Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Zwangsläufige und verschuldete Aufmarschkomplikationen | APuZ 11/1960 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 11/1960 Das Einwirken Hitlers auf Planung und Führung des Ostfeldzuges Hitlers Entschluß zum Ostfeldzug Der Feldzugsplan Zwangsläufige und verschuldete Aufmarschkomplikationen

Zwangsläufige und verschuldete Aufmarschkomplikationen

Mussolinis unbesonnene „Extratour“ gegen Griechenland machte den Balkan, den Hitler so gern ruhig gehalten hätte, zu einem kräfteverzehrenden neuen Kriegsschauplatz. Während die schlecht gerüsteten und schlecht geführten italienischen Truppen an der albanischen Grenze in einen verlustreichen winterlichen Stellungskrieg gerieten, richtete England auf Kreta gemäß seiner Beistandspflicht Luftstützpunkte ein. Britische Flugzeuge konnten nun von griechischem Boden gegen Süditalien starten. Ein kühner kombinierter Angriff auf den Kriegshafen von Tarent schaltete die Hälfte der italienischen Schlachtflotte aus. Damit nicht genug! Im Dezember 1940 erlitt die italienische Nordafrikaarmee an der ungleich wichtigeren Ägyptenfront eine vernichtende Niederlage.

Die strategische Lage im östlichen Mittelmeerraum hatte sich zu Lande wie zu Wasser unter wenigen erfolgreichen Schlägen der zahlenmäßig schwachen britischen Streitkräfte und ihres angegriffenen, bisher neutralen Vertragspartners Griechenland so gewandelt, daß Hitler nun seinem allzu ehrgeizigen Freunde zu Hilfe kommen mußte. Durch dessen Schuld war an der rechten Flanke des deutschen Ostaufmarsches ein neuer Unruheherd entstanden, waren die unersetzlichen rumänischen Erdölfelder in Reichweite britischer Kampfflugzeuge gerückt. Anfang November, kurz vor Molotows Besuch, beschloß Hitler, von Bulgarien her der britischen Front in den Rücken zu stoßen. Dabei machte ihm die Möglichkeit eines türkischen Einschwenkens auf die Seite der Alliierten unverkennbar Sorgen. Dieses neue Engagement im Südosten hat die Besprechungen mit dem sowjetischen Außenminister mehr beeinflußt, als im allgemeinen vermutet wird.

Hitler zeigte nun (nach langem Zögern im strategisch günstigsten Zeitpunkt!) mehr und mehr die Tendenz, sich an verschiedenen Fronten zu engagieren, ohne auch nur mit einer einzigen fertig zu werden. Um die italienische Offensive gegen Englands ägyptische Position ausschlaggebend zu unterstützen, hätte im Sommer und Herbst 1940 ein Bruchteil jener Kräfte ausgereicht, welche dann ab Frühjahr 1941 zur Behauptung umstrittener Mittelmeer-und Balkanpositionen unerläßlich wurden.

Im Augenblick der Entscheidung hatte das Projekt eines Angriffs auf die Sowjetunion Hitler gehindert, sich auf England bzw. auf eine erfolgversprechende Mittelmeerschwerpunktbildung zu konzentrieren. Nun zwangen ihn Balkan-und Mittelmeerprobleme, seine Truppen für einen Mehrfrontenkrieg zu teilen. In dieser Verzettelung reichte die deutsche Kraft nur noch für einen einzigen Blitzkrieg an einer Neben-front. Der Balkankriegsschauplatz war der letzte, auf dem ein rascher vollständiger Sieg gelang. Lind auch dieser wurde zu teuer bezahlt.

Aufmarsch-und Wetterschwierigkeiten bestimmten Hitler, die geplante Entlastungsoffensive für Mussolini bis zum März 1941 hinauszuschieben. (Tatsächlich begann sie am 6. April 1941). Diese Winter-pause belastete das Prestige der Achsenmächte erheblich und verschlechterte ihre politische und militärische Position. Vor allem kamen Termine und Kräftebereitstellungen für Balkan und Sowjetunion miteinander in schwerwiegenden folgenreichen Konflikt. Ein großer Teil der Balkan-divisionen wurden dem Ostheer „entliehen“, mit ihnen fast ein Drittel aller für den Osten vorgesehenen Frontpanzer (rd. 800!), die nach dem ursprünglichen Terminplan ab 15. Mai 1941 gegen Kiew, Moskau und Leningrad rollen sollten.

Diese Verschlechterung der strategischen Gesamtlage ermutigte zu neuen Warnungen und Versuchen, Hitler vom Ostfeldzug abzubringen oder ihn wenigstens zu veranlassen, mit den deutschen Kräften und Materialien mehr Haus zu halten. Als sich der Diktator zu dem Balkan-feldzug als einem vermeintlich kurzem Zwischenspiel definitiv entschlossen hatte, versuchte Raeder am 27. Dezember 1940, ihn auf eine Mittelmeer-Schwerpunktbildung umzudrehen. England sei durch Italiens Schlappen im östlichen Mittelmeer und durch die ständig wachsende amerikanische Rüstungshilfe stärker geworden. Noch könne es aber entscheidend getroffen werden durch eine verstärkte umfassende Blokkade seines Seeverkehrs. Deshalb müsse die gesamte Rüstungsindustrie jetzt ausschließlich für Marine (U-Bootbau) und Luftwaffe arbeiten. Eine Kräftezersplitterung durch Angriff im Osten wirke kriegsverlängernd und gefährde den Enderfolg. Obwohl der geplante Balkanfeldzug unbestreitbar neue strategische Chancen eröffnete, blieb Hitler unzugänglich und erklärte, erst nach dem Sieg über Rußland könne die angestrebte Konzentration aller Kräfte gegen England erfolgen

Es war aber nicht Raeder allein, der in dieser Krisenlage Bedenken erhob. General G. Thomas, Chef der Amtsgruppe Wehrwirtschaftsstab im OKH, hatte im November 1940 vom Reichsmarschall Göring den Auftrag erhalten, die wehrwirtschaftlichen Folgen eines Krieges mit der Sowjetunion zu untersuchen. Am 26. Februar 1941 hielt Thomas an Hand einer ausgearbeiteten Denkschrift darüber Vortrag bei Göring. Nach Tagebucheintragungen Halders kam diese Denkschrift bereits in der zweiten Hälfte des Januars zur Kenntnis der OKH-Führung. Hitler hat sie ebenfalls gesehen.

Thomas kam zu sehr kritischen, warnenden Schlußfolgerungen. Sie gipfelten in folgenden Gedankengängen: 1. Deutschlands Ernährungs-und Rohstofflage wird sich während der ersten Monate einer Eroberung des europäischen Rußland nur dann bessern, wenn es gelingt, a) die Zerstörung der sowjetischen Vorräte zu verhindern, b) das kaukasische Ölgebiet intakt zu erobern und c) das Problem des Abtransports zu lösen. 2. Dauert der Krieg länger als einige Monate, kann sich Deutschlands Ernährungs-und Rohstofflage nur bessern, wenn a) das Transportproblem gelöst wird, b) die russische Zivilbevölkerung zum Verbleiben an Ort und Stelle und zur Arbeit bewogen werden kann. Das bedeutet u. a. Wiederaufnahme der Produktion landwirtschaftlicher Maschinen, Ingangsetzung der Industrie unter Zufuhr von Rohstoffen. Bis es gelingt, die z. Zt. über Sibirien laufende Transitverbindung mit dem fernen Osten wiederherzustellen, wird Deutschland Mangel leiden an strategisch wichtigen Rohstoffen wie Gummi, Wolfram, Kupfer, Zink, Asbest, Jute, Platin. 4. Aus kriegswirtschaftlichen Gründen müssen unter die operativen Ziele ausgenommen werden die Gebiete südlich der Don-und Wolga-mündung einschließlich Kaukasus, da die russische Industrie und Landwirtschaft ohne das kaukasische Erdöl nicht in Gang zu halten sind. 5. Gelingt es, das ganze europäische Rußland zu erobern, bekäme Deutschland rund 75 Prozent der gesamten sowjetischen Rüstungsindustrie und fast 100 Prozent der optischen und Präzisionsindustrie in die Hand.

Der Wehrwirtschaftsexperte des OKW, gab so klar, wie es ihm aus taktischen Gründen möglich war, zu verstehen, daß der Ostfeldzug ein. gefährliches Risiko für die deutsche Rüstungswirtschaft darstelle und lediglich dann Erfolg bringe, wenn man binnen wenigen Monaten praktisch das gesamte europäische Rußland eroberte 3). Hitler entnahm daraus nur, daß er aus wehrwirtschaftlichen Gründen so rasch wie möglich nach Baku kommen müsse.

Görings Reaktion ist so bezeichnend, daß die von Thomas nach dem Vortrag protokollierten Hauptgedanken im Wortlaut hier wiedergegeben werden sollen. Sie sagen über das geistige Klima der nationalsozialistischen „Führer“ und ihre Lagebeurteilung mehr aus als alle noch so scharfsinnigen Interpretationen. „Aktennotiz über Vortrag beim Reidtsmarsdtall am 26. 2. 1941. Es wurde vorgetragen: . . . Denkschrift über die Auswirkung einer Ost-Operation. Der Reichsmarschall war mit mir der Auffassung, daß eine Besetzung der Ukraine allein keinen Wert habe, sondern, daß das Erdölgebiet von Baku unter allen Umständen mit gewonnen werden muß. Er war ebenso wie der Führer der Auffassung, daß bei dem Einmarsch deutscher Truppen in Rußland der ganze bolschewistische Staat zusamwenbredten würde, und daß dadurch mit den von mir gefürdtteten Zerstörungen und Vernichtungen der Vorräte und Eisenbahnen in großem Umfange nicht zu rechnen sei. Es käme darauf an, zunächst schnell die bolschewistisdten Führer zu erledigen. Eine besondere Sorge ist für den Reichsmarschall die Unterbrechung der Verbindung mit dem Fernen Osten, auf die idt ihn ganz besonders hinwies. Er sagte mir, daß man mit den Japanern Verabredungen treffen müsse, um die Sibirische Bahn möglichst sdmell wieder in Gang zu bringen. Der Reichsmarschall äußerte sidt dann über die Gefahren der ganzen Operation, die nach seiner Auffassung nur in dem Versagen der notwendigen Nachschub-organisationen liegen können. Er wies darauf hin, daß auch Napoleon an der mangelnden Versorgung gescheitert sei, und daß er beim Führer immer wieder auf mehr Nachschuborganisationen dränge und auf Einschränkung der aufzustellenden Divisionen, die doch nur zum Teil ins Feuer kommen würden. Ich wies weiter hin auf die Schwierigkeiten unserer Mensdtenlage, die durdt die Ost-Operationen, bei den großen Fronten und bei den großen Räumen zu bewältigen sind, noch schwieriger werden würde. Der Reichsmarschall gab dies zu und wies noch mal auf seinen Wunsdt hin, nicht unnötig große Mengen von Divisionen aufzustellen. Auf meine Einwendung, daß wir die Operation — außer dem Aufmarsch — nur zwei Monate lang mit Treibstoff voll versorgen können, erwiderte der Reichsmarschall, daß er sich in der nächsten Woche mit Antonescu in Wien treffen werde, um die rumänische Basis noch schneller ausbauen zu lassen. Wegen der Gummilage, die ich ihm als besonders ernst darstellte, befahl er, daß General von Schell schnellstens Ersatzkonstruktionen für Lastwagenbereifung in Auftrag geben solle. Es sei unmöglich, unsere letzten Kautschukvorräte auf den schlechten russisdten Straßen zu veraasen (sic). Mit besonderer Betonung sagte mir dann der Reichsmarsdtall, daß er die Ausnützung des besetzten Rußlands auf wehrwirtschaftlichem Gebiet anders haben wolle, als es bisher im Westen und in Polen der Fall gewesen sei. Er verlange eine Absetzung vom OKU und eine völlige selbständige Organisation unter seinem Befehl. . . . gez. Thomas“

Audi das OKH meldete sich mit Bedenken. Brauchitsch machte am 9. Januar 1941 Hitler darauf aufmerksam, daß die gegen Griechenland eingesetzten Verbände unter allen Umständen im Osten fehlen würden Nach Abschluß der „Barbarossa“ -Aufmarsdiweisung Januar 1941 Hitler darauf aufmerksam, daß die gegen Griechenland eingesetzten Verbände unter allen Umständen im Osten fehlen würden 5). Nach Abschluß der „Barbarossa“ -Aufmarsdiweisung kamen Brauchitsch und Halder zu der Ansicht: „Den Engländer treffen wir nicht. Unsere Wirtschaftsbasis wird nicht wesentlich besser. . . . Risiko der Ostoperation: . . . Bindung der Kräfte in einem Zeitpunkt, in dem England in zunehmenden Maße über freiverfügbare Kräfte verfügt.“ 6)

Kurz darauf, am 2. Februar, erklärte Feldmarschall v. Bock Hitler, er hielte einen militärischen Sieg über die Rote Armee für möglich, aber er könne sich nicht vorstellen, wie die Sowjets zum Frieden zu gewinnen seien. Hitler erwiderte ihm, nach der Eroberung der Ukraine, Moskaus und Leningrads würden die Sowjets sicher in einen Vergleich einwilligen 7).

Als v. Brauchitsch und Halder am 3. Februar 1941 Hitler die Aufmarschanweisung für den Ostfeldzug vortrugen, bezweifelte Halder, daß die auf dem Balkan eingesetzten, überwiegend zur H. Gr. Süd gehörenden 6 Panzer-und 2 mot. Infanteriedivisionen rechtzeitig zum Angriffstermin (15. Mai 1941) aus Griechenland zurückkehren könnten. In diesen Tagen 'muß schon bei Hitler der Gedanke entstanden sein, bei der beabsichtigten doppelten Umfassung in der Ukraine auf die rechte Zange zu verzichten, mithin an der rumänischen Grenze defensiv zu bleiben. Jedenfalls notierte Halder zwei Tage später, nach einem Besuch im Hauptquartier der H. Gr. A (später H. Gr. Süd): „Zutage tritt die Schwierigkeit, zu einer Umfassung allein aus dem Nordflüge! heraus zu kommen, zumal dessen Bedrohung oder mindestens Bremsung aus dem Pripjetbereich nicht ausgeschlossen ist." 8) Die daraus erwachsenden Gefahren und Nachteile wurden also frühzeitig erkannt. Dafür zeugen die von Feldmarschall v. Rundstedt und seinem Stabschef beim OKH erhobenen Bedenken. Das OKH beantragte denn auch einige Zeit später, die von Hitler sehr reich bemessene Zahl der für Bulgarien bzw. Griechenland vorgesehenen Divisionen im Interesse des Ostaufmarschs herabzusetzen.

Aber kurz darauf (7. März) begannen die Engländer, bei Athen und Volos Truppen auszuladen. Ihre Panzer bezogen westlich Saloniki Stellungen. Das irritierte Hitler so, daß er den Plan einer beschränkten Entlastungsoffensive zugunsten der italienischen Armee erweiterte im Sinne einer ganz Griechenland umfassenden Operation gegen das rund 55 000 Mann starke britische Expeditionskorps.

Am 17. März teilte er diese Entscheidung dem OKH mit. Die bisher auf dem rechten Flügel der H. Gr. Süd in der rumänischen Moldau als Stoßarmee bereitgestellte 12. Armee sollte nun endgültig die griechische Operation mit 17 1/2 Divisionen übernehmen. D Armee sollte nun endgültig die griechische Operation mit 17 1/2 Divisionen übernehmen. Daß bei dieser erweiterten Zielsetzung ein Teil der vom Ostheer entliehenen Kräfte auch nach dem Feldzug in Griechenland verbleiben, also für „Barbarossa“ ausfallen mußte, ergab sich von selbst. Gleichzeitig befahl Hitler dem OKH, die Aufmarschanweisung für H. Gr. Süd abzuändern. Wie immer war er um neue Argumente nicht verlegen. Seiner Ansicht nach würde der geplante Flankenstoß aus der rumänischen Moldau nach Nordosten am Dnjestr hängen bleiben. Die Heeresgruppe Süd solle ihre sämtlichen schnellen Truppen deshalb bei Lublin konzentrieren, auf Kiew durchstoßen und dann die Dnjestr-Linie „von hinten öffnen", während die rumänische Karpathen-und Pruth-Front den Feind vor ihr durch Stör-angriffe fesseln würde 9). So ergab sich aus dem Abzug mehrerer motorisierter und Panzerdivisionen gleich eine sehr einschneidende Änderung des Operationsplanes.

Der Mangel an schnellen Truppen und Panzern war immer noch zu groß, als daß Hitler aus einer Reserve hätte schöpfen können. Aber auch die gegebenen Möglichkeiten für eine partielle Erhöhung der Schlagkraft durch Abzug von anderen Fronten wurden nicht mit der nötigen Entschlußkraft genutzt. Brauchitsch scheint dabei eine unglückliche Rolle gespielt und Hitlers Tendenz zur Kräftezersplitterung noch gefördert zu haben. Halder notierte am 15. März 1941: „Leider stellt der ObdH. die Frage der Küstensicherung im Westen in einer Weise in den Vordergrund, die nur auf Kosten der Schlagkraft Barbarossa befriedigt werden kann. . . . Es handelt sich nicht darum, überall 100 Prozent sicher zu gehen, sondern darum, sich mit der notwendigen Sicherheit zu begnügen zu Gunsten des vollen Erfolges der Operation Barbarossa.“ Und zwei Tage später schrieb Halder, Hitler habe eine so starke Verteidigung Norwegens gefordert, daß die Engländer sich auch nicht für 14 Tage festsetzen könnten. Das beeinträchtige den artilleristischen Einsatz beim Ostaufmarsch 10). Wer alles gleichzeitig erreichen will, erreicht nichts.

Während nun in Bulgarien und Griechenland deutsche und britische Truppen gegeneinander aufmarschierten, wuchsen die politischen Spannungen auf dem Balkan. Die Diktatoren zwangen die zögernde jugoslawische Regierung, dem Dreimächtepakt beizutreten. Darauf kam es in der Nacht vom 26. /27. März in Belgrad zum Militärputsch und zu deutschfeindlichen Kundgebungen. Noch am gleichen Tage beschloß Hitler, ein abschreckendes Exempel für ungehorsame Hilfsvölker zu statuieren und „Jugoslawien militärisch und als Staatsgebilde zu zerschlagen“ 11). Damit weitete sich der Balkanfeldzug noch einmal aus. Er erforderte nun den Einsatz einer zweiten Armee mit zehn Divisionen und — die Verschiebung des Angriffs auf die Sowjetunion um mindestens vier Wochen 12). Tatsächlich wurden es dann 5 1/2 Wochen. Indessen erfuhr die Aufmarschbasis der selbständig gegen Ukraine und Kaukasus operierenden H. Gr. Süd eine weitere Verschlechterung. Ihr Oberbefehlshaber Generalfeldmarschall v. Rundstedt hatte beim OKH am 27. März 1941 ungarische Waffenhilfe für die 17. Armee beantragt. Zumindest sollte ihr erlaubt werden, mit einer „Karpathengruppe“ aus ungarischem Gebiet heraus den Angriff zu führen. Das hätte eine allzu frontale Offensive der vor dem galizisch-podolischen „Flaschenhals“ zwischen Pripjetsümpfen und Ostkarpathen massierten drei Stoß-armeen vermieden. Hitler lehnte ab, aus Rücksicht auf politische Bedenken der ungarischen Regierung. Die Folge waren Zeit-und Blutverluste in wochenlangem frontalem Abringen mit zähem Feind in gut ausgebauten Abwehrstellungen.

Das Kriegstagebuch (KTB) der 17. Armee enthält eine bemerkenswert scharfe Kritik an den Maßnahmen und Unterlassungen der obersten militärischen Führung. Unter dem 2. Mai 1941 findet sich eine Übersicht über die Ausgangslage der Armee bzw.der Heeresgruppe für den schicksalsträchtigsten Feldzug des Zweiten Weltkrieges: " Der Wegfall der Gruppe Karpathen ist bedingt a) durch die Schwächung der in Rumänien eingesetzten Teile int Vergleich zu dem ursprünglidten Plan, b) aus politischen Gründen mit Rücksicht ans Ungarn. Die neue Aufmarsdtanwetsung mit dem Wegfall des zunächst vorgesehenen Angriffs aus Rumänien bedeutet eine grundlegende Änderung der Lage für die 17. Armee. Während ursprünglich die Heeresgruppe mit zwei starken Flügel eingreifen wollte und die 17. Armee in erster Linie . Füllsel'zwischen beiden Flügeln war, ist sie jetzt zunächst allein auf dem rediten Flügel. Für die 17. Armee selbst hat der Wegfall der Karpathengruppe zur Folge, daß nunmehr mit einem Absdtneiden und Verniditen starker Feindkräfte im Raum von Lemberg nicht mehr geredit werden kann.“ Genau so ist es dann gekommen.

Die von vielen führenden Militärs später als kriegsentscheidend angesehene Führungskrise, die sich im August 1941 aus der Alternative: Kiew oder Moskau? entwickelte, war letzten Endes nur eine Folge dieser Schwächung der H. Gr. Süd schon während ihres Aufmarsches. Hitler zwang sie, von einer operativ ungünstigen Basis aus einen weit stärkeren, schlagkräftigen Feind anzugreifen, von dem man bereits damals „offensiven Einsatz auch sdtwädterer russisdier Verbände unter Verwendung von Panzerkampfwagen“ erwartete (Aufmarschanweisung H. Gr. Süd v. 15. 2. 1941). Halder schrieb am Tage nach Offensivbeginn, am 23. Juni 1941: „Sdtwieriger sehe ich die Lage bei der H. Gr. Süd an, weil durch den Wegfall der ursprünglidten geplanten Operation aus Rumänien heraus keine befriedigende operative Gestaltungsmöglidtkeit gegeben ist.“ Und General A. Heusinger beurteilt das Mißlingen des deutschen Angriffsplans gegen die Sowjetunion mit folgenden Worten: „Nicht weil der Gegner sich anders verhielt, als man erwartet hatte, sondern weil man den rechten Flügel nidtt stark genug gemadtt hatte, erfüllte sich die operative Absidtt nicht.“

Die Schwierigkeiten des rechten Flügels lagen nicht allein im Wegfall seines südlichen Zangenarms und Stoßkeils. Sie sind ebenso auf der inneren Flanke zu suchen, im Pripjetgebiet. Aus Kräftemangel hatte sich die oberste Führung entschlossen, jenes riesige Sumpfwaldgebiet beiderseits des Pripjets (früher Rokitno-Sümpfe) „auszusparen“, obwohl in ihm die 5. Rote Armee mit 12 Divisionen erkannt war. Das OKH verschloß sich zwar nicht den Bedenken der H. Gr. Süd und versprach vermehrten Einsatz von OKH-Reserven auf deren linkem Innenflügel, aber der Operationsplan ließ diesen Raum selbst zwischen H. Gr. Süd und H. Gr. Mitte unberührt. Das immer schwierige „Problem der Naht“ wurde kurzerhand ignoriert. Es sollte deshalb später mit verhängnisvoller Dringlichkeit auftauchen und den Gang der Operationen entscheidend beeinflussen.

Die neue Aufmarschanweisung zwang die H. Gr. Süd, mit ihrer ungünstig aufgestellten Hauptmacht an diesem zumindest mit schwächeren leichten Verbänden der Roten Armee belegten Gebiet vorbei eilends auf Dnjepr und Kiew zu marschieren, ohne Rücksicht auf Flankenstöße. Ihr Stabschef, Gen. v. Sodenstern, berichtet: „Natürlich . hofften wir immer noch, bei schnellem Durchbruch auf Kiew, . mit einem blauen Auge'an den Pripjetsümpfen vorbeizukommen. Geglaubt haben wir es indessen nidtt. Besonders der OB. war von vornherein der Über-zeugung, daß es am Nordflügel seiner Heeresgruppe zu schweren , Pripjetkomplikationen'kommen würde, und daß dadurch das Vorwärtskotnmen der Panzergruppe und der 6. Armee gestört werden würde.“ .

Leider besitzen wir noch keine ähnlich umfassende, intensive Untersuchung des gesamten deutschen Aufmarschs und der Kräfteverhältnisse wie für die wichtige Teilfrage des „Pripjetproblems“ . Gewiß wäre es lohnend, die gesamte deutsche Kräfteverteilung einer Analyse zu unterziehen im Hinblick auf die bereits damals als folgenschwer erkannte Schwächung des rechten Flügels und des eklatanten Mangels an operativen Reserven hinter der ganzen Front. General Blumentritt konstatierte: „Dazu wäre es möglidt gewesen, nodt mehr Kräfte im Osten einzusetzen. Rd. 50 Divisionen standen im Westen, in Norwegen. auf dem Balkan und in Lybien. Wenn also der Russe schon 1941 geschlagen werden sollte, dann hätte man die Kräfte im Osten stärker bemessen können. . . Die Verringerung der Zahl der Divisionen in den besetzten Gebieten im Westen, in Norwegen und auf dem Balkan war durchaus möglich.“ Marcks hatte, wie erinnerlich, eine sehr starke OKH-Reserve vorgeschlagen im Interesse einer Arbeitsteilung zwischen den Panzerkeilen und dem Gros der langsameren Infantriedivisionen, die den durchstoßenen Feind einkesseln und vernichten sollten.

Der glänzend durchgeführte Balkanfeldzug war eine Angelegenheit weniger Wochen. Schon am zwölften Feldzugstag, am 17. April 1941, kapitulierte der Rest der jugoslawischen Truppen, am 21. April die griechische Armee. Zwei Drittel des britischen Korps retteten sich mit knapper Not. Bis Monatsende erlosch auch auf dem Peloponnes jeder Widerstand. Die verlustreiche Luftlandung auf Kreta (20. 5. — 1. 6. 41) beendete den Siegeszug einer qualitativ wie quantitativ überlegenen, von einer starken Luftwaffe maßgeblich unterstützten Truppe.

Dennoch kostete dieser Feldzug mehr Zeit und Kraft, als im Hin-blick auf die Offensive im Osten tragbar war. Der Materialverbrauch zehrte an den knappen Vorräten. Für derartig umfangreiche Nebenkriegsschauplätze war die Decke personell, vor allem aber materiell zu knapp. 'Man hat später geltend gemacht, daß die ungewöhnlich schlechte Frühjahrswitterung den Angriff auf die Sowjetunion ohnehin verzögert und den rechten Umfassungsarm der H. Gr. Süd lahmgelegt hätte. Das sind erstens sehr problematische Behauptungen, zweitens Argumentationen aus dem Nachher. Auch Gen. K. v. Tippelskirch konstatierte:

„Für den Rußlandfeldzug gingen fünf unbezahlbare Wochen verloren, die wohl nidtt ohne entsdteidenden Einfluß auf sein Ergebnis geworden sind.“

Pie Kürze des Balkanfeldzuges täuscht über das Ausmaß der mit ihm verbundenen Belastungen hinweg. Infanteriedivisionen der 11. Armee hatten gerade achthundert Kilometer Fußmarsch von Griechenland nach Rumänien hinter sich, als sie von neuem in den Kampf geworfen wur— den, der sie im Non-stop bis zur Wolga führen sollte. Zwei Panzer-divisionen trafen an der Ostfront erst im Spätsommer nach einem Marsch von zweitausend Kilometern ein — personell und materiell stark beansprucht

Diese Verstöße gegen den militärischen Grundsatz, einen selbstgewählten Angriff im günstigsten Zeitpunkt zu beginnen, schienen damals aber nicht schwer zu wiegen, denn man war des schnellen Sieges über die Sowjetunion so gewiß, daß Hitler das OKH mit Feldzugs-plänen gegen den Nahen Osten und Indien für die Zeit nach dem Ost-feldzug beschäftigte, während er gerade die Terminverschiebung verfügte und ein Drittel seiner schnellen Truppen für das Balkanabenteuer abzog, ohne durch Neuverteilung der in Europa stehenden Verbände für Ersatz zu sorgen. Aber auch des OKH glaubte, nach dem Zusammenbruch der Roten Armee mit 34 Divisionen Osteuropa beherrschen zu können, während seine Operationsgruppen Spanien, Nordafrika, den Nahen Osten und Afghanistan durcheilten

Sehr viel schwerer als diese Dispositionsfehler aber wogen die Versäumnisse bei der personellen und vor allem materiellen Rüstung. Dieser Krieg wurde ebenso in den Fabriken ausgefochten wie an der Front. Eine besser gerüstete, besser motorisierte Truppe 'und eine stärkere Luftwaffe waren natürlich zu größeren Leistungen befähigt als eine personell gleich starke, aber materiell schwächere. Hier trifft Hitler die Verantwortung in besonderem Maße. Während Großbritannien, Sowjetunion und USA ihre Rüstungsproduktionen nach Kriegseintritt mit folgerichtiger Entschlossenheit rapid steigerten, versagte die nationalsozialistische Diktatur vor der selbstverständlichen Aufgabe, mit aller Kraft zur Bewältigung ihrer ehrgeizigen Kriegspläne zu rüsten und die technisch hochstehende, straff organisierte deutsche Wirtschaft auf rationelle Kriegsproduktion umzustellen

Gewiß trieb Hitler in Einzelfragen der technischen Entwicklung (z. B. beim Bau schwerer Panzer mit langen Kanonenrohren). Zur gleichen Zeit aber hemmte seine Sucht nach höchster Qualität der Einzelwaffe (vgl. die „unsinkbaren" Schlachtschiffe „Bismarck“ und „Tirpitz“) und nach Vielzwecklösungen (vgl. Stuka M 210!) die Serienfertigung produktionsreifer Typen. Dann wieder stoppte Hitler erfolgversprechende Entwicklungen (Raketen) und wichtige Produktionen (Munitionsstops!) in der Ansicht, man brauche sie nicht mehr. Die Folgen trug die Truppe. Dem sowjetischen Panzer T 34 vermochte die deutsche Rüstungsproduktion über ein Jahr lang keinen gleichwertigen frontreifen Typ entgegenzusetzen. Lind was war das für ein Jahr!

Dieser Mangel an Ernst, Verantwortungsgefühl und Zielstrebigkeit in der obersten Führung hat der deutschen Wehrmacht mehr Schaden zugefügt als alle inneren Gegner Hitlers und seines Krieges zusammen. Fleiß, Sorgfalt, Opfermut des Volkes vermochten nicht wieder wettzumachen, was an höchster Stelle verdorben wurde. So trat das deutsche Ostheer seinen schicksalsschweren Weg in einer Stärke und Ausrüstung an, die'keineswegs das Optimum des Erreichbaren darstellten. Außerdem verfügte die 1400 Kilometer breite Angriffsfront mit ihren Schwerpunkten bei 6., 4. und 9. Armee über so wenig Reserven, daß ihr von Anfang an die notwendige Tiefe fehlte — ein Manko, das bei zähem Standhalten des Feindes den Erfolg der ganzen Operation in Frage stellen konnte und das tatsächlich sehr bald spürbar wurde.

Im Hinblick auf den entscheidenden politischen Endeffekt wogen aber alle diese folgenreichen Mißgriffe und Versäumnisse geringer als Hitlers feste Absicht, den Feldzug gegen die Sowjetunion außerhalb des Völkerrechtes zu stellen. Im Laufe des März 1941 gab der Diktator mehrmals seinen militärischen Mitarbeitern, dann am 30. März den versammelten Befehlshabern. und Stabschefs des Ostheeres unumwunden zu erkennen, daß er die bolschewistisch gesinnten, führenden Schichten in Sowjetrußland physisch vernichten und dadurch das Reich Lenins und Stalins endgültig zertrümmern wolle „Kommissarbefehl" vom 6. Juni 1941 und „Erlaß über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet . Barbarossa 1" vom 13. Mai 1941 haben ohne Zweifel die bolschewistische Widerstandskraft in schwerer militärisch-politischer Krise gestärkt, statt abschreckend und demoralisierend zu wirken. War schon der überfallartige Angriff auf die durch Verträge verbundene Sowjetunion ein verwerfliches Mittel bedenkenloser Machtpolitiker, so beluden die hier geforderten oder gutgeheißenen Kampfmethoden die deutsche Armee in den Augen der sowjetischen Nation und der zivilisierten Welt nun mit der Haftung für eine schändliche Blutschuld. Die Zahl der tatsächlich erschossenen oder auf andere Weise umgebrachten sowjetischen Kommissare und sonstigen Kriegsgefangenen ist dabei nicht ausschlaggebend, obwohl sie weit, weit unter dem liegt, was Hitler beabsichtigte. Daß aber diese Befehle und Erlasse, nicht zuletzt dank der gleichgültigen Passivität und Uneinigkeit der meisten militärischen Oberbefehlshaber, überhaupt Rechtskraft erhalten konnten, wurde entscheidend in einem Kriege, wo der Grundsatz: „Maß für Maß!“ sich verhärtete zu dem schrecklichen: „Auge um Auge, Zahn um Zahn. .

Hitlers Verbündete betrachteten das ganze Abenteuer nicht ohne Sorge. Der italienische Außenminister Graf Ciano schrieb am Tage vor dem Angriffsbeginn: „Die Idee eines Krieges gegen Rußland ist an und für sidt populär, insofern als der Zusantwenbrudt des Bolsdtewismus unter die bedeutsamsten Daten der tnensdtlidten Zivilisation gerechnet werden muß. Aber als Symptom gefällte er mir nicht, denn es fehlt ihm ein einsichtiger und überzeugender Grund: die durdtsdmittliche Deutung dieses Krieges ist, daß er ein , Faute de mieux'ist, der Versuch, einen Ausweg aus einer ungünstigen Lage zu ßnden, die sich anders als die Erwartungen entwidtelt hat. Wie wird der Verlauf dieses Krieges sein? Die Deutschen denken, daß alles in acht Wochen fertig sein wird, und das ist möglich, weil ihre militärischen Berechnungen immer riditiger waren als ihre politischen. Aber wenn dem nicht so wäre? Wenn das sowjetisdte Heer eine größere Widerstandskraft als die bürgerlichen Länder hätte, welche Reaktion würde das in den proletarisdten Massen der Welt hervorrufen?“

Die Sowjetunion hat sorgfältig alles vermieden, was Hitler Grund zu kriegerischem Konflikt gegeben hätte. Man fürchtete die deutsche Stärke. Und der kalte Rechner Stalin wollte trotz mehrfacher Warnungen an einen deutschen Angriff nicht glauben, weil ihm der Gedanke daran absurd erschien. Dies dürfte der Hauptgrund für das Gelingen der taktischen Überraschung am 22. Juni 1941 gewesen sein. Ein großer Teil der sowjetischen Armee und Luftwaffe lag in Grenznähe konzentriert, leicht faßbar für den mit aller Wucht geführten Angriff. (Wird in der nächsten Beilage fortgesetzt)

Politik und Zeitgeschichte

AUS DEM INHALT DER NÄCHSTEN BEILAGEN:

Dean Acheson: „Die Gefahr des Verhandelns mit Moskau"

Ernst Deuerlein: „Deutschland in Vorstellung und Aussage des Marxismus-Leninismus" George F. Kennan: „Friedliche Koexistenz"

Gerhard v. Mende: „Die Situation der Turkvölker in der UdSSR"

Theodor Schieder : „Die Ostvertreibung als wissenschaftliches Problem"

Wolfgang Schlegel: „Entwurf eines deutschen Geschichtsbildes in volks-pädagogischer Absicht"

Adlai Stevenson: „Das Wichtigste auch zuerst tun"

Karl C. Thalheim: „Die Wachstumsproblematik der Sowjetwirtschaft"

Hans Wenke : „Die Schule vor den Ansprüchen der Gegenwart" * * * i „Wer ist wer" und „Was war wann" in China

Fussnoten

Fußnoten

  1. H. Greiner a. a. O. S. 336.

  2. Im Auszug abgedruckt bei H. A. Jacobsen: . Der Zweite Weltkrieg'a. a. O.

  3. Die Skepsis scheint sich nicht auf Thomas beschränkt zu haben. Gen. d. Inf. a. D. W. Buhle berichtet, Gen. v. Sodenstern habe während der Plan-spiele der H. Gr. Süd im Januar 1941 zu ihm gesagt: „Seid ihr euch eigentlich im klaren, daß nunmehr dieser Krieg verloren ist?“ (Protokoll des Kolloquiums der „Europäischen Publikation e. V.'v. 17. 4. 1956).

  4. Dok. PS 1456 Bl. 25 (Fotokopie im Institut f. Zeitgeschichte — München).

  5. H. Greiner a. a. O. S. 340.

  6. H. Greiner a. a. O. S. 364 f.

  7. Halder Tgb. 28. 3. 41.

  8. KTB AOK. 2. 5. 1941. (Dok. NOKW 1889 — Fotokopie im Institut für Zeitgeschichte — München) — Für Fm. v. Rundstedts Antrag vgl. KTB H Gr. Süd v. 27. 3. 41 (Dok. NOKW 3432).

  9. Halder Tgb. 23. 6. 41.

  10. Mitteilung von Gen. A. Heusinger vom 9. 9. 52 an Vers. — .Die Erfüllung zweier wesentlicher Vorbedingungen für die schnelle Beendigung des Feldzuges war jedoch nunmehr in Frage gestellt: die Ausschaltung der im Südteil des Kriegsschauplatzes befindlichen starken Feindkräfte und der Zwang für die feindliche Wehrmacht, sich bei Moskau dem Entscheidungs-kampf zu stellen. Damit begann Hitler die Grundlagen seiner strategischen Konzeption, die Sowjetunion handlungsunfähig zu machen, bevor die West-mächte eingreifen konnten, anzutasten.“ (Mitteilung von Gen. Oberst a. D. G. Heinrici *. 20. 2. 53 an Vers.)

  11. A. Philippi a. a. O. S. 23.

  12. A. Philippi a. a. O.

  13. Mitteilung v. Gen. d. Inf. a. D. G. Blumentritt an Vers. — Nadi Müller-Hillebrand (a. a. O. Bd. II) standen 8 Div. in Norwegen, 38 Div. in Westeuropa, 7 Div. in Südosteuropa, 2 Div. in Nordafrika, 1 Div. im Reichsgebiet, zus. 56 Div.

  14. K. v. Tippelskirch a. a. O. S. 174.

  15. vgl. Fm. v. Kleist und Fm. v. Rundstedt zu Liddell Hart (a. a. O. S. 305 f und 318.

  16. Aus dem Kriegstagebuch des Wehrmachtführungsstabes: „Chef WFSt teilt Chef L folgendes mit: 1. Der Führer wünsche die studienmäßige Bearbeitung eines Aufmarsches gegen Indien im Anschluß an die Operation . Barbarossa'" (KTB WFSt. v. 17. Februar 1941, zit. bei H. A. Jacobsen a. a. O.) — Halders Entwurf v. 7. 4. 1941 (am Tage nach dem Angriff auf Griechenland und Jugoslawien) für die Umorganisation des Heeres nach Abschluß des Ostfeldzuges: Westeuropa: 6 mot., 24 Inf. Div.; Nordeuropa: 2 Geb. Div., 6 Inf. Div; Osteuropa: 6 Pz„ 6 mot., 2 Geb., 20 Inf. Div.; Südosteuropa: 6 Inf. Div.; Operationsgruppe Spanien-Marokko: 3 Pz., 2 mot., 2 Inf. Div.; Operationsgruppe Nordafrika-Ägypten: 6 Pz., 2 mot. Div.; Operationsgruppe Anatolien: 6 Pz., 4 mot., 4 Inf. Div.; Operationsgruppe Afghanistan: 3 Pz., 4 mot., 6 Geb., 4 Inf. Div. (Halder Tgb. 7. 4. 41) — Weisung Nr. 32 v. 11. 6. 41.: „Nach der siegreichen Beendigung des Ostfeldzuges ... können der Wehrmacht für den Spätherbst 1941 und den Winter 1941/42 folgende strategische Aufgaben erwachsen ... 2. Fortsetzung des Kampfes gegen die britische Position im Mittelmeer und in Vorderasien durch konzentrischen Angriff, der aus Libyen, aus Bulgarien durch die Türkei und unter Umständen auch aus Transkaukasien heraus durch den Iran vorgesehen ist ..." (OKW/WFSt/Abt. L (I Op) Nr. 448 86/41 v. 11. 6. 41 — Dok. PS 1799— 33/35).

  17. Die deutsche Rüstungsproduktion erreichte 1941: 35°/o, 1942: 51 %, 1943: 80%/0 ihres Höchststandes im Jahre 1944. Bei der britischen waren es 1941: 59%, 1942: 83 %, 1943: 100%; bei der sowjetischen 1941: 53 %, 1942:

  18. Vgl.den Einführungstext des Vers, zu-: „Der verbrecherische Befehl" (Beilage XXVII/57 zu Wochenzeitung: „Das Parlament“ vom 17. 7. 57, S. 431 ff).

  19. Wortlaut s. a. O. S. 441 u. 446.

  20. G. Ciano: „Tagebücher“ Bern 1947, S. 336 f.

Weitere Inhalte