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Politische Apathie und Kaderpolitik Zum Streit um kommunistische Einflußstrategien und ihre Wirkungen in Gewerkschaften und Hochschulen | APuZ 46/1981 | bpb.de

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APuZ 46/1981 25 Jahre nach dem KPD-Verbot Historische und aktuelle Überlegungen Politische Apathie und Kaderpolitik Zum Streit um kommunistische Einflußstrategien und ihre Wirkungen in Gewerkschaften und Hochschulen

Politische Apathie und Kaderpolitik Zum Streit um kommunistische Einflußstrategien und ihre Wirkungen in Gewerkschaften und Hochschulen

Fritz Vilmar/Wolfgang Rudzio

/ 66 Minuten zu lesen

Der folgende Beitrag greift ein ebenso wichtiges wie umstrittenes Thema der aktuellen politischen Diskussion auf, das lange Zeit unbeachtet oder gar tabuiert gewesen ist. Es liegt in der Natur der Sache, daß die Autoren zur Verdeutlichung von Strukturen und zur Begründung ihrer Position auf Vorgänge, Personen, fnstitutionen und Organisationen kritisch Bezug nehmen. Die Redaktion vertritt die Auffassung, daß die prononcierten Thesen der Autoren eine — gelegentlich provozierende — Grundlage für eine wünschenswerte und notwendige, auch kontroverse Auseinandersetzung sein können, für die sich die Beilage als Forum anbietet.

Einleitung Kommunistische Unterwanderung: Ein dreidimensionales Problem Im November 1980 erschien von dem Autorenteam Flechtheim/Rudzio/Vilmar/Wilke eine Analyse sowjetkommunistischer 1) Einflußstrategien: „Der Marsch der DKP durch die Institutionen" 2). Nicht nur hat diese Arbeit eine Fülle widersprüchlicher Kritiken und Reaktionen hervorgerufen; es gibt auch eine Reihe wichtiger neuer Tatbestände und Analysen zum Thema — beispielsweise die Kommunismusdiskussion im Vorfeld des DGB-Kongresses im Frühjahr 1981, die Diskussion um den sowjetkommunistischen Einfluß in der neuen Friedensbewegung (Stichwort: „Krefelder Appell"), die Vorgänge an der gewerkschaftlichen „Akademie der Arbeit" in Frankfurt und nicht zuletzt eine Analyse DKP-naher Einflußstrategien an der Universität Oldenburg oder in der Zeitschrift „Konkret".

Fritz Vilmar hat daher in Zusammenarbeit mit Wolfgang Rudzio und Manfred Wilke den Versuch einer weiterführenden Klärung, Analyse und Dokumentation unternommen. Dabei waren vor allem folgende Probleme zu behandeln:

— Die Fakten sowjetkommunistischer Unterwanderung und ihre gesellschaftspolitische Relevanz;

— die Reaktion auf die sowjetkommunistischen Einflußstrategien und ihre kritischen Analysen;

— die Schlußfolgerungen für die politische Bildungs-und Organisationsarbeit.

Nicht zuletzt aber wird (im 4. Kapitel: Zur Soziologie linker Kaderpolitik) versucht, der brisantesten Frage auf die Spur zu kommen: Warum winzige politische Minderheiten, die in freien Wahlen unter % der Stimmen erhalten, in bestimmten Bereichen einen derartigen Einfluß gewinnen können. Die Antwort wird im Titel dieser Schrift angedeutet: die fatale Dialektik von politischer Apathie und Kader-politik.

Die Ergebnisse dieser weiterführenden Untersuchungen werden im November 1981 in Buchform vorgelegt

Im folgenden haben wir einige der wichtigsten Partien aus dieser neuen Arbeit ausgewählt; da aus verschiedenen Gründen teilweise erhebliche Kürzungen notwendig waren, bitten wir den interessierten Leser, gegebenenfalls die detaillierten Analysen und Fallstudien des Buches heranzuziehen. Dies gilt insbesondere für bestimmte Fragen persönlicher Verantwortlichkeit, für die Antwort der Autoren auf die teilweise berechtigte Kritik an ihrem Buch „Marsch der DKP durch die Institutionen", ferner für die Fallstudien zu „Konkret", zur „Friedensbewegung", zu DKP-nahen Einflußstrategien im Schulunterricht und bei den Berliner Jusos; es gilt für die hier nur kurz umrissene Soziologie des Machtgewinns kleiner radikaler Minderheiten, und es gilt vor allem für die bildungs-und organisationspolitischen Schlußfolgerungen.

Die hier zusammengefaßte aktualisierte Bilanz ist dringend notwendig geworden, da nur die Sammlung der zahllosen, oft komplizierten Detailinformationen dem kritischen Zeitgenossen einen Überblick verschafft. Hinzu kommt, daß bei vielen Betroffenen eine fatale Neigung besteht, die Problematik „unter den Teppich zu kehren". Daher mußten auch die Mechanismen solcher Konfliktvermeidung, die vornehmlich im demonstrativen Nicht-zur-Kenntnis-Nehmen oder Diffamieren der Kritik bestehen, mit besonderer Deutlichkeit herausgearbeitet werden. Denn eines ist sicher: Die Auseinandersetzung mit und um DKP-orientierte Tendenzen in manchen gewerkschaftlichen Bereichen, in Jugendgruppen und öffentlichen Bildungseinrichtungen ist nicht geleistet, sie steht den Betroffenen noch bevor. Und ihr Ausgang wird für die langfristige politische Entwicklung in der Bundesrepublik von großer Bedeutung sein.

Dabei sind zwei Vorbemerkungen notwendig.

Zunächst: Wenn im folgenden von DGB-Gewerkschaften die Rede ist, bedeutet dies keineswegs, daß diese allein Objekt kommunistischer Einflußversuche seien. Allerdings waren in Gewerkschaften die Auseinandersetzungen — freilich auch die Verharmlosungsversuche — besonders heftig. So ist das Problem kommunistischer Einflußnahmen mit dem letzten DGB-Programmkongreß und der Präambel des neuen DGB-Grundsatzprogramms keineswegs erledigt — ganz im Gegensatz etwa zu der Wunschvorstellung des „Vorwärts", daß das Votum dieses Programmkongresses gegen eine Einbeziehung der Kommunisten in die Traditionslinien der Einheitsgewerkschaft „das Schreiben weiterer Bücher über die angebliche kommunistische Unterwanderung des DGB unnötig gemacht" habe

Eine zweite klärende Vorbemerkung erscheint zum Begriff der „Unterwanderung" nötig, dessen Verwendung insbesondere in „linken“ Kreisen Stirnrunzeln hervorzurufen pflegt. Sicherlich verkommt der Begriff dann zum leeren antisozialistischen Klischee, wenn allein schon die Benutzung sozialkritischer Kategorien wie „Klassenkampf'oder Forderungen sozialer Neuordnung (Beispiel: Sozialisierung der Produktionsmittel) einer Gruppe den Verdacht einträgt, kommunistisch unterwandert zu sein. Eine präzise Bedeutung jedoch hat der Begriff überall dort, wo innerhalb einer Gruppe oder Organisation eine von außen gesteuerte Minorität, ohne ihre politische Identität offenzulegen, nur mit Hilfe dieses Unerkanntbleibens Machtpositionen erobert und die Organisation zu steuern versucht. Nun hat ein Mitglied des DKP-Parteipräsidiums, Ludwig Müller, den scheinbar plausiblen Einwand erhoben, Arbeitnehmer könnten eine Arbeitnehmerorganisation gar nicht unterwandern; das sei genauso unsinnig wie die Behauptung, der HSV würde von Fußballspielern unterwandert Der 1. Vorsitzende der IG Chemie hat demgegenüber eine Definition von „kommunistische Unterwanderung“ formuliert, die sich mit der hier formulierten weitgehend deckt und sie konkretisiert: „Es ist... gesagt worden: Arbeitnehmer können eine Arbeitnehmerorganisation nicht unterwandern. Natürlich sind die allermeisten KP-Funktionäre Arbeitnehmer. Sie sind aber andere Arbeitnehmer als die Mitglieder und Anhänger demokratischer Parteien. Ohne Zweifel können Arbeitnehmer, die politische Auffassungen haben, die zu gewerkschaftlichen Grundauffassungen im Widerspruch stehen, unsere Arbeitnehmerorganisationen im Sinne dieser abweichenden Auffassungen unterwandern. Ich verstehe unter . unterwandern'dabei:

a) Ein Ausmaß an Einfluß zu gewinnen, das der zahlenmäßigen Stärke dieses Einflusses nicht entspricht. b) Einfluß auf die gewerkschaftliche Meinungsbildung und auf gewerkschaftliche Entscheidungen zu nehmen, der nicht von den Interessen der Mehrheit unserer Mitglieder ausgeht, sondern von den Interessen und von den Aufträgen einer Partei oder einer politischen Gruppierung.

Der Hinweis: , das tun die Mitglieder anderer Parteien auch', geht an der Sache vorbei. Die Mitglieder anderer Parteien tun es aus eigener Erkenntnis und nach eigenem Entschluß. Sie tun es sowohl in die eigene Partei hinein wie in die Gewerkschaften hinein. DKP-Mit glieder haben in die eigene Partei hinein keinen Einfluß. Nach dem Prinzip des , demokrati-sehen Zentralismus'entscheidet die jeweilige Parteispitze, was die Mitglieder zu denken und zu tun haben. Die Parteispitze wiederum tut und denkt das, was die KP der UdSSR will...

Mitglieder der DKP können nur Meinungen und Auffassungen ihrer Partei in den Gewerkschaften vertreten, und sie tun das nicht nur, sie müssen das tun, wenn sie nicht gegen die Disziplin ihrer Partei verstoßen wollen."

I. Die Macht von nullkommadrei Prozent und die Apathie der Mehrheit

Die gesellschaftlichen Prozesse und Probleme sind in der Bundesrepublik derart komplex, daß auch der politisch Interessierte keine Detailkenntnisse in allen Bereichen haben kann. Dies gilt nicht zuletzt für die Diskussion um kommunistische Einflußgewinne in einigen gesellschaftlichen Teilbereichen, zumal sich diese zumeist in einem Halbdunkel abspielen und von interessierter Seite auch in diesem Halbdunkel gehalten werden. Unkenntnis und Fehlurteile in der Öffentlichkeit sind daher gerade bei diesem Problemzusammenhang verbreitet und nicht überraschend. Entgegen verbreiteter Verharmlosungswie Dramatisierungstendenzen ist daher auf drei zentrale Ergebnisse unserer Publikation „Der Marsch der DKP... hinzuweisen:

Erstens kann von generellen Unterwanderungserfolgen in linken Partei-oder Gewerkschaftsorganisationen, in Jugendgruppen oder im Hochschulbereich bislang in der Bundesrepublik keine Rede sein.

Zweitens aber haben DKP-Einflußstrategien in zukunftsentscheidenden gesellschaftlichen Teilbereichen, nämlich in der Jugend-und Bildungsarbeit, insbesondere auch wichtiger Gewerkschaften, im Laufe der siebziger Jahre erfolgreich gewirkt. Sie haben in manchen westdeutschen Gewerkschaften immerhin zu einer derartigen Konfliktunfähigkeit der Funktionärsmehrheit geführt, daß weithin eine offene Auseinandersetzung vermieden wird und statt dessen DKP-kritische Analysen totgeschwiegen bzw. diffamiert werden.

Drittens ist mehr und mehr ein für den Fortbestand demokratischer Organisationsstrukturen höchst bedrohlicher Tatbestand offenbar geworden: die Möglichkeit kleiner, kadermä'g operierender Minderheiten, infolge der Apathie der großen Mehrheit, Machtpositionen in Jugend-, Gewerkschaftsund Bildungsorganisationen zu erobern. Zum Einfluß von DKP-Orientierungen in Gewerkschaften kine „chronique scandaleuse" des sowjetkom-munistischen Einflusses in Gewerkschaften u sich hier auf Beispiele beschränken, die ch folgendes erkennen lassen: — deutliche Schlüssel-bzw. Machtpositionen von DKP-nahen Fraktionen in einzelnen Gewerkschaften bzw. DGB-Bereichen;

— „Import" sowjetmarxistisch orientierter Texte in die gewerkschaftliche Bildungsarbeit;

— kommunismus-freundliche Orientierungen an gewerkschaftlichen oder gewerkschaftsnahen Bildungsstätten sowie in einzelnen Hochschulen.

Positionen in Gewerkschaften 1. Die aktuelle Diskussion um die kommunistische Unterwanderung begann nach der 10. DGB-Bundesjugendkonferenz im Dezember 1977. Auf dieser Jugendkonferenz wurde bereits von der Antragskommission ein Initiativantrag zur Solidarität mit dem damals inhaftierten Rudolf Bahro abgeblockt. Auch war eine klare Mehrheit dagegen, daß in eine Resolution für die Weltjugendfestspiele in Kuba ein Passus ausgenommen wurde, der sich gegen die Hegemonieansprüche der Sowjetunion wandte. Auf der Konferenz selbst wurden Beschlüsse der SDAJ (der sowjetkommunistischen „Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend") als Anträge aus gewerkschaftlichen Jugendgremien eingebracht.

Die SDAJ zeigte auf dieser DGB-Bundesjugendkonferenz erstmalig Flagge. Das für die Jugend zuständige DGB-Vorstandsmitglied Karl Schwab schrieb daraufhin einen Bericht, in dem er den „kompromißlosen" Durchmarsch der jungen Sowjetkommunisten beklagte und den Erfolg der SDAJ auf die „Kaderpolitik der DKP" zurückführte. Schwab wurde daraufhin einer heftigen Kritik seitens zweier Vorstandsmitglieder der IG Metall unterzogen: „Der Kollege Schwab hat voreilig mit Rückschlüssen, die einer ernsthaften Prüfung nicht standhalten, dem Gerede von der . kommunistischen Unterwanderung'Vorschub geleistet." 2. Bei seiner Rede zum Antikriegstag am 1. September 1979 trat dem DGB-Vorsitzen-den unter 15 000 Jugendlichen die geballte Wirkung DKP-naher Kräfte entgegen — und keine loyale Mehrheit ergriff für ihn Partei. Heinz Oskar Vetter selbst resümierte den Vorfall später auf dem geschichtswissenschaftlichen Kongreß des DGB in München: „Ein beachtlicher Teil der dort versammelten 16000 oder 17000 Jugendlichen (hat) meine Rede, die unmißverständlich gegen Rüstung, Kriegstreiberei und Krieg gerichtet war, nicht anhören wollen. Eine Stelle, und es gab da noch andere, an der der Anlaß zu einem Pfeifkonzert für mich erkennbar wurde, war die Erwähnung des Hitler-Stalin-Paktes als eine der Voraussetzungen für den Zweiten Weltkrieg. Das wurde später dahingehend kommentiert, ich hätte eine nicht der historischen Wahrheit entsprechende Wertung dieses Vorgangs gegeben. Das habe die Störung provoziert... Wenn sich hinter dieser Interpretation der Versuch verbirgt, historische Tabuzonen zu schaffen, ... dann entspricht das weder der Notwendigkeit von Meinungsvielfalt in der Einheitsgewerkschaft noch den Erfordernissen einer restlos aufklärenden Geschichtswissenschaft. Mir leuchtet es nicht ein, daß die gleichen, die den Hitler-Stalin-Pakt zu rechtfertigen suchen, die Gewerkschaftsführer von 1933 zu Sündenböcken machen wollen. Auch deren Politik gipfelte ja in dem Versuch, zur Rettung ihrer Organisation Zeit zu gewinnen." 3. Auf dem 10. Gewerkschaftstag der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) im September 1980 wurde fast der gesamte Gewerkschaftstag der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) im September 1980 wurde fast der gesamte geschäftsführende Hauptvorstand ausgewechselt. Ihm gehören nun zwei ausgesprochene Befürworter der Zusammenarbeit mit der DKP an. Ein Schlaglicht auf . die inneren Verhältnisse in dieser Gewerkschaft hatte bereits im Sommer 1980 die plötzliche Kündigung des Geschäftsführers des HBV-Bezirks Weser-Ems geworfen. Dieser hatte es nämlich gewagt, einer Anti-DKP-Resolution der Oldenburger HBV-Konferenz nicht entgegenzutreten; er wurde postwendend gekündigt. Auch empörte Proteste zahlloser Ortsverwaltungsmitglieder des Gebiets und ganzer Betriebsräte einschließlich des ehrenamtlichen HBV-Bezirksvorsitzenden hielten die HBV-Oberen nicht zurück, den achtzehn Jahre lang höchst erfolgreich arbeitenden Gewerkschaftsfunktionär zu feuern. Kühl nahm die HBV eine Austrittswelle von Mitgliedern in Kauf und versuchte vergeblich, andere Kündigungsgründe aufzutischen. Eine Untersuchung des Vorgangs durch den DGB kam dagegen zu dem Ergebnis, die Anti-DKP-Resolu-tion der Oldenburger Delegiertenkonferenz sei „der wirkliche Kündigungsgrund''gewesen 9).

Hervorgetan hat sich der HBV-Vorstand auch im Vorfeld der DGB-Grundsatzprogrammdiskussion. Worum es ihm ging, formulierte Christian Götz in einem Interview mit der Gewerkschaftspostille der DKP, den „Nachrichten“: „Bei der Darstellung der Geschichte geht es um . historisch korrekte'Aussagen, die zugleich die heutige Position der Einheitsgewerkschaft stärken." 10)

Von welcher Qualität die von Götz geforderte „historisch korrekte" Aussage über die Gewerkschaftsgeschichte tatsächlich war, hat Müller-Vogg dargestellt: „Die HBV will unter scheinbarem Verzicht auf die Erwähnung parteipolitischer Richtungen besonders den Beitrag der freigewerkschaftlichen und christlichen Gewerkschaften bei der Entstehung des DGB hervorgehoben wissen ... Die scheinbare historische Genauigkeit der HBV machte es letztlich nur den Kommunisten leichter, mit dieser Formulierung zu leben. Die sogenannten freien Gewerkschaften waren nämlich bis zur Abspaltung der kommunistischen revolutionären Gewerkschaftspositionen Ende der 20er Jahre eine sozialistische Einheitsgewerkschaft, in der die freiheitliche, sozialdemokratische Richtung die Mehrheit und der totall- tire kommunistische Flügel eine einflußreiche Minderheit bildeten. An diese Tradition würde mancher Gewerkschafter gern wieder anknüpfen, und es dürfte kein Zufall sein, daß die drei Vorkämpfer für eine Änderung der vorgeschlagenen Präambel (Druck und Papier, HBV, Holz und Kunststoff) zu den Einzelgewerkschaften zählen, die das DKP-nahe Institut für marxistische Forschungen dem . progressiven' Flügel des DGB zurechnet.

4. Tendenzen zu einer Machtübernahme von DKP-Bündnispartnern bestehen innerhalb der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Im Landesverband Nordrhein-Westfalen der GEW stand im Herbst 1979 die Übernahme der Mehrheit des Landesvorstandes durch das fortschrittliche Bündnis" auf der Tagesordnung. Im Vorfeld der Vertreterversammlung formulierte die Vorsitzende der GEW Nordrhein-Westfalen, Ilse Brusis, für den DGB-Landesbezirksvorstand von Nordrhein-Westfalen „Thesen zur Diskussion um kommunistische Aktivitäten in den DGB-Gewerkschaften".

In diesem Papier ging es um die Methode des Machtgewinns der DKP in den Gewerkschaften:

„In der gegenwärtigen gewerkschaftlichen Auseinandersetzung resultieren die größten Schwierigkeiten mit Kommunisten aus deren Streben, unidentifizierbar zu sein.

Eine Sondergruppe ... betreibt objektiv die Politik der Kommunisten, aber in einer Weise, die sie in der Regel weder sprachlich noch aktionsmäßig besonders auffallen läßt.“ (S. 36)

Durch die Hereinahme eines DKP-Mitgliedes als Leiter des wichtigsten Vorstandsreferates gelang es 1979 noch einmal, eine „fortschrittli-

ehe Mehrheit" im Landesvorstand der GEW Mordrhein-Westfalen abzuwenden. Der damalige Stadtverbandsvorsitzende der GEW in Köln, Fritz Bilz, erklärte dies im März 1981 in einem Gespräch so: 1979 habe personell und qualitativ die Gefahr der Spaltung des Verbandes bestanden, wenn die Linke auf der Vertreterversammlung „durchmarschiert" wäre;

diese Gefahr bestehe 1981 nicht mehr, die Zeit unserer" Rücksichtnahme sei vorbei. Wie zur Bestätigung fand in Düsseldorf am 17. März 981 eine Demonstration der Stadtverbände Düsseldorf, Essen, Bochum, Köln und Wuppertal gegen die Bildungspolitik der nordrhein-westfälischen Landesregierung statt. Das Besondere an dieser Demonstration: Sie wurde gegen den erklärten Willen des DGB-Landesbezirks und des GEW-Landesvorstandes durchgeführt.

Der Einfluß von „fortschrittlichen Bündnissen" war auch auf dem Gewerkschaftstag der GEW im November 1980 in Mainz zu spüren. Die „linken" Landesverbände Hamburg, Berlin, Niedersachsen, Bayern und Hessen trafen vor dem Kongreß Wahlabsprachen. Der damalige Hamburger Landesvorsitzende Dietrich Lembke (SPD) kündigte auf dem Gewerkschaftstag an, daß man das nächste Mal einen Vorstand wählen müsse, der die Beschlüsse dieses Gewerkschaftstages in die Tat umsetzen würde. So ist es in München im September 1981 dann auch geschehen.

Wie es in der GEW Niedersachsen aussieht, wurde grell beleuchtet durch eine „notwendige Rezension" des „Marschs der DKP .. . unter Mitwirkung des Landesgeschäftsfüh-rers Kaum ein Klischee der sowjetkommunistischen Sprachregelung zur Diffamierung dieser Analyse (wie sie dann vom DKP-Chef Mies in einer Broschüre zusammengefaßt wurde das in dieser Polemik nicht auch wiederkehrt (vgl. Abs. 3: Die Stereotypen der Diffamierung).

Daß auch von GEW-Bezirken eine Formulierungsänderung zum DGB-Programm eingebracht wurde, die die Ausgrenzung der Kommunisten aus dem Kreis der politischen Kräfte, die die Einheitsgewerkschaft geschaffen haben, vermeiden sollte, rundet das Bild über die in dieser Gewerkschaft sich herausbildenden Mehrheitsverhältnisse ab.

Gewerkschaftliche Bildungsmaterialien mit Schlagseite Seit 1978 wurden nicht weniger als fünf beach-tenswerte Fälle bekannt, in denen — teils mit, teils ohne Erfolg — versucht wurde, Seminar-leitfäden, Broschüren und Bücher in die gewerkschaftliche Bildungsarbeit einzuschleusen, die teilweise oder völlig aus sowjetmarxistischer Sicht geschrieben waren. Besonders skandalös war der Fall eines „Arbeitsheftes''der IG Metall zur Erinnerung und politisch-didaktischen . Aufarbeitung" der vor 100 Jahren (1878) gegen die Sozialdemokratie erlassenen Sozialistengesetze eine Broschüre, die sich in wesentlichen Teilen als ein — teilweise wörtliches — Plagiat der achtbändigen, von Ulbricht herausgegebenen (DDR-) „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" herausstellte. Wegen des Plagiats wurde dieses Pamphlet bald nach Erscheinen eingestampft. Als ein weiteres unbrauchbares, weil dem so-wjetkommunistischen Geschichtsbild teilweise zu nahe stehendes Druckwerk erwies sich die von der Abteilung Jugend beim Bundesvorstand des DGB zusammengestellte Broschüre zum Antikriegstag 1979 der Gewerkschaftsjugend (u. a. mit Beiträgen des IG Metall-Vorstandsmitgliedes Georg Benz und des Vorsitzenden der Gewerkschaft Holz und Kunststoff, Kurt Georgi). Der Druck wurde vom DGB-Vorstand untersagt. In ihrem geschichtlichen Teil beispielsweise war weder vom Hitler-Stalin-Pakt die Rede, noch stand auch nur ein Wort darin vom sowjetischen Im-

peralismus, der immerhin für den Kalten Krieg zwischen den beiden Blöcken nach 1945 und das Wettrüsten wie auch für die Militarisierung der Dritten Welt mitverantwortlich zu machen ist.

Ein ähnliches Schicksal ereilt^ im Frühjahr 1981 ein für die Bildungsarbeit im DGB-Landesbezirk NRW erarbeiteter Leitfaden zum Thema „Faschismus — Neofaschismus". Jutta Roitsch berichtet darüber: „Wegen Einseitigkeit, Dürftigkeit und , DKP-Handschrift'hat der Landesbezirk Nordrhein-Westfalen des Deutschen Gewerkschaftsbundes einen in höherer Auflage gedruckten Referentenleitfaden zum Thema . Faschismus-Neofaschismus’ eingezogen. Wie zu erfahren war, untersagte der DGB-Vorsitzende von Nordrhein-Westfalen, Siegfried Bleicher, die weitere Auslieferung der Broschüre und die Anwendung in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit des DGB." Die entscheidenden Gründe für die Ablehnung der Broschüre waren die im Leitfaden vorgeschriebene Ablehnung der Totalitarismustheorie, weil durch sie mit dem Faschismus auch der (Sowjet-) Sozialismus „diskreditiert würde“, sowie „der vorgeschriebene Vergleich zwischen 1929 bis 1933 ... und 1973 bis 1981", wobei als „Provokationsfrage" vorgegeben sei: „droht heute wie vor 33 eine faschistische Entwicklung?

Mit diesen mehr oder weniger mißlungenen Versuchen der Einflußnahme über Bildungsmaterialien ist dieses Thema aber nicht abgeschlossen. Bereits seit Beginn der siebziger Jahre vollzog sich in der Jugend-Bildungsarbeit eine Auseinandersetzung über den soge-nannten „Erfahrungsansatz" und den „Leitfadenansatz". Während der erstere ohne vorgegebene starre Lernschritte, von den konkreten betrieblichen Erfahrungen der gewerkschaftlichen Lehrgangsteilnehmer ausgehend, das „Ziel der Entwicklung eigenständiger Handlungskompetenz der Teilnehmer“ verfolgt, will der Leitfadenansatz zwar auch von unmittelbaren Erfahrungen der Kollegen ausgehen, diese jedoch lediglich als Anknüpfungspunkt benutzen für eine dann von den Referenten vorzutragende „objektive Lehre“ über den Gegensatz von Kapital und Arbeit im Betrieb und die verschiedenen, von den Funktionären einzuhaltenden gewerkschaftlichen und betriebs-verfassungsrechtlichen Handlungsstrategien.

Brock/Mückenberger/Negt haben in einer Analyse gezeigt, daß die DKP-Kritik an dem — vom Erfahrungsansatz ausgehenden — Oberurseler Team genau in dieser bildungspolitisch-didaktischen Kontroverse wesentlich mitbegründet ist.

Einen in diesem Zusammenhang besonders bemerkenswerten Versuch, in die gewerkschaftliche Bildungsarbeit einzudringen, unternahm schließlich eine Marburger Politologengruppe um Frank Deppe mit ihrer im DKP-

nahen Pahl-Rugenstein-Verlag erschienenen „Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung“. Dies schien zunächst auch unbemerkt zu gelingen — das zu einem Taschenbuchpreis vertriebene, fast 500 Seiten starke Buch fand ein Jahr lang ungestörte Verbreitung. Erst im Herbst 1978 erschien in mehre-ren Zeitschriften eine Rezension des WestBerliner Soziologen Manfred Scharrer, der zu dem Urteil kam, dieses Buch versuche, die so-wjetkommunistische Sicht der Geschichte bundesrepublikanischen Lesern und insbesondere Gewerkschaften nahezubringen.

Selbst diese Rezension hätte wahrscheinlich nicht viel bewirkt, wenn nicht die Besprochenen geholfen hätten. Bevor noch die Besprechung erschienen war, schickten nämlich Deppe u. a. ein zehnseitiges Gutachten (mit einem Kommentar von Wolfgang Abendroth) an alle Gewerkschaftsvorstände und deren Presseabteilungen. Tenor der Marburger Stellungnahme: Scharrer hätte keine Buchbesprechung geliefert, „sondern eine Sammlung von hinterhältigen Unterstellungen, offenen Unwahrheiten und Verzerrungen". Ziel dieses Schreibens: Scharrers Buchkritik sollte unterdrückt werden.

Der Brief wurde entgegen den Intentionen seiner Absender öffentlich. Die Absicht der Verfasser, eine wissenschaftliche und politische Auseinandersetzung über ihre Sicht der Gewerkschaftsgeschichte zu verhindern, kehrte sich ins Gegenteil um: Eine breite öffentliche Auseinandersetzung begann, in der renommierte Gewerkschaftshistoriker wie Theo Pirker, Helga Grebing und Gerhard Beier die eindeutig sowjetkommunistische Tendenz des Buches feststellten.

Wenn auch nach der wissenschaftlichen Kritik die kommunistische Tendenz des Marburger Geschichtswerks den Eingeweihten allgemein bekannt und damit seine „offizielle" Verwendung in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit ausgeschlossen ist, so muß andererseits davon ausgegangen werden, daß es „inoffiziell" — angesichts der bedeutenden Zahl DKP-na-her oder zumindest der Stamokap-Ideologie zuneigenden Teilnehmer und Referenten — in der gewerkschaftlichen (Jugend-) Bildungsar-beit weiterhin eine fatale Rolle spielt. ^owietkommunistischer Einfluß in i^erkschaftlichen Bildungseinrichtungen Dicht überall im Bildungsbereich ist sowjet-kommunistischer Einfluß so spektakulär wie in Marburg, wo die beherrschende Position Sowjetmarxisten im gesellschaftswissenöstlichen Bereich der Universität seit Jah-ren einen derartigen Zustrom DKP-naher Studenten bewirkt hat, daß bei Wahlen in Marburg die DKP ein Vielfaches ihres „normalen" Stimmenanteils erhält (so bei der Kommunalwahl 1981: 8, 1%). Im allgemeinen dringt nur zufällig und schlaglichtartig aufklärendes Licht in die „black boxes" gewerkschaftlicher (Hoch-) Schulen.

Ein erstes grelles Schlaglicht auf Meinungsund Machtverhältnisse in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit warf das „Oberurseler Papier" in dem aufgrund jahrelanger Erfahrungen und Anfeindungen Inhalte und Methoden der Stamokap-Fraktion in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit beschrieben wurde. Selbstverständlich läßt sich die von dem Oberurseler Team beschriebene Gefahr im gewerkschaftlichen Bildungsbereich nicht direkt quantifizieren — die Autoren jener Kritik haben auch ganz bewußt darauf verzichtet, in diesem Sinne eine quantifizierende und personalisierende Analyse vorzulegen. Wer aber die links-sozialdemokratische Position der Mitglieder des Oberurseler Teams berücksichtigt, kann sicher sein, daß hier nicht vor-'schnell Alarm geschlagen worden ist.

Ein weiteres Schlaglicht auf DKP-orientierte Strömungen im gewerkschaftlichen Bildungsbereich warfen die Proteste einer studentischen Gruppe an der gewerkschaftsnahen Hamburger „Hochschule für Wirtschaft und Politik" (HWP). Studenten der HWP berichteten daß DKP-nahe Studentenorganisationen seit Jahren an jener Hochschule, unter dem bei sowjetkommunistischen Studenten-gruppen üblichen Etikett der „gewerkschaftlichen Orientierung", eine nahezu totale Vertretungsmacht ausüben, Ansätze anders orientierter Gruppenbildungen unmöglich machen und zumindest die stillschweigende Duldung vieler Dozenten genießen DKP-Einflüsse in der Hörerschaft der Frankfurter „Akademie der Arbeit" kamen zu Sprache, als eine als Trotzkistin verketzerte Studentin gegen eine „witzig" sein sollende Dro-hung in einem studentischen Sketch protestierte und sich dadurch die Feindseligkeit fast des gesamten Lehrgangs (knapp 50 Studierende) zuzog. Ebenfalls in die Schußlinie geriet Manfred Wilke, der sich öffentlich mit der Studentin solidarisiert hatte und vom DGB eine Klärung des Vorfalls verlangte. Bezeichnend war wiederum die halbherzige, einer Auseinandersetzung ausweichende Art,, wie sich sämtliche in der Akademie wie im DGB Verantwortlichen von dem Vorfall als einer bloßen „Geschmacklosigkeit" distanzierten

Der bekannte Gewerkschaftspublizist Heinz Brandt, der als Gastdozent das ideologische Klima 24) in der Akademie kennengelernt hatte, charakterisierte dieses exemplarisch: „Für das derzeitige politische Klima an der Akademie, die von hauptamtlichen Gewerkschaftsfunktionären zur Weiterbildung besucht wird, ist nach Meinung Brandts aufschlußreich, wie dort zum Beispiel der 17. Juni 1953 behandelt wird. Nach Ansicht der Mehrheit der Hörer sei der Aufstand eine Konterrevolution gegen den Sozialismus gewesen, den man heute nur im Zusammenhang mit der NPD und Strauß zu behandeln brauche. Einer kritischen Minderheit sei es aber, so Brandt, gelungen, ihn dennoch für eine Diskussionsveranstaltung einzuladen. Allerdings ist der Marburger Politologe Abendroth als Korreferent hinzugezogen worden ... In der Diskussion habe er (Brandt, d. Vers.) dann freilich den Eindruck gewonnen, die Mehrheit der zuhörenden Gewerkschaftssekretäre hielte die damaligen Vorgänge für einen vom amerikanischen Geheimdienst finanzierten Putsch, wie das von der DKP behauptet werde.“

Die bei weitem größte Bildungsstätte der Gewerkschaften ist das Bildungszentrum Sprockhövel der IG Metall — mehrere Seminare mit bis zu 320 Teilnehmern können dort gleichzeitig durch die 35 Dozenten betreut werden. Das dort herrschende politisch-ideologische Klima wurde schlaglichtartig faßbar, als Peter von Oertzen (ehemaliger Vorsitzender der SPD in Niedersachsen) 1979 eine Kritik an Wolfgang Abendroth veröffentlichte der sich im Laufe der siebziger Jahre von einem unabhängigen Marxisten und Stalinismus-Kritiker zu einem tonangebenden Sowjetmarxisten entwickelt hat. Die Mehrheit des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften der Universität Marburg verabschiedete daraufhin eine Solidaritätserklärung, in der die Kritik „mit Empörung" zur Kenntnis genommen und — ohne überhaupt inhaltlich Stellung zu nehmen — der „Angriff" auf Abendroth zurückgewiesen wurde. Bei einer Unterschriftenaktion trugen sich 2 400 mit Abendroth Sympathisierende in die Listen ein, und dabei war auch die Mehrheit der Dozenten des Bildungszentrums Sprockhövel der IG Metall.

Exkurs: Einflußstrategien außerhalb der Gewerkschaften am Beispiel der Universität Oldenburg

Die eingangs getroffene allgemeine Feststellung, daß nicht allein Gewerkschaften ein Zielfeld sowjetmarxistischer Einflußstrategien darstellen, soll hier durch ein Beispiel aus dem Universitätsbereich unterstrichen werden. Dieses Beispiel kann auch helfen, die Frage zu beantworten: Wie ist es möglich, daß eine politische Richtung, die in der Bevölkerung kein halbes Prozent Anhänger hat und unter Studenten nur wenige Prozent dennoch in bestimmten Bereichen einen beachtlichen geistigen und personellen Einfluß auszuüben vermag?

Die weitreichende und bis heute nicht überwundene Transformation des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaft an der Universität Marburg in ein von Sowjetmarxisten beherrschtes „Bildungszentrum" hat Vilmar bereits 1974 analysiert Die dortige Situation ist inzwischen relativ bekannt, so daß es sich erübrigt, hier erneut näher auf sie einzugehen. Hingegen nahezu unbemerkt, im Schatten überregionaler Aufmerksamkeit hat das „antimonopolistische Bündnis" um die DKP auch in der Universität Oldenburg Fuß gefaßt. Anders als in Marburg konzentriert sich dabei sein Einfluß nicht auf einen bestimmten Bereich wie die folgende Fallstudie erkennen läßt.

Ähnlich wie anderswo bilden in der Universität Oldenburg MSB (Marxistischer Studentenbund Spartakus), SHB (Sozialistischer Hochschulbund), BdWi (Bund demokratischer Wissenschaftler) und DKP-Hochschulgruppe einen einflußreichen, bei Abstimmungen stets gleichgerichteten politischen Block; nicht zuletzt der örtliche SHB ist fest auf „das prinzipielle Bündnis mit dem MSB" und der DKP singeschworen Man kann daher bei dem ''ersuch, die Stärke des „antimonopolistischen Bündnisses" in der Universität abzuschätzen, auf die Stimmenanteile dieses Blocks zurückgreifen. Die inneruniversitären Wahlergebnisse lassen allerdings dessen unterschiedliche Stärke in den verschiedenen Statusgruppen erkennen. Bei den Hochschullehrern wirkt bis heute nach, daß sich MSB/SHB/BdWi/DKP in der Frühphase der Universität Anfang der siebziger Jahre bei Berufungen nicht durchzusetzen vermochten — besonders auch, weil die damaligen sozialdemokratischen Wissenschaftsminister zuweilen entgegen den Vorschlägen der Universität Hochschullehrer beriefen hinzu kommen seitdem beachtliche Verschiebungen zuungunsten des BdWi infolge der Spaltung des BdWi und infolge eines wachsenden Lehrkörpers. So erhielt der BdWi 1975 bei den Konzilswahlen 17, 6% der Professoren-und 32, 3% der Mittelbaustimmen — Anteile, die schrittweise bis 1981 auf 5, 6 bzw. 15, 7% zurückgegangen sind. Auf der anderen Seite erreichten MSB/SHB, von einem Betriebsunfall abgesehen, stets die absolute Mehrheit der Studentenstimmen und besitzen den ASTA wie einen Erbhof. Stolze Wahlergebnisse können sie sowohl in den Anfängen der Universität (1974: 61, 5% der Stimmen zum Studenten-parlament) wie in der Gegenwart präsentieren: 1981 erreichten der SHB 46, 9%, der MSB 28, 3% der Stimmen, der RCDS hingegen nur 7, 6 und der SLH 2, 1 % Ein bedeutendes Gewicht haben DKP-nahe Orientierungen schließlich innerhalb der OTV-Betriebsgrup-pe, die beim nichtwissenschaftlichen Personal dominiert.

Ein Gesamtbild der zahlenmäßigen Verhältnisse anhand von klaren Kampfabstimmungen im höchsten repräsentativen Organ der Universität, dem Konzil, zu gewinnen, ist jedoch schwierig, da es derartige Abstimmungen im wesentlichen nur in der Frühphase gab: Damals eroberten in eindeutigen Kampfabstimmungen MSB/SHB/BdWi/DKP drei von vier Sitzen im Konzilspräsidium und behaupteten später die Hälfte der Sitze Allerdings unterlagen BdWi-Kandidaten, wenn auch nur knapp, bei den Rektorenwahlen 1973 mit 10: 12 Stimmen im letzten Gründungsausschuß und 1974 mit 38 : 48 Stimmen im Konzil jeweils einer inhomogenen Koalition aller übrigen Kräfte So herrscht seitdem eher ein Halbdunkel, in dem das „antimonopolistische Bündnis" klare Konfrontationen dieser Art vermeidet.

Das Bündnis wird vielmehr durch Kompromisse fallweise weiter gespannt, und nicht selten findet man Abstimmungspartner, die zu Mehrheiten verhelfen. U. a. interessant sind hierbei starke, dem Sozialistischen Büro nahe-stehende Strömungen vor allem bei wissenschaftlichen Mitarbeitern und Professoren, von denen mancher dazu neigt, in der Bundesrepublik „Gewaltverhältnisse" zu diagnostizieren. Daneben spielen Einflußnahmen auf Positionsinhaber eine Rolle, die gar nicht den Gruppen des Blocks angehören: Eine Mischung von Umwerben und Druck, vor allem intensive Kontakte und der taktische Einsatz des eigenen disziplinierten Stimmenpotentials werden offensichtlich mit dem Ziel eingesetzt, auch aus Minderheitenpositionen heraus Einfluß auszuüben bzw.früheren Abstimmungsniederlagen vieles von ihrer Wirkung zu nehmen.

Ein Objekt solcher Einflußnahme war beispielsweise der Universitätsrektor der Jahre 1974— 1979. Ursprünglich gegen die Stimmen von MSB/SHB/BdWi/DKP gewählt, befrie(er mit dem Bemühen um „Konsens" zunehmend seine anfänglichen Kontrahenten. Symptomatisch waren hier offenbar u. a.seine Stellungnahme bei den Berufsverbote-und Ossietzky-Kampagnen des „antimonopolistischen Bündnisses" (s. unten) und sein Verhalten bei einem 1977 von MSB/SHB initiierten „Streik", zu dessen Unterstützung durch umfunktionierte Lehrveranstaltungen auch das Konzil aufgerufen hatte; trotz Aufforderung unternahm der Rektor nichts Erkennbares gegen eine schriftlich und öffentlich angekündigte Vorlesungssprengung durch den MSB/SHB-ASTA Er gewann jedenfalls das Vertrauen von MSB/SHB/BdWi/DKP so weit, daß er bei seiner Wiederwahl auch deren Konzils-stimmen erhielt. Mehr noch: Der entsprechende Block innerhalb der Universität Marburg erkor ihn 1978 zu seinem Präsidenten-kandidaten an der Universität Marburg. Zum Erfolg fehlte es dort allerdings dann an Stimmen sozialdemokratischer Hochschullehrer

Werbung durch Interessenvertretung I: Zur Rekrutierung studentischen Anhangs Interessanter als der in Gremien manifeste Einfluß ist die Frage: Wie gewinnen die Gruppen des „antimonopolistischen Bündnisses'um die DKP ihren Anhang unter den Hochschulangehörigen? Auch wenn die DKP in der Stadt Oldenburg niedersächsische Spitzen-wahlergebnisse erzielt, im Rat der Stadt vertreten ist und bei den örtlichen Jungsozialisten Stamokap-Positionen vorherrschen —die überwältigende Mehrheit der Hochschulangehörigen kommt doch ohne einschlägige . Vorbildung’ in die Universität. Die politische Sozialisation ins . richtige’ Weltbild kann zumeist erst dort beginnen und muß antikommunistische Vorbehalte überwinden.

Von größerer Bedeutung als offene politische Agitation ist daher indirekte Werbung durch „Interessenvertretung". So führen sich MSB und SHB vor den Studierenden als „gewerkschaftlich orientierte“ Gruppierung auf, als strammste Vertreter studentischer Interessen. BAföG-Erhöhungen, Gremienmitbestimmung, Senkung von Prüfungsund Studienanforderungen, „fortschrittliche Studieninhalte" sind typische Forderungen, die anstelle des Sozialismus ä la MSB/SHB in den Vordergrund gerückt werden.

Verdeckt und anscheinend am wirksamsten jedoch ist die Werbung auf andere Weise, nämlich wenn MSB und SHB als Organisationen gar nicht in Erscheinung treten, sondern ihre Aktiven unter dem Mantel unverfänglicher Organisationsformen „Interessenvertretung" betreiben. Als passende Hülle bieten sich hier die studentischen „Fachschaften" an: Deren Fachschaftsräte, weil aus Seminarsprechern (zu deren — leicht manipulierbarer — Wahl es merkwürdigerweise nur in einem Teil der Lehrveranstaltungen kommt) und studentischen Mitgliedern der Studienkommissionen zusammengesetzt, stellen ein leicht von MSB/SHB besetzbares Feld dar — auch wenn sich dort daneben noch schwach organisierte andere Grüppchen tummeln. Interessant sind die Fachschaften als eingeführte Träger von „Studienberatung", die zudem auch Einführungs-und Wochenendveranstaltungen für Erstsemester anbieten. Nach „erfolgreicher Studienberatung durch als solche nicht erkennbare MSB/SHB-Vertreter wandern Studierende zum anspruchlosesten Dozenten oder landen in ideologischen Paradeveransta • tungen. Die Wirkung nahestehender Lehrkräfte wird auf diese Weise höher, als es ihrer Zahl oder der ihrer Veranstaltungen entspräche; eine Mammutveranstaltung mit 150 oder 300 Teilnehmern erreicht (mit Tutoren.) ebenso viele Adressaten wie 10 bzw. 20 durchschnittlich besuchte Veranstaltungen.

Die zweite Funktion der Fachschaften im Rahmen der MSB/SHB-Strategie ist die des ideologischen . Durchlauferhitzers': Sie sind der Ort, wo MSB/SHBler unverfänglich in Kontakt mit potentiellem Nachwuchs kommen, wo persönliche Sympathiegewinne unmerklich politisch umgemünzt werden können. Am Ende steht dann die Story, mit der MSB/SHB-Flugblätter gern neue Kandidaten vorstellen: Kam ahnungslos in die Uni, fand mich nicht zurecht und hatte Schwierigkeiten, fand nette Hilfe bei Fachschaftlern, bin nun, aufgeklärt über den Zusammenhang zwischen „Studienmisere“ und „Grundwiderspruch", MSBbzw. SHB-Mitglied.

Ein verlockendes Feld für Interessenvertretung sind auch jene 32% Oldenburger Studenten, die als Nichtabiturienten in die Universität kommen An ihre Interessen appellierte ein jahrelanger „Kampf von MSB/SHB gegen Sprachanforderungen in den allgemeinen Studien-und Prüfungsordnungen sowie gegen die Angleichung der Zulassungsordnung an die anderer Bundesländer Dankbarkeitsund Verpflichtungsgefühle der Betreffenden liegen nahe. Und es fügt sich, daß im zuständigen Zulassungs-Prüfungsamt für die „inhaltliche Beratung und Betreuung der Bewerber" als besoldete Kräfte allein der Vorsitzende des MSB/SHB-ASTA und eine MSB-Studentenparlamentskandidatin zuständig sind

Werbung durch Interessenvertretung II:

Zielgruppe Dienstleister Beim nichtwissenschaftlichen Personal der Universität produziert sich die DKP-Hochschulgruppe (übrigens die einzige Parteigruppe an der Universität) als vorbildliche Vertreterin seiner Interessen: Sie ficht vehement für die Konzentration der Verwaltung im Zentrum der Universität (auf Kosten der wissen-schaftlichen Bereiche), gegen Stechuhren bei gleitender Arbeitszeit und ringt für Höher-gruppierungen sowie Beförderungen auch ohne Verwaltungsprüfungen Kommt es zu Beschwerden, etwa von hundert Bediensteten her Universität über die Arbeit der PersonalVerwaltung, reagiert die geübte Interessenver— treterin DKP mit dem Ruf nach „personeller Verstärkung" jener Abteilung — und die Solidarität aller ist gerettet, der Schwarze Peter bei der Universitätsspitze oder gar beim bösen Staat.

Entscheidend aber ist auch hier, daß man zumeist nicht unter dem DKP-Firmenschild agiert. Unterschlupf haben Orientierungen des „antimonopolistischen Bündnisses" innerhalb der OTV-Betriebsgruppe gefunden. Diese unverfängliche Organisation ist strategisch um so interessanter, als die OTV bei Personalratswahlen gegenüber der Konkurrentin DAG deutlich dominiert. Ergebnis: Ein DKP-Rats-kandidat konnte 1975— 1977 (bis zum beruflich bedingten Ausscheiden) sogar als Personalratsvorsitzender der Universität amtieren, und auch 1980 gehören von insgesamt fünf Vorstandsmitgliedern des Personalrats zumindest zwei der DKP bzw.dem BdWi an darunter eine DKP-Ratskandidatin als stellvertretende Personalratsvorsitzende, die zugleich Leiterin der gesamten Akademischen Verwaltung (zu der auch sämtliche Fachbereichsverwaltungen und die Schreibkräfte des Lehrpersonals gehören) ist

Manipulative Bewußtseinsbildung I: Berufsverbotekampagne MSB, SHB und DKP betreiben zwar Schulungsarbeit im Sinne ihrer grundsätzlichen Vorstellungen, und jeder, der dorthin geht, weiß, wovon er überzeugt werden soll. Die Masse der Hochschulangehörigen ist aber auf diesem Wege nicht zu erreichen. Neben werbender Interessenvertretung zielen auf sie daher Methoden manipulativer Bewußtseinsveränderung, Kampagnen, bei denen unverfängliche Positionen als Transporteur ideologischen Sprengstoffs dienen.

Ein charakteristisches Beispiel hierfür ist die Dauerkampagne gegen die „Berufsverbote". Sie gehört fast zum offiziösen Selbstverständnis der Universität Oldenburg, standen doch fast immer einschlägige „Fälle" bei Absolventen oder Mitarbeitern der Universität an, Anlaß ständiger Agitation der Kräfte des „antimonopolistischen Bündnisses" und — nicht zuletzt — zahlreicher Gremienbeschlüsse, vor allem des Konzils. Nun läßt sicherlich Kritik an den einschlägigen Regelungen und der Praxis in der Bundesrepublik nicht schon auf DKP-Orientierungen schließen und muß diese auch nicht mittelbar fördern. Aber: Spezifische Argumentationen, wie sie von „antimonopolistischen Kräften" bei dieser Thematik erfolgreich in den Meinungsbildungsprozeß an der Universität Oldenburg eingeschleust sind, sprechen jedenfalls in ihrer Summe für DKP-Nähe:

— So wird, nicht nur von Seiten der Block-Gruppen, sondern auch vom Konzil der Universität, immer wieder von den „verfassungswidrigen Berufsverboten" gesprochen und damit der sachlich unbegündete Eindruck erzeugt, man lebe in einem Staat des permanenten Verfassungsbruchs (so wie es die DKP sieht).

— Auch das Konzil hat bezüglich Betroffener einfach von „politisch mißliebigen Bewerbern" gesprochen oder davon, es gehe bei ihnen um die Tätigkeit in einer „legalen" Partei oder um ihre Arbeit für „Frieden und Freundschaft" Das wahre Problem, über das zu reden wäre, die Einstellung antidemokratisch orientierter Bewerber in den öffentlichen Dienst, wird dabei verschwiegen. Die Konsequenz liegt allzu nahe: Die DKP-Bewerber erscheinen als Unschuldslämmer, diejenigen, die sie zurückweisen, aber als Verfassungsbrecher.

— In diese Linie fügt sich, wenn der Senat der Universität Oldenburg beschloß, die von „Berufsverbote-Verfahren Betroffenen „soweit wie möglich durch Einstellung als Hilfskräfte (in der Universität, d. Vers.) finanziell zu unterstützen" Wenn schon, warum nur sie und nicht auch die sehr viel zahlreicheren anderen nicht eingestellten Lehramtsbewerber, und alle nach dem Grad der Eignung und sozialen Bedürftigkeit?

— Bemerkenswert ist ferner, daß sich das Konzil der Universität — ganz im Sinne des „antimonopolistischen Bündnisses“ — in seinem Kampf gegen Berufsverbote „mit allen demokratischen Hochschulangehörigen und allen Demokraten einig" sah Wer nicht mitmacht — die Mehrheit der Bevölkerung und der parteipolitischen Kräfte in der Bundesrepublik —. sieht sich unversehens aus dem Kreis der „Demokraten" ausgeschlossen. Die gleiche verräterische Ausgrenzung nahm auch das Präsidium des Oldenburger Studentenparlaments in einer Verlautbarung vor, in der von Vereinbarungen durch „die demokratischen Fraktionen des Stupa" (d. h. Studenten-Parlaments)unter Ausschluß des RCDS berichtet wird Logische Konsequenzen dieser Ausgrenzungen deuten sich an, wenn der SHB — bezogen auf NHB und RCDS — die „Verhinderung neofaschistischer und reaktionärer Umtriebe an der CvO-Universität" propa. giert

— Schließlich hat auch das Konzil mehrfach die Hochschulangehörigen zur Unterstützung kommunistisch beeinflußter Berufsverbote-Aktionskomitees außerhalb der Universität aufgefordert Ebenso wie DKP-nahe Gruppen fand es offenbar nichts dabei, Arm in Arm mit erklärten Gegnern der Demokratie für„demokratische Rechte" aufzutreten. Sichtbar wird, wie verbreitet in der Universität Oldenburg bei dieser Kampagne Positionen geteilt und geistige Weichen gestellt wurden, dazu geeignet, die Demokratie der Bundesrepublik zu delegitimieren und den Boden für ein Zusammengehen mit Kommunisten gegen „Rechts" zu bereiten, für das große Bündnis, das die DKP für den wichtigsten Meilenstein auf dem Wege zur Macht hält.

Manipulative Bewußtseinsbildung II: Ossietzky-Kampagne Auch die Forderung der Universität, sie nach dem im Dritten Reich verfolgten politischen Publizisten und Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky zu benennen, wird für die Zwecke des „antimonopolistischen Bündnisses" zu instrumentalisieren gesucht. Ossietzky als Symbol für die Opfer des Nationalsozialismus und den Willen zum Frieden: Dies wäre eine diskutable Sache, die viele (so auch den Autor dieses Beitrags) die Namensnennung bejahen ließ.

Tatsächlich aber ist der Block um den MSB (aus dem auch der Namensvorschlag stammt) seit Anbeginn bestrebt, mit Ossietzky die Universitätsangehörigen auf eine Volksfrontpolitik und einen Kampf gegen „Rechts" zu verpflichten. Er war dabei so weit erfolgreich, daß bereits 1975 der damalige sozialdemokratische Wissenschaftsminister den Universitätsgremien öffentlich den Vorwurf machte, nicht der Instrumentalisierung Ossietzkys für das Volksfrontbündnis entgegenzutreten. Die Reaktionen hierauf wirkten wenig widerlegend. Man wolle sich mit Ossietzky nicht auf eine bestimmte Strategie festlegen, erklärte zwar der Rektor, zugleich aber hervorhebend, Ossietzky sei in einer bestimmten Situation für ein Zusammengehen mit der KPD eingetreten; und der Pressesprecher der Universität charakterisierte Ossietzky bei dieser Gelegenheit als „Kritiker der politischen Szenerie (der Weimarer Republik, d. V.) vom demokratischen Standpunkt aus ..., ein Kämpfer um Demokratie, dessen zahlreiche Schriften sich auch mancher Sozialdemokrat hinter den Spiegel stecken sollte"

Weniger der Verfolgte als Konsenssymbol für Demokraten, sondern mehr der politische Schlagstock gegen „Rechts” (wozu sich auch die Mehrheit der SPD zählen darf) kam in einem Ossietzky-Beschluß des Konzils von 1978 zum Vorschein: Darin wird u. a. hervorgehoben, Ossietzky sei sowohl im Dritten Reich wie in der Weimarer Republik verfolgt worden und habe sich „für konsequenten gesellschaftlichen Fortschritt und gegen retardierende politische Kompromisse" eingesetzt Wie können vor einem solcherart aufbereiteten Namenspatron „rechte" SPD-, FDP-oder gar CDU-Anhänger noch als legitime Angehörige einer „Carl-von-Ossietzky-Universität" bestehen? Darüber hinaus sollen Forschung und Lehre auf Ossietzky ausgerichtet werden. Man will auch in der tagtäglichen Praxis „die Uni auf eine Arbeit in seinem Sinne verpflichten", wie der MSB schreibt Einen formellen Ansatzpunkt hierfür findet man in der Grundordnung der Universität, wonach diese „im Dienste des Friedens und gesellschaftlichen Fortschritts" arbeite sowie zur „Entwicklung einer sozialen Gesellschaftsordnung" beitrage Wie dies durchgesetzt werden, wie die „Verantwortung gegenüber der Gesellschaft“ (welche die Grundordnung der Universität auferlegt) konkret realisiert werden soll, lassen Äußerungen aus dem „antimonopolistischen Lager" ahnen; etwa der MSB/SHB-ASTA: Käme es zur Bil-düng von Instituten an der Universität Oldenburg (sie sind dort ebenso wie andere wissenschaftliche Einrichtungen bisher unbekannt), " erde eine „Überprüfung von Wissenschaft im tateresse der arbeitenden und lernenden Be-

Volkerung nicht mehr geleistet werden können In die gleiche Richtung zielen Argu-mentationen bei der Erarbeitung einer besonderen Drittmittelordnung für die Universität. Die gesellschaftliche Instanz, welche die politische Kontrolle ausüben und die Fortschrittlichkeit von Forschung und Lehre überprüfen soll, sind unverkennbar die Gremienmehrheiten selbst.

Der Namensstreit um Ossietzky gibt schließlich noch mehr her. Mit ihm nämlich läßt sich die Universität und der gutgläubige Student immer wieder in Konfrontationen mit der früher SPD-, jetzt CDU-geführten Landesregierung treiben. Diese ist gegen die Namensgebung, also gegen einen Friedensnobelpreisträger, gegen die Ehrung des „antifaschistischen" Widerstands, lauten u. a. die einschlägigen Argumentationen. Im übrigen fordert man den Namen nicht nur, man führt ihn einfach: nicht nur selbstverständlich MSB/SHB/BdWi/DKP in ihren Veröffentlichungen, auch Fachschaften, der öffentlich-rechtliche ASTA und gelegentlich das Konzil Ein übriges tun eine offiziell wirkende Beschriftung am größten Gebäude der Universität (gegen die SPD-wie CDU-Landesregierung ohnmächtig blieben) und eine große Ossietzky-Plakette auf dem Veranstaltungsverzeichnis, ergänzt durch eine Präambel, wonach die Universitätsgremien „beschlossen" hätten, daß „die Universität den Namen Carl-von-Ossietzky-Universität führt"; dem habe sich der Wissenschaftsminister „widersetzt" Ist aus alledem nicht zu . lernen, daß die Legitimation parlamentarisch-demokratischer Regierungen hier fragwürdig und ihren Entscheidungen keine sonderliche Beachtung zu schenken ist?

Das Meinungsklima: Im Vorhofder antimonopolistischen Demokratie?

MSB/SHB/BdWi/DKP können sich teilweise in Gremien und Versammlungen infolge verbreiteter Apathie anderer, insbesondere Studierender, durchsetzen, zuweilen auch durch massenhaftes Auftreten, durch „unseren massiven Druck", dessen sich der ASTA beim Kippen von Gremienmehrheiten rühmt Nur selten kommt es — und ohne daß sich jemand dazu bekennt — zu Sprengungen von Gremien, wie sie Anfang 1981 dem Konzil und zwei Fachbereichsräten widerfuhren; das Bezeichnende ist dabei, daß die Gremien dies wi-derstandslos über sich ergehen lassen und das Konzil es am 1. Juli 1981 mit 28: 23 Stimmen ausdrücklich ablehnte, seine eigene Sprengung auch nur durch einen einzigen Satz zu verurteilen.

Einzelne widerspenstige Professoren und Assistenten werden gelegentlich schriftlich und öffentlich als „Ratten", „Henker" oder „Erpresser" gebrandmarkt; nicht zum „antimonopolistischen Bündnis" gehörige Hochschullehrer-fraktionen als „Gang" bzw. „Zusammenrottung" bezeichnet; mal wird auch einem Hochschullehrer und einem Teil seiner Hörer vom ASTA schriftlich das moralische Recht zum Leben abgesprochen — selbstverständlich ohne daß irgendein Universitätsorgan dagegen öffentlich Laut gibt. Dies hinzunehmen ist, wie neu in diese Universität Gekommene lernen, „Sozialisation nach Oldenburger Art" Ähnlich bei politisch mißliebigen Studentengruppen: Da kam es schon einmal vor, daß der Fraktion der „Unabhängigen Hochschulgruppe" insgesamt das Mandat von der MSB/SHB-Parlamentsmehrheit aberkannt wurde, weil eines ihrer Mitglieder den MSB/SHB politisch attackiert hatte Oder daß Vertreter des zahlenmäßig schwachen RCDS auch physisch von MSB/SHBlern behindert werden, ganz abgesehen davon, daß RCDS-Material und -Aushänge (ebenso wie solchem von amnesty international, wenn es Verfolgungen in „sozialistischen" Staaten anprangert) in den Räumen der Universität zumeist nur kürzeste unbeschädigte Lebensdauer beschieden ist — im Unterschied zu den strahlenden Großplakaten der DKP und ihr nahestehender außeruniversitärer Organisationen und Komitees. Immerhin: Was Studentenwahlen betrifft, hat der RCDS Aussicht, daß seinen Protesten entsprochen wird. Künftig, sagte der Universitätskanzler nach gerichtlichen Schritten Ende 1980 zu, werden stets Wahlkabinen da sein, der Aushang von Wahllisten gewährleistet sein und sich der öffentlich-rechtliche ASTA aus dem Wahlkampf heraushalten

Mehr als durch solche partiellen und eher punktuellen Regelverletzungen ist das Meinungsklima jedoch durch zwei andere Faktoren bestimmt: Dies ist einmal eine verbreitete politische Apathie, vor allem bei Studierenden (was sich in Wahlbeteiligungen von zuweilen nur 20 % zeigt), verbunden mit unpolitischer Konfliktscheu bei vielen Wissenschaftlern und Studierenden, die mit kommunistischen Orientierungen nichts zu tun haben. Der andere prägende Faktor sind gänzlich offene, fließende Übergänge zwischen harten DKP-Kadern, festabonnierten Bündnispartnern, unverbindlichen Sympathisanten bis hin zu ahnungslos Verführten und opportunistisch Kooperierenden; die Unterscheidung demokratisch/antidemokratisch hat weithin kaum Gewicht. Indem in einer Art Lagermentalität die politisch-gesellschaftliche Umwelt vielfach als feindlich empfunden wird, neigt mancher zu zumindest „kritischer Solidarität" mit den doch „auch linken" MSB/SHB/BdWi/DKP gegenüber der Außenwelt.

Die Wirkung des skizzierten Einflusses ist zumeist auch nicht bewußte DKP-Anhängerschäft. Seine Sozialisationseffekte bestehen bei vielen Hochschulangehörigen hingegen darin, daß — die Bundesrepublik als Land schwerster und zunehmender gesellschaftlicher Mißstände und politischer Repression empfunden wird;

— kommunistische Orientierungen als legitimer Part im Lager der „fortschrittlichen“ Kräfte betrachtet werden;

— institutionalisierten demokratischen Regeln geringere Bedeutung zugemessen wird, wenn sie dem erkannten Fortschritt entgegenstehen. 2. Apathie plus Kaderpolitik: Der Tod der Demokratisierung Mb)

Auf dem Hintergrund der bisher referierten Tatbestände muß nun eine prinzipielle Frage gestellt werden: Wie können relativ kleine Gruppen von Aktivisten, meist mit minimaler Anhängerschaft, in wichtigen „linken" Organisationen und Bildungsbereichen einen derarti-gen Einfluß erreichen? Und: Was bedeutet dies für den demokratischen Willensbildungsprozeß in gesellschaftlichen Teilbereichen?

1. Die Antwort auf die erste Frage lautet, daß diese Erfolge das Ergebnis von zwei auf sehr verschiedene Weise undemokratischen Verhaltensweisen sind: politische Apathie der großen Mehrheit auf der einen Seite und totale Präsenz und Kaderpolitik einer Minderheit auf der anderen Seite. Gefahr kann demokratischen Organisationen also nur drohen, weil es jene inaktive und konfliktscheue Biedermannshaltung der Mehrheit gibt, die dem zerstörerischen Wirken der rechten oder linken Antidemokraten Wege zum Erfolg öffnet

Das Kalkül mit der Apathie der großen Mehrheit, das kleinen Aktivistengruppen auf völlig .demokratischem“ Wege ganz überproportionale Machtanteile verschafft, ist einfach: Ein politischer oder gewerkschaftlicher Ortsverband, ein Fachbereich, ein Jugendverband etc. mag 2 000 Mitglieder haben. Wenn von ihnen nur 5— 10 % aktiv sind und wenn von diesen 100 bis 200 Aktiven, die bei „Voll-“ oder Mitgliederversammlungen, bei Demonstrationen und politischen Aktionen anwesend sind, nur 60 bis 120 (meist kaum identifizierbare, sich nicht zum Sowjetmarxismus offen bekennende) DKP-Freunde sind, so bestimmen diese 3 bis 6 % eben die„Linie" des Verbandes; sie werden zu Delegierten und in Gremien gewählt, während die 94— 97 % Andersdenkenden dies ils bequeme, inaktive Biedermänner geschehen lassen.

Dieses scheinbar simple Zahlenbeispiel führt zum entscheidenden Punkt der Erörterung: zu der sich ausbreitenden Gefahr einer Zerstörung demokratisierter Strukturen durch Apathie der großen Mehrheit einerseits und zielbewußter Kaderpolitik einer kleinen Aktivistengruppe andererseits. An sich ist es weder neu, noch erscheint es für demokratische Or-ganisationen besonders besorgniserregend, daß demokratische Prozesse — von politischen Wahlen abgesehen! — von Minderhei-ten getragen werden und daß die von diesen linderheiten gewählten Vertreter — die De-

egierten, Räte, Vorstände, Sprecher, Aus-schösse — de facto oft nur von einem Brucheil der Betroffenen ausgewählt werden; angesichts des Mangels an Personen, die bereit sind, ehrenamtliche Funktionen zu übernehen kann häufig noch nicht einmal von Wahl er Auswahl auf dieser verminderten Basis " eRedesein j

Mit diesem zweifellos defizienten Modus demokratischer Prozesse kann man sich — insbesondere, wenn man ein bestimmtes Maß an politischer Apathie für unausweichlich hält — solange abfinden, wie jene aktiven Minderheiten und Funktionsträger, wenn auch formal nicht gerade sehr breit demokratisch legitimiert, sich inhaltlich legitimieren, indem sie nach bestem Wissen und Gewissen im Interesse aller Betroffenen und ihrer „Flügel" handeln.

Die Krise und die Zerstörung demokratisierter Strukturen und schließlich des gesamten Demokratisierungskonzepts aber tritt dann ein, wenn diese Voraussetzung — daß die Aktivisten subjektiv als Interessenvertreter ihrer Basis fungieren — nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt gilt Genau dies aber ist eine bittere Erfahrung des hinter uns liegenden Jahrzehnts zahlloser Demokratisierungsversuche. Das eklatanteste Beispiel einer solchen Pervertierung von Basisdemokratie stellen die Einflußstrategien von Sowjetkommunisten und ihrer Bündnispartner dar, die in soge-nannten Friedenskampagnen, in studentischer Interessenvertretung an Hochschulen, in Juso-Gruppen, in der gewerkschaftlichen Jugend- und Bildungsarbeit unentwegt die politischen und ideologischen Positionen der DKP/SED/KPdSU agitatorisch miteinfließen lassen und bündnisfähig zu machen versuchen, als seien dies die Interessen der Basis. Sicherlich suchen ebenso auch andere Interessen- und Parteigruppen ihre Politik über „basisdemokratische“ Legitimationen zu lancieren; das Einwirken der CDU über den „Elternverein" auf Elternbeiräte in Hessen kann hier als Beispiel gelten. Auch und vor allem besteht aber zur Zeit das Problem „linker“ Manipulation. Es wird unten (III, 2) davon zu sprechen sein, was dagegen getan werden kann.

II. Reaktionen: Flagge zeigen oder unter den Teppich kehren?

Die dargestellten Fakten (die nach Lage der Dinge nur die Spitze eines Eisberges sein können) sollten alarmierend genug sein, um innerhalb wie außerhalb der Gewerkschaften eine aktive Auseinandersetzung mit DKP-nahen Tendenzen auszulösen. Zu registrieren ist statt dessen ein zweiter alarmierender Tatbestand: daß nämlich diese Auseinandersetzung nur in einem recht begrenzten Ausmaß stattfindet und eher stärker dagegen die Tendenz ist, weiterhin den Tatbestand der kommunistischen Unterwanderung „unter den Teppich zu kehren", seine Kritiker totzuschweigen oder aber zu diffamieren — ganz der Feststellung Tucholskys gemäß, daß in Deutschland nicht etwa derjenige ein Nestbeschmutzer genannt wird, der das Nest beschmutzt, sondern derjenige, der den Schmutz beim Namen nennt.

Schon als 1974 die Kritik der kommunistischen Lehrinhalte und Personalpolitik am gesellschaftswissenschaftlichen Fachbereich in Marburg erschien, kam zwar einiges an öffentlichen Diskussionen und Maßnahmen in Gang, dem Autor jedoch wurde vorgehalten, er habe der CDU Munition geliefert. Diese klassische Rechtfertigung des Unter-den-Teppich-Kehrens wurde dann gegenüber der DKP-Kri-tik des Oberurseler Teams und den Autoren des „Marsches der DKP ...“ zu einem Haupt-motiv der Tabuierung. Auch die Veröffentlichung des Buches „Der Marsch der DKP durch die Institutionen" hat eine gespaltene Reaktion hervorgerufen, in der die Schwierigkeiten bundesdeutscher Auseinandersetzung mit kommunistischen Einflußstrategien besonders erkennbar werden. 1. Die Flagge zeigen 1. Zunächst zu den Reaktionen, in denen das Problem akzeptiert und die Auseinandersetzung mit ihm ausgenommen wurde: Im Bereich der Presse hat — jedenfalls bis zu einem gewissen Zeitpunkt — nicht nur die „Frankfurter Rundschau" durch Dokumentation fast aller relevanten Papiere und Statements in diese Auseinandersetzungen Licht gebracht auch führende liberale oder konservative Zeitungen lieferten präzise Berichte und Rezensionen, ohne zu überzeichnen.

Was die Gewerkschaftspresse betrifft, zeugten vor allem Artikel in den „Gewerkschaftlichen Monatsheften", im „OTV-Magazin", in der „Gewerkschaftlichen Umschau" der IG Chemie und in der „Einheit" der IG Bergbau und Energie von einem wiedererwachten Bewußtsein für die Gefahr kommunistischer Unterwanderung. Als Resümee der Kommunismus-Diskussion in einem nicht unwichtigen Teil der gewerkschaftlichen Presse läßt sich formulieren, daß in einer meist relativ allgemein bleibenden Form kommunistische Geschichtsklitterung, DKP-und Stamokapideologie, aber auch die Destruktivität kommunistischer Gewerkschaftsarbeit dargestellt wurden. Das wichtigste Ergebnis war dabei, daß nach den Nachweisen verfälschender Umdeutung der Gewerkschaftsgeschichte im sowjetmarxistischen Sinn, wie sie in den Gewerkschaftsorganen „Die Quelle" (Manfred Scharrer), „Gewerkschaftliche Monatshefte" (Helga Grebing) und „OTV-Magazin" (Gerhard Beier) vorgelegt wurden, die Marburger „Geschichte der deutschen Gewerkschaften" für jeden Gewerkschaftsfunktionär, der nicht selbst ein Anhänger einer solchen DKP-nahen Geschichtsauffassung ist, als nur sehr bedingt verwendungsfähig in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit gelten muß.

2. Im übrigen blieb es nicht nur bei solch allgemeiner Kritik. Vielmehr suchte im „OTV-Magazin" dessen Chefredakteur, das Vorstandsmitglied Dieter Schneider, die dezidierte Konfrontation mit dem IG-Druck-Vorstandsmitglied Detlef Hensche — ein außergewöhnlicher Vorgang, da im allgemeinen zwischen den Gewerkschaften strikt das Prinzip der „Nichteinmischung", also auch des Verzichts auf öffentliche kritische Stellungnahmen zu Äußerungen einer anderen Gewerkschaft des DGB, eingehalten wird. Hensche hatte in mehreren Artikeln die kommunistische Unterwanderung in den DGB-Gewerkschaften verharmlost und als Legendenbildung abgetan. Seine Generalthese: „Bisher ist nirgends aufgezeigt worden, in welchen Fragen sich denn etwa kommunistische Gewerkschaftsarbeit von sonstiger, etwa sozialdemokratischer Gewerkschaftspolitik unterscheidet." Schneider hatte zunächst dem damaligen Juso-Vorsitzenden Schröder im „OTV-Magazin" (8/79, S. 6ff.) Gelegenheit zu einer Kritik gegeben, anschließend aber auch Hensche zu einer Replik (10/79), in der dieser noch einmal wiederholte, im Bereich der „eigentlichen Gewerkschaftsarbeit“ seien „bisher keine Kontroversen aufgetaucht", Unterschiede und Konflikte gebe es nur in Randbereichen.

In seinem sehr entschiedenen Schlußkommentar zu dieser Kontroverse wies Schneider Hensche nach, daß dieser sich bewußt naiv verhalte, indem er unterschlage, daß Kommunisten seit jeher mit einem klaren parteipolitischen Auftrag und mit begrenzter Loyalität in den Gewerkschaften arbeiten. Dazu gehöre nicht nur, daß sie sich, laut DKP-Programm, nur für diejenigen Gewerkschaftsbeschlüsse einzusetzen haben, die nach der Festlegung des DKP-Parteivorstandes den „Interessen der Arbeiterklasse“ dienen, sondern auch, jeden Kritiker des sowjetkommunistischen Systems mit dem Hinweis mundtot zu machen, daß dies . bürgerlicher“, fortschrittsfeindlicher Anti-

kommunismus sei. „Antikommunismus," so Schneider, „ist eben nicht von bösen Kapitalisten erfunden und in die Arbeiterbewegung hineingetragen worden oder gar — wie uns Detlef Hensche glauben machen möchte -erst neuerdings wieder von der . Frankfurter Allgemeinen Zeitung'oder von CSU-Generalsekretär Edmund Stoiber auf die Tagesordnung gesetzt worden. Antikommunismus ist vielmehr von den Kommunisten selber gefördert und wachgehalten worden: durch ihre eigene Herrschaftspraxis. Er ist gewachsen aus bitteren und leidvollen Erfahrungen unzähliger Menschen, von denen nicht wenige unter uns leben."

Schneider zeigte, daß sich die „VerniedliChung" der sowjetkommunistischen Gefahr Wie ein roter Faden durch die Argumentation Hensches zieht, und er verwies als Beispiel duch auf dessen Reduzierung der Kontroverse uni die gewerkschaftliche Jugendarbeit auf Methodenfragen. Das sei angesichts der Aus-emandersetzung um Rudolf Bahro auf dem etzten DGB-Bundesjugendkongreß eine „un-glaubliche Bewertung". Darüber hinaus kon-statierte Schneider die Unvereinbarkeit von gewerkschaftlicher Autonomie mit den Zielen kommunistischer Parteipolitik: Es geht „um Ziele, die eine Partei, in diesem Falle die DKP, innerhalb der Gewerkschaften verfolgt. Hier sind die Gewerkschaften betroffen und gefordert; hier geht es darum, sich von Positionen abzugrenzen, die niemals — es ist zu betonen: niemals — von freien Gewerkschaften akzeptiert werden können — es sei denn, sie wollten sich selber aufgeben."

Schließlich war auch das „OTV-Magazin" eines der wenigen gewerkschaftlichen Organe, das eine ausführliche kritische Würdigung des Buches „Der Marsch der DKP .. " publizierte

3. Während bei der OTV die Bereitschaft zur offensiven Auseinandersetzung seit 1980 nicht mehr so hervortritt, profilierten sich der 1. und 2. Vorsitzende der IG Chemie in immer deutlicherer Weise bei der Auseinandersetzung mit dem sowjet-marxistischen Einfluß. Bereits im Frühjahr 1979 hatte die IG Chemie Dieter Gaarz, Mitglied der Jugendabteilung beim DGB-Vorstand, Gelegenheit gegeben, in ihrer Funktionärszeitschrift eine nüchterne und konkrete Analyse „DKP-orientierter Gewerkschaftspolitik" zu veröffentlichen — zur selben Zeit, als G. Benz und H. Preiss von der IG Metall sich intensiv und erfolgreich darum bemühten, das „Diskussionspapier zur Strategie der DKP und SDAJ im gewerkschaftlichen Jugendbereich“ (das „Oberurseler Papier") als „für die gewerkschaftliche Jugendarbeit ungeeignet" zu erklären, mit der Folge, daß es „nicht weiter verbreitet werden darf" Im Februar 1980 bezog der Vorstand der IG Chemie offiziell gegen die Methode des Unter-den-Tep-pich-Kehrens Position: „Auf der 11. Bundesjugendkonferenz der IG Chemie ... in Augsburg übte der stellvertretende Vorsitzende, Hermann Rappe, Kritik an der Haltung der IG Metall im Streit über die Jugendarbeit und die Einschätzung der DKP sowie der ihr nahestehenden Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ). Rappe erklärte, er sei nicht der Meinung, daß die DGB-Jugendarbeit ein . Ableger'der IG Metall-Jugendarbeit werden wird. Er sei nicht gewillt, . Unterwanderungsabsichten der SDAJ oder der DKP mit dem Mantel gewerkschaftlicher Einheitsliebe zu-zudecken'. Gleichzeitig versicherte Rappe dem für die Jugendarbeit zuständigen, in Augsburg anwesenden DGB-Vorstandsmitglied Karl Schwab und dem ebenfalls anwesenden Leiter der DGB-Bundesjugendschule in Oberursel, Hinrich Oetjen, daß die IG Chemie sie auch weiter unterstützen werde. Die in der DGB-Bundesjugendschule erarbeiteten Materialien lobte Rappe als . richtungsweisend'. Er dankte Oetjen ausdrücklich für seinen Mut. . Offenheit'in die Sache gebracht zu haben."

In einem Rundschreiben an die Funktionäre der IG Chemie wurde nach Erscheinen des „Marsch der DKP ..." ausdrücklich auf diese Analyse als wichtiges „Hintergrundmaterial" hingewiesen.

Vor allem aber im Vorfeld des DGB-Grundsatzprogrammkongresses, auf dem es bekanntlich nur eine wirklich kontroverse Frage gab: ob die Kommunisten zu den „Traditionsströmungen" der Einheitsgewerkschaft zu zählen sind, bezog die Spitze der IG Chemie mit großer Entschiedenheit Position. Angesichts vorliegender Formulierungsvorschläge von GEW, IG Druck und HBV, die die Kommunisten in der Präambel des neuen Grundsatzprogramms als „Traditionsströmung" der Einheitsgewerkschaft einschließen — oder zumindest nicht ausschließen — sollten, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der IG Chemie, warum die sozialdemokratischen, die christlich-sozialen und liberalen Gewerkschaften, nicht aber kommunistische die Basis der heutigen Einheitsgewerkschaft bilden: „Die demokratische Republik war die Staatsform, die alle drei Richtungen wollten. Den demokratischen Staat wollten sie bewußt mittragen. Mittragen heißt aber auch: ihn mit Entschiedenheit verteidigen und schützen. Schon diese drei Punkte markieren deutlich den Unterschied zu den Kommunisten und ihre Vorstellung von Gewerkschaften."

Rappe wies darauf hin, daß die Kommunisten in den zwanziger Jahren einen spalterischen und gewerkschaftszerstörerischen Kurs verfolgt haben, und fuhr fort: „Heute wird nun von der DKP und ihren Freunden so getan, als seien diese Fehler alle revidiert, und nach 1945 hätte man doch uch nur die Einheit gewollt. Dabei wird allerdings unterschlagen, daß es eine Einheit unter kommunistischer Führung sein sollte. So wie es im anderen Teil Deutschlands (ist), wo die FDGB in Satzung und Programm die Führungsrolle der SED hervorhebt ... Trotz aller wohlklingenden Erklärungen:'Die Kommunisten haben weder in den deutschen Gewerkschaften noch anderswo das Selbstbestimmungsrecht der Arbeiter und Angestellten respektiert. — In Deutschland rollten Panzer nach 1945 nur einmal gegen streikende Arbeiter, und das war am 17. Juni 1953 in der DDR. Auf diesem Hintergrund ist die schlaue Diskussion über das Hintertürchen im Grundsatzprogramm, daß es auch den Kommunisten erlaubt sein soll, als eine Traditionsströmung des DGB aufzutreten, einfach erbärmlich. Kommunisten wollten Gewerkschaften immer nur erobern oder spalten. Sind es dann . ihre’ Gewerkschaften, werden die Andersdenkenden rücksichtslos , ausgeschaltet'und statt innergewerkschaftlicher Wahlen regiert die Partei. Solche Gewerkschaften wollen wir nicht, und daß deshalb die Gewerkschaftszerstörer ebenfalls zu unserer Tradition gehören sollen, vermag ich nicht einzusehen."

Der 1. Vorsitzende der IG Chemie, Karl Hauenschild, ging in einer Funktionärskonferenz kurz vor dem DGB-Programmkongreß noch einen Schritt weiter. Nachdem er begründet hatte, warum der Begriff der Unterwanderung sehr wohl auch in der Gewerkschaftsorganisation zutreffen kann, erörterte er das Problem administrativer Maßnahmen. Anlaß zu solchen Maßnahmen habe es 1953 gegeben, als die KPD ein Parteiprogramm beschloß, in dessen These 37 praktisch die Obstruktionspolitik der „Revolutionären Gewerkschaftsopposition" (RGO) der zwanziger Jahre wieder aufgegriffen wurde

Für die aktuelle Situation empfahl Hauen-schild: „Es gibt derzeit keinen Anlaß, uns administrativ mit DKP-Anhängern unter unseren Mitgliedern und Funktionären auseinander-zusetzen. Trotzdem haben wir aber keinen Anlaß, Kommunisten zur Mitarbeit in unserer Gewerkschaft . einzuladen'. Noch viel weniger gibt es einen Anlaß, ihnen mit den Stimmen von Sozial-und Christdemokraten Mehrheiten und Funktionen und damit Einfluß in unserer Organisation zu verschaffen."

4. Nicht zuletzt sind die kritischen Beiträge in der Zeitschrift der IG Bergbau und Energie, „Einheit", von Bedeutung, in denen immer wie-der auf sowjetkommunistische Tendenzen im DGB hingewiesen worden ist — zuletzt am 15. Mai 1981 (Nr. 10/81), als die Redaktion in einem völlig einseitigen Abrüstungsappell eines „Hamburger Forums" (einem Ableger des „Krefelder Appells"), der „die seit 77 fortlaufend produzierten ... sowjetischen Mittelstreckenraketen ... verschweigt“ (S. 3), unter den 905 Unterzeichnern 40 % Lehrer ausmachte, mit dem Kommentar: „Alarmsirenen auch im DGB muß allerdings der erdrückende hohe Anteil von Lehrern mit dem Hamburger GEW-Landesvorsitzenden an der Spitze schrillen lassen. An diesen zumeist im sicheren Schutz des staatlich finanzierten öffentlichen Dienstes gebetteten Lehrern sind die Warnungen des im Umgang mit kommunistischer Praxis erfahrenen ehemaligen Bergmanns Heinz Oskar Vetter vor politisch einseitigen Abrüstungsforderungen offenbar spurlos vorübergegangen. Das wird auf Dauer nicht ohne Spuren im DGB bleiben können" (S. 2)

Die IG Bergbau hat denn auch — wie die IG Chemie und die IG Bau — keine Veranlassung gesehen, die im „Marsch der DKP... vorgelegten Analysen totzuschweigen oder zu diffamieren; vielmehr werden sie in ihrer Aufklärungs-und Bildungsarbeit verwendet 2. Vetters gemischte Strategie Der Vorsitzende des DGB, Heinz Oskar Vetter, verhielt sich, obwohl ihm die Gefahren kommunistischer Unterwanderung sehr wohl bekannt sind gegenüber den Analytikern der kommunistischen Einflußstrategien anders als die oben erwähnten Gewerkschaften. Er suchte nämlich auf dem DGB-Programmkongreß mit einer Strategie der Konfliktvermeidung einerseits — auf der konkreten Ebene der aktuellen DGB-Kontroversen — die Warner vor kommunistischer Unterwanderung als . Amokläufer", „Randgruppen“ oder „Eiferer" abzuqualifizieren, und andererseits — auf der allgemeinen Ebene des geschichtlichen Selbstverständnisses der Gewerkschaften — den Kommunisten einen . Anteil am Zustandekommen der Einheitsgewerkschaft" zu bestreiten

H. O. Vetter demonstrierte also auf dem DGB-Programmkongreß eine gemischte Strategie von „Flagge zeigen“ und „Unter-den-Teppich-kehren“. Nun mag man fragen, warum das Kommunismus-Thema überhaupt vom DGB-Vorsitzenden aufgegriffen wurde. Die Antwort: Nicht allein aus eigenem Antrieb, sondern vor allem, weil diese Diskussion ihm von denjenigen vier Gewerkschaften aufgezwungen wurde, die in die Präambel ein „Hintertürchen" (H. Rappe) einbauen wollten, mit dessen Hilfe die Kommunisten sich in die Tradition der Einheitsgewerkschaft, im Gegensatz zur Absicht des Programmentwurfs, hätten einschleichen können.

Müller-Vogg hat diese Versuche präzise zusammengefaßt: „Die Debatte über die Wurzeln der Einheitsgewerkschaft hat sich an dem Vorschlag des Bundesvorstandes entzündet, den Beitrag der freiheitlich-sozialistischen und der christlich-sozialen Richtungen der Arbeiterbewegung bei der Entstehung des Gewerkschaftsbundes besonders hervorzuheben. Die Formulierung, die neue Gewerkschaftsbewegung habe insbesondere diese beiden selbständigen Arbeitnehmerorganisationen aus der Weimarer Zeit zusammengeführt, macht deutlich, daß daneben noch andere ihren Beitrag zur Neuformierung geleistet haben ... Ausgerechnet die gewerkschaftlichen Gruppierungen, die in der Präambel die Würdigung des kommunistischen Engagements bei der DGB-Gründung vermissen, berufen sich nun auf die fehlende Erwähnung der Liberalen. Da sie sich für eine ausdrückliche Erwähnung der Kommunisten auf dem Kongreß keine Mehrheit ausrechnen, wenden sie sich ... gegen jede „Gewichtung" der verschiedenen gewerkschaftlichen Richtungen, die 1949 im DGB aufgegangen sind. Statt dessen soll der Antifaschismus zum einigenden Band der deutschen Gewerkschaften ... ausgerufen werden. Dafür machen sich neben anderen die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, die Industriegewerkschaft Druck und Papier und die Gewerkschaft Holz und Kunststoff stark.“

Gegen diese Absichten mobilisierte der DGB-Bundesvorstand zunächst mit einer Dokumentation, in der die Hintertürchen-Funktion der Abänderungsanträge aufgedeckt wurde Und in einer Klausurtagung im Dezember 1980 einigte sich der DGB-Vorsitzende mit wichtigen Einzelgewerkschafts-Vorsitzenden (Hauenschild, IG Chemie; Kluncker, OTV; Eu-gen Loderer, IG Metall), den Kongreß auf eine Einheitslinie einzuschwören, d. h., die von der Antragskommission vorgelegte Fassung nicht verändern zu lassen. Demgemäß zeigte Heinz Oskar Vetter in dem bereits zitierten Einleitungsreferat Flagge: „Einige Diskussionsbeiträge zu diesem Satz wie auch einige Anträge laufen darauf hinaus, einen Anteil der Kommunisten am Zustandekommen der Einheitsgewerkschaft — wie auch immer — sichtbar zu machen. Ich sage dazu mit aller Klarheit: Kommunisten bestreiten den Gewerkschaften seit jeher die Autonomie. Sie dulden die Gewerkschaften letztlich nur am Gängelband — neuerdings vielleicht sogar an der langen Leine der Partei. Genau dies bekämpfen die polnischen Arbeiter. Freie und demokratische Gewerkschaften können mit dem Führungsanspruch einer sich als Vorhut verstehenden Partei nicht leben. Wir bestimmen uns, wir bestimmen unsere Ziele selbst. Wir arbeiten mit den Parteien zusammen, die das respektieren, die bereit und in der Lage sind, unsere Forderungen auf dem Boden der parlamentarischen Demokratie durchzusetzen. Eine Diktatur, und sei es die des Proletariats, lehnen wir ab!"

Hiermit verband sich jedoch eine Distanzierung von denen, die durch konkrete Analysen überhaupt erst eine offene Auseinandersetzung mit den Unterwanderungstendenzen in Gang gebracht hatten: „Aber wenn wir so Flagge zeigen, schlagen wir uns doch nicht auf die Seite derer, die Amok laufen gegen eine angebliche kommunistische Unterwanderung.“ Die Auseinandersetzung mit kommunistischen Einflußstrategien müsse man „in eigener Verantwortung durchstehen. Das können wir nicht Randgruppen oder Eiferern überlassen.“ So bleibt abzuwarten, ob und wie der DGB, nachdem er dem Machtgewinn DKP-naher Kräfte jahrelang — auch nach dem spektakulären Jugendkongreß von 1977 — nahezu tatenlos zugesehen hat, den Worten Vetters Taten wird folgen lassen Die DKP jedenfalls gibt sich recht gelassen: „Große Diskussionen hat die Feststellung des Programmentwurfs über die Grundlagen der Einheitsgewerkschaft ausgelöst, die das Ziel hatte, die DKP sowie Gewerkschaftsmitglieder, die der DKP angehörten, aber auch andere progressive Kollegen aus der Gewerkschaft und ihren Traditionslinien auszugrenzen ... Nun können progressive Gewerkschafter sicherlich auch damit leben, wenn sie nicht ausdrücklich genannt werden und sich unter dem Wort, vor allem'wiederfinden auch wenn das nicht der historischen Wahrheit und den vielfältigen historischen und aktuellen tagtäglichen Anstrengungen und Aktivitäten kommunistischer Kollegen gerecht wird." 3. Die Mechanismen des Unter-den-Teppich-Kehrens Den Bemühungen in Medien und einigen Gewerkschaften, die Auseinandersetzung mit sowjetkommunistischen Einflüssen offensiv aufzunehmen, stehen in den Gewerkschaften jedoch stärkere Bestrebungen gegenüber, die ans Licht gekommenen Tatbestände und die Kritiken mit Schweigen zu übergehen oder aber Kritik zu diffamieren. Die wichtigsten Methoden der Tabuierung seien daher im folgenden dargestellt. ... diese Broschüre zu ignorieren“

Der Rezensent der „Zeit" hatte sich zu früh gefreut, als er die Veröffentlichung unseres Buches „Der Marsch der DKP.. " als „Bruch eines Tabus“ begrüßte und schrieb: „Dieses Buch ist ein Politikum. Bisher wurden die Probleme kommunistischer Infiltration in den Gewerkschaften behandelt, als ob man eine Familien-schande verbergen müsse. Man kannte die Organisation, die Organisationseinheit oder den Aufgabenbereich, der vom Krebs befallen war; man dachte aber nicht daran, den Krankheitsherd zu isolieren, geschweige denn, den Patienten zu operieren. Die Familienmitglieder, welche vor der Gefahr von Metastasen warnten, wurden verfemt. Man bekämpfte nicht den Virus, sondern die Diagnose und diejenigen, die sie stellten... Man glaubte, die Krankheit sei solange nicht gefährlich, als man sie nicht zur Kenntnis nehme."

Genau dies aber: Die Krankheit heilen wollen durch Nicht-zur-Kenntnis-Nehmen ist nach wie vor eine verbreitete Methode. Sie wurde schon gegenüber der DKP-Analyse des Oberurseler Referententeams angewandt: seine Verbreitung im DGB wurde verboten. Nun wird dieselbe Methode gegenüber der Analyse „Marsch der DKP durch die Institutionen“ angewandt. Den Vogel schoß dabei der 1. Vorsitzende der Gewerkschaft Holz und Kunststoff, Kurt Georgi, ab. In einem Brief 88) an die Funktionäre seiner Gewerkschaft empfahl er Totschweigen und Diffamieren: „Ich möchte Euch sehr herzlich bitten, überall dort, wo diese Broschüre erörtert bzw. zitiert wird, deutlich zu machen, daß es sich bei ihren Darstellungen um Halbwahrheiten, Unterstellungen und blinde Verdächtigungen handelt. Ansonsten haben wir allen Grund, diese Broschüre zu ignorieren und dafür zu sorgen, daß sie in unserer Organisation weder Beachtung noch Anklang findet.“

Die gleiche Politik, wenn auch meist nicht so offen, wird in vielen anderen tfortschrittliolien" Bereichen praktiziert, und auch KP-kritsche Beiträge anderer Autoren stoßen auf ^Gierigkeiten Weithin herrscht in der linksliberalen, linken und geweikschaftlichen Presse ein peinliches Schweigen über das Buch „Der Marsch der DKP.. .“ vor, soweit man nicht zu abwehrenden Diffamierungen greift

Eine besonders schlitzohrige Variante des Totschweigens leistete sich der „Stern“. Hier wurden die Auseinandersetzungen um die kommunistische Unterwanderung im DGB-Bereich in eine rechtssozialdemokratische „Hatz auf linke Kollegen" umgefälscht und ein Zur-Kenntnis-Nehmen des Buches „Der Marsch der DKP... durch irreführende Bibliographie (als handele es sich um eine Gewerkschaftsbroschüre!) nahezu unmöglich gemacht Hierauf hingewiesen, offenbarte der Redakteur Straubert in einem Brief an Vilmar, die beteiligten Redakteure hielten dieses Buch für so unwissenschaftlich, daß sie es als ihre „journalistische Sorgfaltspflicht" angesehen hätten, es nicht auch noch Millionen „Stern" -Lesern nahezubringen! Beachtlich: Gezielte bibliographische Fehlinformation als journalistische Sorgfaltspflicht.

Stereotypen der Diffamierung Es überrascht nicht, in jenem journalistischen Meisterstück just auf die gleichen diffamierenden Stereotypen zu stoßen, die sich auch in der gegen den „Marsch der DKP.. . geschriebenen Broschüre des DKP-Vorsitzenden Herbert Mies sowie in den den DKP-Einfluß faktisch abdeckenden Argumentationen von Pinkall/Richter im „Gewerkschafter" der IG Metall, von Lehnert/Lauenstein in „Erziehung und Wissenschaft Niedersachsen“ 93) und von Keuter in der „Welt der Arbeit“ 94) finden.

Es sind folgende vier Abwehrargumentationen, die in diesen Veröffentlichungen in be-merkenswerter Gleichförmigkeit auftauchen und in ihrer Gesamtheit ein Diffamierungssyndrom bilden, mit dem sowjetmarxistische Einflüsse gegen Kritik abgeschottet werden: 1. Es gehe eigentlich gar nicht um Kritik an den Sowjetkommunisten und ihren Freunden, sondern um den Kampf „rechter", sozialpartnerschaftlich eingestellter Sozialdemokraten gegen „linke“, aufrechte Sozialisten und Marxisten. 2. Die Autoren betrieben die Ausgrenzung der Kommunisten aus der Gewerkschaft und gefährdeten damit das Prinzip der Einheitsgewerkschaft. 3. Die Autoren würden in das Horn von CSU-Generalsekretär Stoiber blasen — sie verfielen in den reaktionären Antikommunismus und nutzten daher nur den Gewerkschaftsgegnern. 4. Die Analyse sei „unwissenschaftlich", „unseriös“ etc.

Zum Stereotyp: Kampf gegen „aufrechte Linke“

Dieses Argument wird durch seine 60jährige stete Wiederholung nicht richtiger Seit 1918, seit Rosa Luxemburg, waren es gerade die entschiedenen demokratischen Sozialisten, war es die sozialdemokratische Linke, die konsequent die leninistisch-kommunistische Theorie und Praxis bekämpft hat. Auch gegenwärtig sind es gerade reformsozialistische Linke wie das Oberurseler Team, Peter von Oertzen, Manfred Scharrer, Helga Grebing oder die Autoren des „Marschs der DKP...“, die die notwendige Kritik geübt haben. Unbekümmert um solche Tatbestände aber variieren die genannten Autoren das Stereotyp von einem Kampf gegen die „aufrechten Linken“, der hinter der DKP-Kritik stehe.

So schreibt DKP-Chef Mies auf S. 5 seiner zitierten Broschüre: „Man schlägt auf Kommunisten und meint alle Gewerkschafter, die auf kämpferischen Positionen stehen ... und ... die von Sozialpartnerschaft nicht viel halten. Man schlägt auf Kommunisten und meint alle kritischen Sozialdemokraten, die sich nicht mit der Einordnung gewerkschaftlicher Aktivitäten in den Rahmen der Regierungspolitik ... abfinden wollen." Analog die STERN-Redakteure in dem genannten Artikel: Rechte Gewerkschaftsvorständler und „SPD-Bundestagsabgeordnete ... (warnten) mit einer Broschüre ... vor dem . Marsch der DKP durch die Institutionen'... Gerade diese Kampfschrift macht die eigentliche Stoßrichtung der Kampagne deutlich: Im DGB soll der SPD-interne Streit zwischen rechten und linken Sozialdemokraten ausgetragen werden. Die linken Genossen sollen mit dem Vorwurf mundtot gemacht werden, sie seien Steigbügelhalter sowjetmarxistischer Einflußstrategien ... Diese Funktionäre haben für die DKP nichts übrig... Was sie aber für ihre konservativen Gegner im DGB so gefährlich macht, ist ihre harte Haltung gegenüber der Theorie von der Sozialpartnerschaft." Lehnert/Lauenstein operieren mit demselben Stereotyp — nur legen sie es den wegen ihrer DKP-Toleranz kritisierten Gewerkschaftern Benz, Preiss und Hensche in den Mund: Diese seien „Gegenstand böser Kritik" geworden, nachdem sie behauptet hätten, „die Legende von der kommunistischen Unterwanderung richte sich im Grunde gar nicht gegen die wenigen Kommunisten, sondern gegen alle jene Gewerkschafter, zumeist Sozialdemokraten, die gegen die Sozialpartnerschaftsideologie und für eine aktive gewerkschaftliche Interessenvertretung eintreten." Keuter kleidet dasselbe Stereotyp, daß es eigentlich gegen „ganz andere" gehe, in die Behauptung, „in weiten Teilen befassen sich die Autoren überwiegend nicht mit Kommunisten, sondern mit jenen, die sie als Freunde der DKP bezeichnen.“

Die Frage ist, ob jene Gewerkschafter oder Wissenschaftler oder Jungsozialisten, die das SPD-Parteibuch in der Tasche tragen, aber verhohlen eine Bündnispolitik im Interesse derer betreiben, die den Sozialismus in aller Welt in Mißkredit gebracht haben, „aufrechte Linke sind — jene aber, die ihre Ideologien und Taktiken offen bekämpfen, „Rechte“. Es gibt keinen Beweis dafür, daß diese sich in der praktischen Gewerkschaftspolitik stärker „sozialpartnerschaftlich" angepaßt verhalten als jene DKP-Bündnispartner, die zwar gelegentlich verbal-radikaler auftreten, im politischen Alltag sich aber de facto keinen Deut „progressiver" erweisen. Auch gibt es in der gesamten kritischen Auseinandersetzung buchstäblich keinen einzigen Satz, in dem die „aufrechten DKP-(nahen) Linken wegen ihrer angeblich stärker „kämpferischen" Haltung angegriffen würden. Die gesamte Konstruktion dieses Stereotyps fällt also, gänzlich unbelegt, in sich zusammen. 96 Zum Stereotyp:

. Gefährdung der Einheitsgewerkschaft"

Die DKP und ihre Freunde sind unentwegt auf der Suche nach großen „Dächern“ organisatorischer und ideologischer Art, unter die sie schlüpfen und andere in einem gefühlvollen Dunstkreis von „Einheit" an sich binden können. Der . Antifaschismus" ist ein solches Dach, der „Kampf für den Frieden" ein anderes und die „Einheitsgewerkschaft" ist ein drittes Integrationsdach. Heinz Oskar Vetter hat auf dem DGB-Programm-Kongreß deutlich gemacht, -daß die Kommunisten als politische Gruppierung nicht zu den tragenden Elementen dieser Einheitsgewerkschaft gehören, was nicht ausschließt, — daß sowjetkommunistisch orientierte Gewerkschafter als einzelne in ihr Platz finden können, solange sie nicht gegen Satzungen verstoßen.

Die gleiche Position wie Vetter nimmt die Arbeit über den „Marsch der DKP... ein.

Die DKP und andere jedoch folgern, eine Ausgrenzung der sowjetkommunistischen Position aus dem demokratischen Selbstverständnis der Gewerkschaften bedeute die Gefährdung von deren Einheit So schreibt DKP-Chef Mies, die gegenwärtige schwierige, krisenhafte Wirtschaftslage „erfordere ein Maximum an Zusammenarbeit der in der Einheitsgewerkschaft vereinten Sozialdemokraten, Christen, Kommunisten und Parteilosen. Aber gerade diese Einheit, diese Solidarität wollen die Verfasser und die, die ihr Buch preisen, verhindern".

WdA-Rezensent Keuter warnt vor „Eiferer-tum“, „wenn es um die Art der Auseinandersetzung in der Einheitsgewerkschaft geht". Massiver noch tabuieren die IG Metall-Rezensenten Richter/Pinkall die geforderte offene Diskussion mit dem Einheitsgewerkschafts-Argument: „Es ist klar, wem das nützt. Klar ist auch, daß diese Treibjagd nur stattfinden kann, wenn man sich zuvor von der Einheitsgewerkschaft verabschiedet hat.“ Auch die STERN-Redakteure unterstellen den Kritikern der KP-Unterwanderung, sie seien „überzeugt, eommunisten) dürfen keinen Platz in den Arbeitnehmerorganisationen haben". Lehnert/-uenstein schließlich wollen den Unterschied zwischen einer Ausgrenzung sowjetommunistischer

Positionen und einer Ausgenzung

von Personen nicht akzeptieren, und dowjetkommunisten schlicht als „Marxisten"

eklarierend fordern sie: „Entweder haben un Marxisten ihren legitimen Platz in der Gewerkschaftsbewegung, was allein dem Prinzip der Einheitsgewerkschaft ... entspricht, oder sie haben ihn nicht Und wenn ihnen dieser Platz zuerkannt wird, wie das verbal ja auch die Buchautoren tun, dann darf man ihnen nicht ankreiden, daß sie ihre Denkansätze in die gemeinsamen gewerkschaftlichen Auf-’ gaben einbringen.“

Gemeinsam ist den zitierten Autoren, daß sie — ganz im Gegensatz zum DGB-Bundeskongreß — in ihrem Verständnis von Einheitsgewerkschaft eines nicht begreifen oder hinnehmen wollen: daß eine Einheitsgewerkschaft sehr wohl Kommunisten als einzelne Personen integrieren kann, aber zugleich ebenso entschieden sowjetkommunistische Denkansätze, nämlich antidemokratische Orientierungen auf den totalitären Führungsanspruch einer von Moskau abhängigen Partei, als unvereinbar mit ihren Grundsätzen abweisen muß. Die Ausgrenzung von Personen aber, die die genannten Autoren den Kritikern der DKP-Bündnispolitik wider besseres Wissen unterstellen, ist von diesen nirgends gefordert worden.

Zum Stereotyp: „Kommunistenhatz nützt Gewerkschaftsgegnern"

Bereits oben ist darauf hingewiesen worden, daß der Hinweis, die Beschäftigung mit negativen Erscheinungen im eigenen Lager nütze nur dem Gegner, eine beliebte und weitverbreitete Rechtfertigung für das „Unter-den-Teppich-Kehren“ ist. Dieses polemische Stereotyp darf daher natürlich auch bei Mies und den anderen hier Zitierten nicht fehlen, ebenso wenig wie das immer wieder gern gebrauchte Horrorbild von der „Treibjagd“ (Mies), „Hatz" (Straubert/Tornow), „Büchsenspanner" und „Kammerjäger“ (Richter/Pinkall). Ein Kommentar zu solchen Sprach-und Argumentationsformen, mit denen man sich Kritik vom Leibe hält, dürfte sich erübrigen.

Zum Stereotyp: „Unwissenschaftlich“

Für die sowjetkommunistische Position, die sich selbst als „wissenschaftlicher Sozialismus" begreift, liegt der Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit gegenüber anderen Auffassungen nahe. Er begleitet die politische Auseinandersetzung. Selbstverständlich taucht dieses Stereotyp bei Mies, fast gleichförmig aber auch bei den Stern-Redakteuren, bei Keuter, bei Lehnert/Lauenstein und Richter/Pinkall auf: „Der Marsch der DKP durch die Institutionen" sei ein lediglich mit wissenschaftlichem Heiligenschein geschmücktes Buch, wissenschaftlich unseriös, enthalte „historische Ver35 Zerrungen und Unterlassungen" und entbehre „wissenschaftlicher Redlichkeit".

Daß den „Marsch der DKP... eine wertbezogene, aber offengelegte Kritik des Sowjetmarxismus durchzieht, daß er sich in seiner sprachlichen Formulierung an eine breitere Öffentlichkeit als an Fachkollegen wendet, mag Kritikern nicht schmecken — sachlicher Richtigkeit tut dies jedoch keinen Abbruch. Und wenn eine Betrachtung sowjetkommunistischer Einflußnahme, die sich im Halbdunkel abspielt, nur schlaglichtartig sich herausbildende Machtverhältnisse und politisch-ideologische Optionen beleuchtet, so ist dies hier ein dem Gegenstand angemessenes Verfahren, sofern nur — was geschehen ist — unzulässige Generalisierungen vermieden werden.

Liest man die z. T. umfangreichen Texte der wissenschaftlichen Linienrichter und sucht nach genaueren Begründungen für ihren Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit, so kommt man schließlich zu einem erstaunlichen Resultat: Von wenigen, nebensächliche Details betreffenden Einwänden abgesehen, findet sich nicht ein einziger konkreter Beleg für ihre These

Einige tatsächliche Detailfehler, auf die teilweise von anderer Seite hingewiesen wurde, konnten in der 2. Auflage des „Marsches der DKP.. nicht korrigiert werden, da der Verlag ohne Abstimmung mit den Autoren nachdruckte; in dem Buch „Was heißt hier kommunistische Unterwanderung“ wird ausführlich darauf eingegangen

III. Schlußfolgerungen für die Bildungsund Organisationsarbeit

Die Beispiele sowejtkommunistischer Unterwanderung oder Einflußnahme, vor allem aber die weithin fehlende oder unzureichende Auseinandersetzung mit ihnen fordert die Frage heraus, was zu tun sei. Hier seien wenigstens einige Konsequenzen für die Bildungsund Organisationsarbeit demokratischer Organisationen vorgeschlagen 1. Hinweise zur Bildungsarbeit Zunächst: In der Bildungsarbeit der Gewerkschaften (und nicht nur hier) dürfte es sich als notwendig erweisen, das Thema „Sowjetkom-munistische Ideologien und Einflußstrategien" zu einem Schwerpunktthema zu machen Dabei ließen sich personelle und geistige Ressourcen nutzen, wie sie z. B. in der Kommunismus-Forschung, in der „Hochschulinitiative Demokratischer Sozialismus" und deren Publikationen oder — beim DGB selbst — in Form, einer umfangreichen Dokumentation ei-ner älteren Bildungsaktion des DGB (Neun „Ost-West-Seminare für die Kreis-und Ortsausschußvorsitzenden des DGB" aufgrund eines DGB-Vorstandsbeschlusses vom 4. Juli 1960) bereits existieren

Im „Marsch der DKP ...“ haben die Autoren, gemeinsam mit Ossip K. Flechtheim und Manfred Wilke, speziell für die gewerkschaftliche und politische Bildungsarbeit die wichtigsten sowjetmarxistischen Ideologien und Einflußstrategien ausführlich dargestellt. Die gerade auch mit dieser Arbeit ermöglichte organisationspolitische und ideologiekritische Auseinandersetzung muß naturgemäß insbesondere in den linken Organisationen, in SPD und DGB, geführt werden. Bildungs-, Satzungsund organisationspolitische Maßnahmen müssen dabei in der Verhinderung des „verdeckten" Machtgewinns, in der Identifikation und unerbittlichen politischen Kritik DKP-naher Personen, Gruppen, Medien, Initiativen, Komitees etc. bestehen, nicht dagegen in Ausschlüssen — solange eine Person oder Gruppe nicht durch konkrete politische Aktionen eindeutig, (schieds) gerichtsnotorisch gegen die Verbandssatzungen verstößt. Die strukturell antidemokratische Haltung, die dem Sowjet-marxismus zur Last gelegt werden muß, ist in offener und öffentlicher Kritik, in der politischen Informationsund Bildungsarbeit der Parteien und Verbände sowie durch strengere Verfahrensregelungen bei Gremienwahlen etc. (s. unten) ins allgemeine Bewußtsein zu bringen, nicht aber administrativ zu bekämpfen — solange sie sich nicht nachweislich ver-bandssschädlich auswirkt.

Für diese Bildungsarbeit, aber auch für eine wohl unabdingbare Ergänzung in den Grundsatzerklärungen wäre es schon ein großer Schritt nach vorn, wenn die demokratischen linken Organisationen die grundlegenden Gegensätze zwischen Reformprinzipien und dem Sowjetkommunismus in verbindlicher Form für alle Mitglieder herausarbeiteten. Daß dies klar und deutlich, auch zusammengefaßt formulierbar

ist, zeigt das folgende Tableau Demokratische Sozialisten -begreifen Sozialismus als ständige Aufgabe unabschließbarer Gesellschaftsreform;

-orientieren sich an Grundwerten, über deren politische Umsetzung immer neu Überein-stimmung („Konsens") erzielt werden muß;

-begreifen die Verfassung der parlamentarischen Demokratie als unabdingbare politische Norm;

-lehnen daher die Sowjetunion als Sozialismusmodell ab.

Sowjetkommunisten -begreifen Sozialismus als grundlegend hergestellt durch Sozialisierung der Produktionsmittel in einem revolutionären Akt;

— orientieren sich an marxistisch-leninistischer Kenntnis des Geschichtsablaufs;

-begreifen „Parlamentarismus“ als „bürgerlicSeDemokratie", daher nicht als unabdingbare Politische Norm;

-akzeptieren dagegen die Sowjetunion als Vormacht und Vorbild des Sozialismus. 2. Organisationspolitische Erfordernisse;

demokratische Auswahlverfahren garan-

tieren Auch derjenige, der die inhaltliche Auseinanersetzung vorzieht, kann sich nicht so naiv stellen, daß er die Bindung von Organisations-^gliedern an Satzungsregeln für unnötig elte — allerdings müssen diese satzungsmä-ßigen Regelungen gerade nicht auf den „Rausschmiß"

von Kommunisten hinzielen, sondern erstens auf die Verhinderung ihrer Manipulation von „Basisdemokratie" und zweitens auf die unabdingbare Verpflichtung, politische Positionen offenzulegen; schließlich, wenn tatsächlich „Unvereinbarkeit" festgestellt wird, können die damit verbundenen Sanktionen eine sehr abgestufte Folge von Maßregelungen beinhalten, deren letzte erst der Ausschluß sein muß.

Die erste Forderung im hier zu diskutierenden Zusammenhang ist, sämtliche unmittelbaren Delegationsverfahren so abzusichern, daß nicht die Manipulation durch kleine, aktive Kadergruppen weiterhin als „Basisdemokratie"

ausgegeben werden kann. Zur Zeit erleben wir in der Tat, wie oben dargestellt, in vielen Bereichen eine Pervertierung des gesamten Demokratisierungskonzepts, die deren Bestand überhaupt zerstören kann, wenn man nicht strengere Voraussetzungen für die Gewährleistung ihrer Prinzipien schafft. Das bedeutet konkret:

1. Wo immer eine bestimmte Minderheit der Betroffenen Widerspruch gegen die Zusammensetzung ihrer durch Wahlen in „Basisversammlungen"

zustande gekommenen Gremien anmeldet (seien es nun Vertreter bzw.

Gremien der Eltern, der Schüler, der Jugendgruppen — insbesondere Stadt-oder Landesjugendringe —, der Studenten, der Bürgerinitiativen oder der Belegschaften, der politischen oder gewerkschaftlichen Jugendverbände), dort müssen Neuwahlen unter strengeren Bedingungen stattfinden: Anstelle einer Vertreterwahl durch die de facto Anwesenden oder Wählenden einer Gesamtheit (von Eltern, Betroffenen, Studenten, Mitgliedern ...)

muß eine Urwahl mit unabdingbarer Mindestbeteiligung oder Wahlpflicht'0*) treten.

Außerdem sollte die Möglichkeit einer Auswahl (mehr Kandidaten als zu Wählende) bestehen.

Drittens ist es unabdingbar notwendig, daß Kandidaten ihre politische Position offen darlegen.

Nur durch konsequente Anwendung dieser Mindestregeln kann reale Basisdemokratie in gesellschaftlichen Teilbereichen gesichert werden — an Stelle einer bloßen Farce von Basisdemokratie, bei der zwar von den Kadern die Basis beschworen, in Wahrheit aber nur eine kleine Minderheit in „Vollversammlungen" etc. mobilisiert wird, die bestenfalls eine Basis symbolisieren kann, in der Regel aber zur Basis selbst hochstilisiert wird. Dabei wird es nach wie vor viele Bereiche geben, wo die „Basis" auch durch solche „Voll" -oder Mitgliederversammlungen und deren Vertreter sich adäquat repräsentiert findet. Wo immer aber kleine, kadermäßig organisierte, politisch extreme Minderheitsgruppen durch ihre Aktivität solche „Ws" oder „MVs", die nur einen kleinen Bruchteil der Basis ausmachen, dominieren, wird ohne Anwendung jener formulierten Regeln die Basisdemokratie, die gesellschaftliche Demokratisierung, in ihr Gegenteil verkehrt: in die De-facto-Diktatur einer kleinen politischen Machtelite. Die Urabstimmung beim Streik (mit qualifizierten Quoten) wäre demgegenüber durchaus ein Vorbild

Was die Sozialdemokratische Partei betrifft, so sollte es klare Satzungsbestimmungen geben: Für Mitglieder der SPD, die nicht nur einige analytische Elemente der Stamokap-Theorie sondern auch die sowjetmarxistische „antimonopolistische" Bündniskonzeption übernehmen, sich politischen Aktionen oder Koalitionen anschließen, die von DKP-(Tarn) Organisa-tionen dominiert werden, muß schlicht gelten, daß dies mit der SPD-Mitgliedschaft unvereinbar ist und daß es als parteischädigendes Verhalten offen und öffentlich artikuliert wird. Wobei „Unvereinbarkeit" keineswegs mit „Rausschmiß" gleichgesetzt werden muß, sondern eine Folge von Sanktionen nach sich ziehen kann.

Was die Gewerkschaften betrifft, so müßte zumindest die Offenlegung der partei-und bündnispolitischen Position für Gewerkschaftsmitglieder, die sich für Funktionen zur Wahl stellen, durch Grundsatzbeschluß festgelegt sein. Denn es nützt wenig, auf die formelle DKP-Mitgliedschaft abzustellen — im Gegenteil, die „offenen“ Kommunisten sind nicht (oder am wenigsten) das Problem. Weitaus wirkungsvoller wäre jedoch eine ganz konkreteAbgrenzung der gewerkschaftlichen von der sowjetkommunistischen Theorie und Praxis als mit den demokratischen und sozialen Grundsätzen, zu denen sich das DGB-Grundsatzprogramm bekennt, unvereinbar. Die bloße Ausgrenzung der Kommunisten aus der gewerkschaftlichen Geschichte und Tradition leistet dies nicht — im Gegenteil, sie behält ein diskriminierendes, willkürliches Element wenn sie nicht auch für das Hier und Heute ganz präzise begründet wird

Fussnoten

Fußnoten

  1. Um der Klarheit der Begriffe willen ist es notwen-dig, nicht einfach von kommunistischen, sondern von sowjetkommunistischen Organisationen und wategien zu sprechen, da der von der Sowjetunion gesteuerte und sie als führende Macht anerken-Mode Kommunismus streng etwa von eurokommu-nistischen, trotzkistischen oder sinokommunisti-sehen Positionen zu unterscheiden ist Ebenso ist lwjetmarxismus genau von unabhängigen marxisuschen Positionen zu unterscheiden: Für Sowjet. arXisten dient der marxistische Sprachgebrauch mmer wesentlich auch zur Rechtfertigung sowjetischer Politik.

  2. Fritz Vilmar, Was heißt hier kommunistische Unterwanderung. Eine notwendige Analyse — und wie die „Linke" darauf reagiert (in Zusammenarbeit mit Wolfgang Rudzio und Manfred Wilke), Ullstein-Taschenbuch, Berlin 1981.

  3. So Rudi Mews in: Vorwärts, 19. 3. 1981, S. 9f.

  4. Karl Hauenschild, Zur Situation und zur Diskussion in der und um die IG Chemie-Papier-Keramik, in: Gewerkschaftliche Umschau 1/1981, Dokumentation, S. VI.

  5. Der scheinbar unbestimmte Begriff „DKP-nahe“ wird verwandt, da die Mehrheit derer, die in wesentlichen Punkten DKP-Positionen vertreten, nicht eingeschriebene DKP-Mitglieder sind, sondern, wie die Vorsitzende der GEW in NRW, Ilse Brusis, zu Recht präzisierte, „sogenannte Stamokaps, deren politische Heimat ideologisch eigentlich die DKP ist, die aber... ein Parteibuch einer der großen Parteien vorzeigen" (vgl. „Der Marsch der DKP ..", S. 37). „Stamokaps''sind Anhänger der sowjetmarxistischen Theorie des „Staatsmonopolistischen Kapitalismus“, die besagt, daß der Staat notwendigerweise den Interessen des großen Kapitals diene und nur das „antimonopolistische Bündnis" mit der DKP die Wende bringen könne. Vgl. Wolfgang Rudzio, Politische Perspektiven der „Stamokap'-Theorie, in: Gewerkschaftliche Monatshefte, 4/1979, S. 228 ff.

  6. Vgl. „Der Marsch der DKP ..", S. 25, wo diese von den IGM-Vorstandsmitgliedern Benz und Preiss ausgehenden Auseinandersetzungen im einzelnen dargestellt wurden. Daß die von dem Kollegen Schwab diagnostizierten Einflüsse real und nicht bloßes „Gerede" sind, hat sich in jüngster Zeit aufs Schlimmste bestätigt: Eine massive DKP-nahe Mehrheit einer 1 o 0o 0köpfigen DGB-Jugend-Delegation hat im August 1981 auf einem internationalen Gewerkschaftsjugendtreffen des IBFG in Sevilla rücksichtslos eine rein antiwestliche, die UdSSR von jeglicher Kritik freihaltende Antirüstungs-Resolution durchgepaukt. (Vgl. die Dokumentation bei Vilmar, a. a. O. (Fußnote 3j, S. 201 ff.)

  7. Heinz Oskar Vetter, Aus der Geschichte lernen — die Zukunft gestalten, in: Gewerkschaftliche Monatshefte, 11/1979, S. 674.

  8. Nachrichten, Heft 1/1981, Frankfurt. S. 2.

  9. Hugo Müller-Vogg, Die Gewerkschaften und ihre Geschichte, in: FAZ vom 3. 3. 1981. Hervorhebungen. v. d. Verfassern.

  10. Feststellung, daß die Kommunisten und ihre nuandnispartner versuchen, unidentifizierbar zu V en, wurde 1981 auch von Eugen Loderer, dem sitzenden der IG Metall, bestätigt: „Schlimmer schringetragene DKP-Mitglieder sind die Panzermotank-Kommunisten, die Mitglieder in einer demoxrattischen Partei sind, in Wirklichkeit aber kom-wunistische Ziele verfolgen." (Loderer, Die DGB-Gein-uSChaften haben keine kommunistische Wurzel, Handelsblatt vom 13. /14. 3. 1981.)

  11. H. Lehnert u. R. Lauenstein, Auf Umwegen zur Macht? Eine notwendige Rezension: Wilke, Vilmar u. a„ Der Marsch der DKP durch die Institutionen', in: Erziehung und Wissenschaft Niedersachsen 3/1981, S. 9.

  12. H. Mies, DKP und Gewerkschaften. Klarstellungen zum Buch „Der Marsch der DKP durch die Institutionen", Broschüre des DKP-Vorstandes, Düsseldorf. April 1981, 31 S.

  13. Peter Scherer, Der Kampf gegen das Sozialisten-gesetz (Arbeitsheft 512 IG Metall), Frankfurt, März 1978.

  14. Frankfurter Rundschau, 10. 3. 1981. Nach einer entsprechenden Überarbeitung ist dieser Leitfaden wieder für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit vorgesehen. — Zu bemerken ist, daß von der DKr und DKP-nahen Kräften der Begriff . Antifaschismus" als einigendes ideologisches Band für ihr „antimonopolistisches Bündnis" unter Führung oder. zu mindest Einschluß der DKP mißbraucht wird. V& 1 dazu im Detail F. Vilmar, Was heißt hier kommunistische Unterwanderung, a. a. O. (Fußnote 3), S. 46t. u. 106ff.

  15. Adolf Brock, Ulrich Mückenberger, Oskar Negt Die Jugendschule wird erwachsen. 25jähriges Jubiläum der DGB-Schule Oberursel inmitten von Konflikten und innergewerkschaftlichen Kontroversen, in: Kritik Nr. 22/79, S. 55ff.; hier S. 63. Vgl. zum Gesamtkomplex auch Manfred Dammeyer. Das alternative Bildungskonzept, Oberhausen 1980.

  16. Eine breite Dokumentation und Quellennach-C 616 der hier erwähnten Kritik von Scharrer, Beier, RTsoing und Pirker, die auch von der Frankfurter nindschau dokumentiert wurde, bietet das IX. Ka-Pe des „Marschs der DKP .. " (S. 187— 206).

  17. Verfaßt vom Referententeam der DGB-Jugend-schule in Oberursel und, in überarbeiteter und durch Fallbeispiele ergänzter Form, integriert in den „Marsch der DKP ..." (S. 64— 120). Dort wird auch dokumentiert (S. 25 f.), wie Vorständler der IG Metall diese Kritik zu unterdrücken vermochten.

  18. Vgl. die Dokumentation dazu im „Marsch der DKP ...", S. 113— 120.

  19. Von den Kritikern des internen HWP-Regimes wurde u. a. als skandalöser Einzelfall berichtet, daß 1980 wochenlang eine großaufgemachte Wandzeitung unbeanstandet in der Schule hängen konnte, in der der Einmarsch der sowjetischen Truppen in Afghanistan begrüßt und gerechtfertigt wurde.

  20. „Frage: . Kann außerhalb Mexikos ein Eispickel benutzt werden? Antwort: . Benutzen ist eigentlich zu viel gesagt, allerdings treten in letzter Zeit Fälle auf, bei denen man annehmen muß, hier ist ein Eis-pickel im Spiel. Besonders im Frankfurter Uni-Bereich ist dieses Phänomen zu beobachten. Da ein Eispickel ja bekanntlich nicht aus Eis besteht ..., sollte sich jeder vor diesem gefährlichen Instrument vorsehen'.“ Zitiert nach: Franks. Rundsch. v. 15. 1. 1981. Bekanntlich wurde Trotzki im Auftrag Stalins im mexikanischen Exil mit einem Eispickel ermordet.

  21. Vgl. dazu im einzelnen den Informationsdienst „Das Junge Wort", Wiesbaden, 14. 1. 1981.

  22. „Den Einfluß der DKP diskutieren“, in: FAZ vom 7. 1. 1981.

  23. Von Oertzen verband seine Kritik an der „Marburger“ Gewerkschaftsgeschichte mit einem Kommentar zu einem Aufsatz von Wolfgang Abendroth, in dem dieser zu Rudolf Bahro Stellung nahm. Oertzen gelangte zu der Schlußfolgerung: Abendroth steht prinzipiell auf der Seite des politischen Systems des sogenannten realen Sozialismus. Er kritisiert ihre . Unterdrückungshandlungen'nur aus taktischen Gründen. Er hält die Freiheit der Wissenschäft, der Meinung und der politischen Betätigung nicht prinzipiell für unantastbar, sondern fordert diese Freiheit nur für die . bürgerliche Demokratie: dem . sozialistischen'Staat gesteht er das Recht zu, diese Freiheiten aus politischen Opportunitätsgrunden einzuschränken ... Die Auffassungen Abendroths (sind) unvereinbar mit den Grundsätzen der Demokratie, den Zielen des Sozialismus und den Traditionen der freiheitlichen Arbeiterbewegung. Frankfurter Rundschau. 3. 4. 1979. .

  24. Vgl. z. B.seine Leitartikel in der „Sozialistischen Politik" vom Mai 1959, Oktober 1961 oder Januar 1963.

  25. Manche Uninformierte mögen allerdings den Positionswechsel Abendroths nicht mitbekommen haben. Selbst die „Welt der Arbeit" vom 23. 4. 1 apostrophierte Abendroth noch euphorisch als „großen alten Mann der Arbeiterbewegung“. Es empfiehlt sich, die folgende Fallstudie 1m Kontext der weiteren Fallstudien aus dem Schu " Medien-. Friedensbewegungsund Jusobereich zu sehen. Vgl. Vilmar, a. a. O. (Fußnote 3), S. 89-— 10-

  26. Vgl. Krause/Lehnert/Scherer, Zwischen Resignation und Revolution. Politische Grundströmungen, Alternativkultur und Hochschulaktivitäten in der Studentenschaft, Bonn 1980: 1, 9% der Studenten stimmten 1979 für die Sowjetkommunisten.

  27. Fritz Vilmar, Gesamteuropäische Koexistenz und innersozialistische Kritik, in: Dutschke/Wilke Hrsg. Die Sowjetunion, Solschenizyn und die westliche Linke. Reinbek (rororo) 1975, S. 55- 64. Vgl. die Zusammenfassung der Analyse und die Einschätzungen der seitherigen Entwicklung, in: Der MarschS. 109-113

  28. Dies im Unterschied zu einer Formulierung in Der Marsch der DKP ... (S. 19), wo der gesellschaftswissenschaftliche Bereich der Universität gesondert genannt worden war.

  29. Erklärung Liste SHB-JUSO zu Stupa-Wahlen s 4 'S. 3; SHB-Wahlkampfzeitung Nr. 2, Jan. 1981,

  30. Vgl. Deutsche Volkszeitung, 7. 9. 1972; Protokoll des Konzils der Universität Oldenburg, 4. 7. 1974.

  31. Wahlergebnisse nach uni-info (Hrsg. Presse-und Informationsstelle der Universität Oldenburg) 29. 1. 1975; 7/1975; 26. 2. 1979; 25. 5. 1980; 29. 6. 1981; Nordwest-Zeitung, 4. 2. 1981.

  32. Prot. Konzil 13. 3. 1974; Der Kommunist/Organ der DKP-Hochschulgruppe Oldenburg, Okt. 1976, S. 1/2.

  33. Nordwest-Zeitung, 6. 12. 1973; Prot. Konzil 18. 4. 1974.

  34. Flugblatt „Streikbruch" des ASTA der CvO-Uni-versitat o. D.; Bericht an den Rektor der Universität Oldenburg, 5. 12. 1977. Politisch pikant war dabei, daß die zur Sprengung ausersehene Veranstaltung gerade die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung aus nicht DKP-naher Sicht behandelte und sich ein Teil der Hörer wie der Dozent geweigert hatten, die Veranstaltung zur Agitation gegen die sozialdemokratische Hochschulpolitik umzufunktionieren.

  35. uni-info, 20. 11. 1978.

  36. uni-info, 21. 2. 1977.

  37. Vgl. z.B. SHB-Vorwärts, Oldenburg, Nov. 1976, S7

  38. Veranstaltungsverzeichnis der Universität Oldenburg WS 1980/81, S. 95 und 58; MSB, Stupa-Wahl WS'1980/81, S. 19.

  39. Vgl. etwa Der Kommunist, Sept. 1977, S. 7; Das iPrchrohr/Zeitung der DKP-Betriebsgruppe, Juli a. 2; Das Sprachrohr, Juli 1981.

  40. Das Sprachrohr, 1/1980, S. 3.

  41. uni-info, 21. 2. 1977; 29. 4. 1980; Wahlaufruf BdWi Oldenburg 1980; Nordwest-Zeitung, 6. 9. 1976; Veranstaltungsverzeichnis WS 1980/81, S. 67.

  42. uni-info, 21. 2. 1977; diverse Veranstaltungsverzeichnisse, insbes. WS 1980/81, S. 66/67.

  43. Z. B. Prot Konzil 21. 1. 1976; Konzilsbeschlüsse in: uni-info, 9. 5. 1975 und 15. 11. 1977.

  44. uni-info, 9. 5. 1975; Walter Felscher, Berufsverbot, in; Notices of the American Mathematical Society, Nov. 1980, S. 631 ff., hier S. 633.

  45. uni-info, 7/1975.

  46. Prot Konzil, 21. 1. 1976.

  47. Stupa-Press, 21. 6. 1979.

  48. Erklärung Liste SHB-JUSO zu Stupa-Wahlen 1978, S. 3.

  49. Prot. Konzil 21. 1. 1976, 20. 6. 1977, 2. 111977. Zum letzteren vgl. die Warnungen in SPD Serice Presse-Funk-TV, 25. 10. 1977 (insbes. Ausführungen H. Koschnick).

  50. Presseerklärung des Rektors zum Grolle-Inter-SeW. vom 25. 9. 1975; uni-info, 25. 9. 1975.

  51. Prot Konzil, 19. 4. 1978.

  52. MSB. Stupa-Wahl WS 1980/81, S. 5.

  53. Grundordnung der Universität Oldenburg, in: Eniversität Oldenburg, Studienführer SS 1974, s 5ff. hierS. 11.

  54. ASTA der CvO-Universität, Offener Brief an i 98o) 5nschaf tsminister Pestel, o. D. (Nov. /Dez.

  55. Zum Konzil siehe uni-info, 16. 3. 1977.

  56. Vgl. Veranstaltungsverzeichnisse bis einschließlich WS 1980/81. Hinsichtlich des Veranstaltungsverzeichnisses zeichnet sich neuerdings insofern ein Wandel ab, als der neugewählte Universitätspräsident gegen diese Formulierungen im Verzeichnis des SS 1981 einschritt und sie aus einem Teil der Auflage entfernen lassen konnte.

  57. Vgl. Fußnote 57.

  58. SHB-MSB extra FB 3. Okt. 1979; SHB-Vorwärts, Dez. 1980; uni-info 20. 11. 1978; SHB-Wahlkampfzeitung Nr. 2, Jan. 1981, S. 4; FlugblattStreikbruch''des ASTA der CvO-Universität, o. D. (Nov. /Dez. 1977).

  59. Erst nach Intervention des Rektors wurde die „Strafe“ auf einen Sitzungsausschluß ermäßigt Unabhängige Hochschulgruppe, Information an alle Angehörigen der Universität Oldenburg o. D. (Dez. 19765

  60. RCDS/Oldenburg, argumente zu den wählen, Jan. 1981, S. 3.

  61. Nordwest-Zeitung. 12. 12. 1980. Immerhin ist das dramatische Ansteigen des DKP-Stimmenanteils in Oldenburg auf nun 79 ’ (Kommunalwahl 1981) auch auf diesen Einfluß zurückzuführen. 640) Aus Raumgründen kann die detaillierte Darstellung der für unser Thema zentralen Fragestellung, die nicht ohne Grund auch im Haupttitel dieses Aufsatzes artikuliert ist. hier nicht erfolgen, v&. dazu die exemplarischen Analysen über die Machtübernahme linksorthodoxer (aber keineswegs sowjetkommunistisch orientierter) Aktivisten (a) in der Münchner SPD und (b) in der britischen Labour, party — in beiden Fällen mit destruktiven Folgen F. Vilmar. Was heißt hier kommunistische Unter Wanderung, Berlin 1981, S. 163— 176.

  62. Vgl. dazu z. B.: Bodo Zeuner. Innerparteiliche De-Ko’Katie Berlin 1970, insbes. S. 72— 85; Heino CK, Geschichte und Struktur des deutschen Parensystems, Opladen 1971, S. 4711.

  63. Beachtlicherweise hat der DGB-Bundesvorstand dies in einem neuen . Positionspapier zur gewerkschaftlichen Jugendarbeit" in These 21 beim Namen genannt, wenn auch der konkrete Hinweis auf die DKP-Freunde fehlt: „Wenn die Zahl von aktiven jungen Mitgliedern, die auch zur Übernahme von Funktionen bereit sind, zu gering bleibt, wird politischen Gruppierungen innerhalb der Gewerkschaftsjugend die Besetzung von Funktionen in einem Ausmaß ermöglicht, das in keinem Verhältnis zu ihrer tatsächlichen Mitgliedsstärke steht. Damit besteht auch die Gefahr des Mißbrauchs gewerkschaftlicher Funktionen für parteipolitische Zwek-ke. Damit wird gewerkschaftliche Arbeit nach innen und außen diskreditiert und den Gewerkschaften insgesamt Schaden zugefügt. Deshalb muß gewerkschaftliche Jugendarbeit bestrebt sein, die Arbeit so zu gestalten, daß ein möglichst großer Kreis von Jugendlichen bereit ist eigene Aktivitäten zu entwik-keln und Funktionen zu übernehmen.“ (Zitiert nach . Gewerkschaft!. Umschau“ der IG Chemie, Nr. 1/81, S. 23, Hervorheb. v. uns, d. Vers.).

  64. Die umfassende Analyse im „Marsch der DKP..." verdankt daher der Frankfurter Rundschau wesentliches: vgl. dort die Fußnoten 3, 6, 10, 23, 41, 156, 193, 242. Vgl. Süddeutsche (27. 11. 1980), Stuttgarter (13. 1. 1981), Frankfurter Allgemeine Zeitung (15. 11. 1980), Mannheimer Morgen (10. /11. 1. 1981), Handelsblatt (18. 11. 1980), Kölner Stadt-Anzeiger (5. 3. 1981), „Zeit" (6. 2. 1981), „Rheinischer Merkur (12. 12. 1980) oder „Deutschland-Magazin“ (2-1-198 'der CDU. Lediglich Springers „Welt am Sonntag (25. 1. 1981) verband einen großen (im übrigen fas. tengetreuen) Bericht mit einer Aufmachung, die führende, die DKP-Einflüsse verharmlosende Gewerkschaftsfunktionäre als „Brigade Honecker di famierte.

  65. VgL u. a. Detlef Hensche. Die Legende von der sommunistischen Unterwanderung“, in: Gewerk-sApiche Monatshefte 8/79, S. 471— 483, hier: Auf " t X 8l. dagegen die Kommunismus-kritischen Haysatze von Vilmar im gleichen Heft sowie von 4/584 Grebing und von Wolfgang Rudzio in Heft 1979

  66. OTV-Magazin 10/79, S. 11.

  67. Ebenda.

  68. Vgl. ötv-magazin 6/81, S. 43: Hans Schwalbach, Die Geschichte des ständigen Kampfes um Einfluß.

  69. Gewerkschaftliche Umschau 3/79, S. 19.

  70. Vgl. Georg Benz, Hans Preiss, Vom Stolz über das Abfangen antiautoritärer Tendenzen I, in: Frankfurter Rundschau vom 12. 1. 1980 (Dokumentation).

  71. Bericht der Frankfurter Rundschau vom 23. 2. 1980.

  72. Hermann Rappe, Auf dem Prüfstand. Die Einheitsgewerkschaft und ihre Tradition, in: Gewerk: schaftspost der IG Chemie 3/81, S. 16. Was es m dem Hintertürchen — dem Begriff .freigewer schaftlich" auf sich hat, wurde oben, S. •, von Mu ler-Vogg bereits dokumentiert.

  73. Karl Hauenschild, Zur Situation und zur Diskussion in der und um die IG Chemie-Papier-Keramix in: Gewerkschaftliche Umschau 1/81, Dokumentation S. VII. Zur „These 37” vgl. Vilmar, a. a. O. (ru note 3), S. 19f.

  74. Vgl. ebenda. S. VII ff.

  75. Auch eine weitere Feststellung der Hamburger-forum-Analyse in der „Einheit“ ergänzt unsere Faktenanalyse des ersten Teils: „Ebenfalls dabei ist der zum Stamokap-Flügel zählende Juso-Landesvor-stand der Hansestadt. Auch viele Dozenten von der gewerkschaftsnahen Hochschule für Politik (HWP) mit dem HWP-Präsidenten Norbert Aust an der spitze stehen in trauter Eintracht mit DKP-Funktio-närenaauf der Liste." (S. 3).

  76. Vgl. Norbert Römer, Endlich. Buch über „Marsch der DKP'liegt vor, in: Einheit, Nr. 23 v. 1. 12. 1980, J. 4.

  77. Vetter hat am 18. 10. 1979 in dem IG Metall-Bilungszentrum Sprockhövel gegen diese Einfluß-Strategien Stellung genommen: „Politische ... Diskussion in ... (den) Gewerkschaften ... bedeutet anch — ich sage das im Hinblick auf jüngste Auseinondersetzungen nicht nur in der Gewerkschaftsjugend —, daß alle Versuche abgewehrt werden mstsnein die Willensbildung der Gewerkschaften polisehe Konzepte hineintragen und durchsetzen zu ollen, die nicht von dem Willen der Mitglieder musgehen, sondern in Parteien — welche auch immer vorformuliert werden. Wir bestreiten keikem Mitglied das Recht, sich zu einer Partei zu bennen — und sei es die DKP. Wir wehren uns aber dagegen, wenn durch eine Bündnis-und Kaderpoliin den Gewerkschaften Positionen hoffähig gemacht werden sollen, die die Zusammensetzung unsererMitgliedschaftin keiner Weise repräsentieren und bei einer offenen Auseinandersetzung auch keine Chance hätten, mehrheitsfähig zu werden." (Redemanuskript S. 5; Hervorhebung v. d. Vers., vgl. auch Tagesspiegel v. 19. 10. 1979).

  78. Heinz Oskar Vetter, Rede vor dem 4. außerordentlichen Bundeskongreß des DGB, Manuskript der Pressestelle v. 12. 3. 1981, S. 17f.; jetzt abgedruckt in: Gewerkschaftliche Monatshefte 5/81. Für seine Verbandszeitung, die „Welt der Arbeit", gab er damit das Signal für eine noch schäbigere Abqualifizierung: Ohne einen einzigen stichhaltigen Beleg anzuführen, wurde dort (Nr. 15/81 v. 16. 4. 1981) dem Buch „Der Marsch der DKP .. " Mangel an wissenschaftlicher Redlichkeit vorgeworfen und das Vettersche Stichwort— Eiferertum — genüßlich aufgegriffen.

  79. Hugo Müller-Vogg, Die Gewerkschaften und ihre Geschichte, in: FAZ vom 3. 3. 1981.

  80. Der Wortlaut dieser Dokumentation liegt uns nur in einem Nachdruck der „Neuen" vom 5. 3. 1981, S. 5, vor; die Authentizität des Textes ist jedoch vom DGB nicht dementiert worden.

  81. So ist beispielsweise eine Überlegung, 5000 Exemplare des „Marsch der DKP ..." in der EA. dungsarbeit des DGB einzusetzen, nach dem Liu Programmkongreß wieder fallengelassen worden.

  82. Die Präambel des DGB-Programms formule daß „die Einheitsgewerkschaft ... die historisshen Traditionen, politischen Richtungen und geisten Ströme der Arbeiterbewegung, vor allem der tre heitlich-sozialistischen und der christlich-soz 1 Richtungen, in eine gemeinsame Organisation 7 sammengeführt" hat. Zit. nach Abdruck des neue DGB-Grundsatzprogramms in: Die Quelle 47 S. 213.

  83. Ludwig Müller, Zum neuen Grundsatzprogramm des DGB, in: Unsere Zeit, 20. 3. 1981.

  84. HJ. Horchern, Bruch eines Tabus. Linke kritisieren die Infiltration in: Die zeit vom 6.2.1981

  85. Gelungen, Heinz Abosch, in Aultrag gegebe95 Manuskript über die kommunistische Gewerk-im Atspolitik 'n Deutschland seit bald zwei Jahren -TV-Yorstand auf Eis, obwohl die Publikation sceits. für 1980 als Arbeitsheft für die gewerkaitliche Bildungsarbeit angekündigt wurde.

  86. Eine beachtliche Ausnahme bildet „Spontan" (1 und 2/81). Bei der bisher offenen Frankfurter Rundschau gibt es Zeichen einer problematischen Veränderung, indem im Bericht zur DGB-Programmdiskussion (FR, 11. 3. 1981) die IG Bergbau und Hermann Rappe (IG Chemie) als „antikommunistische Chef-Missionare" abqualifiziert und Ausgrenzung kommunistischer Positionen aus der einheits-gewerkschaftlichen Tradition einer (lies: konservativen) „Tendenzwende" zugeschrieben wurden.

  87. D. Straubert/H. Tornow, Hatz auf linke Kollegen, in: Der Stern 12/1981, S. 220ff.

  88. Herbert Mies, DKP und Gewerkschaften. Klarstellungen zum Buch „Der Marsch der DKP durch die Institutionen", Düsseldorf 1980.

  89. Vgl. auch: Der Marsch der DKP ..., S. 170— 186.

  90. Im Gegenteil zeigt das Oberurseler Papier, daf häufig die DKP-nahen Kräfte durch servile Überanpassung an den „Apparat" und Diffamierung anderen Linker ihre Position „mit allen möglichen Knin, und Listen" (Lenin) zu stärken suchen. Vgl. De Marsch der DKP .... S. 82ff. Mies, a. a. o. s 30.

  91. Insbesondere bringt es die ausschließlich der Widerlegung des „Marsches der DKP...“ gewidmete offizielle DKP-Broschüre von Mies fertig, sich über 31 Seiten hinweg zu entrüsten, ohne auch nur an einer einzigen Stelle durch konkretes Zitat und dessen Falsifizierung ihren Gegenreden eine argumentative Substanz zu verleihen. Statt dessen heißt es auf Seite 19: „Es ist hier nicht der Raum, auf die Zahlreichen historischen Verzerrungen und Unterlassungen einzugehen.

  92. A a. O.

  93. Im übrigen sei hier auf das Schlußkapitel des bereits mehrfach zitierten Buches: „Was heißt hier kommunistische Unterwanderung" verwiesen!

  94. Einen Vorschlag in diesem Sinne hat nach unseren Informationen Erich Frister (GEW) im DGB-Bundesvorstand eingebracht.

  95. Nähere Informationen über die HDS finden sich im „Marsch der DKP .. S. 216 f.

  96. In diesen Seminaren wurde u. a. das „Sozialistische Machtsystem", die „Sowjetische Deutschlan’ ’ Politik", „Kommunistische Taktik und Diskussionstechnik mit Kommunisten". „Die Lage der Arbeiter in der DDR", und „Die Westarbeit des FDGB“ behandelt. Der seinerzeitige DGB-Vorsitzende Willi Ric ter ließ es sich nicht nehmen, mit einem — der V 0 kumentation eingefügten — Briel vom 25. Janua 1962 den wichtigsten DGB-Funktionären den ca 2 Seiten starken Abschlußbericht und die Referate z übersenden mit der Feststellung, die Seminah seien ein voller Erfolg gewesen und er empfehle de Gewerkschaften, ähnliche zu veranstalten.

  97. Nach „Der Marsch der DKP ...“, s. 173.

  98. Entgegen verbreiteten Irrmeinungen ist die Wahlpflicht — wie andere staatsbürgerliche Pflichten auch — ein demokratisch absolut legitimes Mittel, um einer die demokratische Legitimationsbasis zerstörenden politischen Apathie entgegenzuwirken. Dasselbe gilt natürlich noch vielmehr von der Vorschrift einer Mindestbeteiligung an Wahlen, d. h. eines Mindestprozentsatzes von Stimmenabgaben als Voraussetzung für die Gültigkeit einer Wahl.

  99. Bei der Formulierung des dritten Grundsatzes meldet sich natürlich sofort Zweifel, ob und wie man DKP-Anhänger und ihre Bündnispartner dazu brin-, gen kann, ihren politischen Standort zu bezeichnen. Diese Zweifel sind um so berechtigter, als es in Friedenskampagnen, Jusogruppen, in der gewerkschaftlichen Jugend-und Bildungsarbeit wie an „fortschrittlichen" Hochschulen ja gerade der Wille ist, unerkannt, „unidentifizierbar“ zu bleiben, der die Auseinandersetzungen mit den DKP-Freunden und ihren Einflußstrategien so mühsam macht und so notwendig! Sicher ist jedenfalls, daß die normale Frage, welcher Partei oder welcher parteipolitischen Richtung einer „nahestehe", hier wenig hilft.

  100. Im Schlußkapitel des „Marschs der DKP . wurde auf der Basis des DGB-Grundsatzprogranuns eine eingehende Begründung vorgelegt.

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