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Araber und Israelis | APuZ 23/1974 | bpb.de

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APuZ 23/1974 Artikel 1 Henry A. Kissinger — Versuch eines Porträts Araber und Israelis

Araber und Israelis

Gideon Weigert

/ 49 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Der Aufsatz unternimmt den Versuch, einige wichtige Aspekte und Entwicklungstendenzen jenes Problems aufzuzeigen, das allgemein als israelisch-arabischer Konflikt bezeichnet wird und dessen Ursprünge noch in die Zeit vor der Staatsgründung Israels zurückreichen. Die nach der Balfour-Deklaration von 1917 über die Schaffung eines palästinensischen Staates entstandenen zwei nationalen Bewegungen, die der Juden und Araber, gerieten schon während der britischen Mandatszeit, also lange vor dem ersten offenen Krieg von 1948, heftig aneinander. Von 1948 bis 1967 beschränkte sich der israelisch-arabische Konflikt in den Augen der Weltöffentlichkeit auf das Problem der palästinensischen Flüchtlinge. Daß es sich hierbei um eine unzulässige Verkürzung handelte, daß es letztlich vielmehr um die Frage der Selbstbestimmung der arabischen Palästinenser ging, wurde erst nach dem Sechs-Tage-Krieg klar. Für die eineinhalb Millionen arabischen Palästinenser, die in Israel, in Ost-Jerusalem, im Gaza-Streifen und auf der Westbank leben, stellt sich heute genauso wie für die Israelis die Frage nach ihrer nationalen Identität. Welche Antworten auch immer auf diese Frage gefunden werden — die Erfahrung der Möglichkeit eines friedlichen Zusammenlebens von Israelis und Arabern ist seit dem Sechs-Tage-Krieg in vielfältiger Weise auf beiden Seiten gemacht worden, und diese Erfahrung kann auch nicht durch Terroraktionen palästinensischer Guerillagruppen zunichte gemacht werden. Die in diesem Beitrag geäußerten Ansichten sind nicht regierungsoffiziell, sondern werden vom Autor persönlich aufgrund seiner langjährigen Kontakte mit den arabischen Nachbarn vertreten.

Sieben Jahre sind seit dem Sechstagekrieg vergangen, einem Krieg, der die neunzehnjährige Trennung zwischen den Arabern Palästinas und den Israelis gewaltsam beendete. Acht Monate sind seit dem Oktoberkrieg von 1973 vergangen. Dies war eine Zeit, in der Rache und Haß die immer wiederkehrenden Themen auf der einen Seite der Waffenstillstandslinie waren und der Ruf „Befreit das Land mit Gewalt" von jenseits der Stacheldrahtzäune und Minenfelder und herab von den Minaretts in der arabischen Welt erklang. Die von der anderen Seite geäußerte Sehnsucht nach Frieden, die zur gegenseitigen Anerkennung ausgestreckte Hand aber wurde zurückgewiesen.

Genau sieben Jahre sind es her, seit Israel in einen Verteidigungskrieg gezwungen wurde. Das hatte zur Folge, daß die jüdischen Streitkräfte die Golanhöhen besetzten, von denen herunter die syrischen Batterien den Tod unter den Bewohnern des darunter liegenden Huleh-Tales verbreitet hatten. Jüdische Soldaten besetzten die jordanische Westbank (das Gebiet westlich des Jordans), von wo aus König Husseins schießwütige Legionäre früher ihre Fern-geschütze auf Tel Aviv gerichtet hatten und Scharfschützen von den Mauern der Jerusalemer Altstadt die jüdische Bevölkerung auf der anderen Seite der Heiligen Stadt ständig bedroht hatten. Israels Armee stand bei Gaza und im Sinai, wo vorher die von den Russen gelieferten ägyptischen Panzerfahrzeuge und die „Brigaden für die Befreiung Palästinas" ungestört umhergestreift waren.

So sind seit dem Juni 1967 anderthalb Millionen Araber zu den. fast drei Millionen Juden unter der Fahne des jungen Staates Israel

Die besetzten Gebiete

hinzugekommen. Diese Araber lassen sich in drei Kategorien unterteilen, die durch eine unterschiedliche wirtschaftliche, politische, soziale Entwicklung und den Lebensstandard gekennzeichnet sind: Erstens die Araber, die israelische Staatsbürger sind: etwa 400 000, die innerhalb der Waffenstillstandsgrenzen von 1949 leben; zweitens die 70 000 Araber aus Ost-Jerusalem; drittens die eine Million Einwohner der besetzten Gebiete: der Golanhöhen, des Gazastreifens, Nordsinais und der Westbank. Mit Ausnahme der Bewohner der Golanhöhen, die Drusen sind, und der Beduinen vom Sinai haben sie eines gemeinsam: ursprünglich, bis zum Jahre 1948, waren sie alle palästinensische Araber. Jede dieser drei Kategorien mit ihren besonderen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Eigenheiten soll im folgenden kurz skizziert werden.

Die Golanhöhen Die Bewohner der Golanhöhen umfassen etwa 7 500 frühere syrische Drusen aus einer ursprünglichen Bevölkerung von etwa 30 000 Syrern, die vor dem Sechstagekrieg auf diesen Höhen lebten. Diese Drusen wohnen in fünf Dörfern und besitzen israelische Personalausweise. Trotz vieler Appelle, sowohl ihrer eigenen Führer als auch ihrer Religionsgenossen in Israel selbst, hat man ihnen jedoch nicht die israelische Staatsbürgerschaft zugestanden. Daß es der israelischen Regierung im Laufe von sechseinhalb Jahren nicht gelang, ihre territoriale Politik klar werden zu lassen, war ein Versagen, das zur Verwirrung und Enttäuschung in dieser Bevölkerung führte. Einerseits leben die Bewohner der Golanhöhen unter militärischer Verwaltung, andererseits sind sie die einzigen in den besetzten Gebieten, die unter die Jurisdiktion eines israelischen Gerichtshofes fallen. In allen anderen besetzten Gebieten hat man die Genfer Konvention eingehalten, und die bis heute geltenden Gesetze sind die, die am Tage der Besetzung in Kraft waren (auf der Westbank die jordanische Gesetzgebung und im Gazastreifen die ägyptische)

Der Gazastreifen Der Gazastreifen und Nordsinai werden von etwa 400 000 Staatenlosen bewohnt, zu einem großen Teil frühere Palästinenser, von denen etwa 150 000 Flüchtlinge aus dem Jahre 1948 sind. Mit der Stadt Gaza im Brennpunkt erstreckt sich der Streifen nach Süden durch drei Schwesterstädte: Deir el Balah, Khan Yunis und Rafah, das durch 40 km Wüste von El Arish, der Haupstadt Nordsinais, getrennt ist. Der Gazastreifen stand 19 Jahre lang unter ägyptischer Militärverwaltung. Seinen Bewohnern wurde nie die ägyptische Staatsbürgerschaft gewährt, und von 1948 bis 1967 bestand ein nächtliches Ausgangsverbot.

Schon in der Zeit des britischen Mandatsregimes in Palästina war der Gazastreifen auf wirtschaftlichem, sozialem und kulturellem Sektor im Rückstand gewesen Seit der Terror um 1972 wesentlich nachließ und die Leute frei und ohne Furcht darangehen konnten, ihre Städte und Dörfer aufzubauen und Arbeit zu suchen, hat der Gazastreifen in allen Lebensbereichen eine weitreichende Umstellung erfahren Heute sind die politischen Zukunftsaussichten der Bewohner vergleichbar mit denen ihrer Brüder, den früheren Palästinensern, die auf dem Westufer des Jordans leben

Die Westbank Was die Lage der 650 000 Bewohner der Westbank betrifft, so machten sie — allgemein gesprochen — eine verhältnismäßig positive Entwicklung auf der sozialen Ebene und in der Bildung während der 19 Jahre unter haschemitischer jordanischer Herrschaft durch. Im Vergleich zu den Zuständen bei ihren Nachbarn auf dem Ostufer und in Ägypten und Syrien befand sich die öffentliche Versorgung der Bevölkerung auf einem hohen Niveau. Aber die Bevölkerung der Westbank litt unter schweren Benachteiligungen einer Monarchie, die nichts mehr fürchtete, als daß diese aus ihrer Union mit den Beduinen von jenseits des Jordans ausbrechen würde. Diese Benachteiligungen bestanden im Verbot der industriellen Entwicklung, im Verbot von Parteien, Verbänden und Gewerkschaften, die ihren Sitz nicht in Amman selbst hatten, und der freien Meinungsäußerung.

Das Verbot der industriellen Entwicklung hatte eine chronische Arbeitslosigkeit zur Folge. Die Zahl der Beschäftigten in einem Betrieb wurde auf 10 bis 15 beschränkt, und Industrielle, die in größeren Maßstäben planen wollten, wurden „freundlich aufgefordert", in Unternehmen auf dem Ostufer zu investieren, in größerer Nähe zu Amman Da es keine Rohstoffquellen auf dem Westufer gibt (Jordanien unternahm während der gesamten 19 Jahre keine Anstrengungen zur Ausbeutung des Toten Meeres), wanderte eine große Zahl von Arbeitslosen in den östlichen Landesteil und von dort weiter in andere arabische Staaten und die reichen Olstaaten des Persischen Golfes aus

Das Verbot der politischen Parteien war gekoppelt mit einem mittelalterlichen Gesetz zur Gemeindewahl, das Tausenden das Wahlrecht entzog, deren Unglück es war, keinen Besitz zu haben, darunter allen Frauen und vielen der gebildeten Angehörigen der freien Berufe. Eine freie Presse existiert nicht, und 1967, vor dem Sechstagekrieg, befahl der König die Verstaatlichung der gesamten jordanischen Presse — ein Schritt, der hauptsächlich die Chefredakteure und Herausgeber der früheren palästinensischen arabischen Zeitun-gen betraf, die seit 1948 in Ost-Jerusalem erschienen waren. So blieb in Jerusalem, dem einstigen Zentrum der jordanischen Presse, nur noch eine arabische Tageszeitung übrig

Wie bereits erwähnt, erstreckte sich das Verbot der freien Meinungsäußerung auf die Bildung von regionalen Gewerkschaften, Organisationen und Verbänden, die nicht von Am-man aus kontrolliert wurden und dort ihren Sitz hatten. Alle Banken mit Ausnahme einer — der Arab League Land Development Bank — hatten ihren Hauptsitz in Amman, und der größte Teil ihres Kapitals wurde dort unter strenger Kontrolle gehalten.

Mit der Besetzung des Westufers durch Israel im Sommer 1967 änderte sich dies alles Nicht nur wurde die Sperre für die industrielle Entwicklung aufgehoben, sondern die Industriellen des Westufers wurden dazu aufgefordert, ihre Anlagen zu erweitern, wann immer die notwendigen Kredite und das technische Know-how bereitstanden. Die Anzahl der Beschäftigten verdoppelte sich, und innerhalb von zwei Jahren entwickelte sich das Westufer von einem Gebiet mit ständiger Arbeitslosigkeit zu einem mit Arbeitskräftemangel. Dieser Umschwung ist aber auch darauf zurückzuführen, daß beinahe 40 000 Palästinenser in Israel Arbeit fanden. Ihr Lohn ist vergleichbar mit dem, den ein Jude auf einem entsprechenden Arbeitsplatz bekommt, und beträgt ein Vielfaches von dem, was sie vor dem Juni 1967 verdient hatten. Das Einkommen derjenigen, die auf dem Westufer selbst Anstellungen übernahmen, wuchs allmählich. Heute beträgt der Unterschied zwischen der Lohnskala Israels und der der Westbank nicht mehr als 20 °/o

Die Investitionen auf dem Westufer, die hauptsächlich von lokalen Kapitalgebern finanziert wurden, denen früher derartige Investitionen nicht erlaubt waren, nahmen außerordentlich zu. 1969, gerade zwei Jahre nach dem Krieg, erreichten z. B. die Investitionen in Nablus mehr als 40 Millionen israelische Pfund (UL beträgt derzeit etwa 0, 64 DM), ein Doppeltes von 1968, und 1971 wuchsen die Investitionen in der Hauptstadt Samarias auf das Zweifache der Gesamtsumme der Investitionen während der 19 Jahre haschemitischer Regierung 1970 war das Bruttosozialprodukt des Westufers auf 450 Millionen israelische Pfund angestiegen.

Mit Einführung der Pressefreiheit unter der israelischen Regierung wuchs die Zahl der Tageszeitungen von einer auf drei an, davon zwei nationalarabische Zeitungen. Zusätzlich wurden drei Wochenzeitungen und etliche mit vierzehntägiger oder monatlicher Erscheinungsweise herausgegeben, die erst unter israelischer Herrschaft gegründet worden waren. Alle politischen Fragen, mit Ausnahme von Angelegenheiten, die die Sicherheit betreffen — eine Einschränkung, die ebenso für israelische Zeitungen gilt —, werden offen diskutiert. Es kann also nicht verwundern, daß der Herausgeber der national-arabischen Tageszeitung im Leitartikel seiner ersten Ausgabe seinen Lesern mitteilte, daß sie „jetzt die Pressefreiheit, die zu unserem Bedauern dem arabischen Leser nie zuvor gewährt wurde" hätten.

Im Sommer 1972 wurden auf der Westbank Kommunalwahlen abgehalten; nach Auskunft eines Augenzeugen waren sie „die freiesten und demokratischsten, die die Bevölkerung dieses Gebietes je erlebt hatte". In einigen Städten Judäas kamen bis zu 94 0/0 der Wahlberechtigten zur Wahlurne Mehr als die Hälfte der Angehörigen der Stadträte und der Bürgermeister übernahmen ihren Posten zum ersten Mal — ein Zeichen für die Auflokkerung einer erstarrten Hierarchie.

Vor 1967 gab es nur eine höhere Schule: ein privates College in der Nähe von Ramallah. Zwar hatten die Bewohner des Westufers schon seit 1960 wiederholt eine Universität gefordert, aber die jordanischen Herrscher hatten entschieden, daß das Institut in Am-man sein sollte, nicht auf dem Westufer. Gegenwärtig existiert ein Plan, auf dem Westufer eine palästinensische Universität zu errichten, in die eine nach 1967 gegründete islamische höhere Schule in Hebron und das oben erwähnte private College als Teile der Fakultäten eingegliedert werden sollen. Ein Komitee aus Lehrern und Erziehern vom Westufer arbeitet an der Durchführung des Projektes mit voller Zustimmung der israelischen Behörden

Andererseits gestatten die Israelis — unter Berufung auf die Bestimmungen der noch bestehenden jordanischen Gesetze — keine öffentlichen Zusammenkünfte oder politische Versammlungen. Diese Regelung unterstreicht jedoch zusammen mit den noch geltenden jordanischen Gesetzen, der jordanischen Währung und dem Verwaltungsapparat sowohl die Stärke als auch die Schwäche Israels in diesen Gebieten. Die Aufrechterhaltung der jordanischen Gesetze hat die Masse der Bevölkerung des Westufers (die Besitzlosen) von der Teilnahme an den Kommunalwahlen von 1972 ferngehalten und sie daran gehindert, politische Versammlungen, die häufig von Bürgermeistern des Westufers gefordert wurden, zu veranstalten. Daher machten diese Verbote und Beschränkungen es der Bevölkerung unmöglich, ihre . eigene'Volksvertretung zu wählen

Hier liegt die Quelle für einen wahren Teufelskreis: Den Bewohnern des Westufers ist es verboten, sich zur Wahl einer Volksvertretung außerhalb der Gemeinderäte zu versammeln (deren Aufgabenbereich von ihrer Natur her auf lokale Angelegenheiten beschränkt ist), während israelische Führer wiederholt die Tatsache, daß sie die Wünsche der Bewohner des Westufers nicht genügend beachten, damit entschuldigen, daß sie sagen: „Wir wären erfreut, ihre Ansichten in Betracht zu ziehen, aber es gibt dort niemanden, mit dem wir verhandeln können, die Einwohner haben keine eigenen Repräsentanten."

Stellt man die Frage, ob die Bewohner der Westbank unter der israelischen Besatzung glücklich sind, so muß wohl die Antwort „Nein" lauten. Niemand lebt gern unter einer Besatzungsmacht, und die Bewohner der von Israel besetzten Gebiete würden eine arabische Herrschaft vorziehen. Jedoch ist die vor 1967 zu beobachtende Atmosphäre des blinden Hasses verschwunden. Heute arbeiten die Leute miteinander, treiben Handel, und es gibt sogar die ersten Anfänge gesellschaftlicher Kontakte. Auch wenn man die vielen entscheidenden Fehler, die die Israelis hier gemacht haben, in Erwägung zieht muß man einräumen, daß ihre Absichten positiver Art waren. Fast alle Bemühungen der Militär-verwaltung auf dem Westufer waren darauf gerichtet, den Bewohner bei der Entwicklung ihrer eigenen Gebiete zu helfen, ihren Lebensstandard zu erhöhen, ihr Bildungs-und Gesundheitswesen und ihre Landwirtschaft zu verbessern. Umgekehrt ist die Mehrheit der Palästinenser — obwohl viele von ihnen den Ruf haben, destruktiv und negativ zu sein — meiner Ansicht nach ein friedliebendes Volk mit der Bereitschaft, seine Lage zu verbessern und aus den gegebenen Umständen das Beste zu machen. Sie sind sicherlich nicht glücklich, aber allmählich hat sich auf dem Westufer ein Prozeß der neuen Einschätzung angebahnt Langsam, aber stetig setzt sich die Überzeugung durch, das die „Sprache der Kalatschnikov" ihre Probleme nicht lösen wird, daß eine friedliche Koexistenz mit den Israelis die einzige Möglichkeit zur Bewältigung des Konfliktes sein wird

Die ersten Anzeichen einer neuen Einschätzung kamen kurz nach dem Sechstagekrieg. Obwohl Terroristen sie mit dem Tode bedrohten, sammelten so hochgestellte Persönlichkeiten wie der palästinensische Richter Jihad Jarallah, der Präsident des Kreisgerichts von Hebron, eine Schar von Richtern und Anwälten von der Westbank um sich, die sich entschlossen, in die Gerichte zurückzukehren und ihre Tätigkeiten als Verteidiger von Recht und Gesetz wieder aufzunehmen. „Ich sehe es als meine Pflicht als Palästinenser, meinem Volk und meinem Land zu dienen, was auch immer der Preis und die Folgen sein mögen" erklärte er öffentlich.

Und weitere Beispiele: 1969 hielt es der Bürgermeister von Nablus, Hamdi Kan’aan für richtig, einer arabischen Zeitung gegenüber zu erklären, daß „König Hussein sich gewaltig irrt, wenn er denkt, daß er wieder zum Westufer zurückkehren kann . . ., nur um uns zu seinem persönlichen Vorteil auszubeuten . . . “ Im Frühjahr 1971 meldete die Beiru-ter Wochenzeitung „El Hawadith“ unter der Überschrift „Sie werden nie zurückkehren", daß eine Abstimmung unter den Bewohnern des Westufers, die kürzlich den Libanon besucht hatten, ergeben hatte, daß „nichts sie überzeugen kann, unter die jordanische Herrschaft zurückzukehren . . . Sie haben so lange unter der . Demütigung'durch ihre arabischen Brüder gelebt, daß sie nun zugeben, daß es zur israelischen Eroberung kommen mußte, damit ihnen bewußt wurde, daß das Wort Bürgerrecht auch eine menschliche Komponente enthält."

Die Beiruter Zeitung war die Ouvertüre für eine Flut von Artikeln, in denen Palästinenser vom Westufer und aus Ost-Jerusalem die neue Lage analysierten und die Zukunft in so realistischer Weise betrachteten, wie sie der arabischen Denkweise bislang fremd gewesen war. Die einzige Ausnahme bildete vielleicht der erfahrene palästinensische Führer Mussa es Alami, der bereits in den dreißiger Jahren einen Dialog mit Ben Gurion über die Lösung des arabisch-jüdischen Konflikts begonnen hatte und der in seiner „Ibrat Falastin" (The Lesson of Palestine, Beirut 1949 — in arabischer Sprache) zu einer positiven Haltung aufgerufen hatte. Jedoch blieb dies ein Einzelfall.

Im September 1971 erschien das erste Buch eines palästinensischen Arabers, der für die volle Anerkennung des jüdischen Staates und die friedliche Koexistenz mit dem jüdischen Volk eintrat, in den Buchläden der besetzten Gebiete und in Ost-Jerusalem. Dieses Buch von Abu Shilbayah enthielt keine der traditionellen Aufrufe zur Blutrache und zur „Befreiung des geraubten Vaterlandes", und die Sprache dieses in den palästinensischen Farben grün-weiß-rot gebundenen Buches unterschied sich gänzlich von der bisher üblichen kriegerischen Tonart: „. .. alle Palästinenser", schrieb er, „tragen heute den Ölzweig, alle strecken ihre Hände dem jüdischen Volk in Israel in Frieden entgegen, einem Frieden, der auf gegenseitige Anerkennung baut ... wir wollen nicht, daß unsere Söhne und ihre Söhne sich gegenseitig töten, wir wollen, daß sie in Frieden miteinander leben, wir wollen den Frieden in diesem Teil der Welt" Ein Jahr später veröffentlichte derselbe Autor sein zweites Buch wieder über das Thema Frieden. Hier legte er seinen Plan für einen unabhängigen, freien, palästinensischen Staat dar, der in Ruhe mit seinen jüdischen Nachbarn leben würde. Auf die Frage nach der Notwendigkeit einer palästinensischen Armee, um das neue nationale arabische Gebilde zu schützen, gab Abu Shilbayah eine einfache Antwort: „Eine palästinensische Armee? Aber wir alle sind eine Armee, eine Armee von Menschen, die den Frieden lieben, wir wollen nicht andere ins Meer werfen oder unseren Staat auf den Ruinen eines anderen aufbauen ... alles, worum wir bitten, ist, daß andere uns nicht in die Wüste schicken ...

Ein anderer palästinensischer Autor, der sein Buch zu etwa der gleichen Zeit veröffentlichte, war Achmed Ajweh, der offen den von König Hussein im März 1972 in Amman verkündeten Plan einer Föderation befürwortete. Aber auch er predigte Gewaltlosigkeit und die Anerkennung des Rechts Israels auf eine Existenz innerhalb gesicherter Grenzen. „Lieber Leser," erklärt er, „mit allem schuldigen Respekt für jeden Araber, ich bin gefoltert, beleidigt, ins Gefängnis geworfen und besudelt worden — in Amman . . . ich ein doch bleibe Araber . . . hört mir zu, ich sage euch offen, genug des Blutvergießens . . . genug der Katastrophen, genug der Tragödien . . ."

Mehr als sechs Jahre sind vergangen zwischen den Kriegen von 1967 und 1973. Innerhalb dieser Zeitspanne sind die Dinge in Bewegung geraten, es entwickelte sich ein neuer Typ des Palästinensers, und unabhängig davon, ob die gegenwärtigen israelischen Führer es gutheißen oder nicht, hat sich eine neue Ära der Hoffnung angekündigt.

Der Oktoberkrieg Sechseinviertel Jahre liegen zwischen den Kriegen vom Juni 1967 und Oktober 1973. Letzterer hat zwei Namen, in hebräischer Sprache heißt er „Yom-Kippur" -Krieg und in arabischer „Zehnter-Ramadan" -Krieg, was sich jeweils aus den entsprechenden Festtagen erklärt.

Während dieser Zeitspanne, besonders aber in den letzten Jahren, hat wir zwei sich, wie gezeigt haben, für die 650 000 Bewohner der Westbank und die 380 000 Palästinenser im Gazastreifen — das noch bis März 1972 als Terroristenzentrum galt — sowohl das tägliche Leben als auch die wirtschaftliche Lage entscheidend verbessert. Es sind erste Ansätze für eine Art friedlicher Koexistenz zwischen den drei Millionen Israelis und einer Million Arabern der besetzten Gebiete vorhanden. Langsam, sehr langsam weicht das vor 1967 vorherrschende Gefühl des Hasses den ersten Anzeichen für gegenseitiges Vertrauen, für den abermaligen und diesmal friedlichen Versuch, eine neue Art des Verhältnisses zwischen den beiden semitischen Völkern herzustellen Gerade zu diesem Zeitpunkt, als sich eine vorsichtige Wendung in dem langen Prozeß einer neuen Verknüpfung zwischen Arabern und Israelis anbahnte, brach der neue Krieg aus. Alle Entwicklungen seither und die Haltung der Araber zu ihnen müssen vor diesem Hintergrund gesehen werden.

Innerhalb von Minuten nach Ausbruch der Feindseligkeiten wandten sich die arabischen Massenmedien mit hysterischen Appellen an die unter israelischer Besatzung lebende Bevölkerung. über jeden verfügbaren Sender in den arabischen Hauptstädten riefen sie die Einwohner von Gaza und Nablus, von Hebron und Jericho auf, sich den arabischen Armeen bei ihrem Feldzug zur „Befreiung" der besetzten Gebiete anzuschließen und den Feind von innen zu bekämpfen. Diese Appelle wurden sowohl im Namen der arabischen Solidarität und Einheit als auch der islamischen Brüderschaft gemacht. Der oberste Scheich der berühmten islamischen Universität „Al Azhar" kündigte über Radio Kairo den heiligen „Jihad" an, der jeden Gläubigen, der in diesem „Heiligen Krieg" kämpfte und fiel, belohnen und „direkt ins Paradies" bringen würde.

Andererseits aber war gerade in den letzten Wochen vor dem Krieg das Bewußtsein für die Notwendigkeit gewachsen, daß die Bewohner der besetzten Gebiete ihr Schicksal selbst in die Hände nehmen sollten. Dieser Trend manifestierte sich in zwei Erscheinungen: der Veröffentlichung einer neuen nationalen arabischen Zeitung und dem Auftauchen einer neuen Sicht der möglichen zukünftigen politischen Regelung für Einwohner die der besetzten Gebiete. Beide Erscheinungen hatten eines gemeinsam: sie bedeuteten — jede auf ihre Weise — eine Abweichung von der bislang als „geheiligtes Dogma" betrachteten Linie, die nur zu berühren schon, unglaublich erschienen war. „Sawt el Jamaheer" (die Stimme der Massen), wie sich die neue arabische Wochenzeitung nannte, war ein Organ jener politischen Richtung in den besetzten Gebieten, die sich schon seit Jahren für die Einrichtung eines unabhängigen palästinensischen Staates auf der Westbank und im Gazastreifen eingesetzt hatte. Die ersten zwei Ausgaben unter der Verantwortung des Ost-Jerusalemer Journalisten Mohammed Abu Shilbayah, der als Theoretiker jener Schule anzusehen ist, erschienen noch vor dem Krieg und vertraten eine dem arabischen Leser ungewohnte Linie:

In den Leitartikeln wie auch in den anderen Teilen der Zeitung wurde zum Frieden und zur gegenseitigen Anerkennung der Rechte sowohl Israels als auch der Palästinenser aufgerufen. Sogar israelische Autoren, Juden, wurden eingeladen, hier Kolumnen zu veröffentlichen. Als die Wochenzeitung in ihrer dritten Ausgabe einen illustrierten Artikel brachte, der von einem Israeli verfaßt worden war, machte sie Geschichte. Noch nie hatte in den fünf Jahren israelischer Besatzung ein arabischer Herausgeber gewagt, offen jüdische Autoren zur Mitarbeit einzuladen — mit Ausnahme’ der Bethlehemer Wochenzeitung „El Bashir", die das ein einziges Mal tat, was aber nur als Ausnahme von der Regel anzusehen ist Daß sich eine neue Denkweise in der arabischen Bevölkerung anbahnte, sogar auf Gebieten, die bislang als Tabu angesehen worden waren, zeigte sich z. B. in einem Artikel, der kurz vor dem Oktoberkrieg veröffentlicht wurde. Der Verfasser, ein islamischer Lehrer der „Hashemite Boys School" in El Bireh und ständiger Mitarbeiter der arabischen Tageszeitung „El Anba", setzte sich dafür ein, daß die Araber sich nach einer palästinensischen Hauptstadt außerhalb von Jerusalem umsehen sollten, da „während all der Jahrhunderte der islamischen Herrschaft die Heilige Stadt nie eine arabische Hauptstadt war und die Ara-ber kein Recht auf diese Stadt hatten" In einem anderen Artikel, der am Freitagmorgen vor Ausbruch des neuen Krieges erschien, schrieb Bitar, das Ziel der Araber in den besetzten Gebieten sei „ständiger Frieden, gegenseitiges Vertrauen und Verständnis zwischen den beiden Völkern und die Schaffung eines Friedens, der Palästinenser Gerechtigkeit für und Israelis, auf Prinzipien der Gleichheit, Brüderlichkeit und Zusammenarbeit basiert"

Auf der anderen Seite führten während des Krieges die wiederholten Aufrufe zu „Aktionen" und der anfängliche Erfolg der beiden mit arabischen Armeen, verbunden ernsten Zweifeln an den möglichen Ergebnissen irgendwelcher Versuche, die Sicherheit der besetzten Gebiete durch Gewalt und Sabotage zu zerstören, dazu, die „stille Passivität" entstehen zu lassen, die das Verhalten der Bevölkerung charakterisierte. Der besondere Charakter des Ramadan-Festes und die Verdunkiungsvorschriften trugen ihrerseits dazu bei, daß die Familien soweit wie möglich zu Hause blieben und sich abwartend verhielten.

Was die Erklärung für das Fernbleiben der 50 000 Arbeiter in den besetzten Gebieten von ihren Arbeitsplätzen nach Ausbruch des Krieges angeht, sind die Meinungen der Beobachter geteilt. Während die einen annehmen, daß die von den Arabern verbreiteten Gerüchte über Belästigungen durch Juden der Grund waren, halten die anderen die arabische Propaganda, daß jeder Arbeiter, der „den Platz eines israelischen Soldaten ausfüllt"; ein Verräter sei, für die Hauptursache, während wieder andere glauben, daß einfach Furcht und der Wunsch, zu Hause bei der Familie und in Sicherheit zu bleiben, der Grund dafür gewesen seien. Ich persönlich glaube, daß alle drei Faktoren eine Rolle spielten. Immerhin kehrten in Jerusalem die arabischen Arbeiter und Angestellten nach drei Tagen an ihre Arbeitsplätze im jüdischen Teil der Stadt zurück. Ein führender Experte für die Angelegenheiten der palästinensischen Araber zitierte eine bekannte Persönlichkeit in Nablus, der Hauptstadt Samarias und größten Stadt auf dem Westufer, der die zwiespältige Haltung der Bewohner der besetzten Gebiete in folgender Weise beschrieben haben soll: „Unsere Herzen sind bei unseren arabischen Brüdern, aber unser Verstand sagt uns, daß wir die Gegenwart erhalten sollen."

Aus der gleichen Quelle stammt der Ausspruch eines Ost-Jerusalemer Taxifahrers, der seine Meinung durch ein arabisches Sprichwort ausgedrückt haben soll, nämlich „vielleicht ist ein Nachbar in der Nähe als besser ein Bruder in der Ferne"

In den besetzten Gebieten ließen die Militärbehörden wissen, daß Gesetz und Ordnung herrschen würden, und Schnellgerichte, die Schieber und Leute, die Lebensmittel -hor teten oder gegen die Verdunklungsbestimmungen verstießen, zu empfindlichen Strafen verurteilten, ließen in der Bevölkerung keinen Zweifel daran aufkommen, daß die Israelis es trotz des Krieges ernst meinten. Dies kann seinerseits, zumindest teilweise, dazu beigetragen haben, daß während der drei Kriegswochen kein einziger Fall von Sabotage gemeldet wurde, Gaza eingeschlossen.

Die Atmosphäre des Abwartens bestimmte auch die Art und Weise, wie die arabische Presse in den besetzten Gebieten über den Krieg berichtete. Liberal, wie die israelische Zensur ist, erschienen die Tages-und Wochenzeitungen mit roten Balkenüberschriften, die sich hauptsächlich auf arabische Berichte stützten. Alle Zeitungen brachten die arabischen Kriegskommuniques zusammen mit den israelischen, aber die Schlagzeilen und Artikel ließen die arabischen Versionen imaginärer Siege größer herauskommen. Keine arabische Zeitung hatte den Mut, die Aggressoren beim Namen zu nennen (die einzige Ausnahme bildete „El Anba", die im jüdischen Teil Jerusalems erscheint). Das trifft auch für die oben erwähnte „Sawt el Jamaheer" zu, die in ihren zwei Kriegsausgaben nicht ihre Frtedensschlagworte wiederholte. Der einzige Unterschied zu der traditionellen arabischen Presse bestand darin, daß die neue Wochen-zeitung das Wort „Feind" aus dem Text der arabischen Militärkommuniques ausließ.

In dieser eigenartigen Atmosphäre traf ein weiterer Artikel von Sunni el Bitar die Bewohner der besetzten Gebiete wie eine Bombe Der „Mann von el Bireh" nannte die Präsidenten Sadat und Assad die „Kriegssultane" und „Schlächter und Tyrannen". Die er-ste Pflicht der Araber in den besetzten Gebieten sei, zu verlangen, daß unmenschliche Methoden zugunsten friedlicher Mittel aufgegeben würden, daß Verständnis und Verhandlungen an die Stelle der Gewalt treten sollten und daß jede Seite die Rechte der anderen anerkennen sollte. Es ist schwierig festzustellen, in welchem Ausmaß Bitars Gedanken die der arabischen Bevölkerung widerspiegelten;

aber sicherlich teilten einige seine Meinung, wenn er sagte: „Unser Schicksal wird nicht am Kanal oder auf den Golanhöhen entschieden, sondern hier, in den besetzten Gebieten; lange genug haben wir uns auf andere verlassen .. . nun werden wir selbst entscheiden müssen ... gibt nur einen Weg ... Vertrauen und Verständnis zwischen Israelis und Palästinensern ... Koexistenz und Zusammenarbeit ..

Erstaunlicherweise wurde dieser Appell gerade von der arabischen Wochenzeitung scharf kritisiert, die vorher dieselben edlen Ziele zum Hauptgegenstand ihrer redaktionellen Arbeit gemacht hatte In ihrer sechsten Ausgabe jedoch, die zwei Tage nach dem Waffenstillstand erschien, machte „Sawt el Jamaheer" wieder eine Kehrtwendung und erneuerte ihren Aufruf zum Frieden und verteidigte die „Rechte der Israelis auf Frieden und Sicherheit" Sie druckte sogar in dieser Ausgabe Bitars Artikel ab, „nur um dem Leser zu zeigen, warum wir ihn angriffen", und füllte eine ganze Spalte mit „Rechtfertigungen" für ihre Haltung während des Krieges.

Die Zeitung veröffentlichte auch einen gemeinsamen Appell einer Gruppe von Jerusalemer Arabern und Juden, die in einer Gesellschaft für gegenseitiges kulturelles und gesellschaftliches Verständnis organisiert waren, die sich selbst „Meditaran" nennt. Offensichtlich im Gefühl, daß sie ihren Lesern eine Erklärung schuldeten, betonten die Herausgeber die Anstrengungen, die sie während des Krieges gemacht hatten, um mit Juden, die für den Frieden eintraten, in Kontakt zu kommen, damit sie eine gemeinsame Proklamation herausgeben könnten. Sie beklagten sich über den israelischen Zensor, der angeblich einen Leitartikel verboten hatte, in dem die „Erklärungen von Sadat und Assad über die Anerkennung des israelischen Volkes" gewürdigt wurden, und waren ganz allgemein voll des Lobes für die Führer von Kairo und Damaskus, die „diese harten Opfer gebracht hatten ... und die es besser als wir hier wissen "

Der oben bereits zitierte Experte stellte in seinem in hebräischer Sprache verfaßten Artikel fest, daß der Herausgeber der „Sawt el Jamaheer" von seinen Kriegsschlagzeilen, in denen er die beiden arabischen Führer als „Kriegshelden" beschrieb, zu der Bezeichnung „Friedenshelden" überwechselte, sobald sie den Waffenstillstand akzeptiert hatten. Derselbe Autor bemerkte, daß vielleicht sogar das Eintreten des arabischen Herausgebers für den Waffenstillstand — jedenfalls in der ausdrücklichen Form, wie er ihn begrüßte — schon selbst ein Zeichen von Mut war, wenn man die negative Haltung bedenkt, die von den palästinensischen Terroristenorganisationen vertreten wurde.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die zwanzig Kriegstage die eine Million Araber in den besetzten Gebieten in einen noch größeren Konflikt brachten als den, in dem sie sich vorher befunden hatten. Zwischen den arabischen Verpflichtungen und der sechsjährigen Erfahrung friedlicher Koexistenz mit den Israelis wechselten bei ihnen Frustrationen und geteilte Hoffnungen. Schon jetzt mehren sich die Anzeichen, daß für die Menschen in den besetzten Gebieten in gleichem Maß wie für die Israelis, Ägypter und Syrer der letzte Krieg , weitreichende Konsequenzen hatte und ihr künftiges Verhalten beeinflussen wird. Daß diese Auswirkungen auch positiver Art sein werden, darüber besteht kaum ein Zweifel. Kürzlich erklärte ein Fachmann für Angelegenheiten der besetzten Gebiete, daß wir „vielleicht die Ruhe, die unter der einen Million Araber in den besetzten Gebieten herrschte, und die vielen Dinge, die hätten geschehen können, aber nicht geschehen sind, noch nicht in vollem Umfange zu würdigen wissen"

Ost-Jerusalem

Die Heilige Stadt Jerusalem, von 1948 bis 1967 durchtrennt von Stacheldraht, Straßensperren und Verteidigungsstellungen, war während dieser neunzehn Jahre die Hauptstadt Israels, aber nicht die Hauptstadt des haschemitischen Königreichs Jordanien. Kein jordanisches Ministerium hatte seinen Sitz in Jerusalem, alle waren in Amman zentralisiert. Das arabische Jerusalem wurde offiziell als „Al Asimah e-Ruhiyah" (die geistliche Hauptstadt) bezeichnet, es diente als Verwaltungsund Handelszentrum für die Westbank

Wie entwickelte sich nun das Leben der 230 000 israelischen Bewohner Neu-Jerusalems und der 70 000 Araber in Ost-Jerusalem während der letzten sechseinhalb Jahre seit dem Sechstagekrieg und der Wiedervereinigung der Stadt? Können Araber und Israelis wirklich gemeinsam in einer vereinigten Stadt wohnen?

Wenn man die offiziellen Veröffentlichungen die von den israelischen Behörden in Jerusalem von Zeit zu Zeit herausgegeben werden, liest, bekommt man den Eindruck, daß dieses sechs Jahre alte schwierige Experiment mit menschlichen Beziehungen zwischen zwei Völkern, die sich zwei volle Jahrzehnte miteinander im Kriegszustand befunden hatten, von beispielhaftem Erfolg war. Daß man alle Schwierigkeiten überwunden habe und die Araber von Jerusalem wie in einem Paradiese leben.

Dieses Bild scheint mir von der Wahrheit so weit entfernt zu sein wie jenes, das von der anti-israelischen arabischen Propaganda gezeichnet wird, die von einem völligen Fehlschlag des von den israelischen Behörden unternommenen Versuchs spricht. Man darf vermuten, daß die Wahrheit irgendwo in der Mitte zwischen diesen beiden Beurteilungen liegt. In seinem Buch, dessen Titel man mit „Eine neue Landkarte — neue Beziehungen" übersetzen könnte, schreibt Israels Verteidigungsminister Moshe Dayan „Als wir die Tore für einen freien Kontakt zwischen Arabern und Juden in Jerusalem öffneten, sagten wir . . . . Lassen wir sie frei und ungehindert miteinander verkehren'. Und tatsächlich . . . die erste Begegnung war von primärer Bedeutung für die Zukunft . .. diejenigen, die den menschlichen Kontakt des einen Volkes zum anderen sehen, müssen das positive Ergebnis erkennen .. Und in der Tat, „frei miteinander verkehren", das taten sie seit dem ersten Tag. Sie mischten sich so gründlich, daß ein arabischer Journalist, der jenen historischen Tag, den 29. Juni 1967, als die Straßensperren entfernt und die Barrieren zum ersten Mal geöffnet wurden, als Menschen aus beiden Teilen der Heiligen Stadt zum ersten Mal nach neunzehn Jahren wieder vereinigt waren, miterlebte, seiner libanesischen Zeitung folgenden Bericht gab: „Sie strömten zu Tausenden in das neue Jerusalem . . . Die Jaffa-Straße, die Hauptstraße der Stadt, war voll von ihnen . .. auf der ganzen Länge der Straße verschwand an diesem Tag, dem 29. Juni, die hebräische Sprache . . . nur die palästinensische arabische Sprache mit ihren verschiedenen Dialekten . . . war zu hören."

Seit dem Tag sind sechseinhalb Jahre vergangen. Nicht der Haß — der von jedem einzelnen Minarett der vielen Moscheen der Stadt beschworen wurde — herrscht in der Stadt, sondern Tausende von Arabern und Juden leben in derselben ungeteilten Stadt in Frieden, arbeiten zusammen, treiben Handel miteinander und beginnen, gesellschaftliche Beziehungen anzuknüpfen. Der tägliche Kontakt hat zugenommen, daß sogar der Kadi von Ramallah, der für seinen Nationalismus bekannt war, zugestehen mußte, daß die Wiedervereinigung von Jerusalem der Stadt einen „Hort des Friedens und der Ruhe, wie es so den Einwohnern noch nie zuvor vergönnt gewesen war" gebracht habe. Tausende von arabischen Jugendlichen, die Mitglieder von Clubs in Ost-Jerusalem waren, verbringen ihre Freizeit in gemischten kulturellen, gesellschaftlichen, sportlichen und künstlerischen Veranstaltungen gemeinsam mit jüdischen Jugendlichen, was allein ein in höch-stem Maße ermutigendes Anzeichen für künftige friedliche Koexistenz ist

Tatsächlich ließen sich Hunderte von Beispielen dafür anführen, wie der Geist der Solidarität zwischen jüdischen und arabischen Arbeitern in der Stadt gewachsen ist. Ein solcher Fall ist der der Jerusalemer Taxifahrer, die in einem Streik gegen die Behörden sich an ihre arabischen Kollegen in der Altstadt wandten und deren uneingeschränkte Unterstützung erhielten. Als einige Monate später die arabischen Taxifahrer ihre eigenen Probleme mit den Behörden hatten, war es nur natürlich, daß ihre jüdischen Kollegen sich sofort mit ihnen solidarisierten, was zu einer schnellen Lösung des Problems führte

Obwohl sich alle diese Dinge — und noch etliche mehr, die den Rahmen dieses Artikels sprengen würden — als positiver Aspekt des Zustandes in Jersualem während der letzten sechseinhalb Jahre vorbringen lassen, ergibt sich daraus doch nicht ein ganz so rosiges Bild, wie es in den offiziellen Veröffentlichungen erscheint. Meiner Überzeugung nach fühlen sich die 70 000 Jerusalemer Araber weder wie im Paradies noch sind sie glücklich, daß sie unter Israels Herrschaft leben. Auch jetzt noch haben sie viele berechtigte Beschwerden: Zahlreiche Probleme, die sich aus ihrer besonderen Lage ergeben, sind noch nicht gelöst und beide Seiten, Juden wie Araber, sind der Ansicht, daß die optimalen Ergebnisse der Koexistenz dieser Jahre noch nicht erreicht worden sind. Wahrscheinlich sind beide Seiten für diese Situation verantwortlich. Einmal die Araber, die, wie einer ihrer eigenen Autoren sagt, nicht „die Weisheit des Nehmens und Um-Mehr-Bittens" kennen, sondern statt dessen „alles oder nichts" wollen Bis Mitte des Jahres 1973 haben sie wenig, wenn überhaupt ein Interesse gezeigt, aktiv in solchen Bereichen von vitaler Bedeutung für sie wie Bildung, Städteplanung usw. mitzuarbeiten. Zum anderen wurden viele Fehler aber auch von den Behörden — auf Gemeinde-und Staatsebene — gemacht in der Art und Weise, wie die Probleme der Ost-Jerusalemer Araber gehandhabt wurden. Zwar gehören solche aus Sicherheitsgründen gebotenen Aktionen wie die Zerstörung von Häu-sern und die Vertreibung von arabischen Bewohnern, die von den Behörden auf dem Höhepunkt und der anti-israelischen Hetze Sabotagekampagnen durchgeführt wurden, der Vergangenheit an, aber die israelische Regierung hat, wie ein Experte feststellte, „sich noch nicht entschlossen, die Tatsache anzucikennen, daß die Araber zu einer anderen ethnischen Gruppe gehören" Ein anderer Beobachter führt zu Recht aus, daß diese Haltung ein „Versagen des Establishments bei der Integration der Araber auf der gesellschaftlich-psychologischen Ebene" zur Folge habe.

Da die israelische Regierung der arabischen Sprache, obwohl sie offiziell als zweite Landessprache gilt, nicht die volle Anerkennung verschafft, fühlt sich der Jerusalemer Araber oft zurückgesetzt, wenn er sich an offizielle Stellen wendet. So braucht er z. B. Hilfe, wenn er eine Telefonnummer nachschlagen will, da es keine arabische Ausgabe des Telefonverzeichnisses gibt. Auch erhält er häufig offizielle Schreiben in hebräischer anstatt in arabischer Sprache usw.

In vielen Fällen beschränkten sich die Aktivitäten der Israelis auf ihre eigene Seite, und es wurden nur schwache — wenn überhaupt — Versuche unternommen, die betroffenen Araber an den entscheidenden Gesprächen zu beteiligen oder sie zu konsultieren. Das traf z. B. zu für Beschlagnahme von Land und für die juristischen Belange der Jerusalemer Moslems; ihr Kadi wurde von den Behörden nicht anerkannt, und es dauerte sechseinhalb Jahre, bis die Gläubigen einen Moslemrichter bekamen, der regelmäßig in Personenstandsangelegenheiten Recht sprach. Bis zum Juni 1973 mußten die Moslems aus Ost-Jerusalem zu diesem Zweck nach Jaffa fahren

Erst im Frühjahr 1973 wurde eine schwere Diskriminierung der Ost-Jerusalemer (im Vergleich zu den Bewohnern anderer besetzter Gebiete) endgültig beseitigt Es handelte sich dabei um die Kategorien von Familienangehörigen, für die Anträge auf Zusammenführung mit ihren Jerusalemer Familien nach dem Programm zur „Wiedervereinigung von Familien" gestellt werden konnten, wodurch es Arabern aus arabischen Ländern gestattet wurde, zu ihren nächsten Verwandten, die unter israelischer Herrschaft leben, zu kommen. Für die Ost-Jerusalemer gab es bis zu diesem Datum nicht diese Möglichkeit

Das Jahr 1973 zeichnete sich durch drei bedeutende Ereignisse in der kurzen Geschichte der Jerusalemer Araber nach 1967 aus.

Das Gesetz zur Entschädigung von Ost-Jerusalemer Arabern für den von ihnen in Israel vor 1948 zurückgelassenen Besitz wurde im Parlament verabschiedet. Seine endgültige Fassung erhielt es nach Absprachen mit den Bewohnern Ost-Jerusalems. Vom Justizministerium wurde eigens ein Entschädigungsbüro in West-Jerusalem eingerichtet, das für die Durchführung des Gesetzes und die Zahlung der Entschädigungen verantwortlich ist Es handelt sich — nach Fachleuten — um eine Summe von mindestens 200 Millionen Dollar, die an Araber Ost-Jerusalems gezahlt werden sollen, welche ihren Besitz in Israel bis April 1948 verlassen haben. Zuerst sollen jeweils 10000 JL an die Geschädigten in bar gezahlt werden. Für den Rest der Schadenssumme werden vom Staat gesicherte Bonds, die in 15 Jahres-Coupons eingelöst werden, ausgegeben (die Bonds bringen 4, 5 0/0 Zinsen und sind dem Cost of Living index angeschlosen). Der Finanzminister ist jedoch berechtigt von jenen Antragstellern, die ihre Entschädigungsgelder zum Hausbau oder zum Aufbau einer wirtschaftlichen Existenz benutzen wollen, die Bonds schon im Laufe von ein bis zwei Jahren zu kassieren. Bisher haben nur wenige Anträge eingereicht; die meisten fürchten sich noch oder lehnen aus Prinzip ab. Man kann jedoch hoffen, daß das Eis schmelzen wird, wenn die ersten früheren Grundbesitzer in Jaffa, Haifa und in West-Jerusalem ihre neuen Häuser bauen und andere Projekte von diesen Geldern realisieren werden. Sogar ehemalige Mieter (nicht Besitzer) können 15 °/o von dem Wert des Hauses, in dem sie als Mieter gewohnt haben, als Entschädigung bekommen.

Zum ersten Mal, seit Ost-Jerusalemer Arbeiter 1968 Mitglieder in der Histadrut, der israelischen Gewerkschaft, wurden, stellten sie Kandidaten für die nationalen Organe dieser Organisation auf und nahmen zu Tausen-den an der Wahl auf Staatsebene teil. Und schließlich wurde erstmalig in einer den Gemeindewahlen vorangehenden Wahlkampagne ein Ost-Jerusalemer Araber zum arabischen Wahlkoordinator einer israelischen Partei berufen

Zur selben Zeit hatte ein palästinensischer arabischer Autor zum ersten Mal den Mut, die folgende nonkonformistische Ansicht zu vertreten: „Jerusalem ist nicht in unserer (der Araber) Hand, wir sind nicht in der Lage, es wiederzuerobern, die Araber hatten nie irgendwelche Rechte darauf in der Vergangenheit . .. warum sollen wir also auf unmöglichen Bedingungen bestehen . . . oder Traumgebilden nachhängen; wir müssen zugeben, daß Jerusalem vereinigt bleiben wird, suchen wir lieber nach einer anderen Hauptstadt außerhalb von Jerusalem ...denn zwei Hauptstädte in einer einzigen Stadt zu haben ist unpraktisch, und es hat ähnliches noch in keinem Teil der Welt gegeben . . ."

Mit diesem Postulat setzte sich der Autor des ersten Buches über die Zukunft Jerusalems, das von einem Palästinenser nach 1967 veröffentlicht wurde, auseinander — allein die Tatsache seines Erscheinens ist schon ein entscheidender Schritt nach vorn. Seine Vorstellungen über die Zukunft der Heiligen Stadt gehen in nuce aus der Widmung seines Buches hervor, die gerichtet ist an „die, die glauben, daß sich der Frieden im Nahen Osten nicht verwirklichen läßt, wenn nicht das Banner des Friedens über Jerusalem gehißt wird . .., und daß beide Seiten ihre legitimen Rechte in dieser Stadt erhalten und daß keine Seite der anderen ihren Willen aufzwingt. . ."

Abu Shilbayah, der Flüchtling aus Abassiya im Gebiet von Lydda, will nicht in sein Heimatdorf zurückkehren. Trotzdem setzt er sich dafür ein, daß Ost-Jerusalem die Hauptstadt eines freien palästinensischen Staates wird, so wie sein Westteil die Hauptstadt Israels geworden ist. Die Stadt selbst jedoch sollte eine arabische und eine jüdische Gemeindevertretung haben mit gemischten Kommittees an der Spitze, deren Aufgabe es sein soll, ge-meinsame Fragen wie Steuern, Sicherheit, Bildung usw. zu behandeln. In nicht geringem Maße spiegelt das Werk Abu Shilbayahs die Stimmung der Menschen in Ost-Jerusalem sechseinhalb Jahre nach dem Junikrieg: Das Mosaik aus Verzweiflung und Hoffnung, Enttäuschung und Bewunderung, Unsicherheit in bezug auf die Zukunft und Nationalstolz.

Jerusalem, sechseinhalb Jahre danach ... Es muß noch viel getan werden, damit die Araber Jerusalems das Gefühl bekommen, daß sie gleichberechtigte Partner sind, damit sie über gleiche Chancen verfügen, damit sie jede Möglichkeit haben, Verantwortung zu übernehmen, und nicht länger bevormundet werden. Bis heute sind alle führenden Positionen in der Regierung, in der Histadrut und in den Zentralen der politischen Parteien in Ost-Jerusalem mit Juden besetzt, nur in wenigen Fällen mit israelischen Arabern. Keine einzige Stelle wird von einem Ost-Jerusalemer geleitet. Sogar ein Mann wie Ibrahim Totah, der Wahlkoordinator der Arbeiterpartei in Ost-Jerusalem, der erste unter den Arabern dieser Stadt, der den Mut hatte, öffentlich zu erklären, daß die Araber der Heiligen Stadt eine gemeinsame arabische Liste für die Kommunalwahlen vom Dezember 1973 hätten aufstellen sollen, sogar er sagt über sich selbst: „Ich bin kein Mitglied der Arbeiterpartei, und ich beabsichtige auch nicht, es zu werden . .. ich unterstütze weder ihr außen-oder innenpolitisches Parteiprogramm noch stimme ich mit ihrer Auffassung von Jerusalem überein oder erkenne den Anschluß der Stadt als Israels Hauptstadt an" Trotz dieser Einstellung bemühte sich Ibrahim Totah nach Kräften, um möglichst viele der 40 000 arabischen Wahlberechtigten für eine Stimmabgabe zugunsten der Arbeiterpartei zu gewinnen.

Kurz nach dem Oktober 1973 sagte Bürgermeister Teddy Kollek, daß trotz der Tatsache, daß Jerusalems Araber und Juden während des Krieges für verschiedene Ergebnisse auf dem Schlachtfeld beteten, die Stadt ruhig geblieben sei Er fügt hinzu, daß diese Ruhe auf die Politik der Stadtverwaltung zurückzuführen sei, die in der Zukunft fortgesetzt werden müßte — ohne irgendwelche Illusionen, was die Loyalität der Ost-Jerusalemer dem Staate gegenüber angehe ...denn Loyalität wachse nicht in sechs Jahren.

Was auch immer Positives oder Negatives über das Jerusalem von heute zu sagen ist, über die erfüllte und die vergebliche Hoffnung seiner 70 000 arabischen Einwohner, so glaube ich doch, daß es heute eine Überein-stimmung bei etlichen lebenswichtigen Fragen, die die künftigen arabisch-jüdischen Wechselbeziehungen in dieser Stadt betreffen, gibt, eine Übereinstimmung, zu der sich auch Leute wie Abu Shilbayah, der das arabische Jerusalem als Hauptstadt Palästinas sehen möchte frei bekennen: Sie wollen, daß die Stadt offen bleibt, sie wollen freien Zugang zu beiden Teilen, sie wollen gemeinsam arbeiten und Handel miteinander treiben und gesellschaftliche Beziehungen unterhalten; und sie wollen nicht, daß ihre Stadt wieder von außen regiert wird, auch nicht von einer arabischen Hauptstadt.

Ibrahim Totah gesteht rückhaltlos ein, daß er nicht die nationalen Ambitionen seines Volkes in bezug auf Jerusalem habe fallen lassen Jedoch glaubt er, daß die Jerusalemer Araber stärker an den Belangen der Stadt Anteil nehmen und erkennen sollten, daß es in ihrem nationalen Interesse liegt, eine starke Kraft in der Stadtverwaltung zu werden. Daß es solche Gemeinsamkeiten bei der Mehrheit der arabischen und jüdischen Bürger Jerusalems ein halbes Jahrzehnt nach einem Krieg gibt, ist an sich schon kein geringer Erfolg.

Nach den Wahlen vom 31. Dezember lassen sich die obigen Ausführungen um folgende Beobachtungen erweitern: 1963 machten 7 800 der 35 000 arabischen Wahlberechtigten Ostjerusalems von ihrem Wahlrecht Gebrauch.

1973 nahmen nur 5 000 der 45 000 Wahlberechtigten an den Wahlen teil, von denen 70 % für Teddy Kollek stimmten. Auch hier waren die Gründe vielfältig. Am Vorabend des Yom-Kippur-Krieges befand sich der Wahlkampf der Arbeiterpartei in vollem Gange, da sie ja die einzige israelische Partei war, die sich einen jungen Intellektuellen aus Ost-Jerusalem, Ibrahim Totah, als Wahlkoordinator gesichert hatte. Totah, ein Funktionär des arabischen Lehrersyndikats, organisierte Familienkreise und Studiengruppen, veröffentlichte Informationsmaterial in arabischer Sprache und erklärte offen, daß er gegen den Anschluß der Altstadt an Jerusalem sei, es jedoch unter den gegebenen Umständen im nationalen Interesse der Araber liege, die Gemäßigten — sprich Teddy Kollek — anstelle der Extremisten — sprich Gahal — zu unterstützen.

Nach dem Yom-Kippur-Krieg entschied der arabische Gipfel, daß die PLO (Palestine Liberation Organization) die einzige Vertretung der Palästinenser sei; der Plan für eine Internationalisierung Jerusalems wurde wieder ins Leben gerufen. In Genf bestanden die arabischen Außenminister auf einer arabischen Vorherrschaft in Ost-Jerusalem. Alle diese Dinge trugen dazu bei, die Jerusalemer Araber vom Gang zur Wahlurne abzuhalten. Aber es gab noch andere Gründe: Nach dem Krieg wurde der Wahlkampf der vereinigten Arbeiterparteien in beiden Teilen der Stadt sehr zurückhaltend geführt. Erst in den letzten Tagen vor der Abstimmung hörte man den Slogan „Helft Teddy". Auch ließ die allgemein« politische Atmosphäre wenig Interesse für kommunale Wahlen aufkommen. So kann es nicht verwundern, daß auch von den Jerusalemer Juden sich nur 50% an den Wahlen beteiligten.

Israels Araber an einem Wendepunkt

„.. . Israels Minderheiten — vom abgelegensten Dorf im Norden bis zu den Beduinenlagern im Süden — haben eine noch nie dagewesene Loyalität gegenüber dem Staate und eine Einsatzbereitschaft bei den allgemeinen Kriegsanstrengungen bewiesen." (Ministerpräsidentin Golda Meir vor der Knesset am 10. Oktober 1973)

Zur Zeit des Mandats, gegen Ende des Jahres 1947, lebten ungefähr 1, 2 Millionen Araber und etwa 700 000 Juden in Palästina Nach dem Beschluß der Vereinten Nationen über die Teilung griffen die palästinensischen Araber mit Unterstützung bewaffneter Infiltratoren aus den angrenzenden Staaten jüdische Städte, Dörfer und Höfe in großem Umfange an, worauf die jüdischen Verteidigungskräfte, die „Haganah", mit Gegenschlägen antworten mußten. Im Verlauf dieser Kämpfe und später bei Ausbruch des von den Arabern offiziell erklärten „Befreiungskrieges" gegen Israel in der Zeit von Mai bis Juli 1948 flohen ca. 600 000 palästinensische Araber aus dem Teil des Landes, der Israel geworden war. Die palästinensischen Araber weigerten sich, einen eigenen Staat zu akzeptieren, der ihnen in dem Beschluß der Vereinten Nationen über die Teilung vom November 1947 angeboten worden war.

Diese Massenabwanderung wurde angeführt von Intellektuellen und Akademikern, von Industriellen usw., die eine arabische Gesell-schäft zurückließen, die nicht nur ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Elite beraubt war, sondern auch ihres Wohlstandes. Beinahe über Nacht entdeckten die Araber, die in ihren Städten und Dörfern geblieben waren, daß sie zu einer kleinen Minderheit geworden waren, die führerlos und verarmt in einem neugeschaffenen jüdischen Staate lebte. Zur gleichen Zeit waren ihre Brüder über von den Vereinten Nationen unterhaltene Flüchtlingslager im Libanon, in Syrien, am Ost-und Westufer des Jordans, im Gazastreifen und in Ägypten verstreut.

Die Angehörigen dieser Minderheit hatten einen schweren Schock erlitten Von ihrer eigenen Führung verraten, lebten sie in Unsicherheit; in Galiläa und andernorts wohnten sie oft nur einen Steinwurf von ihren Brüdern auf der anderen Seite der Waffenstillstandslinie entfernt, und doch war ihnen ein Kontakt mit ihnen unmöglich. Niemand wagte vorauszusagen, was die Zukunft bringen würde. In Israel lebten diese Araber mitten unter einer jüdischen Mehrheit, jedoch umgeben von feindlichen arabischen Staaten, die trotz ihrer Niederlage an diejenigen Araber, die im jüdischen Staat geblieben waren, appellierten, als Pioniere für die „Befreiung Palästinas“ und für die Wiedereingliederung in das arabische Heimatland zu arbeiten.

Die Größe der Minderheiten in Israel (75 % Sunni Moslems, 17% Christen, 8% Drusen usw.) wuchs von 110 000 bis 200 000 im Jahre 1956 auf mehr als 400 000 heute. Sie verteilen sich auf zwei arabische Städte (Nazareth, die Hauptstadt Galiläas, und Shfar Am in der Bucht von Haifa), fünf gemischt arabisch-jüdische Städte und 115 Dörfer. Sowohl in der Negevwüste als auch im Norden leben etwa 50 000 Beduinen in verschiedenen Stadien der Verstädterung

Seitdem sind nun mehr als 25 Jahre vergangen. Dieser Zeitraum ist zwar nur ein Augenblick in der Geschichte eines jeden Volkes, für die israelischen Araber jedoch eine sehr lange Zeit. Ihre Geschichte war ein Mosaik von Versuchen und Irrtümern, von Licht und Schatten. Dieser Abschnitt nun, der eine Generation von in Israel geborenen Arabern heranwachsen ließ, kann in vier Unterabschnitte gegliedert werden.

Zunächst war die arabische Szene in Israel durch Erstaunen und Verwirrung gekennzeichnet Gleich nach seiner Gründung hatte der jüdische Staat ein schwieriges Sicherheitsproblem zu bewältigen, eine Situation, die ihn zu der Einschränkung der Bewegungsfreiheit an den noch unsicheren Grenzen zwang. So wurde in den hauptsächlich von Arabern bewohnten Grenzgebieten eine Militärverwaltung eingerichtet. Das Gesetz über den Landerwerb von 1952 gab den Behörden das Recht, aus Gründen der Sicherheit oder zum Zweck der Besiedlung und Entwicklung weite Landstriche von den Arabern zu übernehmen, die dafür mit Geld oder anderem Land oder beidem entschädigt wurden.

Das gesamte Wirtschafts-und Verwaltungssystem der Araber, das als Folge des Krieges vollkommen zerstört war, mußte erneuert werden. Deshalb hatten die ersten Maßnahmen den Charakter einer Erste-Hilfe-Leistung. Jedoch hatten die Araber von Anfang an die gleichen staatsbürgerlichen Rechte wie die Juden, wie es die Bestimmungen der Unabhängigkeitserklärung vorsahen. So waren arabische Mitglieder bereits in der provisorischen Versammlung vertreten, und seitdem konnten sie bei jeder allgemeinen Wahl ihr Wahlrecht ausüben; dadurch waren die israelischen Araberinnen die ersten in der gesamten arabischen Welt, die wählen durften, und zwar ohne Ansehen ihres Bildungsniveaus. Heute gibt es sechs arabische Abgeordnete im Abgeordnetenhaus.

Die zweite Periode erstreckt sich von der Mitte der fünfziger bis zum Beginn der sechziger Jahre. Zu dem ersten entscheidenden Test für die israelischen Araber kam es in der Sinai-Schlacht von 1956: Die Befürchtungen, daß es zu subversiven Tätigkeiten kommen könnte, bewahrheiteten sich in keinem einzigen Fall.

Der systematische Wiederaufbau der Dörfer der Araber und Drusen wurde nun die Aufgabe des Tages, wodurch man die Grundbedürfnisse auf den Gebieten der Gesundheit, Landwirtschaft, Bildung, Wasserversorgung, des Verkehrs und des Straßenbaus befriedigen wollte. Von der extensiven Bodennutzung, die noch heute in den arabischen Ländern vorherrscht, wechselte man über zu intensiver Nutzung. Die erste Etappe eines „Fünf-JahresPlans für die Entwicklung der Araber-und Drusendörfer in Israel", der eine Investition von 80 Millionen israelischen Pfund vorsah, wurde in Kraft gesetzt. Die militärischen Beschränkungen wurden wesentlich gemindert; die Histadrut, die jüdische Gewerkschaftsorganisation, öffnete ihre Pforten, um arabische Arbeiter auf der Basis der Gleichberechtigung einzulassen, und verzichtete von da an auf das Wort „jüdisch" in ihrer offiziellen Bezeichnung. Jedoch dauerte es bis zum Ende der dritten Periode, Ende 1966, bis die Militärverwaltung in den arabischen Gebieten endgültig abgeschafft wurde und der Prozeß des Landerwerbs beendet wurde. Zu Beginn des Jahres 1967 wurde der zweite Teil des bereits erwähnten Fünf-Jahres-Plans in Kraft gesetzt, diesmal mit einer Investition von 100 Millionen israelischen Pfund und mit dem Ziel, den Entwicklungsstand der arabischen Dörfer auf allen Gebieten der öffentlichen Versorgung dem der jüdischen anzugleichen.

Der zweite schwierige Test für die Loyalität der Minderheiten Israels kam am Vorabend des Sechs-Tage-Krieges. Die israelischen Araber verhielten sich nicht nur passiv loyal, sondern bewiesen aktive Solidarität, indem sie Blut und Geld spendeten, bei der Zivilverteidigung halfen und sich freiwillig zu Not-diensten meldeten. Wieder gab es keinen einzigen Fall von Subversion Im Sommer 1967 hatten die Errungenschaften von zwei Jahrzehnten im sozialen und wirtschaftlichen Bereich, in der Bildung und auf anderen Gebieten zu gewissen Erfolgen geführt: jedes einzelne arabische und drusische Dorf verfügte über fließendes Wasser und war durch eine wetterunabhängige Straße mit der Außenwelt verbunden; mehr als die Hälfte von ihnen war an die Stromversorgung angeschlossen; und auf einen Arzt kamen nur 500 Patienten, ein Verhältnis, das in keinem der angrenzenden arabischen Länder erreicht wird

Jedoch blieben noch viele Probleme ungelöst, und neue, vom Junikrieg 1967 geschaffene, tauchten auf. In der Zeit nach dem Kriege wurden Israels Minderheiten ein drittes Mal auf die Probe gestellt, die nicht alle von ihnen mit Glanz bestanden. Neue Sachverhalte wurden geschaffen: die Wiedervereinigung mit den Westufer dem Gazastreifen und Brüdern — den besetzten Gebieten — bedeutete das Ende der zwanzig Jahre währenden Diese veränderte in Situation, der zum ersten Mal nach zwei Jahrzehnten Kontakte mit den Glaubensbrüdern aus der Zeit des Mandatsregimes (und durch sie mit palästinensischen Terrororganisationen) hergestellt wurden, führte zu Spannungen, die das verborgene Problem der gespaltenen Loyalität — einerseits zum Staate Israel, andererseits zur arabischen Sache — ans Licht kommen ließ. Die neuen Kontakte führten zu neuen Pressionen wirtschaftlicher und moralischer Art, die arabische Nationalität durch „Taten" zu beweisen, d. h. durch die Unterstützung bei der „Befreiung des geraubten Vaterlandes", nämlich Palästinas Das führte zu einem Widerstreit zwischen der Verpflichtung zu dem Staat einerseits und zu ihren eigenen nächsten Verwandten in der arabischen Welt andererseits. Die meisten von ihnen, wenn auch nicht alle, waren stark genug, der Versuchung zu widerstehen; eine Minderheit jedoch, etwa 350 israelische Araber, nahmen aktiv an subversiven Tätigkeiten gegen die Sicherheit des Staates teil.

Unter den Faktoren, die zu dem Gefühl der Frustration und Erniedrigung — besonders unter den arabischen Jugendlichen — beitrugen, war auch die starke Zurückhaltung bei der Vergabe von leitenden oder sogar nur gehobenen Posten an arabische und drusische Intellektuelle. Erst 1972 wurde der erste Nichtjude in den israelischen diplomatischen Dienst eingestellt, während es noch keinen nichtjüdischen Delegierten bei den Vereinten Nationen gibt, keinen Araber oder Drusen im Hohen Gerichtshof oder im israelischen Kabinett, wo allerdings bis zu den 1973er Wahlen zwei stellvertretende Minister aus den Reihen der Minderheit stammen. Auch die Posten in den Aufsichtsräten öffentlicher Gesellschaften sind Juden vorbehalten. Sogar alle „arabischen Abteilungen" in der Regierung, in der Histadrut oder in politischen Parteien werden von jüdischen Direktoren geleitet, eine Tatsache, die viele Juden vermuten läßt, daß die israelische Gesellschaft viel zu wenig getan hat, um die Araber gesellschaftlich zu integrieren. Ministerprä Erst kürzlich mußte -sidentin Golda Meir eingestehen, daß es eine Diskriminierung von Arabern, die sich um führende Posten in der Regierung bemühen, gibt. Mit den Worten „ ... da wir (die Juden) in diesem Land so viel gelitten haben . . ." bat sie für dieses Verhalten um Verständnis.

Offensichtlich können die volle Integration der israelischen Minderheiten in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben des jüdischen Staates und das Gefühl, daß sie nicht nur in der Theorie, sondern tatsächlich die gleichen Rechte haben, erst erreicht werden, wenn das Establishment, die Histadrut und die politischen Parteien sowie die Masse der jüdischen Bürger die Grundhaltung des Mißtrauens aufgibt. Erst wenn alle Regierungsstellen und öffentlichen Körperschaften Araber und Drusen auf der Basis der Gleichberechtigung zulassen, wenn israelische Araber vor den Organen der Vereinten Nationen als voll anerkannte Mitglieder der Delegationen ihres Landes erscheinen, wenn Araber im Kabinett vertreten und Richter des Hohen Gerichtshofes sind, wenn alle von ihnen in den Streitkräften dienen (heute sind Drusen und Tscherkessen ebenso wie die Juden wehrpflichtig, arabische Moslems und Christen dienen auf freiwilliger Basis) und wenn sie ins gesellschaftliche Leben aufgenommen werden, wird dieses Stadium endlich erreicht sein. Einer der entscheidenden Erfolge des Oktoberkrieges war bereits die Tatsache (die sich aus kürzlichen Meinungsumfragen er-gab), daß die jüdische öffentliche Meinung eine positivere Einstellung zu den Arabern des Landes eingenommen hat

Ein Araber, Abdul Azis Zu'abi, stellvertretender Gesundheitsminister und Mitglied der Knesset, äußerte kurz vor seinem Tod am 14. Februar 1974 die Ansicht, daß, wenn sie die volle wirtschaftliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung erlangt hätten, die israelischen Araber nicht den Wunsch haben würden, ihr Land zu verlassen: „Es wird immer Probleme für uns geben, aber wir werden sie lösen können. Ich bin aus Nazareth, ich akzeptiere Israel und die Tatsache, israelischer Staatsbürger zu sein ... obwohl ich Araber bleibe ... das ist kein Widerspruch . .. während wir an unserer arabischen Tradition, Sprache, Geschichte und allem Arabischen, das wir haben und das gut ist, festhalten..."

Zugegeben, bis zum Krieg von 1973 war Zu’abi einer der israelischen Araber, die den „goldenen Mittelweg" gefunden hatten. Nicht allen von ihnen gelang das, nicht einmal nach dem letzten Krieg vertraten alle von ihnen diese Überzeugung. Muß es überraschen — wenn man den schwierigen Konflikt, in dem die Araber in Israel während der letzten 25 Jahre gelebt haben, in Betracht zieht —, daß einer unter tausend oder mehr, der seinen Angehörigen in den angrenzenden arabischen Staaten helfen will, dem jüdischen Staat, dem Erzfeind jedes nationalgesinnten Arabers, Schaden zufügt? Ist es nicht eher erstaunlich, daß ihre Zahl nicht noch größer ist?

Seit dem letzten Oktober haben die Ereignisse eine spontane Wendung zum Guten gezeigt. Die Anzahl der Araber, die den „goldenen Mittelweg" eingeschlagen haben und sich in der Lage sehen, sich dem Staat gegenüber loyal zu verhalten und ihn aktiv zu unterstützen, obwohl sie sich trotzdem als stolze Araber fühlen, hat sich als Folge dieses neuen Krieges stark vergrößert. Innerhalb von Tagen nach dem arabischen Angriff auf Israel war eine der herausragenden Erscheinungen an der Heimatfront, daß sich die Minderheiten ganz bewußt mit der israelischen Sache identifizierten. Die Art und Weise, in der sich dieser neue Trend manifestierte — was nicht einmal die traditionellen „Experten" vorausgesehen hatten —, erlebte ich selbst aus nächster Nähe während einer Zweitagestour durch die arabischen Zentren in Israel. Zur Zeit, als sich die Kämpfe auf dem Höhepunkt befanden, wurden zahlreiche Araber befragt, Männer und Frauen jeden Alters, und zwar unter der Nennung ihres vollen Namens und ihres Berufes.

Wie lassen sich diese persönlichen Eindrücke zusammenfassen? Wie kann man den Leser außerhalb Israels überzeugen, daß das gewonnene Bild der individuellen und gemeinsamen Hilfsbereitschaft und Kooperation keine „Schau“ ist? Spenden für die freiwillige Kriegsanleihe waren ein Aspekt, in dem sich die aktive Parteinahme der Araber für ihren Staat und ihre Identifikation mit ihm zeigte.

Die freiwillige Meldung zu dringenden Arbeiten war ein anderer. Nur zwei Beispiele: In Haifa hatten sich arabische Einwohner verpflichtet, eine Million israelische Pfund für die freiwillige Kriegsanleihe zu sammeln. Der griechisch-orthodoxe Erzbischof Yoseph Raya war der erste arabische Führer, der seine Mitbürger zur Unterstützung ihres Staates aufrief. Es war derselbe Mann, der bis zum Beginn des Krieges den Kampf gegen die Entscheidung der israelischen Regierung, den Einwohnern der arabischen Dörfer Ikrit und Biram im Oberen Galiläa die Rückkehr auf ihre Ländereien, von denen sie 1948 evakuiert worden waren, nicht zu gestatten, angeführt hatte. Trotzdem erklärte er wenige Tage nach Ausbruch des Oktoberkrieges: „ ... meine Priester, die in 41 Kirchen im Norden Israels dienen, versammelten sich um mich in der Nacht, als der Krieg ausbrach, um Mittel und Wege zu erörtern, wie wir unserem Land wirksam helfen könnten. Wir spendeten sofort Geld und stellten uns als Blutspender zur Verfügung. Ich rief persönlich die Stadtverwaltung in meinem Wohnort Haifa an, um meine Dienste anzubieten, wenn nötig, sogar die Straße zu fegen, ich bin bereit” Zwei Faktoren spielen wohl die Hauptrolle bei dieser Einstellung der israelischen Araber zu ihrem Staat, die einen Wendepunkt in ihrer Geschichte darstellt 1. Seit die Minderheiten Israels ihren letzten Loyalitätstest zu Beginn und während des Sechstagekrieges bestanden, waren mehr als sechs Jahre vergangen. In diesen Jahren hatten die israelischen Araber genügend Zeit, um mit eigenen Augen zu sehen, wie ihre Brüder auf dem Westufer und im Gazastreifen während der letzten 20 Jahre gelebt hatten, erstere unter jordanischer Herrschaft, letztere unter dem ägyptischen Militärregime. Sie betrachteten deren Lage kritisch und verglichen sie mit ihrer eigenen als einer Minderheit im jüdischen Staat. Viele von ihnen kamen zu der unvermeidlichen Folgerung, daß ihre eigene Situation in Israel schließlich doch nicht so schlecht sei. Im Bereich der Wirtschaft, aber auch in anderen Sektoren war — besonders unter den Bauern und Arbeitern — der Lebensstandard bei weitem höher und die Freiheit der Meinungsäußerung viel größer als bei ihren Freunden und Verwandten im haschemitischen Königreich zu beiden Seiten des Flusses, ganz zu schweigen von der Bevölkerung in Gaza. 2. Ähnlich wie es in den jüdischen Teilen dieses Landes der Fall war, wo innerhalb von Stunden nach Ausbruch des letzten Krieges die Menschen ihre Streitigkeiten vergaßen, so wurden auch bei den Arabern Kritik und berechtigte Klagen gegenüber der israelischen Verwaltung beiseite geschoben. Israels 400 000 Araber und Drusen waren auch jetzt nicht alle der Regierung wohlgesonnen; aber in jenen schrecklichen Stunden der Furcht, im Stadium der äußersten Not, die der Staat Israel seit dem Mai 1948 in ähnlicher Form nicht mehr erlebt hatte, erkannten die Minderheiten, daß es jetzt nicht die Zeit war, ihre „cahiers de dolence" zu öffnen, daß ihr Schicksal — genauso wie das ihrer jüdischen Mitbürger — vielmehr von der Frage des rein physischen überlebens des Staates abhing. Für sie wie für die Juden Israels war es die Frage nach dem Sein oder Nichtsein. Die syrischen Raketen machten keinen Unterschied zwischen den arabischen Bewohnern des Dorfes Yafiah und ihren jüdischen Nachbarn in Migdal Ha'emek. Das führte dazu, daß die Araber Israels ihren Groll vergaßen; sie erkannten, daß es im Augenblick um viel Bedeutenderes ging. Dies war ihr Land, es verteidigte sie und hatte es ihnen ermöglicht, ihren gegenwärtigen Lebensstandard zu erreichen, und das angesichts der arabischen Welt, die geschlagen war mit Frustration und der Unterdrückung der Freiheit. Konnten sie sich jetzt weiterhin abseits halten, neutral bleiben?

Es gibt schon klare Anzeichen dafür, daß die jetzige Regierung nicht zu ihrer bisher verfochtenen Politik den Arabern gegenüber zurückkehren wird. Die positive Haltung, die die israelischen Araber im Oktober 1973 einnahmen, wird sehr wahrscheinlich weitreichende Auswirkungen auf ihren künftigen Status im Staat Israel haben.

Fast 80 0/0 der 175 000 arabischen Wahlberechtigten — 25 000 mehr als 1969 — gingen am 31. Dezember 1973 an die Wahlurne, um ihre Abgeordneten für die achte Knesset zu wählen. Die Tatsache, daß die die Forderungen der arabischen Minderheiten unterstützenden Neuen Kommunisten vier Sitze der 120 bekamen, und das gleichzeitige Sinken der Anzahl arabischer Mitglieder auf der traditionell der Arbeiterpartei angegliederten arabischen Liste (von 4 auf 3) wurde von israelischen Beobachtern als „Erdrutsch" gewertet, als „großer Schlag", und von anderen sogar als „klares Zeichen für einen wachsenden arabischen Nationalismus". Jedoch für diejenigen, die seit Jahren mit der Materie vertraut sind, sind diese Schlagwörter eine zu einfache Erklärung, die dem tatsächlichen Wahlergebnis nicht gerecht wird. Um der Wahrheit näher zu kommen, ist ein kurzer Rückblick auf die Situation in der siebten Knesset notwendig. 1969 wurde ein Abgeordneter hauptsächlich mit jüdischen Stimmen gewählt: der stellvertretende Gesundheitsminister Abdul Aziz Zuabi von der Mapam, der die Liste der (vereinigten) Arbeiterparteien angeführt hatte. Vier andere arabische Mitglieder der Knesset standen auf zwei traditionell der Arbeiterpartei angegliederten arabischen Listen.

Aber schon damals war es den Führern der Arbeiterpartei bewußt geworden, daß die ara-bischen Listen überholt waren und nicht mehr der Notwendigkeit, junge arabische Intellektuelle in das politische Leben Israels einzugliedern, entsprachen. Ihre Vorstellungen blieben allerdings von den Parteifunktionären unbeachtet. Den arabischen Wählern wurden wieder dieselben Kandidaten vorgeschlagen, jedoch mit einer Ausnahme: der wachsende Widerstand der 55 000 israelischen Beduinen in der Negevwüste und in Galiläa gegen diese Liste zwang die Arbeiterpartei, eine eigene Beduinenliste aufzustellen, um gegen die der Likud angegliederte Beduinenliste konkurrieren zu können. Außerdem konnte sich Likud zum ersten Mal als wirklich araberfreundlich vorstellen, als vor zwei Jahren ein drusischer ehemaliger Angehöriger der Streitkräfte sich von der Arbeiterpartei trennte und sich in Begins Partei aufnehmen ließ. Es war Amal Nasser e Din aus Dalyat el Carmel. Das Ergebnis war, daß im Dezember über 100 000 Araber und Drusen Likud und die ihr angegliederte Beduinenliste wählten. Die traditionelle arabische Liste der (vereinigten) Arbeiterparteien errang weniger als die 24 000 Stimmen, die für ihre zwei Abgeordneten nötig sind. Jedoch der zweite Kandidat, der drusische Scheich Mu'adi, sicherte sich seinen Sitz durch die überschüssigen Stimmen der der Arbeiterpartei angeschlossenen Beduinenliste, die 16 500 Stimmen bekam. So hat das israelische Parlament zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Beduinen aus der Negevwüste, Scheich Hamad Abu Rabyah, als Mitglied. Er sagte am 29. 3. 1974: „Ich bin dem Staat Israel loyal und erwarte von diesem Staat, daß er mir das auch glaubt. Ich habe aber meine eigene Identität und Würde, und ich möchte beides behalten."

Rakah, die pro-russische und pro-arabische nationale Partei, errang einen Zuwachs von 12 000 arabischen Stimmen. Jedoch gingen 24 000 andere arabische Stimmen direkt an die Arbeiterparteien (6 000 mehr als 1969). Zusammen mit anderen zionistischen Parteien (Likud, National-Religiöse und Unabhängige Liberale) behielten die Pro-Zionisten ihre 65 % aller arabischen Stimmen. Dieser Anteil wäre höher gewesen, wenn nicht über 10 000 arabische Stimmen „verlorengegangen" wären: über 6 000, die auf die zweite der der Arbeiterpartei angegliederten arabischen Liste entfielen, und 3 000 Stimmen für die der Likud angegliederten Beduinenliste errangen nicht das erforderliche Minimum.

Diese Entwicklung erklärt sich aus dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren: 1. Die jungen israelischen Araber, und besonders die 25 000 arabischen Erstwähler, waren unzufrieden mit dem System der traditionellen arabischen Liste, die sich aus den Führern der Clans und Notablen zusammensetzte. Sie wählten lieber direkt die Arbeiterpartei. 2. Dasselbe trifft für die der Likud angegliederten Beduinenliste zu. Wer Likud wählen wollte, tat das direkt. 3. Diejenigen, die gegen das Establishment (die Arbeiterpartei) waren, wählten entweder Likud oder die Kommunisten. 4. Abgesehen von Abdul Aziz Zu’abi gab es keinen Araber und vor allem keinen jungen Araber auf der Liste der (vereinigten) Arbeiterparteien — wenn man Mahmoud Abassi auf dem unrealistischen Platz 59 außer Betracht läßt —, was vielen jungen arabischen Intellektuellen die Verachtung der Partei für den Wunsch der Araber nach gleichen Chancen in der Partei demonstrierte. 5. Die Aktivitäten der Arbeiterpartei und der Histadrut für die Belange der Araber und Drusen war in den letzten vier Jahren zwischen den beiden Wahlen stark zurückgegangen. Aus arabischen Kreisen waren Klagen geäußert worden, z. B. über das Fehlen von geeigneten Anstellungen für Hochschulabsolventen oder den Mangel an sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Programmen, die speziell auf die Minderheiten zugeschnitten waren. Alle diese Dinge schufen die Grundlage für Verstimmungen. 6. Dies bedeutet nicht notwendigerweise einen Rückgang in der Idenfikation der Araber mit dem Staat als solchem. Der Yom-Kippur-Krieg hatte gezeigt, in welchem Grade die israelischen Araber aktiv ihren Staat unterstützen, sei es durch den Kauf von Kriegsanleihen, sei es durch die freiwillige Meldung zu Not-diensten und anderem mehr. 7. Israels Araber leben jedoch nicht in einem Vakuum. Die Entscheidungen der algerischen Gipfelkonferenz, die Genfer Gespräche und vor allem die Stellung der Sowjetunion im nahöstlichen Streit ließen die Frage nach der Rolle der Araber in der allgemeinen Situation wieder aktuell werden. Diese Entwicklung wurde auf kluge Weise von der Rakah ausgenutzt, die nun Moskau als zuverlässigen Verfechter eines wahren Friedens präsentieren konnte, als die Hauptmacht, die den arabischen Ländern half, „ihre Schande abzuwaschen". Es gibt bereits einige Anzeichen dafür, daß die Führer der Arbeiterpartei diesmal die Warnung verstehen. Wie in anderen Bereichen wird ihre arabische Politik als Ergebnis der Wahlen eine tiefgreifende Wandlung durchmachen müssen. Die Öffnung ihrer Reihen für alle israelischen Araber (in der Likud und den kommunistischen Parteien ist eine solche Mitgliedschaft bereits möglich), der Zugang zu Schlüsselpositionen für israelische Araber, konkrete Schritte in Richtung auf ein besseres arabisch-jüdisches Verständnis und gegenseitiges Vertrauen, die Abschaffung des alten Listensystems und die Bereitstellung von sicheren Listenplätzen auf der Wahlliste der (vereinigten) Arbeiterparteien sind nur eine Auswahl unter den Aufgaben, mit denen sich die Arbeiterpartei befassen muß, ehe sie hoffen kann, ihre Stimmanteile bei den arabischen Wählern in der nächsten Wahl zu erhöhen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. G. Weigert, Arabs und Israelis — Life together, Jerusalem 1973; vgl. ferner: The Administered Areas — Aspects of Israeli Policy, Ministry of Foreign Affairs, Jerusalem Okt. 1973, und: Four Years of Military Administration, The Coordinator of Government Operations in the Administered Areas, Ministry of Defence, Tel Aviv 1971 sowie Tat Alfuf Shlomo Gazit, Israel's Policy in the Administered Areas, hrsg. vom Israel Academic Committee for the Middle East, Jerusalem 1969.

  2. Siehe Kap. „Gaza Revisited" in: G. Weigert, Arabs and Israelis, a. a. O.

  3. Siehe G. Weigert, Whoso Killeth a Believer, hrsg. v, Israel Communications, Jerusalem 1971; vgl. auch Rolf Tophoven, Fedayin — Guerilla ohne Grenzen, Bonn 1973 (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, H. 97).

  4. Siehe Anmerkung 2, ebd.

  5. „... die Bewohner des Gazastreifens wollen weder Jordanier noch Ägypter, noch Israelis sein, sondern möchten eine Art von Palästinensischem Staat, und ich kann sie verstehen.. (Verteidigungsminister M. Dayan, in: The Jerusalem Post vom 13. 6. 1973).

  6. Siehe Mohammed Abu Shilbayah, No Peace without a Free, Independent Palestinian State (in arabischer Sprache), Ostjerusalem 1971.

  7. Siehe Scheich Mohammed As'ad el Imam, Kadi von Ramallah, in: El Quds (arabische Tageszeitung), Ostjerusalem, Ausgabe vom 16. 5. 1971.

  8. Siehe Mohammed Abu Shilbayah, Oh What a Pity, Jerusalem (in arabischer Sprache), Ostjerusalem 1973.

  9. Vgl. Eliyahu Kanovsky, The Economic Impact of the Six Day War, New York 1971.

  10. Vgl. ebd. und G. Weigert, Life under Israel Occupation, Jerusalem 1971.

  11. Vgl. ebd. und Anmerkung 1.

  12. Siehe El Quds vom 1. 11. 1968 und Al Bashir (Bethlehemer Wochenzeitung), Ausgabe vom 26. 8. 1972; vgl. auch Kap. „The Arab Press and Arab Journalists , in: Abu Shilbayah, No Peace without ..., a. a. O.

  13. Siehe Kap. „Local Rule" in: G. Weigert, Arabs and Israelis a. a. O., und The Jerusalem Post vom 28. 3. 1972.

  14. Siehe Kap. „Education", ebd.

  15. Vgl. G. Weigert, Any New Palestinians?, in: The Times of Israel, Nr. 1, New York, Oktober 1973.

  16. Ebd.

  17. Etwa die in großem Umfange durchgeführten Landkäufe, die Einrichtung von jüdischen Siedlungen auf Land, von dem arabische Bauern vertrieben worden waren - vgl. dazu Abu Shilbaya, No Peace

  18. Siehe Verkehrsminister Shimon Peres im Vorwort zu G. Weigert: Life under Israel Occupation.

  19. Siehe „The Language of the Kalatchnikov" in: Achmed Ajwah, Let us not Cut Wood at Night (in arabischer Sprache), Ostjerusalem 1972.

  20. Siehe Jerusalem Post vom 12. 5. 1968.

  21. The Jerusalem Post vom 1. 1. 1969.

  22. El Hawadith, Beirut, v. 23. 4. 1971.

  23. Vgl. David Ben Gurion, My Talks with Arab Leaders (in hebräischer Sprache), Tel Aviv 1967.

  24. Mussa el Alami, Ibrat Falastin, in: Middle East Journal, Washington, Oktober 1949.

  25. Mohammed Abu Shilbayah, No Peace without ..., a. a. O.

  26. Ebd.

  27. Mohammed Abu Shilbayah, The Road to Salvation, Freedom and Peace, (in arabischer Sprache), Ostjerusalem 1972.

  28. Ebd.

  29. Achmed Ajweh, Let us not Cut Wood at Niqht, a. a. O.

  30. Ebd.

  31. Siehe G. Weigert, Whoso Killeth a Believer, a. a. O.

  32. Siehe G. Weigert, Arabs and Israelis, a. a. O.

  33. Vgl. G. Weigert, Muddeling in the Palestine Problem, in: El Bashir, Ausgabe vom 25. 12. 1971.

  34. Sunni el Bitar, The Future of Jerusalem, in: El Anba, vom 7. 9. 1973.

  35. Ebd. Ausgabe vom 5. 10. 1973.

  36. Gavriel Stern, The Clever One at this Hour Keeps Silent, in: Al Hamishar (hebräische Tageszeitung) Tel Aviv, Ausg. v. 5. 11 1973

  37. Ebd.

  38. Sunni el Bitar, The October Tragedy in: El Anba vom 19. 10. 1973.

  39. Ebd.

  40. Sawt el Jamaheer (Ostjerusalemer Wochenzeitung), Ausgabe Nr. 6 vom 20. 10. 1973.

  41. Ebd. Ausgabe Nr. 7 vom 26. 10. 1973.

  42. Ebd. Ausgabe Nr. 7.

  43. Stern, The Clever One ..., a. a. O.

  44. Verkehrsminister S. Peres, in: Jerusalem Post vom 23. 11. 1973.

  45. Siehe G. Weigert, Israel’s Presence in East Jerusalem, Jerusalem 1973.

  46. Siehe Jerusalem, Issues and Perspektives, hrsg, vom israelischen Außenministerium, Jerusalem 1972.

  47. Moshe Dayan, A New Map, New Relations, Ma'ariv edition, Tel Aviv 1969.

  48. Nabil el Khoury, in: Al Hawadith, Beirut 23. 4. 1971.

  49. Scheich Mohammed As'ad el Imam, in: . El Quds", vom 16. 1971.

  50. Vgl. Gideon Weigert, Die arabische Jugend in Ost-Jerusalem, in: Schweitzer/Nemitz (Hrsg.), Krisenherd Nah-Öst, Köln 1973.

  51. Vgl. The Jerusalem Post vom 5. 12. 1971.

  52. Vgl. Mohammed Abu Shilbayah, The Road to Salvation, Freedom and Peace, Jerusalem 1972.

  53. Meron Benvinisti, in: Ha'aretz (hebräische Tageszeitung), Tel Aviv, Juni 1970.

  54. Der Bürgermeister von Jerusalem,'Teddy Kollek, in: New York Times vom 9. 3. 1968.

  55. Siehe G. Weigert, East Jerusalem Five Years After, in: Lilit, Jerusalem, Oktober 1973.

  56. Vgl. Ha'aretz vom 19. 3. 1973.

  57. Zu weiteren Beispielen siehe: G. Weigert, Israel's Presence, a. a. O.

  58. Zu Einzelheiten siehe ebd., S. 152.

  59. G. Weigert, Getting Eastjerusalemites Organized for Elections, in: The Jerusalem Post vom 7. 9. 1973.

  60. Sunni el Bitar, The Future of Jerusalem, in: El Anba (arabische Tageszeitung), Jerusalem, Ausgabe vom 7. 9. 1973.

  61. Mohammed Abu Shilbayah, Oh What a Pity Jerusalem, (in arabischer Sprache), Ostjerusalem, 1973.

  62. Siehe Ibrahim Totah,

  63. Vgl. The Jerusalem Post, Ausgabe vom 12. 11. 1973.

  64. Siehe G. Weigert, Oh Jerusalem through Arab Eyes, in: Israel Digest, Jerusalem, vom 14. 9. 1973.

  65. Siehe Ibrahim Totah.

  66. Für weitere Daten vgl. Minorities, Nr. II (in hebräischer Sprache), Israel's Publication Service, Ministry of Culture an Education, Jerusalem, August 1970.

  67. Vgl. dazu G. Weigert, in: Israel Digest vom 30. 5. 1973.

  68. Vgl. Uri Stendel, The Minorities in Israel, in: Israel Ecomist, Jerusalem, Mai 1973.

  69. Vgl. Uri Stendel, a. a. O.

  70. „Selbst während der heftigsten Angriffe, die gegen uns geführt werden ... rufen wir die Söhne der Araber in Israel auf, Frieden zu halten und ihren Anteil zu leisten auf der Grundlage des vollen und gleichen Bürgerrechts und der schuldigen Vertretung in allen seinen Institutionen" (aus der Unabhängigkeitserklärung vom 14. 5. 1948).

  71. Siehe G. Weigert, Arabs Volunteer for in: The Jerusalem Post vom 26. 10. 1973.

  72. Siehe G. Weigert, Arabs and Israelis — Life together—, a. a. Ö.

  73. Siehe G. Weigert, Whoso Killeth a Believer, a. a. O.

  74. Siehe Golda Meir, in: Jerusalem Post vom 22. 12. 1972.

  75. Nadi einer Information, die dem Autor speziell für diesen Artikel vom Berater der Ministerpräsidentin für arabische Angelegenheiten zur Verfügung gestellt wurde.

  76. Palestine Viewpoints, in: The Israel Academic Committee, Jerusalem 1972.

  77. In den Einzelheiten siehe The Jerusalem Post vom 26. 10. 1973 und El Anba in den Ausgaben vom 23., 24. und 25. Oktober 1973.

  78. The Jerusalem Post vom 6. 11. 1973.

  79. Zu weiteren Einzelheiten siehe: D var Ha poelet (hebräische Monatsschrift), Tel Aviv, November 1973 und El Anba, Ausgaben vom 23., 24. und 25. Oktober 1973.

Weitere Inhalte

Gideon Weigert, geb. 1919 in Hamburg, 1933 ausgewandert nach Palästina; 1942— 1945 Studium der Orientalistik an der Hebräischen Universität in Jerusalem; 1945— 1969 Redakteur für arabische Probleme an der „Jerusalem Post" (der früheren „Palestine Post"); seit 1969 Forschungsarbeiten über das arabische Genossenschaftswesen in Israel, dem Gaza-Streifen und auf der Westbank. Veröffentlichungen u. a.: Life Under Israel Occupation, Jerusalem 1971; Palestinian Viewpoints, Jerusalem 1972; Arabs and Israelis — Life Together, Jerusalem 1973; Israel's Presence in East Jerusalem, Jerusalem 1973; Die arabische Jugend in Ost-Jerusalem, in: Schweitzer/Nemitz (Hrsg.), Krisenherd Nah-Ost, Köln 1973.