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Die Entwicklung und der heutige Stand der internationalen Lutherforschung | APuZ 3/1983 | bpb.de

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APuZ 3/1983 Das Zentrum des Wirkens und der Wirkung Luthers Die Entwicklung und der heutige Stand der internationalen Lutherforschung Luther und/oder Müntzer? Luther und die Reformation in den Geschichtsbüchern der DDR und der Bundesrepublik Deutschland

Die Entwicklung und der heutige Stand der internationalen Lutherforschung

Bernhard Lohse

/ 29 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Der Beitrag gibt eine Übersicht über die Anfänge einer kritischen Beschäftigung mit Luther und über die wissenschaftliche Lutherforschung, wie sie mit Leopold v. Ranke einsetzte, dann besonders durch Karl Holl gefördert wurde und nunmehr weltweit betrieben wird. Dabei zeigt sich, daß sich heute nicht mehr so sehr bestimmte Schulen begegnen, die von einer Konfession oder einem bedeutenden Gelehrten geprägt sind, als vielmehr Gruppen von Forschern, welche sich bestimmten Sachfragen zuwenden. Im einzelnen zeigen sich im Blick auf den jungen Luther bei der Frage der für Luther bestimmenden Traditionen, bei der Datierung des sogenannten reformatorischen Durchbruchs, aber auch bei der Historizität des Thesenanschlags erhebliche Meinungsverschiedenheiten in der Forschung, wobei alle diese Fragen von erheblichem Gewicht auch für die Beurteilung der gesamten Kontroverse zwischen Luther und Rom sind. Weiter wird kurz Luthers Haltung im Bauernkrieg sowie gegenüber der Obrigkeit diskutiert. Ferner erörtert der Beitrag mit Blick auf den alten Luther bestimmte Aspekte wie Luthers Stellung zu den Problemen der Bündnisbildung, Luthers Äußerungen über die Juden sowie die Wirkungsgeschichte Luthers. Abschließend wird auf einige Hilfsmittel für die Beschäftigung mit Luther hingewiesen.

Die Anfänge Bei einer so einflußreichen Gestalt wie Luther versteht es sich fast von selbst, daß die Forschung zu einem nicht geringen Teil von einer bestimmten Deutung oder Sicht bestimmt ist, die ihrerseits vorwissenschaftlich ist und zuweilen zu den Ergebnissen der wissenschaftlichen Arbeit in Spannung steht. Luther war eine außerordentlich umstrittene Gestalt Vom Papst gebannt und vom Kaiser geächtet, hat er bei seinen zahlreichen Anhängern in allen Schichten des Volkes höchstes Ansehen genossen. Da wegen der engen Verflechtung von Kirche und Staat ihm und seinem Werk immer wieder der Untergang drohte, konnte die Reformation sich nur durch den Schutz weltlicher Obrigkeiten behaupten. Dadurch aber erhielt Luther faktisch eine hohe Autorität, auch wenn diese protestantischerseits niemals in irgendeiner Weise definiert wurde. In den lutherischen Territorien galt er seit der Mitte des 16. Jahrhunderts nahezu als der unfehlbare Lehrer. In der Zeit des Konfessionalismus und der Religionskriege hat sich an dieser scharfen Frontenbildung kaum etwas geändert. Interessant ist, daß es früher Ansätze zu einer kritischen Bibelforschung als zu einer kritischen Luther-forschung gab.

Dabei ist kein Zweifel, daß trotz der unangefochtenen Autorität, die Luther über Jahrhunderte genoß, das Lutherbild selbst erheblichen Schwankungen unterlag. Für die altprotestantische Orthodoxie war Luther vor allem der Lehrer und Zeuge der Wahrheit. Hingegen betonte man im Pietismus stärker Luthers Frömmigkeit sowie seine teilweise nicht ganz erfolgreichen Bemühungen um eine Reform des Lebens. Eine erste Erschütterung erfuhr Luthers Autorität im protestantischen Bereich, als Gottfried Arnold (1666— 1714) in seiner großen „Unparteiischen Kirchen-und Ketzerhistorie" (1699— 1700) nicht nur manche menschlichen Fehler, sondern auch die Lehrautorität Luthers sowie das Bündnis von Reformation und Obrigkeit kritisierte, um statt dessen die Vertreter der radikalen Reformation wie Karlstadt oder auch Müntzer zu favorisieren. In der Aufklärung konnte Gotthold Ephraim Lessing (17291781) sich bei seinem Streit mit dem Hamburger Hauptpastor Goeze auf den „Geist" der Reformation berufen, um von daher den „papierenen Papst" in Frage zu stellen.

Zu einer eigenständigen, sorgfältig abwägenden Lutherforschung kam es freilich auch noch nicht in der Zeit der deutschen Klassik. Im Gegenteil, man muß sogar sagen, daß in der Epoche um 1800 allein schon die Kenntnis von Luther und seinem Werk recht gering war, selbst bei Goethe und Schiller. Auch in der Romantik hat man sich mit Luther kaum näher befaßt. Statt dessen schwärmte man eher für das Mittelalter, von dem man freilich meist eine idealisierte Vorstellung hatte. Ernste, wissenschaftliche Bemühungen um Luther haben vielmehr erst um 1820 eingesetzt. Zu nennen ist hier zunächst die damals begonnene Erlanger Ausgabe von Luthers Werken, die die älteren Lutherausgaben an Umfang und Solidität übertraf (1826— 1886). Sodann hat sich Leopold von Ranke (1795 bis 1886) bereits in seiner Leipziger Studenten-zeit 1817 intensiv und in ganz neuer Weise mit Luther und der Reformation befaßt. Das damals entstandene, erst 1926 veröffentlichte sogenannte Lutherfragment zeigt, daß Ranke bestrebt war, nicht von einem so oder anders geprägten Vorverständnis aus Luther zu würdigen. Ihm ging es vielmehr darum, sein Lutherbild unmittelbar aus den Quellen zu gewinnen. Zugleich war Ranke bestrebt, Luther in dem umfassenden Zusammenhang der Reformationsgeschichte zu würdigen. Später hat Ranke seine frühen Bemühungen fortgeführt und seine epochenmachende Darstellung „Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation" (l. Aufl. 1839 bis 1847) verfaßt Seit Ranke ist die Bemühung um ein aus den Quellen gewonnenes Lutherbild immer wieder unternommen und im Laufe der Zeit verfeinert worden.

Ein neuer Ansatz in der Lutherforschung begegnet sodann im ausgehenden 19. Jahrhundert. Die 400-Jahrfeier von Luthers Geburt im Jahre 1883 sah den ersten Band der bis heute maßgebenden Lutherausgabe, der sogenannten Weimarer Ausgabe (WA). Auch wenn aus heutiger Sicht die ersten Bände der WA teilweise noch erhebliche Mängel aufwiesen, ist die WA doch mit ihren vier Reihen der Schriften, des Briefwechsels, der Tischreden und der Deutschen Bibel die Grundlage für die moderne, wissenschaftliche Lutherforschung geworden. Heute steht die WA kurz vor ihrem Abschluß.

Sodann aber hat vor allem der lange Zeit in Berlin lehrende Kirchenhistoriker Karl Holl (1866— 1926) für die neue Lutherforschung bahnbrechende Bedeutung gewonnen. Holl hat insbesondere auf Grund der inzwischen bekannt gewordenen frühen Vorlesungen Luthers aus der Zeit von 1513— 1517 die theologischen Anfänge des Reformators, sodann aber auch bestimmte zentrale Aspekte seines Denkens untersucht -So entstand ein neues Lutherbild, bei dem Holl zugleich Luthers Bedeutung für seine eigene Zeit lebendig zu machen suchte. Im Zentrum von Holls Luther-bild stand das, was Holl die „Gewissensreligion“ nannte.

Aus Holls Schule sind zahlreiche bedeutende Lutherforscher hervorgegangen wie vor allem Emanuel Hirsch Heinrich Bornkamm oder Hanns Rückert Aber auch zahlreiche andere, die selbst nicht unmittelbar Holls Schüler waren, verdanken ihm Wesentliches. Auch heute noch sind die Studien von Holl für jeden, der sich intensiver mit Luther befassen will, eine wichtige methodische Einführung. Übersicht über Schwerpunkte der Forschung In der Zeit seit den späteren zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts hat sich die Luther-forschung mehr und mehr zu einer breiten Bewegung entwickelt, die nicht mehr leicht zu überschauen ist. Im deutschen Sprachbereich sind seither zahllose Spezialstudien erschienen. Schwerpunkte der deutschsprachigen Forschung sind dabei einmal der „junge" Luther, d. h. Luther in der Zeit etwa bis 1522 oder bis 1525, also bis zum Abschluß der soge-nannten Wittenberger Unruhen oder bis zum Ende des Bauernkriegs. Andere Fragen, die besonders untersucht worden sind, betreffen die zahlreichen Auseinandersetzungen, die Luther zu führen hatte, sowie die außerordentlich vielfältigen Aspekte seines Wirkens. Ferner ist etwa seine Bibelübersetzung immer wieder sowohl als solche wie auch in ihrer Bedeutung für die Entstehung des Neuhochdeutschen untersucht worden. Darüber hinaus sind in besonders breitem Maße Aspekte seiner gesamten Theologie erörtert worden. Hierbei hat die für den frühen Luther prägende Tradition immer wieder besondere Aufmerksamkeit gefunden (darauf wird im Abschnitt Luther und die Tradition näher eingegangen). Schließlich ist Luther immer wieder auch in die theologische und oft auch in die politische Diskussion der Gegenwart mit einbezogen worden. Eigentlich kein theologischer Denker von Rang verzichtet darauf, seine eigene Position in mehr oder weniger ausführlicher Auseinandersetzung mit Luther zu bestimmen.

Seit den späten zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts ist auch in anderen Ländern außerhalb des deutschen Sprachgebiets in zunehmendem Maße Lutherforschung betrieben worden. Zu einem nicht geringen Teil haben Forscher dieser Länder direkt an der im deutschen Sprachbereich stattfindenden wissenschaftlichen Diskussion teilgenommen. Darüber hinaus sind in Skandinavien, speziell in Schweden, von eigenem Ansatz aus u. a. Luthers Schöpfungstheologie sowie seine politische Ethik untersucht worden. Seit den späten zwanziger Jahren sowie besonders seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich ferner vor allem in den USA eine intensive Lutherforschung entwickelt, die zunehmend auch zu Spezialfragen Beiträge von hohem Rang liefert. Weiter gibt es selbst in Japan eine zwar nicht sehr umfangreiche, aber doch durchaus beachtliche Lutherforschung. In den letzten Jahrzehnten sind aber auch in anderen Ländern der Welt Beiträge zur Lutherforschung geliefert worden, so daß die Lutherforschung nunmehr ein internationales Unternehmen mit bestimmten Schwerpunkten im deutschen Sprachbereich, in den USA, in Skandinavien, aber auch anderswo ist. Dabei sind Schulbildungen im älteren Sinne kaum noch von Bedeutung. Bestimmte Gruppen bilden sich nicht mehr so sehr um ein Schulhaupt als vielmehr um Sachkomplexe, denen man sich zuwendet. Die nationale und auch die konfessionelle Herkunft des einzelnen Forschers spielt dabei eine immer geringere Rolle. Längst schon haben insbesondere auch römisch-katholische Forscher mit eigenen Beiträgen an der Lutherforschung teilgenommen. Neuerdings kann man sogar sagen, daß auch marxistische Forscher, unbeschadet der weltanschaulichen Differenzen, an der Lutherforschung mit teilnehmen.

Luther und die Tradition Die Untersuchung des jungen Luther ist noch immer eine wichtige Aufgabe der Lutherforschung mit zahlreichen, bisher nicht abschließend geklärten Fragen. Ein besonders wichtiger Problembereich ist dabei die Frage nach der für Luther in seiner Erfurter Studienzeit sowie auch bei seinen eigenen frühen theologischen Bemühungen maßgebende Tradition; Luther war ja 1505 Mönch in dem Orden der Augustiner-Eremiten geworden. Sicherlich dürfte Luther hier nicht direkt mit der tiefen Theologie seines Ordensvaters Augustin bekannt gemacht worden sein. Es ist eine immer wieder erörterte Frage, wie es dazu gekommen ist, daß Luther sich schon früh besonders mit dem Studium Augustins befaßt hat Kein Zweifel besteht daran, daß darüber hinaus für Luther die nominalistische Theologie Ockhams (ca. 1285— 1349), allerdings vermittelt in der milderen Fassung durch den Tübinger Gabriel Biel (ca. 1410— 1495), von Einfluß war.

Freilich, wie weit diese, von manchen Forschern als zersetzend beurteilte Spätscholastik für den jungen Luther bestimmend war, ist noch umstritten Ferner hat auch die deutsche Mystik schon für den frühen Luther Bedeutung gehabt; seit 1516 ist diese Bedeutung für einige Zeit noch größer geworden. Allerdings ist auch hier Umfang und Art des Einflusses im einzelnen strittig Andere Traditionen dürften für den jungen Luther nur am Rande wichtig gewesen sein. Insbesondere hat Luther, wie es scheint, Thomas von Aquin nur in geringem Maße kennengelernt, der allerdings im späten Mittelalter noch keineswegs der alle anderen Scholastiker überragende Theologe war. Die Luther vorgegebenen Traditionen sind nicht nur für die Beurteilung der theologischen Entwicklung Luthers, sondern auch für die Bewertung der späteren Kontroversen mit Rom von Gewicht. Luthers reformatorische Entdeckung Eine weitere, bis heute nicht wirklich beantwortete Frage ist die nach dem Zeitpunkt von Luthers sogenannter reformatorischer Entdeckung. Luther hat ja bekanntlich im Kloster mit der Frage gerungen, die man gern so zusammenfaßt: „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?" Die Antwort, die er bei Paulus, besonders im Römerbrief Kapitel 1 Vers 17 fand, lautete, daß der Mensch vor Gott allein durch den Glauben gerecht wird. Die reformatorische Entdeckung wird oft mit dem vierfachen „allein" umschrieben: allein durch den Glauben, allein aus Gnade, allein die Schrift, allein Jesus Christus. In striktem Sinne gehört die neue Schriftauffassung noch nicht zur reformatorischen Erkenntnis. Schwierig ist nun die Frage nach dem Zeitpunkt dieses Durchbruchs deswegen, weil Luther selbst sich erst später aus der Rückschau über diesen Vorgang geäußert hat und diese Aussagen nicht sicher auf ein bestimmtes Jahr gedeutet werden können. Hinzu kommt, daß die frühen Vorlesungen Luthers sowie auch die zahlreichen anderen Zeugnisse keinen eigentlichen Bruch aufweisen, sondern eher ein langsames Reifen. Luthers theologisches Denken befand sich seit 1513 in einer ungeheuren Bewegung. Es war konzentriert auf Themen wie Gericht, Gerechtigkeit, Glaube und Buße und hat insofern, nicht jedoch schon durch klar definierte Antworten gegenüber älteren und zeitgenössischen Theologen seine unverwechselbare Eigenart. Was die Datierung betrifft, so werden vorzugsweise die beiden Zeitpunkte Herbst 1514 oder Frühjahr 1518 genannt.

Diese Datierungsfrage ist nun keineswegs lediglich ein Spezialproblem; vielmehr hat sie erhebliche Konsequenzen für die Beurteilung des Konfliktes zwischen Luther und Rom. Ist die Frühdatierung richtig, dann hatte Luther zunächst eine im Kern neue theologische Konzeption, die gewiß noch weiter entwickelt werden mußte, die aber doch mit einer gewissen Zwangsläufigkeit zu dem Bruch mit Rom führte. Ist die Spätdatierung zutreffend, dann ist Luther im Kern seiner Theologie erst durch den Streit zu Konsequenzen geführt worden, die er sonst möglicherweise nicht gezogen hätte. Je nachdem, wie man sich hier entscheidet, verschiebt sich demnach das Bild von der Unvermeidlichkeit des Bruches sowie von der Absicht Luthers.

Im Zusammenhang hiermit stellt sich die weitere, heute ebenfalls umstrittene Frage, ob Luthers reformatorische Erkenntnis noch innerhalb des katholischen Kirchentums möglich war oder ob sie bereits ihrem Wesen nach kirchentrennend war. Hier muß das außerordentlich komplexe Problem bedacht werden, was denn das wesenhaft Katholische überhaupt ist und was dieses im frühen 16. Jahrhundert war. Man wird die Frage, ob Luthers reformatorische Erkenntnis die Grenzen des katholischen Kirchentums sprengte, nicht zeitlos beantworten können. Innerhalb des Katholizismus, wie er im ausgehenden Mittel-älter existierte, war seine Erkenntnis nicht möglich. Von anderen, tieferen Voraussetzun-gen her, wie sie etwa bei Augustin oder Thomas gegeben waren, brauchte kein ausschließender Gegensatz zwischen Luther und Rom zu bestehen

Die Frage des Thesenanschlags Ähnlich umstritten ist auch der Beginn des Ablaßstreits, insbesondere die Historizität des Thesenanschlags. Es war der katholische Kirchenhistoriker Erwin Iserloh, der zuerst 1961 die Tatsächlichkeit des Thesenanschlags bestritt Ihn bestimmte dabei jedoch keine konfessionelle Polemik. Iserloh zeigte vielmehr, daß Luther selbst von einem Thesenanschlag niemals gesprochen hat. Tatsächlich findet sich die Nachricht von dem Thesenanschlag zuerst bei Melanchthon in einem Text, den er kurze Zeit nach Luthers Tode verfaßt hat. Da Melanchthon erst im August 1518 nach Wittenberg kam, konnte er über die Anfänge des Konflikts nicht aus eigener Anschauung berichten. Iserlohs Bestreitung des Thesenanschlags hat zu einer lebhaften Kontroverse geführt Ein allseitig akzeptiertes Resultat ist dabei nicht erzielt worden. Bis heute ist es nicht gelungen, ein früheres Zeugnis für den Thesenanschlag als jene Notiz Melanchthons zu finden. Freilich sind auch Argumente vorgebracht worden, die den Thesenanschlag als möglich oder gar wahrscheinlich erscheinen lassen. Dabei ist zu beachten, daß, wenn Iserloh recht hat, die Verantwortung der damaligen Kirchenführer für den sich ausweitenden Konflikt eher noch größer war, als wenn man den Thesenan-schlag für historisch hält; denn dann hätte Luther sich mit seinen Thesen zunächst nur brieflich an seine Oberen gewendet und diese aufgefordert, bestimmte Mißbräuche im Ablaßwesen abzustellen. Hält man den Thesen-anschlag jedoch für historisch, dann hat Luther sich am 31. Oktober 1517 zugleich an die akademische Öffentlichkeit gewandt und insofern einen gewissen Druck auf die Hierarchie ausgeübt.

Luthers Ziel einer Reformation Die Frage, ob Luther im Grunde ohne Absicht zum Reformator geworden sei, bedarf freilich näherer Differenzierung. Was die Reform oder Reformation der Kirche betrifft, so hat Luther eigentlich zu keiner Zeit einen Plan gehabt. Zwar gibt es eine Reihe von Forderungen, die Luther hier vorgebracht hat; im Grunde findet sich jedoch bei ihm keine Pro-grammatik. Wenn Luther von einer Reformation der Kirche sprach, dann meinte er, daß das Gotteswort, wie es in der Heiligen Schrift bezeugt ist, in der Kirche wieder unverkürzt und unbehindert durch Menschensatzungen laut werden solle. Luther war wenigstens in der Frühzeit der Überzeugung, daß die nötigen praktischen Reformen sich dann von selbst einstellen würden; später mußte er allerdings die Erfahrung machen, daß diese Haltung angesichts der tatsächlichen Probleme nicht ganz ausreichte

Etwas anderes ist es jedoch, wenn man die Frage nach Luthers Verständnis von Reformation erweitert: Es ging für Luther insbesondere auch um eine Reform oder Reformation der Universität. Hier ist nun kein Zweifel, daß Luther zusammen mit einer Reihe von Freunden seit 1516 zielstrebig und planmäßig die Reform der Universität Wittenberg betrieben hat Ziel war es, die Vorherrschaft des Aristoteles sowie den scholastischen Lehrbetrieb zu überwinden zugunsten des Studiums der Heiligen Schrift, aber auch Augustins, sowie weiter zugunsten einer verstärkten Bemühung um Mathematik und Geschichte. Diese Bestrebungen waren den humanistischen verwandt, ohne sich ganz mit ihnen zu decken. Tatsächlich ist die Reformation auf dem Gebiet der Universitätsreform erfolgreicher gewesen als auf demjenigen der Kirchenreform.

Luther und die Obrigkeit Von den zahlreichen weiteren Problemen, die in der Frühzeit der Reformation begegnen, hat in den letzten Jahrzehnten Luthers Verhältnis zur Obrigkeit eine außergewöhnliche Beachtung gefunden. Wichtig ist dabei zunächst die Entwicklung in Wittenberg während Luthers Aufenthalt auf der Wartburg (Mai 1521 bis März 1522). In dieser Zeit kam es in Wittenberg zu manchen Spannungen und Reformbemühungen, die seit dem Sommer 1521 zu ersten praktischen Maßnahmen führten und im Januar 1522 mit der „Ordnung der Stadt Wittenberg", die vom Rat der Stadt unter Mitwirkung Karlstadts erlassen war, ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten. Dabei ist es freilich mehrfach zu tumultuarischen Vorgängen gekommen. Besonders wichtig war auch Ende des Jahres 1521 das Auftreten der sogenannten Zwickauer Propheten, die sich auf besondere Offenbarungen des Geistes beriefen. Luther hat inhaltlich den damals in Wittenberg vorgenommenen Reformen weithin zustimmen können. Er kritisierte jedoch den Anspruch auf besondere Offenbarungen, die fehlende Rücksicht auf die „Schwachen" sowie auch die mangelnde Zusammenarbeit mit der Obrigkeit, also dem sächsischen Kurfürsten Luther ist hier offenbar längst vor dem Bauernkrieg von einem grundsätzlichen Vertrauen gegenüber der weltlichen Obrigkeit bestimmt gewesen, das nicht nur aus seinem Verständnis von Römer 13, sondern auch aus seinen konkreten Erfahrungen mit der kursächsischen Obrigkeit resultierte. Sehr viel folgenreicher war dann freilich der Bauernkrieg sowie Luthers Haltung dazu. über die Bauernerhebung, ihre verschiedenen Ursachen und vor allem auch ihre Zielsetzungen und besonders auch über das recht komplexe Verhältnis zwischen Bauernbewegung und reformatorischer Bewegung gibt es eine Fülle neuer Untersuchungen. Dabei muß vor einer zu scharfen Definition für das Wesen der Bauernbewegung gewarnt werden: Nicht nur regional, sondern auch innerhalb der einzelnen Bauernhaufen gab es beträchtliche Unterschiede, die es fast unmöglich machen, die Bauernbewegung als Einheit zu verstehen. Insbesondere kann Thomas Müntzer, der mit seinem revolutionären Geistchristentum auf den mitteldeutschen Bauernkrieg Einfluß ausübte, nicht als repräsentativ auch für die süd-westdeutsche Erhebung gelten. Was Luther betrifft, so hat er sein Bild von der Bauernerhebung allein auf Grund der geographischen Nähe weithin von Müntzer her gewonnen.

Luthers Haltung im Bauernkrieg wird sowohl nach ihren Motiven als auch nach ihren Folgen noch immer sehr verschieden beurteilt. Bemerkenswert ist dabei, daß die marxistische Geschichtswissenschaft neuerdings im ganzen eine wesentlich differenziertere Sicht bietet, als sie seinerzeit bei Friedrich Engels und Karl Marx begegnete. Die pauschalen Vorwürfe, Luther sei in der Bauernerhebung zum Fürstenknecht geworden, werden kaum noch wiederholt. Statt dessen zeigt man eher Verständnis für Luthers im Grunde folgerichtige Position, obwohl man im „objektiven" Sinne die Bauernerhebung sowie die „Volksreformation" Thomas Müntzers für fortschrittlicher hält In der nicht-marxistischen Geschichtswissenschaft, und zwar sowohl bei Profan-wie Kirchenhistorikern, begegnen sich sehr unterschiedliche Beurteilungen. Teils weist man auf die Motive Luthers hin, daß er nämlich den Bauern die Inanspruchnahme einer „christlichen" Vereinigung, das Urteilen in eigener Sache sowie den Schritt zur Gewalt vorgeworfen habe Teils betont man, daß Luther aus Sorge vor der Verfälschung seiner Sache gar nicht anders gekonnt habe, als sich von der Bauernbewegung zu distanzierenI Teils hebt man hervor, daß Luther im Grunde trotz seiner scharfen Worte gegen die Bauern einen Vergleich zwischen den Bauern und den Obrigkeiten bis zum bitteren Ende der Erhebung angestrebt habe

Neue Aufgaben Die Unterscheidung zwischen dem jungen und dem alten Luther wird heute überwiegend kaum im Sinne einer einschneidenden Veränderung oder gar einer Preisgabe ursprünglicher Positionen verstanden, sondern eher im Sinne einer Einteilung aus Gründen der Übersichtlichkeit vorgenommen. Gleichgültig, ob man etwa um 1522 oder um 1525 den Lebensabschnitt des jungen Luther enden läßt, es finden sich etwa seit der Mitte der zwanziger Jahre des 16. Jahrhunderts gewisse Wandlungen. 1525 hat Luther geheiratet und damit, wie schon andere evangelische Pfarrer vor ihm, selbst Wesentliches zur Begründung des evangelischen Pfarrhauses beigetragen 1525 schrieb Luther als Erwiderung an Erasmus seine Schrift „De servo arbitrio"; nach den Zerwürfnissen mit Karlstadt, Müntzer, den Bauern sowie Zwingli kam es damit auch zur Trennung von dem Führer der Humanisten. Bald darauf, nach dem Reichstag zu Speyer von 1526, begann in Kursachsen der Aufbau eines evangelischen Kirchenwesens. Damit mußten zahlreiche Fragen, die bis dahin in Streitschriften erörtert worden waren, praktisch geregelt werden. Es ging dabei etwa um folgende Aufgaben: Anstellung und Prüfung der evangelischen Pfarrer; finanzielle Versorgung der meist verheirateten Pfarrer; Versorgung der Priester, welche in dem neuen Kirchenwesen nicht mitarbeiten wollten; Umgestaltung der Klöster, aber auch Versorgung ehemaliger Mönche und Nonnen sowie Uber-nähme derjenigen Aufgaben, welche bis dahin von den Klöstern wahrgenommen worden waren; Neuregelung der karitativen Arbeit, wie sie überwiegend durch die Einrichtung „gemeiner Kästen" geschah; Regelung von Streitfragen im Zusammenhang des Eherechts. Die Fragen, welche gelöst werden mußten, nahmen dabei ständig zu.

Im Laufe der Jahre wuchsen die Aufgaben nicht zuletzt dadurch an, daß die Reformation sich immer weiter ausbreitete. Darüber hinaus traten Probleme der Bündnisbildung auf. Nach dem Reichstag zu Augsburg von 1530 bestand stärker als zuvor die Gefahr, daß der Kaiser gegen die protestantischen Stände mit Waffengewalt vorgehen würde. Angesichts dieser Bedrohung schlossen sich manche protestantischen Obrigkeiten 1531 zu dem Schmalkaldischen Bund zusammen, um sich gegebenenfalls gegen einen solchen Angriff zu verteidigen. Es versteht sich, daß bei einem solchen Bündnis ebenso wie auf der Gegenseite nicht nur „religiöse" Motive am Werke waren, sondern auch ständische oder Hausmacht-Interessen. Tatsächlich sind die Religionsstreitigkeiten des 16. Jahrhunderts auf der Ebene des Reiches und der Stände mit vielfältigen Interessen und Motiven anderer Art nahezu unlöslich verquickt. Gewiß war der Kaiser von dem katholischen Glauben zutiefst durchdrungen; er hat sich auch aus innerster Überzeugung immer wieder um eine echte, katholische Reform der Kirche bemüht. Zugleich aber hat Karl V. auch habsburgische Hausmachtpolitik betrieben und die Eigenmächtigkeit der deutschen Stände zu unterdrücken versucht. Bei den Ständen insgesamt spielte quer durch die beginnende konfessionelle Gliederung die Wahrung der Standesinteressen gegenüber der kaiserlichen Zentral-gewalt eine Rolle. Bei den Reichsstädten war mit der Wunsch von Bedeutung, die Rechte der jeweiligen Stadt gegenüber dem Klerus auszudehnen; dies gilt im Grunde sogar in gleicher Weise für diejenigen Stände, die bei der alten Kirche verblieben. „Landesherrliches Kirchenregiment" gab es nicht nur bei Protestanten, sondern auch bei Katholiken. Die Vielfalt der verschiedenen Interessen und Ziele, wie sie in den ersten Jahrzehnten der Reformation begegnen, ist kaum zu überbieten.

Die Untersuchung des alten Luther muß darum stärker, als es bei dem jungen Luther der Fall ist, nicht nur die persönlichen Verhältnisse des Reformators, sondern zugleich seine Mitwirkung an dem Geschehen im großen untersuchen. Die zunehmende Differenzierung der historischen Forschung in verschiedene Unterdisziplinen macht es schwierig, hier noch eine Zusammenschau von Luthers Wirken zu geben. Während es für den jungen Luther eine größere Anzahl guter Biographien gibt ist die Zahl der Darstellungen des alten Luther merklich geringer und sind auch die einzelnen Werke weniger detailliert -Dabei ist eine umfassende, ausgewogene Darstellung, die den alten Luther in den vielfältigen Verflechtungen der damaligen Entwicklung zeichnet, ein dringendes Desiderat der Forschung.

Die unterschiedlichen Aspekte im Leben und Wirken des alten Luther sind ebenfalls weniger intensiv untersucht als diejenigen beim jungen Luther. Im Zusammenhang der Bündnisbildung und der Politik der protestantischen Stände ist Luthers Haltung besonders wichtig. Luther hatte ursprünglich weltliche Verteidigung von Glaubenspositionen abgelehnt. Die sogenannte Zwei-Reiche-Lehre, die oft genug strapaziert worden ist, hatte letztlich nur den Zweck, sachgemäß zwischen den unterschiedlichen Aufgaben im weltlichen und im geistlichen „Regiment" zu unterscheiden; sie sollte also die „Vermischung" von weltlichen und geistlichen Aspekten überwinden, wie sie nach Luthers Meinung am gefährlichsten in der Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche bei der Ketzerbekämpfung gegeben war. Angesichts der Bedrohung der Evangelischen seit 1530 bedurfte diese Position einer gewissen Modifizierung. Zögernd gab Luther dem Schmalkaldischen Bund seine Zustimmung; dabei legte er großen Wert darauf, daß es sich um ein reines Verteidigungsbündnis handelte. Differenziert werden mußte auch bei dem Verständnis von Obrigkeit. Luther ließ sich von Juristen dahin belehren, daß der Kaiser gegenüber den Fürsten nicht einfach als Obrigkeit bezeichnet werden könne. Im übrigen wurde Luther in den oft genug sich ändernden politischen Verhältnissen für die Regelung schwieriger Fragen immer wieder als Ratgeber herangezogen. Seine Gutachten, die neuerdings auch auf dem Hintergrund der Reichsverfassung und im Vergleich mit den jeweiligen Überlegungen an den Fürstenhöfen untersucht worden sind geben einen vorzüglichen Einblick in seine politische Ethik. Dabei hat Luther sich zwar durchaus bemüht, den jeweiligen politischen Gegebenheiten hinreichend Rechnung zu tragen. Im Zentrum seiner Erwägungen stand jedoch stets die Überlegung, was christlich geboten oder jedenfalls erlaubt sei und was nicht. Luthers Ratschläge zielen deshalb auf eine Beratung der Gewissen, nicht auf eine bloße Anweisung zu diesem oder jenem Handeln

Luther und die Juden Ein spezielles Problem, das neuerdings mehrfach untersucht worden ist, stellt Luthers Haltung zu den Juden dar. Luther hat in seiner frühen Schrift „Daß Jesus Christus ein geborener Jude sei" (1523) sich im ganzen aufgeschlossen geäußert. Damals war er der Meinung, daß die Wiederentdeckung des Evangeliums, zu der die Reformation geführt habe, auch den Juden die Überwindung ihrer Gesetzlichkeit und somit den Glauben an Jesus Christus ermöglichen werde. Im Alter hat Luther hauptsächlich in der Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ (1543) einige außeror-deutlich harte Äußerungen über die bekehrungsunwilligen, verstockten Juden getan und zur Unterdrückung der Juden sowie ihres widerchristlichen Verhaltens aufgerufen. Noch in unserem Jahrhundert hat sich u. a.der NS-Gauleiter von Nürnberg, Julius Streicher, in der Zeit des Dritten Reiches und auch noch beim Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozeß auf Luthers späte Worte berufen. Von daher ist es eine wichtige Aufgabe, Luthers Rolle bei der Entstehung des neuzeitlichen Antisemitismus zu untersuchen.

Ein in vielfacher Hinsicht noch immer unübertroffenes Werk über Luthers Stellung zu den Juden ist die große Untersuchung des Rabbiners Lewin aus dem Jahre 1911 Lewin ist später selbst ein Opfer der Judenverfolgung des Dritten Reiches geworden. In neueren Arbeiten ist einmal die Interpretations-und Wirkungsgeschichte zum anderen aber auch der zeitgenössische Hintergrund im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert näher erörtert worden Dabei hat sich insbesondere gezeigt, daß man sich für das 16. Jahrhundert auf völlig andere Aspekte und Probleme einstellen muß. Die Judenfrage war damals kein rassisches oder nationales, sondern ein religiöses Problem. Für Luther waren die Juden wegen ihrer Haltung zum alttestamentlichen Gesetz der exemplarische Fall der „Selbstrechtfertigung". Im übrigen ist Luther gerade bei seiner Einstellung zu den Juden von apokalyptischen Erwartungen bestimmt gewesen, die auch sonst im 16. Jahrhundert eine erhebliche Rolle gespielt haben. Schließlich versagen moderne Anschauungen auch insofern, als es im 16. Jahrhundert keineswegs die oft als fortschrittlich hingestellten Humanisten waren, welche für mehr Toleranz eintraten, sondern eher die konservativen Kräfte. Vor allem war es seit alters der Kaiser, der am ehesten den Juden ihre begrenzten Rechte bestätigte und auch deren Einhaltung immer wieder durchzusetzen versuchte. Die Auffassung, daß es in einem Gemeinwesen nicht mehrere Glaubensweisen geben könne und daß die öffentliche Ausübung einer „falschen" Religion eine Gefahr für das Gemeinwohl darstelle, weil nur zu leicht der göttliche Zorn drohe, schuf eben völlig andere Voraussetzungen für die Erörterung der Judenfrage, als sie bei der neuzeitlichen Forderung der Toleranz gegeben waren. Dabei darf auch nicht vergessen werden, daß die in geistesgeschichtlicher Hinsicht so oft gepriesene Neuzeit nicht nur für Juden, sondern vielfach auch für Christen, ja über Minderheiten aller Art teilweise schlimmere Verfolgungen gebracht hat als das oft so stark kritisierte, angeblich „finstere" Mittelalter. Mit diesen Bemerkungen soll die Problematik von Luthers Äußerungen zur Judenfrage nicht geleugnet werden; wohl aber muß vor kurzschlüssigen Versuchen, die Ausrottung der Juden durch das NS-System von Luther herzuleiten, mit Nachdruck gewarnt werden.

Zu Luthers Wirkungsgeschichte überhaupt dürfte bei den Bemühungen, Luther und sein Werk in Beziehung zu späteren Entwicklungen zu setzen, Vorsicht und Zurückhaltung angebracht sein. Die Bedeutung der Reformation für die gesamte neuere Geschichte ist in jedem Fall außerordentlich. Ob man nun mit der Veröffentlichung der 95 Thesen den Anfang der Neuzeit datiert, wie es oft geschehen ist, oder ob man die sogenannte Neuzeit lieber mit dem Westfälischen Frieden von 1648 oder auch mit der glorreichen Revolution in Großbritannien von 1688 beginnen lassen möchte, Luther und die Reformation haben auf jeden Fall Entscheidendes zur Überwindung des Mittelalters getan Etwas anderes ist es jedoch, wenn man Luther zum Ahnherrn neuzeitlicher Anschauungen und Entwicklungen macht, sich also für diese oder jene Auffassung unmittelbar auf Luther beruft. Solche Versuche sind besonders im deutschen Protestantismus immer wieder unternommen worden. Die lutherische Orthodoxie hat sich darauf berufen, die reine Lehre Luthers zu bewahren. Ebenso war der Pietismus der Meinung, wenigstens bestimmte Gedanken der lutherischen Reformation, die bis dahin unzureichend verwirklicht worden seien, neu zur Geltung zu bringen. Auch die Aufklärung hat behauptet, an Luther anzuknüpfen. Nicht anders haben teilweise auch die Idealisten um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert das Erbe der Reformation für sich beansprucht. Erst recht glaubten die verschiedenen kirchlich-theologischen, teilweise aber auch die politischen Richtungen des 19. Jahrhunderts, je in der besonderen Nachfolge der Reformation zu stehen. Schließlich haben einmal der Nationalsozialismus, dann aber nach einigem Zögern auch der Sozialismus in gewisser Weise das reformatorische Gedankengut für sich in Anspruch nehmen wollen Gerade eine intensivere Beschäftigung mit dem alten Luther kann hier vor zu weitreichenden Thesen bewahren. Dabei dürfte sich nämlich die doch begrenztere Auswirkung des reformatorischen Ansatzes auf die Gestaltung des kirchlichen und politischen Lebens zeigen. So sehr Luther einst die Lehrautorität des Papstes angegriffen hatte, so gab es doch in den protestantischen Territorien keineswegs Lehrfreiheit. Vielmehr galt die Autorität der altkirchlichen Konzilsentscheidungen unangefochten fort. Im übrigen gewann die Augsburgische Konfession, die Melanchthon 1530 verfaßt hatte, nach und nach lehramtliche Autorität. Der reformatorische Grundsatz, daß letztlich die Autorität der Heiligen Schrift allein maßgebend sei, durfte und konnte von niemandem im Sinne willkürlicher Auslegung verwendet werden. So ist es kein Wunder, daß der alte Luther auf die Bewahrung und Einschärfung der rechten Lehre, wie sie in der Reformation zum Siege gekommen war, bedacht war.

Auch bei der Unterdrückung Andersgläubiger lassen sich für die evangelischen Territo-rien zwar manche beachtlichen Neuansätze, aber doch noch nicht ein Übergang zu wirklicher Toleranz beobachten. Daß ein Mann wie Thomas Müntzer von der Obrigkeit mit aller Härte zu strafen sei, stand für Luther ebenso fest wie die Notwendigkeit, die Täufer zu verfolgen. Gewiß, in Müntzer sah Luther den apokalyptischen Aufrührer. Auf der Wiederholung der Taufe stand seit den Tagen der späteren alten Kirche die Todesstrafe; diese Bestimmung des spätrömischen Rechtes war auch Bestandteil des Reichsrechts und mußte insofern angewendet werden. Doch darüber hinaus hat Luther auch in Wittenberg selbst auf die Wahrung der rechten Lehre sorgsam geachtet und gegebenenfalls Andersdenkenden die Lehrmöglichkeit entzogen, wie etwa das Beispiel von Johann Agricola zeigt Es wäre unhistorisch, wollte man Äußerungen über die Freiheit eines Christenmenschen, wie Luther sie 1520 getan hat, zu einem revolutionären Freiheitsprinzip hochstilisieren; ebenso unangemessen wäre es, wenn man allein die Momente des Herkömmlichen bedenken würde. Vielmehr muß beides zusammen gesehen werden, damit deutlich wird: Luther hat bei seinem Streit mit Rom die Fragwürdigkeit und das Versagen menschlicher, auch kirchlicher Autoritäten erkannt und sich in Fragen, die das ewige Heil des Menschen betreffen, ausschließlich auf die Heilige Schrift, die Vernunft und sein in Gottes Wort gefangenes Gewissen berufen Bei Luther findet sich jedoch noch nicht ein neuzeitlicher Individualismus. Vielmehr ging es'zwischen ihm und Rom, streng genommen, um einen Normenkonflikt, ohne daß jedoch Notwendigkeit und Verbindlichkeit letzter Normen von der Reformation in Frage gestellt worden wären.

Gerade in dieser Verbindung von traditionellen Normen und neuer Erkenntnis der eigenen Gewissensentscheidung dürfte deutlich werden, daß Luther an einer Wende zweier Epochen gestanden hat.

Luther und die Reformation in sozialgeschichtlicher Sicht Lutherforschung und Reformationsforschung stehen selbstverständlich in engem Zusammenhang miteinander, obwohl sie keineswegs einfach identisch sind. Ungut wäre es freilich, wenn die nötige Berücksichtigung der allgemeinen Entwicklung innerhalb der Lutherforschung nicht mehr geschähe. Oder schärfer gesagt: Die überwiegend theologische Luther-forschung darf die Verbindung zur überwiegend profangeschichtlichen Reformationsforschung nicht verlieren, wie umgekehrt eine Reformationsforschung, die gewissermaßen um Person und Werk Luthers einen großen Bogen macht, kaum noch ihre Aufgabe erfüllt. Vor einigen Jahrzehnten ist bei verschiedenen Vertretern sowohl der Profan-als auch der Kirchengeschichte der sicher nicht ganz unzutreffende Eindruck entstanden, daß die Lutherforschung und teilweise auch die Reformationsforschung zu stark „theologisch" geworden sei. Umgekehrt mag man vielleicht urteilen, daß die Profangeschichte nicht mehr hinreichend auch die spezifisch theologischen und kirchenhistorischen Probleme bedacht habe. Die in der Zwischenzeit aufgekommene sogenannte sozialgeschichtliche Methode möchte hier Abhilfe schaffen. Diese Methode — so darf hier vielleicht eine umfangreiche Debatte zusammengefaßt werden — möchte ihren Gegenstand nicht primär vom einzelnen oder von der geistigen oder von der politischen Geschichte her sehen, sondern jeweils auf die ganze Breite der sozialen Bezüge und Zusammenhänge eingehen. Dabei unterscheidet sich die sozialgeschichtliche Methode von der marxistischen Geschichtswissenschaft insofern, als sie nicht wie diese von der letztlich maßgebenden Bedeutung der wirtschaftlichen Basis ausgeht, sondern bestrebt ist, dem Geflecht verschiedener Entwicklungstendenzen in der ganzen Vielfalt des Lebens gerecht zu werden.

Die sozialgeschichtliche Methode hat schon gute Dienste geleistet bei der Untersuchung der Reformationsgeschichte; dies gilt besonders für die Entwicklung der Reformation in den Reichsstädten, aber auch in manchen Territorien. Es war schon immer gesehen wor-den, daß für den zunächst erstaunlich erscheinenden Sieg der Reformation in den meisten Reichsstädten sehr komplexe Motive maßgebend gewesen sind. Die sozialgeschichtliche Methode hat hier das Problembewußtsein geschärft und auch gesellschaftliche Bezüge sehen lehren, die früher unzureichend bedacht worden waren. So kann etwa in vielen Fällen gezeigt werden, daß die reformatorische Botschaft zunächst Anhänger bei den aufstrebenden Handwerkerkreisen fand, die ohnehin nach mehr Mitsprache verlangten, und daß die Durchsetzung der Reformation meist auch mit bestimmten politischen Reformen Hand in Hand gegangen ist.

Freilich, obwohl das Problem des Nebeneinanders der verschiedenen historischen Disziplinen und Methoden seit längerem stärker ins Bewußtsein getreten ist, ist es doch, wie es scheint, bislang noch nicht zu einer wirklichen Vermittlung zwischen ihnen gekommen. Scharf formuliert: Die sozialgeschichtliche Methode vermag oft die Voraussetzungen und Bedingungen, unter denen es zu einer Änderung im Kirchenwesen gekommen ist, gut zu beleuchten und insofern zuweilen auch die Entscheidung, wie sie getroffen wurde, plausibel zu machen; es ist aber bislang offenkundig nicht möglich gewesen und dürfte auch kaum gelingen, die verschiedenen Ausprägungen des christlichen Glaubens, zu denen es im 16. Jahrhundert gekommen ist, mit Hilfe der sozialgeschichtlichen Methode besser verständlich zu machen. Anders gesagt: Die sozialgeschichtliche Methode dürfte kaum die Klosteranfechtungen sowie die frühe theologische Entwicklung Luthers besser erklären können, als es eine kirchenhistorisch arbeitende Methode zu tun vermag; sie wird jedoch gegebenenfalls wichtige Beiträge leisten können für die Sicht des alten Luther, auch schon für die Zeit um etwa 1520, da hier offenkundig nicht nur theologische Motive, sondern auch andere für die jeweils zu treffenden Entscheidungen bestimmend waren -Im übrigen gilt sicher, daß gerade bei der Frage nach dem ewigen Heil die jeweilige Entscheidung des einzelnen letztlich kaum ableitbar ist. Für das 16. Jahrhundert muß stets bedacht werden, daß bei allen handfesten Interessenkonflikten zwischen den verschiedenen Gruppen doch zugleich die Frage nach dem ewigen Heil in einer Weise im Vordergrund stand, wie das kaum in einer anderen Epoche der Geschichte der Fall ist. Diese Tatsache macht den Ernst und auch die Härte des Ringens um die Glaubensfragen damals aus. Sie bedingt aber auch, daß die Antworten damals mit hohem Einsatz gefunden und gegeben wurden.

Anhang: Der Lutherforschungskongreß Zum Schluß dieses Berichtes sei hingewiesen auf den Lutherforschungskongreß, der sich in den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts gebildet hat und in Abständen von mehreren Jahren tagt. Dieser Kongreß hat sich im Laufe der Zeit immer stärker zu einer Stätte der Begegnung und des Austausches entwickelt Auf den Tagungen dieses Kongresses werden nicht nur neue Forschungsergebnisse vorgetragen, sondern auch bestimmte wissenschaftliche Projekte erörtert. Bislang haben fünf Kongresse stattgefunden: 1956 in Aarhus, 1960 in Münster, 1966 in Järvenpää/Finnland, 1971 in St. Louis/Mo., USA, 1977 in Lund/Schweden Der sechste Kongreß soll im August 1983 in Erfurt stattfinden.

Von Bedeutung für die Lutherforschung ist sodann unter den zahlreichen Fachzeitschriften das im Auftrag der Luthergesellschaft herausgegebene Lutherjahrbuch. Diese jähr-lieh erscheinende Zeitschrift bringt wissenschaftliche Aufsätze zur Lutherforschung, Rezensionen wichtiger neuer Literatur sowie jeweils eine ausführliche Bibliographie, in welcher die einschlägigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Aufsätze nach Sach-gesichtspunkten geordnet verzeichnet sind. Diese Bibliographie ist ein wichtiges Hilfsmittel für die Lutherforschung; zugleich ermöglicht sie auch dem Nicht-Fachmann eine gute Übersicht über die verschiedenen Aspekte und Probleme der Forschung.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Karl Holl, Gesammelte Aufsätze zur Kirchengeschichte, Bd. 1, Luther, Tübingen 1921, 1948’.

  2. Emanuel Hirsch, Lutherstudien, 2 Bde., Gütersloh 1954.

  3. Heinrich Bornkamm, Luthers geistige Welt, Gütersloh 1947, 19604.

  4. Hanns Rückert, Vorträge und Aufsätze zur historischen Theologie, Tübingen 1972.

  5. Leif Grane, Modus Loquendi Theologicus. Luthers Kampf um die Erneuerung der Theologie (1515— 1518), in: Acta Theologica Danica XII, Leiden 1975.

  6. Heiko Augustinus Oberman, Spätscholastik und Reformation, Bd. 1, Der Herbst der mittelalterlichen Theologie, Zürich 1965.

  7. Karl-Heinz zur Mühlen, Nos extra nos. Luthers Theologie zwischen Mystik und Scholastik, in: Beiträge zur historischen Theologie 46, Tübingen 1972.

  8. Bernhard Lohse (Hrsg.), Der Durchbruch der re-lormatorischen Erkenntnis bei Luther, in: Wege der Forschung 123, Darmstadt 1968; Martin Brecht, Justitia Christi. Die Entdeckung Martin Luthers, in: Zeitschrift für Theologie und Kirche 74, 1977, S. 179— 223. 6

  9. Stephanus Pfürtner OP, Luther und Thomas im Gespräch. Unser Heil zwischen Gewißheit und Gefährdung, Heidelberg 1961; Otto Hermann Pesch OP, Theologie der Rechtfertigung bei Martin Luther und Thomas von Aquin. Versuch eines systematisch-theologischen Dialogs, in: Walberberger Studien der Albertus-Magnus-Akademie 4, Mainz 1967.

  10. Erwin Iserloh, Luthers Thesenanschlag — Tatsache oder Legende?, in: Institut für europäische Geschichte Mainz. Vorträge Nr. 31, Wiesbaden 1962, später unter dem Titel: Luther zwischen Reform und Reformation. Der Thesenanschlag fand nicht statt, in: Katholisches Leben und Kämpfen im Zeitalter der Glaubensspaltung 23/24, Münster 19683.

  11. Heinrich Bornkamm, Thesen und Thesenanschlag Luthers. Geschehen und Bedeutung, in: Theologische Bibliothek Töpelmann 14, Berlin 1967; Franz Lau, Die gegenwärtige Diskussion um Luthers Thesenanschlag. Sachstandsbericht und Versuch einer Weiterführung durch Neuinterpretation von Dokumenten, in: Luther-Jahrbuch 34, 1967, S. 11— 59.

  12. Bernhard Lohse, Lutherdeutung heute, in: Kleine Vandenhoeck-Reihe 276, Göttingen 1968, S. 5— 18: Was heißt Reformation?

  13. Karl Bauer: Die Wittenberger Universitätstheologie und die Anfänge der Deutschen Reformation, Tübingen 1928; Kurt Aland, Die Theologische Fakultät Wittenberg und ihre Stellung im Gesamtzusammenhang der Leucorea während des 16. Jahrhunderts, in (ders.), Kirchengeschichtliche Entwürfe. Alte Kirche, Reformation und Luthertum, Pietismus und Erweckungsbewegung, Gütersloh 1960, S. 283— 394, hier S. 304— 309; Heiko Augustinus Oberman, Werden und Wertung der Reformation. Vom Wegestreit zum Glaubenskampf, Tübingen 19792.

  14. Bernhard Lohse, Luther und der Radikalismus, in: Lutherjahrbuch 44, 1977. S. 7— 27.

  15. Die Wende setzte ein mit Gerhard Zschäbitz, Martin Luther. Größe und Grenze, Teil 1 (1483— 1626), Berlin (Ost) 1967 (mehr nicht erschienen); s. m übrigen hauptsächlich die einschlägigen Auf-Natze in der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft.

  16. Gottfried Maron, „Niemand soll sein eigener Richter sein". Eine Bemerkung zu Luthers Haltung m Bauernkrieg, in: Luther. Zeitschrift der Luther-«Seilschaft 46, 1975, S. 60— 75.

  17. So schon vor allem Paul Althaus, Luthers Haltung im Bauernkrieg (1925), Tübingen 1952.

  18. Johannes Wallmann, Ein Friedensappell — Luthers letztes Wort im Bauernkrieg, in: Der Wirklichkeitsanspruch von Theologie und Religion. Ernst Steinbach zum 70. Geburtstag, hrsg. von Dieter Henke, Günther Kehrer, Gunda Schneider-Flume, Tübingen 1976, S. 57— 75.

  19. Richard Friedenthal, Das evangelische Pfarrhaus im deutschen Kulturleben, in: Luther. Zeitschrift der Luther-Gesellschaft 42, 1971, S. 1— 15.

  20. Otto Scheel, Martin Luther, 2 Bde., 3. /4. Aufl. Tübingen 1921— 1930 (reicht bis ca. 1514); Martin Brecht, Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483— 1521, Stuttgart 1981.

  21. Heinrich Bornkamm, Martin Luther in der Mitte seines Lebens. Das Jahrzehnt zwischen dem Wormser und dem Augsburger Reichstag, aus dem Nachlaß hrsg. von Karin Bornkamm, Göttingen 1979; Walther v. Loewenich, Martin Luther. Der Mann und das Werk, München 1982 (geht in Auswahl auch auf den alten Luther ein); in Vorbereitung ist eine Gemeinschaftsarbeit bei der Neuauflage von Julius Köstlin/Gustav Kawerau, Martin Luther. Sein Leben und seine Schriften, Bd. 2. 6. Aufl. hrsg. von Helmar Junghans, Berlin (Ost) /Göttingen 1983.

  22. Eike Wolgast, Die Wittenberger Theologie und die Politik der evangelischen Stände. Studien zu Luthers Gutachten in politischen Fragen, in: Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 47, Gütersloh 1978.

  23. Hermann Kunst, Evangelischer Glaube und politische Verantwortung. Martin Luther als politischer Berater seiner Landesherrn und seine Teilnahme an den Fragen des öffentlichen Lebens, Stuttgart 1976.

  24. Reinhold Lewin, Luthers Stellung zu den Juden. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Deutschland während des Reformationszeitalters, in: Neue Studien zur Geschichte der Theologie und Kirche 10, Berlin 1911, Neudr. Aalen 1973.

  25. Johannes Brosseder, Luthers Stellung zu den Juden im Spiegel seiner Interpreten. Interpretation und Rezeption von Luthers Schriften und Äußerungen zum Judentum im 19. und 20. Jahrhundert vor allem im deutschsprachigen Raum, in: Beiträge zur ökumenischen Theologie 8, München 1972.

  26. Heiko A Oberman, Wurzeln des Antisemitismus. Christenangst und Judenplage im Zeitalter von Humanismus und Reformation, Berlin 1981.

  27. Heiko A. Oberman, Reformation: Epoche oder Episode, in: Archiv für Reformationsgeschichte 68, 1977, S. 56— 111.

  28. Siehe u. a. Ernst Walter Zeeden, Martin Luther und die Reformation im Urteil des deutschen Luthertums. Studien zum Selbstverständnis des lutherischen Protestantismus von Luthers Tode bis zum Beginn der Goethezeit, 2 Bde., Freiburg 1950— 1952; Heinrich Bornkamm, Luther im Spiegel der deutschen Geistesgeschichte, Göttingen 19702; Berr hard Lohse, Martin Luther. Eine Einführung in se Leben und sein Werk, München 19822, S. 210— 24

  29. Joachim Rogge, Johann Agricolas Lutherverständnis unter besonderer Berücksichtigung des Antinomismus, in: Theologische Arbeiten 14, Berlin (Ost) 1960.

  30. Bernhard Lohse, Luthers Antwort in Worms, in: Luther. Mitteilungen der Luther-Gesellschaft 29, 1958, S. 124— 134; Kurt-Victor Selge, Capta Con-scientia in verbis Dei. Luthers Widerrufsverweige-png in Worms, in: Der Reichstag zu Worms 1521. Reichspolitik und Luthersache, hrsg. von Fritz Reuter. Worms 1971, S. 180— 207.

  31. Eine neue Lutherbiographie in sozialgeschichtlicher Sicht fordert Rainer Wohlfeil, Das wissenschaftliche Lutherbild der Gegenwart in der Bundesrepublik Deutschland und in der Deutschen Demokratischen Republik, Hannover 1982, S. 70.

  32. Bisherige Bände: Lutherforschung heute. Referate und Berichte des 1. Internationalen Lutherforschungskongresses Aarhus, 18. — 23. 8. 1956, hrsg von Vilmos Vajta, Berlin 1958; Luther und Melanchthon. Referate und Berichte des Zweiten Internationalen Kongresses für Lutherforschung, 8. — 13. 8. 1960, hrsg. von Vilmos Vajta, Göttingen 1961; Kirche, Mystik, Heiligung und das Natürliche bei Luther. Vorträge des Dritten Internationalen Kongresses für Lutherforschung Järvenpää, Finnland, 11. — 16. 8. 1966, hrsg. von Ivar Asheim, Göttingen 1967; Luther and the Dawn of the modern Era. Papers for the Fourth International Congress for Luther Research (Saint Louis, Mo., 22. — 27. 8. 19711 in: Studies in the History of Christian Thought VIIL hrsg. von Heiko A. Oberman, Leiden 1974; Luther und die Theologie der Gegenwart. Referate und Berichte des 5. Internationalen Kongresses für Lutherforschung Lund, 14. — 20. 8. 1977, hrsg. von Leif Grane und Bernhard Lohse, Göttingen 1980.

Weitere Inhalte

Bernhard Lohse, Dr. theol., seit 1964 Professor für Kirchen-und Dogmengeschichte an der Universität Hamburg. Veröffentlichungen u. a.: Epochen der Dogmengeschichte, 1963, 19784 (auch engl., port); Mönchtum und Reformation. Luthers Auseinandersetzung mit dem Mönchsideal des Mittelalters, 1963; Askese und Mönchtum in der Antike und in der alten Kirche, 1969; Dogma und Bekenntnis in der Reformation: Von Luther bis zum Konkordienbuch, in: Handbuch der Dogmen-und Theologiegeschichte 2, 1980, hrsg. von Carl Andresen, S. 1— 164; Martin Luther. Eine Einführung in sein Leben und sein Werk, 1981, 19822.