökonomischen Lage Priorität, aber mittelfristig wird die weitere Modernisierung der politischen Strukturen wahrscheinlich wichtiger sein. Denn sowohl die konservative Nea Dimokratia als auch die linke PASOK sind immer noch Klientelparteien, die mit ihren jeweiligen Führern leben oder sterben. Erst wenn es in Griechenland gelingt, Parteien „europäischen Typs“ (evropaikou typou) zu bilden oder die bestehenden in solche umzuformen, wird nicht mehr bei jedem Generationswechsel in der politischen Führung eine Phase der innenpolitischen Instabilität drohen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Ein typisches Beispiel für die Armee ist: Athanasios Pav-lidis, Istoria tou Kommounismou en Elladi, Athen 1967.

  2. Nigel Clive, A Greek Experience 1943— 1948, Salisbury 1985. Über die Reaktion der offiziellen Stellen siehe The Guardian vom 25. November 1987.

  3. Das Chatham House ist ene dem Foreign Office nahestehende Forschungsinstitution.

  4. C. M. Woodhouse, Apple of Discord. A Survey of Recent Greek Politics in their International Setting. London 1948.

  5. Ein typisches Beispiel sind die Memoiren des ehemaligen Presseattaches der US-Botschaft in Athen William Hardy McNeill, The Greek Dilemma. War and Aftermath, Philadelphia 1947.

  6. Leften S. Stavrianos, Greece. American Dilemma and Opportunity, Chicago 1952.

  7. Dimitrios George Kousoulas. Revolution and Defeat. The Story of the Greek Communist Party, New York 1965.

  8. Siehe dazu mit über 11 000 Titeln und Hinweisen auf die entsprechenden Fachzeitschriften. Heinz A. Richter, Greece and Cyprus since 1920. Bibliography of Contemporary History, Heidelberg 1984.

  9. Über die erste griechische Republik siehe die ausgezeichnete sozialwissenschaftliche Untersuchung von Mavrogordatos: George Mavrogordatos, Stillbom Republic. Social Coalitions and Party Strategies in Greece, 1922— 1936, Berkeley 1983.

  10. Eleftherios Venizelos (1864— 1936), Führer der liberalen Partei, war in den Jahren 1910 bis 1915, 1917 bis 1920, 1924, 1928 bis 1932 und 1933 Ministerpräsident Griechenlands.

  11. Zum Regime vom 4. August siehe: Spyros Linardatos, Pos efthasame stin 4i Avgoustou, Athen 1974, und ders., I 4i Avgoustou, Athen 1966, sowie Jon V. Kofas, Authoritari-anism in Greece: The Metaxas Regime, Boulder 1983.

  12. Ioannis Metaxas, To prosopiko tou imerologio, Bd. 4, Athen 1960, S. 553.

  13. Siehe Ehrengard Schramm von Thadden. Griechenland und die Großmächte im Zweiten Weltkrieg, Wiesbaden 1955; Heinz A. Richter. Griechenland zwischen Revolution und Konterrevolution 1936— 1946, Frankfurt 1973; Mario Cervi, The Hollow Legions: Mussolini’s Blunder in Greece 1940— 1941, London 1972; Charles Cruickshank, Greece 1940— 1941. London 1976; Spyros Linardatos, I exoteriki politiki tis 4is Avgoustou kai o polemos 1940— 1941, 2 Bde, Athen 1975/76; Toni Simpson. Operation Mercury. The Battle of Crete 1941, London 1982.

  14. I. Metaxas (Anm. 11), S. 552f.

  15. Über den Charakter des Krieges in Albanien urteilte der spätere Kommandeur der Britischen Militärmission bei den

  16. Diese Zeit ist inzwischen in der griechischen Zeitgeschichte am besten erforscht. Bis 1985 waren mehr als 1 650 Titel zu dieser Periode erschienen. Siehe H. Richter (Anm. 7), S. VI. In diesem Rahmen ist es nicht möglich, den Forschungsstand und die zum Teil recht kontroversen Diskussionen auch nur annähernd zu skizzieren. Hier sollen lediglich einige wichtige Aspekte herausgearbeitet werden.

  17. Er veröffentlichte eine Kompromißformel, die er angeblich mit den EAM-Ministern ausgehandelt hatte. Tatsächlich hatte er den ursprünglichen Text redaktionell so „überarbeitet“, daß sein Inhalt ins Gegenteil verdreht wurde.

  18. Am 5. Dezember telegraphierte Churchill an den britischen General in Athen: „Do not however hesitate to act as if you were in a conquered city where a local rebellion is in progress . . . We have to hold and dominate Athens. It would be a great thing for you to succeed in this without bloodshed if possible, but also with bloodshed if necessary." W. Churchill (Anm. 16), Bd. 11, S. 256.

  19. Zit. nach Michael Foot, Aneurin Bevan. A Biography, Bd. 1, London 1962, S. 478.

  20. Churchill mußte sich am 8. Dezember 1944 der heftigen Kritik des Unterhauses stellen. Nur durch die Drohung mit seinem Rücktritt konnte er eine Verurteilung seines Handelns durch das Haus verhindern. Von den 680 Unterhaus-abgeordneten stimmten nur 279 für seine Politik, 30 votierten gegen ihn, der Rest enthielt sich der Stimme. House of Commons Debates, Bd. 406, col. 1010.

  21. Zur Entwicklung zwischen Varkiza und dem Beginn des Bürgerkrieges im Sommer 1946 siehe Heinz A. Richter. British Intervention in Greece: From Varkiza to Civil War. February 1945 — August 1946, London 1986.

  22. „During 1945 membership of the resistance movement had come to be regarded as a political crime, and collaboration with the Germans against Communism a political virte C. M. Woodhouse. Apple of Discord (Anm. 3),

  23. H. Richter, British Intervention (Anm. 23), S. 163.

  24. Leslie J. Solley, Greece the Facts, London 1046, S. 14 f.

  25. Der Begriff „Hochkommissar“ findet sich in „Discussions on Greece at the British Emabassy, Athens 15th February, 1945“, Public Record Office, F. O. 371/48 257/R 3559/4/19. Die Bezeichnung „Protektorat“ stammt aus „Relations between HMG and the Greek Government. Minutes“, F. O. 371/48 256/R 4385/4/19. Hochkommissare gab es zu jener Zeit nur in den besetzten Ländern.

  26. W. Churchill an Sir Orme Sargent am 22. April 1945. „Prime Minister’s Personal Minute Serial No. M 382/5 = F. O. 371/48 267/R 7423/4/19.

  27. Mitsos Partsalidis, Dipli apokatastasi tis ethnikis antistasis, Athen 1978, S. 198. Partsalidis selbst brachte diesen Bescheid aus Moskau zurück.

  28. Heinz A. Richter, The Second Plenum of the Central Committee of the KKE and the Decision for Civil War: A Reappraisal, in: Lars Baerentzen/John O. latrides/Ole Smith, (eds.). Studies in the History of the Greek Civil War 1945-1949, Kopenhagen 1987, S. 179-187.

  29. M. Partsalidis (Anm. 29), S. 199.

  30. So Lawrence S. Wittner, American Intervention in Greece, 1943-1949, New York 1982; Christophe Chiclet. Les Communistes Grecs dans la Guerre. Paris 1987; H. Baerentzen/J. O. latrides/O. L. Smith (Anm. 30).

  31. Der amerikanische Botschafter Peurifoy drohte mit der Einstellung der US-Wirtschaftshilfe, wenn nicht das Mehrheitswahlrecht eingeführt würde. Constantine Tsoukalas, The Greek Tragedy, London 1969, S. 125.

  32. Zur Entwicklung der Zypernfrage siehe Niels Kadritzke/Wolf Wagner, Im Fadenkreuz der Nato. Ermittlungen am Beispiel Cypern, Berlin 1976, und Heinz A. Richter. Der griechisch-türkische Konflikt und die Haltung der Sowjetunion (Nr. 8/1987 der Berichte des Bundesinstituts für ost-wissenschaftliche und internationale Studien), Köln 1987.

  33. Eine vorgebliche Verschwörung innerhalb der Armee, die angeblich einen Staatsstreich plante und eine nasseristische Diktatur errichten wollte.

  34. Andreas Papandreou, Democracy at Gunpoint: The Greek Front, New York 1970, S. 221 ff; Philip Deane, I Should Have Died, London 1976, S. 121 ff. — Philip Deane war einer der engsten Berater des Königs. Der Sachverhalt ist zudem belegt durch mehrfache Aussagen des damaligen Ministerpräsidenten Panagiotis Kanellopoulos gegenüber dem Autor.

  35. Theodore A. Couloumbis. Foreign Interference in Greek Politics. An Historical Perspective, New York 1976, S. 142.

  36. Dazu Heinz A. Richter. Greece, the USA and NATO. A Background Analysis, in: The South Slav Journal. 7 (1984) 3. S. 30-50.

  37. Zur Außenpolitik der PASOK siehe Heinz A. Richter. Die PASOK unter Andreas Papandreou. Teil II: Außenpolitische Konzeption und internationale Beziehungen, in: Aktuelle Analysen, (1985) 5.

  38. Zu diesen Konflikten siehe insbesondere Ronald Meinardus. Die Türkei-Politik Griechenlands. Der Zypern-. Ägäisund Minderheitenkonflikt aus der Sicht Athens (19671982). Frankfurt 1985.

Weitere Inhalte