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Deutsche Turnbewegung und deutsche Geschichte. Friedrich Ludwig Jahn und die Folgen | APuZ 28/1978 | bpb.de

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APuZ 28/1978 Artikel 1 Deutsche Turnbewegung und deutsche Geschichte. Friedrich Ludwig Jahn und die Folgen Jugendarbeitslosigkeit in der europäischen Gemeinschaft Zum 100. Jahrestag des „Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" 351 Reichs-Gesetzblatt.

Deutsche Turnbewegung und deutsche Geschichte. Friedrich Ludwig Jahn und die Folgen

Horst Ueberhorst

/ 36 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit versucht, die historische Bedeutung F. L. Jahns aufzuzeigen, dessen engeres Wirken (Leitung des Turnbetriebs auf der Hasenheide, Initiativen zur Gründung des Lützowschen Freikorps und der Burschenschaft) nur acht Jahre (v. 1811 bis 1819) umfaßt, dessen Ideen aber das gesellschaftliche Leben Europas im 19. und 20. Jhr. positiv und negativ beeinflußten. Die aus konservativ-revolutionärer Geisteshaltung entwickelte Volkstumsidee Jahns fiel zur Zeit der Vorbereitung auf den Befreiungskrieg von 1813 auf fruchtbaren Boden. Der Sinn seines Turnbetriebs war die Pflege der Wehrertüchtigung und die einer vaterländischen Gesinnung. Die Volkstumsidee war anfangs noch mit einem Interesse für das Volkstum aller Völker verbunden, verengte sich aber mit den Befreiungskriegen mehr und mehr und wurde zu einer Gefahr für die aus dem Geist der deutschen Klassik geborene Kulturstaatsidee. Nach der Befreiung des Vaterlandes erstrebten die Jahnschen Turner die Einheit Deutschlands. Das führte zu politischen Spannungen und zur Turnsperre (1820). Vor allem die Verbindung der Turner mir den Burschenschaften führte zur Auseinandersetzung mit der Restauration. Das Wartburgfest und die Mordtat Sands an Kotzebue hatten eine gefährliche Entwicklung des Turnens deutlich gemacht. Nach Aufhebung der Turnsperre 1842 durch Friedrich Wilhelm IV. nahm die Turnbewegung einen erneuten Aufschwung, spaltete sich aber 1848, als sie immer stärkere politische Bedeutung gewann. Die demokratischen Turner fochten während der Revolutionsjähre 1848/49 für die Verwirklichung ihrer Ideale. Nach der Niederwerfung des Volksaufstandes floh ein großer Teil der Turner ins europäische Ausland oder emigrierte in die Vereinigten Staaten. Dort gründeten sie erneut Turnvereine und versuchten, Einfluß auf das Gesellschaftsleben der USA zu gewinnen. Die 1868 gegründete Deutsche Turnerschaft unterstützte nach der Reichsgründung Bismarcks innenpolitischen Kampf gegen die Sozialdemokratie. Für sie war Turnen primär Wehrerziehung im Sinne Jahns und der Krieg von 1870/71 Bewährungsprobe für turnerische Zucht. Der 1893 aus Protest gegen diesen in der DT herrschenden Geist gegründete Arbeiter-Turnerbund verfocht die Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit und des demokratischen Fortschritts. Die Auseinandersetzungen dauern bis zum Ersten Weltkrieg, werden während des Krieges eingestellt und flammen nach Kriegsende erneut auf. Die DT richtet sich an einem idealisierten Jahnbild wieder auf. Neuendorff führt sie ins Dritte Reich, wo sie sich freiwillig auflöst und im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen ausgeht. Der Arbeiter-Turn-und Sportbund, der sich kritisch mit Jahn auseinandersetzte, wird 1933 gewaltsam aufgelöst. Nach dem Zusammenbruch 1945 setzt der Deutsche Sportbund, 1950 gegründet, einen Neubeginn mit demokratischen Prinzipien. — Im letzten Teil der Arbeit wird auf die Ausbreitung der Turnbewegung, zu der Jahn den Anstoß gab, in Europa, Nord-und Südamerika und Asien hingewiesen.

Was Friedrich Schiller im Prolog zum „Wallenstein" über seinen Helden sagt: „Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte", das gilt — mutatis mutandis und in verkleinertem Maßstab — auch für Friedrich Ludwig Jahn. Denn nur wenige Persönlichkeiten der jüngeren deutschen Geschichte sind so unterschiedlich beurteilt worden wie Jahn. Schon zu Lebzeiten sah er sich von zahlreichen Bewunderern umgeben, die ihn wegen seines patriotischen Eifers und als Gründer der „ars tornaria", der Turnkunst, verehrten, doch stieß er auch manche ab wegen seiner Grobschlächtigkeit, Intoleranz und Geltungssucht. Während die einen ihn aufgrund seiner Sprachreinigungsversuche als „zweiten Luther" feierten, wurden die anderen von Jahns teutonischer Engstirnigkeit abgeschreckt

Der Historiker Theodor Heuss, erster Präsident der Bundesrepublik Deutschland, wußte, warum er Jahn nach 1945 nicht mehr in die Biographie der „Großen Deutschen" aufnahm. Denn gemessen an den Kategorien Jacob Burckhardts („Weltgeschichtliche Betrachtungen"), kann Jahn keine „historische Größe" zuerkannt werden, wohl aber eine weit über seine Zeit hinausgehende historische Bedeutung. Obwohl Jahns historisches Wirken im engeren Sinne nur acht Jahre umfaßte (1811 bis 1819) — die Leitung des Turnbetriebs auf der Hasenheide, seine Initiativen zur Gründung des Lützowschen Freikorps und der Burschenschaft —, haben seine freiheitlich-demokratischen Ideen und die von ihm mitentbundenen Kräfte des Volkstums und des nationalen Gedankens, sei es positiv, sei es negativ, das gesellschaftspolitische Leben im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts so sehr durchdrungen, daß die verschiedensten Nationalitäten und Volksgruppen glaubten, sich auf Jahn berufen zu können.

Wollen wir Leben und Werk Jahns recht verstehen, so müssen wir ihn als Mann einer konservativ-revolutionären Geisteshaltung begreifen, der seine Gedanken aus einer Grundidee, nämlich der des Volkstums, entwickelt hat. Daß diese Gedanken, die nur teilweise seine eigenen waren, auf so fruchtbaren Boden fielen, verdankt er der Gunst der geschichtlichen Stunde, der Vorbereitung auf den Befreiungskrieg von 1813, seinem zwischen agitatorischer Betriebsamkeit und patriotischer Begeisterung schwankenden Verhalten, sowie einer magnetischen Anziehungskraft, die er auf junge Menschen ausübte. Die Idee des Volkstums, anfangs noch nicht auf das eigene Volk eingeschränkt, sondern mit dem Interesse für alle Völker verbunden, wird zur zentralen Idee Jahnschen Denkens und Schaffens, der auch das vaterländische Turnen untergeordnet ist; sie verengt sich in den Jahren nach den Befreiungskriegen so sehr, daß sie in der Abwertung alles Nichtdeutschen zu einer Gefahr für die in der deutschen „Klassik" aus dem Geist der Humanität geborene Kulturstaatsidee wird.

Als wirksamster Versuch Jahns, die Volkstumsideen zu verwirklichen, kann die Einführung des „vaterländischen Turnens" auf der Hasenheide angesehen werden. Dies ist rein äußerlich schon daran zu erkennen, daß Jahn in den Übungspausen auf dem „thie", der allgemeinen Versammlungsstätte, seinen Turnern Gedanken aus seinem Werk „Deutsches Volkstum" vortrug. Außerdem wurden an besonderen Gedenktagen ihm bedeutsam erscheinende Ereignisse deutscher Geschichte gefeiert. „Vaterländisches Turnen“ war wesentlicher Bestandteil der Nationalerziehung im Sinne Jahns und des von ihm verehrten Philosophen Fichte und diente in erster Linie der vormilitärischen Ausbildung. Zwar gibt Jahn als Zielsetzung an: „Die Turnkunst soll die verloren-gegangene Gleichmäßigkeit der menschlichen Bildung wiederherstellen, der bloß einseitigen Vergeistigung die wahre Leibhaftigkeit zuordnen, der Uberfeinerung in der wiedergewonnenen Männlichkeit das notwendige Gegengewicht geben und im jugendlichen Zusammenleben den ganzen Menschen umfassen und er-3 greifen" aber dieses schon von den Philanthropen her bekannte und von Fröbel erweiterte Bildungsideal trat doch zurück hinter eine aus der Not der Zeit geborene patriotische Erziehung. Die Heranbildung wehrfähiger und von nationaler Begeisterung erfüllter Vaterlandsverteidiger schien oberstes Gebot. Dadurch konnte es aber auch nicht ausbleiben, daß das Turnen auf der Hasenheide, mit Recht „vaterländisches Turnen" genannt, bald zu einem Politikum wurde. Die Turner waren bereit, sich für ihr Vaterland einzusetzen, forderten dafür aber auch das Recht, die Geschicke des Staates durch eine neue Verfassung mitzu-bestimmen.

Turnen als Wehrertüchtigung Wenden wir uns nun dem Turnen selbst zu. Umstritten ist, ob das Jahnsche Turnen so viel Neues bietet, daß der Name „Turnvater" für Jahn gerechtfertigt erscheint. Jahn hat zwar in der Einleitung zur „Turnkunst" mit einem kurzen Satz auf die Vorarbeiten von Vieth und Guts Muths hingewiesen doch verschweigt er, daß er einen großen Teil der Übungen von Guts Muths übernommen und auch den Platz auf der Hasenheide zunächst nach dem Schnepfenthaler Vorbild angelegt hat Neuere Untersuchungen haben die Abhängigkeit Jahns von Guts Muths auf theoretischem und praktischem Gebiet deutlich gemacht Wir wissen, daß Guts Muths noch in den fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von den Turnern als Begründer der neuzeitlichen Leibesübungen geehrt wurde 1860 heißt es im „Ruf zur Sammlung", Guts Muths sei der Begründer des Turnens gewesen, „Schnepfenthai ward die olympische Wiege der deutschen Turnkunst", Jahn habe hier nur weitergebaut, sein Hauptverdienst sei das Streben nach nationaler Einheit gewesen Erst nach der Reichsgründung 1871 trat Guts Muths ganz hinter Jahn zurück, der nun zum Herold deutscher Einheit, getreuem Ekkehard der Deutschen und Märtyrer seines Glaubens an die deutsche Einheit glorifiziert wurde

Man kann nicht umhin, Jahns Turnen in den Anfängen als bewußte Wehrertüchtigung zu werten

Sicher ist damit nicht die ganze Breite Jahn-sehen Turnens erfaßt — das variationsreiche und vielseitige üben in allen Altersgruppen ohne trennende soziale Schranken, der erzieherische Wert der Turnfahrten, die Ausbildung einer eigenen Turnsprache und anderes —, aber bei Prüfung der wichtigsten Zeugnisse ergibt sich doch, daß der eigentliche Wert des Turnens vor und während der Befreiungskriege in der Wehrertüchtigung und in der Pflege einer vaterländischen Gesinnung gesehen wurde. Damit erweist sich aber die Einrichtung des „vaterländischen Turnens" als eine zeitbedingte Erscheinung, die ihre Bedeutung verlieren mußte, wenn das Vaterland befreit und die nationale Einheit erreicht worden waren. Solange diese nationale Einheit nicht zustande kam, konnte auch die Befreiung des Vater-landes nur als Teilerfolg gewertet werden. Da die Turner das Ziel der nationalen Einheit nicht aufgeben wollten und konnten, kam es zu politischen Spannungen, die schließlich 1820 zur „Turnsperre" in Preußen führten.

Die objektiven Gegebenheiten, die zur Auflösung des Turnplatzes auf der Hasenheide führten, sind in diesen politischen Spannungen zu suchen, die subjektiven dagegen im Charakter Jahns. Erfolg und Mißerfolg des Turnens auf der Hasenheide haben daher ihre Ursachen auch in Jahn. Mit Spaziergängen und Spielen hatte das Turnen zunächst zwanglos begonnen Gespräche Jahns mit seinen Turnern über das deutsche Volkstum, Schilderungen bedeutender geschichtlicher Begebenheiten und eigener Leistungen trugen neben den turnerischen Übungen dazu bei, daß Jahn bald von seinen Schülern verehrt und bewundert wurde. Das Turnen nahm dann mit dem Sommer 1811 immer festere Formen an: Der Turnplatz wurde ausgebaut, der Turnbetrieb straff organisiert, das übungsgut erweitert. Da „das Systematische durchaus nicht seine (Jahns) Sache" war stellten im Winter 1812/13 unter Vorsitz von Friedrich Friesen die Vorturner die gesamten Turnübungen zusammen, eine Arbeit, die später von Ernst Eiselen fortgesetzt wurde. 1816 gab Jahn gemeinsam mit Eiselen die „Deutsche Turnkunst“ heraus, für deren ersten, stark volkskundlich orientierten Teil Jahn verantwortlich zeichnet. Hierin wollte er die Vorstellung erwecken, als habe er eine verlorengegangene Kunst, eine „lange ... verschollene . . . Altertümlichkeit" zu neuem Leben erweckt — eine durch zahlreiche Aufsätze in der „Deutschen Turnzeitung" widerlegte Behauptung. Dennoch gebührt Jahn das Verdienst, das Turnen auf der Hasenheide kraft seiner Persönlichkeit, seiner Begeisterungsfähigkeit und seiner Hingabe an die Sache in den Jahren vor 1813 mächtig vorwärts getrieben zu haben.

Die Turner verehrten ihn so sehr, daß sie über seine charakterlichen Schwächen, die Derbheit, den Jähzorn, die Deutschtümelei, entweder hinwegsahen oder sie sogar als originell empfanden. Der Einfluß, den er auf junge Gemüter ausgeübt hat, muß außerordentlich stark gewesen sein Auch die staatlichen Behörden, die den frohen Wetteifer der Jungen und die von Freude und Begeisterung geprägte Atmosphäre der neuen vaterländischen Bewegung genau kannten, ließen Jahn zunächst völlig freie Hand, obwohl er nicht offiziell um die Errichtung des Turnplatzes nachgesucht hatte. Allerdings läßt sich schon für diese Zeit nachweisen, daß Jahns Neigung zur Selbstüberschätzung, das Verächtlichmachen derer, die nicht seine Anschauung teilten, unbemerkt auf die Turner überging

Während des Krieges übernahm Eiselen weitgehend die Leitung des Turnplatzes. Mit Jahns Rückkehr mehrten sich die Zeugnisse scharfer und bitterer öffentlicher Kritik an den politischen Zuständen der Zeit: Schmähreden gegen andere Regierungen, heftige Ausfälle auf den Wiener Kongreß und preußische Hofkreise.

Da das preußische Kultusministerium zwar die körperlichen Übungen der Jugend als einen wesentlichen Bestandteil des Nationalerziehungsplans unterstützte, sie aber in den allgemeinen Erziehungsplan aufnehmen und an die Privat-und Staatsschulen binden wollte, damit sie ordentlicher Unterrichtsgegenstand würden und nicht außer Kontrolle gerieten, konnte es kaum ausbleiben, daß es zwischen 1815 und 1819 zu Spannungen zwischen Jahn und den Behörden kam, die auf die unterschiedliche Bewertung der Leibesübungen zurückzu-führen waren. Während für die Behörden das Turnen ein Erziehungsgegenstand war, der nur „im engsten inneren und äußeren Anschluß an das Erziehungswesen behandelt werden" konnte, war Jahns Turnplatz, auf dem jung und alt turnten, „als Tummelplatz für die gesamte Bevölkerung und als Sammelpunkt des ganzen öffentlichen Lebens gedacht" Auch während der Befreiungskriege hat das Ministerium sein Ziel nicht aufgegeben, wenn es auch bei der Welle nationaler Begeisterung eine besonders wohlwollende Haltung gegenüber dem Jahnschen Turnen einnahm.

Unzufrieden mit dem Verlauf der „Turnfehde" in Breslau, wo es zu einer erbitterten Auseinandersetzung um die „Turnziele" gekommen war, und unzufrieden mit Jahns Verhalten, gab das Kultusministerium am 3. Dezember 1818 bekannt, es wolle die Berliner Turnanstalt „sowohl für den Sommer als für den Winter bis auf weiteres unter ihre nähere Aufsicht stellen" Als Jahn für den Sommer 1819 wieder die Aufnahme des Turnens ankündigte, wurde ihm dies untersagt.

Turnen unter Staaatsaufsicht — eine Entscheidung gegen Jahn Die Entscheidung für ein unter Staatsaufsicht stehendes schulgebundenes Turnen gegen das freie „vaterländische" Turnen war eine Entscheidung gegen Jahn, die zwar pädagogisch motiviert, aber stark mitbestimmt wurde durch den Ärger, den man mit Jahn persönlich hatte. Dies wird noch deutlicher, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß es in Preußen nur zwei Volksturnplätze im eigentlich Jahnschen Sinne gab, nämlich den in Berlin und den in Breslau. Hier lagen aber die Brennpunkte literarisch-politischer Fehden um das Turnwesen. Auch für den Breslauer Turnplatz läßt sich uneingeschränkt sagen, daß die Entwicklung des Turnwesens aufs engste verbunden war mit der Persönlichkeit Jahns und mit seinen politischen Anschauungen.

War mit dem Ende des Befreiungskrieges ein politisches Hauptziel der Turnbewegung erreicht, die Vertreibung der Franzosen, so konzentrierte sich die Aktivität Jahns nach 1815 darauf, über das Turnen zu einem einigenden Volkstum und damit zur deutschen Einheit überhaupt zu kommen. Dieses Bemühen hat E. T. A. Hoffmann, nach Jahns Verhaftung mit der Untersuchung staatsgefährdender Tendenzen des Turnens beauftragt, deutlich er-kannt, wenn er schreibt: . Jahn, von dem allein das Turnen ausging, suchte dasselbe auf alle nur mögliche Weise auszubreiten und zu, befördern, fuhr auch damit fort, nachdem der Feind vertrieben, da er in dem Turnen den ersten Grund zu der von ihm gepredigten deutschen Volksthümlichkeit zu legen glaubte" Als Vorbereitung auf den Befreiungskampf habe das Turnen eine hohe Bedeutung gehabt. „Diese Tendenz mußte aber in dem Zeitpunkt eine besondere Bedeutsamkeit erhalten, als der unerträgliche Druck des fremden Feindes die Idee einer allgemeinen Volksbewaffnung aufkommen ließ, die dann auch wirklich vom Staat verbreitet und, als der günstige Augenblick eintrat, ausgeführt wurde. Deshalb wurde auch das Turnen ... als ein richtiges wirksames Mittel zur Erlangung des vorgesteckten Zieles anerkannt" Später jedoch habe das Turnwesen „eine wenigstens in staatspolitischer Hinsicht nicht zu duldende Richtung genommen" „Kastengeist" und „Parteigeist" seien schon in der Organisation des Turnens selbst angelegt gewesen, das damit immer gefährlicher geworden sei.

Hiermit aber sind politische Ereignisse angesprochen, die, wenn sie auch in Verbindung mit Jahns Wirkungskreis stehen, doch weit darüber hinausgehen und letztlich den Anlaß zur „Turnsperre" gaben.

Insbesondere handelt es sich um Aktionen der am 12. Juni 1815 in Jena gegründeten Burschenschaft, deren führende Vertreter entweder ehemalige Turner der Hasenheide waren oder dem Lützowschen Freikorps angehört hatten. Die Verbindung Turnen — Burschenschaft war so eng, daß bald der neue Name „Burschenturner geprägt wurde. Robert Wesselhöft, erst Turner in Berlin, dann Sprecher der Burschenschaften in Jena, schreibt über die Burschenschaften und Turngemeinden jener Zeit: „Turnplätze und Burschenschaften wurden sofort eng miteinander vereint. Die Idee, daß geistige und leibliche Ausbildung der Zweck des Lebens auf der Hochschule sei, hob mehr und mehr jedes steife, träge Vorurteil gegen das Turnen auf. In der Burschenschaft wie auf dem Turnplatz gab es keinen Unterschied der Stände." In der zweiten Verfassungsurkunde der Deutschen Bürschenschaft wurde vermerkt, daß die Burschenschaft auf gemeinschaftliche Kosten einen Turnplatz und einen Fechtboden halten sollte. Ferner wird hier die Empfehlung ausgesprochen, möglichst an jeder Universität einen „militärischen Exerziermeister" anzustellen und eine „Wehrschaft“ zu bilden. Man erwarte, daß diese Stätte vormilitärischer Ausbildung von jedem Burschen regelmäßig besucht werde, da er moralisch verpflichtet sei, „seinen Körper zum Dienst des Vaterlandes gehörig auszubilden" Nach dem Vorbild der Turnordnung auf der Hasenheide wurde ein Turnrat gebildet, aus dem wiederum der Vorsteher des Turnplatzes gewählt wurde. Der Turnrat arbeitete eine Turnordnung aus, die dem erweiterten Vorstand dann zur Billigung vorgelegt wurde.

Das Turnen erhielt durch die patriotische Begeisterung in der Professoren-und Studentenschaft einen starken Auftrieb. So schreibt aus der Rückschau der Burschenschafter U. R. Schmid: „Gefördert wurde der patriotische Geist durch ein großartiges Turnerleben, wie es sich meines Wissens nirgends im deutschen Vaterland wieder gestaltet hat. Auf einem in jeder Hinsicht günstigen Platz wurde von der jenaischen Jugend ohne Unterschied der Stände gemeinschaftlich geturnt unter Herrschaft der Studierenden und unter Oberaufsicht der akademischen Lehrer ..."

Von Jena aus verbreitete sich bis 1817 der Burschenschaftsgedanke (Ehre, Freiheit, Vaterland) schnell über die deutschen Universitäten. Dazu hatte auch Jahns „Volkstum“ beigetragen, dessen Inhalt durch seine studentischen Anhänger, meist Turner, bald an zahlreichen Universitäten bekannt wurde. Tatkräftige Förderer des Turnund Burschenschaftsgedankens waren Chr. G. L. Dürre und H. F. Maßmann, die auch in Jena wirkten. Beide haben Jahrzehnte später zu einem idealisierten Jahnbild beigetragen.

Es ist eine historisches Faktum, daß die beiden so eng miteinander verbundenen Vereinigungen — Burschenschaft und Turngemeinden — seit 1816 unter dem Einfluß ihrer Repräsentanten, die zur politischen Parteinahme aufgefordert und als Erzieher mit politischem Bewußtsein gewirkt hatten, immer stärker in die politische Auseinandersetzung mit der Restauration gerieten.

Um der „in einer freien Verfassung zur Wiedererweckung deutschen Volkstums geeinigten akademischen Jugend" gleichsam im kleinen ein Beispiel nationaler Einheit zu geben wurde das Wartburgfest organisiert, auf dem Jahn, der auf die Programmgestaltung einen nicht unerheblichen Einfluß genommen hatte, in Trinksprüchen und Reden der Burschenturner besonders geehrt wurde. Indirekt war er auch an der symbolischen Bücherverbrennung beteiligt, da er die Liste der zu verbrennenden Bücher — nachher waren es nur beschriftete Buchimitationen — gemeinsam mit Maßmann zusammengestellt hatte

Antisemitische Ausfälle Man kann die Ereignisse auf der Wartburg weder leichthin als studentischen Übermut abtun, noch darf man sie ausschließlich von dem berechtigten Verlangen der Studenten nach deutscher Einheit her werten. Der Geist, der sich hier bekundete, ging in manchen Aktionen über das nationale Ergriffensein, über die Liebe zum Vaterland und die Sehnsucht nach einem Zusammenschluß aller deutschen Stämme in einem Einheit und Freiheit sichernden Staat hinaus. Er trug jene Züge'der Intoleranz und des Nationalismus, die uns bereits von Jahn her bekannt sind. Blindwütiger Franzosenhaß zeigte sich, als ein so fortschrittliches Gesetzeswerk wie der „Code Napoleon“ verbrannt wurde; zu antisemitischen Ausfällen kam es, als das Werk eines jüdischen Schriftstellers mit der Drohung den Flammen übergeben wurde: „Wehe über die Juden, so da festhalten an ihrem Judentum und wollen unser Volkstum und Deutschtum schmähen." Der politisch Andersdenkende wurde mit Spottversen bedacht und verhöhnt Doch obwohl angesichts solcher Handlungen und Äußerungen der Kampf der Studenten um Einheit, Freiheit und liberale Verfassung in das Zwielicht gefährlicher politischer Agitation geriet, darf nicht verkannt werden, daß die Ziele der großen Mehrheit der Studenten — wie die spätere Gründung der Allgemeinen Burschenschaft deutlich machte : — so gefaßt waren, daß bei allem überschwenglichen Patriotismus der Geist der Freiheit und der Menschlichkeit stark genug war, um umstürzlerischen Ideen entgegenzuwirken und statt dessen eine vom Nationalerziehungsgedanken getragene Evolution der deutschen Staats-und Gesellschaftsordnung anzustreben.

Radikale demokratische Ideen fanden sich allerdings im Kreise der Gießener „Schwarzen", der um die Gebrüder Follen versammelten „Unbedingten“, die auch auf Jena sich ausweiteten. Sie strebten nach dem Vorbild der französischen Jakobiner eine republikanische Staatsordnung und die Beseitigung der Fürstenmacht an. Zur Erreichung dieser Ziele schienen ihnen auch die letzten Mittel, die Beseitigung politischer Widersacher und die Ermordung von Fürsten, gerechtfertigt. E. T. A. Hoffmann konnte daher in seinem Untersuchungsbericht mit Recht den „Unbedingten" Geheimbündelei und Fanatismus vorwerfen; beides hat schließlich zur blutigen Tat Sands, des Kotzebue-Mörders, geführt. Hoffmann zeichnet die Entwicklung nach, wie das Turnen, seiner besonderen Tendenz und Idee nach, in diesen Kreisen der Burschenturner immer gefährlicher wurde. Obwohl Jahn dem Turnwesen nicht jene gefährliche Richtung gegeben habe, sei seine indirekte Wirkung auf exaltierte Gemüter doch sehr weit gegangen. Dies trifft im besonderen auf den Burschenturner und Theologiestudenten Karl Ludwig Sand zu. Sand war von Jahn, den er anläßlich einer Turnfahrt nach Berlin näher kennengelernt hatte, stark beeindruckt und gedenkt des „Turnvaters" in seinem Tagebuch in schwärmerischen Wendungen. In Jena gehörte Sand zu den eifrigsten Turnern, beschäftigte sich außerdem eingehend mit Jahns „Volkstum" und nahm leidenschaftlichen Anteil an den politischen Diskussionen der Burschenschaft. Mit Karl Follen, dem führenden Kopf des Jenaer Kreises der „Unbedingten", war er eng befreundet

Pseudoreligiöse Vorstellungen, die Einheit von politischer Tat und Heilstat, eine Mischung von Vaterlandsliebe, christlicher Mystik und Deutschtümelei finden sich in den Mordmotiven Sands, der, bevor er den die Turner ironisch kritisierenden Dichter August von Kotzebue niederstieß, am 23. März 1819 eine Proklamation an das deutsche Volk erließ, mit der er ein Fanal für eine neue Reformation setzen wollte: Das deutsche Volk solle sich zur „hohen sittlichen Würde der Menschheit" erheben und „Verderber und Verräter“ wie Kotzebue beseitigen oder aus der anzustrebenden „christlichen, rein menschlichen Ordnung" verbannen Das Ende des Turnens Die Tat Sands gab den Anstoß zu den Karlsbader Beschlüssen, mit denen Österreichs Staatskanzler Metternich Preußen leicht zum Verbot des Turnens und auch der Burschenschaft verpflichten konnte. Am 2. Januar 1820 erfolgte der entscheidende Erlaß des Innen-und Polizeiministers: „Da es Seiner Majestät ernstlicher Wille ist, daß das Turnwesen ganz aufhöre, so hat die Königliche Regierung von Polizei wegen nachdrücklich darauf zu halten, daß alles Turnen schlechterdings unterbleibe, und nicht allein diejenigen, welche dagegen handeln, durch exekutorische Mittel davon abzuhalten, sondern auch darüber zu berichten." Das war das vorläufige Ende des Turnens. Wenig später, am 3. März 1820, verfügte Staatskanzer von Hardenberg, „alle zum Be-hufe der ehemaligen Turnübungen innerund außerhalb der Städte errichteten Gerüste und andere Vorkehrungen" wegzuschaffen und zu zerstören Das „vaterländische Turnen" Jahns wurde damit in Preußen und den meisten deutschen Staaten für längere Zeit unterbunden. Als der preußische König Friedrich Wilhelm IV. in seiner Kabinettsorder 1842 Leibesübungen als einen notwendigen und unentbehrlichen Bestandteil der männlichen Erziehung förmlich anerkannte und bestimmte, sie in den Kreis der Volkserziehungsmittel aufzunehmen, da wurde die „Turnsperre“ in Preußen und bald auch in anderen deutschen Staaten aufgehoben. Die Turnbewegung erlebte nunmehr innerhalb weniger Jahre einen bedeutenden Aufschwung und wurde zu einer politischen Bewegung, in der sich die fortschrittlichen Kräfte, die nach Einheit und Freiheit des Vaterlandes strebten, zu Aktionsgruppen in den Turnvereinen zusammenfanden. Erhielten so die Turnvereine vielerorts den Charakter politischer Parteien, in denen das „geistige Turnen“, die Diskussion um ethische und gesellschaftspolitische Ziele, dominierte, so waren die politischen Leitbilder doch recht unterschiedlich. Während die republikanisch gesinnten Turner, ausgehend vom Rousseauschen Begriff der Volkssouveränität, am stärksten den Gleichheitsgedanken verfochten und deshalb entschlossen für eine Beseitigung der Fürstenmacht eintraten, wollten die liberalen Demokraten, wie das Gros der bürgerlichen Opposition, nur die Bevormundung durch die staatlichen Mächte abschütteln, ohne die Monarchie zu stürzen. Sie bekannten sich zum Montesquieuschen Prinzip der Gewaltenteilung, kämpften für ein deutsches Parlament und hofften, Staat und Gesellschaft durch Reformen wandeln zu können.

Die Frage, ob die Turnvereine Politik treiben sollten, wurde in der Zeit des Vormärz immer lebhafter diskutiert; auf den Turnfesten wuchs die politische Beeinflussung Bald zeigte sich, daß in Süd-und Südwestdeutschland, wo die Vereinsgründungen besonders häufig waren die Turner sich weit stärker politisch engagierten als in Nord-und Nordwestdeutschland. Auch in der Sozialstruktur der Vereine vollzog sich seit dem Ende der Turnsperre eine bemerkenswerte Veränderung: Während das Jahnsche Turnen bis 1819 hauptsächlich von Schülern und Studenten getragen wurde, traten in die neugegründeten Vereine nach 1842 Angehörige auch kleinbürgerlicher Schichten ein, nach 1845 besonders aus den Kreisen der Handwerker, Handwerksgesellen und Arbeiter Von republikanisch gesinnten Turnern ging dann die Initiative aus, eine allgemeine deutsche Turnerschaft zu gründen, ein Plan, der Anfang August 1847 den versammelten Turnern Süddeutschlands auf dem Turnfest in Frankfurt a. M. vorgelegt wurde. Im § 2 dieses „Plans zur Bildung einer Allgemeinen Deutschen Turnerschaft" heißt es: „Die deutsche Turnerschaft hat zum Zweck die sittliche und geistige Veredlung des deutschen Volkes, die Erringung von freien Regierungsprinzipien, Öffentlichkeit, Mündlichkeit, Pressefreiheit, kurz ein freies Deutschland auf dem Wege der Volkserziehung oder anderen einzuschlagenden nötigen Wegen."

Wenige Monate später, am 19. März 1848, erfolgte die an alle deutschen Turngemeinden gerichtete Einladung zum Turntag nach Hanau (2. April 1848). Auf diesem Ersten Hanauer Turntag führte dann der Wunsch, die Einigung des Vaterlandes, unumstrittenes gemeinsames Ziel, wenigstens auf einem Teilgebiet zu erreichen, zur Gründung des Deutschen Turnerbundes mit dem Vorort Leipzig. Da man die Frage der „staatlichen Richtung", ob Republik oder konstitutionelle Monarchie, offenließ und auf dem Zweiten Hanauer Turntag (2. und 3. Juli 1848) ein Antrag der radikalen Vertreter der Turner, sich für die demokratische Republik als Regierungsform zu entscheiden, mit knap-per Mehrheit (91 : 81) abgelehnt wurde — viele Abgeordnete votierten trotz persönlicher Übereinstimmung mit den Zielen der Linken für unpolitische Turnvereine —, trat die enttäuschte Minderheit aus dem „Deutschen Turnerbund" aus und gründete den „Demokratischen Turnerbund" mit Hanau als Vorort. Hatte schon der Erste Hanauer Turntag seinen Bundesmitgliedern befohlen, sich soweit es möglich sei, zu bewaffnen, so wurde nach der Spaltung der Turnbewegung und der sich verschärfenden politischen Lage die Bewaffnung der Turner, für die sie selbst aufkommen mußten, innerhalb des Demokratischen Turnerbundes intensiviert. An der Revolution 1848/49 waren Turner hauptsächlich aus dem sächsischen und süd-westdeutschen Raum beteiligt, ohne daß es zu großen koordinierten und geschlossenen Aktionen gekommen wäre. Heckers Ziel, die Turner als Revolutionsarmee einzusetzen, scheiterte

Einige Aktionen verdienen dennoch besonders hervorgehoben zu werden. Als die revolutionären Unruhen im Frühjahr 1848 auch auf den deutschen Norden, auf die Herzogtümer Schleswig und Holstein Übergriffen und es schließlich zu einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Dänemark kam, nahm ein Kieler Turner-und Studentenkorps an den Kämpfen teil und zeichnete sich in dem Gefecht bei Bau, nördlich von Schleswig, aus.

Am stärksten war die Beteiligung der Turner an der „Reichsverfassungskampagne" 1849, als die Annahme der Reichsverfassung mit Gewalt durchgesetzt werden sollte. Obwohl der Aufstand in Dresden unter den Kugeln sächsischer und preußischer Truppen nach wenigen Tagen zusammenbrach, schlugen sich die Turner tapfer bei den Barrikadenkämpfen.

In der Pfalz und in Baden kämpften zahlreiche Turnerkompanien. Den Anstoß zur badischen Volkserhebung, einer der größten und bedeutendsten des 19. Jahrhunderts, hatte die Volksversammlung am 13. Mai 1849 in Offenburg gegeben. Denn in Baden war auch nach dem mißglückten Aufstandsversuch Heckers vom April 1848 der revolutionäre Geist nicht erloschen. Mehr als 400 „Volksvereine", denen die zahlreichen Turner-und Arbeitervereine als eifrige Bundesgenossen angeschlossen waren, hatten seitdem eine erfolgreiche Agitation für ihre politischen und sozialen Ziele betrieben. Als es zur Erhebung kam, führte von Hanau aus Turnwart August Schärttner ein aus Hanauer und Bockenheimer Turnern bestehen-des Bataillon herbei, dem sich später auch Heilbronner Turner anschlossen. Die Hanauer und Bockenheimer Turner hatten schon am 18. September 1848, empört über die Nachgiebigkeit des Parlaments in der schleswig-holsteinischen Frage, auf den Barrikaden in Frankfurt a. M. gekämpft.

Die badische Revolutionsarmee konnte sich indes nur wenige Wochen gegenüber den fürstlichen Truppen behaupten. Die Reste des Hanauer Turnerbataillons erreichten schließlich die Schweizer Grenze und suchten im Nachbarland politisches Asyl

Turner im Exil Bereits während der beiden Revolutionsjahre hatten zahlreiche Turner Deutschland verlassen und waren in die USA emigriert. Nach 1850 stieg die Zahl der Deutschen, die aus politischen und wirtschaftlichen Gründen nach Amerika auswanderten, sprunghaft an Viele politische Flüchtlinge, die sich in der Schweiz, Frankreich oder England aufgehalten hatten, hofften zunächst, bald in ihre Heimat zurückkehren zu können, sahen sich aber nach 1850 gezwungen, da eine Änderung der politischen Verhältnisse in Deutschland nicht abzusehen war und der äußere Druck auf die Asyl gewährenden Staaten stärker wurde, angesichts ihrer sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage Europa endgültig zu verlassen Als überzeugte Republikaner kamen sie nun in die USA und gründeten nach deutschem Muster die ersten Turnvereine: Cincinnati (1848), New York und Baltimore (1849), Brooklyn (1850), die sich 1851, inzwischen auf zehn angewachsen, zum „Socialistischen Turnerbund" zusammenschlossen und weitere Anhänger fanden. Eine eigene „Turn-Zeitung" wurde herausgegeben, in der besonders Fragen der amerikanischen Staats-und Gesellschaftsordnung diskutiert wurden. Das politische Engagement der deutsch-amerikanischen Turner wird deutlich in zahlreichen Deklarationen . zum Gesellschaftsund Verfassungsleben der USA und in den Statuten und Prinzipien der Turner, die auf das Leitbild einer idealen Demokratie ausgerichtet waren und deshalb Sklaverei, ethnische Engstirnigkeit (Nativismus) und religiöse Intoleranz verurteilten. Ihre konsequente demokratische Haltung kulminierte in der „Buffalo Convention" (1855), bei der die Turner sich parteipolitisch soweit banden, daß sie im Sezessionskrieg (Civil War) 33 größtenteils auf Seiten Lincolns kämpften Die sich aus Turnern rekrutierenden Truppen-verbände — 8 000 der 10 000 Turner nahmen am Kampf teil — hatten gewichtigen Anteil am Sieg der Unionsarmee. Manche ihrer Kommandeure waren bereits an der 48er Revolution in Deutschland führend beteiligt gewesen. Das entschiedene Eintreten der Turner für Lincoln hat dem deutschen Element in den USA in den folgenden Jahrzehnten Wertschätzung und Anerkennung gebracht. Die in diesem Zeitraum weiter wachsenden Turnvereine, die zunächst jährlich, dann alle vier Jahre ihr Nationales Turnfest feierten und im „Nordamerikanischen Turnerbund" (1865) ihre endgültige Organisationsform fanden, waren nunmehr bemüht, den Gedanken der Leibeserziehung in die Schulen Amerikas zu tragen. 1866 wurde die Gründung eines Turnlehrerseminars in New York beschlossen. Es wurde noch in demselben Jahr eröffnet, später nach Milwaukee und 1907 nach Indianapolis verlegt.

Vor 1914 erreichte die Turnbewegung in den USA mit etwa 40 000 Mitgliedern ihren Höhepunkt. Der Kriegseintritt der USA 1917 und die damit verbundenen antideutschen Ausschreitungen führten das Turnwesen in eine schwere Krise, von der es sich nie wieder ganz erholte.

Waren die demokratischen Turner in der Revolution von 1848 und dann in der amerikanischen Emigration für soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Fortschritt eingetreten, so standen die seit 1868 in der Deutschen Turnerschaft (DT) organisierten Turner der Frage gegenüber, wie sie sich ab 1871 zum preußisch-deutschen Kaiserstaat stellen sollten, der zwar die von ihnen ersehnte Einheit machtpolitisch repräsentierte, nicht aber eine gerechte soziale und demokratische Ordnung. Die spätere Gründung des Arbeiterturnerbundes legt Zeugnis ab von den unüberbrückbaren Gegensätzen im Turnerlager. So kann es nicht verwundern, daß in der „sozialen Frage" die geistige Verbindung der Arbeiterturner zu den deutsch-amerikanischen Turnern weit stärker war als zu den in der Deutschen Turnerschaft organisierten Turnern.

Im Kampf gegen die Sozialdemokratie Der Kaiserkult der Deutschen Turnerschaft, ihre Forderung nach forcierter Wehrerziehung und ihre Unterstützung der Bismarckschen Innenpolitik im Kampf gegen die Sozialdemokratie veranlaßte viele zur Arbeiterschaft ge-hörende Turner, aus der Deutschen Turnerschaft auszutreten. Sie gründeten 1893 den Arbeiterturnerbund, der — obwohl ohne Bindung an die Sozialdemokratische Partei Deutschlands — sich doch als Teil der großen Arbeiterbewegung verstand. Im Gegensatz zu den wehrpolitischen Zielen der Deutschen Turnerschaft plädierte der Arbeiterturnerbund dafür, daß Turnen Bestandteil der öffentlichen Jugenderziehung bleiben müsse und deshalb den allgemeinen Erziehungsgrundsätzen unterzuordnen sei. Für die Deutsche Turnerschaft war die Wehrerziehung dagegen ein Mittel einer umfassenden Volks-und Nationalerziehung, d. h. eine national-politische Aufgabe, ausgerichtet auf das Leitbild kraftvoller und disziplinierter Männlichkeit. Wehrerziehung sollte in Berufung auf Jahnsche Tradition Vorbereitung auf den Militärdienst sein. In Konsequenz dieser nationalen Ideologie wurde von vielen Turnern der Krieg von 1870/71 als Bewährungsprobe turnerischer Zucht und Willenskraft angesehen. Während sich bei der Deutschen Turnerschaft, die von der Größe und Macht des Reiches berauscht war, die früher gezogene Grenze zum Militarismus allmählich verwischte, beharrte der Arbeiterturnerbund in seiner auf demokratische Prinzipien sich stützenden Oppositionshaltung gegenüber dem Kaiser-staat, der mit Verbotsmaßnahmen eine Entwicklung des Arbeiterturnerbundes zu verhindern suchte.

Ein großer Teil der damaligen Behörden sah in dem Arbeiterturnerbund eine politische Gefahr und witterte in den Arbeiterturnvereinen die roten Stoßtrupps der Sozialdemokratie, die helfen sollten, das bestehende Gesellschaftssystem zu zerstören. Darum unternahmen sie alles, um diese Vereine möglichst im Keime zu ersticken oder da, wo sie bereits eine gewisse Stärke erreicht hatten, ihnen den Zustrom der jugendlichen Mitglieder zu sperren. Das wirksamste Mittel hierzu war die Anwendung des § 17 des Reichsvereinsgesetzes, der Personen, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten, die Mitgliedschaft in einem politischen Verein verbot. Es bedurfte demnach nur eines behördlichen Nachweises, daß ein ATB-Verein ein politischer Verein sei, um die Teilnahme Jugendlicher zu untersagen und damit den Fortbestand des ATB bedrohlich zu gefährden. Ein wahres Kesseltreiben gegen die Arbeiter-Turnvereine begann, als im Jahre 1906 der damalige preußische Kultusminister Studt eine Verfügung bekanntgab, daß die Erlaubnis zur Erteilung von Unterricht in den Vereinen bei den Schulaufsichtsbehörden erwirkt werden müsse und daß vor ihrer Erteilung die Vorschriften der Kabinettsorder von 1834 und der Instruktion von 1839 zu erfüllen seien. Kabinettsorder und Instruktion besagten, daß alle Personen, die Privatunterricht zu erteilen beabsichtigen, zuvor einen Erlaubnisschein von der Unterrichtsbehörde erwerben mußten. Der Erwerb eines solchen Scheines hing aber nicht nur von dem Nachweis der fachlichen Tüchtigkeit ab, sondern die Zeugnisse mußten sich auch auf Sittlichkeit und Lauterkeit der Gesinnung in religiöser und politischer Hinsicht erstrecken. Ein Erlaß von 1907 präzisierte die allgemein gehaltene Wendung „Lauterkeit der Gesinnung in religiöser und politischer Hinsicht" dahin gehend, daß in politischer Hinsicht „sozialdemokratisch Gesinntsein" keine lautere Gesinnung haben bedeute. Ein sozialdemokratischer Turnwart brauchte also gar keinen Antrag auf einen Erlaubnisschein zur Erteilung von Turnunterricht in seinem Verein zu stellen. Es stand von vornherein fest, daß er diesen nie bekommen würde. Um in den Arbeiter-Turnvereinen vollends einen regulären Turnunterricht zu unterbinden, gingen die Regierungen später noch einen Schritt weiter, indem sie auch solchen Personen, die bereits einen staatlich geprüften Erlaubnisschein besaßen und die weder sozialdemokratisch organisiert noch gesinnt waren, verboten, in einem Arbeiter-Turnverein Unterricht zu erteilen. Eine weitere Schikane bestand darin, die Altersgrenze von 18 auf 21 Jahre festzulegen. Das bedeutete, daß die Arbeiter-Turnvereine ihren Nachwuchs erst aus den Jahrgängen rekrutieren konnten, die ihre Militärzeit beendet hatten. Obwohl 1910 das Reichsgericht in Leipzig feststellte, daß der gegen die Arbeiter-Turnvereine gerichtete Erlaß des preußischen Kultusministers in Widerspruch zum Reichs-recht stünde, endete der Kampf der Behörden gegen den ATB erst mit dem Ersten Weltkrieg. Die Auseinandersetzungen, die der ATB mit konservativen Kräften in Armee und Verwaltung, mit Wirtschaftsunternehmen, Behörden und der Deutschen Turnerschaft zu führen hatte, lassen erkennen, daß der wilhelminische Obrigkeitsstaat seinem Wesen nach ein Klassenstaat war.

Die imperialistische Politik Wilhelms II., der für Deutschland einen „Platz an der Sonne" forderte, wurde von großen Teilen des liberalen Bürgertums und auch von der Deutschen Turnerschaft unterstützt. Für die Deutsche Turnerschaft war die Preisgabe der schwarzrotgoldenen Farben in der Turnerfahne, ein demokratisches Symbol, zugunsten der schwarzweiß-roten mehr als nur eine äußere Bekundung ihres Nationalstolzes: mit der Übernahme des neuen Symbols vollzog sich ebenfalls eine Hinwendung zur Weltmachtpolitik und Flottenpolitik. Gedenkfeiern von nationaler Bedeutung wie die alljährliche Sedanfeier nahm sie zum Anlaß, Selbstbewußtsein und Einheitswillen zu demonstrieren. Bei der 1900-Jahrfeier der Hermannschlacht im Teutoburger Walde (1909), den Feiern anläßlich der Errichtung des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig und des Niederwalddenkmals bei Bingen am Rhein mit seiner selbstsicher gegen den „Erbfeind" im Westen blickenden „Germania“ vermischten sich imperialistische und nationale Gedanken. Zum Kaiserkult trat der Germanenkult. Infolge ihres beharrlichen Eintretens für die Wehrertüchtigung erreichte die deutsche Turnerschaft 1899 mit der Gründung des weitgehend von ihr getragenen „Zentralausschusses für Volks-und Jugendspiele" eine Koordinierung aller Wehrfragen und eine Aktivierung des Wehrbewußtseins; ihre Bemühungen um eine verbesserte Wehrerziehung fanden 1911 mit dem Eintritt in den paramilitärischen „Jungdeutschlandbund" ihren Höhepunkt. Die Auseinandersetzungen zwischen der Deutschen Turnerschaft und dem Arbeiterturnerbund gingen bis zum Ersten Weltkrieg mit unverminderter Härte weiter, wurden dann bei Kriegsausbruch, eingedenk der nationalen Not, eingestellt — von nun an wollte man „schiedlich und friedlich" nebeneinander arbeiten —, brachen aber nach der Novemberrevolution erneut auf und bestimmten das sportpolitische Leben der Weimarer Republik. Denn während die Arbeiterturner den Zusammenbruch des monarchischen Obrigkeitsstaates als Anbruch einer neuen Freiheit begrüßten, trug dio Deutsche Turnerschaft schwer an Deutschlands Niederlage und machte dafür hauptsächlich die „Feinde" im Innern verantwortlich. Der spätere Konflikt war damit vorgegeben.

Wortführer der Deutschen Turnerschaft im Kampf um eine nationale und soziale Erneuerung auf „völkischer" Grundlage wurde E. Neuendorff. Mit seinen beiden Forderungen: „Zurück zu Jahn, es gibt kein besseres Vorwärts" und „Turnerschaft unser Weg, Volk unser Ziel" bekundete er den Willen, die Turnerschaft emotional an eine starke Persönlichkeit, einen Führer, zu binden.

Leibesübungen zur Verwirklichung „völkisch-sittlicher" Ziele Dazu kam die einseitige Ausrichtung auf eine unbestimmte und politisch vage Größe: das Volk. Die Leibesübungen sollten demnach kein Selbstzweck sein, sondern sie sollten dazu dienen, „völkisch-sittliche Ziele" zu verwirklichen. Diese von Neuendorff der deutschen Turnerschaft gewiesenen Ziele wurden 1929 in der Turnerzeitung klar festgelegt: * „Wir deutschen Turner müssen völkisch sein! Das heißt also:

1. Wir müssen unser überwiegend nordisches Blut auch in die fernsten Geschlechter in seiner Art zu erhalten trachten, 2. wir müssen unsere völkische Freiheit und Selbständigkeit wahren, verteidigen und, soweit sie verlorenging, wieder zurückgewinnen, 3. wir müssen unsere deutsche Sprache pflegen ..

Hiermit näherte sich Neuendorff, der 1933 den „Arier-Paragraphen“ in die Deutsche Turnerschaft einführte, den rassistischen Zielen des völkischen Deutschen Turnerbundes, der ab 1888 — nach seiner Trennung von der Deutschen Turnerschaft — von Wien und Niederösterreich aus die antisemitischen Turner zusammenschloß. Der Bekundung des Wehrwillens folgten dann praktische Maßnahmen, die zur Hebung der Wehrkraft führen sollten, wie Geländeübungen, Ubungsmärsche, Kampf Mann gegen Mann, Ordnungsübungen, Ziel-und Weitwerfen und Kleinkaliberschießen. Ausführlich beschäftigte sich Neuendorff mit dem Plan einer vormilitärischen Ausbildung in der Deutschen Turnzeitung 1932 Mehr und mehr identifizierte er sich mit den Zielen Hitlers und der Nationalsozialistischen Partei Deutschlands.

Ein öffentliches Bekenntnis zum Nationalismus und seinen Führern legten Neuendorff und die Deutsche Turnerschaft dann auf dem 15. Turnfest 1933 in Stuttgart ab. Neuendorff warb in seiner Rede für die Wiederbelebung des „Jahnschen Geistes" — der Weg der Turnerschaft zu Adolf Hitler und zum Nationalsozialismus sei ein Weg gewesen, den Jahn gewiesen habe Ein anderer Turnführer, Rektor Haym, führte aus: „Wir können das Erbe Jahns nie in bessere und mächtigere Hände als die des Führers legen."

Hitler bekannte sich in seiner Ansprache auf dem 15. Deutschen Turnfest in Stuttgart zu diesem „Fest deutscher Kraft" und damit auch zu Jahn, dessen Verdienst es gewesen sei, „in einer Zeit unklarer staatlicher Auffassungen die Bedeutung der körperlichen Tüchtigkeit erkannt zu haben" Anti-intellektualistische und darwinistische Gedanken klangen an, als er weiter ausführte: „Die körperliche Ertüchtigung des einzelnen Mannes und der einzelnen Frau, sie führen zur körperlichen Kraft und Gesundheit der Nation. Das gerade und gesunde Volk aber wird auch geistig nie den Irrtümern erliegen, denen das einseitig überlastete Gehirn nur allzu leicht verfällt. Geistreiche Völker ohne Mut und Kraft werden stets zu Hauslehrern der gesünderen Rassen degradiert . . ." Im Dritten Reich aber gelte nicht nur das Wissen, sondern auch die Kraft. Er schloß mit den Worten, die nach dem Bericht über das Turnfest „stumme Ergriffenheit" bewirkten: „Ich will nicht von Ihnen scheiden, ohne daß ich Sie alle bitte, eine Minute lang des Mannes zu gedenken, der einst verkannt, verspottet und verfolgt, doch Vater war einer umwälzenden Bewegung und dem wir auch dieses wunderbare Fest der deutschen Kraft verdanken: Friedrich Ludwig Jahn."

Noch zwei Jahre zuvor, auf dem Höhepunkt der geistigen und politischen Auseinandersetzung mit dem Nationalismus, hatte in einigen kritischen, wissenschaftlich fundierten Beiträgen Artur Sinsheimer in der Arbeiter-Turnzeitung (ATZ) sich mit Jahn auseinandergesetzt und ihn mit Hitler verglichen — beide seien Verfechter des Ungeistigen. „Jahn ist für das 19. Jahrhundert förmlich der Erfinder jener chauvinistischen Haltung, die Deutschland tausendmal mehr geschwächt als gestärkt, tausendmal mehr gehemmt als gefördert hat. Denn sie hat ihren Ursprung in einem nebulösen Irrealismus, in dem mit jedem fruchtbaren politischen Gedanken auch jeder geistige und kulturelle Gesichtspunkt verkommt" Mit der gewaltsamen Auflösung der Arbeiter-Tumund Sportbewegung 1933 waren solche kritischen Stimmen zum Schweigen verurteilt. Hatte die Deutsche Turnerschaft im Zeichen einer Jahn-Renaissance nach dem Ersten Weltkrieg versucht, sich angesichts der Niederlage an einem heroisierten und idealisierten Jahn-bild aufzurichten, so wurde das Jahnbild nach 1933 von dem NS-Pädagogen-Alfred Baeumler verfälscht, der Jahn zum „politischen Soldaten" und Wegbereiter einer auf die Maxime von Führertum, Rasse und Wehrhaftigkeit ausgerichteten politischen Leibeserziehung der NS-Zeit machte. Eine solche Verfälschung war aber nur möglich, weil Jahn bereits vorher zum nationalen Mythos geworden war.

Der Weg der Deutschen Turnerschaft, den Neuendorff mitbestimmt hatte, endete im völligen Aufgehen in der nationalsozialistischen Bewegung und im Verlust auch der letzten Selbständigkeit. Anfang 1935 wurde auf dem Deutschen Turntag in Coburg in „nationalsozialistischem Pflichtgefühl" die Auflösung der Deutschen Turnerschaft beschlossen. Sie ging auf in dem neuen Reichsbund für Leibesübungen, einer zentral geleiteten Vereinigung der Fachverbände.

Neubeginn 1945 Es gehörte zu den verheißungsvollen Zeichen eines Neubeginns nach 1945, daß in freier Entscheidung auf demokratischer Grundlage der Deutsche Sportbund (DSB) am 10. Dezember 1950 in Hannover gegründet wurde, ein freiwilliger Zusammenschluß aller Turnund Sportverbände der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlins, in dem Persönlichkeiten der verschiedenen weltanschaulich-politischen Richtungen Zusammenarbeiten und auch ehemalige Arbeitersportler Führungspositionen übernehmen konnten. Damit war nach den zurückliegenden Jahren erbitterter Agitation und Polemik Einheit und Friede im Turnerlager wiederhergestellt. Der Deutsche Turner-bund (DTB) erlebte dann auch von allen Sport-verbänden in der Bundesrepublik Deutschland den größten Aufschwung. Die sportliche Entwicklung verlief parallel zu einer politischen, wo es auf gewerkschaftlicher Ebene zur Gründung einer Einheitsgewerkschaft kam. Schließlich bekannten sich alle Kräfte'zu sozialer Verantwortung.

Das von Jahn inaugurierte Turnen hat im Laufe von 150 Jahren eine weltweite Verbreitung erfahren. In nahezu allen europäischen Ländern hat es eine Heimstatt gefunden, obwohl es im einzelnen heftige Auseinandersetzungen zwischen dem Jahnschen Turnen und der schwedischen Gymnastik bzw.dem slawischen Sokolturnen, zwischen Turnen und Sport als Ausdruck unterschiedlicher Lebensformen und Werthaltungen, zwischen Arbeiter-turnern und der bürgerlichen Turn-und Sportbewegung, zwischen Einordnung des Turnens in einen Bereich vormilitärischer Erziehung und pädagogisch motivierten Leibesübungen gab.

Jahns Idee in Europa Um Ausmaß und Bedeutung des Jahnschen Turnens im Europa des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu erkennen, soll ein Überblick über seine Verbreitung gegeben werden. In Finnland war Viktor Heikel seit 1880 ein entschiedener Verfechter des deutschen Turnens. Während in Schweden die Ling-Gymnastik dominierte, waren in Norwegen wie in Dänemark Schützen-und Turnvereine ebenfalls auf das deutsche Turnen ausgerichtet. In den meisten Hauptstädten Westeuropas, in Paris, London, Antwerpen, Brüssel, Luxemburg gab es von Deutschen gegründete Turnvereine. Männer wie Isenbaert, Happel, Cuperus und Euler haben von Antwerpen und Brüssel aus die öffentliche Meinung für das Turnen nach Spieß und Jahn gewonnen und sind zu Begründern der „methode beige" geworden. In den Niederlanden wurde das Schulturnen nach deutschem Muster aufgebaut. Vom Elsaß her drang ab 1860 das Turnen nach Frankreich vor. Das durch Spieß modifizierte Jahnsche Turnen wurde in der Schweiz integraler Bestandteil der Volkserziehung. Der aus Zürich stammende R. Obermann gründete 1844 in Turin die Gesellschaft für Gymnastik, d. h.den ersten Turnverein Italiens. In Griechenland wurde das Turnen bald nach Beendigung des Freiheitskampfes 1836 unter Otto I. eingeführt. Der Maßmann-Schüler Kork gründete 1879 in Athen den ersten griechischen Turnverein; 1892 wurde das Turnen in die Schulen eingeführt und eine „Zentrale Turnanstalt" zur Ausbildung von Turnlehrern errichtet. Auch außerhalb des griechischen Mutterlandes, in den von Griechen bewohnten Städten Kleinasiens und auf Zypern, entstanden Turnvereine. In Jugoslawien wurde 1860 in Zagreb nach dem Vorbild Eiselens Berliner Turnschule eine Turnanstalt errichtet, in der Friedrich Singer, ein gebürtiger Schweizer, unterrichtete. Turnunterricht wurde in Ljubljana (Laibach) schon ab 1851/52 an der dortigen Gymnastikschule erteilt, ähnlich wie in Belgrad, doch 1908 wurde dort offiziell das von Böhmen ausgehende Sokolturnen eingeführt, ein dem französischen Militärturnen verwandtes und auf disziplinierte Massenfreiübungen ausgerichtetes System, das besonders in Osteuropa, dem wir uns nun zuwenden wollen, in Konkurrenz zum deutschen Turnen trat.

Nach Rußland kam das Jahnsche Turnen in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts über die Ostseeprovinzen (Riga, Dorpat, Reval). 1862 wurde in St. Petersburg der erste Turnverein gegründet, in dem längere Zeit, d. h. solange die deutsch-russischen Beziehungen gut waren, ein freisinniger Geist herrschte und auch viele Russen turnten. Noch 1887 hieß es in einem „Zuruf an den Petersburger Turnverein": „Ob Slawe — ob Germane, Ob Finne — ob Romane —.

Wir wollen einig als Genossen sein, Die Hand und Herz der edlen Turnkunst weihn." Auch in Moskau gab es einen Turnverein, der sich 1889 aus folgenden Mitgliedern zusammensetzte: 199 Russen, 183 Deutschen, 14 Österreichern, 6 Franzosen, 5 Schweizern, 3 Amerikanern, 3 Engländern, 2 Holländern, 2 Schweden, 1 Italiener Im Süden Rußlands lag das Zentrum Jahnschen Turnens in Odessa, in der 1871 gegründeten „Odessaer deutschen Turnerschaft". In seinen Richtlinien hieß es: „Streng nach den Überlieferungen unseres Turnvaters Jahn werden wir uns sorgsamer Ausbildung des Körpers, der Abhärtung und der Übung der Disziplin widmen, damit ein jeder aus unserer Mitte mit gestähltem Körper, kraftbewußt, gesund an Leib und Seele — Frisch, Frei, Fromm, Fröhlich — hervor-gehe."

Die Situation änderte sich entscheidend nach der Jahrhundertwende, als in Rußland das slawische Sokolturnen favorisiert wurde. Als es 1908 zur Gründung eines allrussischen Turnverbandes kam, wurden die deutsch-russischen Turnvereine als staatsgefährdend angesehen, da sie mit der angeblich paramilitärischen Organisation der Turner Deutschlands, der Deutscher Turnerschaft, in Verbindung stünden. Die stärkste Gegenkraft war, wie erwähnt, das Sokolturnen, das von Böhmen aus den slawischen Raum durchdrungen hatte. 1862 war der erste tschechische Sokolverein (Sokol = Falke) von Jindrich (Heinrich), Fügner und Dr. Miroslav Tyrs (Thiersch) in Prag als eine überparteiliche, überkonfessionelle, freisinnige, demokratische und völkische Organisation gegründet worden. Im Rückgriff auf Jahnsche Ideen sah der Sokol seine wichtigste Aufgabe in der Bewahrung tschechischer Sprache und der Erhaltung des tschechischen Volkstums in den gemischten Sprachgebieten. Hatten Tschechen und Deutsche bis dahin einträchtig nebeneinander gelebt, so strebten jene mit dem Erstarken ihres Nationalbewußtseins eine ähnliche Selbständigkeit und Oberhoheit über die Deutschen an, wie es die Ungarn 1867 durch den „Ausgleich" erreicht hatten. In den deutschen Turnern sahen die Tschechen Vertreter des volksbewußten Deutschtums.

Jahnsches Turnen hatte sich auch in Südosteuropa verbreitet. In einem Bericht heißt es: „überall, wohin die Deutschen zogen, haben sie auch das Turnen mitgenommen, oder, wo sie schon früher ansässig waren, es eingeführt. Auch in den südöstlichen Marken unseres Erdteils, unter Magyaren und Rumänen, hat das deutsche Turnen eine Stätte gefunden, und nicht nur die dort lebenden Deutschen pflegten es, sie haben auch die verwandten Elemente der Nationen, unter denen sie lebten, in ihren Kreis gezogen."

Der Aufbau des Turnwesens in Siebenbürgen wurde bereits um 1840 begonnen und geht auf Stephan Ludwig Roth zurück. Turnen schien in Verbindung mit dem Schützen-und Fechtwesen und dem volkstümlichen Gesang ein geeignetes Mittel zur Hebung des Volkstums unter den Siebenbürgener Deutschen. Turnvereine entstanden in Hermannstadt, Schäßburg, Kronstadt, Mediasch. 1859 wurde an der deutschen evangelischen Schule in Bukarest das Knabenturnen eingeführt, 1867 wurde dort, wo es eine starke deutsche Kolonie gab, der Bukarester Turnverein gegründet, der allen Nationalitäten offenstand, obwohl die deutsche Sprache die offizielle Vereinssprache war. Von Bukarest aus erfolgten Turnvereinsgründungen in Jalisy, Galati und Azuga. In der Bukowina wurde Suczawa eine Hochburg des Turnens. Seit 1867 gab es den „Deutschen Turnerbund Rumäniens".

Der Turnverein als Zufluchtsort 1895 wurde in Sofia, der Hauptstadt Bulgariens, ein deutscher Turnverein gegründet, um den dort lebenden oder dorthin kommenden „deutschen Stammesgenossen einen Zufluchtsort zu bieten ... und den Turnern unter ihnen eine Stätte, wo sie die ihnen liebgewonnenen Leibesübungen wie im Vaterlande ausüben konnten" 1910 schloß sich der „Turnverein Sofia" an die Deutsche Turnerschaft an.

In Ungarn begann 1868 Ernst Bokelberg im 1863 gegründeten Nationalen Turnverein Budapest mit der Ausbildung von Turnlehrern und Turnlehrerinnen. 1886 gab es in Ungarn 26 Turnvereine, davon 6 in Budapest. Bokelberg war zweieinhalb Jahrzehnte Leiter des Nationalen Turnvereins Budapest. Die Entwicklung des Turnwesens in Ungarn hat er maßgeblich beeinflußt. 1895 wurde der Ungarischer Turnerbund gegründet.

Zweiter deutsch-ungarischer Turnerpionier war Johann Maurer, Schüler und Nachfolger des aus Hannover stammenden Bokelbergs, auch bekannter Turntheoretiker, Verfasser mehrerer Bücher über Geschichte und Methodik des Turnens, Leitfäden für den Turnunterricht, des deutsch-ungarischen und ungarisch-deutschen Turnwörterbuchs. Sein besonderes Verdienst war die Einführung des Frauenturnens in die Turnvereine.

Mit Turnfahrten und Turnfesten versuchten die Vereine und der Bund, neue Anhänger des deutschen Turnsystems zu gewinnen, doch als sich das Gros der Bevölkerung mehr den neuen Sportvereinen zuwandte, gab auch der Ungarische Turnerbund — wie die meisten Turnerbünde in Europa —dieser Tendenz nach, und nahm Spiele, Schwimmen und andere Sportarten in sein Programm auf.

In Polen, wo sich das Sokolturnen besonders stark von Galizien aus verbreitete, haben sich L. Bierkowski, der 1837 in Krakau die erste Turnanstalt gründete, und H. Jordan, der dort in Anlehnung an Jahns Turnplatz auf der Hasenheide den ersten Spielplatz schuf, hohe Verdienste um die Verbreitung turnerischer Leibesübungen erworben.

Zu einer hohen Blüte gelangte das Turnen in Österreich, obwohl es dort während der Ära Metternich verboten und erst ab 1848 erlaubt worden war. Dann breitete es sich aber sehr schnell aus. Begründer des Turnens in Österreich waren die Gebrüder A. und R. von Stephani, Söhne eines preußischen Offiziers. Eine starke Stütze hatte das Turnen im Sudetenland. Der Sudetendeutsche Dr. H. Stingl arbeitete die Satzung der 1868 in Weimar gegründeten Deutschen Turnerschaft aus, zu der auch der Turnkreis Deutschösterreich als Kreis XV gehörte. In Böhmen entstanden zwischen 1862 und 1872 über 50 Turnvereine. Als die Turner allerdings'1878 Jahns 100. Geburtstag feierten, kam es zu Zusammenstößen, die bereits den wachsenden Volkstumskampf widerspiegeln. Von den 80er Jahren an setzten sich in den deutschnationalen Turnkreisen Österreichs zunehmend Strömungen des rassischen Antisemitismus durch und führten schließlich zum freiwilligen Austritt oder zum Ausschluß jener Vereine aus der „Deutschen Turnerschaft", die in ihren Statuten den „Arierparagraphen" aufgenommen hatten. Diese Vereine gründeten den judenfeindlichen „Deutschen Turnerbund" (1889). Doch sollte trotz dieser unheilvollen ideologischen. Entwicklung das verdienstvolle pädagogische Wirken der deutschnationalen Turnbewegung (Einführung des allgemeinen Schulturnens, Durchführung von Turnlehrerausbildungskursen) nicht übersehen werden. Dazu gehört auch die frühe fachliche Rückbesinnung auf die ursprüngliche Weite des Jahn-sehen Turnens mit seinem reichen Spielgut und seinen volkstümlichen Übungen (Lauf, Sprung, Wurf, Ringen und Wandern). Besondere Erwähnung verdienen schließlich die ab 1893 gegründeten Arbeiterturnvereine, die sich 1909 zum Österreichischen Arbeiter-Turnerbund zusammenschlossen. Mit der zunehmenden Verschärfung „völkischer" Reinigungsbestrebungen in Österreich und in Deutschland entstand in jüdisch-zionistischen Kreisen die Idee des „Muskeljudentums", die Idee einer eigenen jüdischen Turnerschaft. Es begann mit dem Austritt deutscher und österreichischer Juden aus dem „Deutschen Turnverein" in Konstantinopel 1895 und der Gründung des dortigen „Israelitischen Turnvereins". 1898 kam es in Berlin zur Gründung des nationaljüdischen Turnvereins „Bar Kochba", von dem die Initiative zur Herausgabe einer „Jüdischen Turnzeitung" und die Motivation zu einem verbandsmäßigen Zusammenschluß in der „Jüdischen Turnerschaft“ (1903) ausging.

Der Hinweis auf Gründungen von Turnvereinen in Kanada, in Mittel-und Südamerika, in Südwest-und Südafrika möge den Überblick über das Jahnsche Turnwesen beschließen. Auch im Fernen Osten hat das Turnen Anhänger gefunden. In Japan zum Beispiel ist das Geräteturnen, das dort vor dem Zweiten Weltkrieg noch weitgehend unbekannt war, weiterentwickelt und auf ein nahezu unvorstellbares Niveau gebracht worden.

Jahn, der Inaugurator des Turnens in Preußen, hat zwar die globale Ausweitung des Turnens selbst nicht unmittelbar bewirkt, aber sie geht mittelbar auf seinen geistigen Anstoß zurück. So widersprüchlich auch das Jahnbild in den einzelnen Ideologien der Turnerbünde erscheint, so ist ihnen doch gemeinsam das Streben nach genossenschaftlich-geselliger Vereinigung mit dem Ziel einer umfassenden körperlichen Bildung.

In der Bundesrepublik Sport für alle In der Bundesrepublik ist das Schulturnen, ob in spielerischer Form, ob leistungsbetont, aus dem Leben unserer Tage ebensowenig wegzudenken wie der Turn-und Sportverein als Faktor und Mitträger außerschulischer Bildung. Der alte Streit zwischen Turnen und Sport, bei dem Arbeiter-Turnerbund und Deutsche Turnerschaft sogar gemeinsam gegen individualistisches Rekordstreben, Siegerkult und Schau-geschäft als Folge der „Versportung" polemisierten, ist längst beigelegt und einem gegenseitigen Respektieren und Verstehen gewichen. Der Turn-und Sportverein trägt heute wesentlich dazu bei, das gemeinsame Anliegen „Sport für alle" zu verwirklichen, weil er weltanschaulich-ideologische und parteimäßige Bindungen nicht mehr kennt und dem Menschen hilft, seine Freizeit aktiv zu gestalten. Weitgehend hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, daß Turnen und Sport ein wichtiges Feld individueller Erfahrungen und Einsichten, sozialer Beziehungen und Kooperationen öffnen, in der die Entwicklung einer eigenen Leistung ebenso möglich ist wie Vergleich und Wettbewerb mit anderen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Geschätzt wurde Jahn — wenn auch nicht unein-geschränkt — von Scharnhorst, Gneisenau, Schleier-macher, Fichte und Arndt wegen seiner patriotischen Gesinnung und wegen seines Beitrags zur preußischen Erhebung 1813. Anerkennend über Jahns kulturgeschichtliche Leistungen urteilten die Universitätslehrer Thiersch, Passow, von Raunzer, Harnisch u. Luden, die zumeist auch Turner waren oder burschenschaftlichen Kreisen nahestanden. Abfällige Urteile von Zeitgenossen über Jahns geistige Leistungen liegen u. a. vor von Immermann, Gervinus, Heine u. v. Treitschke.

  2. F. L. Jahn, E. Eiselen, Die Deutsche Turnkunst, Berlin 1816, S. 209.

  3. Ebd., S. 4.

  4. E. Neuendorff, Geschichte der neueren deutschen Leibesübung, Bd. II, Jahn und seine Zeit, Dresden 1932, S. 143.

  5. Kl. C. Wildt, Friedrich Ludwig Jahn und das deutsche Turnen, Rostock 1931, S. 45.

  6. Neuendorff, a. a. O., S. 139 ff.

  7. Deutsche Turnzeitung (DTZ) 1860, 5, S. 22.

  8. Vgl. dazu W. Schröder, Das Jahnbild in der deutschen Turn-und Sportbewegung, Phil. Diss. Leipzig 1958.

  9. C. L. Dürre, Aufzeichnungen, Tagebücher und Briefe aus einem deutschen Turner-und Lehrerleben, Leipzig 1881, S. 88.

  10. Ähnlich hatte sich schon Jahn als Hauslehrer in Neu-Brandenburg betätigt, wo er eine Schar von Knaben um sich gesammelt hatte. Vgl. R. Körner, Friedrich Ludwig Jahn und sein Turnwesen, in: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 41 (1928), S. 39.

  11. C. L. Dürre, a. a. O., S. 85.

  12. So im Vorbericht zur . Deutschen Turnkunst'; C Euler, Werke II, 1, S. 15, vgl. dazu auch S. 111.

  13. DTZ 1865, 1870, 1879, 1882; Jahrbücher der deutschen Turnkunst 1855, 1858, 1859, 1870. Monats-Schrift über das Turnwesen 1882, 1884, 1885, 1886. Angaben nach R. Körner, a. a. O., S. 61.

  14. C. L. Dürre, a. a. O., S. 69 u. S. 92.

  15. R. Körner, a. a. O., S. 62.

  16. Ebd., S. 70.

  17. Zit. nach H. Hirn, Geschichte des Schulturnens in Preußen bis zur Turnsperre, Phil. Diss., Heidelberg 1924, S. 40.

  18. Zit. nach E. T. A. Hoffmann, in: H. Pröhle, Friedrich Ludwig Jahns Leben, Berlin 18722, S. 407.

  19. Ebd., S. 406 f.

  20. Ebd., S. 361.

  21. Ebd. S. 408 u. S. 410.

  22. Robert Wesselhöft, Deutsche Jugend in weiland Burschenschaften und Turngemeinden, Magdeburg 1828, S. 50.

  23. Carl Rossow, Die Deutsche Burschenschaft, Friedrich Ludwig Jahn und das deutsche Turnen, in: DTZ 60 (1915), 27, S. 549— 552.

  24. C. Rossow, a. a. O., S. 551.

  25. Hermann Haupt, Die Jenaische Burschenschaft von der Zeit ihrer Gründung bis zum Wartburgfest, in: Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung, Bd. 1, Heidelberg 1910, S. 101.

  26. Willi Schröder, Der Anteil der Turner und Burschenschafter am Kampf um die Lösung der nationalen Frage in den beiden ersten Jahrzehnten des 19. Jh. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Körperkultur, Phil. Hab. Sdir., Jena 1965.

  27. H. F. Maßmann, Kurze und wahrhaftige Beschreibung des Burschenfestes auf der Wartburg am 18. und 19. Siegesmonds 1817, a. a. O., 1817, S. 26.

  28. Ebd. S. 28.

  29. Schröder, a. a. O., Bd. 2, S. 134.

  30. Ebd. S. 138.

  31. Edmund Neuendorff, Geschichte der neueren deutschen Leibesübung, Bd. 2, Jahn und seine Zeit, Dresden (1932), S. 359 f.

  32. Ebd.

  33. H. Neumann, Die deutsche Turnbewegung in der Revolution 1848/49 und in der amerikanischen Emigration, in: Beiträge zur Lehre und Forschung der Leibeserziehung, Bd. 32, Schorndorf 1968.

  34. W. Eichel (Hrsg.), Geschichte der Körperkultur in Deutschland, Bd. II, Berlin 1965, S. 119.

  35. Bilder und Dokumente aus der deutschen Turnund Sportgeschichte (Hrsg. W. Beier), Berlin 1956, S. 56.

  36. Ebd.

  37. Vgl. Neumann, a. a. O„ S. 17, 23, 33.

  38. C. Wittke, Refugees of Revolution. The German Forty-Eighters in America, Philadelphia 1952, S. 4.

  39. Ebd. S. 3.

  40. H. Metzner, Jahrbücher der deutsch-amerikanischen Turnerei, Bd. I., New York 1891, S. 275.

  41. Arbeiter-Turnzeitung (ATZ) Nr. 24, 1918, S. 145.

  42. E. Neuendorff, Die Deutsche Turnerschaft von 1860— 1936, Berlin 1936, S. 226.

  43. E. Neuendorff, Turnverein oder Wehrverband, in: Deutsche Turnzeitung (DTZ), Dresden 1932, S. 847 ff.

  44. Blätter der Erinnerung an das 15. Deutsche Turnfest 1933 (hrsg. von W. Gaertner), Dresden 1933, S. 22.

  45. Ebd. S. 27.

  46. Ebd. S. 40.

  47. Ebd. S. 40 f.

  48. Ebd. S. 41.

  49. Arbeiter-Turnzeitung (ATZ) Nr. 16, 1931, S. 285.

  50. DTZ 1887, Nr. 25, S. 356.

  51. DTZ 1889, Nr. 2, S. 26.

  52. DTZ 1871, Nr. 20, S. 137.

  53. DTZ 1880, Nr. 51, S. 484.

  54. W. Gramberg, Turnverein Sofia, in: DTZ 1913, Nr. 7, S. 111.

Weitere Inhalte

Horst Ueberhorst, Dr. phil., geb. 1925 in Bochum; Studium der Philologie mit den Fächern: Leibeserziehung, Geschichte, Germanistik; 1965 mit dem Aufbau und der Leitung des Instituts für Leibesübungen der Ruhr-Universität Bochum beauftragt, 1967 Ernennung zum Institutsdirektor; 1969— 1970 Sport-referent der Landesregierung im Kultusministerium Düsseldorf; seit 1970 o. Prof, an der Ruhr-Universität Bochum; 1972 Auszeichnung im Internationalen Carl-Diem-Wettbewerb; 1975 Gastprofessor (Distinguished Visiting Professor) an der University of Massachusetts, Amherst; 1976 Dozent an der Internationalen Olympischen Akademie. Veröffentlichungen u. a.: Von Athen bis München. Die modernen Olympischen Spiele, Berlin 19722; Zurück zu Jahn? Gab es kein besseres Vorwärts?, Bochum 1969; Elite für die Diktatur. Die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten 1933 bis 1945, Düsseldorf 1969; Frisch, Frei, Stark und Treu. Die Arbeitersportbewegung in Deutschland 1893— 1933, Düsseldorf 1973; Edmund Neuendorff — Turnführer ins Dritte Reich, Berlin 1970; Carl Krümmel und die nationalsozialistische Leibeserziehung, Berlin 1976; Turner unterm Sternenbanner. Der Kampf der deutsch-amerikanischen Turner für Einheit, Freiheit und soziale Gerechtigkeit (1848— 1918), München 1978; Geschichte der Leibesübungen, 5 Bände, Berlin 1972— 1978.