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Zur Entwicklung der vergleichenden Deutschlandforschung | APuZ 38/1984 | bpb.de

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APuZ 38/1984 Neuere Entwicklungstendenzen von Theorien der Politik Politische Partizipation in westlichen Demokratien Die Last der Partizipation Zur Entwicklung der vergleichenden Deutschlandforschung

Zur Entwicklung der vergleichenden Deutschlandforschung

Wilhelm Bleek

/ 29 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die Teilung Deutschlands nach 1945 hat stets den Vergleich zwischen den beiden deutschen Staaten nahegelegt. Im Hinblick auf die Entwicklung der zwischendeutschen Vergleiche in der Sozial-und insbesondere Politikwissenschaft der Bundesrepublik können dabei drei Phasen nachvollzogen und unterschieden werden: In der ersten Phase (1949— 1961) ist der ostdeutsche Staat kaum Gegenstand von systematischen Vergleichen gewesen, weil die DDR in den Augen der westdeutschen Öffentlichkeit und Wissenschaft ein flüchtiges und unvergleichbares Übergangsgebilde darstellte. In der zweiten Phase (1961— 1972) hat die Stabilisierung der DDR zu deren Anerkennung als eigenständigem Forschungsgegenstand und zur Akzeptierung der Vergleichbarkeit beider deutscher Staaten geführt Wissenschaftliche Vergleiche erhielten eine wichtige Funktion im Systemwettbewerb zwischen Bundesrepublik und DDR und bei der Real-analyse der Lage der deutschen Nation. Den großen Durchbruch zu zwischendeutschen Vergleichen stellten die 1971, 1972 und 1974 erschienenen „Materialien zur Lage der Nation“ dar. An sie knüpfte Peter Christian Ludz, ihr eigentlicher Promotor, die Hoffnung vom Aufgehen der DDR-Forschung in einer methodologisch ausgefeilten und inhaltlich ertragreichen vergleichenden Deutschlandforschung. Diese Erwartungen haben sich in der dritten Phase (1972 bis heute) bisher nur ansatzweise erfüllt Es erscheint auch nicht sinnvoll, die DDR-Forschung in der Bundesrepublik generell in einer vergleichenden Deutschlandforschung aufgehen zu lassen. Die Entwicklung der zwischendeutschen Vergleiche in der politischen Bildungsarbeit ist mit zeitlichen Verzögerungen ähnlich wie die vergleichende Deutschlandforschung verlaufen. Allerdings haben auf diesem Gebiet die beiläufigen und kontrastiven Vergleiche stets eine größere Rolle gespielt. Sie sind aus methodologischer Sicht im Hinblick auf den Vergleichsmaßstab und aus pädagogischer und politischer Sicht wegen der Tendenz zur Vermittlung von Stereotypen problematisch. Auch in der politischen Bildung sollte die nüchterne Vermittlung von Wissen und Einsichten über die DDR wie die Bundesrepublik Vorrang haben vor vorschnellen Vergleichen zwischen beiden deutschen Staaten.

I. Vorbemerkung

Die Darstellung der „deutschen Frage" in der politischen Bildung und insbesondere im Schulunterricht bleibt ein Dauerthema der pädagogischen, politischen und wissenschaftlichen Diskussion in der Bundesrepublik Deutschland. Dabei geht es zumeist auch um den Vergleich zwischen beiden deutschen Staaten und seine Problematik. So regelte der Beschluß der Kultusministerkonferenz vom 23. November 1978 über „Die deutsche Frage im Unterricht", noch heute für die Schulen und Institutionen der Lehreraus-und -fortbildüng verbindlich, in einem eigenen Abschnitt den Vergleich der Gesellschaftsordnungen beider deutscher Staaten Auch auf der gemeinsamen Tagung von freien Trägern der deutschlandpolitischen Bildungsarbeit mit ‘dem Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen am 5. /6. April 1984 erörterte eine von fünf Arbeitsgruppen „Probleme des Systemvergleichs"

Daß dem zwischendeutschen Vergleich bei der Behandlung der deutschen Frage eine zentrale Bedeutung zukommt, darf nicht verwundern. Die „deutsche Frage" führt sich auf die deutsche Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg zurück, zumindest steht sie mit diesem Tatbestand in enger Beziehung. Da liegt es auf der Hand, daß man den einen Teil Deutschlands mit dem anderen vergleicht, sei es explizit oder — was häufiger vorkommt — implizit, in beiläufigen Verweisen auf die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Ordnung des anderen deutschen Staates. In der Bundesrepublik waren solche zwischen-deutschen Vergleiche in einem weit gefaßten, nicht unbedingt wissenschaftlichen Sinne in der politischen Argumentation weitverbreitet, auch wenn sie heute im Vergleich zu früher eher im Abklingen sind. In der DDR prägen sie trotz und vielleicht wegen aller Abgrenzungsbemühungen immer noch sowohl die offizielle Propaganda der Herrschenden als auch das Alltagsbewußtsein der meisten Bürger, wenn auch in unterschiedlicher Weise.

Der folgende Beitrag kann diese vielfältigen Dimensionen der zwischendeutschen Vergleiche in der öffentlichen und insbesondere in der bildungspolitischen Diskussion der beiden deutschen Staaten nicht ausloten. Er beschränkt sich auf einen Abriß der Entwicklung der akademischen Arbeiten zur vergleichenden Deutschlandforschung in der sozial-und insbesondere politikwissenschaftlichen Forschung der Bundesrepublik Diese wissenschaftlichen Bemühungen um den zwischendeutschen Vergleich haben aber stets auf die öffentliche und pädagogische Diskussion eingewirkt und sind umgekehrt von dieser beeinflußt worden. Abschließend soll auf diesen Zusammenhang von Vergleichen in der Wissenschaft und in der Bildungsarbeit nochmals eingegangen werden.

Die Wissenschaftsgeschichte der zwischen-deutschen Vergleichsforschung in der Bundesrepublik steht außerdem in einer engen Beziehung mit der Entwicklung der westdeutschen DDR-Forschung, auch wenn sie mit dieser nicht identisch ist und nicht allein aus ihr hervorgeht. Leider gibt es bisher nur Bruchstücke, Materialien und Stellungnahmen, aber noch keine ausführliche und befriedi-gende Darstellung zur Geschichte der DDR-Forschung in der Bundesrepublik So wird sich auch dieser Abriß der Entwicklung eines Teil-und Nebengebietes der DDR-Forschung mit einem allgemeinen Überblick begnügen. Noch größeren Einfluß auf die Entwicklung des akademischen Vergleichs zwischen beiden deutschen Staaten hat die bundesrepublikanische Deutschlandpolitik in ihrem Wandel von der ursprünglichen Nichtanerkennungspolitik zur gegenwärtigen Politik des staatlichen Nebeneinanders und ansatzweise Miteinanders beider deutscher Staaten genommen. Dieser Zusammenhang zwischen der Entwicklung des wissenschaftlichen Systemvergleichs auf der einen und der Deutschlandpolitik auf der anderen Seite ist in einem ausführlicheren Referat auf der Tutzinger Tagung der Gesellschaft für Deutschlandforschung im April 1984 thematisiert, wenn auch noch nicht in seinem komplizierten Wechselverhältnis von Politik und Wissenschaft abschließend beantwortet worden

II. Erste Phase: 1949— 1961

1. Nicht-Anerkennung und Nicht-Vergleich Seit wann gibt es in der Bundesrepublik eine wissenschaftliche DDR-Forschung und zwischendeutsche Systemvergleiche? Die Vermutung liegt nahe, wie sie vor kurzem auch Bundesminister Windelen bei der Verleihung des Ernst-Richert-Preises geäußert hat daß die DDR-und vergleichende Deutschlandforschung so alt wie die Teilung Deutschlands in zwei Staaten ist, also auf das Jahr 1949 zurückgeht. Diese Annahme ist allerdings nicht oder nur sehr eingeschränkt richtig. Wenn schon, dann läßt sich zumindest für die fünfziger Jahre höchstens von einer „SBZ-Forschung" und Vorformen des zwischendeutschen Vergleichs in der Bundesrepublik sprechen.

Die DDR ist erst 1972 von der Bundesrepublik als Staat anerkannt worden. Bis dahin firmierte das Gebiet zwischen Elbe und Oder, wie sich den Regierungserklärungen entnehmen läßt als „Sowjetische Besatzungszone“, abgekürzt als „SBZ" oder „Zone", als „Mitteldeutschland" oder „anderer Teil Deutschlands" mit allen damit verbundenen inhaltlichen Implikationen. Das war nicht bloß rechtliche Maxime und diplomatisches Kalkül, sondern auch Ausdruck der damaligen politischen Lageeinschätzungen und Überzeugungen. Die DDR war in den Augen der bundesrepublikanischen Gründergeneration ein flüchtiges und irrelevantes Gebilde ohne Zukunftsaussichten. Von heute her gesehen mögen uns diese Auffassungen der fünfziger Jahre reichlich unrealistisch und illusionär erscheinen, doch damals waren sie angesichts der politischen und wirtschaftlichen Krisenanfälligkeit der DDR und der SED-Herrschaft gar nicht so weit hergeholt.

Mit einem so unbedeutenden „Phänomen“ und temporären „Gebilde“, um die substantivischen Umschreibungen des späteren Bundeskanzlers Kiesinger aufzunehmen, brauchte sich die Wissenschaft nicht zu beschäftigen, zumal sie als Politik-und Sozialwissenschaft in der Bundesrepublik erst im Entstehen bzw. Wiederentstehen und mit anderen vordringlicheren Themen wie der Bewältigung der nationalsozialistischen Vergangenheit und der Konzipierung einer freiheitlichen Ordnung beschäftigt war. Noch weniger kam ein zwischendeutscher Vergleich in Frage, würde dieser doch den eigenen Staat mit einem Nicht-Staat, einem bloßen Satelliten-und Kolonialgebiet auf eine Stufe stellen. DDR-und vergleichende Deutschlandforschung konnte es nach den deutschlandpolitischen Grund-Überzeugungen, wie sie in den fünfziger Jahren von allen Parteien der Bundesrepublik, mit Ausnahme der KPD geteilt wurden, eigentlich nicht geben. 2. Wiedervereinigungswissenschaft Trotzdem erschienen natürlich schon seit Beginn der fünfziger Jahre in der Bundesrepublik und insbesondere in West-Berlin Arbeiten über das Gebiet zwischen Elbe und Oder. Sie waren zumeist geprägt von der deutschlandpolitischen Konzeption der Bundesregierung unter Konrad Adenauer, die eine Wiedervereinigung Gesamtdeutschlands durch Anschluß der Ostzone an die Bundesrepublik zum Ziel hatte. Durch eine Politik der ökonomischen Attraktion und politischen Stärke sollte die Sowjetunion dazu gebracht werden, das von ihr in Deutschland besetzte Territorium freizugeben.

Dementsprechend war die SBZ-Forschung in der Bundesrepublik zunächst eine Wiedervereinigungswissenschaft Sie entwickelte Pläne für den „Tag X", an dem das Gebiet zwischen Elbe und Oder der Bundesrepublik angegliedert würde. Das geschah in aller Öffentlichkeit und rechtfertigte nicht im geringsten die Unterstellungen putschistischer und subversiver Aktivitäten, mit denen die SED nach dem 17. Juni 1953 die gewaltsame Niederschlagung des ostdeutschen Arbeiteraufstandes begründete.

Beispielhaft für diese Anfänge der westdeutschen DDR-bzw. SBZ-Forschung und ihre Einbettung in die damalige Deutschlandpolitik war der im März 1952 beim Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen konstituierte „Forschungsbeirat für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands". Er stellte seine Arbeiten unter das Ziel „einer Wiedervereinigung von Mitteldeutschland, d. h.der sowjetisch besetzten Zone, mit den Gebieten der Bundesrepublik" Damit war die Aufgabenstellung sehr eindeutig angegeben: Es ging nicht um die Vereinigung von zwei Staaten und Volkswirtschaften, sondern um den An-Schluß eines Gebietes an die einzig als legitim angesehene staatliche, gesellschaftliche und ökonomische Ordnung in Deutschland. Der Forschungsbeirat konzentrierte sich dabei entsprechend der politischen Prioritätensetzung der Bundesrepublik, aber auch der wissenschaftlichen Kapazität seiner Mitglieder auf die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte der Realisierung dieses Zieles. Wie ein roter Faden zog sich durch alle seine Arbeiten und Tätigkeitsberichte die „Aufgabe, die zur Zeit in Mitteldeutschland geltende Ordnung einer zentral gelenkten Zwangswirtschaft in eine im Grundsatz marktwirtschaftliche Ordnung zu überführen"

Seinen Plänen für eine Anpassung der Wirtschafts-und Sozialstrukturen des Gebietes zwischen Elbe und Oder an diejenigen der Bundesrepublik legte der Forschungsbeirat sinnvollerweise eine Bestandsaufnahme der ökonomischen und gesellschaftlichen Realitäten in der DDR zugrunde. Zugleich hatte er zu prüfen, in welchem Maße die Verhältnisse in der DDR von denen in der Bundesrepublik als dem gesamtdeutschen Vorbild und Ziel abwichen, um daraus Konsequenzen für eine Übergangsregelung zu ziehen. Beide Aufgaben, sowohl die Realanalyse der DDR als auch den innerdeutschen Vergleich hat der Forschungsbeirat, wie aus seinen Tätigkeitsberichten deutlich wird, seit Ende der fünfziger Jahre immer stärker wahrgenommen, während die Ausarbeitung von konkreten Plänen für die Zeit nach der Wiedervereinigung in den Hintergrund rückte. So ist der Forschungsbeirat zum Wegbereiter der empirisch-analytischen DDR-Forschung und auch des wissenschaftlichen Systemvergleichs zwischen Bundesrepublik und DDR geworden. Seine Tätigkeit reicht, zumal wenn man seinen letzten Tätigkeitsbericht für die Jahre 1965/1969 berücksichtigt nicht nur zeitlich, sondern auch inhaltlich in die zweite Phase der DDR-und vergleichenden Deutschland-forschung hinein.

III. Zweite Phase: 1961— 1972

1. Akzeptierung der DDR als Forschungsgegenstand Der Bau der Berliner Mauer im August 1961 markiert das Ende der ersten Phase der Deutschlandpolitik und auch der westdeutschen Forschung über die DDR. Im Westen als Eingeständnis der totalen Schwäche angeprangert, wurde er jedoch hingegen zum Ausgangspunkt der inneren Stabilisierung des SED-Regimes, ökonomische und gesellschaftliche Reformen konsolidierten in den sechziger Jahren die DDR und die Herrschaft ihrer Staatspartei. Diese Entwicklungen mußten westliche Hoffnungen auf eine baldige Wiedervereinigung durch einen ökonomischen Kollaps und politischen Zusammenbruch des zweiten deutschen Staates ernüchtern.

Die westdeutsche SBZ-Forschung konnte diese veränderte Lage ihres Untersuchungsgegenstandes nicht auf Dauer ignorieren. Das wurde sehr deutlich, als der Forschungsbeirat 1965 seinen vierten Tätigkeitsbericht für die Jahre seit dem Bau der Mauer vorlegte Die konkreten Vorschläge für eine nur langfristig zu erreichende Wiedervereinigung traten zurück, und das Schwergewicht des Berichts für diese Arbeitsperiode lag dann eindeutig auf der Bestandsaufnahme von Bereichen der Wirtschafts-und Sozialordnung der DDR.

Die eigentlichen Geburtshelfer der Neuorientierung der westdeutschen DDR-Forschung waren allerdings Ernst Richert und Peter Christian Ludz. Richert als ehemaliger und Ludz als damaliger Leiter der Abteilung „Sowjetzone" am Institut für Politische Wissenschaft in West-Berlin leiteten nach Vorarbeiten von Otto Stammer, Martin Drath und anderen gewissermaßen die „zweite Geburt" (Dieter Claessens) der DDR-Forschung ein. Richert forderte 1964 in seiner populären Darstellung über „Das zweite Deutschland", man müsse „zu beschreiben suchen, was ist" Im gleichen Jahr stellte Ludz an den Anfang der von ihm herausgegebenen „Studien und Materialien zur Soziologie der DDR“ den Hinweis, man solle die Institutionen sc bezeichnen, wie sie sich selbst benennen, d. SBZ für den Zeitraum vor 1949 und danach DDR Diese Forderung nach Revision der bis dahin dominierenden Sprachregelung war für ihn keine semantische Banalität, sondern beinhaltete die Akzeptierung der DD als Er kenntnisgegenstand sui generis. Drei Jahre später explizierte Ludz auf der ersten Tagung der DDR-Forscher in Tutzing seine Zielvorgabe für eine neue DDR-Forschung durch eine Kontrastierung mit der alten SBZ-Forschung: Es „sind Analysen vorzulegen, die nicht anklagen und abwerten wollen, die nicht . Standpunkte'und . Meinungen vortragen, die nicht die Situation in der DDR an den Zuständen in der Bundesrepublik . messen 1, sondern die die Eigendynamik von Herrschaft, Wirtschaft und Gesellschaft im anderen Teil Deutschlands exakt erfassen" Die Maxime, die eigenständige gesellschaftliche und politische Realität der DDR als Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung anzuerkennen, hat sich seit Ende der sechziger Jahre in der bundesdeutschen DDR-Forschung bei allem Streit um Theorien und Methoden weitgehend durchgesetzt 2. Anerkennung der Vergleichbarkeit beider deutschen Staaten Die wissenschaftliche Anerkennung der DDR bedeutete auch, daß man in der Bundesrepublik von nun an den zweiten deutschen Staat als komparabel ansah. Die Vergleichbarkeit von Bundesrepublik Deutschland und DDR war in Westdeutschland jahrelang in Abrede gestellt worden; die Unvergleichbarkeit der beiden deutschen Gesellschafts-und Henschaftsordnungen machte geradezu die Grundlage der Deutschlandpolitik der Bundesrepublik bis weit in die Mitte der sechziger Jahre aus. Diese Vorbehalte waren selbst dann noch zu spüren, als mit den ersten „Materialien zum Bericht zur Lage der Nation 1 Anfang 1971 der große Durchbruch zu zwischendeutschen Vergleichen erfolgte. So verwahrten sich sowohl Bundeskanzler Brandt als auch Bundesminister Franke und selbst die Autoren der „Materialien“ gegen die mögliche Unterstellung, Vergleich könne qualitative Gleichstellung oder Gleichwertigkeit bedeuten

Die Gemeinsamkeiten oder Ähnlichkeiten der beiden deutschen Staaten, die den Vergleich ermöglichten, wurden jetzt auf Begriffe wie Mammut-Industriebetriebe (Ernst Richert), Leistungs-und Laufbahngesellschaften (P. C. Ludz), Industriegesellschaften (zahlreiche Autoren) und dergleichen ähnliche Umschreibungen gebracht. Die Verfasser der „Materialien" faßten diese Ähnlichkeiten in drei „Grundaxiomen“ zusammen: Erstens: „Beide deutsche Wirtschafts-und Gesellschaftssysteme sind leistungsorientiert."

Zweitens: „Beide Wirtschafts-und Gesellschaftssysteme sind auf Wachstum und Modernisierung gerichtet." Drittens: „Beide Wirtschafts-und Gesellschaftssysteme werden durch die steigende Bedeutung von Wissenschaft, Forschung, Bildung und Ausbildung charakterisiert.“

Diese Passage in der Einleitung der „Materialien“ von 1971 ist vielfach so interpretiert und entsprechend kritisiert worden, als beinhalte sie eine zwangsläufige Annäherung der beiden deutschen Industriegesellschaften, wie sie konvergenztheoretischen Vermutungen entsprochen hätte. Diese Kritik verkennt, daß die genannten drei Grundaxiome nicht das Ergebnis, sondern die Voraussetzung des zwischendeutschen Vergleichs wiedergeben Sie übersieht auch die ausdrückliche Verwahrung der Autoren der „Materialien“ gegen eine konvergenztheoretische Überstrapazierung ihrer Ergebnisse, die sie gleich im Anschluß an die drei Grundaxiome formulierten. Generell sind in den bundesdeutschen Arbeiten zum zwischendeutschen Vergleich nur sehr selten Erwartungen der Konvergenz der Systeme zum Ausdruck gekommen. Die Realität des Unterschieds der politischen Sy1 steme ist wohl an deren weltpolitischer Naht-stelle zwischen Bundesrepublik Deutschland und DDR kaum zu übersehen. 3. Zwischendeutscher Vergleich und Wettbewerb Beim Vergleich zwischen Bundesrepublik und DDR, wie er seit Beginn der siebziger Jahre verstärkt einsetzte, kamen zwei politische Motive zum Tragen, die beide die neue Deutschlandpolitik kennzeichneten. Das erste betraf die Wettbewerbssituation zwischen beiden deutschen Staaten. Diese in ihren Grundstrukturen und -werten höchst unterschiedlichen Gesellschafts-und Herrschaftsordnungen beanspruchen beide auf ihre Weise, ein „Modell Deutschland“, d. h. ein Modell auch für Gesamtdeutschland zu sein. Die Partei-und Staatsführung der DDR mag die deutsche Frage als einstweilen „durch die Geschichte erledigt" abgeschrieben haben, doch der deutsche Kommunist Erich Honecker läßt immer wieder Andeutungen in seine Reden und Interviews einfließen, daß sich die Frage der deutschen Einheit neu stelle, wenn der Sozialismus auch in der BRD an die Tür geklopft habe. Daß damit ein sozialistisches System nach dem Vorbild der sich in der DDR entwickelnden „sozialistischen deutschen Nation" (Programm der SED von 1976) gemeint ist, steht außer Zweifel.

Der zwischendeutsche Vergleich ist eine notwendige Folge der in Deutschland nach gemeinsamer Überzeugung beider Staaten stattfindenden Konkurrenz der Systeme. Dabei geht es vor allem um die alltägliche soziale und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der beiden Staaten und weniger um deren ideologische Grundpositionen. Den zwischendeutschen Vergleichen kommt aus dieser Perspektive die Aufgabe zu, eine empirisch begründete Bilanz der Leistungskraft von Bundesrepublik und DDR auf den einzelnen Tätigkeitsfeldern von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft zu liefern, die so gewonnenen Daten gegenüberzustellen und aus dem Vergleich Folgerungen abzuleiten, wie man im zwischendeutschen Wettbewerb sektorale Defizite gegenüber dem Konkurrenten aufholen könne. Systemvergleiche unter dem Vorzeichen des Systemwettbewerbs beinhalten daher auch die Bereitschaft, auf einzelnen Ge-bieten vom Konkurrenten zu lernen, seine Lösungen zwar nicht pauschal, aber selektiv zu übernehmen. Eine solche mögliche Vorbildfunktion wurde der DDR früher in der Bundesrepublik generell bestritten, wird ihr seit Mitte der sechziger Jahre aber durchaus auf manchen Gebieten wie dem Bildungssektor und der Organisation des Sports zugestanden. 4. Einheit der Nation und zwischendeutscher Vergleich Das zweite Motiv hinter dem zwischendeutschen Vergleich ist das Bemühen um die Einheit der Nation. Zwar wurde 1969/72 die DDR durch die Bundesrepublik als Staat anerkannt. Doch um so entschiedener hielt die damalige sozialliberale Bundesregierung an der „Einheit der Nation" fest, deren Erhalt seitdem zum festen Bestandteil aller Regierungserklärungen bis hin zu denen von Bundeskanzler Helmut Kohl vom 13. Oktober 1982 und 4. Mai 1983 gehört

Die Bewahrung der Einheit der Nation, zumal wenn man diese im modernen sozialwissenschaftlichen Sinne als Kommunikationseinheit versteht, erfordert im Hinblick auf die deutsche Nation eine nüchterne Feststellung der Gemeinsamkeiten und der Unterschiede zwischen den Realitäten in der Bundesrepublik und der DDR. Dabei geht es nicht nur um die empirische Erfassung der sozialen Kommunikationsstrukturen im weitesten Sinne, sondern auch um die zahlreichen, wenn auch nicht alle notwendigen Voraussetzungen von Kommunikation in Gestalt von gemeinsamer Sprache, Kultur, Geschichts-und Wertbewußtsein, Herrschaftsordnung, Verkehrs-struktur und dergleichen mehr. In dieser nationalen Bestandsaufnahme liegt eine wesentliche Funktion der zwischendeutschen Vergleiche. 5. Die „Materialien zum Bericht zur Lage der Nation"

Den ersten großen Durchbruch zu zwischen-deutschen Vergleichen und einer verglei18) chenden Deutschlandforschung in der Bun desrepublik stellen die 1971, 1972 und 1974 veröffentlichten „Materialien zum Bericht zui Lage der Nation" dar. Ihr vollständiger Titel „Materialien zum Bericht zur Lage der Nation“ deutet auf ihre Entstehungsgeschichte hin 1968 war von der Großen Koalition ein jährlicher „Bericht zur Lage der Nation im gespaltenen Deutschland“ in das parlamentarische Ritual der Bundesrepublik auf Drängen der Sozialdemokraten aufgenommen worden. Nachdem Willy Brandt die Kanzlerschaft übernommen hatte, kündigte er in seinem ersten „Bericht zur Lage der Nation" am 14. Januar 1970 die Vorlage von Materialien zu einem „umfassenden Bericht durch einen Vergleich der Verhältnisse in der Bundesrepublik und in der DDR auf den verschiedensten Lebensbereichen" an Nachdem der Versuch, diese Materialien im eigenen Hause erarbeiten zu lassen, sich sehr bald als unrealistisch erwies, wurde eine Wissenschaftlergruppe mit dieser Aufgabe betraut. Nach knapp einjähriger Tätigkeit war diese Arbeit abgeschlossen; die Bundesregierung konnte dem Bundestag am 15. Januar 1971, zwei Wochen vor dessen Debatte über den Bericht zur Lage der Nation, die umfangreichen „Materialien zum Bericht zur Lage der Nation 1971“ zuleiten. Ihnen folgte binnen Jahresfrist die Veröffentlichung eines zweiten Bandes am 18. Februar 1972, dieses Mal als Anlage zu dem „Bericht der Bundesregierung zur Lage der Nation 1972“, den Bundeskanzler Brandt am 23. Februar 1972 erstattete 1973 kam es wegen des Zerfalls der parlamentarischen Mehrheit, dem Versuch und dem Scheitern des Mißtrauensvotums der Opposition und der vorgezogenen Bundestagswahlen im Vorjahr wie auch der parlamentarischen und verfassungsgerichtlichen Kontroverse um den Grundlagenvertrag während der ersten Hälfte des Jahres weder zu einem Bericht der Bundesregierung „zur Lage der Nation“ noch zur Vorlage begleitender „Materialien“. Deren Dritter Band erschien erst am 15. September 1974 verzögert durch konzeptionelle Schwierigkeiten, vor allem bei der Erstellung des Kapitels über „Die Einheit der Nation“ Bei diesen drei Bänden „Materialien“ zum zwischendeutschen Vergleich ist es dann geblieben.

Verfaßt worden sind die „Materialien“ von interdisziplinären Arbeitsgruppen aus insgesamt 24 Wissenschaftlern, vorzugsweise Sozial-, Wirtschafts-und Rechtswissenschaftlern. An die 100 weitere Wissenschaftler waren beteiligt. Ihren eigentlichen Stempel in inhaltlicher, methodischer und politischer Hinsicht erhielten die „Materialien“ aber durch Peter Christian Ludz. Er war nicht nur der Leiter der wissenschaftlichen Autoren-gruppe, sondern auch der eigentliche Promoter und wohl auch der Initiator dieses großen Projektes. In diesem Unternehmen kamen seine forschungspolitischen, aber auch politikberatenden Ambitionen voll zum Tragen.

Daß sie nicht alle Wirklichkeit geworden sind, ist seinem Bericht über methodische und theoretische Erfahrungen aus der Arbeit am zwischendeutschen Vergleich der „Materialien“

zu entnehmen, den er Mitte August 1979, wenige Wochen vor seinem Freitod, auf dem 11. Weltkongreß der International Political Science Association in Moskau gab

Im Mittelpunkt der „Materialien" stand der zwischendeutsche Vergleich von Lebensbereichen, wie er von der Bundesregierung angefordert worden war. „Lebensbereiche“ wurden als „sozio-ökonomische Grundlagen der Politik“ verstanden, „jene Grundlagen, ohne die politisches Handeln und politische Strukturen in beiden deutschen Staaten gerade in ihrer Unterschiedlichkeit nicht deutlich werden können“, wie es in der Einleitung zu den /Materialien 1971 hieß Diese gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Sektoren sollten nach der ursprünglichen Intention nur einem „Ist-Vergleich“, also einem synchronen Vergleich unterzogen werden, der historische Analysen als auch Prognosen ausschließen würde Zugleich wurden anfangs nur quantitative Daten verglichen. Beide Vorgaben wurden im Laufe der Arbeit an den „Materialien“, nicht zuletzt aufgrund der öffentlichen Diskussion und wissenschaftlichen Kritik, modifiziert, so daß die „Materialien 1974“ auch die historische Dimension und qualitative Daten einbezogen

In inhaltlicher Hinsicht waren die für den Vergleich ausgewählten Themenbereiche auf die zwei politischen Hauptaspekte des zwischendeutschen Vergleichs bezogen, wie sie oben erwähnt wurden. Das war zum einen die Konkurrenz zwischen den beiden deutschen Gesellschafts-und Wirtschaftssystemen. Unter diesem Gesichtspunkt wurden u. a. in den ersten „Materialien" die wirtschaftliche Produktivität und Infrastruktur, Einkommen, Verbrauch und Lebenshaltung, die Instrumentarien der sozialen Sicherung, aber auch die Bildungs-und Ausbildungsmöglichkeiten in beiden deutschen Staaten verglichen und einige dieser sozial-und wirtschaftspolitischen Wettbewerbsindikatoren in den dritten „Materialien" vertiefend behandelt. Dabei ging es letztlich darum, welche von den beiden deutschen Industriegesellschaften die modernere sei. Die andere erkenntnisbestimmende Frage war das Problem der Einheit der deutschen Nation. Die „Materialien“ sollten Ähnlichkeiten, Parallelitäten und Unterschiede zwischen den zwei deutschen Staaten aufzeigen. Diesem Ziel dienten u. a. die Analysen des Lebensstandards in den ersten „Materialien“, die Gegenüberstellungen der Rechtsordnungen im zweiten Band, vor allem aber in den dritten „Materialien" die theoretischen und normativen als auch deskriptiven und empirischen Analysen von zentralen Ordnungsvorstellungen mit dem Begriff der „Nation" an der Spitze.

Das Echo in der publizistischen Öffentlichkeit und wissenschaftlichen Kritik auf die ersten „Materialien“ war überaus positiv, anfangs sogar enthusiastisch. Das änderte sich aber schon mit dem Erscheinen des zweiten Bandes im Februar 1972. Obwohl die Autoren in ihrer Einleitung ausführlich begründet hatten, warum man sich aus methodischen Gründen auf die Gegenüberstellung von Rechtsnormen beschränkt und die Rechtswirklichkeit vernachlässigt habe, wurde ihnen vorgehalten, sie beschönigten damit das reale Unrecht in der DDR. Dieser Vorbehalt wurde zu der generellen Kriktik an den Autoren der „Materialien“ und insbesondere an Peter Christian Ludz ausgeweitet, sie klammerten die bewertenden Aspekte und Folgerungen des zwischendeutschen Vergleichs aus

Die „Materialien“ zum zwischendeutschen Vergleich wurden damit in den Streit in der DDR-Forschung um die „systemimmanentkritische“ Methode hineingezogen und m. E. mißverstanden -Zwar sprachen sich die Autoren der ersten als auch der zweiten „Materialien“ in den entsprechenden Einleitungen für die „immanente Deskription als Methode" aus Doch betraf diese Absichtserklärung nur das wissenschaftliche Vorgehen, konnte und sollte politische Folgerungen und Wertungen aus den wissenschaftlichen Ergebnissen nicht ausschließen — die in allen „Materialien" geradezu auf der Hand liegen. Wohl unter dem Eindruck der vorangegangenen Kritik und Mißverständnisse wurde in der Einleitung zu den dritten „Materialien" (1974) herausgestellt, daß „eine strikte Trennung von Beschreibung bzw. Analyse und Wertung nicht nur nicht möglich, sondern auch nicht beabsichtigt gewesen" sei

Das Interesse der politischen und wissenschaftlichen Öffentlichkeit an den ersten „Materialien 11 ließ bei den Folgebänden bedauerlicherweise nach. Dabei bergen alle drei, wie ein Wiederdurcharbeiten ihrer Material-fülle zehn Jahre nach Erscheinen des letzten Bandes offenbart, auch heute noch wertvolle Informationen und Erkenntnisse zu den Gesellschafts-, Rechts-und Wirtschaftssystemen beider deutscher Staaten und ihrem Vergleich. Daß die „Materialien" sich weitgehend mit „Gegenüberstellungen“ begnügten und auf Vergleiche im stringenten Sinne verzichteten, spiegelt nur die methodologische Skrupelhaftigkeit ihrer Verfasser wider. Die „Materialien“ sind, bei allen Desiderata und Mängeln das wissenschaftiche Pionierwerk des zwischendeutschen Vergleichs; darin kann man der Selbsteinschätzung von Peter Christian Ludz zum Schluß seines letzten Vortrages beipflichten, aber auch seinem Bedauern, daß ihr Vorbild nicht stärker nachgewirkt hat

IV. Dritte Phase: 1972—heute

1. Vergleichende Deutschlandforschung als Postulat Peter Christian Ludz hegte die Erwartung und Hoffnung, daß mit den „Materialien“ eine neue Phase der DDR-Forschung als einer vergleichenden Deutschlandforschung eingeleitet würde. Schon zum Schluß seines Vortrags auf der ersten DDR-Forschertagung im Herbst 1967 in Tutzing hatte er gefordert, es „sollte die DDR-Forschung sich zur komparativen Forschung erweitern — und zwar vor allem zur Deutschland-Forschung (Ost-WestVergleich) wie zur Ostblockforschung (Ost-Ost-Vergleich)" Als es 1973 im Anschluß an das Inkrafttreten des Grundlagenvertrages im „Deutschland Archiv" zu einer Grundsatzdebatte über die Zukunft der DDR-Forschung in der Bundesrepublik kam, forderte Ludz erneut eine „DDR-Forschung im Rahmen der vergleichenden Systemforschung, einer Systemforschung, welche die beiden deutschen Gesellschaften in den Rahmen der europäi-sehen Gesellschaftsordnung stellt und sie unter europäischen Perspektiven untersucht"

Abermals und am ausführlichsten trug Ludz diese Forderung 1977 in der Einführung zu seinem Sammelband mit Analysen über „Die DDR zwischen Ost und West" vor. Er ging dabei von drei Phasen der DDR-Forschung in der Bundesrepublik aus. Erstens die fünfziger Jahre: „Die DDR-Forschung als aggressive Auseinandersetzung mit dem gegnerischen System unter der Herrschaft des Totalitarismuskonzepts"; zweitens die sechziger Jahre: „Die DDR-Forschung im Sinne der immanenten Erfassung, Beschreibung, Darstellung, Analyse und Bewertung des politischen und gesellschaftlichen Systems der DDR“; und drittens: „Die DDR-Forschung als Analyse im Rahmen der vergleichenden Deutschlandforschung, die mit den ersten . Materialien zum Bericht zur Lage der Nation'eingeleitet worden ist“ Ludz sah die meisten Produkte der DDR-Forschung und auch seine eigenen Arbeiten methodologisch noch der zweiten Phase verwurzelt, setzte aber sich und den anderen DDR-Forschern das Ziel, die dritte Phase konzeptionell einzuleiten und auszubauen.

Ihm kam es darauf an, daß die immanent-kritische DDR-Forschung in der vergleichenden Deutschlandforschung „auf eine höhere Stufe gehoben“ würde

Die Vorstellungen von einer Weiterentwicklung der DDR-zu einer vergleichenden Deutschlandforschung hat man unter dem dominierenden Einfluß von P. C. Ludz zunächst in der Forschungsorganisation zu verwirklichen gesucht. Im September 1974, während gerade der dritte Band der „Materialien“ erschien, gedachte der „Forschungsbeirat für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands“

auf seiner Plenartagung in Berlin unter Beteiligung von P. C. Ludz nicht nur des 25. Jahres-tages der DDR sondern mußte auch aus dem Munde von Bundesminister Franke seine Auflösung erfahren. An die Stelle des Forschungsbeirates trat ein . Arbeitskreis für vergleichende Deutschlandforschung". Er sollte nach Minister Frankes Vorstellungen etwa 20 Mitglieder umfassen und trat im April 1975 unter dem Vorsitz von Peter Christian Ludz erstmals zusammen. Die Zusammensetzung dieses Arbeitskreises zielte im Vergleich zum Forschungsbeirat auf größere Interdisziplinarität der DDR-Forschung. Vor allem aber kam in seinem Titel der Wandel in den deutschlandpolitischen Zielsetzungen der DDR-Forschung und des zwischendeutschen Vergleichs zum Ausdruck: An die Stelle der „Wiedervereinigung Deutschlands", deren gedankliche Vorbereitung 1952 dem Forschungsbeirat anvertraut worden war, trat 1974 beim Arbeitskreis die „vergleichende Deutschlandforschung“, ohne die Hinzufügung der DDR-Forschung, die offensichtlich in der vergleichenden Deutschlandforschung aufgehen sollte. 2. Vergleichende Deutschlandforschung in der Praxis Wie ist dieses Programm einer vergleichenden Deutschlandforschung in den vergangenen zehn Jahren seit dem Erscheinen des letzten Bandes der „Materialien“ und der Ablösung des Forschungsbeirates durch den Arbeitskreis verwirklicht worden? Um das Ergebnis des notwendigerweise summarischen Überblicks vorwegzunehmen: Gemessen an der Zielsetzung einer inhaltlich breiten und methodologisch fundierten vergleichenden Deutschlandforschung ist diese in der Praxis bisher eher fragmentarisch und enttäuschend geblieben.

Zunächst einmal erschienen einige Veröffentlichungen, in denen Mitautoren der „Materialien" ihre dortigen Beiträge in eigenständiger und erweiterter Form vorlegten Sie leiteten damit eine Phase ein, in der zahlreiche Vergleiche zu einzelnen Sektoren und Problemfeldern des gesellschaftlichen Alltags beider deutschen Staaten erschienen. Dazu sind u. a. Arbeiten zur Lage der Jugend der Frauen und der Familien und der Arbeitswelt zu zählen. In ihnen wurden interessante Befunde zur gesellschaftlichen Wirklichkeit beider deutscher Staaten zusammengetragen und gegenübergestellt Im Gegensatz zu diesen mehr soziologischen Arbeiten sind politikwissenschaftliche Themen in einem engeren Sinne kaum in zwischendeutschen Vergleichen untersucht worden; mehr populär-wissenschaftliche Ausnahmen wie die Darstellung der Funktion von Parlamenten und Wahlen bestätigen diese Regel Schließlich sind zwischendeutsche Vergleiche direkt zu einem beliebten Dissertationsthema geworden Damit wurde zwar der Fundus an wissenschaftlichen Arbeiten zur vergleichenden Deutschlandforschung erheblich verbreitert, doch zugleich werden die mit ihr verbundenen theoretischen Fragen und methodologischen Probleme offenkundiger.

Viele dieser Veröffentlichungen enthalten mehr eine Addition von Länderstudien bzw. von Länderergebnissen und begnügen sich mit Gegenüberstellungen statt Vergleichen in einem strikten Sinne. Das ist nicht zu kritisieren, spiegelt es doch nur eine angesichts der methodischen Schwierigkeiten von Vergleichen zwischen Staaten unterschiedlicher Systeme -notwendige Bescheidung wider. Außerdem sind Gegenüberstellungen als eine sinnvolle und notwendige Vorstufe zu Ver-gleichen anzusehen. Fragwürdig werden wis senschaftliche Arbeiten zum zwischendeut sehen Vergleich aber, wenn sie sich der allge. meinen Problematik von Vergleichen nicht bewußt werden Vielfach werden Verglei. ehe angestellt, ohne die zentrale Frage des Vergleichsmaßstabes durchdacht zu haben, wird die Realität des einen mit der Norm des anderen Staates verglichen, wird vorschnell politisch gewertet, statt wissenschaftlich erklärt.

Solche in der vergleichenden Deutschlandforschung zumindest auf dem Gebiet der Sozial-wissenschaften zu beobachtenden Mängel sind weitgehend auf die unzureichende Zur-kenntnisnahme der allgemeinen methodologischen Diskussion vor allem in der angelsächsischen Forschung zurückzuführen. Zu Recht ist im „Gutachten zum Stand der DDR-und vergleichenden Deutschlandforschung'die „methodische Rückständigkeit" der DDR-und vergleichenden Deutschlandforschung beklagt und deren „Entprovinzialisierung“ gefordert worden Dieses 1978 leider nur intern veröffentlichte Gutachten belegt in seiner umfangreichen Bestandsaufnahme der bisherigen Forschungsarbeiten, daß gerade vergleichende Themen inhaltlich wie methodisch bisher zu kurz gekommen sind. So ist das für die vergleichende Sozialforschung grundlegende Buch von Stein Rokkan zwar ins Deutsche übersetzt, aber längst nicht zur Genüge rezipiert worden Noch immer speist sich der akademische Vergleich beider deutschen Staaten und Gesellschaften mehr aus dem politischen Interesse an der Einheit der deutschen Nation als aus der wissenschaftlichen Motivation, über Vergleiche zur Bildung und Überprüfung von Theorien zu kommen. Insgesamt gesehen scheint sich in der vergleichenden Deutschlandforschung auf wissenschaftlichem Gebiet jene Nabel-schau fortzusetzen, die wir Deutschen auf politischem Gebiet mit der „deutschen Frage“ zu pflegen geneigt sind.

Die Blütenträume von Peter Christian Ludz vom Aufgehen der DDR-Forschung in einer vergleichenden Deutschlandforschung sind — bisher zumindest — nicht Wirklichkeit geworden. Vielleicht ist das auch gut so. Auf dem Gebiet der Deutschlandforschung sollten neben vergleichenden Arbeiten, so reizvoll diese in inhaltlicher wie methodischer Hinsicht auch sein mögen, Länderstudien im Rahmen der Bundesrepublik-Forschung auf der einen und der DDR-Forschung auf der anderen Seite die Regel bleiben Durch diese Länderstudien werden nicht nur Themen und Aspekte bearbeitet, die sich einem Vergleich entziehen, sie legen auch das breite Fundament, auf dem erst Vergleiche aufbauen können. Selbst wenn es aus methodologischer und theoretischer Sicht machbar wäre, so erscheint es doch nicht sinnvoll, die DDR-Forschung in der Bundesrepublik generell in einer vergleichenden Deutschlandforschung aufgehen zu lassen.

V. Zwischendeutsche Vergleiche in der politischen Bildung

Die Entwicklung der zwischendeutschen Vergleiche in der politischen Bildung, wie sie sich am Inhalt von Schulbüchern ablesen läßt, ist ähnlich zu der Geschichte der vergleichenden Deutschlandforschung verlaufen, allerdings mit den für die praktische Umsetzung von wissenschaftlichen Diskussionen und Ergebnissen typischen Phasenverschiebungen. In der politischen Bildung hat es im allgemeinen länger gedauert, bis die DDR als eigenständige und mit der Bundesrepublik vergleichbare Gesellschafts-und Staatsordnung anerkannt wurde.

Lange bevor man in den Sozialwissenschaften die vergleichende Deutschlandforschung inaugurierte, traten allerdings in der politischen Bildungsarbeit zwischendeutsche Vergleiche in Gestalt von eher beiläufigen Verweisen auf die „SBZ" als einem Kontrast zur Bundesrepublik auf. Diese sind bis heute viel häufiger als die ausführlichen und eigentlichen Vergleiche. Bei diesen kontrastiven Vergleichen, genauer gesagt, Gegenüberstellungen, für die sich zahlreiche weitere Beispiele in Schulbüchern wie in Reden von Politikern und Beiträgen von Publizisten seit Gründung der Bundesrepublik finden lassen, geht es in aller Regel nicht um die nüchterne Feststellung von Unterschieden zwischen den beiden deutschen Staaten. Auch eine erkenntnisfördernde Funktion von Vergleichen, wie sie Karl Jaspers auf den Begriff der „Kontrastschärfe" gebracht und damit das präzisere Erfassen eines Gegenstandes gemeint hat, indem man einen anderen danebenstellt, ist nicht das Ziel.

Die „Verhältnisse im Osten“ werden vielmehr herangezogen, um einen Gegensatz zur Bundesrepublik zu manifestieren und die Verhältnisse im Westen auf diese Weise zu legitimieren. Das kommt auch in der sprachlichen wie begrifflichen Gestaltung solcher kontrastiven Vergleiche zum Ausdruck. In sprachlicher Hinsicht dominieren Schwarz-Weiß-Ausmalungen, auf der begrifflichen Ebene werden antinomische Ideal-und Ordnungstypen eingesetzt So wird dem „Rechtsstaat“ Bundesrepublik Deutschland das „Unrechtsystem" DDR gegenübergestellt und der zwischendeutsche Kontrast auf den Gegensatz von „freiheitlicher Demokratie“ und „totalitärer Diktatur“ gebracht. Für den Unterricht in der Schule wurde die Verwendung von solchen wertgeladenen begrifflichen Gegensatz-paaren durch den Beschluß der Kultusministerkonferenz vom 5. Juli 1962 über die „Behandlung des Totalitarismus im Unterricht'1 ausdrücklich sanktioniert Diese Richtlinien stellten der demokratisch-rechtstaatlichen Ordnung der Bundesrepublik die totalitären Gemeinsamkeiten von Nationalsozialismus und Bolschewismus gegenüber. Unser Staat sollte damit seine Legitimierung durch einen doppelten Vergleich finden, durch einen historischen Vergleich mit dem nationalsozialistischen Deutschen Reich und durch einen aktuellen Vergleich mit der stalinistischen DDR.

Solche holzschnittartigen Kontraste sind später als zu pauschal und nicht erkenntnisfördernd kritisiert und verworfen worden. An die Stelle der Totalitarismus-Richtlinien der Kultusministerkonferenz ist 1978 deren Beschluß über „Die deutsche Frage im Unterricht" getreten Er versucht der Vielfalt der Aspekte der deutschen Frage und der Ursachen der deutschen Teilung gerecht zu werden, Klischee-und Feindbilder zu vermeiden und dem gewachsenen Selbstbewußtsein der Deutschen in der DDR Rechnung zu tragen. Zur historischen Darstellung der deutschen Frage müsse die Vermittlung von „Tatsachenwissen über den gegenwärtigen Zustand der DDR... auf verschiedenen Gebieten hinzutreten" In diesem Kontext wird auch die Berücksichtigung von Vergleichen empfohlen: „Um die erworbenen Kenntnisse in größere Zusammenhänge als Grundlage für Einsichten und ein sachgerechtes Urteil einzuordnen, ist der Vergleich unserer Wertmaßstäbe und staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse mit denen der DDR unerläßlich.“

Dieser Beschluß der Kultusministerkonferenz hat in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Veröffentlichungen zum zwischendeutschen Vergleich für die Zwecke der politischen Bildungsarbeit stimuliert. Nicht nur sind entsprechende Schulbücher erschienen auch sind von Politikwissenschaftlern einschlägige Arbeiten vorgelegt worden, die sich an eine breitere Öffentlichkeit richten So erfreulich diese Konjunktur ist, sie hat, wie ich meine, aus methodologischer und pädagogischer Perspektive auch problematische Aspekte. Vielen dieser Bücher geht es bei der Behandlung der DDR und des zwischendeutschen Vergleichs weniger darum, die Verhältnisse im anderen deutschen Staat zu beschreiben und zu erklären. Vielmehr dient ihnen die DDR, wie man sie vom Westen her sieht, als Rechtfertigung der bundesrepublikanischen Verhältnisse. Vor dem negativen Bild des anderen Systems sollen sich die Vorteile des eigenen Systems um so deutlicher abheben. Ludwig Helbig, ein renommierter Schulbuchautor und Professor für politische Bildung, hat das in einem Lehrerhandbuch mit der Funktion einer „Gegenfolie" charakterisiert, die die Wirklichkeit der SBZ/DDR erfülle, um die freiheitlich-demokratische Ordnung der Bundesrepublik sichtbar zu machen Diese Funktionsbeschreibung war von Helbig durchaus zustimmend gemeint, doch wird man fragen müssen, ob solche Instrumentalisierung des zwischendeutschen Vergleichs zu parteipolitischen Zwecken der Bundesrepublik den Prinzipien der rationalen Aufklärung und Urteilsbildung gerecht werden kann. Mir scheint ein solches Vorgehen mehr auf einen Vergleich von Stereotypen und dabei auf eine Bestätigung von Selbst-und Fremdbildern hinauszulaufen.

Zu dieser problematischen Tendenz zu zwischendeutschen Vergleichen in der politischen Bildung hat der KMK-Beschluß von 1978 beigetragen, indem er den »Vergleich unserer eigenen Gesellschaftsordnung mit dem System der DDR... unter dem Wertmaßstab des Grundgesetzes" propagierte Diese Forderung geht auf Johann Baptist Gradl zurück, den langjährigen Präsidenten des Forschungsbeirates und Vorsitzenden des geschäftsführenden Präsidiums des Kuratoriums Unteilbares Deutschland, der auch eine treibende Kraft hinter dem KMK-Beschluß war. Gradl hat 1973 in der Grundsatzdebatte über die DDR-Forschung im „Deutschland Archiv" im Hinblick auf den weltanschaulichen Antagonismus zwischen beiden Systemen einen „bloßen Systemvergleich ohne Bewertung" verworfen. Vielmehr müsse man von der DDR-Forschung in der Bundesrepublik erwarten, daß sie die Maßstäbe des Grundgesetzes anlege Hinter diesem Verlangen stand bei Gradl die Auseinandersetzung mit der immanent-kritischen Methode, wobei er allerdings der Konzeption von P. C. Ludz nicht gerecht wurde. Natürlich bleibt es jedem Staatsbürger und Politiker der Bundesrepublik unbenommen, aus dem zwischendeutschen Vergleich wertende Folgerungen für sein politisches Urteil und Handeln zu ziehen. Doch den Wertmaßstab des Grundgesetzes von vornherein zum Vergleichskriterium im wissenschaftlichen und pädagogischen Vergleich zu machen, läuft meines Erachtens nur darauf hinaus, sich die Vermutung der Andersartigkeit und insbesondere der Verwerflichkeit der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in der DDR zu bestätigen, ohne diese in ihrer Eigenart und Eigenständigkeit zur Kenntnis zu nehmen.

Diese methodologischen Probleme und pädagogischen Gefahren müssen nicht notwendigerweise bei jedem zwischendeutschen Vergleich auftreten, sie liegen aber angesichts unserer deutschland-und innenpolitischen Situation sehr nahe. Auch in der politischen Bildung sollte daher die nüchterne Vermittlung von Wissen und Einsichten über die DDR wie die Bundesrepublik Vorrang haben vor vorschnellen Vergleichen zwischen beiden deutschen Staaten.

Fussnoten

Fußnoten

  1. 8. Abschnitt des Beschlusses der KMK vom 23. November 1978, abgedruckt in: Beilage zum Bayerischen Staatsanzeiger, Nr. 13 vom 30. März 1978.

  2. Vgl.den Bericht in den „Informationen“ des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen, Nr. 8/1984, S. 14ff. Die Tagungsergebnisse werden vom Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten in seinen „Materialien zur politischen Bildung" veröffent-

  3. Mit diesem Beitrag nehme ich unter einem wissenschaftsgeschichtlichen Zugang ein Thema wieder auf, das ich bereits unter einer mehr methodologischen Fragestellung behandelt habe: W. Bleek, Zwischendeutsche Vergleiche. Politische Probleme und politikwissenschaftliche Möglichkeiten, in: Deutschland Archiv, 15 (1982), S. 717— 739.

  4. Am brauchbarsten, wenn auch nur in einer mangelhaften Übersetzung vorliegend: C. Burrichter/E. Förtsch, Development and Present Situation of GDR Research in the Federal Republic of Germany, in: K. von Beyme et al. (Eds.), German Political Systems: Theory and Practice in the Two Germanies (German Political Studies, Vol. 2), Beverly Hills 1976, S. 93— 116.

  5. W. Bleek, Die Entwicklung des zwischendeutschen Systemvergleichs im Spannungsfeld von Politik und Wissenschaft, in: Probleme systemvergleichender Betrachtung. Multidisziplinäre Sondertagung 1984 der Gesellschaft für Deutschland-Forschung, erscheint 1985.

  6. In: Deutschland Archiv, 17 (1984), S. 212.

  7. Vgl. K. von Beyme (Hrsg.), Die großen Regierungserklärungen der deutschen Bundeskanzler von Adenauer bis Schmidt, München—Wien 19/9.

  8. Forschungsbeirat für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands beim Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen. Erster Tätigkeitsbericht 1952/1953, Bonn 1954, S. 10.

  9. Forschungsbeirat... Zweiter Tätigkeitsbericht 1954/1956, Bonn 1957, S. 20.

  10. Das gilt insbesondere für den Teil über das „Nebeneinander der Systeme“. Forschungsbeirat... Fünfter Tätigkeitsbericht 1965/1969, Bonn—Berlin 1969, S. 409 ff.

  11. Forschungsbeirat... Vierter Tätigkeitsbericht 1961/1965, Bonn—Berlin 1965.

  12. E. Richert, Das zweite Deutschland. Ein Staat, der nicht sein darf, Frankfurt/Main 1966 (Erstveröffentlichung 1964), S. 7.

  13. P. Chr. Ludz (Hrsg.), Studien und Materialien zur Soziologie der DDR, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (1964), Sonderheft. 8, S. 9.

  14. Ders., Situation, Möglichkeiten und Aufgab«“ der DDR-Forschung, in: SBZ Archiv, 18 (1967) S. 324.

  15. Bericht der Bundesregierung und Materialien zur Lage der Nation 1971, hrsg. vom Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, 1971, S. 4 f„ 32 und 35.

  16. Ebenda, S. 34.

  17. Ausführlicher: W. Bleek (Anm. 3), S. 733.

  18. Vgl. K. von Beyme (Hrsg.) (Anm. 7) und P. Juling, Kontinuität im Ziel — aber Wandel des Weges. Die Deutschlandpolitik im Spiegel der Regierungserklärungen seit 1949, in: Deutschland Archiv, 16 (1983), S. 920— 926.

  19. Vgl. das bahnbrechende Buch von K. W. Deutsch, Nationalism and Social Communication, Cambridge (Mass.) 1952, 19662.

  20. Hintergrundinformationen zur Entstehung der „Materialien“ verdanke ich Ministerialrat Peter Dietrich und Dr. Johannes Kuppe.

  21. Vgl. Archiv der Gegenwart, 40 (1970), S. 15193C; Texte zur Deutschlandpolitik, Bd. IV, Bonn 1970, S. 204.

  22. Siehe Anm. 15; Texte zur Deutschlandpolitik. Bd. VII, Bonn 1971, S. 25 ff.

  23. Bericht der Bundesregierung und Materialien zur Lage der Nation 1972, hrsg. vom Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, Bonn 1972.

  24. Materialien zum Bericht zur Lage der Nation • 974, hrsg. vom Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, Bonn 1974. Alle drei Bände der Materialien“ sind auch im Buchhandel erschienen: Deutschland 1971; BRD—DDR. Systemvergleich 2; Bundesrepublik Deutschland—DDR. Systemvergleich 3.

  25. Ebenda, S. 66 ff.

  26. P. Chr. Ludz, Comparative Analysis of Divided Germany: Some Problems and Findings in Theory and Methodology, in: Studies in Comparative Communism, 12 (1979), S. 144— 158.

  27. Bericht der Bundesregierung (Anm. 15), S. 34.

  28. Ebenda, S. 35 f.; vgl. W. Bleek (Anm. 5), S. 737.

  29. Materialien (Anm. 24), S. XXI ff.

  30. Vgl. K. Böger/H. Kremendahl, Bundesrepublik Deutschland—Deutsche Demokratische Republik: Vergleich der politischen Systeme. Didaktischer Teil, Stuttgart 1979, S. 15 ff.; E. Jesse, Systemvergleich Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik. Ein Literaturbericht, in: ders. (Hrsg.), Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 167), Bonn 1980, S. 386 ff.

  31. Vgl. W. Bleek (Anm. 3), S. 722 f.

  32. Bericht der Bundesregierung (Anm. 23), S. 19; ähnlich Bericht der Bundesregierung (Anm. 15),

  33. Materialien (Anm. 24), S. XXIII.

  34. P. Chr. Ludz (Anm. 26), S. 158.

  35. Ders. (Anm. 14), S. 324.

  36. Ders., Die Zukunft der DDR-Forschung, in: Deutschland Archiv, 6 (1973), S. 488— 493, hier S. 493.

  37. Ders., Die DDR zwischen Ost und West. Politische Analysen 1961 bis 1976, München 1977,

  38. Ebenda, S. 35. S. 34 f

  39. B. Gleitze u-a-D*e DDR nach 25 Jahren (Wirtschaft und Gesellschaft in Mitteldeutschland, Bd. 10), Berlin 1975.

  40. Vgl. neben dem Literaturbericht von E. Jesse (Anm. 30) die Sammelrezension von Beiträgen zur vergleichenden Deutschlandforschung von R. Rytlewski u. a„ Politik und Gesellschaft in der DDR (Teil I), in: PVS-Literatur, (1982) 2, S. 167—-179, hier S. 167— 172.

  41. Z. B. A Hegelheimer, Berufsausbildung in Deutschland, Frankfurt/Main 1973, und B. Rüthers, Arbeitsrecht und politische Systeme. BRD : DDR, Frankfurt/Main 1972.

  42. Vgl. W. Jaide/B. Hille (Hrsg.), Jugend im doppelten Deutschland, Opladen 1977, und B. Hille/B. Roeder (Hrsg.), Beiträge zur Jugendforschung. Sozialpsychologische Befunde zum Jugendalter in beiden deutschen Staaten, Opladen 1979.

  43. Vgl. die zahlreichen Arbeiten von G. Helwig, unter anderem: Frau und Familie in beiden deutschen Staaten, Köln 1982.

  44. Vgl. die Arbeiten von M. Messing: Arbeitszufriedenheit im Systemvergleich, Stuttgart 1978, und Industrie-Bauarbeiter in beiden Teilen Deutschlands, 2 Bände, Köln 1981.

  45. E. Jesse, Wahlen in der Deutschen Demokratischen Republik und in der Bundesrepublik — ein Vergleich, in: J. Weber, DDR—Bundesrepublik Deutschland. Beiträge zu einer vergleichenden Analyse ihrer politischen Systeme, München 1980, S. 191— 212.

  46. Z. B. G. Heydemann, Geschichtswissenschaft im geteilten Deutschland, Frankfurt/Main 1980; Th. Dreßler, Vorbereitung und Versuch im Strafrecht der Deutschen Demokratischen Republik im Vergleich mit dem Recht der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt/Main 1982, und G. Weißpfennig, Sportpromovenden in Deutschland, Berlin 1982.

  47. Vgl. meine Hinweise in: W. Bleek (Anm. 3).

  48. Gutachten zum Stand der DDR-und vergleichenden Deutschlandforschung, erstattet vom Arbeitskreis für vergleichende Deutschlandforschung unter Vorsitz von P. Chr. Ludz im März 1978, 4 Bände (Manuskriptdruck), hier S. 74 und 79.

  49. St. Rokkan, Vergleichende Sozialwissenschatt Die Entwicklung der inter-kulturellen, inter-gesellschaftlichen und inter-nationalen Forschung Frankfurt/Main—Berlin—Wien 1970. Im Hinblick auf die methodologischen Defizite der vergleichenden Deutschlandforschung kam der Sondertagung der Gesellschaft für Deutschlandforschung über „Probleme systemvergleichender Betrachtung (siehe Anm. 5) um so mehr Bedeutung zu.

  50. In diesem Sinne plädiert auch: H. Weber, Die DDR-Forschung nach dem Grundvertrag, in: Deutschland Archiv, 6 (1973), S. 587— 589, hier S. 688.

  51. Vgl. H. Freiwald u. a., Das Deutschlandproblem in Schulbüchern der Bundesrepublik, Düsseldorf 1973: K. -E. Jeismann, Die Teilung der deutschen Nation in den Schulbüchern für Geschichtsunterricht in beiden deutschen Staaten, in: Internationale Schulbuchforschung, 3 (1980) 2, S. 89— 111; D. Waterkamp, Die Deutschlandpolitik in der politisch-historischen Bildung in der Bundesrepublik und der DDR. Rückblick und Vergleich, in: Deutschland Archiv, 12 (1979), S. 405— 422.

  52. Zur methodologischen Problematik des klassifikalorischen Vergleichs anhand von Idealtypen vgl. W. Bleek (Anm. 3), S. 724 f.

  53. In: K. Borcherding (Hrsg.), Wege und Ziele politischer Bildung in Deutschland. Eine Materialsammlung zur Entwicklung der politischen Bildung in den Schulen 1871— 1965, München 1965, S. 99 bis 101. Vgl. K. -E. Jeismann (Anm, 51), S. 99.

  54. Siehe Anm. 1.

  55. Dieses und die folgenden Zitate finden sich im 8. Abschnitt des KMK-Beschlusses (Anm. 1).

  56. Z. B. E. Thurich/H. Endlich, Zweimal Deutschland. Lehrbuch für Politik und Zeitgeschichte, Neu-bearbeitung, Frankfurt/Main 1979; A. Egner/G. Misenta, Politische Systeme in Deutschland. Bundesrepublik Deutschland und DDR im Vergleich. Materialien für die Sekundarstufe II. Politik, Hannover 1979; P. Hüttenberger/H. Hoebink, Bundesrepublik Deutschland—Deutsche Demokratische Republik. Ein Vergleich. Arbeitsmaterial Sekundarstufe II, München 1981; F. Armbruster/L. Böhnert, Politik in Deutschland. Systemvergleich Bundesrepublik Deutschland—DDR, Wiesbaden 1981.

  57. W. Behr, Bundesrepublik Deutschland—Deutsche Demokratische Republik. Systemvergleich Politik—Wirtschaft—Gesellschaft. Mit einem Kapitel; Der Systemvergleich Bundesrepublik—DDR in der politischen Bildung, Stuttgart 19842, K. Böger/H. Kremendahl, Bundesrepublik Deutschland—Deutsche Demokratische Republik: Vergleich der politischen Systeme. Unterrichtsmodell für die Sekundarstufe 2, 2 Bände, Stuttgart 1979; J. Weber (Hrsg.) DDR—Bundesrepublik Deutschland. Beiträge zu einer vergleichenden Analyse ihrer politischen Systeme, München 1980; E. Jesse (Hrsg.), Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik. Die beiden deutschen Staaten im Vergleich (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 167), Bonn 1980; H. Timmermann, Bun-desrepublik—DDR. Grundzüge im Vergleich, Opladen (im Erscheinen).

  58. L. Helbig, Sozial-und Gemeinschaftskunde, Lehrplan, Vorbereitung, Unterricht, Weinheim 1968, S. 289.

  59. Siehe Anm. 1.

  60. J. B. Gradl, DDR-Forschung als eigene Aufgabe, in: Deutschland Archiv, 6 (1973), S. 485— 487, hier S. 487.

Weitere Inhalte

Wilhelm Bleek, Dr. phil., Dr. rer. pol. habil., geb. 1940; Professor für Politische Wissenschaft (Politische Systeme in Deutschland: Bundesrepublik Deutschland und DDR) an der Ruhr-Universität Bochum; im kanadischen Studienjahr 1984/85 Gastprofessor für Deutschlandstudien an der University of Toronto. Veröffentlichungen u. a.: Von der Kameralausbildung zum Juristenprivileg. Studium, Prüfung und Ausbildung der höheren Beamten des allgemeinen Verwaltungsdienstes in Deutschland im 18. und 19. Jahrhundert, Berlin 1972; (mit Kurt Sontheimer) Die DDR. Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Hamburg 19795; zahlreiche Aufsätze zum öffentlichen Dienst, zur DDR-und Deutschlandpolitik.